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Leben in Köln
Foto: Volker Dennebier
Der Wochenmarkt findet freitags statt und ist einer der Veedelstreffpunkte.
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errichten ließ. Im Jahr 1003 wandelte Erzbischof Heribert von Köln es in die Abtei Deutz um, ab 1816 errichteten die Preußen hier erneut eine Festung. Bis zur Eingemeindung 1888 durch die Stadt Köln war Deutz eigenständig, seit der kommunalen Neugliederung 1975 gehört es zum neu gegründeten Stadtbezirk Innenstadt. „Seitdem hat sich hier viel entwickelt“, sagt Willi Schenk. Zu verbessern gebe es aber immer noch einiges. „Das Kopfsteinpflaster zum Beispiel ist zwar Teil der Deutzer Geschichte. Für manch älteren Bewohner kann es aber schnell zur Stolperfalle werden.“ Und er ergänzt: „Vor allem die Verkehrssituation hat sich dramatisch verschlechtert.“ Wer einmal versucht hat, in der Deutzer Freiheit einen Parkplatz zu finden, kann das sofort bestätigen. Die vielen Pendler, die an der Lanxess Arena regelmäßig im Stau feststecken, sehen das vermutlich ähnlich. „Die Verantwortlichen haben offenbar lange gedacht: Das Problem löst sich schon von selbst. Das tut es aber nicht“, sagt
Schenk. Zur Entlastung schlägt er Stadtteilgaragen unter dem Reisch- oder dem Lorenzplatz vor. Das Deutzer Verkehrschaos wirkt dabei wie eine Ironie der Geschichte. Schließlich nahm, wie mancher Bewohner nicht ohne Stolz erzählt, mit der Entwicklung des Otto-Motors in der Deutz AG die Motorisierung der Welt von hier ihren Ausgang – das Denkmal für die Erfinder Nicolaus Otto und Eugen Langen am Deutzer Bahnhof erinnert daran. Trotz dieser Probleme sei die Lebensqualität rechts des Rheins insgesamt sehr hoch, findet Schenk – allein schon auf Grund der Nähe zur linksrheinischen Innenstadt. Über die Hohenzollernbrücke erreichen Fußgänger aus Deutz den Dom in etwa einer Viertelstunde. „Bleibt nur zu hoffen, dass es hier auch in Zukunft noch bezahlbaren Wohnraum geben wird“, meint Schenk. Begehrte Wohnlage, „Dorf“ in Bewegung Um die Attraktivität von Deutz wissen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Architekten. Insbesondere den Deutzer Hafen haben die Planer in den Blick genommen. Auf dem 35 Hektar großen Areal des ehemaligen innerstädtischen Industriehafens soll ab frühestens 2020 ein neues Stadtviertel für etwa 4.500 Menschen entstehen – ein modernes Quartier, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit miteinander verbindet. Hört man sich im Veedel um, sind viele bisher zufrieden mit dem moderierten Planverfahren, an dem sich die Kölner Bürgerinnen und Bürger beteiligen konnten. Dreißig Prozent des neu entstehenden Wohnraums im Deutzer Hafen sollen öffentlich gefördert werden. So sieht es das „Kooperative Baulandmodell Köln“ vor. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Mieterbund fordern für den Deutzer Hafen allerdings eine Ausweitung auf 40 Prozent. „Damit wir am Ende auch tat-
Heinz Sühwold (65), gebürtiger Deutzer „Deutz ist ein schönes Dorf, mit vielen Schulen und ausreichenden Einkaufsmöglichkeiten. Auch die Brauhäuser und Kneipen finde ich toll.“ KölnerLeben Heft 1|17