12 Mensch_kloen 23.08.10 12:53 Seite 12
Täglich mindestens zwei Stunden unterwegs: Kangals brauchen viel Bewegung
Elisabeth von Buchwaldt
Die Hüterin der Kangals Ein Hund, groß und kräftig wie ein Bär. Mit Augen, so selbstbewusst und gelassen, als gehöre ihm die Welt. Daneben eine Frau, zierlich, gut aussehend, souverän: Elisabeth von Buchwaldt und ihr Kangal, der Herdenschutzhund „Python“.
Klönschnack 9 · 2010
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ber 20 Jahre ist es her, dass die gebo- klärt Elisabeth von Buchwaldt, seien Kanrene Brasilianerin „ihren Kangals“ gals keine Agressoren, sondern Wächter, die das erste Mal begegnete. Irgendwo erst dann angreifen, wenn ihr Territorium bei einem Spaziergang in Ost-Anatolien oder ihre Schutzbefohlenen bedroht würstanden sie plötzlich auf einer Anhöhe und den. In ihrer Heimat – rund um den Ort signalisierten ihr: „Hier ist unser Gebiet. Du Kangal in Anatolien – bewachen sie fast augehst besser nicht weiter.“ Dabei wirkten sie tark riesige Schafherden. keineswegs aggressiv, strahlten stattdessen Dass die Hunde in den letzten Jahren ihren Dornröschenschlaf beselbstverständliche Auendet haben und vor torität aus. „Wie Löwen Tierschutz heißt, allem in ihrer Heimat in der Steppe“ sagt Elipraktisch zu helfen. mehr und mehr Aufsabeth von Buchwaldt. merksamkeit finden, Als sie ihren Freunden von der Begegnung erzählt, sind die ent- ist letztlich der Frau aus Deutschland zu versetzt. Sie solle dort nicht wieder hingehen, danken. Um den Hund populärer zu madie Hunde seien gefährlich, Herdenschutz- chen, hob die multikulturelle Frau, die sechs hunde, die alles angreifen würden, was ih- Sprachen fließend und Türkisch im Ansatz nen zu nahe kommt. Die zierliche Frau spricht, in seiner Heimat unter anderem das schlägt die Warnungen in den Wind. Am Kangal-Festival aus der Taufe. nächsten Tag ist sie wieder auf der Anhöhe, Auch sonst engagiert sie sich: „Beispielsweiam übernächsten auch. Bringt den Tieren et- se konnten wir die Population während eiwas zu Fressen mit, bis sie und die Kangals ner Tollwutepidemie durch ein umfangreiches Impfprogramm schützen.“ Dazu reiste beste Freunde sind. Eine Affinität, die bis heute andauert. Die sie mit dem Tierarzt Wolfgang Brueske viele Reitanlage am Falkenstein, auf der sie mit 100 Kilometer durch das Land, nahm beihrem Mann Achaz von Buchwaldt lebt, ist schwerliche Fußmärsche in Kauf, störte sich auch das Heim dreier Kangals. Gut einge- nicht an Hitze und Staub. Unter Hundezüchzäunt bietet es hinreichend Platz für den Be- tern der Türkei ist Elisabeth von Buchwaldt wegungsdrang der Hunde, die ihre Wesens- seither fast so etwas wie eine Legende. prüfung alle mit einem „Sehr gut“ bestanden Die Kehrseite der Popularität: Immer mehr haben. Im Gegensatz zu Kampfhunden, er- Tiere dienen ihren Besitzern zur Selbstdar-
stellung oder werden in Hundekämpfen aufeinandergehetzt. Allein nach Deutschland, so Elisabeth von Buchwaldt, würden pro Jahr etwa 100 Kangals illegal eingeführt. Als freie Steppen- und nicht als Haushunde geboren, brauchen die jedoch viel Platz, viel Zeit und eine sensible, aber feste Erziehung. Das können die meisten Besitzer nicht bieten, und so fallen ihnen die Kangals früher oder später zur Last. Gemeinsam mit Eleonore Rösner hat Elisabeth von Buchwaldt deshalb die Pflegestation „Kangals in Not“ gegründet, um wenigstens in den schlimmsten Fällen helfen zu können. Und was sagt ihr Mann, der Springreiter Achaz von Buchwaldt, zu so viel Engagement? „Er akzeptiert die Hunde, so wie ich seine Pferde akzeptiere“, sagt die dunkelhaarige Frau mit einem feinen Lächeln. Kennengelernt haben die beiden sich übrigens bei der Vorbereitung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko, er wollte für Deutschland, sie für Brasilien starten. www.www.sivas-kangal.de Autor: patricia.schroeder@kloenschnack.de
ZUR PERSON Elisabeth von Buchwaldt geboren in Rio de Janeiro, aufgewachsen in São Paulo. Mehrere Jahre Internatsaufenthalt in Lausanne, Schweiz. Studium der Philosophie und Psychologie. Seit 41 Jahren mit dem Springreiter Achaz von Buchwaldt verheiratet, zwei Töchter und fünf Enkelkinder.