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Fragen
45 Lohnt der Aufwand mit den Wettbewerben?
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Ich habe mir nie vorstellen können, einen Bürojob zu machen. Ich will arbeiten, wo es zur Sache geht. Technik ist meins. Eine Ausbildungsstelle habe ich auch schon. Und zwar als Mechatroniker. Bei BMW! Mit Johannes und Andreas – zwei Freunde aus meiner Klasse – habe ich beim Wettbewerb TechnikScouts mitgemacht. Wir wollten rauskriegen, was ein Werkzeugmechaniker macht. Dafür haben wir Dräxlmaier besucht, das ist ein großer Zulieferer für die Automobilindustrie am Ort. Da konnten wir selbst mit anpacken. Und zwar an einem Spritzgusswerkzeug. In die Metallform werden Kunststoffkügelchen gefüllt und erhitzt, bis sie schmelzen. Am Ende entsteht eine bestimmte Form. Wir haben geklopft, geschraubt, gesäubert. Außerdem interviewten wir einem Auszubildenden und Mitarbeiter, wir schauten die Werkstätten an und fotografierten. Nachher steckten wir alle Informationen in eine Power-Point-Präsentation. Wie das geht, wussten wir schon, das hatten wir in der Schule. Zusammen mit einem Bericht und einem Quiz ging unser Wettbewerbsbeitrag nach München. Wir kamen unter die besten sechs und wurden eingeladen zum Finale ins Bayerische Wirtschaftsministerium. Der Wirtschaftsminister Herr Zeil war auch da, dem haben wir dann auch mal die Hand geben können.
Bei acht oder neun Wettbewerben rund um Mathe, Naturwissenschaften und Technik haben wir im letzten Jahr mitgemacht. Etwa 150 Jungs und Mädels waren dabei. Und natürlich: Das meiste läuft nach der Schule, weil vormittags ja Unterricht ist. Am Anfang braucht es den Anstoß vom Lehrer. Wenn sich dann ein Schüler dafür interessiert, macht er hier oder da mit. Die Wettbewerbe sind sehr unterschiedlich. Da muss man schon genau hinschauen, welcher zu wem passt. Und wann welche Termine sind. Das wollte ich zwar gar nicht sagen, aber: Mein Tisch ist voller gelber Post-it-Zettel. Da muss man gut strukturiert sein und gut planen! Warum der ganze Stress? Weil es sich lohnt: Fachlich kriegen Schüler bei Wettbewerben viel mit, aber auch sonst merken wir Veränderungen: Sie trauen sich im Unterricht mehr zu, sind mutiger. In ihrem ganzen Auftreten. Wir hatten das gestern erst im Gespräch mit der Wettbewerbsleiterin von Technik-Scouts, die war ja hier. Sie hat zwei Jahre die Kinder begleitet und gesagt: „Das ist Wahnsinn, wie die jetzt da stehen.“ Und das stimmt.
Manuel Walla (Titel), 15, geht in die zehnte Klasse und hat beim bayerischen Wettbewerb Technik-Scouts den vierten Platz belegt. Auf die Idee hat ihn seine Lehrerin Judith Herrmann gebracht.
Judith Herrmann ist Mathe- und Chemie und Informatiklehrerin an der Staatlichen Realschule Vilsbiburg, die in diesem Jahr als eine von 30 MINT-freundlichen Schulen in Bayern ausgezeichnet wurde. Ein Sonderheft über Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik Schuljahr 2011/12 / kostenlos