Zur Frage der Oberflächenentwicklung von Pflanzengesellschaften der Alpen-Subtropen - Vareschi 1951

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Pflanzengesellschaften der Alpen und Subtropen.

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stark beeinflußten und klimatisch für den Pflanzenwuchs durchaus nicht

optimalen Teil des Gebirges. Nun gibt es im Bereich der venezolanischen Küstenkordillere aber auch Gebiete, deren Klima den Pflanzen eine

wahrhaft optimale Umwelt schafft. Das großartigste in dieser Richtung ist uns im „Wolkenwald" von Rancho Grande im venezolanischen

Nationalpark erhalten. 5. Selva nublada.

Der venezolanische Name „Selva nublada" (Wolkenwald) trifft das Richtige : Das Gebiet von Rancho Grande liegt in einem fast dauernd von

Wolken umbrauten Paßgebiet der Kordillere, mit eigenartigen Umwelt bedingungen. Die Mitteltemperatur schwankt in ganz geringen Grenzen und liegt mit 18,9° (Beebe 1948) nahe dem für Schattenpflanzen mit reichlicher Kohlensäureversorgung gültigen Assimilai ionsoptimum der Temperatur (Lttndegârdh 1924, 1930). Die relative Luftfeuchtigkeit schwankt ebenfalls nur wenig um den von Beebe bestimmten Mittelwert

von 92,4%. Der scharfe Unterschied zwischen Trocken- und Regenzeit, der stellenweise bestimmend für das Pflanzenleben der Küstenkordillere

ist, fällt hier fort ; es ist das ganze Jahr hindurch gleichmäßig feucht und

mäßig warm, so daß die Vegetation wahrhaft ideale Bedingungen vor findet. Dazu kommt noch, daß es sich um echten Urwald handelt, eine Vegetation, die auch in Mittelamerika und im nördlichen Venezuela

schon zu den seltenen Ausnahmen gehört. Nach alledem dürfen wir hier wirklich ein Maximum an Wuchs, Umweltausnützung und assimilatorischer Leistung erwarten. Die Erforschung der Vegetationseinheiten des Wolkenwaldes ist eine Aufgabe der Zukunft. Unsere 9 Probeflächen zu 1 m2 sind Stichproben, wie viereckige Vegetationssäulen aus dem riesigen Waldaufbau heraus geschnitten, Proben, welche zur Schilderung der Vegetation nicht hin reichen, sondern nur einen Maßstab der Oberflächenentwicklung zu geben haben. Das Ausmaß der untersuchten Fläche liegt weit unter dem Minimiareal, so daß die 19 Arten unserer Aufnahme nur vegetations systematisch unzureichende Bestandesausschnitte wiedergeben. Da gegen stellen diese selben Flächen unabhängig von ihrer floristischen Ausstattung wegen ihrer erstaunlich einheitlichen Gesamtbelaubung einen

für die Beurteilung der Oberflächen ausreichenden Komplex dar. Es zeigte sich nämlich, daß die mittlere Schwankung der untersuchten 9 Flächen nur 0,35 m2 betrug, während der Unterschied gegenüber den grünen Oberflächen anderer Pflanzengemeinschaften Venezuelas weit größer ist als dieser „mittlere Fehler". In Abb. 5 ist ein typischer Einblick in die Selva nublada dargestellt. Die meisten photographischen Wiedergaben von „Urwaldvegetation" sind deshalb irreführend, weil sie den Wald von außen, also nicht den inneren

Aufbau, sondern den des Waldrandes zeigen. Im Waldinnern ist die

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