70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug
Gemeinschaft im Gebet
„Einheit in Christus“ lautete das Motto der Mariä-Namen-Feier 1969 in der Wiener Stadthalle.
Die Geschichte des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs ist untrennbar mit Pater Petrus Pavlicek verbunden. Der Franziskanerpater erkannte nach dem Zweiten Weltkrieg das Bedürfnis nach Frieden und Freiheit – und fand den Weg der Buße, Umkehr und des Gebets. HEINZ NIEDERLEITNER
P
etrus Pavlicek hat schon einen weiten Weg hinter sich, als er nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt. 1902 in Innsbruck als Sohn eines Militärbeamten geboren, verlor der auf Otto getaufte Bub früh seine Mutter. Als junger Mann nach dem Ersten Weltkrieg schlug er eine Karriere als Kunstmaler ein und verließ die Kirche. Erst als 33-Jähriger kehrte er zurück und trat bei den Franziskanern ein. Nach der Priesterweihe 1941 und dem Sanitätsdienst im Krieg wurde er als Seelsorger in einem Kriegsgefangenenlager bei Cherbourg (Frankreich) auch mit den geistigen Nöten der späteren Heimkehrer konfrontiert. Er erkannte die Notwendigkeit der Buße und der Umkehr, gerade nach den grausamen Kriegsjahren. Eingebung. Der Eindruck bleibt, als er nach Österreich zurückkehrt: Österreich ist besetzt und viele Menschen dürsten nach einem geistigen Fundament. Andere haben sich von
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fatima & rsk
Pater Petrus Pavlicek war der Gründer und langjährige Leiter des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs. Die Madonna, die er aus Fatima nach Wien brachte, steht heute in der Franziskanerkirche in Wien.
Gott und der Kirche entfernt und es braucht eine Erinnerung an den Glauben. In Mariazell empfängt Pater Petrus eine Eingebung von Maria: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben.“ So reift in ihm eine Idee und am 2. Februar 1947 entsteht die Gebetsgemeinschaft des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs. Das Beten um Frieden und Freiheit für das besetzte Österreich zieht die Menschen an. Die Zahl der Mitglieder wächst auf über 500.000 im Mai 1955. Und die Größe der Bewegung wird bei den jährlichen Sühneprozessionen in Wien rund um den Feiertag Mariä Namen (12. September) sichtbar. Im September 1955 steht dabei der Dank im Vordergrund: Österreich hat seinen Staatsvertrag erhalten (siehe Seite 10–11). Aus der Frühzeit rührt auch die enge Verbindung zum Marienwallfahrtsort Fatima her. Die Eingebung, die Pater Petrus in Mariazell empfangen hat, bringt er mit der Botschaft von Fatima in Verbindung. 1949 gelingt es ihm, von dort eine Statue nach Wien zu bringen. Sie steht heute in der Franziskanerkirche. Seit 1952 trägt sie eine Krone, zu der zahlreiche Spender nicht mit Geld, sondern mit persönlichem Schmuck beigetragen haben. Im Wandel. Doch 1955 stellt sich die Frage: Welches Ziel kann der Rosenkranz-Sühnekreuzzug nun, da Österreich seine Freiheit wiedererlangt hat, haben? Pater Petrus folgt dem Ratschlag, das, was bisher für Österreich erbeten wurde, nun für die ganze Welt zu erbitten. Aus Deutschland schließen sich