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Exerzieren über Massengräbern
Mahnmal für 166 Widerstandskämpfer in Belgierkaserne Exerzieren über Massengräbern
Gedenkfeier am Feliferhof. Wird auch in der Belgierkaserne ein Mahnmal errichtet?
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Der „Feliferhof“ als Hinrichtungsstätte der Nazis ist auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Dass auch in der SS-Kaserne Wetzelsdorf, heute Belgierkaserne, 166 Menschen ermordet wurden und in Bombentrichtern verscharrt wurden, weiß dagegen kaum einer. Der Sohn eines Ermordeten regt nun eine Gedenktafel für die Opfer in der Belgierkaserne an.
Noch in den letzten Kriegstagen wurden in der damaligen SS-Kaserne Wetzelsdorf (heute Belgierkaserne) 48 Widerstandskämpfer ohne Gerichtsurteil von Angehörigen der SS und GESTAPO in den 13 bei einem US-Luftangriff vom 2. April 1945 entstandenen Bombentrichtern erschossen und dort verscharrt. Darunter auch der Vater von Karl Haitzmann, Oberstleutnant der Reserve. Maximilian Haitzmann war in der Kapfenberger SPÖ engagiert und wurde, weil er Fremdarbeitern zur Flucht verhalf, verhaftet und mit anderen Widerstandskämpfern ermordet. Wie Karl Haitzmann im Landesarchiv herausfand, wurde sein Vater zusammen mit weiteren 11 Nazigegnern am 7. April 1945 in einem dieser vorhandenen Bombentrichter erschossen und anschließend verscharrt. Insgesamt wurden in der ehemaligen Belgierkaserne unmittelbar vor Kriegsende 166 Widerstandskämpfer und Kriegsgefangene durch die SS ermordet, was kaum ins Bewusstsein der dort stationierten Grundwehrdiener und schon gar ins öffentliche Bewusstsein dringt. Zu einem Teil befindet sich heute über den Massengräbern der Exerzierplatz, zum größeren Teil jedoch die Militärsportanlage in der Südostecke der Kaserne. Die eigentliche nationalsozialistische Hinrichtungsstätte in Graz war der „Feliferhof“ am Steinberg im Bezirk Wetzelsdorf, der heute als Bundesheerschießstätte dient. BH-Oberst a. D. Manfred Oswald weiß, warum die Ermordungen zu Kriegsende nicht mehr am „Feliferhof“ durchgeführt wurden: „Auf Grund des Treibstoffmangels, die Russen standen vor der Tür, hatte die SS zu ihren Transporten nur mehr ‚Holzvergaserwagen’ zur Verfügung. Die schafften aber die Steigung nicht hinauf auf den Feliferhof. So wurden die Erschießungen gleich vor Ort in der SS-Kaserne Wetzelsdorf durchgeführt.“ Kein Schild, geschweige denn eine Gedenkstätte weist auf diese grauenhaften und sinnlosen Morde hin.
Foto: Bild- und Tonarchiv

Exhumierung der NS-Opfer am Feliferhof im Mai 1945.
Zusammen mit Oberst a.D. Manfred Oswald, der sich schon im Zusammenhang der Errichtung einer Gedenkstätte für die 300 zwischen 1941 bis 1945 an der NaziHinrichtungsstätte Feliferhof ermordeten Menschen verdient gemacht hatte, die vor allem auf sein Betreiben und gegen zunächst massiven Widerstand von Heeresseite dennoch zustande kam, regt Karl Haitzmann nun an, auch in der B e l g i e r k a s e r n e eine Gedenktafel für die Opfer des SS-Wahnsinns anzubringen. Eine Gedenktafel hätte besonders in diesem „Gedankenjahr“ mehr als Sinn. Bereits im heurigen Jänner schickte Haitzmann Briefe mit dieser Bitte an Verteidigungsminister Günter Platter sowie an Generalmajor Winklmayer vom Militärkommando Steiermark. Den Text für die Gedenktafel hat Karl Haitzmann schon formuliert: „Unmittelbar vor Kriegsende wurden in dieser Kaserne 166 Widerstandskämpfer und Kriegsgefangene durch die SS ermordet. Gedenket ihrer – sie starben für Österreichs Freiheit.“
Um die entstehenden Kosten müsste sich das Bundesheer nicht kümmern. Haitzmann würde die Errichtungskosten von rund 2.000,– Euro aus eigener Tasche bezahlen. Bis jetzt hat Karl Haitzmann keine Antwort sowohl von Minister Platter als auch Generalmajor Winklmayer erhalten. HB ■ Das ungestörte Leben eines Massenmörders Verantwortlich für diese Morde am „Feliferhof“ und in der SS-Kaserne Wetzelsdorf ist der Gauleiter der Steiermark, Siegfried Uiberreither, der bis zum Ende seiner „Herrschaft“ Erschießungen anordnete, ehe er Gauleiter Siegfried sich zunächst Uiberreither (li.) ordnete bis durch Flucht entzuletzt Erschießungen an. zog. Im Mai 1945 wird er in Liezen erkannt und von den Amerikanern ins Lager Dachau gebracht. Über einen „Deal“ mit den Amerikanern – Uiberreithers Frau Käthe war die Tochter des Grönlandforschers Alfred Wegener, die im Besitz von Forschungsberichten ihres Vaters war, die die Amerikaner interessierten –wurde ihm die Flucht ermöglicht. Wurde lange Zeit vermutet, er halte sich mit seiner Familie in Südamerika auf, stellte sich heraus, dass er mit neuer Identität als Friedrich Schönharting bis zu seinem Tod am 29. 12. 1984 völlig unbehelligt in Sindelfingen bei Stuttgart lebte.
Foto: Bild- und Tonarchiv