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Anlagestrategie
Notizen vom Investment-Komitee
Die Aktienmärkte sind euphorisch ins neue Jahr gestartet. Auch mit Anleihen konnten Anleger in den ersten Wochen des Jahres wieder Geld verdienen. Da klassische Zinspapiere inzwischen wieder eine attraktive Rendite versprechen, sind Anleger nicht mehr gezwungen auf weniger liquide und/oder komplexere verzinsliche Alternativen auszuweichen.
Asset Allocation Monitor
Liquidität Aktien
Festverzinsliche Anlagen Global
Staatsanleihen
Schweiz
Unternehmensanleihen Europa
Mikrofinanz 01/2023
Grossbritannien
Inflationsbasierte A. USA
Hochzinsanleihen
Schwellenländeranleihen
Schwellenländer
Alternative Anlagen
Versicherungsbasierte A. Gold
Wandelanleihen
01/2023
Immobilien
Laufzeiten Hedgefonds
Währungen Strukturierte Produkte
US-Dollar Private Equity
Schweizer Franken
Euro
Britisches Pfund
Aktien: Starker Januar
• Die Aktienmärkte sind euphorisch ins neue Jahr gestartet. Insbesondere europäische Aktien und die Schwellenländermärkte verzeichneten im Januar hohe Kursaufschläge von teils mehr als 10%. Gesunkene Rezessionsrisiken in Europa und tiefere Energiepreise sowie die Öffnung Chinas waren die Treiber des starken Jahresauftakts. Zu Jahresbeginn zeichnet sich somit das von uns im Jahresausblick 2023 skizzierte Szenario ab, in welchem die Aktienbären in der ersten Jahreshälfte auf dem falschen Fuss erwischt werden und günstige Kaufkurse ein nicht erfüllter Wunsch bleiben. Nach der Rally der letzten Wochen muss man nun dennoch konstatieren, dass das kurzfristige Chance/Risiko-Verhältnis bestenfalls noch neutral ist. Weitere zügige Kursgewinne sind unwahrscheinlich. Zur Bestätigung einer mittelfristigen Trendwende beim amerikanischen Leitmarkt wäre aus charttechnischer Sicht ein nachhaltiger Ausbruch des S&P500 aus seinem Abwärtstrend wünschenswert. Doch selbst wenn dies gelingt, dürfte der weitere Jahresverlauf an den Aktienmärkten keine Einbahnstrasse werden.
Scorecard
Konjunktur Geld- und Fiskalpolitik
Unternehmensgewinne 01/2023
Bewertung Trend 01/2023
Anlegerstimmung
• Zu einer gewissen Vorsicht mahnt der Ausblick für die Margen und Gewinne der Unternehmen. Die hohe Inflation der letzten Quartale wurde von vielen Unternehmen opportunistisch zu Preiserhöhungen genutzt. Dies beförderte die Gewinnmargen auf neue Allzeithochs. Für die kommenden Monate lautet das bestimmende Thema indes „Disinflation“. Die Preissetzungsmacht der Unternehmen dürfte darunter leiden und die Margen unter Druck bringen. Wir sehen trotz einer gewissen Korrektur in den letzten Wochen weiteres Abwärtspotential bei den Gewinnschätzungen der Analysten. Selbst im positiven Konjunkturszenario (und ausbleibender Rezession) dürften die Gewinne ausgehend vom
Hoch um circa 15% zurückgehen. In der laufenden Berichtssaison für das 4. Quartal 2022 zeigten sich die Unternehmen mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf überwiegend zurückhaltend.
Anleihen: Fokus auf liquide Anlagen
• Auch mit Anleihen konnten Anleger in den ersten Wochen des Jahres wieder Geld verdienen. Obwohl die Notenbanken bis zuletzt an ihrem restriktiven Kurs festhielten, gingen die langfristigen Anleiherenditen jüngst weiter zurück. Die Inversion der Zinskurven nahm somit weiter zu. Selbst am sehr kurzen Ende der Kurve ist diese Inversion inzwischen zu beobachten: In den USA fiel die Rendite 2-jähriger Treasuries unter die Fed Funds Rate. In der Vergangenheit markierte dies stets das Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed und eine baldige Rezession. Kommt es auch diesmal so, dann dürften Staatsanleihen in diesem Jahr weiter gut performen. Bleibt eine Rezession aus, dann dürfte es aufgrund der zu erwarteten Disinflation der nächsten Monate ebenfalls eine solide, aber weniger spektakuläre Performance geben.
• Da klassische Staats- und Unternehmensanleihen inzwischen wieder eine attraktive Rendite versprechen, sind Anleger nicht mehr gezwungen auf weniger liquide und/oder komplexere verzinsliche Alternativen auszuweichen. Nischenanlagen wie beispielsweise Mikrofinanzanleihen verlieren durch die Zins-Zeitenwende an Attraktivität. Wir reduzieren für diese Anlageklasse unsere taktische Einschätzung und nehmen entsprechende Anpassungen in den Portfolios vor. Versicherungsbasierte Anleihen gehören zwar ebenfalls in die Kategorie der verzinslichen Alternativen, sind 2023 aufgrund merklich angestiegener Risikoaufschläge und ihrer variabel verzinslichen Natur aber weiterhin interessant.
Alternative Anlagen: Gold mit glänzendem Jahresstart
• Die Kombination aus einem schwachen US-Dollar und sinkenden Realzinsen hat dem Goldpreis ein Raketenstart ins Anlagejahr 2023 beschert. Seit November letzten Jahres beträgt der Preisanstieg beim Edelmetall inzwischen 20%. Spätestens
Dem Goldpreis wurde ein Raketenstart ins Anlagejahr 2023 beschert
Höhere Baukosten und schlechtere Finanzierungsbedingungen drücken in immer mehr Ländern bzw. Immobiliensegmenten auf das Preisniveau bei der psychologischen und charttechnischen Hürde von 2'000 US-Dollar dürfte das Aufwärtsmomentum abebben. Auf Jahressicht bleibt Gold indes für eine Vielzahl von Makroszenarien eine sinnvolle Portfoliobeimischung.
• Angesichts des stetig restriktiver werdenden Zinsumfelds haben sich die kurzfristigen Perspektiven für die Immobilienmärkte eingetrübt. Höhere Baukosten und schlechtere Finanzierungsbedingungen drücken in immer mehr Ländern bzw. Immobiliensegmenten auf das Preisniveau. Dies widerspiegelte sich zuletzt (mit Verzögerung) auch in den Preisen von nicht kotierten Immobilienfonds. In den nächsten Monaten sollten Anleger bei Immobilieninvestments zurückhaltend sein. In unserer taktischen Asset Allocation haben wir die Anlageklasse entsprechend heruntergestuft. Insbesondere semi-liquiden Immobilienprodukte könnten vorerst unter Druck bleiben (siehe Artikel „Drawdown: Rund ums Private Banking“).
Währungen: Euro vor Verschnaufpause?
• EUR/USD: Während die Makrodaten für die Eurozone zuletzt weiter positiv überraschten, fielen sie für die USA eher enttäuschend aus. Auch mit Blick auf die Geldpolitik zeichnet sich eine Euro-positive Divergenz ab. Die EZB bleibt bei einer falkenhaften Rhetorik und sieht weitere Zinserhöhungen während sich bei der Fed das Ende des Zinserhöhungszyklus nähert. Dennoch erscheint das Euro-Comeback nach der Rally nun langsam ausgereizt, was sich auch in einer deutlichen pro-Euro-Positionierung der Anleger widerspiegelt.
• GBP/USD: Auch das britische Pfund konnte gegenüber dem US-Dollar im Januar zulegen. Allerdings lag dies vor allem an der ausgeprägten Dollar-Schwäche. Die Fundamentaldaten für Grossbritannien bleiben nämlich sehr negativ. Die Rezessionsgefahr ist dort unter den Industrieländern am grössten und die Inflationsgefahren am höchsten. Die Bank of England wird die Leitzinsen kaum genug erhöhen können, um die Währung für Investoren wieder attraktiv werden zu lassen.
Mehr als eine Dekade lang haben amerikanische Aktien den Rest der Welt outperformt. Europäische Anleger mit hohem Engagement am heimischen Aktienmarkt („home bias“) blickten oft neidisch gen Westen. Das Rezept für die US-Dominanz waren tiefe Zinsen, stark steigende Unternehmensgewinne (insbesondere im Technologiesektor) sowie ein starker US-Dollar. Doch jeder Trend hat ein Ende… – die zugrundeliegenden Fundamentaldaten haben sich im letzten Jahr gedreht und so konnten vor allem europäische und Schwellenländeraktien seit Herbst deutlich Boden gut machen. Der Weltaktienindex ohne USA konnte den langfristigen Abwärtstrend überwinden. Die Öffnung Chinas nach Ende von Null-Covid, günstige(re) Aktienbewertungen und eine Kehrtwende beim überteuerten Dollar – einige Argumente sprechen dafür, dass die aktuelle Trendwende nachhaltig ist. Umso wichtiger ist es momentan sein Anlageportfolio auf ein zu hohes US-Exposure zu prüfen.
• EUR/CHF: Der EUR/CHF-Kurs konnte in den letzten Wochen die Parität wiedererobern. Treiber dieser Entwicklung war das gesunkene Risiko einer Rezession im Euroraum und die Perspektive auf eine steigende Zinsdifferenz. Ein weiterer Zinsschritt der SNB im März könnte bereits der letzte sein, die EZB dürfte danach noch nachlegen. Sollte die Euro-Phorie anhalten, sind im Jahresverlauf Kurse bis 1.05 CHF denkbar. Die langfristige Frankenstärke steht für uns aber nicht zur Debatte.
Chart unter der Lupe
Ende des amerikanischen Bullenmarkts? – Zeit für den „Rest der Welt“ MSCI USA vs. MSCI World ex USA
Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank