Rexlexion - Raumentwicklung und Finanzausgleich

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Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

Johann Bröthaler, Michael Getzner

Technische Universität Wien, Institut für Raumplanung Forschungsbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik

auf Basis von Ergebnissen der Studie der TU Wien (2024, im Auftrag des BMF) „Klimaorientierte und ressourcenschonende Raumentwicklung und Finanzausgleich –Zur Raumwirksamkeit des Finanzausgleichs unter besonderer Berücksichtigung des ÖREK 2030, des Klimaschutzes und des sparsamen Bodenverbrauchs“

(J. Bröthaler, T. Dillinger, M. Getzner, E. Grinzinger, A. Kanonier, M. Chamraci)

Impulskonferenz „Finanzausgleich 2024 –Gestärkt in die Zukunft?“

Wien, 22. Februar 2024

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

Inhalt

1.Raumentwicklung

Themenfelder, Wirkungen, Ursachen, Anreize

2.Finanzausgleich

Abgaben/Transfers, Raumwirksamkeit

3.Reformperspektiven zum Finanzausgleich

für flächensparende Raumentwicklung

4.Schlussfolgerungen

[2] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

1. Raumentwicklung

Themenfelder, Wirkungen, Ursachen, Anreize

[3] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

1. Raumentwicklung

Raumentwicklung

Flächeninanspruchnahme

Themenfelder

Überörtliche, örtliche Raumordnung

Nationale, regionale, lokale Planung

Steuerung der Flächennutzung

Wanderung, Mobilität

Daseinsvorsorge

Infrastrukturen

Naturschutz

Energieraumplanung

Bewusstseinsbildung

Informationssysteme

Klimaschutz

Klimawandelanpassung

Bauen und Wohnen

Gestaltung des öffentlichen Raums

Urbane Grünräume

Verkehrsinfrastruktur

Land-/Forstwirtschaft, Bodenqualität

Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft

Energie, Produktion, Konsum

Bewusstseinsbildung

Informationssysteme

Planungssystematik –Raumordnungsgesetze –Raumplanung –Entwicklungskonzepte ÖREK 2030 (empfehlend), REK, ÖEK, FWP, BPL

[4] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

1. Raumentwicklung -Flächeninanspruchnahme

Flächeninanspruchnahme -jährlicher Zuwachs 1991–2023

(Bauflächen, Verkehrsflächen, Freizeitflächen und Abbauflächen) 5

100

80

60

40

20

120 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023

Versiegelung

100

80

60

25

20

ha pro Tag km 2 pro Jahr TU (2024, harmonisierter Flächenbestand) UBA (2022) Ziel 2030

15

10

30 0

20

40

30 0

120 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023

5

10

15

20

25

ha pro Tag in km 2 pro Jahr TU (2024, harmonisierter Flächenbestand) UBA (2022)

0

Quelle: eigene Berechnung und Darstellung; TU Wien (2024, harmonisierter Flächenbestand 1990-2023); BEV (2024, Regionalinformation); UBA (2022, Methodik bis 2021)

•Ziel, zusätzliche Flächeninanspruchnahme auf 2,5 ha/Tag zu reduzieren

•Ziel bislang nicht regional differenziert vereinbart

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien)

Impulskonferenz, 22.02.2024

[5]
•Datenqualität bisher problematisch 0

1. Raumentwicklung -Interdependenzen

Komplexe Wechselwirkungen

•Demografie, Wirtschaft, Mobilität etc.

•Finanzielle Anreize und Wirkungen

•EntscheidungsträgerInnen, EigentümerInnen

Regionale Unterschiede

•Ausgangslagen, Raumstrukturen

•Raumplanungspraxis

•Entwicklungsdynamiken

•Räumliche Spill-over-Effekte

•Immobilienpreise

•Funktionsteilung ländlich/städtisch

•Unterschiedliche Herausforderungen für

Wanderung

Ursachen, Wirkungen und Interdependenzen Siedlungsentwicklung

Mobilität

Emissionen Ergänzende Infrastruktur

Erschließung

Klimawandel

Verkehrsinfrastruktur

Indirekte Effekte

Flächeninanspruchnahme

Raumwirksamkeit des Finanzausgleichs

Verlust von Bodenfunktionen, Biodiversität

Fiskalische Wirkungen

Finanzausgleich

Öffentliche Haushalte

•Größere Stadtregionen, kleinere Stadtregionen, Achsenräume

•Ländliche Räume mit/ohne Tourismus, mit geringer Bevölkerungsdichte

[6] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

1. Raumentwicklung -Ursachen

Vielfältige Ursachen und Treiber der Flächeninanspruchnahme:

•Bevölkerungszunahme (in Ballungsräumen)

•Erhöhte Nachfrage (Wohnen, Zweitwohnsitze)

•Erhöhte Nachfrage (Betriebe, Freizeit, Energieerzeugung)

•Sinkende Haushaltsgröße

•Steigende Wohnfläche pro Person

•Zersiedelung, Baulandreserven

•Bodenpreise, Hortung, Spekulation

•Wachstumsparadigma

•Fiskalische Anreize und Fehlanreize

•Fiskal-Illusion

kurzfristigmittelfristig langfristig

Sehr langfristig

[7] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

1. Raumentwicklung -Raumplanung

• Raumplanungsgesetze (Novellen der letzten Jahren)

-Strengere Rahmenbedingungen (Siedlungsgrenzen)

-Innen-statt Außen-Entwicklung

-Fiskalische Instrumente (Infrastruktur-, Zweitwohnsitzabgabe)

• Entwicklungskonzepte (ÖREK 2030)

- Orientierung an Grundsätzen der Nachhaltigkeit

-Vier Säulen zu ressourcen-schonender, klimaverträglicher Entwicklung

-Handlungsprogramm zu Governance und Umsetzung

• Bodenstrategie für Österreich

-Neues Datenmodell zu Flächeninanspruchnahme/Versiegelung

-Österreichweit einheitliches Monitoring

-Verstärkte Nutzung finanzieller Instrumente (Finanzausgleich)

[8] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

2. Finanzausgleich

Abgaben/Transfers, Raumwirksamkeit

[9] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

2. Finanzausgleich –Bezug zu Boden/Umwelt

Bodenbezüge im bestehenden Finanzausgleich (FAG 2017 und 2024)

Ausschließliche Abgaben

-Wohnbauförderungsbeitrag

-Grundsteuer

-Interessentenbeiträge

-Leerstands-, Zeitwohnsitzabgaben

Gemeinschaftliche Bundesabgaben

-Grunderwerbsteuer

-Bodenwertabgabe

Verteilung der gem. Bundesabgaben

-keine: Lage der Gemeinden, innerörtliche Lage, Fläche (Widmung/Nutzung) spielt keine Rolle Transfers (Förderungen)

-vielfältig (keine österreichweite Empirie)

-Fördergegenstände u.a. Innenentwicklung, Flächenrecycling, Straßen, Rad/Fußwege, Mobilitätsmanagement, Gebäudesanierung, Heizsysteme, erneuerbare Energie, Artenschutz

Ausschließliche Abgaben

BundLänderGemeinden

Boden Umwelt Sonst

Gemeinschaftliche Abgaben

Gemeinschaftliche Abgaben Verteilung der Abgaben

Boden Umwelt Sonst

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Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024
0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000
Mio. Euro
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000
Mio. Euro
Quelle: TU Wien (2024); Daten 2022 (Statistik Austria, 2023; BMF, 2024)

2. Finanzausgleich -Bestimmungsgründe

Ergebnisse einer ökonometrischen Schätzung zu Bestimmungsgründen der Flächeninanspruchnahme (FLI):

• Strukturelle und demografische Merkmale

-Kleinere (ländliche) Gemeinden weisen größere FLI pro Kopf auf

-Stark wachsende Gemeinden weisen geringere FLI pro Kopf auf

• Sozioökonomische Merkmale

- Gemeinden mit höherem Pro-Kopf-Einkommen, höherer formaler Bildung und geringerer Arbeitslosenquote weisen größere FLI auf

• Knappheit verfügbarer Flächen

-Geringere FLI bei Flächenknappheit

[11] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

2. Finanzausgleich -Bestimmungsgründe

Ergebnisse einer ökonometrischen Schätzung zu Bestimmungsgründen der Flächeninanspruchnahme (FLI):

• Finanzausgleich

-Ertragsanteile und eigene Abgaben weisen

keinenbzw. kaum einen signifikanten Einfluss auf FLI auf.

• Kein Einfluss erkennbar

-Politische Ideologie (ÖVP, SPÖ)

-Urban-Rural-Typologie –keine zusätzliche Erklärungskraft

-Bedeutung des Tourismus für die Gemeinde

[12] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

3. Reformperspektiven

zum Finanzausgleich für flächensparende Raumentwicklung

[13] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

3. Reformoptionen [1] -Finanzausgleich ieS

Ansatzpunkte für eine verstärkte Raumwirksamkeit bei der vertikalen und horizontalen Aufteilung der gemeinschaftlichen Bundesabgaben in Abstimmung mit länderinternen Finanzausgleichsregelungen

Ansatzpunkt 1

Ansatzpunkt 2

Paktum Paktum zum FA (wie bisher) Paktum zum FA (1 FA-Periode) und Strategisches FA-Paktum zum Boden- und Klimaschutz (1–3 FA-Perioden)

Vorwegabzüge Vorwegabzüge (wie bisher) Reform (periodische Schwerpunktsetzung für gemeinschaftliche Aufgaben)

Vertikale

Abgabenteilung

Horizontale

Abgabenteilung

Fixschlüssel (historisch/verhandelt) Fixschlüssel (inkl. Mehr-EbenenVereinbarungen)

Konsequente Aufgaben- und Wirkungsorientierung der Mittelaufteilung für Boden- und Klimaschutz sowie Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, etc.

Ausschließlich pauschalierte Mittelaufteilung für Basisausstattung (standardisierte Daseinsvorsorge) und generelle Sonderlasten Explizite Anreiz- und Zielorientierung der Mittelaufteilung für ausgewählte Politikbereiche

Transfers Reduktion der ergänzenden Transfers (in Abstimmung mit aufgabenorientierter Mittelverteilung)

Implizite Berücksichtigung für Basisausstattung (standardisierte Daseinsvorsorge) und generelle Sonderlasten

Feinsteuerung über ergänzende Transfers, ggf. Dotierung von Fonds (mit Zweckwidmung, Zielvereinbarungen, Monitoring, Evaluierung)

[14] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

3. Reformoptionen [2] –fiskalische Instrumente

Bund

Länder

Gemeinden

FWVU bei übergeordneter Infrastruktur

FWVU bei übergeordneter Infrastruktur

Biodiversitäts-und Bodenschutzfonds

Flächenwidmungs-und Versiegelungsumlage

Mehr-Ebenen-Steuerung Abgestimmte Förderprogramme

Natur-und Bodenschutz (Ausgleichsflächen)

Rückwidmungs-/ Entsiegelungsförderung

Sonstige zielgerichtete Förderungen

GrundstückseigentümerIn (Reformierte) Grundsteuer Leerstandsabgabe

Flächenwidmungs-und Versieglungsabgabe

[15] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

4. Schlussfolgerungen

• Bodenschutz im Finanzausgleich (und Haushaltsrecht) etablieren

-Strategisches FA-Paktumzum Boden-und Klimaschutz

-Integration in Green Budgeting(Wirkungsrichtung, Indikatoren)

-Ergänzung bei Transparenzdatenbank (Kategorisierung)

• Umsetzungen bis bzw. im nächsten Finanzausgleich

-Ziele, Daten, Monitoring zum Bodenverbrauch verfügbar

-Reform/Vereinheitlichung fiskalischer Instrumente (Grundsteuer, Leerstands-, Zweitwohnsitzabgabe)

-Ergänzende finanzielle Anreize zu Flächenwidmungsentscheidungen (Widmungs-/Versiegelungsumlage, Widmungsabgabe)

-Bewusstseinsbildung zu fiskalischen Wirkungen

[16] Raumwirksamkeit im Finanzausgleich, Bröthaler/Getzner (TU Wien) Impulskonferenz, 22.02.2024

Raumwirksamkeit im Finanzausgleich

Johann Bröthaler, Michael Getzner

Technische Universität Wien, Institut für Raumplanung Forschungsbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik

auf Basis von Ergebnissen der Studie der TU Wien (2024, im Auftrag des BMF) „Klimaorientierte und ressourcenschonende Raumentwicklung und Finanzausgleich –Zur Raumwirksamkeit des Finanzausgleichs unter besonderer Berücksichtigung des ÖREK 2030, des Klimaschutzes und des sparsamen Bodenverbrauchs“

(J. Bröthaler, T. Dillinger, M. Getzner, E. Grinzinger, A. Kanonier, M. Chamraci)

Impulskonferenz „Finanzausgleich 2024 –gestärkt in die Zukunft?“

Wien, 22. Februar 2024

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