Das Magdeburger Ehrenmal von Ernst Barlach.

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Der Soldat zur Rechten trägt einen tief sitzenden stilisierten Helm. Der Helmgurt umrahmt das fast jugendlich wirkende, gedrungene Gesicht, dessen Ausdruck von einer leicht gerümpften Nase und zusammengekniffenen Lippen geprägt ist. Die Augen sind geschlossen und weitgehend unter der Kappe des Helms versteckt. Der Soldat trägt einen körperlangen Umhang mit hochgeschlagenem Kragen. Obwohl er sich nahezu nahtlos an die mittlere Figur anschmiegt, unterscheidet er sich von dieser und der dritten Gestalt dadurch, dass er sich als einziger nicht mit seinen Händen am Kreuz festhält, sondern diese in den Mantelärmeln versteckend vor seinem Körper verschränkt. Der Soldat zur Linken trägt einen Mantel mit einem Koppelschloss-Gürtel und einen Helm, der dem 1915 eingeführten Stahlhelm sehr ähnelt. Nur durch seitliche Betrachtung erkennbar trägt er auf dem Rücken militärisches Rüstzeug (Abb.7). Der Körper ist eng zur mittleren Figur hingewendet, wobei er den rechten Arm abgewinkelt hat, um mit seiner Hand die Außenseite des Querbalkens des Kreuzes umgreifen zu können. Auch bei ihm ist der Helm tief über die Stirn gezogen; ein Gurtriemen und ein Bart umrahmen die harten Züge seines Gesichtes. Die Mimik verweist auf einen von schweren Erfahrungen geprägten Mann. Seine Mundwinkel sind nach unten gezogen; ebenso nach unten gerichtet ist sein Blick, der Nachdenklichkeit, vielleicht auch Ermüdung vermuten lässt. Zu Füßen der Gruppe befinden sich drei weitere Gestalten. Da ihre Körper jeweils unter der Brust enden, scheint es so, als würden sie aus der Erde emporsteigen oder in ihr versinken. Die Mittlere der Halbfiguren überragt - wie bereits bei der Soldatengruppe in der oberen Reihe - in ihrer Größe die beiden seitlichen Figuren. Durch das Tragen eines Stahlhelms kann die Figur ebenfalls als Soldat identifiziert werden. Unter dem Helm verbirgt sich ein skelettartiges Gesicht mit tiefen Augenhöhlen, knorpelartiger Nase und einem bis zu den Wangenknochen hochgezogenen geöffneten Mund. Das Haupt ist mit gebeugtem Blick - zur rechten Schulter geneigt. Die Gestalt wirkt bis auf die Knochen

abgemagert

und

erscheint

dadurch

skeletthaft.

Die

knöchernen

Schlüsselbeine dringen durch den in V-Form gestalteten, den Körper verdeckenden Stoff, der von den Schultern herabfällt, hindurch. Seine dürren Hände hat der Soldat vor der Brust übereinander gefaltet und andächtig auf der Sockelplatte niedergelegt. Die Neigung des Kopfes dieser Halbfigur lenkt den Blick des Betrachters zu der verschleierten Person auf der linken Seite, die ihre geballten Fäuste fest gegeneinander gedrückt hält. Der Anblick ihres Antlitzes bleibt durch das in schweren

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