28 Restaurator_kloen 24.10.13 12:41 Seite 28
K U LT U R Matthias Brune in seiner Werkstatt. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er nie bereut. Die Zahl der Objekte, an denen er seit 1984 gearbeitet hat, übertrifft die eines einzelnen Museums bei weitem.
Restauration
Mehr als ein Handwerk Museen, Sammler, Galeristen, Versicherungen – sie alle vertrauen auf den Restaurator Matthias Brune, wenn es um Gemälde und Skulpturen geht. Ein Werkstattsbesuch in Ottensen.
Klönschnack 11 · 2013
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in angenehmer Raum. Dielenboden, hell, gut temperiert mit Heizung und klassischer Musik. Allerdings riecht es nach Räucherware, nach Mettwurst ... Wir haben gerade einen Brandschaden reinbekommen“, sagt Restaurator Matthias Brune und deutet auf einen Tisch. Dort liegt eine angesengte mediterrane Landschaft. „Die Feuerwehr hat das Bild geborgen und dabei vorsichtshalber ein Loch reingetreten“, bemerkt Brune. „Dazu kommen Rußaufschlag, eine Verbräunung des Firnisses und tausende von kleinen Brandblasen, die das Bild zu einem Totalschaden machen – eigentlich.“ Wenn sich Brune mit dem Eigentümer einig
wird, könnte das Werk die Werkstatt trotz Brand als „erfreulicher Anblick“ wieder verlassen. Das mag angesichts des Zustandes wie Hexerei erscheinen, aber es ist das Gegenteil. Der Beruf des Restaurators ist mehr denn je zu einer Profession mit wissenschaftlicher Grundlage geworden. Allein die Länge der Ausbildung verdeutlicht dies: Matthias Brune erlernte nach einem Schlüsselerlebnis in einem Museum zunächst den Beruf des Tischlers. Danach absolvierte er eine dreijährige restauratorische Grundausbildung und anschließend eine zweieinhalbjährige Fachausbildung mit Spezialisierung auf Skulptur und Gemälde im Stuttgarter Landesmuseum. Seit
1984 arbeitet er selbstständig in seiner Geburtsstadt Hamburg. „Das ist de facto kein Handwerksberuf“, erklärt er. „Wir müssen uns ständig in den Naturwissenschaften wie Physik und Chemie weiterbilden, neue Untersuchungsmethoden lernen.“ Seminare und Tagungen stehen ebenso auf dem Programm wie die Lektüre von Fachliteratur und die Zusammenarbeit mit Universitäts-Absolventen der Fachrichtung. Das Ergebnis dieser Qualifikationen ist zunächst Sorgfalt. Der Zustand des Bildes wird untersucht und dokumentiert. Erfasst wird die Epoche, der Künstler, das Umfeld des Künstlers, die Historie des Bildes und vieles mehr. Anschließend erstellt Matthias Brune ein Restaurierungskonzept, das alle Arbeitsschritte aufführt und auch einen Preis. Der kann bei einer Reinigung wenige Hundert Euro betragen, bei schweren Schäden aber auch in die Tausende gehen. Die Arbeit selbst ist filigran. Werkzeuge sind Pinsel, Tupfer, Skalpelle, Schwämmchen ... „Es wird mehr Kunst durch falsche Behandlung vernichtet, als durch den Zahn der Zeit“, konstatiert Brune und betrachtet eine nachträglich angepinselte ägyptische Figur. Der Beruf ist nicht geschützt. Jeder begabte Laie kann sich Restaurator nennen. Neben der Arbeit in der Werkstatt bietet Matthias Brune Beratungsdienste an. Er taxiert Kunstwerke vor Auktionen, berät Galerien und Sammler über Lagerung und Werterhalt, prüft Zustand ebenso wie Echtheit. Reich ist er damit, wie die meisten seiner Kollegen, nicht geworden. „Die Beschäftigung mit Kunst ist schön“, konstatiert er. „Die Bezahlung steht da nicht immer im Vordergrund.“ www.brune-restaurator.de Autor: tim.holzhaeuser@ksv-hamburg.de
ZUR PERSON Matthias Brune Der Familienvater wurde 1951 in Hamburg geboren und ist hier seit 1984 tätig. Nach einem steinigen Start gehört Brune heute zu den angesehensten Restauratoren Hamburgs. Das Internationale Maritime Museum zählt ebenso zu seinen Kunden wie Kirchen (St. Michaelis) und führende Galeristen.