Vom Gaußplatz bis zum Sternwartepark

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AUSGABE 5 · FRÜHJAHR 2 017

J P I M MO B I L I E N P R Ä S E N T I E R T

VOM GAUS SPL AT Z BIS Z U M S T ER N WA RT EPA R K

Der Grätzel Bericht 02/20

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Gaußplatz

Stiegengasse & Raimundhof

Aumannplatz & Sternwartepark

fi Attraktive Lage fi Wir machen Radio fi Bäckerei mit Kultstatus fi Kultur am Gaußplatz

fi Eine steile Stadt fi Schuhe und Lederballen in Hülle und Fülle fi Kultur des Teetrinkens fi Süße und pikante Waffeln

fi Prachtvolles Cottageviertel fi Marktweiber als Nahversorger fi Süße Einblicke fi Sternderl schauen


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EINLEITUNG

Wiener Grätzel

STIEGEN, STER NE , SCHOKOL A DE Wir greifen nach den Sternen, lassen uns mit Schokolade verwöhnen, begegnen den großen Dramatikern Johann Nestroy und Ferdinand Raimund und besuchen Wiens ersten Kreisverkehr.


EINLEITUNG

Entdeckungsreise – Wiener Grätzel

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ie drei Grätzel, die wir uns auf unserer städtischen Entdeckungsreise anschauen wollen, sind GAUSSPLATZ , STIEGENGASSE & RAIMUNDHOF und AUMANNPLATZ & STERNWARTEPARK . Jedes dieser Wiener Stadt-Biotope strahlt eine ganz eigene Stimmung aus, alle repräsentieren ganz unterschiedliche Kulturen, miteinander jedoch zeigen sie die ganze Bandbreite der Wiener-Stadt. Der GAUSSPLATZ an der Grenze von 2. und 20. Bezirk nahe dem Augarten, hat wechselvolle Zeiten erlebt. Hier lebte bis 1938 ein Großteil der ärmeren, jüdischen Bevölkerung Wiens, bevor sie vertrieben und ermordet wurde. Lange danach schien es, als ob die Gegend von der Entwicklung Wiens zur modernen Stadt ausgeschlossen wäre. Doch in den letzten Jahren gibt es hier eine dynamische Entwicklung. Zentrumsnahe, direkt am großen Augarten gelegen, wird sich vermutlich bald ein hippes Viertel entwickeln. Erste Ansätze haben wir bereits entdeckt.

Jedes dieser Wiener Stadt-Biotope strahlt eine ganz eigene Stimmung aus.

Die STIEGENGASSE im 6. Bezirk besticht durch ihre Architektur und die charmanten Geschäfte. Hier kann man Aufstieg im wahrsten Sinne des Wortes

entdecken. Von einer schmucklosen Gasse, die beim Naschmarkt unspektakulär startet, entfaltet sie sich mit jedem Höhenmeter mehr zu einem sehens- und besuchenswerten kleinen Grätzel. Schließlich bewegen wir uns zum AUMANNPLATZ , einem Kernstück von Währing, dem 18. Bezirk, machen einen Abstecher nach Hernals, wo feinste Schokolade-Maroni erzeugt werden und landen schließlich in den Sternen, besser im STERNWARTEPARK mit seinem riesigen Fernrohr. Dort treffen wir einen Wissenschaftler, der uns von den kleinen Grätzeln ins große Weltall beamt. Was beides verbindet – das Kleine wie das Große – ist die Ästhetik und die Sehnsucht, die wir bei allem Schönen empfinden. Wo immer wir uns hinbewegen, überall finden wir auch Grätzel-Bewohner, die über ihre kleine Heimat schwärmen und uns Lust auf weitere Besuche machen. Lassen Sie sich also von uns zu den drei Stadtspaziergängen verführen.

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Das GaußplatzGrätzel Scholzgasse U

nser Weg an der Grenze von zweitem und zwanzigstem Bezirk beginnt in der SCHOLZGASSE unweit des weitläufigen Areals des Augartens, und wir folgen einem Spruch von Johann Nestroy:

„Warum soll die Gegenwart dem ihre Blicke schenken, der immer mit der Zukunft kokettiert“. Schauen wir uns also lieber ein wenig in der Vergangenheit um, vielleicht erhaschen wir dann mehr von der Gegenwart. Die Leopoldstadt ist ja in besonderer Weise mit dem großen Dramatiker und Schauspieler des Wiener Volkstheaters Johann Nestroy verbunden, stand doch in diesem Bezirk sein berühmtes „CARLTHEATER“ . Sein kongenialer, nicht ganz so bekannter Partner auf der Bühne war Wenzel Scholz, dem diese Gasse ihren Namen verdankt. Der Schauspieler war von

eher dicklicher Gestalt und nahm im Spiel des Duos stets die Rolle des Gemütlichen, Behäbigen, etwas Naiven ein. Noch heute wird von seinen Auftritten in „DER BÖSE GEIST LUMPACIVAGABUNDUS “ im Jahr 1833 gesprochen, bei denen er – ganz im Gegensatz zu seiner Figur – den Schneider Zwirn gab. Die Scholzgasse, so klein sie auch ist, besticht durch ihre attraktive Lage neben dem Augarten und unweit des Zentrums der Stadt. Auf Nummer 37, an der Ecke zur Oberen Augartenstraße wird derzeit von JP Immobilien an einem Haus gebaut, das neben der günstigen Lage auch den vollen Komfort heutigen Wohnens bieten wird. Effiziente Grundrisse, Extras, wie ein barrierefrei erreichbarer Kinderwagen- und Fahrradabstellraum, Einlagerungsräume, Holzböden und Fußbodenheizungen in allen Wohnungen und Designfliesen in den Sanitärräumen sowie eine Tiefgarage mit 22 Stellplätzen versprechen besten Wohnkomfort.

Schön seit 125 Jahren


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Gaußplatz B

evor wir uns zum Augarten begeben, spazieren wir zum zentralen Platz des Grätzels, dem GAUSSP� PLATZ . Carl Friedrich Gauß hat, bei allem Respekt vor seinen großen Leistungen, Generationen von Schülerinnen und Schülern das Leben schwergemacht. Ob elliptische Funktionen, euklidische Konstruktionen oder die Normalverteilung, leichter ist der Mathematikunterricht durch die Erkenntnisse des „Fürsten der Mathematik“ nicht geworden. An der Grenze zwischen dem zwanzigsten und zweiten Bezirk liegt der ihm zu Ehren benannte GAUSSPLATZ . Er war in den 1970er- und 1980er-

Nahezu jede Führerscheinprüfung endete dort mit einem meist negativen Ergebnis. Jahren ein von Fahrschülern gefürchteter Ort, war er doch der erste große Kreisverkehr zu einer Zeit, als diese

Art der Verkehrslogistik noch nicht unsere Städte beherrschte. Nahezu jede Führerscheinprüfung endete dort und meist mit einem negativen Ergebnis. Wenn es dem Prüfling schon gelang, den Kreis halbwegs harmonisch zu bewältigen, ließ ihn der Prüfer gerne noch in einer Wasserlache am Rande des Platzes halten, um dann diabolisch lächelnd sein „Nicht bestanden“ zu verkünden, weil man doch nicht Passanten anspritzen dürfe. Wie sagte Nestroy? „Die Erde ist ein himmlischer Planet, auf dem die Unglücklichen ein höllisches Leben haben“. Irgendwann bekam dann doch jeder seinen rosa

Schein, nicht ohne mit Schaudern an den unschuldigen Platz zu denken. Heute münden acht Straßenzüge in den GAUSSPLATZ , der in der Mitte auch von Straßenbahnschienen gequert wird.

Das interessanteste Gebäude auf dem Platz ist der Mathildenhof auf Nummer 7 - 8, ein späthistoristisches Wohnhaus mit reichgegliederter Fassade, betontem Portal und aufwendig gestalteter Beletage, das heuer das 125jährige Jubiläum feiert.

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Radio Orange 94.0 I

m Büro an der Ecke Gaußplatz /  Klosterneuburger Straße 1, dem Standort von „ Radio ORANGE 94.0“ treffen wir die Geschäftsführerin Sybille Moser und den Programmkoordinator Pawel Kamin´ski. Dieser freie, nicht kommerzielle, lokale Radiosender verdankt seine Existenz einer medienpolitischen Revolution. Die sogenannten „RADIOPIRAT_ INNEN“ hatten 1993 das Rundfunkmonopol angefochten und vor den Europäischen Gerichtshof gebracht. Dieser gab den Klägern Recht und veränderte in grundsätzlicher Weise die rechtlichen Voraussetzungen für das Radiomachen. In der Folge wurde der „Verein zur Förderung und Unterstützung von freien lokalen nichtkommerziellen Radioprojekten, kurz Verein Freies Radio Wien“, gegründet, dem 1997 eine Lokalradiolizenz erteilt wurde. Ein Jahr später ging Radio ORANGE 94.0 auf Sendung.

Man habe sich vorgenommen, Menschen und Initiativen Gehör zu verschaffen, die bei anderen Medien nicht vorkommen. Das Programm von Radio ORANGE so erzählen sie uns, wird zum größten Teil von ehrenamtlichen Radiomachern gestaltet. Es gehen derzeit 150 Sendereihen in rund 25 Sprachen on Air. Ursprünglich sollte der Sender „FREIES RADIO WIEN“ heißen, was aber nach einem Konflikt mit dem ORF verworfen wurde. So entstand der Name „ORANGE“ . Man habe sich vorgenommen, Menschen und Initiativen Gehör zu verschaffen, die bei anderen Medien nicht vorkommen. Interessierte können das Radiomachen in Kursen erlernen, um dann selbst Programme zu gestalten und ihre Anliegen an eine breite Öffentlichkeit zu bringen. „Die Schwerpunkte haben sich gegenüber früher verändert. Heute geht 94.0 ,

Orange-Maker Pawe Kami ski

es stark in Richtung Medienkompetenz, Vermittlung, Pflege des Programms und Inhalte“, so Moser. Seit 2005 ist der Standort von ORANGE 94.0 am Gaußplatz. „Das Besondere an diesem Standort sind die umliegenden öffentlich zugänglichen Plätze, die es ORANGE 94.0 ermöglichen rauszugehen, so auch mit den Radiomachenden im Rahmen der Kurse“, erläutert Moser ihre Zufriedenheit mit dem Standort. Radio ORANGE 94.0 verstehe sich als eine Art öffentlicher Raum.

„Solche Plätze wie der Gaußplatz mit dem Spielplatz oder dem in der Nähe befindlichen Augarten sind ideal, um Beziehungen zwischen analogen und digitalen Räumen herzustellen“. Pawel Kamin´ski erzählt uns mit viel Leidenschaft über das Radiomachen. „Es wird an sieben Tagen der Woche ohne Pause gesendet. Das heißt, wir haben rund 150 regelmäßige Sendereihen. Ein Drittel davon sind Musiksendereihen, die den Fokus auf eher unbekannte alternative Musikstile legen“, so Kamin´ski. Aus dem zivilgesellschaftlichen Umfeld kommen dann Themen, die mit Umwelt, Feminismus oder Menschenrech-

ten zu tun haben. Eine ganze Reihe von Sendungen werden in Fremdsprachen gestaltet, wobei in manchen Sendungen auch mehrsprachig moderiert wird.

Über 20 Sprachen sind im Programm. Das reicht von Arabisch über Farsi bis hin zu Türkisch. „Seit letztem Jahr werden Sendungen von Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind, für ihre Communitys gestaltet“, so Pawel Kamin´ski. Eine neue Sendung namens „NEW LIFE IN VIENNA“ , wird in fünf Sprachen – Arabisch, Dari, Deutsch, Englisch und Somali ausgestrahlt. Sie behandelt Themen wie Wohnen, Freizeit und Gesundheit in Wien. Kamin´ski wohnt selbst im Grätzel und ist vom vielen Grün und der guten Nahversorgung begeistert.

„Ein toller Ort um zu wohnen“, meint Pawel Kamin´ski begeistert. „Da gibt es beispielsweise den Brunnen, der bei 30 Grad im Sommer von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Workshops gerne zum Abkühlen der Beine genutzt wird. Und dann gibt es noch die Bäckerei Prindl,

die beinahe 24 Stunden für uns offen hat. Die hat schon so etwas wie Kultstatus“, erzählt Kamin´ski. Zu erzählen gibt es über dieses Grätzel vieles. Besonders beeindruckt und berührt war Kamin´ski, als anlässlich einer vom benachbarten AKTIONSRADIUS WIEN organisierten Führung ein Shoa-Überlebender über seine Kindheit berichtete. Der in den USA lebende alte Mann ging mit den Teilnehmern der Führung zu den Plätzen seiner Erinnerung. Dort, wo sich heute die angesprochene „Kultbäckerei“ befindet, war vor dem Krieg ein Kino, in dem er sich Westernfilme angeschaut hatte. In der Brigittenau, in der Leopoldstadt und ganz besonders rund um den Augarten lebten damals fast ausschließlich Juden, so dass die Wiener heute noch in Erinnerung an die vielen Bäcker, die hier Mazzes, das ungesäuerte Brot backten, von der „Mazzes-Insel“ sprechen. Bevor wir uns verabschieden, werfen wir noch einen Blick in das Studio und erfahren, dass meist nur eine Person am Pult im Technikraum sitzt. „Die Zauberwelt Medien kann man schnell selbst in den Griff bekommen“, so Kamin´ski. Und überhaupt sei die Technik einfach gehalten – jeder macht alles selbst. Hoppalas kämen vor, würden aber immer auch dazu dienen, aus ihnen zu lernen.


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Bäckerei Prindl D

ie Bezeichnung „Kultbäckerei“ hat unser Interesse geweckt und wir besuchen die von unserem Gesprächspartner bei RADIO ORANGE so hoch gelobte Backstube an der Ecke zur Jägerstraße. Empfangen werden wir von Zoran Dobrosavljevic, dem Inhaber, der hier schon seit 23 Jahren kleine und große Brötchen bäckt. Er hat als Lehrling begonnen, die Meisterprüfung absolviert und ist jetzt selbst der Chef. Wie bei jedem guten Kaufmann stehen bei ihm die Kunden im Mittel-

punkt. Bei unserem Besuch wird die Bäckerei gerade renoviert und modernisiert. Aber auch, wenn im Lokal gestemmt, umgerissen und wiederaufgebaut wird, hindert das Zoran nicht daran, seine Kunden mit täglich frischen Semmerln und Jausen zu versorgen. Da eröffnet er einfach einen mobilen Verkaufsstand vor seinem Geschäft und überbrückt so die Zeit bis zur Wiedereröffnung. Darauf angesprochen, wann man denn bei ihm Semmerln kaufen kann, antwortet Zoran vergnügt: „Zu mir

können Sie jederzeit kommen“. Er bereitet alle Produkte stets frisch zu und verwendet absolut keine tiefgefrorene und wieder aufgetaute Ware. Und was wird am meisten verkauft? „Einfach alles“, sagt da Zoran mit einem herzlichen Lachen. Wie wichtig die BÄCKEREI PRINDL für die Bewohner des Grätzels ist, zeigt der Kommentar eines Kunden auf der Homepage:

„Ich kenne die Bäckerei jetzt schon, seit ich ein Kind war und ich muss sagen, der Prindl gehört zum Gaußplatz, wie der Steffl zu Wien“.

Aktionsradius Wien

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ls nächstes spazieren wir zu Gaußplatz 11, wo sich der unabhängige Kulturverein „AKTIONSRADIUS WIEN“ befindet. Unser Interesse wurde schon durch Pawel Kamin´ski von RADIO ORANGE geweckt, der über die Führungen der Initiative erzählt hat. Die Ausrichtung des Vereins basiert inhaltlich auf den langjährigen kulturellen Vorarbeiten des „AKTIONSRADIUS AUGARTEN“ , später der Bürgerbeteiligung Gaußplatz und dann des „KULTURNETZ WIEN“ . Als „KULTURBÜRO

Z

uletzt nehmen wir unser Jausensackerl von der Bäckerei Prindl, Lesematerial vom Aktionsradius Wien und spazieren hinüber in den Augarten, wo sich „tout Vienne“, oder besser „tout Leopoldstadt und Brigittenau“ trifft. Ein Bankerl, die Kopfhörer

Im Augarten trifft sich „tout Vienne“, oder besser gesagt „tout Leopoldstadt und Brigittenau“. aufgesetzt und Radio Orange ausgewählt – jetzt sind wir, zumindest für die nächste Stunde, echte Bewohner des Gaußplatz-Grätzels.

Augarten

ist der AKTIONSRADIUS WIEN Impulsgeber für kulturelle Stadtentwicklung und hat sich für viele interessierte Besucherinnen und Besucher als Freiraum des Denkens etabliert. Im Jahr 2017 feiert das Kulturbüro sein 25jähriges Jubiläum. GAUSSPLATZ 11“

Ein vielfältiges Programm erhebt den Anspruch, über das Grätzel hinaus zu wirken und kulturelle Zeichen für die ganze Stadt zu setzen.

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Stiegengasse & Raimundhof VON DER WIENZEILE ZUR GUMPENDORFER STRASSE

Wien ist im wahrsten Sinne des Wortes eine steile Stadt. Auch wenn sie sich nicht, wie Rom ihrer Hügel rühmt, so gibt es selbst in den inneren Bezirken Anhöhen, die überwunden werden wollen.

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ir beginnen den Spaziergang am Ende des Naschmarkts auf der Linken Wienzeile und biegen in die STIEGENGASSE ein.

Das erste steilere Stück hinauf zur Gumpendorfer Straße scheint noch ein wenig im Dornröschenschlaf zu stecken und wartet darauf von initiativen Prinzen, besser Geschäftsleuten und Hauseigentümern wachgeküsst zu werden. Aber je weiter hinauf, und das gilt für den gesamten Anstieg, wird es immer interessanter und lebhafter. Der sich uns anfangs bietende Anblick von auf Renovierung harrenden, schäbig anmutenden Fassaden wechselt nach dem Queren der Gumpendorfer Straße. Nach dem Kolpinghaus, dem Sitz eines katholischen Sozialvereins sehen wir einladend renovierte Portale und liebevoll arrangierte Auslagen verschiedenster Läden.

Der Beginn einer steilen Freundschaft


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Vor der Amonstiege V

Aus- und Einblicke

on hier aus erblickt man am Ende, also im Norden die 1862 errichtete Amonstiege, den ersten Teil des Stiegenaufgangs. Mit ihrer Hilfe überwindet man einen Höhenunterschied von dreizehn Meter zur Windmühlgasse und dem Eingang zum Raimundhof, wo dann bald die nächsten Stufen auf uns warten werden. Namensgeber der Stiege war Anton Amon senior (1833 - 1896), ein Volkssänger seiner Zeit. Für Menschen, die sich beim Gehen schwertun oder im Rollstuhl sitzen, gibt es anstatt der knapp 50 Stufen einen Aufzug. Noch bevor wir zu den Stiegen kommen, kurz nach der Gumpendorfer Straße und gleich nach den Schaukästen der SCHUHMANUFAKTUR ELFIE RIEDL , deren Geschäft wir später noch besuchen werden, locken uns auf der rechten Seite hübsch dekorierte Fenster und Einblicke in das Innere eines Geschäftslokals. Dort auf Nummer 16 be-

findet sich im Souterrain, knapp unterhalb des Straßenniveaus der POPSHOP der gebürtigen Schwedin Patrice Fuchs. Wer skandinavische Einrichtungsgegenstände, wie Geschirr, Lampen und Accessoires in zeitlosem Design liebt, ist dort genau richtig. (POPSHOP.NAME) Ein paar Schritte weiter auf der rechten Seite nach der Filiale von BANG & OLUFSEN taucht man im L´ORIENT in die Sinnlichkeit Marokkos ein. Hier finden sich Wohnaccessoires wie aus „Tausend und einer Nacht“, die man – auch wenn man sie nicht zwingend braucht – doch unbedingt haben möchte. Es lassen sich schöne Items angefangen von Fliesen und marokkanischen Waschbecken bis hin zu Schönheits- und Entspannungspflege aus dem Maghreb erstehen. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja bei genauem Stöbern auch die eine oder andere passende Wunderlampe. Verzaubert von den Schätzen des Orients sind wir nach diesem Besuch jedenfalls. (LORIENT.AT)

Ein Abstecher zum Fahrrad B

evor wir den steilen Anstieg in Angriff nehmen, gehen wir noch rechts an der Stiege vorbei und kommen zu einem ganz besonderen Laden. „Ja, mir san mit’m Radl da“, heißt es bei Michael Ferdiny und seinem Team auf Stiegengasse 20. „CICLOPIA“ , das ultimative Fahrradfachgeschäft gibt es seit mittlerweile 26 Jahren. Es befindet sich in einem wunderschönen Gewölbe mit einer Verkaufsfläche von rund 250 Quadratmetern und einer Werkstatt mit nochmals rund 60 Quadratmetern. CICLOPIA führt hier alle starken und exklusiven Fahrrad-Marken, wie CANNONDALE , MTB CYCLETECH oder PINARELLO , um nur Einige zu nennen. Dazu erhält man Beratung von wahren Experten und dank der hauseigenen Werkstatt auch besten Service. Ein neues Fahrrad von CICLOPIA ? „Ab 800 Euro ist man dabei, nach oben hin sind aber keine Grenzen gesetzt“, so Michael Ferdiny. Er ist Fahrradmechaniker – einer der Letzten seiner Zunft. Reparaturen

werden inhouse gemacht, was die vielen Stammkunden besonders schätzen. Und wenn Sie schon immer wissen wollten, wie sie den Patschen bei der nächsten Radtour selbst flicken oder die Scheibenbremsen lüften können, dann sollten Sie einen der Workshops besuchen. Diese finden vorwiegend in der Winterzeit für kleine Gruppen von maximal drei Personen und mit einem Mechaniker statt. Michael kennt das Stiegengassen-Grätzel wie seine Westentasche, lebt und arbeitet er hier doch schon viele Jahre.

„Die Entwicklung des Grätzels in den letzten 25 Jahren ist sehr beeindruckend. Junge und junggebliebene kreative Leute sind hergezogen. Es tut sich was. Das ist hier einfach eine angenehme Gegend zum Sein“, sagt Michael voll Begeisterung.

Michael Ferdiny – Meister des Fahrrads

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Hinauf zur Windmühlgasse W

ir setzen unseren Weg fort und steigen die Stufen der Treppe hinauf. Oben in der Windmühlgasse angekommen, erregt rechter Hand noch ein Blumenladen unsere Aufmerksamkeit, bevor wir uns dem Raimundhof widmen, dessen Eingang sich schon direkt vor uns befindet. BLUMEN RAUM GESTALTUNG, ein edles, stilvolles Blumengeschäft mit ausgefallenen Arrangements und ausgesuchten Interiors ist einen Besuch wert. Die Lied-Empfehlung von Eddie Constantine „Schenk deiner Frau doch hin und wieder rote Rosen. Bring ihr Blumen die ihr Herz erfreut. Schenk ihr auch Anemonen, Nelken und Mimosen. Und sie wird dir dafür sicher dankbar sein“ muss ja nicht nur auf Ehemänner und -frauen beschränkt bleiben. Hier geht man gerne freiwillig durch

Ferdinand Raimund lässt grüßen F

Links oder rechts – man muss sich entscheiden

reiwilliger Durchgang“ steht auf einem großen Schild in alten Lettern über dem Eingangsportal zum Raimundhof, den wir als nächsten queren. Der Hof ist nach Ferdinand Raimund, einem Dramatiker und Schauspieler, der in einem der Gebäude 1790 zur Welt kam, benannt. Er gilt gemeinsam mit Johann Nestroy, dem wir in diesem Grätzel Bericht in der Scholzgasse im zweiten Bezirk begegnen, als Hauptvertreter des „ALT-WIENER VOLKSTHEATERS“ , das Kabarettisten und Schauspieler seit mehr als 150 Jahren

bis heute beeinflusst. Raimund verkörperte im wahrsten Sinne des Wortes die ganze Palette der Wienerischen Tragikomik und sagte einmal über sich selbst:

„Ich bin zum Tragiker geboren, mir fehlt dazu nix als die G'stalt und 's Organ“. Die Passage besteht genau genommen aus mehreren kleinen Höfen, die sich bis zum Ausgang auf der Mariahilfer Straße auf unterschiedlichen Niveaus ansteigend aneinanderreihen.


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Wer gehen will, braucht Schuhe G

leich in einem der ersten Höfe befindet sich die SCHUHWERKSTÄTTE VON ELFIE RIEDL . Ihr Arbeitsbereich im hinteren Teil des Geschäftes, in dem sie wahre Wunderwerke schafft, ist klitzeklein. So klein, dass sich Besucher, wenn es mehr als drei sind, regelrecht einfädeln und letztendlich neben den vielen Schuhkartons und Lederballen „einschlichten“ müssen. Riedl steht bei der Werkbank und erklärt, wie ein Schuh nach Maß entsteht. Zuallererst wird der Fuß des Kunden vermessen, dann wird der Leisten in einer dreidimensionalen Form aus Holz in Handarbeit modelliert und schließlich wird ein Probeschuh angefertigt. Anhand des Probeschuhs sieht Elfie Riedl dann, wie der Rist passt, ob und wie weit er offensteht und ob die Ferse richtig sitzt.

zusammengenäht. Wenn alle Teile beieinander sind, kommen sie über den 1 Leisten. Ein „Zuschlag“ von gut 1  /2 Zentimeter macht es möglich, die Teile auf der Brandsohle anzunähen. Diese Arbeit heißt in der Schuhmachersprache „einstechen“. Dann kommt die Sohle darauf und wird angenagelt.

„Der Kunde spürt dann auch sofort, wo der Schuh drückt“, so Elfie Riedl, die dann dafür sorgt, dass dieser „Leidensdruck“ behoben wird.

In Echtzeit dauert das natürlich viel länger, denn es gilt genau Maß zu nehmen und mehrmals anzupassen, um sicher zu stellen, dass auch so beschwerliche Spaziergänge, wie unserer durch den Raimundhof ohne Probleme oder gar Blasen ablaufen. „In der Schuhmacherzunft wurden immer schon englische Bezeichnungen und Maße verwendet, und so auch noch heute in der Ausbildung“, so Elfie Riedl. Das Leder wird folgerichtig in englischen Maßen gemessen – also in ein, zwei oder drei Fuß – und das nicht erst seit dem „Brexit“.

Wurde das Leder ausgesucht, werden der Vorfuß, die Zunge und die Quater – das sind vier Teile mit Ösen – zugeschnitten und am Leisten angepasst. Die einzelnen Teile werden dann mit der Zange überzwickt, beziehungsweise geheftet und letztlich

Bis heute werden in der Schuhmacherei englische Bezeichnungen und Maße verwendet.

Elfie Riedl konzentriert bei der Arbeit

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Tea for two E

inen Durchgang weiter kommt am Ende auf der rechten Seite SIR HARLEY´S TEA, ein kleines, überaus feines Teegeschäft mit einigen, wenigen Plätzen für den sofortigen Genuss und einer großen Auswahl an feinen Teesorten. Die Familiengeschichte von Viola Kim, der überaus sympathischen Inhaberin erklärt den Namen des Teegeschäftes. Ihr Großvater, so erzählt sie, fuhr öfter nach England und lernte eines Tages Sir Harley, einen Teehändler kennen. So brachte er immer wieder schwarzen Tee von diesen Reisen nach Hause mit, was dazu führte, dass Viola schon als Kind die Liebe zu Tee entdeckte. Noch heute denkt man mit Zuneigung an Sir Harley, wenn die ganze Familie bei einer Tasse Tee zusammenkommt.

Viola Kim eröffnete das Teegeschäft im Raimundhof 2013 und es war für sie von

Anfang an klar, dass es sir harley´s tea heißen und ganz der englischen Kultur des Teetrinkens verschrieben sein musste. Selbst Ihre Kleidung und auch die ihres Mannes, entspricht dem englischen Stil und man fühlt sich bei ihnen ins England früherer Zeiten versetzt. Als nächstes folgt das Lokal WAFFLE TO GO, das Serkan Ari hier im Jahr 2015 gemeinsam mit seiner Frau, der Wetter-Moderatorin und Journalistin Eser Ari-Akbaba eröffnet hat. Ari hat in mehreren Top-Restaurants der Stadt und zuletzt beim Nobelitaliener Regina Margherita gearbeitet. Jetzt bieten die Beiden wohlschmeckende Waffeln an und hoffen, das Publikum von der jetzt schon nahen Mariahilfer Straße von einem kleinen Abstecher in ihr Lokal zu überzeugen.

It’s teatime

Süß oder doch pikant?


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Im Auge des Galeristen

Der Kunst zuschauen I

n einem der letzten Höfe lässt uns linkerhand eine schöne Glas-EisenFront stoppen. ART AT WORK, eine kleine Galerie will hier im Frühjahr 2017 ihre Pforten öffnen. Wir durften dabei sein, als Gerhard Tscheinig da und dort noch Bilder aufhängte, Staffeleien positionierte und Tische und Stühle für die Besucher bereitstellte.

Das kleine lichtdurchflutete, einem Glashaus ähnliche Geschäftslokal mit französischem Flair hat es ihm, wie er erzählt, sofort angetan. Es soll hier nach dem Willen von Tscheinig keine gewöhnliche Galerie entstehen, sondern es werden Künstler direkt und ungezwungen auf Besucher treffen, ihnen erzählen, was sie warum

gemacht haben. Und wer möchte, kann sich beim Besuch in den Räumlichkeiten von Art at Work nach Lust und Laune an einem der Tische mit vielen bunten Farben und Papierbögen selbst als Künstler versuchen. So soll ein lustvoller, direkter Zugang zur Kunst hergestellt werden. Über die jeweilige Dauer von drei Wochen teilen sich bis zu drei Künstlerinnen und Künstler die Galerie. Die Vernetzung zwischen den Kunstschaffenden und den Kunstinteressierten für eventuelle Auftragsarbeiten ist ein Teil von Tscheinigs Vision für seine Galerie im Raimundhof. Ein paar Schritte noch und wir befinden uns im letzten, dem größten Hof mit einigen Schmuckgeschäften. Wir verlassen den schmucken Raimundhof durch das letzte Tor und stehen in der belebten Mariahilfer Straße und damit am Ende unseres steilen Aufstiegs.

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Der Aumannplatz und der Sternwartepark Der Aumannplatz, benannt nach dem Währinger Pfarrer Ignaz Aumann (1811-1896) liegt in Währing, dem 18. Wiener Gemeindebezirk unweit des Sternwarte- und des Türkenschanzparks. Die Fassaden der um die Jahrhundertwende erbauten Häuser am und rund um den Aumannplatz haben es uns angetan. Es lohnt, sich diesen intensiver zu widmen, den Blick auch mal nach oben schweifen zu lassen und einfach innezuhalten, ob der Pracht des „Cottageviertels“.


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Marktweiber und Maroni D

irekt am AUMANNPLATZ befindet sich eine feine Greißlerei, betrieben von den „MARKTWEIBERN“ Michaela Haas und Susanne Leder. Seit Juni 2016 bieten die beiden Quereinsteigerinnen auf weißgetünchten Holztischen und Regalen Obst, Gemüse, Brot, Milch, Getreide und Tee aus nachhaltiger Produktion an.

duktion der CONFISERIE EIBENSTEINER im 17. Bezirk herrscht bereits geschäftiges Treiben. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin wissen, was sie zu tun haben. Nichts und niemand darf den Ablauf stören. Edelkastanien werden in einem großen Kessel weichgekocht, sorgfältig händisch geschält und aussortiert. Kein

dunkler Fleck darf auf der Nussfrucht zu sehen sein, nur makellose Exemplare werden schlussendlich zu EIBENSTEINER MARONI weiterverarbeitet. Hohe Qualität und die Tatsache, dass ohne jegliche Konservierungsmittel produziert wird, sind hier oberstes Prinzip, so Wolf Dietmar Eibensteiner, der Eigentümer des Unternehmens.

Sie verstehen sich als Nahversorger für das Grätzel und befinden sich damit genau im Trend.

„Niemals würde ich Rum dazugeben, denn er würde den reinen Geschmack verfälschen. Das dient bei anderen mitunter dazu, mindere Qualität zu verdecken“, erklärt uns Eibensteiner. Nach der Modellierung werden die Eibensteiner Maroni noch mit feiner belgischer Schokolade überzogen und für die Auslieferung verpackt.

Mehr und mehr kehren Geschäfte in die Stadt zurück und bieten eine Alternative zu seelenlosen Supermärkten. Viele Produkte hier sind bio- oder demeter-zertifiziert. Wahrlich ein Genussort, an dem die Anrainer von rund um gerne kleine und größere Pausen einlegen. Gleich daneben statten wir 12 MUNCHIES , einer kleinen, hübschen Bakery einen Besuch ab. Das kulinarische vorwiegend süße Programm umfasst Cupcakes, British Scones, American Cheesecakes, Tartes und Quiches. Eine täglich wechselnde warme Köstlichkeit lädt zur feinen Mittagspause ein. Wir schlendern den AUMANNPLATZ stadteinwärts und biegen in die Währinger Straße ab. Auf der rechten Seite auf Nummer 135 erregt eine schokoladene Auslage unsere Aufmerksamkeit Es zieht uns förmlich hinein und sogleich stehen wir vor Konfekt, Nougats, Marzipangebilden, Schokolade-Maroni und Gelees in der CONFISERIE EIBENSTEINER und können uns nicht entscheiden, wo wir beginnen sollen. All die Köstlichkeiten werden im

Zwischen 35 und 70 Kilo Edelkastanien werden in der Herbst- und Wintersaison täglich verarbeitet. Die Edel- oder auch Esskastanien sind hochwertige Nahrungsmittel. Sie sind glutenfrei, basisch und weisen einen geringen Fettgehalt auf. Mit ihrem hohen Anteil an Vitaminen C und E sind sie eine gesunde und gleichzeitig sättigende Mahlzeit. Im Jahr 1972 hat Wolf Dietmar Eibensteiner die Bonbonerzeugung übernommen und zur heutigen kleinen, feinen Erzeugung von Konfekt in Verbindung mit der Confiserie in der Währinger Straße 135 ausgebaut. Neben den „berühmten“ EIBENSTEINER MARONIS, die in vielen Confiserien Wiens zu finden sind, gibt es eine weitere Spezialität des Hauses – das Liliput Konfekt, das in verschiedenen Verpackungen, wie kleinen Kommoden, Reisekoffern oder Kassetten angeboten wird. Eine Besonderheit stellt auch die eigene Marzipanund Nougatherstellung dar.

Geschäfte kehren in die Stadt zurück und bieten eine Alternative zu seelenlosen Supermärkten. benachbarten 17. Bezirk hergestellt. Weil wir schon immer wissen wollten, wie die berühmten EIBENSTEINER MARONI hergestellt werden, statten wir der Produktion am nächsten Tag einen Besuch ab. Intensive Süße liegt in der Luft. Es ist sechs Uhr in der Früh und in der Pro-

Die Früchte werden nach der händischen Auswahl in einer Maschine passiert und mit Zucker vermischt. Konservierungsmittel oder Farbstoffe werden keine zugesetzt. Deshalb auch die kurze Haltbarkeit von drei Tagen.

Weil Maroni auch als Brainfood gelten und geeignet sein sollen, die Hirnleistung zu stärken, ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Professor und Studierende der Astronomie sich zur Stärkung bei Eibensteiner versorgen.

Köstlichkeiten

Schließlich ist der Sternwartepark, wo Physik, Mathematik und Sternenkunde zu Hause sind, aus astronomischer Sichtweise sowieso nur einen Sternensprung entfernt.

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Sternderl schauen V

erwunschen, verwachsen und verwildert ist er – der STERNWARTEPARK im 18. Wiener Gemeindebezirk. Ein interessantes Biotop mitten im städtischen Gebiet mit mehr als hundert Pflanzen- und Holzarten, gut versteckt hinter dicken roten Ziegelmauern. Oben auf dem Hügel, ungefähr in der Mitte des rund 60.000 Quadratmeter großen Areals befindet sich die Universitätssternwarte, eine der beiden Sternwarten, die das Institut für Astro-

Über 130 Jahre lang konnte sich die Natur hier beinahe ungestört entwickeln.

nomie der Universität Wien betreibt. Der Park wurde im Zuge ihrer Errichtung angelegt. Heute ist der zum größten Teil verwilderte Park ein Naturjuwel mit seltenen Pflanzen und Tieren und zählt zu den Naturdenkmälern Wiens. Geschützte Tierarten wie beispielsweise der Hirschkäfer haben hier ihre Heimat. Über 130 Jahre lang konnte sich die Natur hier beinahe ungestört entwickeln. Viele Jahre war der Park nur für Studierende, Lehrende, Forscher und

Besucher des Institutes für Astronomie zugänglich. Seit 2013 ist er, wenn auch mit Einschränkungen für die Öffentlichkeit, offen. Es gibt fixe Eintrittszeiten und Schilder zeigen Wege an, die nicht betreten werden dürfen, weil das Biotop für die Tiere erhalten bleiben soll. Auch Radfahren und das Mitnehmen von Hunden ist nicht erlaubt, aber das versteht sich bei einem solchen Naturdenkmal wohl von selbst.

Über Sterne und Bücher W

ir betreten die Sternwarte und treffen den Universitätsprofessor für Astronomie, Franz Kerschbaum zum Interview (siehe Seite 18). Er zeigt uns das „MUSEUM DER ASTROPHYSIK“, in welchem Bücher zurückgehend bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also aus der Frühzeit des Buchdrucks zu finden sind. Astronomie wurde bereits rund zwanzig Jahre nach Gründung der Universität Wien ab 1386 gelehrt.

Die alten Bücher sind wahre Zeitdokumente. Sie enthalten Ergänzungen, Notizen und Rechenbeispiele von den Forschern, die mit ihnen gearbeitet oder in ihnen gelesen haben. Das ist heute für die historische Forschung ein wahrer Schatz. Man kann erkennen, wie die Menschen vor über 600 Jahren gedacht haben und welches Weltbild sie hatten. Im Hauptwerk von Nikolaus Kopernikus „DE REVOLUTIONIBUS ORBIUM COELESTIUM“ (lateinisch für „ÜBER DIE UMSCHWÜNGE DER HIMMLISCHEN KREISE“ )

In höhere Sphären

steht auf der Titelseite, dass dieses Buch anlässlich der Immatrikulation eines gewissen Herrn Pittner

anlässlich seines Juridischen Studiums gespendet wurde. So wurden damals die Studiengebühren bezahlt. Interessant ist auch, wie wertvoll Papier war. In der Bibliothek befindet sich ein dänisches Werk, dessen Buchdeckel aus hundert Flugblättern hergestellt wurde, die ursprünglich als Nachricht des Königs an sein Volk gedacht waren.

Die alten Bücher lassen erkennen, wie die Menschen vor über 600 Jahren gedacht haben und welches Weltbild sie hatten. Die Sternwarte wurde 1883 eröffnet. Professor Kerschbaum erzählt uns, dass Kaiser Franz Josef die Eröffnung vorgenommen hat und ist überzeugt davon, dass der Monarch auch bei dieser Zeremonie zumindest gedacht, wenn nicht gesagt hat: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“.


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Institut fĂźr Astrophysik

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Prof. Franz Kerschbaum W

as hat Sie dazu gebracht, Astrophysiker zu werden? Genau weiß ich das nicht. Aber ich hatte immer schon eine Liebe zur Natur und habe mich für die ganze Umwelt interessiert. Die Astronomie beschäftigt sich mit der oberen Hälfte der Umwelt. Und dann war es auch der Nachthimmel, der mich mehr als andere Dinge zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe mich früher auch für Science Fiction interessiert, ein bisschen fantasiert, ob wir diese weit entfernten Orte erreichen können.

Überkommt Sie nicht manchmal eine gewisse Traurigkeit, wenn Sie in die Unendlichkeit schauen und begreifen, wie einsam wir eigentlich im Weltall sind? Wehmut ist vielleicht das falsche Wort – Demut ist es. Wir nehmen uns dann nicht ganz so wichtig. Wenn man sich diese Dimensionen vergegenwärtigt, dann wird einem klar, dass manche Probleme, die wir persönlich, die wir in der Gesellschaft haben, klein sind. Was nicht heißt, dass sie nicht wichtig wären. Aber wenn man die Erde von außen betrachtet, das tun nämlich die Astronomen, dann wird klar, wie verletzlich das Ganze ist. Welche Rolle spielt Österreich in der Weltraumforschung? Österreich ist ein kleines Land. Aber wir haben uns recht klug einige

Rosinen herausgepickt. Wir haben beispielsweise gemeinsam mit der ESA einen Schwerpunkt für die Entwicklung von Weltraumteleskopen aufgebaut. Bei den Weltraumteleskopen fliegt ja keine Astronomin mit und steuert das Teleskop, sondern das muss automatisiert ablaufen. Wir werden mittlerweile bei fast jedem neuen Weltraumteleskop angefragt. Wir sollen Systeme entwickeln, die onboard die Instrumente steuern, die Daten voraufbereiten, die Rosinen aus dem Datenkuchen picken und nur die nützlichen hinunterschicken. Diese Systeme müssen autonom reagieren können. Wenn sich beispielsweise herausstellt, dass zu viel Strom verbraucht wird, dann müssen Verbraucher ausgeschaltet werden, damit das Netz nicht zusammenbricht. Das tut ein autonomes System, das auf die „Gesundheit“ des Satelliten achtet. Als Naturliebhaber freuen Sie sich sicherlich auch über den verwunschenen Park rund um die Sternwarte? Natürlich, man könnte vielleicht sogar sagen, er war Teil meiner Berufsentscheidung und mit ein Grund, dass ich hier hängen geblieben bin. Ich schätze den Park sehr und war stets Einer, der sagte, dass dieses Paradies erhalten bleiben und geschützt werden muss. Wir hören hier Käuzchen in der Nacht und das Gezwitscher von vielen Vögeln. Was will man mehr mitten in der Stadt?

Ein Blick ins Weltall mit dem einst größten Linsenfernrohr der Welt, dem 68-cm-Refraktor

Petra Menasse-Eibensteiner im Gespräch mit Prof. Dr. Franz Kerschbaum


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Geschichte der Universitätssternwarte

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m Jahr 1874 wurde der Grundstein für die Sternwarte auf dem Hügel der Türkenschanze gelegt. Architekten des imposanten Gebäudes waren Ferdinand Fellner und Hermann Helmer. Das großzügige Bauwerk mit seinen Ausmaßen von 101 Meter Länge und 73 Meter

Breite wurde in Kreuzform errichtet und war damals mit seinem 68-cm-Refraktor international unter den Sternwarten an erster Stelle. Am 5. Juni 1883 wurde die wissenschaftliche Einrichtung im Beisein von Kaiser Franz Joseph I. feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

Auch heute noch sind die Universitätssternwarte auf der Türkenschanze und das Institut für Astrophysik der Universität Wien Zentren astronomischastrophysikalischer Forschung in Mitteleuropa.

D

ie zentralen Forschungsgebiete sind die Erforschung von frühen Galaxien, die Entstehung von Sternen und die Endstadien der Sternenentwicklung bis hin zur Erforschung potentiell „bewohnbarer Welten“. Mehr als 2.000 Besucher kommen jährlich zu den allgemein zugänglichen Veran-

staltungen des Instituts. Der 68-cm-Refraktor in der großen Kuppel der Sternwarte – sie hat einen Durchmesser von 14 Meter – wurde von Grubb in Dublin gebaut und ruht auf einem vom Gebäude gesondert fundamentierten Stativ. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung war er das größte Linsenfernrohr der Welt.

Satelliten gibt es in allen Größen. Dieser von der Decke abgehängte Satellit in Echtgröße misst nur 20 Zentimeter und ist 8 kg schwer. Er besitzt eine Optik wie bei jeder Kamera, der Chip ist ein Vollformatchip, wie er bei jeder Spiegelreflexkamera verwendet wird. Eine relativ preiswerte Satellitenmission. Es gibt zwei von Ihnen, die von Österreich aus betrieben werden.

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