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Anlagestrategie

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Private Credit – eine Anlageklasse für jedes Wetter

Der Markt für Privatkredite wächst stark und ist für Anleger auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten attraktiv. Zwar bieten inzwischen auch traditionelle verzinsliche Instrumente wieder höhere Renditen. „Private Credit“ lockt aber nicht nur mit einer zusätzlichen Renditeprämie, sondern gleichzeitig auch mit starken defensiven Qualitäten. Wer von den Vorteilen der Anlageklasse profitieren möchte, muss allerdings Abstriche bei der Liquidität in Kauf nehmen.

Eine Nische auf Wachstumskurs

Der Markt für Privatkredite („Private Credit“ oder auch „Direct Lending“) verzeichnet seit Jahren ein rasantes Wachstum. Noch 2007 verwalteten Private-Credit-Fonds nur rund 100 Milliarden US-Dollar, seitdem hat sich das Volumen der Anlageklasse mehr als verzehnfacht. Dieses Wachstum kommt nicht von ungefähr. Seit der Finanzkrise haben sich Banken als traditionelle Kreditgeber infolge höherer Kapitalanforderungen und schärferer Regulierung aus Teilen des Fremdkapitalgeschäfts zusehends zurückgezogen. Damit haben sie Raum für neue Wettbewerber wie beispielsweise spezialisierte Privatkreditfonds geschaffen. Der Trend scheint unaufhaltsam und dürfte durch die jüngste Bankenkrise in den USA infolge des Kollapses der Silicon Valley Bank weiter gefüttert werden. Banken werden ihre Kreditvergabe künftig noch restriktiver gestalten und Nichtbanken werden die entstehenden

Lücken nur zu gern füllen. Auch der steigende Fremdkapitalbedarf der Private-Equity-Branche dürfte den Wachstumskurs von Private Credit weiterhin stützen.

Attraktive Renditeprämie…

Trotz des hohen Wachstums blieb Private Credit bis zuletzt eine Nische innerhalb des Universums der Privatmarktanlagen. In letzter Zeit beginnt sich aber ein etwas breiteres Anlegerpublikum für das Segment zu interessieren. Zwar ist die Phase von Tiefst- und Negativzinsen mittlerweile vorbei und auch klassische verzinsliche Anlageinstrumente versprechen wieder solide Renditen. Private Credit lockt aber weiterhin mit einer attraktiven Renditeprämie gegenüber klassischen Unternehmensanleihen – in US-Dollar beläuft sich diese Überschussrendite derzeit auf 6-7% gegenüber dem Investment-Grade-Bereich und auf 3-4% gegenüber Hochzinsanleihen. Doch die erwartbaren Renditen sind

Banken ziehen sich zurück… | …und lassen Raum für privates Fremdkapital Marktanteil bei Fremdfinanzierungen für mittelgrosse US Private-Equity-Transaktionen nicht nur höher, sondern auch weitaus weniger volatil. Privatkredite sind nämlich variabel verzinslich und ihre Kupons werden in der Regel alle drei Monate an einen vereinbarten Referenzzinssatz angepasst – das Zinsänderungsrisiko ist auf ein Minimum reduziert. Dieser Mechanismus ist zugleich ein effektiver Inflationsschutz. Denn wenn die Notenbanken in Reaktion auf eine erhöhte Teuerung die Leitzinsen erhöhen, dann steigen damit automatisch auch die Renditeniveaus von Privatkrediten.

…mit guter Verlustabsicherung

Umgekehrt – im Falle sinkender Zinsen – ist der Automatismus hingegen limitiert. Typischerweise wird in den Kreditverträgen ein sogenannter „Floor“ definiert, der einen Minimum-Kupon garantiert. Auch darüber hinaus bietet Private Credit defensive Qualitäten. So handelt es sich in der Regel um erstrangige Darlehen, die an der Spitze der Kapitalstruktur stehen und vor anderen Gläubigern bedient werden. Im Gegensatz zu hochverzinslichen Anleihen und Investment-Grade-Anleihen enthalten die Darlehensverträge für Privatkredite zudem oft Verpflichtungen zur Einhaltung von Finanzkennzahlen, welche meist vierteljährlich überprüft werden. Sie schützen den Kreditgeber, indem dem Schuldner bestimmte Grenzen vorgeben werden – zum Beispiel ein maximaler Verschuldungsgrad, ein Mindest-EBITDA oder ein Mindestdeckungsgrad der Fixkosten. Solche „Covenants“ helfen dabei Anzeichen für finanziellen Stress frühzeitig zu erkennen und diesen zu adressieren, bevor es zu ernsteren Problemen kommt. Zu guter Letzt sind die Private-Credit-Kreditnehmer häufig im Besitz einer oder mehrerer Private-Equity-Firmen. Diese sind besonders nah am Management des Unternehmens und stellen in finanziell angespannten Zeiten nicht selten eine zusätzliche Kapitalspritze zur Verfügung. All diese Merkmale haben in der Vergangenheit zu sehr niedrigen Kreditausfällen, hohen Rückgewinnungswerten und im Produkt zu tiefen Verlustraten bei Private Credit geführt. Auch in turbulenten Konjunktur- und Marktphasen konnte die Anlageklasse in der Vergangenheit stets eine robuste Performance vorzeigen. So blieben die Kursverluste selbst während der grossen Finanzkrise 2008/2009 und im Corona-Crash 2020 auf einstellige Prozentwerte begrenzt. Langfristig verspricht Private Credit aktienähnliche Erträge, bei nur rund einem Viertel der Volatilität.

Ein besonders guter Jahrgang Aktuell präsentieren sich Privatkredite besonders aussichtsreich – der 2023er Private-Credit-Jahrgang dürfte gar der Beste seit Langem werden. Denn zum einen sind die Referenzindizes aufgrund der massiven Zinserhöhungen der Notenbanken deutlich angestiegen (auf mehr als 3% im Euroraum bzw. knapp 5% in den USA). Zum anderen sind die Kreditkonditionen aus Sicht der Darlehensgeber – und damit letztlich auch für Anleger – infolge des widrigen Kapitalmarktumfelds und der weitgehenden Abstinenz der Banken vom Wettbewerb noch besser geworden. So können Private-Credit-Fonds nun nicht nur höhere Risikoaufschläge und Gebühren einfordern, sondern gleichzeitig oft auch noch bessere Sicherheiten verlangen. Trotz der gestiegenen Kosten bleiben Privatkredite indes auch für die Kreditnehmer interessant. Nicht nur werden Private-Credit-Transaktionen in der Regel deutlich schneller abgeschlossen als klassische Bankfinanzierungen. Neben der Sicherheit, dass ein „Deal“ am Ende tatsächlich abgeschlossen wird, zeigen sich private Kreditgeber auch in der individuellen Ausgestaltung der Kreditbedingungen häufig sehr flexibel.

Trotz der gestiegenen Kosten bleiben Privatkredite indes auch für die Kreditnehmer interessant.

Neben den tatsächlichen höheren (Produkt-)Kosten im Vergleich zu traditionellen verzinslichen Anlagen, betrifft dies insbesondere die Liquidität.

2 in 1 | Regen- und Sonnenschirm zugleich

Private Credit – Zusammensetzung der Rendite, Beispiel USA

Nichts ist umsonst

Die vielen Vorteile von Private Credit sind – wie so Vieles an den Finanzmärkten – naturgemäss nicht kostenlos zu bekommen. Neben den tatsächlichen höheren (Produkt-)Kosten im Vergleich zu traditionellen verzinslichen Anlagen, betrifft dies insbesondere die Liquidität. Bei typischen Private-Credit-Fonds ist das Kapital nicht nur für mehrere Jahre gebunden. Auch wird es nur schrittweise investiert, was die Praktikabilität für den durchschnittlichen Anleger erschwert. Sogenannte „Evergreen“-Fonds versuchen dieser Problematik zu begegnen. Sie bieten meist die Möglichkeit monatlicher Zeichnungen und monatlicher (oder quartalsweiser) Rücknahme von Anteilsscheinen. Die an sich illiquide Anlageklasse wird auf diese Weise zumindest semi-liquide gemacht. Anleger, denen selbst diese Konditionen noch zu wenig Flexibilität bieten, sollten sich in Erinnerung rufen, dass auch vermeintlich „liquide“ traditionelle Zinspapiere wie Investment-Grade-Unternehmensanleihen oder Hochzinsanleihen in Krisenzeiten auf dem Trockenen schwimmen können und dann möglichweise nur unter dem fairen Wert gehandelt werden können. Zudem sind die Renditen, die bei diesen klassischen Instrumenten auf der Verpackung stehen, nur dann garantiert, wenn diese bis zur Fälligkeit gehalten werden – auf dem Weg dorthin unterliegen sie grösseren Schwankungen. Bei Private Credit erhält der Anleger hingegen einen von Monat zu Monat weniger spektakulären, dafür aber umso konsistenteren Renditefluss.

An Selbstvertrauen mangelt es der KI in jedem Fall nicht, auch nicht an der richtigen Wortwahl.

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