JUngle.News II/2010

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Bundeswehr wir auch endlich darüber diskutieren, was die Streitkräfte im 21. Jahrhundert überhaupt noch leisten sollen. Bis 1990 hat die Bundeswehr an keinem Auslandseinsatz teilgenommen. Nach der Wiedervereinigung wurde aus der Checkbuchdiplomatie eine Diplomatie der Einsätze. Auslandseinsätze sind heute etwas ganz Normales für die Politik, jedoch noch nicht für die Bevölkerung. Einsätze werden auch in Zukunft eher zunehmen, daher müsste man eine 150.000 Mann Armee allein auf Einsätze trimmen. Das hätte dann auf innerstaatliche Katastrophen, wie Hochwasser, eine fatale Wirkung, da die Bundeswehr dann einfach nicht genügend Potential übrig hätte, dort effektiv zu helfen. Warum haben so viele Staaten in Europa die Wehrpflicht abgeschafft? Ist die Wehrpflicht ein historisches Auslaufmodell oder ein Konzept mit Zukunft? Natürlich sind unsere europäischen Nachbarn auch Demokratien. Aber schau doch mal in die französischen Streitkräfte, in die britischen und amerikanischen. Oder die Fremdenlegion. Dort herrschen Verhältnisse, dass in diesen Staaten bereits viel über die Vorteile der Wehrpflicht wieder diskutiert wird. Die Bundeswehr investiert überdurchschnittlich viel in ihre zukünftigen Führungspersönlichkeiten. Offiziere und Unteroffiziere sind wesentlich besser auf ihre Auslandseinsätze vorbereitet als Beispielsweise britische Soldaten. Länder ohne Wehrpflicht sind dazu gezwungen ein aggressives Rekrutierungsprogramm zu verfolgen, um ihren Nachwuchs an Soldaten stabil zu halten. Ich möchte, dass unsere Soldaten aus der Mitte der Gesellschaft kommen.

dass es nun mal unangenehme und schwierige Situationen gibt, die eben auch mit Handlungen gelöst werden müssen, die die Menschen womöglich als sehr unangenehm wahrnehmen. Guttenberg macht das daher in dieser Richtung schon ganz gut. Und das nehmen die Leute auch an. Welchen Beitrag leistet die Wehrpflicht für die Entwicklung junger Männer? Zivildienst und Wehrpflicht wecken in jungen Menschen ein Gefühl sozialer Verantwortung. Wichtig hierbei ist, dass man lernt, nicht nur für sich, sondern eben auch für andere da zu sein und verantwortlich zu sein. Ich wünsche mir ein Instrumentarium, dass jungen Leuten vermittelt, was Verantwortung heißt. Damit sie lernen Dinge anders zu bewerten und nicht alles als Gott gegeben und selbstverständlich hinzunehmen. Daher muss man für die Wehrpflicht kämpfen. Gerade die Philosophie der Kameradschaft, welche für die Bundeswehr eine zentrale Rolle spielt, vermittelt genau diese Art von Verantwortung: Auch für andere da zu sein, sich zu helfen. Und diese Erfahrung prägt und junge Menschen nehmen diese Erfahrung mit in ihr zukünftiges Leben. Vielen Dank für dieses Interview Stefan! ___________________ Stefan Quandt ist Oberleutnant bei den Feldjägern und seit 2002 als SaZ bei der Bundeswehr. Er leitet als Landesvorstandsmitglied der Jungen Union Sachsen & Niederschlesien die Arbeitsgemeinschaft Bundeswehr.

Die Wehrpflicht ist auch billiger und ermöglicht eine wesentlich entkrampftere Nachwuchsgewinnung als es in den Ländern mit Berufsarmeen der Fall ist. Es ist auch Aufgabe der Abgeordneten den Leuten zu erklären, JUngle.News - Ausgabe II/2010

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