
Unterrichtsmaterial
Biologie, 10. – 13. Klasse
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Unterrichtsmaterial
Biologie, 10. – 13. Klasse
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
die industrielle Hühnerzucht hat in den letzten Jahrzehnten extreme Entwicklungen vollzogen. Heutige Masthühner und Legehennen stammen vom asiatischen Bankivahuhn ab, sind aber durch intensive Zucht zu spezialisierten Hochleistungsrassen geworden. Während Masthühner in kurzer Zeit möglichst viel Fleisch ansetzen, legen Legehennen nahezu täglich ein Ei. Diese Konzentration auf ein einziges Leistungsmerkmal hat zu gesundheitlichen Problemen bei den Tieren geführt: Masthühner entwickeln häufig Beindeformationen und Herzprobleme, während Legehennen aufgrund des Kalziummangels oft unter Knochenbrüchen und Entzündungen leiden. Zudem gelten die männlichen Küken der Legelinien als wirtschaftlich „wertlos“ und wurden deshalb bis 2022 massenhaft getötet.
Alternativen wie die Zucht von Zweinutzungshühnern, die sowohl Eier als auch Fleisch produzieren, bieten einen tiergerechteren Ansatz. Diese Rassen sind jedoch weniger profitabel und erfordern höhere Preise, um für landwirtschaftliche Betriebe rentabel zu sein. Obwohl sie robuster und gesünder sind, bleibt die Herausforderung, den ökonomischen Druck mit dem Tierschutz in Einklang zu bringen. Die Debatte über die Zukunft der Hühnerzucht zeigt die Notwendigkeit, nachhaltige Lösungen zu finden, die sowohl wirtschaftlichen als auch ethischen Ansprüchen gerecht werden.
Ausgehend vom Bankivahuhn als Wildform des Huhnes thematisiert diese Unterrichtseinheit Hochleistungsrassen in der industriellen Landwirtschaft. Dabei setzen sich die Schüler*innen in selbst erstellten Hochkant-Videos mit verschiedenen Perspektiven der Hochleistungszucht auseinander und entwickeln Ansätze für einen bewussteren Konsum.
Die Unterrichtseinheit behandelt folgende Tierschutzaspekte der intensiven Hühnerhaltung:
• Zucht auf hohe Eilegeleistung:
- Eileiterentzündungen
- Brüchige Knochen
- Verkürzte Lebenserwartung
- Federpicken und Kannibalismus (multifaktoriell, aber auch genetischer Einfluss)
- Geringer wirtschaftlicher Wert männlicher Küken bei Legehennen
• Zucht auf hohen Fleischansatz:
- Schäden des Bewegungsapparates
- Lahmheiten
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- krankhafte Muskelveränderungen
Das Kapitel „Hintergrundwissen“ (Seite 7) liefert einen vertiefenden Einblick in die Zucht von Hochleistungsrassen beim Huhn und erläutert die Auswirkungen auf die Tiere.
Die Unterrichtseinheit ist für 90 Minuten angelegt und besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Unterrichtsphasen. Jede Phase wird im Kapitel „Unterrichtsablauf“ (Seite 12) hinsichtlich Dauer, Sozialform, Methode, Zielsetzung, Durchführung und Arbeitsmaterial beschrieben. Die dazugehörigen Arbeitsmaterialien finden Sie ab Seite 18. Eine Kurzübersicht über die gesamte Unterrichtseinheit erhalten Sie im Steckbrief auf der folgenden Seite.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Jahrgangsstufen: 10. bis 13. Klasse
Fach: Biologie
Dauer: 90 Minuten
Kurzübersicht der Unterrichtsphasen
Abkürzungen: P = Plenum, EA = Einzelarbeit, PA = Paararbeit, GA = Gruppenarbeit
Phase Dauer
Sozialform Methode
10 Minuten Einstieg: Bankivahuhn vs. Huhn in industrieller Landwirtschaft Quiz mit Schätzfragen P
20 Minuten Erarbeitung: Hochleistungsrassen und Tierschutz
30 Minuten Transfer I: Hochleistungsrassen aus verschiedenen Perspektiven HochkantVideo-Produktion
20 Minuten Transfer II: Diskussion der Perspektiven
Media Debatte
10 Minuten Ausstieg: Bewusst konsumieren, Tiere schützen Moderiertes Gespräch P
Unterrichtsziele: Die Schüler*innen...
• beschreiben das Bankivahuhn als Wildform des Huhns in der Landwirtschaft,
• analysieren Hochleistungsrassen am Beispiel Huhn aus Tierschutzsicht,
• argumentieren in Bezug auf Hochleistungszucht aus verschiedenen Perspektiven,
• leiten Handlungsoptionen für einen bewussten Konsum ab.
Bezug Lehrplanthema: Biologie – Genetik | Fächerübergreifendes Lernen: Ethik – Konsum des Menschen
Weiteres Unterrichtsmaterial des Tierschutzbundes: Unterrichtseinheit Küken in der Landwirtschaft https://unterricht.tierschutzbund.de/unterrichtsmaterial/kueken-in-der-landwirtschaft
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10.– 13. Klasse
Das vorliegende Bildungsmaterial greift inhaltlich und methodisch die Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auf. Gemäß dem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung für BNE sollen Schulen BNE in verschiedene Bildungsbereiche integrieren. In dieser Unterrichtseinheit werden Inhalte und Themen aufgegriffen, die mit nachhaltiger Entwicklung, Umweltbewusstsein und sozialer Verantwortung zusammenhängen. Darüber hinaus werden innovative und partizipative Methoden genutzt, die Lernende aktiv einbeziehen, kritisches Denken fördern und praktische Handlungsansätze ermöglichen.
Folgende Ziele für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals; SDGs) sind Bestandteil dieser Unterrichtseinheit: :
2.Kein Hunger: Bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern | Reduzierung von Fleischkonsum und Hinweise zu alternativen Ernährungsweisen (flexitarisch, vegetarisch, vegan)
3. Gesundheit und Wohlergehen: Zugang zu gesunder Ernährung, sauberem Wasser und guter Luft ermöglichen | Förderung ökologischer Landwirtschaft
12.Nachhaltiger Konsum: Natürliche Ressourcen nachhaltig und effizient nutzen | mittels Verbraucher*innen-Information das Wissen über nachhaltigen Konsum steigern
13. Maßnahmen zum Klimaschutz: Bekämpfung des Klimawandels | lange Lieferketten vermeiden | vegane oder vegetarische Ernährung | ökologische Landwirtschaft fördern
15.Leben an Land: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern | Tierschutz und Artenvielfalt unterstützen
In diesem Bildungsmaterial erhalten Sie Methoden und Materialien, die Sie sowohl digital (zum Beispiel mit Unterstützung einer interaktiven Wandtafel) als auch analog (in ausgedruckter Form, ohne digitale Medien) nutzen können. Hier finden Sie alle Arbeitsmaterialien zum Download: https:// unterricht.tierschutzbund.de/unterrichtsmaterial/material-fuer-biologie/hochleistungsrassen-in-derlandwirtschaft-am-beispiel-huhn
Tipp
Für eine facettenreichere Methodik und die Intensivierung von schulischen Lernprozessen (Binnendifferenzierung) empfehlen wir, analoge und digitale Medien je nach Bedarf und Lerngruppe miteinander zu kombinieren.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Masthühner sowie Legehennen stammen vom asiatischen Bankivahuhn ab und sind schon früh domestiziert worden. Aufgrund der langen Domestikationsgeschichte ist eine große Vielzahl unterschiedlicher Hühnerrassen entstanden. Allein im europäischen Rassegeflügelstandard werden über 180 Rassen und Farbenschläge unterschieden.
Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Zucht auf immer höhere Leistung, die seit den 1960er-Jahren stark verbreitet ist, haben zwei getrennte Nutzungsrichtungen hervorgebracht – Masthühner und Legehennen.
Durch die Konzentration auf ein Leistungsmerkmal, also entweder Fleischansatz oder Eierproduktion, können extreme Leistungen erreicht werden. Allerdings gehen diese extremen Leistungen auf Kosten der Robustheit, Tiergesundheit sowie der Anpassungsfähigkeit an schwankende Klima- oder Futterbedingungen. Auch stellt der Umgang mit den männlichen Tieren der Legelinien ein großes Problem dar, da diese keine Eier legen können, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht nur bedingt zur Mast geeignet sind, weil sie wenig Fleisch ansetzen. Mast- und Legehybride werden von einigen wenigen, häufig global agierenden Konzernen gezüchtet und vermarktet.
Früher: Zweinutzungshuhn
Vor Einführung der Hybridzucht war jedes Huhn ein Zweinutzungshuhn: Die Hennen legten Eier, die Hähne wurden für ihr Fleisch geschlachtet. Die Hühner lebten in Hinterhöfen und suchten sich einen Großteil ihres Futters selbst oder ernährten sich von Essensresten. Sie waren weder auf hochtechnologisierte Ställe noch auf spezielles, industriell hergestelltes Futter oder regelmäßige Antibiotikagaben angewiesen. Aufgrund der steigenden Nachfrage wurde die Geflügelproduktion ab den 1950er-Jahren an die Bedürfnisse der industrialisierten Landwirtschaft angepasst und legte eine enorme Entwicklung hin. Im Jahr 1950 legte ein Huhn 120 Eier pro Jahr, 2020 waren es etwa 300.
Probleme Legehenne
Der Zyklus landwirtschaftlich gehaltener Legehennen dient nicht mehr der Fortpflanzung, sondern der Lebensmittelproduktion. Um die Nachfrage der Konsument*innen zu befriedigen, müssen die Tiere nahezu täglich ein Ei legen. Dies wird durch Lichtprogramme erreicht, die die innere Uhr der Tiere beeinflussen. Das tägliche Eierlegen und die suboptimalen Haltungsumstände belasten den Körper der Tiere sehr, sodass sie bereits mit circa eineinhalb Jahren aufgrund sinkender Leistung ausgemustert und geschlachtet werden. Im Vergleich dazu haben wildlebende Arten, die mit den heutigen Legehennen verwandt sind, eine Lebenserwartung von etwa zehn Jahren.
Die hohe Legeleistung der modernen Legehenne führt häufig zu Gesundheitsproblemen wie Eileiterentzündungen. Die Hennen benötigen viel Kalzium für die Produktion von Eierschalen. Diese Menge können sie kaum ausreichend mit der Nahrung aufnehmen, aufgrund des starken Eierlegetriebs resorbieren die Tiere das Kalzium aus ihren Knochen. In der Folge leiden sie sehr oft unter schmerzhaften Knochenbrüchen. Die drangvolle Enge in den Ställen bereitet den Tieren zusätzlich Probleme – arttypische Bedürfnisse, wie zum Beispiel das Leben in kleinen Gruppen, das Picken nach Futter oder das Baden im Staub, bleiben oft unbefriedigt. Die Hennen sind dadurch gestresst und überlastet. Das kann dazu führen, dass sie beginnen, sich gegenseitig Federn auszureißen und sich zu bepicken.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10.– 13. Klasse
Dieses Verhalten führt oft zu schweren, gegenseitigen Verletzungen, die sogar den Tod zur Folge haben können. Bis zum Jahr 2017 war es üblich, den Hühnern die Schnabelspitze zu amputieren, damit die Verletzungen beim Bepicken weniger gravierend ausfallen. Diese Prozedur war jedoch nicht nur schmerzhaft und belastend für die Tiere, sondern oft folgten auch gesundheitliche Probleme wie chronische Schmerzen oder bei zu starker Kürzung Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme. Mittlerweile halten sich die meisten Landwirt*innen an die freiwillige Vereinbarung, auf das Schnabelkürzen zu verzichten. Die Hennen brauchen im Gegenzug zu dieser Maßnahme aber ein sehr gutes Management, wie beispielsweise genügend Platz im Stall, Rückzugsmöglichkeiten, gute klimatische Bedingungen sowie ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten, damit sich Verhaltensstörungen wie das gegenseitige Bepicken gar nicht erst entwickeln.
Männliche Küken
Die Brüder von Legehennen haben in der industriellen Landwirtschaft keinen wirtschaftlichen Wert. Als männliche Nachkommen von Hochleistungsrassen, die für die Produktion von Eiern gezüchtet werden, setzen sie weniger Fleisch an als Masthähnchen und können aufgrund ihres Geschlechts keine Eier produzieren. Bis 2022 wurden sie standardmäßig kurz nach dem Schlupf getötet. Dieses massenhafte Töten ist glücklicherweise seit dem 1. Januar 2022 durch das Tierschutzgesetz in Deutschland verboten. Das Verbot ist ein entscheidender Schritt in Richtung Tierschutz, dennoch ändert es allein zunächst nichts an den grundlegenden Problemen der Geflügelzucht. Denn die Aufzucht männlicher Legehennenküken bleibt für Landwirt*innen wirtschaftlich unrentabel und somit teuer. Viele Brütereien wenden nun Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei an, um Bruderhähne bereits vor dem Schlupf auszusortieren – laut bisherigem Stand der Technik jedoch zu einem Zeitpunkt, an dem sie möglicherweise bereits Schmerzen empfinden können. Da auch bei dieser Alternative immer noch 50 Prozent der Nachkommen als „wertlos“ entsorgt werden, kann auch diese Methode aus Tierschutzsicht keine zufriedenstellende Lösung darstellen.
Da die Alternativen zum Kükentöten mit entsprechend hohen Kosten verbunden sind, werden Junghennen oder Eier von Legehennen aus Ländern, in denen Kükentöten noch erlaubt ist, nach Deutschland importiert. Offizielle Zahlen gibt es dazu jedoch nicht.
Probleme Masthuhn
Wie auch Legehennen sind Masthühner darauf gezüchtet, den Menschen möglichst viel Profit zu bringen. Schon nach drei Wochen sind sie viermal so schwer wie gleichaltrige Legehennen. Die Hochleistungszucht hat dazu geführt, dass Masthühner bei möglichst geringem Futterbedarf möglichst schnell viel Fleisch ansetzen – insbesondere im Brustbereich. Durch den unnatürlich groß gezüchteten Brustmuskel verlagert sich der Körperschwerpunkt der Tiere. Die Beine und Hüften der Masthühner können diesem Druck und der starken Spannung nicht standhalten, was zu schmerzhaften Beindeformationen führen kann. Das Laufen ist immer beschwerlicher, je größer und schwerer sie werden. Viele Tiere lahmen und können sich am Ende der Mast gar nicht mehr fortbewegen. Die natürlichen Verhaltensweisen – Laufen, Flattern, Staubbaden, Scharren oder Picken – können für überzüchtete Masthühner zur Qual werden. Am Ende der Mast liegen die Vögel deshalb fast nur noch. In der dicht gedrängten Haltung kommt hinzu, dass stechend riechendes Ammoniakgas aus dem Tierkot aufsteigt und die Augen reizt sowie zu Lungenschäden führt. Das lange Liegen auf verschmutzter und feuchter Einstreu führt zu schmerzhaften Hautentzündungen an den Fußballen, den Fersenhöckern und teilweise auch an der Brust, den sogenannten Brustblasen. Viele Masthühner leiden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sterben am plötzlichen Herztod (SDS). Während wilde Hühner eine Lebenserwartung von ungefähr zehn Jahren haben, werden Masthühner im Alter von etwa fünf bis sechs Wochen geschlachtet.
Lösung: Zweinutzungshuhn
Einen tiergerechteren Lösungsansatz stellt die Zucht von sogenannten Zweinutzungsrassen dar. Hier werden Tiere aufgezogen, die sowohl Eier liefern als auch zur Mast geeignet sind. Da derzeitige Zweinutzungsrassen jedoch durchschnittlich ein Drittel weniger Eier und Fleisch liefern als Hochleistungshühner, sind sie für Landwirt*innen weniger rentabel. Daher gibt es Bemühungen, neue Zweinutzungsrassen zu züchten, die sowohl eine akzeptable Lege- als auch Mastleistung vorweisen können. Da eine hohe Legeleistung jedoch immer nur auf Kosten des Fleischansatzes möglich ist (und umgekehrt), werden diese Tiere bezüglich der Ergebnisse immer hinter den Hochleistungslinien zurückbleiben. Gleichzeitig sind sie oft robuster und gesünder und kommen besser mit heimischen Futterquellen und schwankenden Klimabedingungen zurecht. Dennoch müssen Produkte dieser Hühner zu einem höheren Preis verkauft werden, damit sie für die landwirtschaftlichen Betriebe rentabel sind. Für die Verbraucher*innen bedeutet dies im Umkehrschluss, dass höhere Preise in diesem Fall ein Anzeichen für ein höheres Tierschutzniveau sind. Männliche Küken werden hier nicht mehr aussortiert und getötet, sondern aufgezogen. Aus Tierschutzsicht ist der Einsatz von Zweinutzungshühnern neben oder nach der Umstellung auf eine vegane Lebensweise derzeit die langfristig sinnvollste und nachhaltigste Lösung.
Quellen und weiterführende Informationen:
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Tierschutzgesetz. Abrufbar unter https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html. Abgerufen am 22.11.2024.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. J.): Fragen und Antworten zur Änderung des Tierschutzgesetzes. Abrufbar unter https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-tierschutzgesetz/FAQList.html#f112412 Abgerufen am 22.11.2024
Hörning, Bernhard (15.08.2013): Qualzucht bei Nutztieren – Probleme und Lösungsansätze. Abrufbar unter https://baerbel-hoehn.de/archiv/fileadmin/media/MdB/baerbelhoehn_de/www_baerbelhoehn_de/XXX_Qualzucht_bei_Nutztieren_Hoerning.pdf. Abgerufen am 22.11.2014.
Statistisches Bundesamt (o. J.): Tiere und tierische Erzeugung. Abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/_inhalt.html Abgerufen am 22.11.204.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Dauer 10 Minuten
Sozialform Plenum
Methode Quiz mit Schätzfragen
Material E3-AM1-P: Bankivahuhn vs. Huhn in industrieller Landwirtschaft
Beschreibung:
Der Einstieg der Unterrichtseinheit thematisiert die Unterschiede zwischen dem Bankivahuhn als Wildform und den Hühnern in der industriellen Landwirtschaft.
Durchführung:
Zeigen Sie das Arbeitsmaterial E3-AM1-P: „Bankivahuhn vs. Huhn in industrieller Landwirtschaft“ an der digitalen Tafel. Rätseln Sie gemeinsam mit den Schüler*innen im Quiz mit Schätzfragen zu Aspekten wie Gewicht, Eierproduktion und Lebenserwartung des Bankivahuhns im Vergleich mit Masthühnern und Legehennen der industriellen Landwirtschaft.
Tipp
Zur Abstimmung der Schätzfragen empfehlen wir, den Raum (ggf. mit Kreppband) in drei Bereiche aufzuteilen, die jeweils mit A, B oder C gekennzeichnet sind. Alternativ kann auch mit Abstimmungskärtchen oder verschiedenfarbigen Stiften gearbeitet werden.
Dauer 20 Minuten
Sozialform Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Plenum
Methode Placemat
Material
E3-AM2: Placemat-Vorlage
E3-AM3: Hochleistungsrassen am Beispiel Huhn
Beschreibung:
In dieser Unterrichtsphase setzen sich die Schüler*innen mit der Frage auseinander, warum die Hochleistungszucht bei Hühnern in der Landwirtschaft aus Tierschutzsicht problematisch ist und sammeln dafür Beispiele (siehe auch: Hintergrundwissen).
Durchführung:
Formulieren Sie zunächst die Leitfrage der Einheit: „Warum ist die Hochleistungszucht bei Hühnern in der Landwirtschaft aus Tierschutzsicht problematisch?“. Die Schüler*innen teilen sich in Kleingruppen (drei bis vier Personen) auf und setzen sich im Kreis zusammen. Legen Sie das Arbeitsmaterial E3-AM2: „PlacematVorlage“ je Gruppe einmal mittig auf den Tisch.
Zu Beginn dürfen die Schüler*innen nicht miteinander sprechen und lesen in Einzelarbeit das Arbeitsmaterial E3-AM3 „Hochleistungsrassen am Beispiel Huhn“. Ihre Gedanken und die aus dem Text gewonnenen Informationen zur Leitfrage tragen die Schüler*innen in das leere Feld der Placemat-Vorlage (E3-AM2) vor ihnen ein.
Anschließend sprechen die Kleingruppen miteinander und vergleichen ihre individuellen Notizen. Gemeinsam füllen sie das Gruppenfeld in der Mitte der Placemat-Vorlage mit einer gemeinsamen Antwort aus.
Nach der Gruppenarbeit werden die Ergebnisse kurz im Plenum mit der gesamten Klasse besprochen.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Dauer 30 Minuten
Sozialform Gruppenarbeit
Methode Hochkant-Video-Produktion
Material E3-AM3: Rollenbeschreibungen Smartphones oder Tablets
Beschreibung:
In der Transferphase I setzen sich die Schüler*innen kritisch mit verschiedenen Perspektiven auf das Thema Hochleistungsrassen auseinander und gestalten selbst kurze Hochkant-Videos (ähnlich Reels, TikToks oder YouTube Shorts).
Durchführung:
Die Schüler*innen bilden Kleingruppen von zwei bis drei Personen und erhalten verschiedene Rollen (E3-AM3: „Rollenbeschreibungen“). Falls es mehr Gruppen als Rollen gibt, können Rollen mehrfach vergeben werden. Die Informationen der Rollenbeschreibungen dürfen die Schüler*innen mit eigenen Ideen erweitern.
Jede Gruppe produziert anschließend ein einminütiges Hochkant-Video mit schulischen oder eigenen Geräten (Smartphone/Tablet). Ziel ist es, verschiedene Perspektiven, Argumente und Meinungen zum Thema Hochleistungszucht bei Hühnern zu präsentieren. Dabei sind die Schüler*innen in ihrer kreativen Gestaltung frei – sie können Dialoge, Monologe, visuelle Effekte oder auch improvisierte Szenen einbinden.
Tipp
Alternativ zur digitalen Umsetzung kann auch eine analoge Variante durchgeführt werden, in der die Schüler*innen ihre Statements mündlich im Rollenspiel vor der Klasse präsentieren.
Dauer 20 Minuten
Sozialform Plenum, Einzelarbeit
Methode Social Media Debatte
Material Smartphones oder Tablets mit Internetzugang Ggf. Beamer/digitale Tafel
Beschreibung:
Die Schüler*innen präsentieren die gedrehten Videos aus der Transferphase I und kommentieren die Videos der jeweils anderen Gruppen, um sich mit den Argumenten der weiteren Rollen auseinanderzusetzen.
Durchführung:
Die gedrehten Videos der Transferphase I werden auf der Plattform Taskcards (https://www.taskcards.de) hochgeladen und gemeinsam im Plenum angesehen.
Im nächsten Schritt kommentieren die Schüler*innen die Videos individuell in Einzelarbeit. Sie nutzen dafür die Kommentarfunktion von Taskcards, ähnlich wie auf sozialen Plattformen (Instagram, TikTok etc.), und schreiben ihre Kommentare aus der Perspektive der zuvor eingenommenen Rollen.
Die Kommentare sollten sich dabei auf die inhaltlichen Aspekte der Videos beziehen, also Zustimmung oder Ablehnung von bestimmten Aussagen im Video ausdrücken, Rückfragen zu unklaren Punkten beinhalten oder weitere Hinweise zum Thema ergänzen. Weisen Sie je nach Bedarf die Schüler*innen darauf hin, dass die Kommentare für diese Aufgabe sachlich bleiben sollen und niemanden verletzen dürfen.
Zum Abschluss moderieren Sie eine kurze Auswertung und Reflexion der Aufgabe.
Taskcards ist eine DSGVO-konforme, digitale Pinnwand. Die Schüler*innen benötigen für die Nutzung der Plattform keine eigenen Konten. Falls Taskcards nicht zur Verfügung steht, können die Kommentare von den Schüler*innen auch schriftlich auf Papier verfasst oder mündlich vorgetragen werden. Tipp
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Dauer 10 Minuten
Sozialform Plenum
Methode Moderiertes Gespräch
Beschreibung:
Der Ausstieg dieser Unterrichtseinheit greift noch einmal auf, wie wir als Konsument*innen durch unser Verhalten einen Beitrag dazu leisten können, Tieren möglichst artgerechte Lebensweisen zu ermöglichen.
Durchführung:
Stellen Sie einen Rückbezug zum Bankivahuhn aus der Einstiegsphase her, um die Wichtigkeit eines artgerechten Lebens für Hühner in der Landwirtschaft zu betonen. In einem von Ihnen moderierten Gespräch diskutieren die Schüler*innen, was sie selbst als Konsument*innen tun können, um den Tierschutz aktiv zu fördern.
Mögliche Aspekte sind vegane oder vegetarische Ernährung, der bewusste Konsum von Produkten mit Tierschutzlabel oder das Engagement in Tierschutzorganisationen.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Aufgabe
01
Warum stellt die Hochleistungszucht von Hühnern in der Landwirtschaft aus Sicht des Tierschutzes ein Problem dar? Lies den beigefügten Text und trage die wichtigsten Informationen in dein Feld der Placemat-Vorlage (E3-AM2) ein.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Masthühner und Legehennen stammen vom asiatischen Bankivahuhn ab, wurden jedoch im Laufe der Zeit zu spezialisierten Hochleistungsrassen gezüchtet. Seit den 1960er-Jahren hat die Intensivierung der Landwirtschaft dazu geführt, dass Masthühner auf schnelles Fleischwachstum und Legehennen auf eine extrem hohe Eierproduktion gezüchtet werden. Diese Spezialisierung bringt jedoch erhebliche gesundheitliche Probleme für die Tiere mit sich.
Masthuhn | © unsplash.com/egormytnik
Masthühner wachsen so schnell, dass ihre Beine und Hüften oft die Last ihres Körpers nicht mehr tragen können. Dies führt zu schmerzhaften Beindeformationen, und viele Tiere lahmen oder können sich gar nicht mehr bewegen. Die schnelle Gewichtszunahme belastet zudem das Herz-Kreislauf-System und kann zum plötzlichem Herztod führen. Legehennen hingegen legen fast täglich ein Ei, was zu starkem Kalziummangel führt, da die Tiere mehr Kalzium für die Eierschalenproduktion benötigen, als sie aus der Nahrung aufnehmen können. Die Folge sind schmerzhafte Knochenbrüche.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Eine tierfreundlichere Alternative sind sogenannte Zweinutzungshühner, die sowohl Eier legen als auch Fleisch ansetzen. Diese Hühner sind robuster und weniger anfällig für gesundheitliche Probleme. Allerdings legen sie weniger Eier als Legehennen und setzen weniger Fleisch an als Masthühner, was sie für die Landwirtschaft weniger profitabel macht. Produkte von Zweinutzungshühnern müssen deshalb teurer verkauft werden, um wirtschaftlich rentabel zu sein. Dies bedeutet, dass höhere Tierschutzstandards oft mit höheren Preisen verbunden sind.
Die Zucht von Zweinutzungshühnern ist ein möglicher Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und tiergerechteren Landwirtschaft, erfordert aber die Bereitschaft von Verbraucher*innen, höhere Preise zu akzeptieren.
Ein weiteres Problem in der Hühnerzucht ist der Umgang mit den männlichen Küken der Legehennen. Diese Küken können keine Eier legen und setzen nur wenig Fleisch an, was sie in der industriellen Landwirtschaft als „wertlos“ erscheinen lässt. Bis 2022 wurden die männlichen Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet, diese Praxis ist nun in Deutschland verboten. Als Alternative wird die Geschlechtsbestimmung im Ei genutzt, doch auch diese Methode ist umstritten, da die männlichen Embryonen möglicherweise bereits Schmerzen empfinden können.
Eierproduktion | © freepik.com/chayakornlot
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Aufgabe
Produziert mit Smartphone oder Tablet ein einminütiges Hochkant-Video, in dem ihr die Perspektive zur Hochleistungszucht bei Hühnern aus Sicht eurer Rolle kreativ darstellt. Nutzt die folgende Rollenbeschreibung als Grundlage und ergänzt sie mit eigenen Ideen.
Du bist eine professionelle Züchterin bzw. ein professioneller Züchter von Hochleistungshühnern. Dein Ziel ist es, Hühner zu züchten, die entweder besonders viele Eier legen oder besonders schnell wachsen und viel Fleisch produzieren. Du hast in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Zuchtfortschritte erreicht. Du leistest einen wichtigen Beitrag zur Welternährung mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Durch die Leistungssteigerung der Tiere trägst du dazu bei, aus weniger Ressourcen (Tierfutter, Stallplätzen …) mehr Produkte für den menschlichen Verzehr herzustellen.
Mögliche Argumente:
• Hochleistungsrassen sind wirtschaftlich effizient und tragen zur Ernährungssicherheit bei.
• Durch gezielte Zucht können Krankheiten und Schwächen minimiert werden.
• Die Nachfrage nach Eiern und Hühnerfleisch steigt, und Hochleistungsrassen können diese Nachfrage decken.
Tierschützer*in
Du bist eine engagierte Tierschützerin bzw. ein engagierter Tierschützer und aus deiner Sicht wird das Wohl der Tiere der „Zuchtleistung‘“ und dem Nutzen der Menschen untergeordnet. Du kritisierst die Zucht von Hochleistungsrassen, weil sie oft mit gesundheitlichen Problemen und einem schlechten Wohlbefinden der Tiere verbunden ist. Das Problem der männlichen Nachkommen der Legerassen ist immer noch nicht gelöst. Bei der Geschlechtsbestimmung im Ei werden die Nachkommen als „wertlos“ angesehen und „entsorgt“, bei der Bruderhahnaufzucht werden sie unter meist schlechten Bedingungen aufgezogen und geschlachtet.
Mögliche Argumente:
• Hochleistungsrassen leiden oft unter gesundheitlichen Problemen wie Knochenbrüchen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Lahmheiten.
• Die Lebensqualität der Tiere wird durch die extreme Leistungszucht stark eingeschränkt.
• Ethik und Tierschutz sollten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben.
Hochleistungsrassen in der Landwirtschaft am Beispiel Huhn
Unterrichtsmaterial Biologie, 10. – 13. Klasse
Landwirt*in
Du betreibst einen landwirtschaftlichen Betrieb, der Hochleistungshühner hält. Du verdienst durch die Einnahmen gerade genug, um deine Familie zu ernähren. Dir liegt das Wohlbefinden deiner Tiere am Herzen. Du hast Angst, durch geringere Erträge den Hof aufgeben zu müssen, den du von deinen Eltern übernommen hast. Wenn du Rassen mit geringerer Leistung einsetzt, fürchtest du einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen, die mit geringerer finanzieller Investition mehr produzieren können. Gleichzeitig bist du aber auch an nachhaltigen Praktiken interessiert und offen für neue Ansätze.
Mögliche Argumente:
• Hochleistungsrassen ermöglichen eine effiziente Produktion und damit eine stabile Einkommensquelle.
• Wirtschaftliche Zwänge machen es oft schwierig, auf weniger produktive Rassen umzusteigen.
• Nachhaltigkeit und Tierwohl sind wichtig, aber müssen mit wirtschaftlichen Realitäten in Einklang gebracht werden.
Konsument*in
Du bist eine Konsumentin bzw. ein Konsument und kaufst regelmäßig Eier und Hühnerfleisch. Du bist verwirrt und überfordert von einer Vielzahl an verschiedenen Labels und weißt nicht genau, woran du bessere Produkte oder tiergerechte Haltung erkennen kannst. Du leidest unter den gestiegenen Preisen und merkst, dass inzwischen für dasselbe Geld weniger Produkte im Einkaufskorb landen. Dein Kaufverhalten kann durch Informationen über Tierwohl und Nachhaltigkeit beeinflusst werden.
Mögliche Argumente:
• Preis und Qualität sind wichtige Faktoren beim Einkauf von Lebensmitteln.
• Viele Konsument*innen sind bereit, mehr für Produkte zu bezahlen, die unter besseren Bedingungen produziert wurden.
• Transparenz und Information über die Produktionsbedingungen sind wichtig für bewusste Kaufentscheidungen.
Herausgeber
Deutscher Tierschutzbund e. V.
In der Raste 10
53129 Bonn
Konzept und Umsetzung KF Education
Autorin
Jördis Dörner
Redaktion
Irmina Theuß Maja Masanneck
Layout und Satz Ronny Wunderwald
Illustration Mimi Hoang
Fotos
Cover: unsplash.com/benmoreland
Seite 11: freepik.com/arinahabich
Lektorat
Friederike Grigoleit
Copyright Deutscher Tierschutzbund e. V.
Dezember 2024