Hamburger Klönschnack - Juli '12

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Ebenso emsig wie fachkundig filetiert Andreas Gideon den derzeit angesagten Matjes

Andreas Gideon, Fischhändler

Zwischen Dorsch und Dorade Vermutlich leben nur wenige Geschäftsleute ihren Beruf so intensiv wie Andreas Gideon. Der Grund hierfür liegt in seinem Fleiß, seiner Liebe zur Materie und dem Können. All das gipfelt im Erfolg.

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inen Experten wie den Fischmann Andreas Gideon wünscht sich der Kunde auch in anderen Geschäften. Denn so fachkundig wie der gelernte Koch und studierte Hotelkaufmann sprechen nur wenige über ihre Ware, die sie ihren Kunden einpacken. Wobei das Thema Fisch zu den eher schwierigen gehört. Umweltschützer erheben angesichts schwindender Bestände mahnend den Zeigefinger. Fischer stöhnen über Fangquoten. Und der Konsument fürchtet die Gräte im Filet wie der Fischdampfermatrose eine verschlossene Kneipe. Wie gut das Ehepaar Andreas und Nathalie Gideon trotz aller Widrigkeiten ihr Metier beherrscht, beweist die häufig bis auf die Straße reichende Menschenschlange. „Ich sage meinen Angestellten immer, dass diese Schlange für uns ist wie der Applaus für den Schauspieler“, so der Geschäftsmann. Tatsächlich beweisen die geduldig wartenden Kunden, nicht nur an klassischen Fischtagen, wie sehr sie die Qualität des kleinen Geschäftes schätzen. Und nicht nur sie,

auch führende Hotels der Stadt werden von Andreas Gideon regelmäßig beliefert. Aus Gründen der Diskretion behält der 47-Jährige die Namen der noblen Häuser für sich. Jahrzehntelang führte Georg Vespermann das Blankeneser Fischhuus. Aus einem eher beiläufig dahergesagten „Sag mal Bescheid, wenn du aufhörst“, wurde dann vor rund zehn Jahren die Übernahme des Geschäftes. Der Erfolg hat seinen Preis. An zwei Tagen der Woche klingelt im Hause Gideon bereits morgens um 3 Uhr der Wecker. An den übrigen Tagen ist es kaum später, außer montags, dann bleibt das „Blankeneser Fischhuus“ geschlossen. Wenn die Kunden sich noch Gedanken über den Spätfilm machen oder die „Tagesthemen“ verfolgen, geht bei Andreas Gideon das Licht aus. „Für uns bedeutet jeder Tag harten Kampf“, sagt der gebürtige Hamburger. Stetig steigende Preise und kritische Kunden machen das Geschäft mit dem Fisch nicht einfacher. Ein Fischmann sei wie ein Arzt, sagt Gideon. „Er muss das Vertrauen

besitzen.“ Mit Qualität, Frische, konsequenter Handarbeit und dem Verzicht auf Farb- oder andere schönende Stoffe hat sich das Ehepaar Gideon dieses Vertrauen erarbeitet. Dabei blickt Andreas Gideon über den Tellerrand des Fischangebotes weit hinaus. Wie Umweltschützer kritisiert er die Fabrikfischerei, die „Raubritter der Meere“ und die Fleischindustrie, Abnehmer riesiger Mengen von Fischmehl. Kunden, die im kleinen Fachhandel kauften, „sind auf der sicheren Seite“, sagt der Geschäftsmann, ein Experte in Sachen Fisch. Autor: helmut.schwalbach@ksv-hamburg.de

ZUR PERSON Andreas Gideon übernahm vor rund zehn Jahren gemeinsam mit Ehefrau Nathalie das traditionsreiche „Blankeneser Fischhuus“. Der 47-jährige Geschäftsmann absolvierte neben einer Kochlehre eine Hotelfachschule in der Schweiz. Nach Stationen in Würzburg, München und Berlin war Andreas Gideon bei Gerresheim für den Veranstaltungsbereich zuständig. Er betreibt in Hamm ein zweites Fischgeschäft.


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