
4 minute read
Lilly Lotterblume
Hallo, meine Lieben!
Diese Ausgabe ist doch etwas Besonderes. Denn ich bin zwar weiter nach hinten verfrachtet worden im Heft, aber es gibt mich zum Glück dennoch. Andere Kollegen haben da schon eine Schreibpause einlegen müssen, weil wir uns in dieser letzten Ausgabe des Jahres und nach „alter Zeitrechnung“ – im kommenden Jahr wird vieles anders – mit den Schicksalen und Erfolgen von Landsleuten beschäftigen. Was ich manchmal sehr berührend empfinde, weil ja ohne dass man es weiß, sich „nebenan“ oft großes Leid abspielt oder auch starke Leistungen erbracht werden.
Advertisement
Es ist möglich, dass ich nun eine kleine Schreibpause habe, weil es ja ein neues Klipp geben wird und da muss ich erst schauen, ob ich dort wieder meinen geeigneten Platz finden kann. Aber soweit ich von den Verantwortlichen gehört habe, wollen sie auf mich auch in Zukunft nicht verzichten. Es ist ja ganz schön und beruhigend, wenn man weiß, dass man als Plaudertasche auch in Zukunft gebraucht wird. Ich war ja selbst überrascht, als ich vom Gang der Klipp-Verantwortlichen zum Konkursgericht gehört habe. Zwei sündteure Prozesse, die Millionen kosten –ich denk’ ja noch immer in Schilling –sind der Auslöser dafür gewesen. Und irgendwie – es geht mich als kleine Frau ja nichts an – verstehe ich diesen Schritt auch. Denn der Herwig hat mir er-
zählt, dass bei Gericht meist der gewinnt, der besser lügen kann. Das hört er immer wieder von erfahrenen Richtern, Staats- und Rechtsanwälten. Mein Gott, ich will mir nur nicht die Finger verbrennen, weil es könnte ja sein, dass ich dann auch geklagt werde. Aber wenn behauptet wird, dass nirgends so viel gelogen wird wie vor Gericht, dann mögen mir das die hohen Herren und Damen verzeihen, dass ich das nicht so ganz glaube. Denn ich erinnere mich da an die heiße Diskussion bei unserer letzten Kartenrunde und da höre ich, dass auch in der Politik gehörig gelogen wird. Zumindest hat das auch die Eva erzählt, die ja seit Jahren in der Burg arbeitet, in den Regierungsbüros und Klubs so viele Freunde hat und dort daher ein und aus geht. Sie zeigte sich sehr verwundert, was da in Sachen Herberstein im Landtag passiert ist. Vor der Wahl hat ja, so klärte ihr Bekannter Otto die Eva auf, Franz Voves mit seiner SPÖ ganz wild und vehement gegen eine voreilige Förderung des Tierparks Herberstein gewettert. Das sei dem Steuerzahler nicht zumutbar, vorher müssten alle Vorwürfe aus der Vergangenheit geklärt sein. Es sei eine Frechheit und Ungeheuerlichkeit, spielten da die SPÖ-Redner im Wahlkampf auf dem Klavier der Empörung. Und das geschah völlig zu Recht, wie mein Allerliebster meint, der halt auch seinen Senf dazugab. Es ist ja bekannt, so der Otto, dass sich mit der gesamten Förderpraxis und mit den Millionen, welche die Herbersteins bekommen haben, die Staatsanwaltschaft, die Finanz und weiß Gott wer sonst noch beschäftigen. Manipulationen, Doppelförderungen, Schwarzgeld und ganz fragwürdige Vereinbarungen stehen im Raum. Auch der Landesrechnungshof beschäftigt sich damit. Also, es ist alles noch im Laufen und man wartet eigentlich auf die Gerichtsprozesse, so der Otto, die da angekündigt wurden. Und just in dieser Phase tritt der neue Landeshauptmann Franz Voves im Landtag dafür ein, den Tierpark – ich habe gehört so mit 600.000,–Euro – zu fördern.
Nur, dass man mich als wirkliche Tierliebhaberin nicht missversteht, die armen Tierchen dort sollen nicht verhungern. Aber bevor die Fülle von Vorwürfen nicht vom Tisch ist, muss sich doch nicht gerade Franz Voves nun zum Fürstreiter von Herberstein aufspielen. Will er damit vom Saulus zum Paulus werden, fragte die Eva. Da wirke er unglaubwürdig, antwortete wiederum der Otto, weil er doch noch vor wenigen Wochen sinngemäß von unverantwortlichen Manipulationen und Sauereien gesprochen hat. Auch Star-Bariton Hampson, Lebensgefährte von Andrea Herberstein, ist dabei ins Zwielicht geraten. Das Paar überlege sogar, Österreich hinter sich zu lassen und auszuwandern. Da feixt der Herwig, aber bitte erst, wenn alles geklärt ist.
Was nicht nur seine politischen Gegner im Landtag verwunderte: Bei seinem Plädoyer für Herberstein gebrauchte er dieselben Argumente,
mit denen sich vor der Landtagswahl am 2. Oktober Waltraud Klasnic verteidigte. Und es war peinlich, wie plötzlich die SPÖ der ÖVP-Fraktion vorwarf, sie möge doch zu Beschlüssen stehen und nicht Opposition betreiben.
Am Gesichtsausdruck von Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer konnte man bei der Argumentation und Rede von Voves die Verwunderung ablesen. Es ist schon klar, dass Politiker sich davor fürchten, wenn es plötzlich Schlagzeilen gibt, dass Tiere dem Hungertod nahe sind. Doch für den Tourismus ist ja noch immer Hermann Schützenhöfer im Lande zuständig und wenn er sich für Herberstein stark gemacht hätte, wäre das noch ganz gut verständlich gewesen. Aber so rätselten natürlich viele in der Burg über diesen Vorstoß von Voves. Aber das wird sicher nicht die letzte Überraschungsaktion von LH Voves gewesen sein. In diesem Sinne: Einen guten Rutsch und bis zum nächsten Mal. Tschüss,
Eure Lilly