
5 minute read
Solar-Pionier mit Ideen von morgen
Bio(gas)-logisch für Leoben
Mit einem umweltfreundlichen, innovativen Projekt lässt die Steirische Gas-Wärme – ein Tochterunternehmen der Energie Steiermark – wieder einmal aufhorchen. Diesmal ist der Ort des (Gas-)Geschehens die Obersteiermark. Genauer gesagt Leoben, wo eine Biogasanlage in Kombination mit einer Kläranlage und Biogaseinspeisung in ein öffentliches Erdgas-Netz entstehen soll.
Advertisement
In einer ersten – bereits zum Großteil abgeschlossenen –Phase beinhaltet das Biogaspilotprojekt am Standort Leoben die Durchführung großtechnischer Versuche unter Verwendung bestehender Anlageninfrastruktur und unter Einbindung eines wissenschaftlich betreuten Versuchsund Analyseprogramms. „Unser Ziel ist es, den Einfluss unterschiedlicher Substratzusammensetzungen im Hinblick auf die Qualität und Quantität der Produktströme –Flüssig-, Gas- und Festphase –unter realen Bedingungen zu ermitteln, um somit eine abgesicherte Basis für die Umsetzung des Gesamtprojektes zu schaffen“, erklärt VDir. DI Peter Köberl, Sprecher des Vorstandes der Steirischen GasWärme.
I n n o v a t i v e N u t z u n g v o n B i o g a s
Bei den eingesetzten Substraten handelt es sich vorwiegend um biogene Abfälle aus Gewerbebetrieben und kommunalen Abfallsammelstellen. Als Versuchsreaktoren werden bestehende Faultürme genutzt, da aufgrund freier Faulturmkapazitäten unterschiedliche Substratpaarungen getestet werden können. Die Menge des dabei erzeugten Rohgases liegt in der Größenordnung von bis zu 140 m3/h. Zur Absicherung der Ergebnisse finden parallel zu den großtechnischen Versuchen Gärtests in Laborumgebung statt, welche einen unmittelbaren Vergleich zum großtechnischen Versuch zulassen und wichtige Informationen über zusätzliche Substratpaarungen liefern. Die durchzuführenden Analysen umfassen neben der Bestimmung von brenntechnischen Parametern umfangreiche Analysen über den gesamten Prozess hinsichtlich organischer und anorganischer Komponenten in jeder Phase (flüssig, gasförmig, fest). Neben der Stoffstromanalyse wird ergänzend eine Beurteilung und Bewertung möglicher Gasaufbereitungsverfahren durchgeführt. Im Rahmen der Errichtung einer halbtechnischen Versuchsanlage für einen Teilstrom des Produktgases ist der Nachweis über die Funktionalität absorptiver und adsorptiver Gasaufbereitungsverfahren entsprechend den Anforderungskriterien für die Einspeisung von Biogas in ein öffentliches Netz zu erbringen. Im Sinne einer Qualitätssicherung könnte Biogas abhängig von seiner Herkunft gewisser-
Gärversuche im Labor.
maßen ein Zertifikat erhalten. Weiters lässt sich in Abhängigkeit der Zusammensetzung der Gärreststoffe die Art ihrer Verwertbarkeit bzw. die etwaige Entsorgung unter Berücksichtigung der Kläranlageninfrastruktur bewerten.
B i o g a s i n s ö f f e n t l i c h e N e t z
Auf Basis der Ergebnisse der oben genannten wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Realisierung eines umfassenden Biogaspilotprojektes am Standort der Kläranlage Leoben in absehbare Nähe gerückt. Dieses zukünftige Energie- und Entsorgungszentrum soll sämtliche Bereiche von der Substratübernahme über die Biogas- und Bioenergieproduktion bis zur stofflichen und energetischen Verwertung der Reststoffe (Kompostierung; Klärschlammpyrolyse) abdecken. Absoluten Vorzeigecharakter bekommt dieses Projekt durch die beabsichtigte Aufbereitung des Produktgases und Einspeisung in das öffentliche Ortsgasnetz der Stadtwerke Leoben. Im Endausbau sollen jährlich rund 2,5 Mio. Nm3 Biogas produziert werden. ❑
Wissenschaftliche Projektpartner:
- Joanneum Research - Austrian Bio Energy Centre - IFA Tulln - FH Joanneum Partner in der Umsetzung: - Stadtwerke Leoben - Reinhaltungsverband
Leoben
Das Forschungsprojekt ist gefördert vom Zukunftsfonds Steiermark.
Solar-Pionier mit Ideen von morgen
Werner Weiß und seine Arge Erneuerbare Energie in Gleisdorf setzten bereits auf Sonnenenergie, da wurden sie noch als „Spinner“ abgetan. Nun sind sie die Vorzeige-Entwickler zahlreicher internationaler Projekte und Produkte.
Werner Weiß ist ein viel beschäftigter Mann: Gestern Australien, morgen Simbabwe. Die Welt ist mehr als interessiert daran, mit der „AEE – Institut für Nachhaltige Technologien“ (AEE INTEC), dem heutigen Dachverband der „Arge Erneuerbare Energie“, deren Geschäftsführer Werner Weiß ist, Projekte umzusetzen. Auch die Zusammenarbeit mit der EU und vor allem auch mit Entwicklungsländern läuft hervorragend. Das war nicht immer so. Vor allem in der näheren Heimat tat man Werner Weiß und seine Mitstreiter häufig als Spinner ab. Inzwischen – längst sind Warnungen in puncto Klimakollaps realistische Szenarios, längst kündigt der hohe Erdölpreis den Abgesang auf die fossile Energieform an – sehen auch Skeptiker die Vorzüge und Möglichkeiten der Solarenergie und anderer erneuerbarer Energie. „Billiges Erdöl wird es nicht mehr geben“, meint denn auch Werner Weiß.

P r o t e s t g e g e n Z w e n t e n d o r f s t a n d a m B e g i n n
„Begonnen hat es bei mir aus dem Protest gegen Zwentendorf. Wir kleisterten Plakate dagegen in Graz. Doch wir wollten auch was tun. Durch Zufall, ich war gerade dabei, mein Haus zu bauen, das ich mit einer Solaranlage ausstatten wollte, bin ich 1982 auf die Selbstbaugruppe Solar in St. Marein bei Graz gestoßen. Die bauten damals schon Sonnenkollektoren“, erinnert sich Werner Weiß. Natürlich steht vor seinem Haus eine Solaranlage. Es besteht aus dem ökologischen Baustoff Holz, gut gedämmt. Ein Kachelofen beheizt zusätzlich zum Solarsystem zentral das Haus. Seit 1991 hat Werner Weiß auch eine Photovoltaikanlage installiert, die 50 Prozent des Strombedarfs über Solarenergie erbringt. Bereits Anfang der 80er Jahre wurde in der Steiermark eine Solarfläche von 400.000 m2 erreicht. Da schaute ganz Österreich mitunter etwas scheel auf die Tüftler aus der Oststeiermark. Inzwischen bringen österreichweit 3 Mio. Quadratmeter Sonnenkollektoren eine Leistung von 2,1 Gigawatt Energie. Wie fühlt man sich als Pionier? „Es ist spannend, neue Dinge auszuprobieren. Doch schwieriger ist unsere jetzige Situation. Heute müssen die Anlagen den prognostizierten Erwartungen entsprechen“, so Werner Weiß. 1988 wird die Arge Erneuerbare Energie gegründet, Weiß ist zuerst Obmann des Vereins, dann Geschäftsführer der AEE INTEC. Der bis 1990 als Lehrer tätige Werner Weiß hatte immer klare Ziele vor Augen. Glaubten anfangs vor allem die Erzeugerfirmen, dass sich Sonnenkollektoren hauptsächlich für die Erwärmung von Warmwasser eignen, erbrachten Werner Weiß und die Spezialisten der AEE INTEC den Beweis, dass die Sonne mit entsprechender Technik auch bei uns genug Energie für den Heizungsbetrieb liefern könne. Er behielt Recht: Inzwischen beheizen 50 Prozent der Kollektorflächen die Heizungssysteme.
Natürlich speist sich auch das Bürogebäude der AEE INTEC aus der Kraft der Sonne.
Foto: Helmut Bast

Werner Weiß, Solarpionier aus Gleisdorf, entwickelt mit seinen 30 Mitarbeitern zahlreiche Energieprojekte.
Z a h l r e i c h e P r o j e k t e
Die Erfolge wurden auch belohnt: 1989 erhielt die Arge Erneuerbare Energie den österreichischen Staatspreis für Energieforschung und im selben Jahr den Europäischen Umweltpreis. Heute zählt die AEE INTEC rund 4500 Mitglieder und ist längst ein erfolgreicher Betrieb geworden. 30 Mitarbeiter beschäftigen sich vor allem mit Entwicklungsarbeit für Firmen. Derzeit arbeitet man an der Entwicklung von Fassadenkollektoren, Systemtechnik für Anlagen für Mehrfamilienhäuser, an Parabolkollektoren, die die Sonnenenergie konzentrierter speichern können … Und Simbabwe? Werner Weiß: „Das ist eine vom Außenministerium finanzierte Kooperation mit der Uni in Harare und kleinen Firmen. Wir erarbeiten dort ein System zur Warmwasseraufbereitung mit Materialien, die es vor Ort gibt. 500 Anlagen wurden bereits gebaut.“ In Entwicklungsländern in diesen Breiten sei es ja viel leichter. Die Sonne ist eine beinah unbegrenzte Ressource. Ein Traum für den Solartechniker. HB ■