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Bio-Sepp“ – seiner Zeit weit voraus
Als Vorreiter der heimischen Ökobewegung ist Josef „Sepp“ Gauster einer, der seine umweltschonende Einstellung auch bedingungslos lebt. Angesichts von Klimawandel und hohen Erdölpreisen ist seine „Einstellung“ aktueller denn je.
Er hat in Gleisdorf den ersten Naturkostladen gegründet, bot den Pionieren der Arge Erneuerbare Energie Räumlichkeiten, in denen sie die Ideen für ihre Solarenergiekonzepte entwickelten. Josef Gauster ist eine der Symbolfiguren der Alternativ- und Ökoszene des Landes. Seinen Bioladen in der
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Franz-Josef-Straße hat er seit 1983 als Einmannladen bis 2001 geführt. Nachfolgerin Mona Gratzer betreibt seither den Laden. „Damals war es nicht leicht, die Vorprodukte für den Laden zu finden bzw. zu organisieren. Das waren ja erst die Anfänge der Direktvermarktung. Der Laden entwickelte sich aber schnell zu einer Anlaufstelle für alle, die an ökologischen Produkten interessiert waren. Die Leute kamen sogar aus dem Burgenland und der Obersteiermark zu mir“, erinnert sich Josef Gauster. Er war es auch, der in Gleisdorf die erste Hackschnitzelheizung selber baute. Die Organisation des Hackguts, die Lagerung und Bedienung der Heizanlage lag natürlich weit jenseits der heute üblichen Bequemlichkeit zeitgemäßer Anlagen. Da hat sich Josef Gauster inzwischen auch umgestellt. Er verfügt nun über eine Holzpelletsheizung, eine Photovoltaikanlage und eine Solaranlage für das Brauchwasser auf dem Dach. Durch die Photovoltaikanlage betreibt er sogar ein „Kleinkraftwerk“, speist dessen Strom ins öffentliche Netz ein und bekommt dafür den Ökostromtarif ausbezahlt. Immerhin war ihm die Installation dieser Anlage eine Investition von 200.000,– Euro wert.
Wie ist Josef Gauster überhaupt zu diesem Ökobewusstsein gekommen? Im Elternhaus, einem kleinen Bauernhof, in dem er den Laden eröffnete und auch heute noch wohnt, habe schon immer ein sparsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen vorgeherrscht. Die Biohaltung und die Einstellung zum nachhaltigen Wirtschaften ist dann auch durch das Lesen des Buches „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome weiter gewachsen. Die Aufbruchstimmung von 1968 tat das Übrige. Dann kam Zwentendorf und auch in der Hainburger-Au war er dabei. Ressourcenschonender Umgang ist „sein“ Thema. Die Natur findet auch in Josef Gausters Freizeitaktivitäten ihren Niederschlag: Seine Leidenschaft Bergsteigen und Klettern führte ihn immer wieder in die europäischen Berge und sogar nach Nepal. Heute amüsiert Josef Gauster die Bezeichnung „Spinner“, mit der er immer wieder auch in zahlreichen Diskussionen konfrontiert wurde – die Auseinandersetzung hat der Grün-Aktivist nie gescheut. In seinem Freundeskreis in der „Klimaschutzstadt“ Gleisdorf findet er noch immer viel zu wenige, die den Umweltgedanken auch wirklich umsetzen wollen. Ein anderer Zuruf, den er noch immer oft hört, ist „BioSepp“. Den empfindet er als Auszeichnung. Angesichts von Klimaerwärmung und hohem Erdölpreis erkennen immer mehr, dass Josef Gauster seiner Zeit weit voraus war und ist. Bedenklich stimmt ihn allerdings der gegenwärtige Hedonismus und Egoismus unserer Geiz-ist-geil-Gesellschaft und dass bei der Umsetzung der Kyoto-Ziele nicht wirklich was rauskommt. Oder auch, dass immer mehr Lebensmittelkonzerne in die Nische Bioprodukte eindringen und sich der jahrzehntelangen Vorarbeit der Bioläden und Direktvermarkter bedienen, weil das jetzt halt Gewinne verspricht. ■
Vor dem Kachelofen. Sepp Gauster in seiner gemütlichen Küche.

Sepp Gausters Naturkostladen, mit dem er auch wie hier auf Märkten präsent war, lockte sogar Kunden aus dem Burgenland an. Rast bei einer Wandertour im schweizerischen Bergell.
