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Mythos Toplitzsee
Foto: Steiermark Tourismus / Gery Wolf
Vor 50 Jahren begann die Suche nach dem Nazi-Raubgut. Geld, Gold, Schmuck und geheime Konten in der Schweiz.
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Eine weitere Tauch-Expedition soll den Nazi-Schatz endlich heben.
Steirisches Salzkammergut: Bei Kriegsende „Fluchtziel Alpenfestung“ und Schatzinsel.
Nazis bunkerten tausende gestohlende Gemälde im Salzbergwerk – von Michelangelo bis Rembrandt.
„Die Fälscher“ österreichischer Film – nominiert für den Oscar. Handelt von „Operation Bernhard“, dem größten Geldfälschungsprojekt der Nazis.
In den Tiefen des Toplitzsees im steirischen Salzkammergut endete in den letzten Kriegstagen Anfang Mai 1945 das Fälscherunternehmen Bernhard. Millionen gefälschter englischer Pfundnoten, in Kisten verpackt, angeblich auch Schmuck, Goldbarren, Geheimakten mit Nummernkonten in der Schweiz versenkte ein Kommando im 100 Meter tiefen Toplitzsee. Wie überhaupt höchste Nazi-Offiziere auch andere Kunstschätze im Salzkammergut versteckten. Gleichsam für die Zeit danach. Heuer ist es 50 Jahre her, seitdem die ersten privaten Schatzjäger den Toplitzsee heimsuchten. Einige waren erfolgreich, doch Gerüchte um ungehobene, hochbrisante Dokumente, die der See noch nicht freigegeben hat oder die bei Nacht und Nebel abtransportiert wurden, wollen nicht verstummen. Bad Aussee und das Salzkammergut waren zum Kriegsende 1945 ein Sammelbecken für NS-Größen, Mitglieder faschistischer Regierungen geworden. Ein unvorstellbares Chaos herrschte beim Untergang des „Tausendjährigen Reichs“.

Die meisten glaubten in der „Alpenfestung“, die ein reines Fantasieprodukt war, sicher zu sein. Nicht zuletzt deshalb, weil Bad Aussee Lazarettstadt war und daher kaum Gefahr bestand, von den Alliierten bombardiert zu werden. Dorthin ließen die Bonzen ihre gestohlenen Kunstwerke, Diamanten, Gold und ihre Familien in Sicherheit bringen. Im Jänner 1944 ließ Hitler im Altausseer Salzbergwerk ein bombensicheres Depot für Kunstschätze anlegen, die in ganz Europa von den Nazis gestohlen worden waren. Es handelte sich dabei um einzigartiges Kulturgut. Ende des Jahres 1944 bis Anfang 1945 lagerten –mit Eisenbahnzügen herangebracht – rund 7.000 Kunstwerke, antike Möbel, Juwelen und Skulpturen im Salzkammergut. Darunter waren Werke wie „Die Bauernhochzeit“ von Peter Breughel dem Älteren, von Albrecht Dürer, Rubens, Rembrandt, Raffael, Michael Angelo, Tintoretto, Tizian, aber auch der berühmte Genter Altar. Als klar war, dass der Krieg und auch sie selbst verloren waren, wollte die Nazi-Führung die unterirdischen Depots sprengen lassen, doch mutige Männer widersetzten sich diesen PanikBefehlen der letzten Stunden. Nach dem Krieg wurde das Raubgut von den Amerikanern den ursprünglichen Eigentümern wieder rückerstattet. Dennoch sind Millionenwerte unterwegs „verloren“ gegangen und bis heute nicht mehr aufgetaucht.

Für immer vergraben und versenkt?
Mehr Gold als in der Wiener Schatzkammer jemals gehortet war, brachten die flüchtenden
MYTHOS TOPLITZSEE
Nazis und deren Freunde in die Region um Bad Aussee. Egal, ob es sich um Adolf Eichmann, Ernst Kaltenbrunner oder andere Nazi-Schergen handelte –sie hatten in ihrem Gepäck Hunderte Kilogramm Gold, in Barren, Münzen oder auch gewaltige Geldsummen. Wo diese Dinge wirklich versteckt wurden, darüber gibt es keine wirklich gesicherten Daten. Bis heute halten sich Gerüchte,
SEE WAR MIT PFUNDNOTEN BEDECKT
Als im September 1939, wenige Tage nach Kriegsausbruch, britische Flugzeuge gefälschte Zweimarkscheine und Lebensmittelkarten über Deutschland abwerfen, wird im SS-Sicherheitshauptamt der abenteuerliche Plan geboren, gefälschte Pfundnoten herzustellen! * Als die ersten Noten fertig sind und man sie nicht von echten unterscheiden kann, beschließt die SS, mit dem Geld die britische Währung zu zerstören. Aber erst 1942 wird der Entschluss gefasst, die Noten tonnenweise herzustellen. * Als alles verloren schien, landeten die Nazis ihren verwegensten Schlag. Aus dem Reichssicherheitshauptamt, aus Gefängnissen, Spelunken, Bordellen taten sie sich zum größten Fälscherunternehmen aller Zeiten zusammen: 350 Millionen falsche englische Pfund sollten die Währung des Feindes zusammenbrechen lassen.

* Ausgesuchte jüdische Häftlinge mussten das Falschgeld im Konzentrationslager Sachsenhausen herstellen. Leiter der Herstellung war der SS-Hauptsturmführer Krüger, nach dessen Vornamen dieses Fälscherunternehmen „Bernhard“ benannt wurde.
* Bevor die Massenherstellung beginnt, wird ein Vertriebsnetz aufgebaut. SS-Obersturmführer Dr. Willy Fröben, Leiter der Spionagedienststelle Innsbruck, findet bald den besten Mann dafür: Fritz Schwend, einen ehemaligen Mechaniker aus Württemberg, der durch eine geschickte Heirat und eine reiche Tante seiner Frau zu etwas Vermögen gekommen ist, der über eine große Erfahrung im Devisengeschäft verfügt, glänzende Auslandsverbindungen hat und über eine eingespielte Mannschaft ihm ergebener Agenten verfügen kann. Schwend wird ein Koffer mit 500.000 Pfund aus der ersten SS-Falschgeldproduktion übergeben. Er soll überall im neutralen Ausland Versuche machen, die „Blüten“ abzusetzen. * Als es ihm schließlich noch gelingt, mit Hilfe des Wehrmachtshauptmanns Hartmann den jugoslawischen Partisanen Waffen abzukaufen, herrscht in der Villa „Rosemarie“ in Abbazia – hier ist Schwends Hauptquartier – großer Jubel. * Gefälschte britische Pfundnoten spielten im Zweiten Weltkrieg auf vielen Schauplätzen eine wesentliche Rolle. Diese „Blüten“ waren so gut, dass sich sogar der Meisterspion „Cicero“ in Ankara ahnungslos damit bezahlen ließ. * In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges hatte Ernst Kaltenbrunner, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, den wahnwitzigen Plan, in der „Alpenfestung“ den aussichtslosen Krieg weiterzuführen. Als Finanz-, Wirtschafts- und Versorgungsminister für dieses Restdeutschland war der gerissene Abenteurer Friedrich Schwend vorgesehen. Schwend hatte jahrelang mit bestem Erfolg Millionen falsche britische Pfundnoten in echte Werte umgetauscht. Im Januar 1945 verließen die 140 ausgesuchten Häftlinge Sachsenhausen und landeten schließlich mit ihren Druckmaschinen und dem Material in Redelzipf, einem kleinen Ort in Oberösterreich. Hier sollte die neue Notenfabrik der Festung Alpenland entstehen. Quelle: Aus der „Stern“-Serie „Geld wie Heu“ (1959)
F oto:Aus dem Buch „Hitlers Geldfälscher“ von Lawrence Malkin

F oto:Aus dem Buch „Hitlers Geldfälscher“ von Lawrence Malkin

F oto:Jat Jürgen Olczyk


F oto:Jat Jürgen Olczyk
Beim Retuschieren

Sorowitsch (Karl Markovics, rechts) und Zilinski (Andreas Schmidt, links) beim Fälschen der Pfundnoten
Burger (August Diehl, links) und Sorowitsch (Karl Markovics, 2.v.l.) bei der Arbeit in der Fälscherwerkstatt
Die Druckmaschinen laufen
dass etliche der Großen wie Hitlers Mann aus Budapest Kurt Becher, SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny, faschistische Führer der Slowakei ihre geraubten Reichtümer zum Teil vergraben oder versenkt haben. Viele von ihnen wurden verhaftet, später hingerichtet, hatten daher nie mehr die Chance, dorthin zurückzukehren. Auch deren Schicksale tragen dazu bei, dass der Mythos Toplitzsee ewig leben wird.
So endete Unternehmen Bernhard*
In den letzten Kriegswochen versuchten die Nazis zu retten, was zu retten war, und dabei vor allem Gold, Geld, Schmuck und Kunstwerke. Ganz oben auf der Liste standen auch die Zigmillionen gefälschter Pfundnoten. Diese und die dazugehörigen Maschinen wollte man für die Zeit danach verwahren und brachte sie ins Salzkammergut. Von Ebensee führt die Hauptstraße weiter durch die Berge, über die über 1.000 Meter hohe Potschenhöhe nach Bad Ischl und von dort weiter nach Bad Aussee. Von diesem Ort geht eine gewundene Straße nach links zunächst zum Grundlsee und schließlich zum Toplitzsee.
Marineversuchsstation
Beide werden vom Schmelzwasser und aus unterirdischen Quellen des Toten Gebirges gespeist. Der kleinere und abgelegenere Toplitzsee ist im Grunde eine mit Wasser gefüllte Schlucht, etwa zwei Kilometer lang und so tief, dass Londons Big Ben dort hineinpassen würde. Damit war der See geradezu prädestiniert dafür, U-Boot-Ausrüstungen wie Torpedos und die deutschen Raketen zu testen. Diese unter Wasser startenden Geschosse wurden später von den amerikanischen Siegern zu den Atomraketen weiterentwickelt, die heute auf Polaris-U-Booten stationiert sind.
In Redl-Zipf, der vorletzten Station der Verlegung der Fälscher-Werkstatt, wurden vier schwere Lancia- und Mercedes-Lkws mit fünf bis zehn Tonnen Nutzlast beladen. Weitere folgten später. Mit ihnen wurden die zerlegten Maschinen des Unternehmens Bernhard, möglicherweise SS-Akten und die sargförmigen Kisten mit dem Falschgeld transportiert, von denen jede Banknoten im Wert von etwa 200.000 Pfund enthielt. Am 2. oder 3. Mai rollten die Lkws im Schneckentempo nach Süden. Einige kamen nur bis Ebensee, wo ein Teil der Ladung im Traunsee

versenkt wurde. Andere krochen über den verschneiten Pass bis zum Toplitzsee, wo in Blech eingeschlagene Kisten ins Wasser gelassen wurden. Daran befestigte Seile band man an hohle Raketengehäuse, die knapp unter der Wasseroberfläche schwammen und so die Lage der Schätze in der Tiefe markierten.
Falschgeld und Gold in der Enns
Nicht alle Lastwagen kamen durch. Möglicherweise war es kein Zufall, dass eine 350 Kilogramm schwere Kiste mit falschen Pfundnoten einem SSOffizier namens Grabau in die Hände fiel. Später war er gezwungen, das Geld zu übergeben, das schließlich bei den Ermittlern des American Counter Intelligence Corps (CIC) landete. Zwei zivile Kraftfahrer, Hans Kraft und Josef Zadrappa, wichen weit vom vereinbarten Weg ab, um amerikanischen Patrouillen zu entgehen. In Pruggern blieb ihr Lkw liegen. Eine Kiste war aufgeplatzt. Gold- und Silbermünzen, echte Dollarnoten, Schmuck und Uhren fielen heraus. Alles wurde sorgfältig aufgelesen und ebenfalls der CIC übergeben, die eine große Untersuchung zur Aufklärung von Kriegsverbrechen der Nazis einleitet. Kisten mit Maschinen und Falschgeld kippte man in den Fluss Enns. Die Holzkisten quollen im Wasser auf und platzten, sodass die Pfundno-
ten mit der Strömung davonschwammen. Dorfbewohner in Österreich fanden einige von ihnen und benutzten sie als Toilettenpapier.

Ein Mythos, der ewig leben wird
Profiteure ohne jedes eigene Verdienst sind heute die Reiseunternehmen rund um den Toplitzsee, welche diesen Ort in den letzten Jahren zu einem österreichischen Loch Ness mit eigener Website hochstilisiert haben. Der Lockruf verborgener Schätze hat den See zu einem Mekka für Fischer, Taucher und Abenteurer verschiedenster Couleurs gemacht, von denen schon so mancher seine Unternehmung mit dem Leben bezahlt hat. Der erste Fang gelang wenige Wochen nach Kriegsende einem überraschten Fischer, der einen Packen falscher FünfPfund-Noten im Gesamtwert von 4.000.000 Pfund aus dem Wasser angelte. Er lieferte sie bei den amerikanischen Besatzungstruppen ab. Taucher der US Navy aus Cherbourg unternahmen in jenem Frühjahr ebenfalls einen Versuch, mussten aber unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil Baumstämme die steilen Abhänge hinab in den See stürzten und eine fast undurchdringliche Schicht bildeten, die nahezu 30 Meter in die Tiefe reichte. Andere gingen entschlossener ans Werk, hatten aber noch weniger Glück. 1946
wurden zwei ehemalige Ingenieure der aufgegebenen MarineVersuchsstation unter ungeklärten Umständen tot aufgefunden. Sie hatten am Rand des Abhangs über dem See campiert. 1950 versuchten zwei andere frühere Mitarbeiter der Station, die Steilwand über dem See hinabzuklettern. Einer verlor auf dem glatten Kalkstein den Halt und stürzte in den Tod.
Quelle:Illustrierte Stern 1959,Serie „Geld wie Heu“
Illustrierte „Stern“ schoss den Vogel ab
Die ehrgeizigste Unterwasserexpedition startete das deutsche Nachrichtenmagazin „Stern“ im Jahr 1958. Dabei wurden Millionen falscher Pfundnoten und Druckmaschinen gehoben. Schließlich stoppte der Herausgeber die Aktion – möglicherweise auf Anordnung der österreichischen Regierung. Jahrelang hieß es, die Taucher und Reporter des „Stern“ hätten SSAkten, unter anderem über Schweizer Bankkonten, gefunden oder in Kürze finden können. Abgesandte der Bank of England waren anwesend, als die im See geborgenen Geldscheine in den Öfen der österreichischen Staatsbank verbrannt wurden. Die offiziellen Berichte enthalten keinen Hinweis auf Geheimkonten. Wären in Zürich gelagerte Schätze tatsächlich entdeckt worden, dann hätte die Old Lady einen Anspruch darauf gehabt, weil es sich um Profite aus der Fälschung ihrer Banknoten handelte.
MYTHOS TOPLITZSEE
Schatzjäger stürmen Toplitzsee
1963 sperrte die österreichische Regierung schließlich den Toplitzsee für Schatzjäger. Sie führte eine eigene Erkundung des Seegrundes mit Echolot und Unterwasserkameras durch. Danach erklärte sie, dass dort unten nichts mehr zu finden sei. Wiederum gab es in den Berichten der Bank und von Scotland Yard keinerlei Hinweis auf SS-Akten. Scotland Yard schloss den Fall darauf offiziell ab. Wie zu erwarten war, steigerte das die Neugier nur noch mehr. Der Meeresbiologe Dr. Fricke untersuchte den Grund des Toplitzsees drei Jahre lang mit Mini-U-Boot und Kamera. Auf einen dieser Tauchgänge nahm er den betagten Krüger mit. Fricke entdeckte noch zahlreiche gefälschte Pfundnoten, Raketen, Granaten und andere Überreste der Experimente der Na-
Sturmbannführer Bernhard Krüger
zis. Außerdem fand er einen bisher unbekannten Wurm, der ohne Sauerstoff leben kann. Am Ende erklärte auch Fricke, nun sei nichts mehr zu finden, schon gar kein Gold.
600.000 Dollar
Trotzdem bewilligte der Jüdische Weltkongress, gedrängt von einem israelischen Abenteurer, der sich als Mitarbeiter des Mossad ausgab, den größten Teil der 600.000 Dollar, die für eine Verkartung des Seegrundes mit Echolot und seine Tauchexpedition von fünf Wochen zur Suche nach versenkten SS-Akten erforderlich waren. Das Ganze wurde von der Fernsehstation Columbia Broadcasting System (CBS) für die Sendung „60 Minutes II“ gefilmt. Wieder fand man so gut wie nichts, wenn man von einem Karton mit Kronenverschlüssen für Bierflaschen und weiteren falschen Fünf-Pfund-Noten absieht. Letztere sind heute im Simon Wiesenthal Center’s Museum of Tolerance in Los Angeles zu sehen.
Neuer Versuch geplant

Vor kurzem hat Norman Scott, ein weiterer Unterseeabenteurer, der bereits dem Wrack des Dampfschiffes Republic nachspürte, das zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges vor der Küste von North Carolina mit einer Ladung von Gold gesunken war, für drei Jahre eine Lizenz zur Suche nach Gold im Toplitzsee erworben. Er behauptet, er sei in Archiven von Washington und Berlin auf neue Spuren gestoßen und werde „etwas verdammt Großes“ finden. Vielleicht entdeckt er ja nach über einem halben Jahrhundert endlich einen Schatz der Sierra Madre unter Wasser, der nicht vom Winde verweht ist.
* Quelle: Lawrence Malkin: „Hitlers Geldfälscher – Wie die Nazis planten, das internationale Währungssystem auszuhebeln“, Bastei Lübbe, ISBN 978-3-78572249-7
Die Fälscher*
Dies ist ein österreichisch-deutscher Spielfilm. Der von Regisseur und Drehbuchautor Stefan Ruzowitzky inszenierte Film basiert auf realem Hintergrund und handelt vom größten Geldfälschungsprogramm der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs (Aktion Bernhard). Uraufführung des Films war an der Berlinale 2007, wo der Film im Hauptwettbewerb teilnahm. Kinostart war der 22. März 2007.
Die Handlung
Ein äußerlich heruntergekommener Mann will ein Zimmer in einem Luxushotel in Monte Carlo mieten. Auf Nachfrage


Das Original

Die Fälschung
des skeptischen Portiers zieht er aus einer Tasche ein dickes Geldbündel mit Dollarnoten. Später lässt sich der Mann neu einkleiden und besucht das Casino. Er lernt dort eine Frau kennen, mit der er die Nacht verbringt. Plötzlich erkennt die Frau erschrocken eine Tätowierung am Unterarm des Mannes als Nummer, wie sie in Konzentrationslagern vergeben wurde.

Rückblende und Hintergrund
Der Film basiert auf den Erinnerungen Adolf Burgers zur realen Geschichte der größten Geldfälschungsaktion der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges, die unter dem Decknamen „Aktion Bernhard“ durchgeführt wurde. Gegen Kriegsende wurden die Geräte und Materialien zur Geldfälschung sowie Kisten mit Falschgeld im Toplitzsee versenkt und erst Jahre später wieder gefunden. Die Uraufführung des Films fand im Rahmen des Wettbewerbs der Berlinale 2007 statt.
Aktion Bernhard
Aktion Bernhard (auch Unternehmen oder Operation Bernhard) wurde eine Geldfälschungsaktion des Sicherheitsdienstes (SD) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im nationalsozialistischen Deutschen Reich genannt. Sie ist die bislang größte bekannte Geldfälscheraktion der Geschichte. Die so genannte Operation Bernhard wurde perfekt vorbereitet. Die Falschmünzer im Dunstkreis von Reinhard Heydrich mussten das charakteristische Knistern des Papiers treffen. Das Wasser für die Papierherstellung wurde analysiert. Die Werkzeuge für die Wasserzeichen wurden künstlich auf Verschleiß getrimmt. Neun Millionen Banknoten im Wert von 134 Millionen Pfund schafften die Nazis zu fälschen …
Der Autor:
Lawrence Malkin ist Journalist und lebt in New York. Er nahm am Koreakrieg teil und ist Herausgeber sowie Autor zahlreicher Bücher und Artikel zum Thema Kalter Krieg und Spionage. Er arbeitete viele Jahre als politischer Korrespondent beim Time Magazine und als Chefkorrespondent bei der International Herald Tribune. 1987 erschien sein Buch The National Debt. Lawrence Malkin lebt in New York.
MYTHOS TOPLITZSEE
Ablauf
Walter Schellenberg, der Chef des SD, nannte die Aktion nach ihrem Leiter, dem Sturmbann-
ERFOLGLOS GEGRABEN
Kein anderer Journalist hat sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiver mit dem düsteren See und seiner Geschichte befasst als der Grazer Werner Kopacka. Sein Buch „Enthülltes Geheimnis Toplitzsee“ ist das Ergebnis seiner intensiven Recherchen. Er hat dabei geheime Dokumente ausgegraben, die letzten Zeitzeugen befragt und unermüdlich in den Archiven gewühlt. Wer sich so mit einer Sache auseinandersetzt, der will es auch wissen und selbst bei einer Schatzsuche dabei sein. Und so schildert Werner Kopacka sein Erlebnis:* Die Stunden des mühsamen Grabens wurden für jeden von uns mit ziemlicher Sicherheit zur spannendsten Zeit seines Lebens. Jedes Mal, wenn einer die Schaufelspitze in den Boden grub oder mit dem Krampen auf den widerspenstigen Waldboden einhieb, hofften alle, dass dies mit dem ersehnten Geräusch verbunden sein würde: Metall gegen Metall! Schaufel oder Krampen gegen die eherne Umhüllung unermesslicher Schätze. Insgeheim dürfte sich dabei wohl jeder überlegt haben, was geschehen würde, wenn wir tatsächlich das Gesuchte finden würden. Geredet wurde darüber aber nie. Irgendwann, zwischen Atemholen und Schweiß-Wegwischen, hat einer von uns aber einen bemerkenswerten Satz gesagt: „Ihr seid euch ja bewusst, dass dieser Tag unser Leben verändern könnte!“ Ich weiß nur, dass alle tiefernst genickt haben. Dabei wäre den Findern wohl kaum etwas geblieben. Wenn die Vorbesitzer bekannt sind –und diese wären im Fall der „Alpenfestungs-Schätze“ sicher eruierbar – kriegen die „Buddler“ nur drei Prozent des Gesamtwertes. Ich weiß nicht, wie hoch der Anteil der Gier war, jener der Neugierde und Spannung war aber ganz sicher überwiegend. Wir hielten uns ganz genau an die Vorlagen des alten Mannes. Und stießen dabei immer wieder auf die Spuren jener grausamen Vergangenheit, mit der dieser See und diese Region untrennbar verknüpft sind. Es waren aber keine Schätze, die dabei zutage kamen, sondern todbringende Geschosse. Zum Teil noch scharfe Patronen, mit denen man einst Maschinengewehre gefüttert hatte, und Unmengen von Gewehrmunition. Die Vergangenheit war da. Wer hatte das Zeug damals hier deponiert? Warum war es hier? Hier war ja nie geschossen worden. Oder doch? Und wenn: auf wen? „Der Schatz liegt nicht tiefer als 130 Zentimeter unter der Oberfläche“, hatte unser „Fernfühler“ gesagt. Wir hatten etwa diese Tiefe erreicht – es war die Arbeit eines ganzen Tages –, als wir zögernd aufgaben. „Was ist, wenn sich der Mann um einen halben Meter geirrt hat?“, fragte einer. Schatzsucher geben nie auf, Schatzsucher sind Visionäre, ewig Hoffende. Für sie gibt es zwar Fehlversuche, aber niemals ein Scheitern. So gesehen sind auch wir an diesem trüben Toplitzsee-Herbsttag nicht gescheitert. Wir haben nur nichts gefunden, was nicht sagt, dass in der feuchtschweren Erde nichts drinnen ist. Vielleicht kommen wir wieder. Unsere ferne „Leitfigur“ steht jedenfalls auch jetzt noch zu ihren Visionen. Es war nichts. Am Ende hockten wir vor einem Haufen verrosteter Patronen. Michael, der Sohn des Fischerhütten-Wirtes, lieferte sie später – zwecks Entsorgung – beim örtlichen Gendarmerieposten ab. Man kann ja nie wissen. Irgendetwas, das wissen wir seit diesem Tag, liegt aber trotzdem dort unten. Etwas Mystisches, Wertvolles. Schatzgräber spüren das. Weil sie hoffnungslose Spinner sind. Bis sie doch fündig werden – oder nicht.

Foto: Weeber
Werner Kopacka: In Archiven gewühlt
* Quelle: Werner Kopacka: „Enthülltes Geheimnis Toplitzsee“, Steirische Verlagsgesellschaft
führer Bernhard Krüger. Zuständig für die Operation Bernhard im RSHA war vermutlich das „Amt VI (SD Ausland) F (Technische Hilfsmittel)“. Im KZ Sachsenhausen, in den KZ-Baracken 18 und 19, fälschten 144 jüdische Häftlinge ausländische Währungen, vor allem englische Pfundnoten im Nennwert in Milliardenhöhe, um die Volkswirtschaften der Alliierten zu destabilisieren. Einen Höhepunkt erreichte die Produktion im Sommer 1943 mit monatlich etwa 650.000 Banknoten. Es wurden Banknoten zu £5, £ 10, £20 und £50 hergestellt. Zwischen 1942 und 1945 wurden schätzungsweise 100 Millionen gefälschter Pfundnoten hergestellt und teilweise in Umlauf gebracht. Später wurde der Plan aber aufgegeben, die falschen Pfundnoten in größerem Umfang in Umlauf zu bringen. Stattdessen wurden damit Devisen gekauft und verschiedene Aktionen der SS mit den gefälschten Pfundnoten unterstützt. So wurde z.B. der Spion Cicero (Elyesa Bazna) mit gefälschten Pfundnoten bezahlt. Gegen Ende des Krieges wurden Druckplatten und verbliebenes Falschgeld im österreichischen Toplitzsee versenkt. Dort wurden sie zum Teil 1959 von Tauchern wieder geborgen. Die Fälschungen waren so perfekt, dass sie fast nicht vom Originalgeld unterschieden werden konnten. Einer der ehemaligen Häftlinge konnte jedoch zur Überraschung seiner britischen Befrager mit erstaunlicher Schnelligkeit gefälschte Noten erkennen. Als Erklärung gab er an, dass die druckfrischen Noten noch nachbearbeitet wurden, um ihnen das Aussehen gebrauchter Scheine zu verleihen. Dazu gehörte auch das Zusammenheften von Scheinen mittels Sicherheitsnadeln, ein damals übliches Vorgehen, das Einstichlöcher im Papier hinterließ. Im Bestreben, die Pläne ihrer Auftraggeber zu hintertreiben, stachen die Häftlinge dabei durch das Wappen, was kein patriotischer Brite tun würde. Die Bank of England rief nach dem Krieg alle 50-Pfund-Noten zurück und ersetzte diese durch eine neue Serie.

Der Toplitzsee – seine Besonderheit: ab 20 m Tiefe gibt es keinen Sauerstoff.

Toplitzsee
Seelänge: 2 km Seebreite: 400 m Maximale Tiefe: 103 m Besonderheiten: ab 20 m Tiefe kein Sauerstoff
Der Toplitzsee ist ein See im Salzkammergut in der Steiermark (Österreich). Er wird von zwei Wasserfällen sowie einem unterirdischen Zufluss vom Kammersee gespeist und liegt zwischen dem Kammersee, der als Traunursprung bekannt ist, und dem Grundlsee. Die beiden zufließenden Wasserfälle sind als vorderer und hinterer Wasserfall bekannt. Zu erreichen ist er von Bad Aussee, Bezirk Liezen. Er liegt an der Südseite des Toten Gebirges und gehört zum steirischen Teil des Salzkammergutes. Ein Schifffahrtsunternehmen betreibt eine Linienschifffahrt zum Kammersee mit sogenannten Plätten, da das Umrunden des Sees aufgrund der Topografie zu Fuß unmöglich ist. Der See ist auf einer Höhe von 718m gelegen, zwei Kilometer lang, 400m breit und 103m tief. Er ist ab einer Tiefe von etwa 20m nicht mehr sauerstoffhaltig. 1983 wurde der Toplitzseewurm gefunden, der im sauerstofffreien, schwefelwasserstoffhaltigen Tiefenwasser des Sees lebt. ❖
ER WAR DEM SCHATZ STETS AM NÄCHSTEN
Norman Scott habe die Sache immer wieder verschieben müssen, aus Krankheitsgründen, aber auch, weil ein Finanzier mittlerweile verstorben war. Die letzten Gespräche mit den Bundesforsten lägen auch schon einige Monate zurück. So kommentiert Albrecht Syen den aktuellen Stand am Toplitzsee. Er ist dem ungehobenen Schatz seit Jahrzehnten am nächsten, weil er mit seiner Familie die „Fischerhütte“ am Ufer des Toplitzsees betreibt. Norman Scott, der neue Schatzsucher, will in den Archiven in Washington und Berlin konkrete, bisher geheim gehaltene Hinweise zur Hebung des Schatzes gefunden haben. „Doch die Auflagen sind streng, weil es sich ja um Naturschutzgebiet handelt“, sagt Albrecht Syen. Es sei äußerst schwierig, den See in einer Tiefe von 80 bis 100 Meter abzusuchen. Dazu müsste man erst Bäume, Holz und andere Hindernisse aus dem See bergen. 1991 kam dann ein Tauchverbot für den Toplitzsee, aber da waren bereits 80 bis 90 Taucher pro Tag in der Tiefe. Syen selbst ist ein begeisterter Taucher, auch heute noch, und hat bisher noch nichts gefunden. Der Schatz im See gehört zu seinem Leben dazu. „Hin und wieder juckt’s mich, was zu unternehmen, aber dann denk’ ich mir, was soll’s.“ Der Gastwirt hat praktisch alle wichtigen Schatzsuche-Expeditionen hautnah miterlebt. Er sei überzeugt, dass in der Umgebung ToplitzseeGrundlsee noch Raubgut versteckt und gelagert sei. Wobei aber eines zu sagen war: Im See Dinge zu versenken, war in dieser Zeit leichter, weil bei vergrabenen Dingen bald jemand zufällig darauf stoßen könne. So aber werden die Schätze im See

Albrecht Syen
ständig geheim bleiben. „Und daher wird der Mythos um den Toplitzsee ewig leben.“