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Lebensretter für hunderte Kinder
Leider kommen Kinder oft zu spät zur Behandlung.
Bild: Welt-Atlas.de
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Eine zusätzliche Erschwernis für den Steirer war die Tatsache, dass er Französisch nur von den Grundkenntnissen her sprach. „Ich wusste das von Anfang an, aber war dann doch in den ersten Wochen manchmal verzweifelt, wollte fast daran zerbrechen. Doch dann sagte ich mir: Wenn es nur die Sprache ist, dann darf das nicht so sein.“ Denn die medizinische Herausforderung war unvorstellbar für hiesige Verhältnisse. „Die Kinderabteilung“, schildert Oberarzt Köstl, „verfügt über einen stationären Bereich mit 28 Betten und einer Ambulanz, wo wir monatlich rund 3.500 Kinder medizinisch versorgten.“ Es gab auch einen so genannten „Intensiv-Bereich“. Dieser bestand aus zwei Zimmern mit je sieben Betten. Denn in den anderen Räumen liegen die Kinder mit Begleitpersonen auf Matten am Boden. Auf der „Intensiv“ gibt es bei zwei Betten sogar einen SauerstoffAnschluss. „Eine Möglichkeit zur Intubation und Beatmung besteht allerdings nicht“, schränkt Köstl ein. Die Betten sind meist von zwei bis drei Kindern und deren Müttern belegt, sodass sich in einem Zimmer von etwa 25 Quadratmetern oft an die 20 Personen aufhalten. „Man braucht einige Zeit, um sich an das Durcheinander von Kindern, Eltern, Pflegepersonal, an die Gerüche zu gewöhnen“, so Dr. Köstl. Geräte wie EKG oder Gascheck stehen nicht zur Verfügung, Röntgenuntersuchungen sind aufgrund fehlender Röntgenfilme nur sehr eingeschränkt möglich. „Was es aber gab und für mich wichtig war: ein kleines, aber tadellos funktionierendes Ultraschallgerät“, sagt Dr. Köstl. Die Mehrheit der Kinder kommt aufgrund von Malaria. Die Behandlung im Krankenhaus ist kostenlos; aufgrund der Umstände kommen viele Familien mit ihren Kindern erst im fortge-
„Ärzte ohne Grenzen“ hilft überall dort, wo die medizinische Versorgung zusammengebrochen ist. Bei Naturkatastrophen, bewaffneten Konflikten und Flüchtlingslagern sind die Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ oft als Erste am Ort, um medizinische Nothilfe zu leisten. Den Großteil der über 400 Hilfseinsätze bilden mittlerweile jedoch Aufbauprogramme. Dabei arbeiten „Ärzte ohne Grenzen“ sehr intensiv mit lokalen Behörden und Organisationen zusammen und steht die „Hilfe zur Selbsthilfe“ im Mittelpunkt.
Der Staat Elfenbeinküste – Im Norden, wo der steirische Arzt im Einsatz war, regieren die Rebellen.

Nur in der kleinen „Intensivstation“ gibt es Betten. Alle Schlafmöglichkeiten sind zwei- und dreifach belegt.

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Gerhard Köstl, Oberarzt am LKH Leoben, kehrt mit unvergesslichen Eindrücken zurück: „Beinahe täglich verstarb ein Kind auf der Station“, so Köstl. „Doch das hat mich nicht so sehr belastet wie der oftmals fatalistische Umgang der Eltern mit der Erkrankung oder mit dem Tod ihres Kindes.“

schrittenen Stadium an die Kinderabteilung. Die Kinder haben eine ausgeprägte Blutarmut und sie ersticken allmählich, weil sie keinen Sauerstoff aufnehmen können. „Jedes Mal habe ich gehofft, dass die Blutgruppe der Mutter oder des Vaters oder auch anderer Familienmitglieder für eine Transfusion passt, denn im Kühlschrank hatten wir nur wenige Beutel Blut lagernd.“ 3.000 Kinder werden im Schnitt monatlich behandelt, davon etwa 1.200 stationär. „Drei Pflegehelfer registrieren vorerst einmal die Kinder, dann werden von drei Diplompflegern die ersten Maßnahmen eingeleitet und rund 20 Prozent – also die schwersten Fälle –sind von mir und meinem Kollegen dann behandelt worden. Es gibt praktisch Arbeit rund um die Uhr. Beinahe täglich verstarb ein Kind auf der Station“, so Köstl. „Doch das hat mich nicht so sehr belastet wie der oftmals fatalistische Umgang der Eltern mit der Erkrankung oder mit dem Tod ihres Kindes. „Für uns, die wir es gewohnt sind, Freude und Trauer in unserer Gestik und mit unseren Worten zum Ausdruck zu bringen, ist diese emotionale Distanz der Mütter und Väter schwer verständlich. So sagte mir ein Vater, dass das Kind trotz meiner Hoffnung verstarb: ,Doktor., rege dich nicht auf!‘.“ Es sei dieses Verhalten nicht einer Gefühlskälte zuzuschreiben, sondern das ist tief verwurzelt in der Kultur, den Traditionen und Lebensumständen, die bestimmten Bereichen des Lebens andere Wertigkeiten zuschreiben, als wir sie besitzen und vertreten. Viel Kraft gab in solchen Phasen Dr. Köstl auch der Kontakt mit zu Hause übers Internet. „Weil auch die Kollegen Anteil an meiner Arbeit nahmen und ich sie öfters auch um ihre Diagnose und um ihren Rat fragte. Das war unheimlich wichtig für mich. Vielen Kindern konnten wir aber sehr gut helfen und die Freude über viele erfolgreiche Behandlungen überragt die traurigen Momente bei weitem. Auch wenn man in keinem Fall glauben darf, dass man selbst der große Heiler ist, denn das Leid ist einfach zu groß, um überall helfen zu können.“ Neben der Patientenbetreuung galt es auch, das Personal zu schulen. Und natürlich wird die Arbeit, die Station bald zur eigenen Abteilung. „Und es ist ein sehr ambivalentes Gefühl beim Abschied, man geht eigentlich sehr schwer, da man weiß, dass ein Lebensabschnitt vorbei ist. Was für mich sehr traurig war. Weil einem in solchen Phasen auch die Gedanken kommen, ob man mit dem, was man zu Hause dann weiter erlebt, zufrieden sein wird, mit einer Administration, die in vielen Bereichen unverständlich scheint. Das war für mich die große, große Frage. Daneben war aber auch eines klar: Es wird ein nächstes Mal geben.“ Und zwar voraussichtlich 2008. Da möchte Gerhard Köstl nach Asien, um dort zu helfen. ❖
ÄRZTE „TRICKSTEN“ FÜR EINEN GUTEN ZWECK
ei einem Benefizfußball-
Bturnier sich für einen guten Zweck das Kreuzband zu reißen, ist nicht weniger schmerzhaft als sonst, aber dennoch eine Kleinigkeit im Vergleich zu jenen Verletzungen, die in Tobelbad bei Graz Alltag sind. „Das war bedauernswert, aber zum Glück die einzige Verletzung“, sagt Martin Ornig, derzeit Turnusarzt am LKH-Graz. Er war der Organisator des Ärzte-Fußballturniers in der ASVÖ-Sporthalle in Graz-Puntigam, bei dem insgesamt acht Teams verschiedener Krankenanstalten aus Graz bzw. der näheren Umgebung um den Siegerpokal tricksten. Gewonnen hat das Österreichische Ärzte-Fußballnationalteam vor dem stillen Favoriten FC Aesculap. Dahinter reihten sich die Elisabethinen, Tobelbad, der AC Auenbrugger, die Kinderklinik, Medkorbs und das Nationalteam II. Martin Ornig: „Unterm Strich blieben 1.200,– Euro und die gehen an die Rehabklinik Tobelbad, um die Anschaffung von Hörbüchern für gelähmte und teilgelähmte Patienten dieser Klinik finanziell zu erleichtern.“ „Der Grund, warum wir, oder ich, ein Projekt in Tobelbad unterstützen wollen, sei auch noch kurz erklärt: meinen ersten Kontakt mit Tobelbad hatte ich im Jahre 1997, als mein Bruder Michael dort zur Rehabilitation nach einem schweren Tauchunfall stationär aufgenommen wurde. Die erschreckende Diagnose Querschnittslähmung konnte ich zum damaligen Zeitpunkt in ihrem vollen Ausmaß noch nicht begreifen, da ich noch ganz am Anfang meines Studiums stand; dieses beendete ich 2003 in Graz, ein Jahr später durfte ich dann selbst dort für ein halbes Jahr mitarbeiten. Seitdem ist Tobelbad auch ein großer Teil meines Lebens geworden“, so Martin Ornig. „Auf die Idee mit den Hörbüchern brachte mich übrigens eine der engagiertesten Krankenschwestern in Tobelbad, Christine Kandinger, die ich durch vorher erwähnte Umstände mittlerweile, Gott sei Dank, zu einer meiner besten Freundinnen zählen darf. Für mich ist es vollkommen klar gewesen, dass dieses Projekt mehr als förderungswürdig ist.“ ❖


Scheckübergabe von Martin Ornig an Frau Christine Kandinger, flankiert vom LAbg. Zenz links und Thomas Radakovics.
STÄNDIG AUF DER SUCHE NACH NEUEM
Anderswo heißt’s: „Das weiß der Chef“, im Pichlmayrgut bei Schladming heißt’s: „Das weiß der Christian“. Und dennoch ist jedem klar, dass es sich dabei um den Juniorchef des größten Hotels in der Dachstein-TauernRegion handelt. Er managt das Hoteldorf und ist ein Garant dafür, dass sich der Familienbetrieb als Leitbetrieb für die gesamte Region weiterentwickelt.
Christian Steiner: Mit dem Tourismus groß geworden
enn die Gäste sichW morgens die Butter auf die Semmeln streichen oder abends die hervorragende Küche von Hermann Wieser genießen, dann wissen sie: Die Milchprodukte sowie das Rind- und Kalbfleisch kommen direkt von der Biolandwirtschaft des Guts, die Christian Steiner senior führt. Sein Sohn Christian ist mit dem Tourismus groß geworden und bei ihm spürt man, dass er neuen Entwicklungen und Trends gegenüber offen ist. „Wir waren immer sehr risikobereit und das Glück war auch auf unserer Seite“, sagt der Vater und sein Sohn geht diesen Weg weiter. Weil man Gutes noch besser machen kann, investieren die Steiners gerade kräftig in ihr Hoteldorf. Jetzt bietet es seinen Gästen sogar Möglichkeiten zum Shopping: Aus der unterirdischen Verbindung zwischen Hotel, Wellnessbereich und Tiefgarage ist eine kleine Shoppingmall mit Boutique (Trachten und Mode), Drogerie (was man gerne zu Hause vergisst) und Souvenirs geworden. Mit einem Investitionsvolumen von knapp 3 Millionen Euro wurde auch der Wellnessbereich auf über 3.000 Quadratmeter vergrößert. Eine weitere Außensauna mit Panoramablick übers Ennstal wurde gerade gebaut. Ein Salzwasseraußenbecken, ein Panorama-Ruheraum, ein neuer Yoga- und Gymnastikraum sowie ein Fitnessraum mit eigenem Trainer stehen den Gästen ab sofort zur Verfügung. Auch in die „Software“ wurde investiert: Bestsellerautor und Deutschlands bekanntester Psychotherapeut Rüdiger Dahlke und der Sportmediziner Dr. Georg Fritsch gehören zum fixen Bestandteil des künftigen Gästeangebots im Pichlmayrgut. Zum Angebot des Vier-SternePlus-Hotels gehören seit jeher: Suiten und großzügige – auch für Allergiker geeignete – Zimmer, hauseigenes Hallenbad, SquashCourts, Tennishalle, Golf-IndoorAnlage, Kegelbahn und der Bauernhof mit Streichelzoo. Der Wellness-Spa-Bereich bietet: Almsauna, Moorklamm, Ruhegrotte, Außenwhirlpool, IonenWasserfall, Shiatsu-Massagen, Magnetfeld-Resonanz-Therapie plus Beautyfarm inklusive Friseur.

Senior Christian Steiner freut sich natürlich, dass auch die nächsten Generationen bereits vom Tourismus-Fieber erfasst ist.

Wellnessbereich wurde auf über 3000 Quadratmeter erweitert: Außensauna mit Panoramablick ist ein Highlight.

Das Hoteldorf Pichlmayrgut trägt seinen Namen zu Recht.
Die Steiners erweitern ihre Aktivitäten nun auch über das Pichlmayrgut hinaus. Seit dem Vorjahr führt seine Schwester Marina das traditionsreiche Hotel Post in Schladming, das nun ebenfalls im Besitz der Familie steht. Nur wenige hundert Meter entfernt, am Rande des Planai-Stadions, setzt nun auch Bruder Christian eine Aktivität in Schladming. Er ist Mitinitiator einer 7 Millionen Euro teuren Riesentenne. „Das ist ein Aprés-Ski-Zentrum für Schladming und es war bisher eine Lücke im Gäste-Angebot“, zeigen sich mit ihm alle – auch Bürgermeister Jürgen Winter und Planai-Bahnen-Chef Albert Baier – erfreut. Der Name wird aller Voraussicht nach „Hohenhaustenne Schladming“ sein. Direkt im Anschluss an das Planai-Stadion mit Platz für rund 1000 Besucher und Gäste. Das „Vorbild“ dafür, die Hohenhaus-Tenne, steht bereits in Hintertux im Zillertal. Von dort kommen auch Hermann und Sepp Egger, die beiden Initiatoren und gleichberechtigten „Drittel“-Partner von Christian Steiner, dem Juniorchef des Hotels Pichlmayrgut. „In Hintertux läuft das Après-SkiZentrum bestens“, so Christian Steiner, es gebe auch keine Anrainer-Beschwerden, weil das Konzept gut durchdacht ist. Dort sorge ein entsprechendes SecurityTeam dafür, dass 13- bis 14-Jährige in die Disco ohnehin keinen Zutritt haben. Auch sonst schreitet das Security-Team sofort ein bei Handgreiflichkeiten oder beginnenden Streitigkeiten. Der Hit ist für den Frühjahrsskilauf natürlich die riesige Terrasse, auf der bis zum Abend Après-Ski genossen werden kann. Dann geht’s auf der Disco-Schiene in der Almhütte weiter. Die Almhütte wird ein riesiger Gäste-Treff sein, der bisher in Schladming gefehlt hat, wie aus allen Umfragen herauszulesen war, so Christian Steiner. Von Siegerehrungen, Partys bis hin zu Musik-Events wird es alles geben. Ein idealer Gäste-Treff wird die „Hohenhaustenne“ auch im Sommer sein; da kann man sich beim Nachmittagskaffee auf der Terrasse sonnen. Auch ein kleines Restaurant wird dazugehören. Der Baubeginn erfolgt mit Saisonende und die Eröffnung wird im November 2007 sein. Christian Steiner: „Das Projekt wird für unsere Region und die Gäste eine klasse Sache, ohne dass sich die Anrainer fürchten müssen.“ ❖
N ä h e re I nfo r m a t i o n e n :
Familie Steiner
A-8973 Pichl bei Schladming Tel. 06454/ 7305 Fax: 06454/ 730550 E-Mail: info@pichlmayrgut.at www.pichlmayrgut.at

Mit verbilligten Spezialtarifen ist das Skivergnügen besonders für Kinder und Jugendliche noch attraktiver.
JUGEND VOR IN SKI AMADÉ
nzählige Wintersport-UAsse haben in Ski amadé die ersten Schwünge gezogen und das soll auch in Zukunft so weitergehen. Daher ist es den fünf Regionen (Salzburger Sportwelt, Schladming Dachstein-Tauern, Gastein, Hochkönigs Winterreich und Großarltal) ein Anliegen, dass die jungen Pistenfreaks und Tiefschneeflitzer auch weiterhin Spaß am Wintersport haben, und das eine oder andere Skitalent scharrt bereits in den Startlöchern. „Ganz im Sinne einer großzügigen „Jugendsportförderung“ machen wir deswegen das Skifahren und Snowboarden mit Spezialtarifen für die Kids ganz besonders günstig“, so der Managing Director Christoph Eisinger. Im Zuge des „Junior Weekend Discounts“ erhalten Kinder (Jahrgänge 1991–2000) und Jugendliche (Jahrgänge ’88, ’89 und ’90) an jedem Wochenende (Samstag und Sonntag) bis zu 35 % Rabatt auf die regulären Tageskarten-Tarife. Das heißt, sie zahlen dann nur noch 12,– Euro (Kinder) bzw. 21,– Euro (Jugendliche) für einen Tag in Österreichs größtem Skivergnügen. Der Preisvorteil wird auch in Wochenendskipässe eingerechnet. ❖
M E N S C H E N B I L D E R Mailand – der lombardische Nukleus der europäischen Modeszene, pulsierende Großstadt, Touristenmagnet, Heimat großer Künstler und der ultrarechten Lega Nord. In den letzten Jahren hat sich die Millionenstadt in der Poebene für viele als unerschöpflicher Pool an beruflichen Möglichkeiten erwiesen. Damit einher geht natürlich der beinharte Überlebenskampf am Arbeitsmarkt. Besonders, wenn man NichtItaliener und dafür aber Frau ist. Drei Steirerinnen, die in diesem Wirtschaftsdschungel ihren Platz gefunden haben, habe ich zum Thema „Lebensgefühl“ in Mailand befragt. Aus Mailand von Ana Radulovic
Mag. Christina Stieber

Mag. Christina Stieber, Juristin, Stellvertreterin des österreichischen Handelsdelegierten in Mailand, seit September 2005 in der Millionenmetropole. Als ich zu unserem Treffpunkt beim Bennettongeschäft an der Rückseite des Mailänder Doms, wo sich auch die österreichische Außenhandelsstelle befindet, gehe, halte ich Ausschau nach einer Dame mittleren Alters, die in meiner Vorstellung eben wie eine österreichische Diplomatin im Außendienst aussieht – streng zu einem Knoten gebundenes Haar, unauffälliger brauner Farbe, Brille, die auf der Nasenspitze ruht, klassisches Kostüm, ein – wie man so sagt –„Perlenkettchen“ eben. Ich nähere mich dem Treffpunkt und gerade, als ich mir denke: ,Ah, ich bin wahrscheinlich noch zu früh, Frau Mag. Stieber ist noch nicht da‘, kommt eine junge schlanke Frau, mit offenem blonden Haar und einem gewinnenden Lächeln auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen und sagt: „Christina Stieber, wir haben telefoniert.“ Beim Lunch im „Dolce Vita“, einem Restaurant in der Mailänder City, erfahre ich, dass Christina Stieber seit September 2005 in Mailand lebt. Die österreichische Wirtschaft im Ausland zu repräsentieren ist für die 29Jährige eine erfüllende Erfahrung, die viele Anforderungen mit sich bringt. Oft geht es sehr hektisch zu, dennoch, oder gerade deswegen, ein spannender Job, der einem viele Möglichkeiten bietet, um über sich selbst hinauszuwachsen, findet die fesche Steirerin. Erfolg erlebt sie als Summe kleiner täglicher Glückserlebnisse. „Wenn ich interessante Menschen kennen lerne oder nach einem langen Arbeitstag aus dem Büro komme und den Mailänder Dom sehe, wie er im Sonnenuntergang majestätisch auf der Piazza del Duomo steht, erfüllt mich das mit einem unbeschreiblichen Erfolgserlebnis. Dann denke ich: ‚Ja, das ist mein Leben und ich mache etwas Besonderes daraus.‘.“ Misserfolg ist allerdings nur eine subjektive und temporäre Erscheinung und somit eher eine Gelegenheit, daraus zu lernen und sich ständig zu verbessern. In der Stadt der Schönen und Reichen, der Designer und des Geldes definiert Christina Stieber Luxus etwas anders, als es die meisten vermuten würden. „Luxus ist für mich, mal einen Abend, an dem keine offiziellen Veranstaltungen stattfinden, für mich zu haben. Dann genieße ich meine Wohnung und mache es mir ganz gemütlich. Wenn ich meine Familie oder Freunde von zuhause vermisse, bin ich auch in ca. sechs Stunden mit dem Auto zuhause. Auch das ist ein Luxus, den sich Kollegen auf den anderen Kontinenten nicht leisten können. Mailand liegt auch so zentral, dass man in wenigen Stunden am Meer, aber auch schnell in den Bergen ist. Im Winter hat man wunderbare Skigebiete, wie z.B. Chamonix, quasi vor der Haustüre. Insofern bietet die Stadt – abgesehen von einem regen kulturellen Angebot – auch viele Gelegenheiten für eine ausgewogene Life-WorkBalance.“ Einen Tipp für jene, die sich seit längerem überlegen, den Sprung ins Ausland zu wagen, und aus bestimmten Gründen zögern, hat die gebürtige Hitzendorferin, die bereits in Frankreich und Kanada gelebt hat, auch: „Just do it! Es kann einem ja nichts passieren. Schlimmstenfalls fährt man wieder nach Hause, hat eine interessante neue Erfahrung im Handgepäck und kann neuen Anlauf nehmen. Wichtig ist nur, dass man sich selbst nicht verleugnet oder unehrlich zu sich selbst ist.“ Mutig, wie ich finde. Und klug. Mag. Christina Stieber, die nach dem Motto lebt: „Life ist not measured by the number of breaths you take, but by the people, places and moments, that take your breath away.“

3 STEIRERINNEN IN MILANO
Renate Kreitner

Renate Kreitner, seit 1978 im Ausland, sechs Jahre davon in Düsseldorf, sieht die Steiermark als „Grundheimat“, Mailand aber als Zuhause. Renate Kreitner lerne ich bei meinem ersten Treffen mit Christina Stieber kennen. Wir gehen auf einen Espresso in ein Café an der Piazza del Duomo. Sie erscheint mir gleich als sehr sympathische Gesprächspartnerin, die gerne auf Menschen zugeht. Renate Kreitner ist bei promo legno, der Schnittstelle zwischen dem österreichischen und dem italienischen Holzcluster. Nach der Hak bot ihr ihr Vater an, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Ihr war sofort klar, dass es sie nach Mailand zog. Das war 1978. „Die ersten sechs Wochen hatte ich das Geld für die Rückfahrkarte immer griffbereit. Doch dann dachte ich mir: ,Entweder ganz oder gar nicht!‘, nahm das Geld und kaufte mir ein todschickes Kostüm.“ Eine Frau, die klare Entscheidungen liebt. Aber auch die Mailänder und ihre Mentalität. „Die Mailänder sind ein wenig eigen. Sie fallen einem nicht sofort um den Hals, aber wenn man sie mal ein bisschen kennen gelernt hat, sind es sehr interessante und warmherzige Menschen.“ Gut –kennen lernen, aber wie? „Oft werden Abendessen veranstaltet. Und im Gegensatz zu den Abendessen, wie ich sie in Österreich kennen gelernt habe, zu denen man nur Leute einlädt, die sich untereinander kennen, ist das hier anders. Hier werden solche Treffen klar zum Networken genutzt. Mal lädt der ein, mal ein anderer und jedes Mal sind neue Leute dabei.“ Wenn man so jung ins Ausland geht wie Renate Kreitner und nicht vereinsamen will, wird man automatisch dazu gezwungen, aus sich herauszugehen und auf Menschen zuzugehen. Dabei darf man nie vergessen, sich dem Gastland anzupassen und respektvoll zu sein. Wenn man sich gut anpassen kann, kann man sich auch gut unter die Italiener mischen und eine von ihnen werden. „Einen besseren Weg, Land und Leute kennen zu lernen, gibt es nicht,“ so Renate Kreitner. Man erlebt so eine neue Art der Selbständigkeit, die einen aktiv an seinem persönlichen und beruflichen Erfolg arbeiten lässt. „Ich unterscheide da schon zwischen diesen beiden Arten des Erfolges: der berufliche Erfolg ist zwar wichtig, um sich Anerkennung zu holen, der private ist aber mindestens genauso wichtig. Denn ich muss mein eigenes Leben leben können und kein Leben, das auf falschem Ehrgeiz aufbaut, um mich dann mit meinem Job identifizieren zu können. Beruflicher Erfolg ist für mich die Möglichkeit und die Lust, Dinge in Gang zu setzen und neu zu kreieren. Allerdings ist dies für privaten Erfolg keine stringente Voraussetzung.“ Nicht leicht, obgleich spannend waren die sechs Jahre, die Renate Kreitner in der Bundesrepublik verbracht hat. Damals arbeitete sie sehr erfolgreich in Düsseldorf im Projektmanagement und führte eine Fernbeziehung mit ihrem Partner, der in Mailand lebte. „Als diese sechs Jahre vorbei waren, zog ich sofort wieder nach Mailand und wusste, ich bin wieder zuhause.“ Wichtig ist für die Obersteirerin im Beruf auch die Ehrlichkeit zu sich selbst und zu Kollegen. Ohne Ehrlichkeit und ein ehrliches Commitment zur Arbeit geht irgendwann der Spaß und die Motivation an der Sache verloren. Nachlässigkeit und Unehrlichkeit sind zwei apokalyptische Reiter für jede Zusammenarbeit. Wenn sich die mal eingeschlichen haben, wird es schwer, mit seinen Kollegen, aber auch im Privaten erfolgreich zu sein. Privat holt sich Renate Kreitner Kraft aus ihren Büchern, ihrer Wohnung, Kinobesuchen und Feldenkrais. Auch sie liebt die Nähe der Berge und des Meeres zu Mailand. Definitiv eine aktive Frau, die nach dem Motto „Das eine tun und das andere nicht lassen“ lebt. Ihre Entscheidungsfreudigkeit hat ihr in ihrer Karriere auch viel Vertrauen der Mitarbeiter eingebracht. „Oft kommen Kollegen zu mir, wenn sie nicht wissen, wie es weitergehen soll.“ Renate Kreitner steht dann auch gern mit Rat und Tat zur Seite, dennoch ist ihr wohl bewusst, dass sie „über die Brücke geht, wenn sie davor steht, nicht 20 km vorher“.
Mag. Karin Schmid

Mag. Karin Schmid, nach Auslandseinsätzen in der Schweiz und Russland, hat seit 2005 eine neue Heimat in Mailand gefunden. Die gebürtige Grazerin ging bereits während ihres Dolmetschstudiums in die Schweiz. Ihre Affinität zur Technik konnte sie im Pipelinebau für Erdgas ausleben. Nach der Beendigung des Studiums folgte ein 1 1/2 jähriger Einsatz in Russland am Schwarzen Meer. Nachdem dieses Projekt beendet war, wusste sie noch nicht, wohin es sie weiter verschlagen würde, also machte sie Urlaub auf Sardinien. An der Costa Smeralda lernte sie ihren Freund kennen – einen Sarden, der in Mailand lebt. „Es war bald klar, dass wir nicht getrennt leben wollten. Da ich ohnehin gerade auf Projektsuche war, fiel die Entscheidung leicht: auf nach Mailand!“ Die Entscheidung war zwar leicht getroffen, aber einen Job zu finden, der den vorhergehenden Auslandseinsätzen vom Aufgabenbereich her und in finanzieller Hinsicht ähnlich war, gestaltete sich schon ein wenig diffiziler. „Als Frau, auch mit Studienabschluss, in Mailand bei einer italienischen Firma einen Job zu finden, der nichts mit der Modebranche zu tun hat und trotzdem Kleingeld abwirft, ist wirklich kein Spaziergang. Ich hatte Glück und arbeite mittlerweile als Procurement Manager bei der I.S.G. S.p.a., einer Firma, die für den Bau von Anlagen zum Konditionieren von Gasen und Flüssigkeiten hauptsächlich für die Öl- und Gas-Branche zuständig ist. Ich schreibe und verhandle Verträge, kaufe technische Komponenten wie Rohre, Druckbehälter, Ventile, Pumpen, Messgeräte, Elektro-Instrumentation, die in Italien zusammengebaut werden und als kundengerechte Anlage gebrauchsfertig in die Welt verschickt werden; ich kaufe auch Leistungen, etwa von Ingenieuren für outgesourcte Arbeiten oder Leuten, die unseren Anlagen auf Mission folgen, etwa nach Saudi Arabien, Indonesien, Pakistan. Manche Männer haben in diesen Ländern ein Problem, Order von einer Frau zu erhalten, die gerade mal 30 ist. Aber sie kommen damit klar, sobald sie merken, dass das, was man ihnen zu sagen hat, Hand und Fuß hat.“ Sehr richtig – Kompetenz besticht. Klingt trotzdem nach einem 24Stunden-Stress-Job. „Ist es manchmal auch.“ Was die Sache manchmal nicht leichter macht, ist, dass Mailand nicht wirklich eine Stadt zum Entspannen ist. Der Verkehr, die Hektik, der Alltag … es zehrt einen manchmal auf.“ Irritierend scheint auch die Kehrseite der Modemetropole zu sein. „Man wird hier, egal ob Mann oder Frau, sehr nach seiner Erscheinung beurteilt, d.h.: man springt besser auf den Zug der Markenmode auf, sonst hat man es schwerer – in der Freizeit und im Beruf. Understatement ist hier fehl am Platz.“ Für Karin Schmid ist Mailand noch lange nicht die Endstation. „Wer weiß, wohin wir weiterziehen werden. Cagliari auf Sardinien ist ja auch ein schönes Fleckchen auf dieser Erde.“ ❖