Ypsilon Sondernummer

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sei so frei Solidarität statt Glück Entwicklungspolitik. Was für Europa gilt, muss weltweit Geltung haben. Denn alles, was uns in Europa lieb ist – Wohlstand, Sicherheit und Demokratie –, ist langfristig nur aufrechtzuerhalten, wenn es gelingt, die mangelnden Lebensperspektiven in den Entwicklungsländern zu entschärfen. Die Zunahme gescheiterter Staaten sowie die ökologischen Risiken, allen voran die Klimaerwärmung, fordern uns heraus. Was einmal nationale, innenpolitische Aufgaben waren – die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Wohlfahrt, Friedenssicherung, Umweltschutz oder die Einhaltung der Menschenrechte –, verlangt heute „weltinnenpolitische Anstrengungen“ (© Peter Niggli, Alliance Sud). Die zentrale Aufgabe der Politik ist, für den Zusammenhang der einzelnen Maßnahmen zu sorgen. Entwicklungspolitik darf nicht durch eine gegenläufige Wirtschafts-, Handels-, Agraroder Außenpolitik konterkariert werden. Das EU-Parlament fordert daher eine Abkehr von der aggressiven EUHandelsliberalisierungspolitik und eine Agrarpolitik, die nicht der Nahrungsmittelsicherheit in den Entwicklungsländern zuwiderläuft.

Gerhard Pührmayr (46), Tischler,

Auf das Glück Einzelner lässt sich keine Gemeinschaft bauen

Zwei von drei Europäerinnen und Europäern unterstützen, dass die EU ihre Zusagen für eine Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttonational­ produkts bis 2015 einhält. Die Bilanz der Millenniums-Entwicklungsziele fällt aber sehr gemischt aus. Schuld daran sind auch die EU und viele Mitgliedsstaaten, deren Aktivitäten unambitioniert waren und die teilweise sogar ihre Hilfe zurückschrauben. Österreich gehört zu den EZASchlusslichtern, und die Mittel werden weiterhin gekürzt – ein Skandal und moralisches wie wirtschaftliches Armutszeugnis für eines der reichsten Länder der Welt. Dem griechischen Komödiendichter Menander (342–290 v. Chr.) wird das Zitat zugeschrieben: „Wenn alle Menschen sich immer gegenseitig beistünden, dann bedürfte niemand des Glücks.“ Recht hat er, der alte Grieche, die sozialen Ver-

Ulrike Lunacek. Die Autorin ist Europasprecherin der Grünen, Europaabgeordnete und außenpolitische Sprecherin der Grünen/EFAFraktion im Europaparlament.

Spenden SEI SO FREI Entwicklungspolitische Aktion der Katholischen Männerbewegung Hypo Oberösterreich BLZ 54.000, Kto.-Nr. 397562 IBAN AT93 5400 0000 0039 7562 BIC OBLAAAT2L Danke! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.

Bildung befreit

Durch persönliche Gespräche konnte die KMB-Gruppe 30 Waldbesitzer gewinnen, die zumindest einen Baum zur Verfügung stellten. Freiwillige Helfer übernahmen die Fällarbeiten und Vermarktung der gespendeten Bäume. Dank der großzügigen Unterstützung der Bevölkerung konnten so 7.500 Euro dem Projekt von Janira Souza de Franca in Brasilien zur Verfügung gestellt werden.

In Guatemala sind 60 Prozent der Menschen Analphabeten und viele Kinder hungern. SEI SO FREI ermöglicht verschiedene Schulprojekte – denn Bildung ist ein Schlüssel gegen Armut. Unsere Organisation ADICO organisiert seit fünf Jahren eine tägliche Schuljause für mehr als 200 Schülerinnen und Schüler in den Bergen. Ihre Spenden aus Österreich machen es möglich. Ein Euro ist in Guatemala das Vierzigfache wert. Danke!

Foto: SEI SO FREI Linz

Ein Baum für das Leben

Mayra Orellana, Geschäftsführerin von

sei so frei ­Helfenberg OÖ

werfungen im neuen Griechenland zeigen es: Auf das Glück Einzelner lässt sich keine Gemeinschaft aufbauen – und noch weniger eine Welt, in der jeder und jede eine Chance für ein menschen­würdiges Leben erhält.

ADICO (Guatemala)

Sonderausgabe | 2012/2013 13


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