SCHWEINEHALTUNG IN DEUTSCHLAND

Unterrichtsmaterial
Biologie, 7. – 10. Klasse
Unterrichtsmaterial
Biologie, 7. – 10. Klasse
Einführung
Hi ntergrundwissen
07 12 18 25
Liebe Lehrer*innen,
Deutschland ist einer der größten Schweinefleischproduzenten in der EU und drittgrößter Exporteur auf dem Weltmarkt. Über 99 Prozent der Schweine werden hierzulande in konventionellen Haltungssystemen gehalten, das heißt, die Tiere können ihre artgemäßen Verhaltensweisen kaum ausleben. Nur durch gezielte Manipulation werden die Tiere an die Haltungssysteme angepasst und entwickeln dadurch Verhaltensstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen. Auch mangelnde Hygiene und die belastete Luft beeinträchtigen die Gesundheit der Schweine. Um Ebergeruch zu vermeiden, werden männliche Ferkel wenige Tage nach der Geburt kastriert. Die Sau steht in einem sogenannten Kastenstand, damit die Ferkel in den engen Buchten nicht erdrückt werden.
Diese Unterrichtseinheit informiert ausgehend von der Verpackung eines Fleischproduktes (im Material: Kochschinken) über die Intensivhaltung von Schweinen. Die Schüler*innen beschäftigen sich mit den Unterschieden von konventioneller und ökologischer Tierhaltung. Darüber hinaus entwickeln sie eigene Forderungen für eine artgerechte Haltung. Es wird deutlich, dass die Tiere den Haltungssystemen anpasst werden, anstatt Haltungssysteme zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden.
Die Unterrichtseinheit behandelt folgende Tierschutzaspekte der intensiven Schweinehaltung:
• Mani pulation am Tier: Abschleifen der Zähne, Kupieren der Schwänze, Kastration der Ferkel
• Entwicklung von Krankheiten: Atemwegserkrankungen, Verhaltensstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen
• Haltung im Kastenstand: sehr eingeschränkter Kontakt zu den Ferkeln während der Säugezeit, monatelanges Fixieren, keine Beschäftigungsmöglichkeiten
Das Kapitel „Hintergrundwissen“ (Seite 7) liefert einen vertiefenden Einblick in die intensive Schweinehaltung und erläutert Auswirkungen auf die Tiere.
Die Unterrichtseinheit ist für 90 Minuten angelegt und besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Unterrichtsphasen. Jede Phase wird im Kapitel „Unterrichtsablauf“ (Seite 12) hinsichtlich Dauer, Sozialform, Methode, Zielsetzung, Durchführung und Arbeitsmaterial beschrieben. Die dazugehörigen Arbeitsmaterialien finden Sie ab Seite 12 Eine Kurzübersicht über die gesamte Unterrichtseinheit erhalten Sie im Steckbrief auf der folgenden Seite.
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Jahrgangsstufen: 7. bis 10. Klasse
Fach: Biologie
Dauer: 90 Minuten
Kurzübersicht der Unterrichtsphasen
Abkürzungen: P = Plenum, EA = Einzelarbeit, PA = Paararbeit, GA = Gruppenarbeit
20 Minuten
10 Minuten
20 Minuten
20 Minuten
20 Minuten
Einstieg: Woher kommt der Schinken
Erarbeitung : Konventionelle Schweinehaltung in Deutschland
Reflexion: Eigene Gedanken zur Schweinehaltung
Transfer: Haltungsformen unterscheiden
Ausstieg: Präsentation
Unterrichtsziele: Die Schüler*innen...
Problem orientiertes Lernen
Video
Kopf-Herz-HandFuß Reflexion
HaltungsformenPuzzle
Moderiertes Gespräch
• analysieren Verpackungen von Schweinefleischprodukten hinsichtlich der Angaben zur Haltungsform und Herkunft,
• beschreiben die Haltungsbedingungen von Schweinen in konventioneller Tierhaltung und reflektieren ihren eigenen Standpunkt dazu,
• unterscheiden die Haltungsformen konventionelle Haltung und ökologische Haltung nach wesentlichen Kriterien und
• entwickeln eigene Kriterien für die tiergerechte Haltung von Schweinen.
Bezug Lehrplanthema: Biologie – Tierhaltung – Haltung von Nutztieren Fächerübergreifendes Lernen: Erdkunde – Konsum
Weiteres Unterrichtsmaterial des Tierschutzbundes: Unterrichtseinheit Klima- und Umweltfolgen durch die Rinder- und Schweinezucht https://unterricht.tierschutzbund.de/unterrichtsmaterial/klima-und-umweltfolgen-durch-rinder-undschweinezucht
Unterrichtseinheit Vergleich Wildschwein und Hausschwein https://unterricht.tierschutzbund.de/unterrichtsmaterial/material-fuer-biologie/vergleich-wildschwein-undhausschwein
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Das vorliegende Bildungsmaterial greift inhaltlich und methodisch die Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf. Gemäß des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung für BNE ist es wichtig, dass Schulen in verschiedenen Bildungsbereichen BNE integrieren. In dieser Unterrichtseinheit werden Inhalte und Themen aufgegriffen, die mit nachhaltiger Entwicklung, Umweltbewusstsein und sozialer Verantwortung zusammenhängen. Darüber hinaus werden innovative und partizipative Methoden genutzt, die Lernende aktiv einbeziehen, deren kritisches Denken fördern und sie zu praktischen Handlungsansätzen befähigt.
Folgende Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) werden behandelt:
2.Kein Hunger: Bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern | Reduzierung von Fleischkonsum und Hinweise zu alternativen Ernährungsweisen (flexitarisch, vegetarisch, vegan)
3.Gesundheit und Wohlergehen: Zugang zu gesunder Ernährung, sauberem Wasser und guter Luft ermöglichen | Förderung ökologischer Landwirtschaft
12.Nachhaltiger Konsum: Natürliche Ressourcen nachhaltig und effizient nutzen | mittels Verbraucherinformation das Wissen über nachhaltigen Konsum steigern
13.Maßnahmen zum Klimaschutz: Bekämpfung des Klimawandels | lange Lieferketten vermeiden | vegane oder vegetarische Ernährung | ökologische Landwirtschaft fördern
15. Leben an Land: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern | Tierschutz und Artenvielfalt unterstützen
In diesem Bildungsmaterial erhalten Sie Methoden und Materialien, die Sie sowohl digital (zum Beispiel mit Unterstützung einer interaktiven Wandtafel) als auch analog (in ausgedruckter Form, ohne digitale Medien) nutzen können. Hier finden Sie alle Arbeitsmaterialien zum Download: https:// unterricht.tierschutzbund.de/unterrichtsmaterial/material-fuer-biologie/schweinehaltung-in-deutschland
Tipp
Für eine facettenreiche Methodik und die Intensivierung von schulischen Lernprozessen (Binnendifferenzierung) empfehlen wir, analoge und digitale Medien je nach Bedarf und Lerngruppe miteinander zu kombinieren.
Schweinehaltung
Deutschland ist einer der größten Schweinefleischproduzenten in der EU und der drittgrößte Exporteur auf dem Weltmarkt. Die Schweinehaltung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Weg von vielen kleinen Betrieben, hin zu wenigen, hoch spezialisierten und intensiven Betrieben mit großen Tierbeständen. 99 Prozent der Schweine werden unter konventionellen Bedingungen gehalten, was bedeutet, dass es den Tieren kaum möglich ist, ihre artgemäßen Verhaltensweisen auszuleben, da die Intensivhaltung ihren Grundbedürfnissen nicht gerecht wird. Verhaltensweisen wie Erkundungsverhalten, Sozialverhalten, Nahrungsaufnahmeverhalten und Nestbauverhalten können die Tiere nur sehr eingeschränkt oder gar nicht ausleben. Die Schweine leben bei dieser Haltungsform in engen, reiz- und strukturarmen Buchten auf Vollspaltenböden ohne geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten oder Kontakt zum Außenklima. Dies führt zu gesundheitlichen Problemen und Verhaltensstörungen bei den Schweinen. Um die Tiere an die nicht artgerechten Haltungsbedingungen anzupassen, werden Eingriffe wie das Kupieren der Schwänze und das Abschleifen der Eckzähne durchgeführt.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Das Tierschutzgesetz verbietet zwar Eingriffe an Tieren ohne Betäubung, lässt aber Ausnahmen zu: So werden schon bei wenigen Tage alten Ferkeln die spitzen Eckzähne abgeschliffen, da die Zahl der Ferkel pro Wurf inzwischen oft größer ist als die Zahl der Zitzen, die eine Sau hat. Dadurch kommt es schnell zu Kämpfen um die milchgebenden Zitzen, was zu schweren Verletzungen der Wurfgeschwister oder der Muttersau führen kann. Das Abschleifen der Eckzähne ist laut Tierschutzgesetz ohne Betäubung erlaubt. Bei unsachgemäßer Durchführung (was leider sehr häufig vorkommt) wird jedoch der höchst empfindliche Zahnnerv freigelegt, was extrem schmerzhaft ist. In der konventionellen Schweinehaltung werden den Ferkeln in den ersten Lebenstagen auch die Schwänze kupiert. Diese Maßnahme soll verhindern, dass sich die Schweine gegenseitig in die Schwänze beißen und dabei schwer verletzen. Aber Schweine tun dies nicht aus Aggression oder um ihren Artgenossen zu schaden. Das Schwanzbeißen gilt als fehlgeleitetes Erkundungsverhalten, wenn die notwendigen Umweltreize fehlen, die ein Schwein dringend benötigt. Statt den Tieren aber entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten und andere Umweltreize zu bieten, wird ihnen in der konventionellen Haltung der Schwanz abgeschnitten. Das ist einfacher und billiger.
Männliche Ferkel werden in Deutschland, wie in vielen anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, immer noch kastriert. Der Grund: Das Risiko der Entwicklung von Ebergeruch, den manche Verbraucher*innen als ekelerregend empfinden, soll verringert werden. Allein in Deutschland sind davon jährlich 13 Millionen männliche Ferkel betroffen. EU-weit werden pro Jahr circa hundert Millionen männliche Ferkel kastriert, wobei der Eingriff auch heute noch überwiegend ohne Betäubung durchgeführt wird. Da die betäubungslose Kastration den Ferkeln erhebliche Schmerzen zufügt, lehnen Tierschützer*innen sie einheitlich und grundsätzlich ab.
Seit dem 01.01.2021 gilt hierzulande nach jahrelangem Ringen ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration. Da die chirurgische Kastration auch unter Betäubung mit Risiken für die Tiergesundheit, Stress und Schmerzen verbunden ist, ist die medizinisch nicht notwendige Amputation aus Tierschutzsicht abzulehnen. Neben der chirurgischen Kastration stehen mit der Ebermast und der Immunokastration zwei „unblutige“ Alternativen zur Verfügung.
Reichen die gesetzlichen Standards aus?
Aktuell werden über 99 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schweine in konventionellen Ställen gehalten. „Konventionell“ ist per Definition ein Haltungssystem, das nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt und den Bedürfnissen der Tiere aus wirtschaftlichen Gründen keine Beachtung schenkt. Fakt ist aber auch, dass selbst die gesetzlichen Anforderungen nicht immer eingehalten werden, was erst bei behördlichen Kontrollen aufgedeckt wird.
Die Haltung von Mastschweinen in Buchten mit Vollspaltenböden ist in Deutschland das vorherrschende Haltungssystem. Die harten Böden in den Ställen führen zu Erkrankungen wie Liegeschwielen und anderen Gelenkproblemen. Die Schweine müssen ihre Notdurft in den engen Buchten verrichten und durch die Spalten gelangen die Ausscheidungen der Tiere dann direkt in die darunter liegende Güllegrube. Die entstehenden Ammoniakdämpfe reizen die Augen und Atemwege der Tiere stark. Oft leiden sie bis zu ihrem Tod unter chronischen Atemwegserkrankungen. Den Buchten mangelt es nicht nur an Platz, sondern auch an Struktur Die Schweine können Liege- und Kotbereich nicht trennen, wie sie es natürlicherweise tun. Ohne Einstreu sind die Spaltenböden rutschig und hart. In diesem System ist es auch nicht möglich, Rangkämpfen auszuweichen oder sich zurückzuziehen. Problematisch ist auch die extreme Zucht auf Leistung statt auf Robustheit und Gesundheit. Während die Mastschweine durch die extrem schnelle Gewichtszunahme an krankhaft veränderten und degenerierten Gelenken leiden, bekommen die Sauen extrem viele Ferkel. Die Zucht auf große Würfe hat zur Folge, dass aufgrund der begrenzten Gebärmutterkapazität die Geburtsgewichte der einzelnen Ferkel zunehmend inhomogen und deutlich niedriger ausfallen. Somit werden untergewichtige und lebensschwache Ferkel geboren, die über weniger Energiereserven verfügen und daher ein erhöhtes Risiko haben, auszukühlen, zu verhungern oder von der Sau erdrückt zu werden.
Kastenstand
Um dieses Erdrücken der Ferkel zu verhindern, steht die Muttersau im Kastenstand, einem Käfig, der die Muttersau so fixiert, dass sie nur noch aufstehen und sich hinlegen kann. Die Sauen können sich darin kaum bewegen, nicht einmal umdrehen. Die Sauen sitzen teilnahmslos da oder beißen auf den Gitterstäben herum. Von Natur aus möchten Schweine ihre Ferkel in selbstgebauten Nestern zur Welt bringen – doch dies bleibt ihnen in der intensiven Haltung verwehrt. Dort ist es üblich, sie nicht nur während der Zeit, in der sie ihre Ferkel säugen, sondern auch um die Zeit der künstlichen Besamung herum zu fixieren. Das Fixieren in den Kastenständen vereinfacht den Besamungsprozess und verhindert Rangkämpfe zwischen den Sauen, die die Trächtigkeit gefährden könnten. Allerdings steht die Sau dadurch mehr als fünf Monate im Jahr im Kastenstand. Nach der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen Sauen im Deckzentrum zur Besamung nicht mehr im Kastenstand gehalten werden. Bis zur Umsetzung dieser Regelung bleibt den Zuchtbetrieben jedoch eine Übergangsfrist bis Anfang 2029. Im Abferkelbereich1 dagegen müssen die Kastenstände laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung leider nicht ganz abgeschafft werden. Dort dürfen die Sauen auch künftig noch fünf Tage um den Geburtszeitraum fixiert werden.
Fazit
Die in der konventionellen Schweinehaltung vorherrschenden krankmachenden Haltungsbedingungen mit Vollspaltenböden, geschlossenen Warmställen mit stickiger Atemluft und ohne Struktur und Beschäftigungs-möglichkeiten stellen keine tiergerechte Unterbringung von Schweinen dar. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist ein grundsätzliches Umdenken in den Zucht- und Haltungszielen erforderlich. Die Haltungsumgebung muss den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden und nicht umgekehrt.
1 Eine Abferkelbucht ist ein speziell eingerichteter Bereich im Schweinestall, in dem die Sau einzeln steht und der meist mit einem Kastenstand versehen ist. In der Abferkelbucht bringt die Sau ihre Ferkel zur Welt (abferkeln) und lebt dort mit ihnen die ersten Wochen gemeinsam
Quellen und weiterführende Informationen:
Baldinger, Lisa; Bussemas, Ralf. Johann Heinrich von Thünen-Institut (01.06.2022): Ökologische Schweinehaltung Abrufbar unter https://www.thuenen.de/de/themenfelder/oekologischer-landbau/besonderheiten-der-tierhaltung-im-oekolandbau/oekologische-schweinehaltung Abgerufen am 24.07.2024.
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (o. J.): Schweinefleisch Abrufbar unter https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/tierische-produkte/schweinefleisch Abgerufen am 24.07.2024.
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (o. J.): Schwein Abrufbar unter https://www.nutztierhaltung.de/schwein Abgerufen am 24.07.2024.
Bundesministerium der Justiz (o. J.): Tierschutzgesetz
Abrufbar unter https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html Abgerufen am 24.07.2024.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. J.): Schweine Abrufbar unter https://www.bmel.de/DE/Tier/Nutztierhaltung/Schweine/schweine_node.html Abgerufen am 24.07.2024.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. J.): Schweinehaltung Abrufbar unter https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/schweinehaltung Abgerufen am 24.07.2024.
Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin (09.01.2019): Pressemitteilung Normenkontrollantrag beim Bundesverfassungsgericht zur Schweinehaltung Abrufbar unter https://www.berlin.de/sen/justva/presse/pressemitteilungen/2019/pressemitteilung.772703.php. Abgerufen am 24.07.2024.
Statistisches Bundesamt (o. J.): Schweinebestand 2024 im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant Abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/schweine.html#:~:text=Zum%20Stichtag%203.,9%2C4%20 Millionen%20Tiere%20aus Abgerufen am 24.07.2024
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Dauer 20 Minuten
Sozialform Paararbeit, Plenum
Methode Problemorientiertes Lernen
Material E2-AM1: Kochschinken, Ggf. internetfähige Geräte
Beschreibung:
Die Unterrichtseinheit zur Schweinehaltung startet mit der Analyse von einem (oder mehrerer) Schweinefleischprodukte. Die Schüler*innen nähern sich der Thematik Schweinehaltung über eine präsentierte Fragestellungen entdeckend an.
Durchführung:
Geben Sie das Arbeitsmaterial „Kochschinken“ (E2-AM1) paarweise an die Schüler*innen und präsentieren Sie die Fragestellung: Woher kommt der Schinken und wie wurden die Tiere für dieses Produkt gehalten? Wichtige Informationen über die Haltung von Tieren lassen sich auf der Verpackung finden, dazu gehören unter anderen das Haltungsform-Label, das Tierwohl-Label, das Bio-Siegel, die Verpackungstexte, die QR-Codes und Websites oder das verpflichtende Identitätskennzeichen. Die Schüler*innen recherchieren selbstständig nach Informationen und Lösungsansätzen.
Internetquellen für die Recherche, die Sie den Schüler*innen je nach Bedarf zur Verfügung stellen können: Tierwohl-Kennzeichnungen:
https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/tierwohl-kennzeichnung/ https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/staatliche-tierhaltungskennzeichnung-kommt-25484 Haltungsformen: https://haltungsform.de/kriterien-5stufig/
Identitätskennzeichen:
https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/02_KennzeichnungLM/06_Genusstauglichkeitskennzeichen/Genusstauglichkeitskennzeichen_node.html
Anschließend werden die Herangehensweisen und Ergebnisse der Schüler*innen im Plenum besprochen.
Tipp
Für mehr Alltagsbezug können Sie in dieser Phase auch mit originalen Produktverpackungen oder mitgebrachten Fotos von Produkten arbeiten. Dafür empfehlen sich auch weitere Schweinefleischprodukte wie Schnitzel oder Würstchen.
Dauer 10 Minuten
Material 02 E2-AM2: Video zur Schweinehaltung
Sozialform Einzelarbeit
Methode Video zur Schweinehaltung
Beschreibung:
In der Erarbeitungsphase dieser Unterrichtseinheit erarbeiten die Schüler*innen grundlegendes Wissen zur Schweinehaltung in konventioneller Haltung in Deutschland.
Durchführung:
Die Schüler*innen erhalten das Arbeitsmaterial mit dem Video „Schweinhaltung in Deutschland“ (E2-AM2). Dabei sollen die Schüler*innen das Video aufmerksam anschauen und sich gegebenenfalls Notizen machen. Je nach Lerngruppe empfiehlt es sich, das Video zwischendurch zu stoppen oder alternativ ein zweites Mal anzusehen. https://youtu.be/l4UfUU7aI4k
Dauer 20 Minuten
Sozialform Einzelarbeit, Plenum
Methode Kopf-Herz-Hand-Fuß Reflexion
Material E2-AM3: Reflexion konventionelle Schweinehaltung
Beschreibung:
In dieser Reflexionsphase setzen sich die Schüler*innen zur konventionellen Schweinehaltung mit ihren eigenen Gedanken, Emotionen, Bedürfnissen und konkreten Handlungsoptionen auseinander. Diese Phase dient dazu, den gegebenenfalls emotional belastenden Informationen der Erarbeitungsphase Raum der Kommunikation zu bieten.
Durchführung:
Bitten Sie die Schüler*innen dasArbeitsmaterial „Reflexion konventionelle Schweinehaltung“ (E2-AM3) in Einzelarbeit auszufüllen. In diesem Arbeitsmaterial wird notiert, welche Gedanken die Schüler*innen zum Thema haben, wie sie sich nach dem Lesen fühlen, welche Wünsche sie beschäftigen und was konkrete Handlungsoptionen sein könnten.
Die Schüler*innen können auf Basis der Freiwilligkeit ihre (oder einen Teil ihrer) Notizen mit der Gruppe teilen. Hilfreich kann es sein, den Schüler*innen deutlich zu machen, dass sie für die Missstände in der Schweinehaltung nicht selbst verantwortlich sind.
In dieser Phase gibt es bis auf die Wiedergabe von Fakten aus dem Video des Arbeitsmaterials E2-AM2 keine richtigen oder falschen Antworten.
Dauer 20 Minuten
Sozialform
Methode
Material Gruppenarbeit
Haltungsformen-Puzzle
E2-AM4: Dioramen Haltungsformen
E2-AM5: Haltungsformen-Puzzle
Ggf. digitale Geräte
Beschreibung:
Die Schüler*innen ordnen verschiedene Kriterien den beiden Haltungsformen gesetzliche Mindestanforderung (konventionelle Haltung) und EU-Öko-Verordnung zu. Anschließend stellen die Schüler*innen eigene Forderungen für eine tiergerechte Haltung auf.
Durchführung:
In der Transfersphase arbeiten die Schüler*innen in Kleingruppen von maximal vier Schüler*innen mit Fotos des Arbeitsmaterials „Dioramen Haltungsformen“ (E2-AM4-P) und dem Arbeitsmaterial „HaltungsformenPuzzle“ (E2-AM5). Die Schüler*innen schneiden dafür einzelne Kriterien aus und ordnen diese in einer Tabelle den Haltungsformen gesetzliche Mindestanforderung (konventionelle Haltung) und EU-Öko-Verordnung zu. In einem weiteren Schritt stellen die Schüler*innen eigene Forderungen für eine tiergerechte Haltung auf. Sie können sich dabei an den hohen Standards der Bioverbände orientieren oder auch ganz eigene Forderungen aufstellen.
Falls bei den Schüler*innen nicht bekannt, sollte erklärt werden, dass es verschiede Bio-Label für Produkte gibt, wobei die EU-Öko-Verordnung die am wenigsten strengen Richtlinien vorgibt.
Tipp
Wir empfehlen das Arbeitsmaterial „Dioramen Haltungsformen“ (E2-AM4-P) digital den Schüler*innen zur Verfügung zu stellen, um in den Fotos besser Details erkennen zu können.
Dauer 20 Minuten
Sozialform Plenum
Methode Moderiertes Gespräch
Material E2-AM5: Haltungsformen-Puzzel Ggf. E2-AM1: Kochschinken
Beschreibung:
Im Ausstieg der Einheit werden die erarbeiteten Ergebnisse des Haltungsformen-Puzzles präsentiert und die Einheit mit einem kurzen moderierten Gespräch im Plenum zusammengefasst.
Durchführung:
Die Gruppen präsentieren die Ergebnisse des Arbeitsmaterials „Haltungsformen-Puzzle“ (E2-AM5) und stellen ihre zugeordneten Kriterien für die gesetzliche Mindestanforderung und EU-Öko-Verordnung vor. Auf der dritten Seite des Arbeitsmaterials E2-AM5 finden Sie die Lösungen. Weiterhin präsentieren die Schüler*innen ihre eigenen Forderungen an eine tiergerechte Haltung. Für diese Aufgabe gibt es keine richtigen oder falschen Antworten.
Abschließend findet ein moderiertes Gespräch über die gewonnenen Erkenntnisse und Eindrücke der Einheit statt. Schlagen Sie einen Bogen zum Einstieg der Einheit und thematisieren Sie kurz mit den Schüler*innen irreführende Abbildungen oder Formulierungen auf Produktverpackungen, die Konsument*innen ein größeres Tierwohl versprechen, als es in Realität der Fall ist. Sie können hierfür noch einmal kurz das Arbeitsmaterial „Kochschinken“ (E2-AM1) präsentieren und gemeinsam ansehen.
Aufgabe
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Schaut euch das Produkt genau an. Woher kommt der Schinken und wie wurden die Tiere für dieses Produkt gehalten?
Ihr könnt wichtige Informationen über die Haltung von Tieren auf der Verpackung finden. Dazu gehören das Haltungsform-Label, das Tierwohl-Label, das Bio-Siegel, die Verpackungstexte, die QR-Codes und Websites oder das Identitätskennzeichen.
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Aufgabe
01
Antworte nach der Betrachtung des Videos zur Schweinehaltung in Deutschland (Arbeitsmaterial E2-AM2) auf die folgenden Fragen.
Was geht dir durch den Kopf?
Notiere drei Informationen aus dem Interview, die du dir gemerkt hast.
Was sagt dein Herz, wie fühlst du dich? Hier gibt es Raum für deine Emotionen und Gefühle.
Welche Wünsche an die Haltung von Schweinen hast du?
Hier kannst du deine Bedürfnisse aufschreiben.
Was könnten deine nächsten Schritte sein? Notiere konkrete Handlungen, die du in Zukunft umsetzen kannst.
Aufgabe
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Schneidet die Kästchen aus und ordnet sie der Tabelle auf Seite 2 in den Spalten „Gesetzliche Mindestanforderung“ (auch: konventionelle Haltung) und „EU-Öko-Verordnung“ zu. Das Arbeitsmaterial „Dioramen Haltungsformen“ (E2-AM4-P) zeigt euch Fotos verschiedener Haltungsformen. Diese könnt ihr für die Bearbeitung der Aufgabe zusätzlich zur Veranschaulichung nutzen.
Überlegt nun, welche eigene Forderungen ihr für mehr Tierwohl habt. Ihr könnt euch dabei an den hohen Standards der Bioverbände oder am Tierschutzlabel „Premium“ orientieren oder auch ganz eigene Forderungen aufstellen.
Einstreu auf planbefestigter Liegefläche.
Schweine mit einem Gewicht 50 - 110 kg: 0,75m2/Tier.
Spaltenboden nur im Aktivitätsbereich zulässig. Kein Spaltenboden im Liegebereich.
Mindestsäugezeit 3 Wochen.
14 Mastschweine pro Hektar.
Tiere können zwischen Innenund Außenbereich wählen. Kontakt zum Außenklima.
Es ist verboten, Schweine mit kupierten Schwänzen einzustallen.
Es ist erlaubt, Saugferkel bis zum vierten Lebenstag ohne Betäubung die Schwänze zu kupieren.
Organisches und fasereiches Beschäftigungsmaterial, z. B. Stroh, muss immer verfügbar sein.
Nicht ausreichend geregelt.
Auslauf vorgeschrieben.
Mindestsäugezeit 40 Tage.
Direkter Kontakt zum natürlichen Tageslicht durch Auslauf.
Vollspaltenböden sind erlaubt.
Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Tageslichtdurchlässige Fläche. Bei Bedarf ergänzt durch Lichtprogramm.
Möglichst kurz.
Keine Vorgaben zur Ausstattung des Liegebereichs.
Maximal 8 h Mit entsprechender Zulassung bis auf 24 h Beförderungsdauer möglich sowie bis auf 4,5 h bei 30 °C Außentemperatur.
Geeignete Wühlmaterialien (z. B. Stroh) müssen immer verfügbar sein.
Auslauf vorgeschrieben.
Etwa dreimal so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben.
Gesetzliche Mindestanforderungen
Bestandsgröße
Platzangebot
Kupieren der Schwänze
Ruhen
Licht
Beschäftigungsmaterial
Stallboden
Abkühlungsmöglichkeit, Regulation des Stallklimas
Säugezeit der Ferkel
Transport zum Schlachtunternehmen
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Kriterien der EU-ÖKO-Verordnung
Eigene Forderungen
LÖSUNGSVORLAGE
Bestandsgröße
Platzangebot
Kupieren der Schwänze
Ruhen
Licht
Beschäftigungsmaterial
Stallboden
Abkühlungsmöglichkeit, Regulation des Stallklimas
Säugezeit der Ferkel
Transport zum Schlachtunternehmen
Gesetzliche Mindestanforderungen
Kriterien der EU-ÖKO-Verordnung
Auslauf vorgeschrieben.Auslauf vorgeschrieben.
Schweine mit einem Gewicht 50 - 110 kg: 0,75m2/Tier.
Es ist erlaubt, Saugferkel bis zum vierten Lebenstag ohne Betäubung die Schwänze zu kupieren.
Keine Vorgaben zur Ausstattung des Liegebereichs.
Tageslichtdurchlässige Fläche. Bei Bedarf ergänzt durch Lichtprogramm.
Organisches und fasereiches Beschäftigungsmaterial, z. B. Stroh, muss immer verfügbar sein.
Etwa dreimal so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben.
Es ist verboten, Schweine mit kupierten Schwänzen einzustallen.
Einstreu auf planbefestigter Liegefläche.
Schweinehaltung in Deutschland Biologie, 7. – 10. Klasse
Eigene Forderungen
Direkter Kontakt zum natürlichen Tageslicht durch Auslauf.
Geeignete Wühlmaterialien (z. B. Stroh) müssen immer verfügbar sein.
Vollspaltenböden sind erlaubt.
Nicht ausreichend geregelt.
Spaltenboden nur im Aktivitätsbereich zulässig. Kein Spaltenboden im Liegebereich.
Tiere können zwischen Innenund Außenbereich wählen. Kontakt zum Außenklima.
Mindestsäugezeit 3 Wochen.
Maximal 8 h Mit entsprechender Zulassung bis auf 24 h Beförderungsdauer möglich sowie bis auf 4,5 h bei 30 °C Außentemperatur.
Mindestsäugezeit 40 Tage.
Möglichst kurz.
Herausgeber
Deutscher Tierschutzbund e. V.
In der Raste 10 53129 Bonn
Konzept und Umsetzung KF Education
Autorin
Jördis Dörner
Redaktion
Irmina Theuß Maja Masanneck
Layout und Satz Ronny Wunderwald
Illustration Mimi Hoang
Fotos
Cover: zu ergänzen
Lektorat
Friederike Grigoleit
Copyright Deutscher Tierschutzbund e. V.
August 2024