© Grzegorz Galazka
Nr. 2 · Februar 2016
“Zum Kreuz Christi tragen wir unsere Freuden, unsere Leiden und unsere Misserfolge; dort finden wir das offene Herz, das uns versteht, uns verzeiht, uns liebt und uns bittet, diese selbe Liebe in unser Leben hineinzutragen.” Der Beichtstuhl: Ort des Lichtes und der Vergebung.
Papst Franziskus, Kreuzweg mit Jugendlichen während des Weltjugendtages in Rio de Janeiro, 26. Juli 2013
und verhören. Ihnen bleibt die Wahrheit verschlossen, weil sie zu sehr in ihren Vorurteilen gefangen sind. Auch Pilatus ist da, der die Wahrheit seinem Karrierestreben unterordnet. Es erscheinen auch die “Freunde der Nacht”, Josef von Arimathäa und Nikodemus, die ehrlich und voller Zuneigung an Jesus interessiert sind. Aber sie fürchten, da in etwas hineingezogen zu wer-
Zu Beginn dieser Fastenzeit im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit möchte ich gerne mit Ihnen eine persönliche Überlegung teilen. Es geht um die Verehrung des Heiligen Kreuzes. Von ihm geht mit dem wertvollen Blut unseres Erlösers auf uns alle der Balsam der göttlichen Barmherzigkeit über. Dadurch werden wir von Grund auf erneuert, vor allem wenn wir nach einer ehrlichen Beichte die Absolution erhalten. Denn das Kreuz zeugt vom Drama der Sünde und bringt uns gleichzeitig die unauslöschliche Freude der Vergebung, die uns neu werden lässt. den und bleiben im Hintergrund. Gerne würden sie auf der Seite der Wahrheit steWenn wir die Personen betrachten, die wäh- hen, doch sie trauen sich nicht zu, die Konrend der Passionstage auftreten, sehen wir sequenzen dafür zu tragen. Denn in einer eine Art Mustersammlung der Menschheit. Welt, in der die Wahrheit nicht “populär” In der Dunkelheit schleicht Judas herum, ist, ist das ein Wagnis – damals wie heute. mit seinem schwer erklärbaren Akt der Heimtücke. Dann tritt Petrus hervor, der All diese Menschen treffen wir entlang des tollkühnste und dennoch auch kleinmütigste Weges, der von Gethsemane nach Golgatha, aller Jünger. Er war so verwegen, die Wa- auf den Hügel des Kreuzes führt. Aber trotz chen des Hohen Rates anzugreifen, und dieser Trostlosigkeit und Finsternis finden dann so feige, seine Zugehörigkeit zum wir auch einen Lichtstrahl. Er geht von den Kreise Jesu angesichts der Fragen einer Frauen, den “frommen Frauen” aus. In Hausmeisterin zu verleugnen. Da sind die ihnen überwindet die reine und selbstlose Priester des Hohen Rats, die Jesus befragen Zuneigung jede Angst. Die Liebe flößt der
menschlichen Zerbrechlichkeit Kraft ein und macht die Treue in der Zeit der Angst unerschütterlich. Wie bewegend ist es doch in diesem Sinn, Maria, die Mutter, zu sehen, die neue Eva, die Erste des Volkes der Erlösten, die sich durch das Leiden ihres unbefleckten und schmerzerfüllten Herzens wundersam mit dem neuen Adam verbindet, im Werk unserer Befreiung und der Erneuerung der Welt. Maria nimmt uns alle auf wie Kinder, die es vor jeder Gefahr zu schützen gilt. Sie ist das Vorbild der Mütter, auch der geistlichen Mütter, der Gottgeweihten, die sich der Kontemplation und den Werken der Barmherzigkeit verschrieben haben. Maria stand am Kreuz. Bitten wir sie, uns zu helfen, in dieser Fastenzeit die Vergebung zu suchen und auch selber zu vergeben.
Das Kreuz bringt uns die Freude der Vergebung!
Es segnet Sie in Dankbarkeit, Ihr
Mauro Kardinal Piacenza, Präsident von KIRCHE IN NOT 1