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Seit 1976 wohnen die Lambsdorffs in dem Reetdachhaus in Othmarschen
Matthias Graf Lambsdorf, Kaufmann und Politiker
„Bildung ist das Kapital der Zukunft“ Die Familien der Grafen Lambsdorff bekennen sich traditionell zur FDP. Heute nicht anders als zu Zeiten Otto Graf Lambsdorffs, der die wirtschaftlichen Geschicke der Republik von 1977 bis 1984 als Bundeswirtschaftsminister leitete. Matthias Graf Lambsdorff ist sein Neffe. Zwar findet sich der Name „Lambsdorff“ los sein, denn nur das würde garantieren, heute nicht mehr im illustren Kreis der Bun- dass die Kinder wirklich die Bildung erhieldesminister, seine Nachkommen treten ten, die nötig sei. „In 20 Jahren,“ sagt Mattrotzdem für die Farbe Gelb ein. Wie sein thias Graf Lambsdorff, „wird Bildung das Neffe Matthias Graf Lambsdorff, der im einzige sein, was wir aufstrebenden NatioLandesvorstand Hamburg den letzten Wahl- nen wie China entgegensetzen könnten.“ kampf aktiv mitgestaltet und die nötigen Kinder, das ist überhaupt ein Thema, über das er lange reden könnte. Für seinen Sohn, Spendengelder eingeworben hat. Dass die FDP den Einzug in den Senat im einen Nachzügler, der 25 Jahre nach seinem Halbbruder auf die Welt Endspurt mit lediglich 1900 fehlenden Stimmen „... Kitas und Vorschulen kam, hat er letztlich auf eine weitere politische verpasste, empfand er sollten kostenlos sein...“ Kariere in Hamburg verwohl ähnlich wie ein zichtet. Heute ist er nur Langstreckenläufer, der sich seinem Gegner mit einer hundertstel noch im Bezirksvorstand der Altonaer FDP Sekunde Differenz geschlagen geben muss. aktiv. Und als stellvertretender Vorsitzender Aber Vergangenheit ist Vergangenheit und der „Schlitzohren“ – ein 1979 gegründeter lange über sie zu parlieren ist die Sache die- Verein, der bedürftigen Kindern weltweit ses Mannes nicht. Im cognacfarbenen An- hilft. Credo des Vereins: Die Hilfe kommt zug, der perfekt zu Stil und Einrichtung des direkt und ohne Umwege an. Unter den Othmarscher Reetdachhauses passt, spricht Unterstützern finden sich so prominente Naer lieber über die Zukunft und das, was sich men wie der von Sabine Christiansen, Mario seiner Meinung nach verändern muss. Bei- Adorf oder Thomas Gottschalk. Graf Lambsspielsweise, dass er die Auszahlung von El- dorff selbst arbeitet beispielsweise eng mit tern- oder Kindergeld an die Erziehungsbe- Eckart von Hirschhausen zusammen. rechtigten für einen falschen Weg halte, weil Auch beruflich hat der Mann genug um die den Kindern selbst damit nicht geholfen Ohren: Als Agenturinhaber von Jacques würde. Stattdessen sollten lieber Kitas, Vor- Wein-Depot – von seinen vier Depots ist das schulen oder auch das Mittagessen kosten- in Osdorf das größte Deutschlands – muss er
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sich um deren laufenden Betrieb kümmern. Das Restaurant „Lambert“ an gleicher Stelle hat er erfolgreich an seinen ehmaligen Küchenchef verpachtet. Und als Geschäftsführender Gesellschafter der Gourmetfriends Ltd. produziert und vermarktet er exklusive Lebensmittel aus aller Welt. Echter Erfolgsartikel sind unter anderem die selbst entwickelten „Wasabi-Boules“. An seiner Arbeit schätzt er vor allem seine Selbstständigkeit. Entscheiden zu können, was er wann tut. Was auch heißen kann: Einfach das stilvolle Reetdachhaus zu genießen. Mit dem Dackel hinter Rosensträuchern im Garten zu sitzen. Oder mit mäßigem Erfolg zu versuchen, seinen Jüngsten im Tennis zu schlagen. Autor: patricia.schroeder@kloenschnack.de
ZUR PERSON Matthias Graf Lambsdorff, Jahrgang ‘52, arbeitete nach einem Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften und sechs Jahren Bundeswehr als Marketing- und Vertriebsleiter einer Tochtergesellschaft von VW in Brasilien. Weitere Stationen in deutschen Unternehmen folgten, bis er 1991 Agenturinhaber von Jacques Wein-Depot wurde. Graf Lambsdorff ist Vorstandsmitglied des „Verbandes des Lebensmitteleinzelhandels in Hamburg“ und Mitveranstalter der Hirschparkrunde. Der Vater von zwei Söhnen lebt mit seiner Ehefrau in Othmarschen.