TypoStandard Documentation

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TYP° STAN DARD JOSHUA MARR — 6. SEMESTER FACHHOCHSCHULE POTSDAM PROF. BETINA MÜLLER

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TYP° STAN DARD JOSHUA MARR — 6. SEMESTER FACHHOCHSCHULE POTSDAM PROF. BETINA MÜLLER

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PRESSUM Dokumentation des Kurses TypoStandard (Leitung Prof. Betina Müller) im Sommersemester 2010 an der Fachhochschule Potsdam Joshua Marr 6. Semester Matrikelnummer 8388 Papier: 90 g/m² Gardapot Druckerei: CentralStation, Berlin Buchbinderei: Fachhochschule Potsdam © 2010

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INHAL 07

Absätze

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Fußnoten

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Biografie

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Tabellen

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Bildlegenden

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Überschriften

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Verzeichnisse

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Prozesse

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heu heutigen tigen Verständnis des Kunstkalenders schon Mitwirkung sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirk ung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten redi gierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle Interessengebiete, denkbaren Interessen gebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier F Formen ormen des Kalenders gegeben zu habloßee Funktion ben, in denen das Bild über die bloß einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweit Zweitverwertung verwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunst kalender 6 Delphin-Kunstkalender aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und

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aangenehme ngenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik Gegenwarts grafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenWerkee der Neuzeit oder Gegenso zeigen wie Werk wartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner RembrandtVerlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimat Heimatkalender kalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinn Sinnee politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pesatur talozzi-Vereine herausgegebene Kalender N Natur gemacht, »die emacht, »die und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe g

Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternwerden, den Texten Texten oder Zitaten kombiniert werde n, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist. Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner maußner 18 als Herausgeber den Anspruch des neuen Kalenders wie folgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche Kultur Kultur Tagesmeinungen, und Kunst, unabhängig von Tages meinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Verbindung mit dem Dürerbund, der in engem Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 eintritt, ergibt sich die Beschränkung des Bildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. Außerdem wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass sich der Dürer-Kalender Volks-als Ergänzung zum Gesundbrunnen 22, dem Volks kalender des Dürerbundes, versteht und vor aallem llem die »gebildeten Frauen und Männer« 23 ansprechen will. Der D Dürer-Kalender ürer-Kalender richtet sich ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichfalls mit literarischen und philosophischen Zitaten Gedenktage (abb. 04). Auch und verzeichnet Gedenktage ürer – man denke an das Verder Bezug auf d dürer lagssignet des Heyder Verlages Verlages – spricht für eine geistige Nähe. Allerdings ist im Dürer-Kalender neben den Grafiken zeitgenössischer Künstler, die oft auch Beiträger von KuL sind,24 die Kunst vergangener Epochen und vor allem des Mittelalters stark vertreten, wobei der Schwerpunkt auf albrecht albrecht dürer und seinen Zeitgenossen liegt. Kalender, die ausschließlich zeitgenössische Grafiken als Bildbeiträge bringen, scheinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur in geringer Anzahl existiert zu haben. Dennoch soll diese Kalenderform Kalenderform genauer betrachtet werden, denn im Gefolge der Kulturreform- und Buchkunstbewegung wird um 1900 die Tradition, Kalender und andere Druckwerke mit originären grafischen Beiträgen auszustatten, neu belebt und weiterentwickelt. Dass sich auch heyder an diesen Tendenzen orientiert hat, zeigt eine Passage des Vorworts der ersten Ausgabe von Passage KuL: »Die Originale sind – und das ist sehr weWiedergabe in dem vorliegensentlich – für die Wiedergabe den Format und in der angewendeten Technik vom Künstler bestimmt; […]. Dadurch haben wir es nicht eigentlich mit Reproduktionen zu tun


sondern mit Blättern, die dem Original gleich sind oder dieses gar erst zur richtigen Wirkung bringen.« (kul 1909, Vorw.) Fragt man nach möglichen Vorbildern für dieses Konzept, so liegt der Vergleich mit dem Künstlerkalender nahe, der aber zumeist in geringer Auflage hergestellt wird, ausschließlich Originalgrafiken Originalgrafiken enthält und dadurch eher den Charakter einer Grafikmappe und weniger den eines Kalenders für den alltäglichen Gebrauch hat. Es sollte vielleicht erwähnt werden, dass aus walther der Zusammenarbeit der Künstler w alther klemm und carl thiemann – beide liefern in späteren Jahren immer wieder grafische Beiträge für KuL – ein Künstlerkalender für das Jahr 1907 entstanden ist.25 Die zwölf Kalenderblätter, die Landschaftsansichten in der Art von Monatsbildern zeigen, sind in der damals noch gestaltet. neuen Technik des Farbholzschnitts g estaltet. Ob heyder den Kalender von klemm und thiemann oder andere Künstlerkalender gekannt hat, konnte anhand des Fritz-HeyderVerlagsarchivs nicht rekonstruiert werden, sein Prinzip der ausschließlichen Verwendung von Originalgrafik erinnert aber durchaus an diese Kalenderform. Das Konzept fritz heyders beinhaltet neben dem Anspruch auf den Originalcharakter der Blätter auch eine Beschränkung auf Grafik zeitgenössischer deutscher Künstler.26 Dies mag im Falle von KuL als Ausdruck zeittypischer n nationalistischer ationalistischer Anschauungen des Herausgebers zu interpretieren sein. Dass die Konzentration auf deutsche Gegenwartskunst auch anders motiviert sein kann, zeigt der Greifenkalender 27 (abb. 06), der seit 1920 im Rudolstädter Greifenverlag erscheint und dessen Konzeption sich aus der Verbundenheit dieses Verlages mit der willii Wandervogelbewegung ergibt.28 Der von will geißler herausgegebene Kalender bringt ebenso wie KuL ausschließlich Grafik und beschränkt sich im ersten Jahrgang auf Beiträge der Mitglieder der Neudeutschen Künstlergilden, die aus dem künstlerischen Laienschaffen des Wandervogels hervorgegangen waren.29 Dass der Greifenkalender dieses Prinzip in den Folgejahren lockerte und auch anderen Künstlern eine Publikationsmöglichkeit bot, hat sich auf die Qualität des Kalenders positiv ausgewirkt. Im Vergleich zu KuL fällt insbesondere die Konzentration auf die moderneren Kunstströmungen ins Auge. Dominiert im Greifenkalender Greifenkalender die expressionistische Grafik den Gesamteindruck, so soll KuL nach Aussage heyders ein Kalender sein, in dem »viele ›Richtungen‹ eng beieinander« (kul 1924, Vorw.) stehen. Seit den 1920er Jahren ist deshalb auch expressionistische Grafik in heyders Kalender zu finden, wobei einige der großen Namen aus dem Kreis der Beiträger des Greifenkalenders,

z. B. max beckmann beckmann und karl schmidtrottluf f, fehlen, viele Künstler aber in beirottluff, den Kalendern vertreten sind. Neben walthe r walther klemm, alfred kubin und karl michel ist insbesondere max unold zu erwähnen, dessen Holzschnitt Angelnde Knaben schon 1923 in KuL veröffentlicht wird, während das wohl gleich( zeitig entstandene Blatt Fähre (abb. 07) erst 1927 im Greifenkalender zu sehen ist. Dass die Moderne Aufgeschlossenheit heyders für die M oderne recht weit ging, zeigt auch max pechsteins Tänzerin, die KuL in der Ausgabe von 1924 bringt. Den Anspruch heyders, dem Publikum eine Art Gesamtschau über das grafische Schaffen der Zeit zu vermitteln, kann der Kalender aber nur teilweise einlösen, denn Avantgardeströmungen wie Kubismus und Abstraktion finden sich hier eben so wenig wie im Greifenkalender, der das selbst gewählte Ziel, »alles innerhalb der zeitgenössischen Kunst Bedeutungsvolle« 30 zu zeigen, ebenfalls nur zum Teil erreicht. Ob und in welcher Weise KuL für das Konzept des Greifenkalenders vorbildhaft war, kann nur vermutet werden. Parallelen zeigen sich in der Beschränkung auf Gegenwartskunst und den Ähnlichkeiten in Format und Aufmachung des Kalenders. Auch die ab Mitte der 20er Jahre vollzogene Untergliederung des Kalendariums in ein Werktagsblatt mit literarischen ( Beiträgen (abb. 03) und ein grafisch gestaltetes Sonntagsblatt spricht für eine Orientierung am Konzept von KuL. Vielleicht deutet aber auch der Vorschlag, mit dem willi geißler am 5. September 1925 an fritz heyder herantrat, auf das besondere Verhältnis zwischen den Verlagen und Kalenderprojekten hin: »Mir kam der Gedanke, ob nicht ein wirtschaftliches Zusammengehen der beiden führenden Kunstkalender in irgendeiner Hinsicht möglich wäre, da ja beide ihre besondere Richtung pflegen und ihre gegenseitigen Grenzen so abstecken könnten, dass eine harmonische, den wirtschaftlichen Verhältnissen angepasste Entwicklung beider Werke gewährleistet wird.« (fhv 89) Ein Antwortschreiben heyders ist nicht überliefert, jedoch belegt ein weiterer Brief geißlers vom 22. September 1925, dass es zu der gewünschten »wirtschaftlichen Solidarität« (fhv 89) der Verlage nicht gekommen ist. Ebenfalls ausschließlich grafische Kalenderbilder bringen die Sonntagsblätter des Volks( 08), der 1925 und offenbar kunstkalenders 31 (abb. nur in einem Jahrgang im Leipziger Verlag Die Wölfe erschienen ist. Die Verbindung des VerWölfe lagsleiters und Herausgebers Arthur Wolf 32 mit sozialistischen Strömungen und der Arbeiterbewegung ist schon an der Auswahl der Kalenderbilder abzulesen. Das Ziel des Kalenders formuliert ein dem Kalendarium vorangestellter formuliert programmatischer Beitrag adolf kreitler kreitlers s

mit dem Titel Was bedeutet dem Arbeiter die bildende Kunst? Der dort ausgesprochenen Forbildende derung nach einer proletarischen Kunst folgend, orientieren sich die Sujets eines Großteils der im Volkskunstkalender abgebildeten Grafiken an der Lebenswelt der Arbeiterschaft. Dass viele dieser Kalenderblätter stilistisch von expressionistischer Grafik beeinflusst sind, zeigen die Beiträge der auch in KuL mehrfach vertretenen Künstlerinnen martha schrag und tony hallbauer. Neben den Alltagsszenen finden sich auch propagandistische Motive, die in noch stärkerem Maße als politische Stellungnahmen zu verstehen sind. Die klassenkämpferische Ausrichtung des Kalenders tritt anhand des Blattes Sturm von tony hallbauer 09) klar zutage. Hier ist ein hallbauer ((abb. 09) Demonstrationszug mit wehenden Fahnen zu sehen, dessen schnelles Vorwärtsstürmen durch die Wahl der künstlerischen Ausdrucksmittel – eine kubistisch wirkende Auflösung des Bildes in scharf gezackte Flächen – noch besonders veranschaulicht wird. Auch wenn solch eine gesellschaftskritische und stilistisch an der Avantgarde orientierte Grafik für KuL sicher nicht in Frage gekommen wäre, muss vermerkt werden, dass auch der Volkskunstkalender nicht nur derartige Blätter enthält, sondern auch Beiträge bringt, die eher der Heimatkunst oder symbolistischen und neuromantischen Tendenzen verpflichtet sind. Ist die Bandbreite der künstlerischen Themen und Stile auch nicht so groß wie in KuL, so weist die Bildauswahl des Volkskunstkalenders auf das Bestreben hin, politisches Engagement mit der Förderung des Verständnisses für die bildende Kunst zu verbinden. Zumindest in seinen Anfangsjahren dürfte Publikation der Kalender KuL eine einzigartige Publikatio n gewesen sein. Sein Konzept hat sich als so tragfähig erwiesen, dass der Kalender über den vergleichsweise langen Zeitraum von 35 Jahren bestehen konnte und Nachahmer gefunden hat. Dies mag vor allem mit der Konzentration auf die grafische Kunst und dem Stilpluralismus heyders bei der Auswahl der Bildbeiträge zusammenhängen. Es scheint aber auch, dass die Vermeidung extremerer Positionen, was die künstlerischen Ausdrucksformen und die durch die Kalendersprüche vermittelten Überzeugungen betrifft, zum Erfolg von KuL beigetragen hat. Anders als die Kalender, die sich an bestimmten künstlerischen Strömungen oder gar politischen Gruppierungen orientieren, kann heyders Kalender heyders K alender ein heterogeneres Publikum ansprechen und damit größere Breitenwirkung entfalten. entfalten. Da es nach derzeitigem Kenntnisstand auf dem Gebiet des Kunstkalenders wohl keine direkten Vorläufer oder Vorbilder für KuL gegeben

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auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns KunstKalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausge-

gebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist. Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner 18 als Herausgeber den Anspruch des neuen Kalenders wie folgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche Kultur und Kunst, unabhängig von Tagesmeinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Verbindung mit dem Dürerbund, der in engem Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 eintritt, ergibt sich die Beschränkung des Bildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. Außerdem wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass sich der Dürer-Kalender als Ergänzung zum Gesundbrunnen 22, dem Volkskalender des Dürerbundes, versteht und vor allem die »gebildeten Frauen und Männer« 23 ansprechen will. Der Dürer-Kalender richtet sich ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichfalls mit literarischen und philosophischen Zitaten und verzeichnet Gedenktage (abb. 04). Auch der Bezug auf dürer – man denke an das Verlagssignet des Heyder Verlages – spricht für eine geistige Nähe. Allerdings ist im Dürer-Kalender neben den Grafiken zeitgenössischer Künstler, die oft auch Beiträger von KuL sind,24 die Kunst vergangener Epochen und vor allem des Mittelalters stark vertreten, wobei der Schwerpunkt auf albrecht dürer und seinen Zeitgenossen liegt. Kalender, die ausschließlich zeitgenössische Grafiken als Bildbeiträge bringen, scheinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur in geringer Anzahl existiert zu haben. Dennoch soll diese Kalenderform genauer betrachtet werden, denn im Gefolge der Kulturreform- und Buchkunstbewegung wird um 1900 die Tradition, Kalender und andere Druckwerke mit originären grafischen Beiträgen auszustatten, neu belebt und weiterentwickelt. Dass sich auch heyder an diesen Tendenzen orientiert hat, zeigt eine Passage des Vorworts der ersten Ausgabe von KuL: »Die Originale sind – und das ist sehr wesentlich – für die Wiedergabe in dem vorliegenden Format und

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreißund Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im DelphinKunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun

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sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel erkennen lassen. So hat es sich der von der Verdes Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen einigung deutscher Pestalozzi-Vereine beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die auf leichte und angenehme Art mit einer Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in denen dann ein jeder nach seinem Geschmack Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalund seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beiender präsentiert eine Mischung aus Reprodem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum duktionen von Kunst-werken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 ❙❙  Ähnlich mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 werden, dass der Bildungscharakter von aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Natur und Kunst stark von nationalistischen  Ähnliche Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der Untertönen geprägt ist. ❙❙ von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegen- erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner 18 als Herausgeber wartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all den Anspruch des neuen Kalenders wie diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstfolgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken kalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegen- auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche wartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept Kultur und Kunst, unabhängig von Tages Der zweite meinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Vererkennbar wäre. ❙❙ Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt bindung mit dem Dürerbund, der in engem auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 und vor allem den Heimatalmanachen, die neben steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 heimatkundlichen und literarischen Texten eintritt, ergibt sich die Beschränkung des auch bildkünstlerische Beiträge mit regionalBildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. typischen Sujets enthalten. Ein beispieltext Außerdem wird im Vorwort darauf hingedafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben wiesen, dass sich der Dürer-Kalender als Ergänzfotografischen Stadtansichten und Kariung zum Gesundbrunnen 22, dem Volkskalender des Dürerbundes, versteht und vor allem katuren auch Reproduktionen von Gemälden die »gebildeten Frauen und Männer« 23 und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende ansprechen will. Der Dürer-Kalender richtet sich Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichgabe von 1915 sogar zwei Grafikreprodukfalls mit literarischen und philosophischen tionen von alex eckener und emil nolde Zitaten und verzeichnet Gedenktage (abb. 04). als Bildbeigaben, die aber weder untereinAuch der Bezug auf dürer – man denke an ander noch mit den übrigen Beiträgen des Alma- das Verlagssignet des Heyder Verlages – spricht nachs in Zusammenhang stehen.13 ❙❙  Insgesamt für eine geistige Nähe. Allerdings ist im betrachtet scheint sich im Heimatkalender Dürer-Kalender neben den Grafiken zeitgenösdie Tradition des Volkskalenders mit dem inner- sischer Künstler, die oft auch Beiträger halb der kulturreformerischen Bewegungen von KuL sind,24 die Kunst vergangener Epochen und vor allem des Mittelalters stark vertreten, um 1900 entwickelten Heimat-schutzgedanken wobei der Schwerpunkt auf albrecht dürer und der Heimatkunstbewegung, deren VerPassage treter auch Beiträge für fritz heyders Kalen- und seinen Zeitgenossen liegt. ❙❙  Kalender, des Vorworts der ersten Ausgabe von KuL: »Die 14 Originale sind – und das ist sehr wesentlich – die ausschließlich zeitgenössische Grafiken als der KuL lieferten, ver-bunden zu haben. für die Wiedergabe in dem vorliegenden Format und in der angewendeten Technik vom Künstler Allerdings können die künstlerischen Beiträge Bildbeiträge bringen, scheinen zu Beginn bestimmt; […]. Dadurch haben wir es nicht eigentlich mit Reproduktionen zu tun sondern und auch die grafische Gestaltung der des 20. Jahrhunderts nur in geringer Anzahl exismit Blättern, die dem Original gleich sind oder dieseszugar erst zur richtigen bringen.« meisten Heimatkalender einen gewissen Provinz- tiert haben. Dennoch sollWirkung diese Kalender(kul 1909, Vorw.) Fragt man nach möglichen Vorbildern fürbetrachtet dieses Konzept, liegtimder ialismus, der mit der selbst gewählten form genauer werden,so denn Gefolge Vergleich mit dem Künstlerkalender nahe, der aber zumeist in geringer Auflage hergestellt Be-schränkung auf lokale Motive und regional der Kulturreformund Buchkunstbewegung wird, ausschließlich Originalgrafiken enthält und den Charakter einerund andere gebundene Künstler zusammenhängt, nicht wirddadurch um 1900eher die Tradition, Kalender Grafikmappe und weniger den eines Kalenders  Eine weitere Kategorie für den alltäglichen Gebrauch hat. Es sollte verleugnen. ❙❙ Druckwerke mit originären grafischen vielleicht erwähnt werden, dass aus der Zusammenarbeit der Künstler Walther der Kunstkalender bilden solche PublikaBeiträgen auszustatten, neu belebt und Klemm weiterund Carl Thiemann – beide liefern in späteren Jahren immer wieder Beiträge tionen, deren Konzepte eine weltanschauliche entwickelt. Dass sich grafische auch heyder an für KuL – ein Künstlerkalender für das Jahr 1907 entstanden ist.25 Die zwölf Kalenderblätter, oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung diesen Tendenzen orientiert hat, zeigt eine die

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert  Ist der wurde.3 ❙❙ Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Techni-sierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine  Mit dem wichtige Rolle spielt. ❙❙ Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Repro-duktionen im DelphinKunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreißund Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lücken-

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ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publika-

HÜLLKURVE ABSÄTZE


haften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst,

tionen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist. Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner 18 als Herausgeber den Anspruch des neuen Kalenders wie folgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche Kultur und Kunst, unabhängig von Tagesmeinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Verbindung mit dem Dürerbund, der in engem Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 eintritt, ergibt sich die Beschränkung des Bildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. Außerdem wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass sich der Dürer-Kalender als Ergänzung zum Gesundbrunnen 22, dem Volkskalender des Dürerbundes, versteht und vor allem die »gebildeten Frauen und Männer« 23 ansprechen will. Der DürerKalender richtet sich ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichfalls mit literarischen und philosophischen Zitaten und verzeichnet Gedenktage (abb. 04). Auch der Bezug auf dürer – man denke an das Verlagssignet des Heyder Verlages

ABSÄTZE HÜLLKURVE

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VERSTECKSPIEL ABSÄTZE

FLIESSTEXT Absara Regular — 10,5 pt. / 14,5 pt. — Laufweite: +10 Absara Regular Italic — absara tf regular sc laufweite +25

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Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt.

Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vor-

wort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7

Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. 8

ABSÄTZE VERSTECKSPIEL

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3

Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13

Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen.

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SCHÄDEL ABSÄTZE

FLIESSTEXT Absara Regular — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +10 Absara Regular Italic — absara tf regular sc laufweite +25 — Absara Bold

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angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner RembrandtVerlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die

Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist. Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner 18 als Herausgeber den Anspruch des neuen Kalenders wie folgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche Kultur und Kunst, unabhängig von Tagesmeinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Verbindung mit dem Dürerbund, der in engem Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 eintritt, ergibt sich die Beschränkung des Bildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. Außerdem wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass sich der Dürer-Kalender als Ergänzung zum Gesundbrunnen 22, dem Volkskalender des Dürerbundes, versteht und vor allem die »gebildeten Frauen und Männer« 23 ansprechen will. Der Dürer-Kalender richtet sich ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichfalls mit literarischen und philosophischen Zitaten und verzeichnet Gedenktage (abb. 04). Auch der Bezug auf dürer – man denke an das Verlagssignet des Heyder Verlages – spricht für eine geistige Nähe. Allerdings ist im Dürer-Kalender neben den Grafiken zeitgenössischer Künstler, die oft auch Beiträger von KuL sind,24 die Kunst vergangener Epochen und vor allem des Mittelalters stark vertreten, wobei der Schwerpunkt auf albrecht dürer und seinen Zeitgenossen liegt. Kalender, die ausschließlich zeitgenössische Grafiken als Bildbeiträge bringen, scheinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur in geringer Anzahl existiert zu haben. Dennoch soll diese Kalenderform genauer betrachtet werden, denn im Gefolge der Kulturreform- und Buchkunstbewegung wird um 1900 die Tradition, Kalender und andere Druckwerke mit originären grafischen Beiträgen auszustatten, neu belebt und weiterentwickelt. Dass sich auch heyder an diesen Tendenzen orientiert hat, zeigt eine Passage des Vorworts der ersten Ausgabe von KuL: »Die Originale sind – und das ist sehr wesentlich – für die Wiedergabe in dem vorliegenden Format und in der angewendeten Technik vom Künstler bestimmt; […]. Dadurch haben wir es nicht eigentlich mit Reproduktionen zu tun

ABSÄTZE SCHÄDEL

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und

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CONNECT THE DOTS ABSÄTZE

FLIESSTEXT Absara Regular — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +10 Absara Regular Italic — absara tf regular sc laufweite +25

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angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 — Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. — Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner RembrandtVerlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 — Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. — Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die

Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist. — Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im Dürer-Verlag erscheint. Im Vorwort der ersten Ausgabe formuliert karl maußner 18 als Herausgeber den Anspruch des neuen Kalenders wie folgt: »Deutsch sein, wahrhaft deutsch, wirken auch im Sinne des Dürerbundes und verwandter Bestrebungen, wirken für deutsche Kultur und Kunst, unabhängig von Tagesmeinungen, will dieser Kalender.« 19 Aus der Verbindung mit dem Dürerbund, der in engem Zusammenhang mit der Zeitschrift Kunstwart 20 steht und für »national-deutsche und bürgerlich-konservative Reformbestrebungen« 21 eintritt, ergibt sich die Beschränkung des Bildrepertoires auf die Werke deutscher Künstler. Außerdem wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass sich der Dürer-Kalender als Ergänzung zum Gesundbrunnen 22, dem Volkskalender des Dürerbundes, versteht und vor allem die »gebildeten Frauen und Männer« 23 ansprechen will. Der Dürer-Kalender richtet sich ebenso wie KuL an den gebildeten Mittelstand, er kombiniert die Kalenderbilder gleichfalls mit literarischen und philosophischen Zitaten und verzeichnet Gedenktage (abb. 04). Auch der Bezug auf dürer – man denke an das Verlagssignet des Heyder Verlages – spricht für eine geistige Nähe. Allerdings ist im Dürer-Kalender neben den Grafiken zeitgenössischer Künstler, die oft auch Beiträger von KuL sind,24 die Kunst vergangener Epochen und vor allem des Mittelalters stark vertreten, wobei der Schwerpunkt auf albrecht dürer und seinen Zeitgenossen liegt. — Kalender, die ausschließlich zeitgenössische Grafiken als Bildbeiträge bringen, scheinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur in geringer Anzahl existiert zu haben. Dennoch soll diese Kalenderform genauer betrachtet werden, denn im Gefolge der Kulturreform- und Buchkunstbewegung wird um 1900 die Tradition, Kalender und andere Druckwerke mit originären grafischen Beiträgen auszustatten, neu belebt und weiterentwickelt. Dass sich auch heyder an diesen Tendenzen orientiert hat, zeigt eine Passage des Vorworts der ersten Ausgabe von KuL: »Die Originale sind – und das ist sehr wesentlich – für die Wiedergabe in dem vorliegenden Format und in der angewendeten Technik vom Künstler bestimmt; […]. Dadurch haben wir es nicht eigentlich mit Reproduktionen zu tun

ABSÄTZE CONNECT THE DOTS

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 — Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. — Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und

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INITIALEN ABSÄTZE

FLIESSTEXT Absara Regular — 10,5 pt. / 14,5 pt. — Laufweite: +10 Absara Regular Italic — absara tf regular sc laufweite +25 — Holland Gotisch

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ABSÄTZE INITIALEN

chon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 st der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreißund Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt.

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NOTEN 23


TÄNZENDE FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 10,5 pt. / 13,25 pt. — Laufweite: +15 — FUSSNOTEN Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Benton Sans Bold — 5 pt. / 9,5 pt.

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01 In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck verwendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127. 02 Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch sind fließend und deshalb nicht genau zu bestimmen. Im Mittelalter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit Angaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und enthält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), S. 143–165. 03 schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Daniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90.

ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu ent werfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint 04 Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das Deutsche Bücherverzeichnis ca. 1300 Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 30–31. 05 Nach meiner Kenntnis sind erst ab 1913 in der Deutschen Büch erei zu Leipzig in größerem Umfang Kalender und vor allem auch Abreißkalender gesammelt worden. Den dortigen Bibliothekaren sei an dieser Stelle für ihre Beratung und die Unterstützung meiner Arbeit gedankt. 06 Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928. 07 Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort). 08 Pipers Kunstkalender, München: Piper, 1931–1951. 09 Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960.

und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne

FUSSNOTEN TÄNZENDE

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu

Berliner Kalender, Berlin: Rembrandt-Verlag, 1928–1934. Brief heyders an hoberg vom 17. 2. 1922 (FHV 602–1). 12 heyder in einem Brief an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). Der Verleger folgt hier der traditionellen, bereits von gustav schiefler vertretenen Auffassung, derzufolge die Holzschnitte nicht im eigentlichen Sinne der Liebermannschen Original-Graphik zugerechnet werden können. In den Werk-verzeichnissen rangieren diese deshalb jeweils als eigene Gruppe im Anhang. Diese aus heutiger Sicht durchaus diskussionswürdige Wertung wirkte sich bis in die jüngste Zeit auf die Preise der Holzschnitte aus, die stets niedriger gehandelt wurden als liebermanns Radierungen oder Lithographien. 13 Notizen heyders über einen Besuch bei liebermann (Dezember 1922, FHV 196/2), vgl. Sonderheft liebermann Kat. 43. 14 hönemann erwarb sich seinen Ruf durch die täuschend ähnlichen Stich-Reproduktionen, die er um die Jahrhundertwende von Kreidezeichnungen adolph menzels, wilhelm leibls und franz skarbinas angefertigt hatte. 10 11

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KOMMENTAR FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 8,5 pt. / 12 pt. — Laufweite: +15 — MARGINALIEN Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Benton Sans Bold — 5 pt.

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verzeichnissen rangieren diese deshalb jeweils als eigene Gruppe im Anhang. Diese aus heutiger Sicht durchaus diskussionswürdige Wertung wirkte sich bis in die jüngste Zeit auf die Preise der Holzschnitte aus, die stets niedriger gehandelt wurden als liebermanns Radierungen oder Lithographien. 13 Notizen heyders über einen Besuch bei liebermann (Dezember 1922, FHV 196/2), vgl. Sonderheft Liebermann Kat. 43. 14 hönemann erwarb sich seinen Ruf durch die täuschend ähnlichen Stich-Reproduktionen, die er um die Jahrhundertwende von Kreidezeichnungen adolph menzels, wilhelm leibls und franz skarbinas angefertigt hatte. 15 Zwischen liebermann und den beiden miteinander rivalisierenden Cassirers, die sich stark für sein Werk einsetzten und führende Rollen in der Berliner Secession das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im spielten, bestand seit GründVorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Ka- ung der Galerie im Jahre 1898 eine lender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Rei- enge Beziehung. Auch nach der 1901 vollzogenen Trennung he von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein der beiden Vettern aufgrund jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen persönlicher Differenzen, die mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem zur Folge hatte, dass paul Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch (1871–1926) die Kunsthandlung behielt, während bruno erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und (1872–1941) den von beiden gevertiefen.« 7 gründeten Verlag fortführte, Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus bestand die Verbindung zu beiden fort. Nach Aufhebung dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns der zwischen paul und bruno Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart vereinbarten siebenjährigen erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Sperrfrist gründete paul einen Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik neuen Verlag und rief eine eigene Handpresse (die Panwidmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konPresse) ins Leben. zipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst 16 Damit der Künstler die Zeichebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, nung mit Bleistift, vielleicht ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hin- auch Tusche auftragen konnte, grundierte hoberg die Stöcke aus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. vorher dünn mit Aquarellfarbe Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion oder Kremserweiß. liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor 17 Der Ausfall des als besonders allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen qualifiziert geltenden, nur schwer zu ersetzenden Graphikers und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge und »inflationsbedingte mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext finanzielle Schwierigkeiten« dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner waren vermutlich mitverRembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten antwortlich dafür, dass die PanPresse 1921 ihre Tätigkeit und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und einstellte (vgl. eva caspers, paul Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag cassirer und die Pan-Presse. Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalen- Ein Beitrag zur deutschen Buchillustration und Graphik im der 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe 20. Jahrhundert. In: Archiv für die von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex ecke- Geschichte des Buchwesens, ner und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder un- Bd. 33, 1989, S. 43). 18 Nach g. j. kern hatte hoberg tereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs bis zum Zeitpunkt der Abfas13 in Zusammenhang stehen. sung des Artikels schon etwa 30 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender Stöcke nach Skizzen und die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der Bildern liebermanns angefertigt kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten (Zu den neuen Holzschnitten reinhold hobergs, in: ZeitHeimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, schrift für bildende Kunst, 25, 1914, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender S. 324). In gustav schieflers KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die Werkverzeichnis (3. Aufl.) sind dakünstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung gegen nur fünfzehn, seinen Angaben zufolge zwischen 1910 der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialis- und 1912 entstandene Holzmus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale schnitte liebermanns aufgeführt. Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, Bei ihm findet sich der Hinweis, dass sie für eine geplante, dann aber nie erschienene Publikation des Paul Cassirer Verlags gedacht waren. 19 Brief heyders an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). 20 Aus dem im FHV erhaltenen Schriftwechsel zwischen heyder und hoberg geht hervor, dass cassirer, bevor er sich von dem Projekt zurückzog, eine Kompromisslösung vorgeschlagen hatte, die von heyder nicht angenommen wurde. Diese sah eine gemeinschaftliche Herausgabe der Holzschnitte vor. Während cassirer für sich die gewinnträchtigeren Vorzugsausgaben reservierte, sollte heyder, als Kleinverleger, nur die Volksausgabe in sein Programm übernehmen. 21 hoberg arbeitete nach seinem Ausscheiden aus der Pan-Presse mit großem Erfolg für den Fritz-GurlittVerlag in Berlin, der durch den Graphiker auf das Projekt aufmerksam wurde. Dass auch der FritzGurlitt-Verlag nicht zum Zuge kam, lag vermutlich an liebermann. 22 Vgl. karl scheffler in: Die impressionistische Buchillustration in Deutschland, Berlin 1931, S. 33. liebermann soll sich »planmäßig« für die Wiederbelebung des Holzschnitts in der Buchillustration

FUSSNOTEN KOMMENTAR

01 Als Reproduktionsradierer waren für liebermann vor allem tätig: franz august börner, peter halm, karl koepping, albert krüger und william unger. Neben Schusterwerkstatt, Flachsscheuer in Laren, Stopfende Greisin am Fenster, Netzflickerinnen, Freistunde im Amsterdamer Mädchenwaisenhaus, Holländische Waisenmädchen, Greis am Wege rastend, dem Pastell Mädchen mit Schafen sind auch Porträts wie der Bürgermeister Petersen, Hamburg und Der Dichter Hans Grisebach von ihnen radiert worden. 02 Vgl. rahel e. feilchenfeldt und markus brandis, Paul Cassirer Verlag, Berlin 1898–1933. Eine kommentierte Bibliographie. Bruno und Paul Cassirer Verlag 1898–1901 / Paul Cassirer Verlag 1908–1933, München 2002, Nrn. 129.1–2; 49. A. 1–2; 49. B; 50. A–B. Die kostbar ausgestatteten und auf erlesenen Papieren gedruckten Bände erschienen in mehreren Ausgaben und niedrigen Auflagen. Sie enthielten außerdem meist als Beilage Originalradierungen des Künstlers. 03 Vgl. detlef lorenz, Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder, Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Berlin 2000, S. 131 f. Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 04 max liebermann, Die Phanverbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattasie in der Malerei. Schriften tung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen und Reden. Hg. und eingeleitet v. günter busch, Frankfurt a. M. werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem 1978, S. 241. Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch 05 max liebermann, in: künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vi»Künstlerischer Bilderschmuck gnetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem für Schulen, Zwei Briefe«, aus Hamburgischer Correspondent, heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe 1897 und 1898, wie Anm. 4, S. 153. kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie da06 S. Kat. 81–82. Erschienen niel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathserst 1924, doch in Bezug auf die anträge 1780 im von georg christoph lichtenberg rediLithographien schon im Vorjahr fertiggestellt. Auf einer im gierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Archiv erhaltenen Postkarte Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts quittiert Liebermann Heyder recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das gegenüber am 19.7.1923 den Empfang von 4 Millionen Mark Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreißfür »2 Lithographien (Keller, und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend Vitalis – Goethe Novelle) und deren zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser PuReprod. Rechn., einschl. je 50 blikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben Freiunterschriften« (FHV 196/1). 07 paul cassirer z. B. brachte aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine damals den luxuriös ausgeSystematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es statteten Band von julius elias im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Drucküber das zeichnerische Werk verfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kaauf den Markt (Die Handzeichnungen Max Liebermanns. Ausgewählt lendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftund mit einer Einleitung hg. v. lichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus julius elias). Mit 93 von dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu der Reichsdruckerei hergestellten Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Lichtdrucktafeln und zwei von der Pan-Presse gedruckten, Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhafhandsignierten Originalradierten Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild ungen des Künstlers. Erschienen der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 in zwei Ausgaben (Gesamtaufl.: Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders ge480 num. Exemplare), wie Anm. 2 (Nr. 50. A–B). geben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion 08 Die Mappe ist nicht datiert. einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Am 14. 12. 1927 schreibt heyder Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veran hoberg: »Ein Verkauf der Mappen hat sich leider noch garöffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktinicht erreichen lassen; ein onen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als KalenBesprechungsstück und ein Tauschderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitexemplar bin ich los geworden; verwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, das ist trotz der verschiedensten Ankündigungen und Bemühdie häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden ungen bisher alles. Auch das Jubiwird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 läum des 80. Geburtstages, aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 das so viele Leute feiern halfen, erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit hat ihrer Kunstbegeisterung nicht den nötigen Anstoss zu einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf geben vermocht, dieses Werk des Gefeierten für sich zu erwerben. Selbst die Stadt Berlin, die einen neuen Ehrenbürger in Max Liebermann gewann, schickte mir die Ansichtssendung mit Dank zurück. – Nun ich will zusehen, was sich später wird machen lassen, wenn die Lage einmal günstiger wird.« (Brief im FHV 137/2). 09 Zitiert nach der Einführung willy kurths in: Dreißig Holzschnitt-Zeichnungen (Kat. 38–67). 10 »Den Holzschnitt ›Frauen mit Kind‹ hätte auch ich lieber nicht mit der Type zusammen gegeben; aber Liebermann hatte wohl grade seinen Spass daran, etliche Holzschnitte von ungleichmässiger Art in den Text hineinzustellen und da er dafür war, wurde also dieses Bild zwischengebaut.« (Brief heyders an hoberg vom 14. 7. 1922, FHV 137/2). 11 Brief heyders an hoberg vom 17. 2. 1922 (FHV 602–1). 12 heyder in einem Brief an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). Der Verleger folgt hier der traditionellen, bereits von gustav schiefler vertretenen Auffassung, derzufolge die Holzschnitte nicht im eigentlichen Sinne der Liebermannschen Original-Graphik zugerechnet werden können. In den Werk-

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SPONTAN FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +15 — FUSSNOTEN Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Akkurat

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Mono

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Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch sind fließend und deshalb nicht genau zu bestimmen. Im Mittelalter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit Angaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und enthält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), S. 143–165.

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Notizen heyders über einen Besuch bei liebermann (Dezember 1922, FHV 196/2), vgl. Sonderheft liebermann Kat. 43.

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ins Leben.

Damit der Künstler die Zeichnung mit Bleistift, vielleicht auch Tusche auftragen konnte, grundierte hoberg die Stöcke vorher dünn mit Aquarellfarbe oder Kremserweiß.

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heyder in einem Brief an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). Der Verleger folgt hier der traditionellen, bereits von gustav schiefler vertretenen Auffassung, derzufolge die Holzschnitte nicht im eigentlichen Sinne der Liebermannschen OriginalGraphik zugerechnet werden können. In den Werkverzeichnissen rangieren diese deshalb jeweils als eigene Gruppe im Anhang. Diese aus heutiger Sicht durchaus diskussionswürdige Wertung wirkte sich bis in die jüngste Zeit auf die Preise der Holzschnitte aus, die stets niedriger gehandelt wurden als liebermanns Radierungen oder Lithographien.

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Nach meiner Kenntnis sind erst ab 1913 in der Deutschen Büch erei zu Leipzig in größerem Umfang Kalender und vor allem auch Abreißkalender gesammelt worden. Den dortigen Bibliothekaren sei an dieser Stelle für ihre Beratung und die Unterstützung meiner Arbeit gedankt.

FUSSNOTEN SPONTAN

Pipers Kunstkalender, München: Piper, 1931–1951.

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Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960.

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In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck verwendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127.

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide un7 das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit sere Lebensfreude vermehren und vertiefen.«Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort). um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafiÄhnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 sche Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhun- aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spederts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher ent- manns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 halten neben einem Kalendarium und literarischen Bei- in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupfer- deren genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung stichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowieck i, Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propadessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von gierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger erkennbar wäre. schumann, tamara, Illustrator, Der Auftraggeber, zweiteSammler: Schwerpunkt der KunstkalenderTaschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Daniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration produktion liegt auf künstlerisch gestalteten HeimatIst der Bildgebrauch im Almanach des 18.Jahrhunderts, Jahrhunderts des 18. Berlin 1999, S. 90. recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft kalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhun- bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets dert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Berliner Kalender 10 aus Berliner dem Kalender, Berliner Rembrandt-Verlag, Berlin: Rembrandt-Verlag, 1928–1934. Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in der neben fotografischen Stadtansichten und KarikaBerlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. turen auch Reproduktionen von Gemälden und GrafiIm 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung ken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Brief heyders an hoberg vom 17. 2. 1922 (FHV 602–1). und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regel- Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkarechten Massenproduktion von Kalendern für alle denk- lender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der baren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das Deutsche Bücherund Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die verzeichnis ca. 1300 Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender im Wandel der unübersehbarenZeiten Fülle der Kalendertitel zu Beginn des aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträ1982, S. 30–31. 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreiß- gen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 kalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu ent- kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des ten Heimatschutzgedanken und der HeimatkunstbeweKalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die gung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings wichtige Rolle spielt. können die künstlerischen Beiträge und auch die grafiMit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist sche Gestaltung der meisten Heimatkalenderhönemann einen geerwarb sich seinen Ruf durch die täuschend Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die wissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Be- die er um die Jahrhundertwende ähnlichen Stich-Reproduktionen, von Kreidezeichnungen adolph menzels, wilhelm leibls Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und schränkung auf lokale Motive und regional gebundene und franz skarbinas angefertigt hatte. Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solaus den eigenen Publikationen, die häufig mit Wer- che Publikationen, deren Konzepte eine weltanschaulibung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So che oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung ersind die Reproduktionen im Delphin-Kunst kalender 6 aus kennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928. dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 er- deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender scheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Zwischen liebermann und den beiden miteinander 16 einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf Liebe zur Kunst und zumcassirers, deutschen förrivalisierenden die sich Vaterland« stark für sein Werk zu einsetzten und führende Rollen in der Berliner Secession spielten, bestand das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders dern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und seit Gründung der Galerie im Jahre 1898 eine enge Beziehung. ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vor- Josenhans verlegte Kalender präsentiert Mischung Auch nach der 1901 vollzogenen Trennungeine der beiden Vettern aufgrund persönlicher Differenzen, die und zur Folge hatte, dass paul liegende Kalender will nun auf leichte und angenehme aus Reproduktionen von Kunstwerken fotografischen (1871–1926) die Kunsthandlung behielt, während bruno (1872–1941) Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläutern den den von beiden gegründeten Verlag fortführte, bestand die Verbindungkombiniert zu beiden fort. Nach Aufhebung derder zwischen paul und aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und Texten oder Zitaten werde n, dass Bildungsbruno vereinbarten siebenjährigen Sperrfrist gründete paul seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus charakter von Natur undVerlag Kunst stark einen neuen und rief eine von eigenenationalistischen Handpresse (die Pan-Presse)

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ZWISCHENZEILEN FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +15 — MARGINALIEN Seria Regular — 7 pt. / 14 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Benton Sans Bold —

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5 pt.


In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische

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Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928.

Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 07 Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort). Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 08 Pipers Kunstkalender, München: Piper, 1931–1951. aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 09 Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960. in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, 10 Berliner Kalender, Berlin: Rembrandt-Verlag, 1928–1934. der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag 11 Brief heyders an hoberg vom 17. 2. 1922 (FHV 602–1). Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der 12 heyder in einem Brief an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von Der Verleger folgt hier der traditionellen, bereits von gustav alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die schiefler vertretenen Auffassung, derzufolge die Holzschnitte nicht aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträim eigentlichen Sinne der Liebermannschen Original-Graphik gen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 zugerechnet werden können. In den Werk-verzeichnissen rangieren Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender diese deshalb jeweils als eigene Gruppe im Anhang. Diese aus die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der heutiger Sicht durchaus diskussionswürdige Wertung wirkte sich bis kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelin die jüngste Zeit auf die Preise der Holzschnitte aus, die stets ten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbeweniedriger gehandelt wurden als liebermanns Radierungen oder gung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Lithographien. Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings 13 Notizen heyders über einen Besuch bei liebermann können die künstlerischen Beiträge und auch die grafi(Dezember 1922, FHV 196/2), vgl. Sonderheft liebermann Kat. 43. sche Gestaltung der meisten Heimatkalender einen ge14 hönemann erwarb sich seinen Ruf durch die täuschend wissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beähnlichen Stich-Reproduktionen, die er um die Jahrhundertwende schränkung auf lokale Motive und regional gebundene von Kreidezeichnungen adolph menzels, wilhelm leibls Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. und franz skarbinas angefertigt hatte. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung 15 Zwischen liebermann und den beiden miteinander rivalisierdeutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender enden cassirers, die sich stark für sein Werk einsetzten und Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die führende Rollen in der Berliner Secession spielten, bestand seit GründLiebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu förung der Galerie im Jahre 1898 eine enge Beziehung. Auch nach dern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und der 1901 vollzogenen Trennung der beiden Vettern aufgrund persönJosenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung licher Differenzen, die zur Folge hatte, dass paul (1871–1926) aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen die Kunsthandlung behielt, während bruno (1872–1941) den von bei»Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden den gegründeten Verlag fortführte, bestand die Verbindung zu Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungsbeiden fort. Nach Aufhebung der zwischen paul und bruno vereincharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen

FUSSNOTEN ZWISCHENZEILEN

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck verdas Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit wendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafiden Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf sche Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhundes Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher entdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien halten neben einem Kalendarium und literarischen Beiselbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts trägen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferversehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender stichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowieck i, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: IllustraTaschenkalender erstmals publiziert wurde.3 tionen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger MonatsAbreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhunbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, dert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die München 1994, S. 102–127. Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den 02 Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in sind fließend und deshalb nicht genau zu bestimmen. Im MittelBerlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. alter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung Angaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelim Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und entrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkhält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der baren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten AbreißHistorischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals kalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. JahrÜberlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild hundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erder Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders werfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion wichtige Rolle spielt. als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial S. 143–165. aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Wer03 schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Daniel N. bung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90. dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 er04 Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das Deutsche Bücherverzeichnis scheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit ca. 1300 Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender im Wandel der Zeiten einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf 1982, S. 30–31. das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders 05 Nach meiner Kenntnis sind erst ab 1913 in der Deutschen Büch ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorerei zu Leipzig in größerem Umfang Kalender und vor allem auch liegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Abreißkalender gesammelt worden. Den dortigen Bibliothekaren sei Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, an dieser Stelle für ihre Beratung und die Unterstützung meiner aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und Arbeit gedankt. seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus 01

barten siebenjährigen Sperrfrist gründete Paul einen neuen

Verlag und rief eine eigene Handpresse (die Pan-Presse) ins Leben. 16

Damit der Künstler die Zeichnung mit Bleistift, vielleicht

auch Tusche auftragen konnte, grundierte hoberg die Stöcke vorher dünn mit Aquarellfarbe oder Kremserweiß.

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INFOBAUM FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +15 — MARGINALIEN Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Benton Sans Bold — 5 pt.

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01 In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck verwendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127. 02 Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch sind fließend und deshalb nicht genau zu bestimmen. Im Mittelalter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit 03 schumann, tamara, Illustrator, AuftragAngaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen geber, Sammler: Daniel N. Chodowiecki in der im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und entdeutschen Kalender- und Romanillustration des hält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90. Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders 04 Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt Deutsche Bücherverzeichnis ca. 1300 das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender im Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion Wandel der Zeiten 1982, S. 30–31. als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), 05 Nach meiner Kenntnis sind erst ab 1913 S. 143–165. in der Deutschen Büch erei zu Leipzig in größerem Umfang Kalender und vor allem auch Abreißkalender gesammelt worden. Den dortigen Bibliothekaren sei an dieser Stelle für ihre Beratung und die Unterstützung meiner Arbeit gedankt.

FUSSNOTEN INFOBAUM

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all

06 Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928.

07

Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort). 08 Pipers Kunstkalender, München: Piper, 1931–1951.

09 Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960.

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STATISHCE FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +15 — FUSSNOTEN Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Benton Sans Bold —

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5 pt.


01 In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck verwendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987.

bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Liebe

– dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127. 02 Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch sind fließend und deshalb nicht genau zu bestimmen. Im Mittelalter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit Angaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und enthält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals

FUSSNOTEN STATISHCE

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern

synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), S. 143–165. 03 schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Daniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des

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GROSSE FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 7 pt. / 9,5 pt. — Laufweite: +15 — FUSSNOTEN Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30 — Supergrotesk A Regular — 72 pt.

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01

02

04

max liebermann, Die Phantasie in der Malerei. Schriften und Reden. Hg. und eingeleitet v. Günter Busch, Frankfurt a. M. 1978, S. 241.

05

Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928.

07

FUSSNOTEN GROSSE

03

Als Reproduktionsradierer waren für liebermann vor allem tätig: franz august börner, peter halm, karl koepping, albert krüger und william unger. Neben Schusterwerkstatt, Flachsscheuer in Laren, Stopfende Greisin am Fenster, Netzflickerinnen, Freistunde im Amsterdamer Mädchenwaisenhaus, Hollän- Vgl. detlef lorenz, Reklamekunst um 1900. dische Waisenmädchen, Greis am Wege rastend, Künstlerlexikon für Sammelbilder, Berlin dem Pastell Mädchen mit Schafen sind auch 2000, S. 131 f. Porträts wie der Bürgermeister Petersen, Hamburg und Der Dichter Hans Grisebach von ihnen radiert worden.

06 Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort).

08

Vgl. rahel e. feilchenfeldt und markus brandis, Paul Cassirer Verlag, Berlin 1898–1933. Eine kommentierte Bibliographie. Bruno und Paul Cassirer Verlag 1898–1901/ Paul Cassirer Verlag 1908–1933, München 2002, Nrn. 129.1–2; 49. A. 1–2; 49. B; 50. A–B. Die kostbar ausgestatteten und auf erlesenen Papieren gedruckten Bände erschienen in mehreren Ausgaben und niedrigen Auflagen. Sie enthielten außerdem meist als Beilage Originalradierungen des Künstlers.

max liebermann, in: Künstlerischer Bilderschmuck für Schulen, Zwei Briefe, aus Hamburgischer Correspondent, 1897 und 1898, wie Anm. 4, S. 153.

Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960.

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschen bücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstich illustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirk ung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heiraths anträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redi gier ten Göttinge r Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahr hunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Problem e dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druck verfahren zu e iner

regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessen gebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwieri g, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier F ormen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloß e Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweit verwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im DelphinKunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woch e bietet, mit einem kurzen e rläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vor liegende Kalender will nun auf leichte und

a ngenehme Art mit einer Reihe von Kunst büchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwarts grafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittel alterliche Kunst ebenso zeigen wie Werk e der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalender produktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalende r 10 aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und

Pipers Kunstkalender, München: Piper, 1931–1951.

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37


INTEGRIERTE FUSSNOTEN

FLIESSTEXT Seria Regular — 11,5 pt. / 14 pt. — Laufweite: +15 — FUSSNOTEN Seria Regular — 6 pt. / 7 pt. — Laufweite: +40 Seria Italic — seria capitals laufweite +30

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders. In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive

und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck ver wendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u. a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127.

nicht genau zu bestimmen. Im Mittelalter bezeichnet der Begriff Almanach zunächst ein Kalenderblatt mit Angaben zu astro nomischen Fragen und bestimmten Ereignissen im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und enthält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), S. 143–165.

Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde. schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Ist der Bildgebrauch im AlmaDaniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90. nach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige. Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das Deutsche Bücherverzeichnis ca. 1300 Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender Auch wenn man aus dieser beinahe im Wandel der Zeiten 1982, S. 30–31. unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen. Nach meiner Kenntnis sind erst ab 1913 in der Deutschen Bücherei zu Leipzig in größerem Umfang Kalender und vor allem auch Abreißkalender gesammelt worden. Den dortigen BiblioIm wesentli- thekaren sei an dieser Stelle für ihre Beratung und die Unterstützung meiner Arbeit gedankt. chen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunst kalender Delphin-Kunstkalender, München: Delphinverlag, 1924–1928. aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei

FUSSNOTEN INTEGRIERTE

Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten. Die Grenzen der Gattungen Kalender, Almanach und Taschenbuch sind fließend und deshalb

Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« Delphin-Kunstkalender, 1925 (Vorwort). Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender Pipers Kunstkalender, München: Piper, aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch 1931–1951. Spemanns Kunst-Kalender (abb. 01), Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960. der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalende r Berliner Kalender, Berlin: Rembrandt-Verlag, 1928 –1934. aus dem Berliner Rembrandt-Verlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt. Brief heyders an hoberg vom 17. 2. 1922 (FHV 602–1). Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender heyder in einem Brief an hoberg vom 21. 1. 1922 (FHV 137/2). Der Verleger folgt hier der traditionellen, bereits von gustav schiefle r vertretenen Auffassung, derzufolge die Holzschnitte nicht im eigentlichen Sinne der Liebermannschen Original- Grafik zugerechnet werden können. In den Werk-Verzeichnissen rangieren diese deshalb jeweils als eigene Grupp e im Anhang. Diese aus heutiger Sicht durchaus diskussionswürdige Wertung wirkte sich bis in die jüngste Zeit auf die Preise der Holzschnitte aus, die stets niedriger gehandelt wurden als liebermanns Radierungen oder Lithographien.

ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen. Notizen heyders über einen Besuch bei liebermann (Dezember 1922, FHV 196/2), vgl. Sonderheft liebermann Insgesamt betrachtet scheint Kat. 43. sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben. hönemann erwarb sich seinen Ruf durch die täuschend ähnlichen StichReproduktionen, die er um die Jahrhundertwende von Kreidezeichnungen Allerdings können die adolph menzels, wilhelm leibls und franz skarbinas angefertigt hatte. künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst (abb. 02) Zwischen liebermann und den beiden miteinander rivalisierenden cassirers, die sich stark für sein Werk einsetzten und führende Rollen in der Berliner Secession spielten, bestand seit Gründung der Galerie im Jahre 1898 eine enge Beziehung. Auch nach der 1901 vollzogenen Trennung der beiden Vettern aufgrund persönlicher Differenzen, die zur Folge hatte, dass paul (1871–1926) die Kunsthandlung behielt, während bruno (1872–1941) den von beiden gegründeten Verlag fortführte, bestand die Verbindung zu beiden fort.

39


BIOGRAFIE 40


41

B G F


KURZ / EHRLICH BIOGRAFIE

BASISTEXT Neutra Text Light — 72 pt. — Origami Std. Regular — 10 pt.

42


FRITZ HEYDER WIRD GEBOREN.

BIOGRAFIE KURZ / EHRLICH

1882 * FRITZ HEYDER ARBEITET.

1941 † FRITZ HEYDER STIRBT.

43


1882 —

1882 fritz heyder wird in Berlin als eines von zehn Kindern in eine als glücklich überlieferte Familie geboren.

1893 Als Schüler des Askanischen Gymnasiums ruft fritz heyder einen literarischen Zirkel ins Leben.

1904 heyder erhält eine Anstellung in der traditionsreichen Frommann’schen Hofbuchhandlung in Jena. Er hört zudem an der Universität Vorlesungen in Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie. 1907 Das erste Druckwerk des Fritz Heyder Verlages erscheint: Schiller und Jena, gedruckt und ausgeliefert durch die Frommann’sche Hofbuchhandlung, die ihrem ehemaligen Angestellten somit zur Selbständigkeit verhilft.

1900 In Burg bei Magdeburg beginnt fritz heyder eine Buchhändlerlehre bei rudolf hopfer, dem Cousin seines Vaters, der die 1848 vom Großvater gegründete Druckerei August Hopfer mit angeschlossener Buchhandlung betreibt. Dort lernt fritz heyder auch 1908 Der Fritz Heyder Verlag wird seine spätere Frau, martha hopfe r, im Handelsregister eingetragen die Tochter seines Lehrmeisters, und im Börsenblatt des Deutschen kennen, die seine Halbcousine und Buchhandels bekannt gegeben. damals noch ein Kind ist. Als Prokurist fungiert der Schweizer Buchhändler gerhard merian, 1903 Nach Abschluss der Lehre den heyder aus Kiel kannte. erhält fritz heyder eine Anstellung bei Lipsius & Tischer, 1909 Der Abreißkalender Kunst einem Verlags- und Sortimentbuch- und Leben erscheint erstmalig, handel in Kiel und lang jährigen daneben erste Mappenwerke von Kunden von august hopfer. alfred rethel und fidus, heyder begeistert sich für die ausgeliefert über den Leipziger Natur. Kommissionär h. haessel an den Sortimentsbuchhandel. Den Druck übernimmt bei nahezu allen Verlagsprodukten die Druckerei August Hopfer in Burg bei Magdeburg. FLIESSTEXT Berthold Baskerville Book 10 pt. / 14 pt. Laufweite: +10 Berthold Baskerville Book Italic baskerville book expert lw. +55

Akkurat Mono

44

1911 heyder zieht nach Zehlen1917 fritz heyder und martha dorf um, das über die Wannseehopfer heiraten. Fortan arbeitet bahn gut mit Berlin verbunden ist, martha mit im Verlag, vorwiegend an dessen kulturellem Leben als Sekretärin. heyder begeistert teilnimmt. Der Kalender entwickelt sich mehr 1919 Wegen der kriegsbedingten und mehr zum Mittelpunkt des Ver- Papierknappheit erscheint KuL auf lages und zieht gewaltige Mengen schlechtem Papier und beidseitig an geschäftlicher Korrespondenz mit bedruckt. Die Nachfrage nach dem Künstlern und Schriftstellern Kalender steigt. nach sich. 1920 gerhard merian scheidet 1914 heyder stellt Verlagserzeug- einvernehmlich aus dem Fritz nisse auf der Bugra in Leipzig Heyder Verlag aus und gründet aus, der wichtigsten Ausstellung für seinen eigenen Verlag. Der Buchhändler konrad lemmer tritt Buchgewerbe und Grafik. Dort begegnet er Arbeiten von hans meid, in den Verlag ein. Die Tochter, idapeter halms, eduard einschlag, johanna heyder, wird geboren. otto richard bossert, rudolf schiestl und anderen Künstlern, 1922 Der Sohn franz-rudolf die er in KuL aufnimmt. heyder kommt zur Welt. Die Kinder erwähnt heyder immer 1914 heyder wird einberufen. wieder auch in der Korrespongerhard merian übernimmt die denz mit Künstlern. (FHV 604) Verlagsarbeit, insbesondere die Vorbereitung von KuL. 1923 konrad lemmer scheidet aus und gründet, ebenfalls in 1915 Der Verlag bezieht eigene Zehlendorf, den Rembrandt-Verlag. Räume in dem stattlichen Gründerzeitbau an der Königstraße 1 in Zehlendorf. 1916 heyder muss wegen einer Handverletzung ins Lazarett in Berlin und wird anschließend als Schreibkraft in der Garnison Tempelhof eingesetzt, wo er bis Kriegsende bleibt. (FHV 596)


1924 Die Familie bezieht eine 1934 Der erste Kontakt mit eigene stattliche Villa in der den NS-Zensurbehörden bleibt ohne heutigen Busseallee in Zehlendorf. Folgen für den Verlag. In den Die heyders bauen Obst und folgenden Jahren verstärkt sich die Gemüse an, das in wirtschaftlich Überwachung von KuL, so dass schwierigen Zeiten sogar ihre der Kalender zunehmend PersönlichExistenz zu sichern hilft (FHV 615). keiten des NS-Regime berückDie Jahre der Inflation bedeuten sichtigt und entsprechende Feierfür den Verlag Verluste, obwohl der und Gedenktage auflistet. Kalender weiterhin gute Umsätze verzeichnet. 1935/6 fritz heyders Anfälligkeit für Lungenerkrankungen 1930 verschlechtert sich die wirtführt zu mehrfachen Krankheitsschaftliche Situation des Verlages: schüben, die er infolge des der Verlag gerät in die roten Zahlen, hohen Arbeitsanfalls nur unzureidie Liquidität ist unzureichend. chend auskuriert. Der Kalender erscheint weiter, obwohl heyder die Künstler immer 1937 Auf der Weltausstellung in öfter um Entgegenkommen bittet Paris erhält der Fritz Heyder und die Honorare teilweise durch Verlag eine Goldmedaille in der KateBücher seines Verlages begleicht. gorie Buchillustration zuerkannt für heinrich von kleists 1932 Begründet mit der Erdbeben in Chili mit Bildern von schlechten wirtschaftlichen Lage, alois kolb (FHV 809). muss das Verlagsbüro aufgegeben werden und in die Privat1938 Die Tochter arbeitet stärker villa umziehen. als zuvor im Verlag mit, genau wie Frau und Sohn. 1933 Das 25. Jubiläum des Kalenders findet ebenfalls ein sehr 1940 Im Herbst erleidet fritz positives Echo in der Presse. Von heyder einen Tuberkuloselange geplanten Ausstellungen Rückfall. Er muss ins Krankender Originalgrafik des Kalenders haus und anschließend in zahlreichen deutschen Städten wochenlang ins Sanatorium. findet nur eine tatsächlich statt (FHV 472). Die finanzielle Situation des Verlages verschlechtert sich weiter. Die jüdischen Künstler sind zum letzten Mal im Kalender vertreten.

1941 Unter großem Zeitdruck bereitet fritz heyder den 1942er Kalender vor. Am 5. September stirbt er nach einem überraschenden und besonders schweren Tuberkuloseanfall. Sohn rudolf wird eingezogen. 1942 martha und johanna hopfer versuchen mit Unterstützung des Bruders von martha, paul hopfer aus Burg, den wirtschaftlich stark angeschlagenen Verlag weiterzuführen. paul hopfer gibt den vorläufig letzten Jahrgang von KuL heraus. 1943 Die Ablehnung eines Antrages auf Papierzuteilung vereitelt einen weiteren Jahrgang von KuL und andere Drucksachen. Zudem erhält paul hopfer seinen Einberufungsbefehl. johanna heyder wird zum Dienst in den Beelitzer Heilstätten eingezogen, wo sie bis 1945 bleibt. 1945 Sowjetische Soldaten besetzen die Heyder’sche Villa, nach wenigen Wochen räumen sie diese für amerikanische Truppen. Das Verlagsarchiv lagert unbeschädigt im Keller der Villa.

1951 —

1946 rudolf kehrt, an Tuberkulose erkrankt, aus britischer Gefangenschaft zurück und stirbt im darauffolgenden Jahr. johanna und martha heyder versuchen den Verlag weiterzuführen. paul hopfer startet in Norden, Ostfriesland, einen Versuch, den Kalender KuL mit ausdrücklichem Bezug auf seinen Schöpfer, fritz heyder, weiterzuführen. Obwohl er vielversprechende neue Künstler wie horst janssen und zahlreiche lang jährige Kalendermitarbeiter gewinnen kann, muss er nach drei Jahrgängen aufgeben.

1951 Der Fritz Heyder Verlag wird endgültig aufgelöst, nachdem der Geschäftsbetrieb schon länger geruht und johanna heyder sich und die Mutter durch eine Anstellung als Medizinisch Technische Assistentin versorgt hatte. 1998 johanna heyder übergibt einen Großteil des Verlagsarchivs fritz heyder der Stiftung Archiv der Akademie der Künste in Berlin. Die Sammlung der Originalgraphik vertraut johanna heyder der Galerie Mutter Fourage für eine Ausstellung und zum Verkauf an. Doubletten und andere Archivalien erhält das Heimatmuseum Zehlendorf.

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VERLAUF BIOGRAFIE

FLIESSTEXT Berthold Baskerville Book 24 pt. / 24 pt. Laufweite: +10 Berthold Baskerville Book Italic baskerville book expert lw. +55 Berthold Baskerville Bold

46


BIOGRAFIE VERLAUF

Am 12. 10. 1875 im Schwarzwald geboren, besuchte Weiss ab 1893 die Karlsruher Akademie, später die Académie Julian in Paris. 1903–1906 lehrte Weiss an der Folkwangschule. Er entwarf (Fraktur-)Schriften und Bucheinbände. 1906 zog Weiss nach Berlin und wurde Mitglied der Secession. Aus dem Kriegsdienst schnell wieder entlassen, feierte er zahlreiche Ausstellungserfolge. Bis 1933 unterrichtete Weiss an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstwerbemuseums Wandmalerei und Musterzeichnen. Nachdem die Nationalsozialisten ihn entlassen hatten, er aber von der Reichskulturkammer als Mitglied akzeptiert worden war, lebte er von buchund schriftkünstlerischen Tätigkeiten. Anlässlich seines 60. Geburtstages fanden noch zwei Einzelausstellungen statt, bevor er 1937 aus der Preußischen Akademie der Kunst ausgeschlossen wurde. Am 7. 11. 1942 starb Emil Rudolf Weiss, der seit 1914 mit der Bildhauerin René Sintenis verheiratet war.

47


AN / AUS BIOGRAFIE

FLIESSTEXT Berthold Baskerville Book — 7 pt. / 10 pt. — Laufweite: +10 Berthold Baskerville Book Italic — baskerville book expert lw. +55 — Neutra Text TF Light — 16 pt.

48


1882

1900 1903

1904 1907 1909 1911 1914

Als Schüler des Askanischen Gymnasiums ruft fritz heyder einen literarischen Zirkel ins Leben, in dem die deutsche Literatur, allen voran Goethe, deklamiert wird. In Burg bei Magdeburg beginnt fritz heyder eine Buchhändlerlehre bei Rudolf Hopfer, dem Cousin seines Vaters, der die 1848 vom Großvater gegründete Druckerei August Hopfer mit angeschlossener Buchhandlung betreibt. Dort lernt fritz heyder auch seine spätere Frau, Martha Hopfer, die Tochter seines Lehrmeisters, kennen, die seine Halbcousine und damals noch ein Kind ist. Später wird sie ebenfalls vom Vater ins Buchhandelsgeschäft eingewiesen. Nach Abschluss der Lehre erhält fritz heyder eine Anstellung bei Lipsius & Tischer, einem Verlags- und Sortimentsbuchhandel in Kiel und langjährigen Kunden von August Hopfer. heyder begeistert sich für die Natur. »… selbstverständlich war ich in jeder freien Stunde am Wasser und sonntags ging es mit einem der bereit liegenden kleinen Dampfer dahin und dorthin, – und immer war der Wolkenhimmel wieder ganz anders, das ganze Jahr hindurch! Auch die Einsamkeit der Küstenwanderungen habe ich kennen gelernt, da man Zwiesprache halten möchte mit den Dingen, die man sieht, und sich dabei so entsetzlich klein vorkommt.« (FHV 611, an Otto Engel am 21. 6. 1935)

BIOGRAFIE AN / AUS

1893

fritz heyder wird in Berlin als eines von zehn Kindern in eine als glücklich überlieferte Familie geboren. Der Vater führt ein eigenes Petroleumgeschäft, die Mutter ist Hausfrau. Wohlstand und Ansehen hatten bereits der Urgroßvater mit einer Tuchfabrik und der Großvater mit einer Apotheke in Berlin erworben.

heyder erhält eine Anstellung in der traditionsreichen Frommann’schen Hofbuchhandlung in Jena. Hier taucht der Buchhandelsgehilfe noch weiter in ein an klassischer und literarischer Bildung orientiertes, intellektuelles Leben ein. Er hört zudem an der Universität Vorlesungen in Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie. Das erste Druckwerk des Fritz Heyder Verlages erscheint: Schiller und Jena, gedruckt und ausgeliefert durch die Frommann’sche Hofbuchhandlung, die ihrem ehemaligen Angestellten somit zur Selbständigkeit verhilft. Der Abreißkalender Kunst und Leben erscheint erstmalig, daneben erste Mappenwerke von Alfred Rethel und Fidus, ausgeliefert über den Leipziger Kommissionär H. Haessel an den Sortimentsbuchhandel. Den Druck übernimmt bei nahezu allen Verlagsprodukten die Druckerei August Hopfer in Burg bei Magdeburg. heyder zieht nach Zehlendorf um, das über die Wannseebahn gut mit Berlin verbunden ist, an dessen kulturellem Leben heyder begeistert teilnimmt. Der Kalender entwickelt sich mehr und mehr zum Mittelpunkt des Verlages und zieht gewaltige Mengen an geschäftlicher Korrespondenz mit Künstlern und Schriftstellern nach sich. heyder stellt Verlagserzeugnisse auf der Bugra in Leipzig aus, der wichtigsten Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik. heyder wird einberufen. Seinen Dienst leistet er als Pferdepfleger, aber nicht unbehelligt von den verheerenden Auswirkungen des Krieges.

1916 1917 1920 1922 1924

heyder muss wegen einer Handverletzung ins Lazarett in Berlin und wird anschließend als Schreibkraft in der Garnison Tempelhof eingesetzt, wo er bis Kriegsende bleibt. fritz heyder und Martha Hopfer heiraten. Fortan arbeitet Martha mit im Verlag, vorwiegend als Sekretärin. Die Tochter, Ida-Johanna Heyder, wird geboren. Der Sohn Franz-Rudolf Heyder kommt zur Welt. Die Familie bezieht eine eigene stattliche Villa in der heutigen Busseallee in Zehlendorf. Der große Garten bietet einen wesentlichen Lebensraum für die Familie. Unverdrossen publiziert fritz heyder neben dem Kalender neue, teils aufwendige Druckwerke wie 30 neue Holzschnittzeichnungen von Max Liebermann, die Klassikerreihe Wandersmann-Bücherei oder die Zeitschrift Die Zeichnung.

1935 1937 1940 1941

fritz heyders Anfälligkeit für Lungenerkrankungen führt zu mehrfachen Krankheitsschüben, die er infolge des hohen Arbeitsanfalls nur unzureichend auskuriert. Auf der Weltausstellung in Paris erhält der Fritz Heyder Verlag eine Goldmedaille in der Kategorie Buchillustration zuerkannt für Heinrich von Kleists Erdbeben in Chili mit Bildern von Alois Kolb (FHV 809). Im Herbst erleidet fritz heyder einen Tuberkulose-Rückfall. Er muss ins Krankenhaus und anschließend wochenlang ins Sanatorium. Unter großem Zeitdruck bereitet fritz heyder den 1942er Kalender vor. Am 5. September stirbt er nach einem überraschenden und besonders schweren Tuberkuloseanfall. Sohn Rudolf wird eingezogen.

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T|A|B|E| 50


|L|L|E|N 51


GRAUSTUFEN TABELLEN

BASISTEXT Auto 1 Light LF — 10 pt. / 24 pt. — Laufweite: 0 Auto 1 Black — Auto 1 Bold SmCp LW. +50 — Auto 1 Bold Italic — Auto 1 Italic — Auto 1 Light/Italic SmCp LW. +30

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Information zur Regelstudienzeit Sommersemester 2009

Fach /Abschluss /Studientyp Abschluss im Ausland Vollzeit

Gesamt

aufaddierte Fachsemester bis 2.

bis 3.

bis 4.

bis 6.

bis 7.

bis 8.

17

16

16

16

16

16

17

245

84

84

145

208

212

238

Diplom FH Vollzeit

17

1

Master Vollzeit

83

37

40

71

79

79

81

362

137

140

232

303

307

337

1

1

1

1

1

1

1

Bachelor Vollzeit

112

27

27

49

73

74

95

Gesamt: Interfacedesign

113

28

28

50

73

74

96

3

3

3

3

3

3

3

Bachelor Vollzeit

184

53

53

101

149

150

168

Diplom FH Vollzeit

116

1

5

27

Gesamt: Kommunikationsdesign

303

56

56

104

153

158

198

2

2

2

2

2

2

2

Bachelor Vollzeit

91

28

29

49

72

74

83

Diplom FH Vollzeit

63

3

13

Gesamt: Produktdesign

156

30

31

51

74

79

98

2

2

2

2

2

2

2

Diplom FH Vollzeit

148

35

36

63

92

93

124

Gesamt: Restaurierung

150

37

38

65

94

95

126

1

1

1

1

1

1

1

Bachelor Teilzeit

136

31

61

61

96

120

120

Bachelor Vollzeit

323

90

93

178

257

267

307

Gesamt: Soziale Arbeit

460

122

155

240

354

388

428

Bachelor Vollzeit

Gesamt: Architektur Abschluss im Ausland Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

TABELLEN GRAUSTUFEN

Studierende nach 1. STG, Abschluss, Studientyp und kumulativen Fachsemester

53


ZELLEN TABELLEN

BASISTEXT Teuton Weiss — 9,5 pt. / 24 pt. — Laufweite: 0 Teuton Fett Bold Lw. +50 — Teuton Mager Bold Lw. +50 — Teuton Weiss Bold Italic — Teuton Mager

54


ID RST ARCH

FACH/ABSCHLUSS/STUDIENTYP

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

KD PD

BIS 2.

BIS 3.

BIS 4.

BIS 6.

BIS 7.

BIS 8.

17

16

16

16

16

16

17

BACHELOR VOLLZEIT

245

84

84

145

208

212

238

DIPLOM FH VOLLZEIT

17

1

MASTER VOLLZEIT

83

37

40

71

79

79

81

362

137

140

232

303

307

337

2

2

2

2

2

2

2

DIPLOM FH VOLLZEIT

148

35

36

63

92

93

124

GESAMT: RESTAURIERUNG

150

37

38

65

94

95

126

1

1

1

1

1

1

1

BACHELOR VOLLZEIT

112

27

27

49

73

74

95

GESAMT: INTERFACEDESIGN

113

28

28

50

73

74

96

3

3

3

3

3

3

3

BACHELOR VOLLZEIT

184

53

53

101

149

150

168

DIPLOM FH VOLLZEIT

116

1

5

27

GESAMT: KOMMUNIKATIONSDESIGN

303

56

56

104

153

158

198

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

2

2

2

2

2

2

2

BACHELOR VOLLZEIT

91

28

29

49

72

74

83

DIPLOM FH VOLLZEIT

63

3

13

156

30

31

51

74

79

98

1

1

1

1

1

1

1

BACHELOR TEILZEIT

136

31

61

61

96

120

120

BACHELOR VOLLZEIT

323

90

93

178

257

267

307

GESAMT: SOZIALE ARBEIT

460

122

155

240

354

388

428

GESAMT: ARCHITEKTUR

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

GESAMT: PRODUKTDESIGN

SAR

GESAMT

ABSCHLUSS IM AUSL AND VOLLZEIT

TABELLEN ZELLEN

INFORMATION ZUR REGELSTUDIENZEIT NACH 1. STG,STUDIERENDE ABSCHLUSS, STUDIENTYP UND KUMULATIVEN FACHSEMESTER SOMMERSEMESTER 2009

AUFADDIERTE FACHSEMESTER

55


REPRÄSENTATIV TABELLEN

BASISTEXT Auto 1 Light LF — 10 pt. / 24 pt. — Laufweite: 0 Auto 1 Black — Auto 1 Bold SmCp LW. +50 — Auto 1 Bold Italic — Auto 1 Italic — Auto 1 Light/Italic SmCp LW. +30

56


Information zur Regelstudienzeit Sommersemester 2009 Aufaddierte Fachsemester Fach /Abschluss /Studientyp Abschluss im Ausland Vollzeit Bachelor Vollzeit Diplom FH Vollzeit Master Vollzeit Gesamt: Architektur Abschluss im Ausland Vollzeit

Gesamt

Abschluss im Ausland Vollzeit

362

Abschluss im Ausland Vollzeit Bachelor Teilzeit Bachelor Vollzeit Gesamt: Soziale Arbeit

37

40

137

140

bis 8.

208 212 238 16

16

17

1

232 303307337 71

79

1

1

81

27

49

73

74

95

28

28

50

73

74

96

3

3

3

3

53

53

149

150

56

56

2

2

28

29

30

31

2

2

35

36

37

38

1

1

1

31

61

61

90

93

122

155

178

156 2

148 150 1

460

1

79

27

2

323

bis 7.

1

303

136

145

bis 6.

1

116

63

Gesamt: Restaurierung

84

184

Diplom FH Vollzeit

Diplom FH Vollzeit

84

3

91

Abschluss im Ausland Vollzeit

16

1

Bachelor Vollzeit

Gesamt: Produktdesign

16

83

113

Gesamt: Kommunikationsdesign

16

17

Gesamt: Interfacedesign

Diplom FH Vollzeit

bis 4.

245

112

Bachelor Vollzeit

bis 3.

17

Bachelor Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

bis 2.

TABELLEN REPRÄSENTATIV

Studierende nach 1. STG, Abschluss, Studientyp und kumulativen Fachsemester

3

101 —

104 2

49

51

2

5

1

158

153 2

2

72

74

3

79

74

1

3

168 27

198 2

83 13

98

2

2

2

63

92

93

65

94

95

1

1

1

120

120

124 126

257 267307 96

388 428

240354

57


EINFACH TABELLEN

BASISTEXT Akkurat Regular — 10 pt. / 15 pt. Akkurat Bold — Akkurat Bold Italic

58


697 19 24 46 91 83 110 20 5 132 81 31 42

887 / 32,72 % 23 / 0,85 % 31 / 1,14 % 66 / 2,43 % 109 / 4,02 % 100 / 3,69 % 143 / 5,27 % 28 / 1,03 % 5 / 0,18 % 154 / 5,68 % 99 / 3,65 % 38 / 1,40 % 57 / 2,10 %

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

Gesamt

Rheinland-Pfalz

2091

564

774 / 28,55 %

Berlin

2711 / 100 %

72

104 / 3,84 %

Bayern

Baden-Württemberg

74

meldet

Rückge93 / 3,43 %

Gesamt

Wintersemester 2009/10

392

4

3

12

14

0

2

13

11

9

8

5

1

136

140

22

12

immatr.

Erst-

219

11

4

6

8

0

6

19

6

9

12

2

2

52

65

10

7

1. FSem

8

0

0

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1

5

0

0

FSem

höhere

übr. Neuimmatr.

+

Deutsche

Ausländer/Innen

2638 / 100 %

57 / 2,16 %

38 / 1,44 %

97 / 3,68 %

153 / 5,80 %

4 / 0,15 %

28 / 1,06 %

141 / 5,34 %

99 / 3,75 %

107 / 4,06 %

64 / 2,43 %

29 / 1,10 %

22 / 0,83 %

863 / 32,71 %

744 / 28,20 %

101 / 3,83 %

91 / 3,45 %

1148

24

15

35

49

0

13

50

46

38

25

16

12

413

320

49

43

1490

33

23

62

104

4

15

91

53

69

39

13

10

450

424

52

48

73 / 100 %

0 / 0,00 %

0 / 0,00 %

36

0

0

1

0

1 / 1,37 % 2 / 2,74 %

1

0

2

1

2

1

2

0

10

13

1

2

1 / 1,37 %

0 / 0,00 %

2 / 2,74 %

1 / 1,37 %

2 / 2,74 %

2 / 2,74 %

2 / 2,74 %

1 / 1,37 %

24 / 32,88 %

30 / 41,10 %

3 / 4,11 %

2 / 2,74 %

+

37

0

0

1

1

0

0

0

0

0

1

0

1

14

17

2

0

#! # ! #! # !

nur Bildungsinland – mit Prozentangaben –

Deutsche und ausländische* Studierende nach Bundesländern

TABELLEN EINFACH

59


TABSTOPP TABELLEN

BASISTEXT Fedra Serif A Pro Book — 9 pt. / 15 pt. — Laufweite: +10 Fedra Serif A Pro Book Italic — Fedra Serif A Pro Medium — Fedra Serif B Pro Bold Italic — Fedra Sans Std. Bold / Medium

60


09 sommersemester

Studierende nach 1. STG, Abschluss, StuTyp und kumulierten Fachsemestern

aufaddierte fachsemester

Fach/Abschluss/Studientyp Abschluss im Ausland Vollzeit Bachelor Vollzeit architektur

Diplom FH Vollzeit Master Vollzeit gesamt: architektur Bachelor Vollzeit

dokumentation

produktdesign

soziale arbeit

bis 4.

bis 6.

bis 7.

bis 8.

17

16

16

16

16

16

17

245

84

84

145

208

212

238

17

1

83

37

40

71

79

79

81

362

137

140

232

303

307

337

48

27

27

48

48

48

48

44

1

25

26

38

92

27

27

49

73

74

86

1

1

1

1

1

1

1

Bachelor Vollzeit

112

27

27

49

73

74

95

gesamt: interfacedesign

113

28

28

50

73

74

96

3

3

3

3

3

3

3

Bachelor Vollzeit

184

53

53

101

149

150

168

Diplom FH Vollzeit

116

1

5

27

gesamt: kommunikationsdesign

303

56

56

104

153

158

198

2

2

2

2

2

2

2

Bachelor Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

91

28

29

49

72

74

83

Diplom FH Vollzeit

63

3

13

156

30

31

51

74

79

98

2

2

2

2

2

2

2

Diplom FH Vollzeit

148

35

36

63

92

93

124

gesamt: restaurierung

150

37

38

65

94

95

126

1

1

1

1

1

1

1

Bachelor Teilzeit

136

31

61

61

96

120

120

Bachelor Vollzeit

323

90

93

178

257

267

307

gesamt: soziale arbeit

460

122

155

240

354

388

428

gesamt: produktdesign

restaurierung

bis 3.

Diplom FH Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit komm.-design

bis 2.

gesamt: dokumentation Abschluss im Ausland Vollzeit interfacedesign

Gesamt

Abschluss im Ausland Vollzeit

Abschluss im Ausland Vollzeit

TABELLEN TABSTOPP

Information zur Regelstudienzeit

61


62


BILD-

NDEN

LEGE63


ANORDNUNG BILDLEGENDEN

BASISTEXT Absara Regular — 7 pt. / 10 pt. — Laufweite: +10 absara tf regular sc laufweite +25

64


BILDLEGENDEN ANORDNUNG

fritz heyder im Verlagsbüro Hallesche Straße, um 1911

fritz heyder um 1900

fritz heyder um 1930

erich büttner beim Porträtieren von martha heyder, geb. hopfer 1933

65


ANSCHNITT BILDLEGENDEN

BASISTEXT Absara Regular — 8 pt. — Laufweite: +10 Absara Regular Italic

66


BILDLEGENDEN ANSCHNITT

Fritz Heyder um 1930

67


PERSONENSCHUTZ BILDLEGENDEN

BASISTEXT Absara Regular — 8 pt. — Laufweite: +10 absara tf regular sc laufweite +25

68


martha heyder

beim Porträtieren von

1933

BILDLEGENDEN PERSONENSCHUTZ

erich büttner

—1933—

in liebermanns Atelier im Haus am Pariser Platz

fritz heyder

max liebermann und

—1922—

69


BEGLEITENDER KOMMENTAR BILDLEGENDEN

BASISTEXT Galaxie Polaris Book — 10 pt. — Laufweite: 0 Galaxie Polaris Bold — Galaxie Polaris Book Italic

70


Die wirtschaftliche Situation des Verlages verschlechtert sich: der Verlag gerät in die roten Zahlen, die Liquidität ist unzureichend. Der Kalender erscheint weiter, obwohl Heyder die Künstler immer öfter um Entgegenkommen bittet und die Honorare teilweise durch Bücher seines Verlages begleicht.

BILDLEGENDEN BEGLEITENDER KOMMENTAR

Titelblatt vo Ju n liu sD iez

Fritz Heyder um 1930 Spemanns Kunstkalender 1917

71


KLEINBILD BILDLEGENDEN

BASISTEXT Absara Regular — 76 pt. — Laufweite: +10 absara tf regular sc laufweite +25

72


01 fritz heyder um 1930

BILDLEGENDEN KLEINBILD

73


LEITLINIEN BILDLEGENDEN

BASISTEXT Absara Regular — 7 pt. / 10 pt. — Laufweite: +10 absara tf regular sc laufweite +25

74


BILDLEGENDEN LEITLINIEN

01 — fritz heyder um 1900

02 — fritz heyder im Verlagsbüro Hallesche Straße, um 1911

03 — erich büttner beim Porträtieren von martha heyder, geb. hopfer 1933

75


GROSSTEXT BILDLEGENDEN

BASISTEXT Politica Regular — 71 pt. / 71 pt. — 41 pt. / 41 pt. — Laufweite: 0

76


BILDLEGENDEN GROSSTEXT

01 — SPEMANNS KUNSTKALENDER 1917, TITELBLATT VON JULIUS DIEZ

02 — COPIRBUCH NR. 4, 1909– 1910 DECKEL UND REGISTERSEITE 77


CHRIF T

78


79

ÜBER


VERSETZT ÜBERSCHRIFT

ÜBERSCHRIFT Romain BP Headline Regular Italic — 34 pt. / 47 pt. — Laufweite: +30 Benton Sans Condensed Black — 16 pt.

80


ALENDER KUNSTKALENDER EN IM FRÜHEN HUNDERT 20. JAHRHUNDERT Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie DANIEL CHODOWIECKI, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der

KUNST IM FRÜ 20. JAH

Erscheinun

MICHAELA PROBST

chen schei denen das aus eine wi Mit de chungen d werken alle handelt es den eigene gramm ver kalender 6 a scheint un erläuternd zieht. Das ben: »Der Art mit ein dann ein je mag. […] A die Neigun unsere Leb Ähnlic namigen M der von 19 den ander Gegenwar der konzip so zeigen 81


WAPPEN ÜBERSCHRIFT

ÜBERSCHRIFT Bodoni Std. Roman — 115 pt. / 91 pt. — Laufweite: +30 Gotham Rounded Light — 16 pt. — Gotham Rounded Medium — 12 pt.

82


ÜBERSCHRIFT WAPPEN

Das Lebenswerk Fritz Heyders

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wand-

REGINE REINHARDT

kalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt.

83


MASKE ÜBERSCHRIFT

Das Das wer we Hey Hey Regine Reinhardt

ÜBERSCHRIFT Giza Nine Five — 262 pt. / 219 pt. — Laufweite: 0 Galaxie Polaris Heavy — 221 pt. / 221 pt. — Galaxie Polaris Book — 16 pt.

84


Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit

um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die gra-

fische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahr-

ÜBERSCHRIFT MASKE

ssLebensLebenserk rk Fritz Fritz yders yders

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete

hunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher

enthalten neben einem Kalendarium und literarischen

Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese

Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt,

verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie DANI-

EL CHODOWIECKI, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von GEORG CHRISTOP H LICHTEN BERG

redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert

wurde.3

Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts

recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft

das Phänomen des Kunstkalenders und besonders

des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag

wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick

auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Hey-

der Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge

der Technisierung und Rationalisierung von Druck-

verfahren zu einer regelrechten Massenproduktion

von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch

wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der

Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die

künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist

es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig,

85


SEITENFÜLLEND ÜBERSCHRIFT

ÜBERSCHRIFT Univers LT Std. 59 Ultra Condensed — 185 pt. / 195 pt. — Laufweite: +30 Univers LT Std. 57 Condensed — 15,5 pt.

86


KUNSTKALENDER IM FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT

von Michaela Probst

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur

Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss

aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des

18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen

Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen

Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders

schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von

Künstlern wie DANIEL CHODOWIECKI, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3

Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht

gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen

des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren.

Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit

Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder

Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und

Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten

Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4

Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der

Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund

der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives

Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu

entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Ka-

87


SPIEGEL ÜBERSCHRIFT

ÜBERSCHRIFT Galxie Polaris Heavy — 96,5 pt. / 85,5 pt. — Laufweite: 0 Galaxie Polaris Medium — 24 pt. / 34,5 pt. — Galaxie Polaris Light — 10 pt.

88


LEBEN

ÜBERSCHRIFT SPIEGEL

KUNST UND Regine Reinhardt

DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS

Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.¹ Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.² Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christop h lichten berg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.³ Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.⁴

89


VER

90

NISSE


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FALLENDES INHALTSVERZEICHNIS

BASISTEXT Romain BP Text Regular (KAPITÄLCHEN) — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +50 Romain BP Text Regular Italic — Romain BP Headline Bold — Romain BP Headline Black

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10

Michaela Probst »Einen Typus für sich stellt der Kalender Kunst und Leben dar.«

Regine Reinhardt

220 243

REGISTER DER KALENDERKÜNSTLER DIE AUTOREN

DAS FRITZ-HEYDER-VERLAGSARCHIV IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

208

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30

Ursel Wolff

ZUR LITERARISCHEN SEITE VON KUNST UND LEBEN

Carsten Wurm »Sie wissen«, dass ich den Kalender »jeder Anthologie vorziehe.«

MAX LIEBERMANNS ARBEITEN FÜR DEN FRITZ HEYDER VERLAG

Sigrid Achenbach

KATALOG DER KALENDERKÜNSTLER

Astrid Bähr und Regine Reinhardt

KUNST UND LEBEN. DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS

Regine Reinhardt

EINE TABELLARISCHE GESCHICHTE DES VERLAGES UND VERLEGERS FRITZ HEYDER

22

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ZUM GELEIT

KUNSTKALENDER IM FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT

7

VORWORT

INHALTSVERZEICHNIS FALLENDES

Inhalt

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SCHRÄGES INHALTSVERZEICHNIS

BASISTEXT Romain BP Text Regular (KAPITÄLCHEN) — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +50 Romain BP Text Regular Italic — Romain BP Headline Black

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8 VORWORT

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INHALTSVERZEICHNIS SCHRÄGES

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ZUM GELEIT 22

Michaela Probst »Einen Typus für sich stellt der Kalender Kunst und Leben dar.«

KUNSTKALENDER IM FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT

30

Regine Reinhardt

EINE TABELLARISCHE GESCHICHTE DES VERLAGES UND VERLEGERS FRITZ HEYDER

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Regine Reinhardt

KUNST UND LEBEN. DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS

174

Astrid Bähr und Regine Reinhardt

KATALOG DER KALENDERKÜNSTLER

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Sigrid Achenbach

MAX LIEBERMANNS ARBEITEN FÜR DEN FRITZ HEYDER VERLAG

208

Carsten Wurm »Sie wissen«, dass ich den Kalender »jeder Anthologie vorziehe.«

ZUR LITERARISCHEN SEITE VON KUNST UND LEBEN Ursel Wolff

DAS FRITZ-HEYDER-VERLAGSARCHIV IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

220 243

REGISTER DER KALENDERKÜNSTLER DIE AUTOREN

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A

KRINK BILDVERZEICHNIS

Anker, Hanns 1910 Arnold, Karl 1920

B

Baluschek, Hans -An der Berliner Stadtbahn, kul 8. 5. 1910,

Federzeichnung, bez. o. l.: HBaluschek -Totensonntag, kul 26. 11. 1911, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek -Weihnachtstag, kul 22. 12. 1912, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek -Das Luftschiff, kul 2. 3. 1913, Federzeichnung, bez. o. r.: HBaluschek -Der singende Vogel, kul 2. 5. 1915, Federzeichnung, bez. u. M.: HBaluschek; meißner 341 mit Hinweis auf kul -Landsturm 1915, kul 13. 8. 1916, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek; meißner 342 mit Hinweis auf kul -Im Feindesland, kul 7. 4. 1918, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek -Industrie-Vorstadt, kul 1920, 7, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek -Frühling, kul 5. 3. 1922, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek -Sommerabend, kul 22. 6. 1924, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek -Feierabend, kul 28. 6. 1925, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek -Von der Heilsarmee, kul 7. 4. 1929, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek -Der Industriearbeiter, kul 4. 5. 1930, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek -Eisenbahnbau, kul 7. 8. 1932, Federzeichnung, bez. o. r.: HBaluschek 31 -Verkehrsflugzeug, kul 29. 4. 1934, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek Bantzer, Carl 1918 Barlösius, Georg 1909 Bartosik, Peter 1938 Bastanier, Hanns 1929, 1933, 1938 Bauer, Karl 1909–14, 1916–32, 1934–42 Behrens, Peter

-Bismarck, kul 28. 3. 1915, Holzschnitt, unbez. -AEG-Fabrik, kul 23. 1. 1921, Federzeichnung, unbez.; Titelaufschrift o.: AEG-Fabrik in Riga

Bekgran, Hermann 1909 Bernuth, Max 1909–10, 1912–14, 1917, 1919,

1921–22, 1924, 1926, 1928, 1930, 1932, 1934, 1936, 1938, 1942 Biese, Karl 1909, 1911–20, 1922, 1924–25, 1927–28 Böhmer, Gunter 1934–40 Bossert, Otto Richard 1911–12, 1914–1917 Brandenburg, Martin 1910 Braun, Maria 1928, 1932, 1935 Braune, Hugo L. 1909–11, 1913, 1933 Breuer, Carl 1911 Brockmüller, Paul 1909 Broel, Georg 1913, 1916–23, 1926, 1928, 1930, 1934, 1936 Brückner, Max 1926, 1930, 1936, 1938, 1940 Büchner, Robert 1934–43 Budzinski, Robert 1919–20, 1922–23, 1926, 1928, 1933, 1943 Buhe, Walter 1924, 1926, 1931–32, 1934, 1936, 1939–40, 1942–43 Büttner, Erich

-Die Ehrenbezeugungen der Schipper, kul 25. 2. 1917, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner 1915 -Schipper, kul 10. 2. 1918, Federzeichnung, bez. o. r.: Erich Büttner -Im Schnee, kul 12. 1. 1919, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner 1918 -Novemberabend 1918, kul 7. 11. 1920, Federzeichnung, bez. o. r.: Erich Büttner -Sommernachtstraum, kul 1. 5. 1921, Federzeichnung, bez. u. l.: Büttner -Die Maler, kul 5. 8. 1923, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner 1918 -Klabund, kul 24. 2. 1924, Holzschnitt, bez. o. r.: EB -Adolf von Harnack, kul 2. 5. 1926, Holzschnitt, bez. o. r.: Piktogramm des Monogramms EB -Heinrich von Kleist, kul 16. 10. 1927, Holzschnitt, bez. u. r.: Erich Büttner 1926 -Wilhelm von Scholz, kul 15. 7. 1928, Holzschnitt, bez. o. r.: Erich Büttner 1927 -Der Pianist Seyer-Stephan, kul 17. 2. 1929, Holzschnitt, bez. u. r.: Joachim Seyer Stephan, Monogramm EB -Beim Trainingslauf, kul 14. 12. 1930, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner 1929 -Der Komponist Dr. J. H. Wetzel, kul 23. 8. 1931, Holzschnitt, bez. o. r.: Erich Büttn., o. l. : Piktogramm d. Monogramms -Durch diese hohle Gasse …, kul 18. 9. 1932, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner 1929 -Arno Holz, kul 23. 4. 1933, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner Schleiermacherhaus in Berlin, kul 18. 2. 1934, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner MCMXXIII

-Die Brüder Grimm, kul 6. 1. 1935, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner -Erasmus wird von Holbein gezeichnet, kul 12. 7. 1936, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner f. -Bei Bad Grund im Harz, kul 12. 9. 1937, Federzeichnung, bez. o. r.: Erich Büttner f.

C

Carben, Julius 1909–11 Caspari, Walther 1909–14 Cissarz, Johann Vincenz 1909–14,

1916–25, 1927, 1929, 1931, 1933, 1935–36, 1938, 1940, 1942 Claudius, Wilhelm 1929 Coßmann, Alfred 1930

Dahle, Adolf 1943 Dallinger, K. H. 1943 Dannenberg, Otto 1909 Daur, Hermann 1909–11, 1914, 1919 Delavilla, Franz K. 1925 Depfer, Ulf 1939–43 Dettmann, Ludwig 1930, 1933–38, 1943 Diez, Julius -Pelikanreiter, kul 12. 11. 1911,

FLIESSTEXT Absara Regular — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +10 96

D

absara tf regular sc laufweite + 25 — Absara Regular Italic — Syntax LT Std. Black — 8,5 pt.

Federzeichnung, bez. m. r.: IULDIEZ -Rübezahl, kul 1. 9. 1912, Federzeichnung, bez. o. l.: ID, o. r.: RÜBEZAHL -Junger Herkules, kul 13. 4. 1913, Federzeichnung, bez. m. l.: IULDIEZ -Der Hofnarr, kul 7. 6. 1914, Federzeichnung, bez. m. r.: ID, u. r.: DER HOFNARR -Die Hexe, kul 10. 1. 1915, Federzeichnung, bez. u. r.: ID -Kriegsfackel, kul 6. 8. 1916, Federzeichnung, bez. o. l.: IUL DIEZ 1915 -Kentauren, kul 3. 11. 1918, Federzeichnung, bez. o. l.: ID 1917 -Gespenster, kul 27. 2. 1921, Federzeichnung, bez. l. m.: ID -Cerberus, kul 3. 6. 1923, Federzeichnung, bez. u. l.: ID -Der Drache, kul 23. 1. 1927, Federzeichnung, bez. m. l.: IULDIEZ 26


E

Eckener, Alexander 1915–16, 1918–20,

1935, 1937 Egger-Lienz, Albin 1917 Eggert, Benno 1930, 1932, 1936, 1940 Ehlers-Kollwitz, Ottilie 1940–42 Ehmcke, Fritz Helmuth 1912–14, 1916, 1923,

1925, 1927, 1930, 1938 Ehmig, Georg 1934 Eichrodt, Hellmut 1909–12, 1915, 1921, 1923,

1926, 1930, 1932, 1935 Einschlag, Eduard 1918, Ellermann, Karl 1910 Ende, Hans am 1912–17, 1919–20 Engel, Otto H. 1916, 1918, 1921, 1923,

1927, 1930 Engelhard, Anton 1911 Engels, Robert 1909, 1912–14, 1916,

1923, 1925 Erler, Fritz 1925–26, 1928–29, 1931, 1933–38

F Fabian, Max 1918–19, 1926 Feyerabend, Erich 1921–23

-Brandungssang, kul 1909, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus -Waldwunder, kul 11. 7. 1909, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus

-Lebenszeichen, 1908 entstandene Mappe mit 12 Federzeichnungen mit folgenden Titeln: Sturmgebet, Begegnung, Vor dem Tempel der Tat, Am Traualtar, Glück, Zu den Menschen, Vorm Karren der Gewöhnlichkeit, Gaukeltraum, Durch die Zauberwelt, Die ewige Braut, Brandopfer, Sonnenwanderer, je 28 × 20 cm. -An der Schwelle, kul 23. 10. 1910, Federzeichnung, bez. u. l.: F 09 -Hebe Dich weg von mir Satan!, 1910, Einzeldruck, Kreidezeichnung, unbez. -Vater Kommt!, kul 20. 8. 1911, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 10 -Am Parkgitter, kul 8. 9. 1912, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 11 -Kampf, kul 14. 9. 1913, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus -Norim, kul 13. 12. 1914, Federzeichnung, bez. u. l.: Norim f VI. 13 -Vor dem Angesichte, kul 5. 12. 1915, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 14, r.: Vor dem Angesichte In Deinem Zeichen streiten, ist, Kaiserin Seele, Sieg!, kul 1./2. 1. 1916, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 15, u. m.: In Deinem Zeichen streiten, ist, Kaiserin Seele, Sieg! -Balten-Kampf, kul 14. 1. 1917, Federzeichnung, bez. o. r.: F.16, u. m.: Den Kühnen, Deutscher Art im Dräunenden Ost! -Mutter Germania, kul 6. 1. 1918, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus 17, Y 111, in der Menge laut Fidus eigenhändiger Legende: »Beethoven, Bismarck, Goethe, Fridericus, Mozart, Novalis, Kleist, Menzel, Wagner, Schiller, Der Künstler, unbekannte Soldaten, Volkes …« -Des Ostens deutscher Friede, kul 5. 1. 1919, Federzeichnung, bez. u. l.: F 18 -Beethoven, kul 12. 12. 1920, Federzeichnung, unbez. -Fridericus Rex, kul 14. 8. 1921, Federzeichnung, bez. o. l.: Fidus, u. m.: Fridericus Rex! -Deutsche Not, kul 22. 10. 1922, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus 21 -Gral, kul 30. 3. 1924, Federzeichnung, unbez., u. m.: Deutsche Treue bricht Mass und Schläue -Haarstrählende, kul 11. 9. 1927, Federzeichnung, bez. o. l.: F, o. r.: 25 -Prometheus, kul 7. 10. 1928, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 05 u. 27 -Kämpfers Abschied, kul 13. 10. 1929, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus 1920 u. 28 -Alte Gräfin, kul 9. 8. 1931, Federzeichnung, unbez. -Traumspiegel, kul 9. 10. 1932, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus -Und doch!, kul 28. 1. 1934, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus, u. r.: Erntin -Schwertwacht, kul 30. 8. 1936,

Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus 1895–1935, u. l.: Schwertwacht -Ganymedes, kul 7. 3. 1937, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus 92 -Der einsame Tempel, kul 18. 9. 1938, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus VI. 28, Y 74 -Die Wahrheit dieser Erde, kul 25. 5. 1941, bez. u. l.: Fidus, u. r.: 1868–1940, oben: Ich bin die Wahrheit dieser Erde: Friede nur, unten: im Schutze des unbefleckten Schwertes Finkentscher, Otto 1909–1912, 1914, 1917, 1919–20, 1929, 1932 Fischer, Hans 1937–43 Fischer, Otto 1919–20, 1922, 1925, 1927, 1930, 1932, 1934, 1937, 1939, 1942 Flockenhaus, Richard 1940–42 Fohn, Emanuel 1910 Franck, Philipp

-Badende Jungen, kul 1913, 56, Federzeichnung, bez. u. l.: Philipp Franck 1912 -Freibad, kul 18. 7. 1915, Federzeichnung, bez. u. l.: Philipp Franck 1913 -Am Wannsee, kul 1916, 98, Federzeichnung, bez. u. r.: Ph. Franck 1915 -Taunuslandschaft, kul 1917, 68, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 1916 -Der Holzschlag, kul 1918, 50, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 1917 -Auf dem Felde, kul 27. 7. 1919, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 1918 -Gewittersonne, kul 6. 6. 1920, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 1919 -Mutter und Kind, kul 27. /28. 3. 1921, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 1920 -Pferde, kul 18. 6. 1922, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck 21 -Mutterstute, kul 29. 11. 1925, Federzeichnung, bez. u. r.: Franck -Schweine, kul 11. 7. 1926, Federzeichnung, bez. u. r.: Philipp Franck -Pferde, kul 24. 6. 1928, Federzeichnung, bez. u. r.: Ph. Franck -Segelboote, kul 6. 4. 1930, Federzeichnung, bez. u. l.: Ph. Franck 29 -Havelbrücke, kul 11. 9. 1932, Federzeichnung, bez. u. r.: Ph Franck -Sanssouci, kul 15. 7. 1934, Federzeichnung, bez. u. l.: Ph Franck 1933 -Potsdam, kul 14. 4. 1935, Federzeichnung, bez. u. l.: Ph Franck -Im Schwanenwinkel, kul 4. 4. 1937, Federzeichnung, bez. u. r.: Ph Franck 1936 -Bootshafen, kul 24. 7. 1938, Federzeichnung, bez. u. r.: Ph Franck 1937 -Kanal im Vorfrühling, kul 7. 4. 1940, Federzeichnung, bez. u. l.: Ph Franck -Beiträge für Die Zeichnung, Heft 18, Sonderheft: Philipp Frank, 5 Federzeichnungen von 1923 mit den Titeln: Pferd, Sich bäumende Pferde, Der Bogenschütze, Jo, Europa; Mit Abdruck

BILDVERZEICHNIS KRINK

-Der Hahn, kul 5. 2. 1928, Federzeichnung, bez. u. r.: IUL DIEZ 26, o. l.: DER HAHN -Der Fischer, kul 2. 6. 1929, Federzeichnung, bez. u. r.: ID 28 -Der Kopf der Zeit, kul 1930, Titelblatt, Federzeichnung, bez. o. r.: IULDIEZ -Masken, kul 7. 2. 1932, Federzeichnung, bez. u. r.: IULDIEZ 31 -Sommernachtstraum, kul 24. 6. 1934, Federzeichnung, bez. u. r.: ID -Die Säulenheilige, in: Die Zeichnung, Heft 1, Federzeichnung, bez. o. r.: ID 1920 Doerbecker, Karl 1926, 1929, 1931 Döhler, Willi 1939–40 Dreßler, August Wilhelm 1929, 1931, 1933 Dumler, Hermann 1912

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KISTE INHALTSVERZEICHNIS

BASISTEXT Romain BP Text Regular Italic — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +10 Romain BP Text Regular (KAPITÄLCHEN) — Sapient Sans Bold — 9 pt.

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Zum

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DEZENT IMPRESSUM

FLIESSTEXT Romain BP Text Regular — 9 pt. / 12,5 pt. — Laufweite: +10 Romain BP Text Bold (KAPITÄLCHEN) — Romain BP Text Regular Italic

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IMPRESSUM DEZENT

HERAUSGEBER Galerie Mutter Fourage Wolfgang Immenhausen Chausseestraße 15a 14109 Berlin-Wannsee MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DES Talibans ALLE RECHTE FÜR DIESE AUSGABE BEI Yogi-Bear-Verlag, Jellystone Nationalpark und den Autoren. Jellystone, Januar 2002 PROJEKTLEITUNG UND BILDREDAKTION Wolfgang Immenhausen, Berlin PROJEKTKOORDINATION, TEXT- UND BILDREDAKTION Regine Reinhardt, Berlin ABBILDUNGEN S. 10, Spemann-Verlag, Stuttgart, S. 14–15 Deutsche Bücherei, Leipzig S. 174: Fotografie von August Scherl GmbH, Berlin; S. 180, Abb. 02: nach Ausst.-Kat. Bremen 1991, Nr. 30; S. 180, Abb. 03, 181 Abb. 05, 184–185: Repros von Jörg P. Anders; S. 181, Abb. 04: nach Ach.; alle anderen Abbildungen aus dem FHV. GESTALTUNG UND SATZ Joshua Marr, Berlin Schriften: Romain BP Text von Ian Party, B&P Foundry Srl, Switzerland GESAMTHERSTELLUNG: Supermegaprint, Kassel auf 90 g/qm, BIOTOP 3, Papierunion, Berlin YOGI-BEAR-VERLAG ISBN 123–456789–01–11–2

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ELEGANT IMPRESSUM

FLIESSTEXT Atma Serif Book Roman — 9 pt. / 11 pt. — Laufweite: +10 atma serif bold roman sc laufweite +50 — Atma Serif Book Italic — Atma Serif Bold Roman

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IMPRESSUM ELEGANT

impressum Herausgeber Galerie Mutter Fourage Wolfgang Immenhausen Chausseestraße 15a 14109 Berlin-Wannsee Mit freundlicher Unterstützung Gottes Alle Rechte für diese Ausgabe bei Yogi-Bear-Verlag, Jellystone Nationalpark und den Autoren. Jellystone, Januar 2002

Abbildungen S. 10, Spemann-Verlag, Stuttgart, S. 14–15 Deutsche Bücherei, Leipzig S. 174: Fotografie von August Scherl GmbH, Berlin; S. 180, Abb. 02: nach Ausst.-Kat. Bremen 1991, Nr. 30; S. 180, Abb. 03, 181 Abb. 05, 184–185: Repros von Jörg P. Anders; S. 181, Abb. 04: nach Ach.; alle anderen Abbildungen aus dem FHV. Gestaltung und Satz Joshua Marr, Berlin Schriften: Atma Serif von Alan Green, Fontshop International

Projektleitung und Bildredaktion Wolfgang Immenhausen, Berlin

Gesamtherstellung: Supermegaprint, Kassel auf 90 g/qm, BIOTOP 3, Papierunion, Berlin

Projektkoordination, Text- und Bildredaktion Regine Reinhardt, Berlin

Yogi-Bear-Verlag ISBN 123–456789–01–11–2

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IMPRESSUM AUFDRÄNGLICH

IMPRESSUM: LIES DIR ES GENAU DURCH Herausgeber Galerie Mutter Fourage Wolfgang Immenhausen Chausseestraße 15a 14109 Berlin-Wannsee

Mit freundlicher Unterstützung Gottes

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IMPRESSUM SEITENFÜLLEND

Herausgeber Galerie Mutter Fourage, Wolfgang Immenhausen, Chausseestraße 15a, 14109 BerlinWannsee Mit freundlicher Unterstützung Gottes Alle Rechte für diese Ausgabe bei Yogi-Bear-Verlag, Jellystone Nationalpark und den Autoren. Jellystone, Januar 2002 Projektleitung und Bildredaktion Wolfgang Immenhausen, Berlin Projektkoordination, Text- und Bildredaktion Regine Reinhardt, Berlin Abbildungen S. 10, SpemannVerlag, Stuttgart / S. 14–15 Deutsche Bücherei, Leipzig / S. 174: Fotografie von August Scherl GmbH, Berlin / S. 180, Abb. 02: nach Ausst.-Kat. Bremen 1991, Nr. 30 / S. 180, Abb. 03, 181 Abb. 05, 184–185: Repros von Jörg P. Anders / S. 181, Abb. 04: nach Ach.; alle anderen Abbildungen aus dem FHV. Gestaltung und Satz Joshua Marr, Berlin / Schriften: Atma Serif von Alan Green, Fontshop International Gesamtherstellung: Supermegaprint, Kassel auf 90 g/qm, BIOTOP 3, Papierunion, Berlin. Yogi-Bear-Verlag. ISBN 123–456789–01–11–2

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ZESSE 109


Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3

/

Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt.

zeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus dem Münchner Delphinverlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7

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bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13

/

Insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen.

TTRR /

Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage be-

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Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre.

/

Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner RembrandtVerlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets

/

Eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist.

/

Ähnliche Tendenzen zeigt der Dürer-Kalender 17 (abb. 05), der ab 1914 in Berlin-Zehlendorf im


Kunstkalender im frühen 20. Jahrhundert michaela probst

RÖöö Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur

Ausstattung eines Kalenders.¹ Kalenders.¹ Im Hinblick auf das Phänomen des

Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss

aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher

enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen

»Einen Typus für sich stellt der Kalender Kunst und Leben dar.«

zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen

und Vignetten.² Vignetten.² Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem

heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodo-

wiecki, wiecki , dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg

christop h lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.³ wurde.³

Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut er-

forscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunst-

kalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen

20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und

Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Sys-

tematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der

Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren

Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.⁴

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112 max pechstein Tänzerin, KuL 16. 3. 1924, Holzschnitt, unbez.; Abbildung des Probedrucks.

EINE TABELLARISCHE GESCHICHTE DES VERLAGES UND VERLEGERS FRITZ HEYDER

e. a. weber Vor dem Spiegel, KuL 31. 7. 1927, Holzschnitt, unbez.; erschien auch als Handdruck

Regine Reinhardt

KUNSTKALENDER IM FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT

Michaela Probst »Einen Typus für sich stellt der Kalender Kunst und Leben dar.«

ZUM GELEIT

VORWORT

gte See, t, unbez.


DIE AUTOREN

DIE AUTOREN REGISTER DER KALENDERKÜNSTLER

DAS FRITZ-HEYDER-VERLAGSARCHIV IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

Ursel Wolff DER KALENDERKÜNSTLER REGISTER

ZUR FRITZ-HEYDER-VERLAGSARCHIV LITERARISCHEN SEITE VON KUNST DAS IN UND DER LEBEN AKADEMIE DER KÜNSTE

Carsten Wurm »Sie wissen«, dass ich den Kalender »jeder Anthologie vorziehe.« Ursel Wolff

ZUR LITERARISCHEN SEITE VON KUNST UND LEBEN

MAX ARBEITEN FÜR »jeder DEN FRITZ HEYDERvorziehe.« VERLAG »Sie LIEBERMANNS wissen«, dass ich den Kalender Anthologie

Sigrid Achenbach Carsten Wurm

KATALOG DER KALENDERKÜNSTLER MAX LIEBERMANNS ARBEITEN FÜR DEN FRITZ HEYDER VERLAG

Astrid und Regine Reinhardt Sigrid Bähr Achenbach

KUNST UND LEBEN. DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS KATALOG DER KALENDERKÜNSTLER

RegineBähr Reinhardt Astrid und Regine Reinhardt

EINE TABELLARISCHE GESCHICHTE DES VERLAGES UND VERLEGERS FRITZ HEYDER KUNST UND LEBEN. DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS

Regine Regine Reinhardt Reinhardt

7 7

8 8

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fritz fritzhe h um1930 1930 um

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reinhold hoberg Bewegte See, KuL 28. 10. 1923, Holzschnitt, unbez.

reinhold hoberg Bewegte See, KuL 28. 10. 1923, Holzschnitt, unbez.

e. a. weber Vor dem Spiegel, KuL 31. 7. 1927, Holzschnitt, unbez.; erschien auch als Handdruck

e. a. weber Vor dem Spiegel, KuL 31. 7. 1927, Holzschnitt, unbez.; erschien auch als Handdruck

geroge grosz geroge Amgrosz Strand, Am Strand, max pechstein max pechstein Tänzerin, Tänzerin, KuL 7. 7. 1929, KuLFederzeichnung, 7. 7. 1929, Federzeichnung, KuL 16. 3. 1924, KuL Holzschnitt, 16. 3. 1924, Holzschnitt, unbez. unbez. unbez.; Abbildung unbez.; Abbildung des Probedrucks. des Probedrucks.

fritz heyder fritz heyder 1882

1882 wird in Berlin wird inals Berlin einesals von eines zehnvon Kindern zehn Kindern geboren.geboren.

1893

1893 Schüler Schüler des Askanischen des Askanischen Gymnasiums. Gymnasiums.

1900

Verlag Verlag

erste Druckwerk erscheint: Schiller und Jena, gedruckt Das ersteDas Druckwerk erscheint: Schiller und Jena, gedruckt 1907 und ausgeliefert durch die Frommann’sche Hofbuchhandlung. und ausgeliefert durch die Frommann’sche Hofbuchhandlung. 1900 In Burg In beiBurg Magdeburg bei Magdeburg Buchhändlerlehre Buchhändlerlehre bei Rudolf bei Hopfer, Rudolf Hopfer, im Handelsregister eingetragen und im Börsenblatt des dem Cousin dem seines CousinVaters. seinesLernt Vaters. seine Lernt spätere seine Frau, spätere Martha Frau, Martha Wird imWird Handelsregister eingetragen und im Börsenblatt des 1908 Deutschen Buchhandels Der GeschäftsHopfer, Hopfer, die Tochter die Tochter seines Lehrmeisters, seines Lehrmeisters, kennen,kennen, die seinedie seine Deutschen Buchhandels bekanntbekannt gegeben.gegeben. Der Geschäftsgegenstand lautet: Broschüren, Halbcousine Halbcousine und damals und noch damals einnoch Kindein ist.Kind ist. gegenstand lautet: Bücher, Bücher, Broschüren, Kalender, Kalender, Kataloge, Kataloge,

1907

1908

Musikalien, Musikalien, Zeitschriften, Zeitschriften, Zeitungen, Zeitungen, Flugblätter, Flugblätter,

1903

1904

1911

Darstellungen und Gegenstände und Gegenstände der bildenden der bildenden Kunst, im Kunst, im 1903 Nach Abschluss Nach Abschluss der Lehre derAnstellung Lehre Anstellung bei Lipsius bei&Lipsius Tischer,& Tischer,Darstellungen Original und irgend undeiner irgend Vervielfältigung, einer Vervielfältigung, Albums. Albums. einem Verlagseinem Verlagsund Sortimentsbuchhandel. und Sortimentsbuchhandel. Begeistert Begeistert sich für sichOriginal für die Natur. die Natur. Abreißkalender Abreißkalender Kunst undKunst Lebenund erscheint Leben erscheint erstmalig, erstmalig, danebendaneben 1909 1904 Anstellung Anstellung in der traditionsreichen in der traditionsreichen Frommann’schen Frommann’schen Hofbuch-Hofbuch-erste Mappenwerke erste Mappenwerke von Alfred vonRethel Alfredund Rethel Fidus, undausFidus, aushandlunghandlung in Jena. in Hört Jena. an Hört der Universität an der Universität Vorlesungen Vorlesungen in in geliefert geliefert über denüber Leipziger den Leipziger Kommissionär Kommissionär H. Haessel H. Haessel an an Kunstgeschichte, Kunstgeschichte, LiteraturLiteratur und Philosophie. und Philosophie. den Sortimentsbuchhandel. den Sortimentsbuchhandel.

1909

1911 Zieht nach Zieht Zehlendorf nach Zehlendorf um, das um, überdas dieüber Wannseebahn die Wannseebahn gut gutKalenderKalender entwickelt entwickelt sich mehr sich und mehr mehr und zum mehr Mittelpunkt zum Mittelpunkt des 1911 des 1911 mit Berlin mitverbunden Berlin verbunden ist, an dessen ist, ankulturellem dessen kulturellem Leben begeisLeben begeisVerlagesVerlages und ziehtund gewaltige zieht gewaltige MengenMengen an geschäftlicher an geschäftlicher tert teilnimmt. tert teilnimmt. Korrespondenz Korrespondenz mit Künstlern mit Künstlern und Schriftstellern und Schriftstellern nach sich. nach sich. 1914 Heyder 1914 Heyder stellt Verlagserzeugnisse stellt Verlagserzeugnisse auf der Bugra auf derinBugra in Leipzig aus, Leipzig der aus, wichtigsten der wichtigsten Ausstellung Ausstellung für Buchgewerbe für Buchgewerbe und Grafik. und Dort Grafik. begegnet Dort begegnet er Arbeiten er Arbeiten von Hans von Meid, HansPeter Meid, Peter Halms, Eduard Halms, Eduard Einschlag, Einschlag, Otto Richard Otto Richard Bossert, Bossert, Rudolf Rudolf 114 Schiestl Schiestl und anderen und anderen Künstlern, Künstlern, die er indie KuL er aufnimmt. in KuL aufnimmt. Dass Heyder Dass Heyder sich dortsich anregen dort anregen ließ, schreibt ließ, schreibt er spätereranspäter an Oskar Laske: Oskar»Sie Laske: stehen »Sieseit stehen der Bugra seit derauf Bugra meiner auf Liste meiner …«Liste …« (FHV 601, (FHV 26.601, 1. 1921) 26. 1. 1921) 1914 Heyder 1914 Heyder wird einberufen. wird einberufen. Seinen Dienst Seinenleistet Diensterleistet als er als Pferdepfleger, Pferdepfleger, aber nicht aber unbehelligt nicht unbehelligt von denvon verheerenden den verheerenden


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KUNSTKALENDE MIC IM FRÜHEN PRO 20. JAHRHUNDE Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur

eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalender eines

der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese

Taschenbücher enthalten neben einem

Kalendarium und literarischen Beiträ Beiträ-

gen zumeist auch künstlerisch ambiti ambiti-

onierte Kupferstichillustrationen und

grafiVignetten.2 Dass diese Form der grafi

schen Ausgestaltung dem heutigen Ver-

» EINEN TYPU SICH STELLT KALENDER KU UND LEBEN D

ständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich

ung von Künstlern wie DANIEL CHODOWIECKI, dessen bekannte Stich

anträge 1780 im von GEORG CHRISTOP H LICHTENBERG redigierten Göt kalender erstmals publiziert wurde.3

Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforsc

die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und beson

reiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ign

ser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf d

Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und e

tisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Techn

Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Masse

von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftliche

und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehba

Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch ge

reißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überliefe

rig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Ku

zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalend

zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen

aus eine wichtige Rolle spielt.

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a anker, hanns 1910 /// arnold, karl 1920 b baluschek, hans An der Berliner Stadtbahn, kul 8. 5. 1910, Federzeichnung, bez. o. l.: HBaluschek Totensonntag, kul 26. 11. 1911, Federzeic HBaluschek Weihnachtstag, kul 22. 12. 1912, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek Das Luftschiff, kul 2. 3. 1913, Federz HBaluschek Der singende Vogel, kul 2. 5. 1915, Federzeichnung, bez. u. M.: HBaluschek; meißner 341 mit Hinweis auf kul 13. 8. 1916, Federzeichnung, bez. u. l.: HBaluschek; meißner 342 mit Hinweis auf kul Im Feindesland, kul 7. 4. 1 bez. u. r.: HBaluschek Industrie-Vorstadt, kul 1920, 7, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek Frühling, kul 5. 3. 1922, Fed HBaluschek Sommerabend, kul 22. 6. 1924, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek Feierabend, kul 28. 6. 1925, Federzeic HBaluschek Von der Heilsarmee, kul 7. 4. 1929, Federzeichnung, bez. u. r.: HBaluschek Der Industriearbeiter, kul 4. 5. 193 bez. u. l.: HBaluschek Eisenbahnbau, kul 7. 8. 1932, Federzeichnung, bez. o. r.: HBaluschek 31 Verkehrsflugzeug, kul 29. 4 bez. u. l.: HBaluschek bantzer, carl 1918 /// barlösius, georg 1909 /// bartosik, peter 1938 /// bastanier, hanns 1929, 1933, 1938 /// 1916–32, 1934–42 behrens, peter Bismarck, kul 28. 3. 1915, Holzschnitt, unbez. AEG-Fabrik, kul 23. 1. 1921, Federzeichnung, unbez.; Titelaufschrift o.: A bekgran, hermann 1909 /// bernuth, max 1909–10, 1912–14, 1917, 1919, 1921–22, 1924, 1926, 1928, 1930, 1932, 1934, 193 karl 1909, 1911–20, 1922, 1924–25, 1927–28 /// böhmer, gunter 1934–40 /// bossert, otto richard 1911–12, 1914–19 martin 1910 /// braun, maria 1928, 1932, 1935 /// braune, hugo l. 1909–11, 1913, 1933 /// breuer, carl 1911 /// bro /// broel, georg 1913, 1916–23, 1926, 1928, 1930, 1934, 1936 /// brückner, max 1926, 1930, 1936, 1938, 1940 /// büchne /// budzinski, robert 1919–20, 1922–23, 1926, 1928, 1933, 1943 /// buhe, walter 1924, 1926, 1931–32, 1934, 1936, 1939– büttner, erich Die Ehrenbezeugungen der Schipper, kul 25. 2. 1917, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner 1915 Schipper, kul 10. 2. 191 bez. o. r.: Erich Büttner Im Schnee, kul 12. 1. 1919, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner 1918 Novemberabend 1918, ku Federzeichnung, bez. o. r.: Erich Büttner Sommernachtstraum, kul 1. 5. 1921, Federzeichnung, bez. u. l.: Büttner Die Male Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner 1918 Klabund, kul 24. 2. 1924, Holzschnitt, bez. o. r.: EB Adolf von Harnack, kul bez. o. r.: Piktogramm des Monogramms EB Heinrich von Kleist, kul 16. 10. 1927, Holzschnitt, bez. u. r.: Erich Büttner 192 kul 15. 7. 1928, Holzschnitt, bez. o. r.: Erich Büttner 1927 Der Pianist Seyer-Stephan, kul 17. 2. 1929, Holzschnitt, bez. u. r Stephan, Monogramm EB Beim Trainingslauf, kul 14. 12. 1930, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner 1929 Der Kompo 23. 8. 1931, Holzschnitt, bez. o. r.: Erich Büttn., o. l. : Piktogramm d. Monogramms Durch diese hohle Gasse …, kul 18. 9. 193 bez. u. r.: Erich Büttner 1929 Arno Holz, kul 23. 4. 1933, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich Büttner Schleiermacherhaus in Be Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner MCMXXIII Die Brüder Grimm, kul 6. 1. 1935, Federzeichnung, bez. u. r.: Erich von Holbein gezeichnet, kul 12. 7. 1936, Federzeichnung, bez. u. l.: Erich Büttner f. Bei Bad Grund im Harz, kul 12. 9. 1937, bez. o. r.: Erich Büttner f. c carben, julius 1909–11 /// caspari, walther 1909–14 /// cissarz, johann vincenz 1909–14, 1916–25, 1927, 1929, 1 1940, 1942 /// claudius, wilhelm 1929 /// coßmann, alfred 1930 d dahle, adolf 1943 /// dallinger, k. h. 1943 /// dannenberg, otto 1909 /// daur, hermann 1909–11, 1914, 1919 /// 1925 /// depfer, ulf 1939–43 /// dettmann, ludwig 1930, 1933–38, 1943 diez, julius Pelikanreiter, kul 12. 11. 1911, Federzeichnung, bez. m. r.: IULDIEZ Rübezahl, kul 1. 9. 1912, Federzeichnung, bez. o. l.: I Junger Herkules, kul 13. 4. 1913, Federzeichnung, bez. m. l.: IULDIEZ Der Hofnarr, kul 7. 6. 1914, Federzeichnung, bez. m HOFNARR Die Hexe, kul 10. 1. 1915, Federzeichnung, bez. u. r.: ID Kriegsfackel, kul 6. 8. 1916, Federzeichnung, bez. o. Kentauren, kul 3. 11. 1918, Federzeichnung, bez. o. l.: ID 1917 Gespenster, kul 27. 2. 1921, Federzeichnung, bez. l. m.: ID C Federzeichnung, bez. u. l.: ID Der Drache, kul 23. 1. 1927, Federzeichnung, bez. m. l.: IULDIEZ 26 Der Hahn, kul 5. 2. 19 bez. u. r.: IUL DIEZ 26, o. l.: DER HAHN Der Fischer, kul 2. 6. 1929, Federzeichnung, bez. u. r.: ID 28 Der Kopf der Zeit, Federzeichnung, bez. o. r.: IULDIEZ Masken, kul 7. 2. 1932, Federzeichnung, bez. u. r.: IULDIEZ 31 Sommernachtstraum Federzeichnung, bez. u. r.: ID Die Säulenheilige, in: Die Zeichnung, Heft 1, Federzeichnung, bez. o. r.: ID 1920 doerbecker, karl 1926, 1929, 1931 /// döhler, willi 1939–40 /// dreßler, august wilhelm 1929, 1931, 1933 /// du e eckener, alexander 1915–16, 1918–20, 1935, 1937 /// egger-lienz, albin 1917 /// eggert, benno 1930, 1932, 1936, kollwitz, ottilie 1940–42 /// ehmcke, fritz helmuth 1912–14, 1916, 1923, 1925, 1927, 1930, 1938 /// ehmig, geor hellmut 1909–12, 1915, 1921, 1923, 1926, 1930, 1932, 1935 /// einschlag, eduard 1918 /// ellermann, karl 1910 /// e 1912–17, 1919–20 /// engel, otto h. 1916, 1918, 1921, 1923, 1927, 1930 /// engelhard, anton 1911 /// engels, robert 1923, 1925 /// erler, fritz 1925–26, 1928–29, 1931, 1933–38 f fabian, max 1918–19, 1926 feyerabend, erich 1921–23 Brandungssang, kul 1909, Federzeichnung, bez. u. r.: Fidus Waldwunder, kul 11. 7. 1909, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus entstandene Mappe mit 12 Federzeichnungen mit folgenden Titeln: Sturmgebet, Begegnung, Vor dem Tempel der Tat, Am T Menschen, Vorm Karren der Gewöhnlichkeit, Gaukeltraum, Durch die Zauberwelt, Die ewige Braut, Brandopfer, Sonnenwanderer Schwelle, kul 23. 10. 1910, Federzeichnung, bez. u. l.: F 09 Hebe Dich weg von mir Satan!, 1910, Einzeldruck, Kreidezeichnu kul 20. 8. 1911, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 10 Am Parkgitter, kul 8. 9. 1912, Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus 11 Kam Federzeichnung, bez. u. l.: Fidus Norim, kul 13. 12. 1914, Federzeichnung, bez. u. l.: Norim f VI. 13 Vor dem Angesichte, ku

ABSÄTZE

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Federzeichnung, bez. u. l.: 13, Federzeichnung, bez. o. r.: nweis auf kul Landsturm 1915, kul 7. 4. 1918, Federzeichnung, 1922, Federzeichnung, bez. u. l.: Federzeichnung, bez. u. r.: l 4. 5. 1930, Federzeichnung, kul 29. 4. 1934, Federzeichnung,

, 1938 /// bauer, karl 1909–14,

hrift o.: AEG-Fabrik in Riga 1934, 1936, 1938, 1942 /// biese, 2, 1914–1917 /// brandenburg, 11 /// brockmüller, paul 1909 büchner, robert 1934–43 36, 1939–40, 1942–43

10. 2. 1918, Federzeichnung, d 1918, kul 7. 11. 1920, Die Maler, kul 5. 8. 1923, nack, kul 2. 5. 1926, Holzschnitt, üttner 1926 Wilhelm von Scholz, tt, bez. u. r.: Joachim Seyer Der Komponist Dr. J. H. Wetzel, kul l 18. 9. 1932, Federzeichnung, haus in Berlin, kul 18. 2. 1934, . r.: Erich Büttner Erasmus wird 2. 9. 1937, Federzeichnung,

27, 1929, 1931, 1933, 1935–36, 1938,

4, 1919 /// delavilla, franz k.

bez. o. l.: ID, o. r.: RÜBEZAHL ung, bez. m. r.: ID, u. r.: DER ng, bez. o. l.: IUL DIEZ 1915 . m.: ID Cerberus, kul 3. 6. 1923, ul 5. 2. 1928, Federzeichnung, f der Zeit, kul 1930, Titelblatt, achtstraum, kul 24. 6. 1934,

933 /// dumler, hermann 1912 32, 1936, 1940 /// ehlersig, georg 1934 /// eichrodt, 1910 /// ende, hans am robert 1909, 1912–14, 1916,

. l.: Fidus Lebenszeichen, 1908 Tat, Am Traualtar, Glück, Zu den nwanderer, je 28 × 20 cm. An der dezeichnung, unbez. Vater Kommt!, us 11 Kampf, kul 14. 9. 1913, esichte, kul 5. 12. 1915,

VORWORT

7

ZUM GELEIT

8

Michaela Probst »Einen Typus für sich stellt der Kalender Kunst und Leben dar.«

10

Regine Reinhardt

22

Regine Reinhardt

30

Astrid Bähr und Regine Reinhardt

80

KUNSTKALENDER IM FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT

EINE TABELLARISCHE GESCHICHTE DES VERLA VERLAGES UND VERLEGERS FRITZ HEYDER

KUNST UND LEBEN. DAS LEBENSWERK FRITZ HEYDERS

KATALOG DER KALENDERKÜNSTLER KATALO Sigrid Achenbach

174

Carsten Wurm »Sie wissen«, dass ich den Kalender »jeder Anthologie vorziehe.«

192

Ursel Wolff

208

KALENDERKÜNSTLER REGISTER DER KALENDER

220

DIE AUTOREN

243

MAX LIEBERMANNS ARBEITEN FÜR DEN FRITZ HEYDER VERLAG

ZUR LITERARISCHEN SEITE VON KUNST UND LEBEN

DAS FRITZ-HEYDER-VERLAGSARCHIV IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

SLASH! 117


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In der Antike und im Mittelalter werden vor allem astrologische Motive und Monatsdarstellungen als Kalenderschmuck ver wendet. Konzentrierten sich diese frühen Kalenderillustrationen auf den Wechsel der Gestirne und der Jahreszeiten sowie den Verlauf des Kirchenjahres, so werden spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks die Titelblätter der Kalender und auch die Kalendarien selbst mit allegorischen Darstellungen, Stadtansichten und Porträts versehen. Diese Entwicklung setzt sich mit dem Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts fort und mündet in die Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. Jahrhunderts. – Vgl. u.a.: dresler, adolf, Kalender-Kunde: eine kulturhistorische Studie, München 1972. – Kalender im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1982. – eder, katharina / ganter, theo, Bilder aus Volkskalendern: Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Rosenheim 1987. – dormeier, heinrich, »Bildersprache zwischen Tradition und Originalität. Das Sujet der Monatsbilder im Mittelalter«, in: Kurzweil viel ohn’ Maß und Ziel: Alltag und Festtag auf den Augsburger Monatsbildern der Renaissance, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, München 1994, S. 102–127.

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schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Daniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90.

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreißund Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren

Schon seit der Antike gehört das künstleri Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick a Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 190 aber vor allem auf die grafische Ausstattun 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden bücher enthalten neben einem Kalendari Beiträgen zumeist auch künstlerisch amb illustrationen und Vignetten.2 Dass diese Fo gestaltung dem heutigen Verständnis des sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitw wie daniel chodowiecki, dessen bekann anträge 1780 im von georg christoph l ten Göttinger Taschenkalender erstmals publiz Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18 erforscht, so scheint die Kunstwissenscha Kunstkalenders und besonders des Abreiß im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu trag wird die Probleme dieser Publikationsf Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz H umreißen und eine Systematisierung vor hundert kam es im Zuge der Technisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten M Kalendern für alle denkbaren Interessengeb Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn m unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu hunderts nur die künstlerisch gestalteten A greift, ist es aufgrund der lückenhaften Üb ein repräsentatives Gesamtbild der Ersc Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlich Formen des Kalenders gegeben zu haben, i die bloße Funktion einer illustrativen Beigab Rolle spielt. Mit dem Begriff des Kunstkalenders wer lichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Kunstwerken aller Epochen und Genres a wenden. Oft handelt es sich dabei um die Bildmaterial aus den eigenen Publikatione bung für das Verlagsprogramm verbunden w duktionen im Delphin-Kunstkalender 6 aus de verlag, der von 1924 bis 1928 erscheint und d Woche bietet, mit einem kurzen erläuternde sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das im Vorwort folgendermaßen beschrieben: » der will nun auf leichte und angenehme Ar Kunstbüchern bekannt machen, aus denen d nem Geschmack und seinen Wünschen wä dem aber, aus Text und Bildern, möge dem B zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstar Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 Ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers K gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spe (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttga im Gegensatz zu den anderen genannten der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widm


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er Kenntnis sind erst ab 1913 Deutschen Büchin größerem Umfang Kalenem auch Abreißkalender ge-

traum 1915–1920 gibt das verzeichnis ca. 1300 n. Vgl. auch: Kalender im n 1982, S. 30–31.

r Kenntnis sind erst ab 1913 n Büch erei zu Leipzig mfang Kalender und vor allem nder gesammelt worden. ibliothekaren sei an dieser eratung und die Unterstützeit gedankt.

Angaben zu astronomischen Fragen und bestimmten Ereignissen im Jahresverlauf. Später erscheint der Almanach in Buchform und enthält vor allem literarische und unterhaltende Textbeiträge. In der Hochzeit der Almanach- und Taschenbuchmode um 1800 kommt es zu einer stärkeren Zielgruppenorientierung und Spezialisierung des Almanachs. Schon die Titel Musenalmanach, Frauentaschenbuch oder Historischer Calender für Damen zeigen, dass die Begriffe damals synonym verwendet wurden. Im späten 19. und vor allem im 20. Jahrhundert ist mit der Bezeichnung Almanach eine in Buchform erscheinende Publikation gemeint, wohingegen der Begriff des Kalenders auf die Taschen- oder Wandkalender zu beziehen ist. Zudem spielt das Kalendarium in den meisten Almanachen eine untergeordnete Rolle, während der Kalender im modernen Sinn seiner Funktion als Zeitweiser entsprechend ausgestattet ist. – Vgl. dazu: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 142–156. – reifenscheid, beate, »Die Kunst des Kupferstichs oder der Kupferstich als Kunst im Almanach«, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, hg. v. York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Forschungen; 69), S. 143–165. 03 schumann, tamara, Illustrator, Auftraggeber, Sammler: Daniel N. Chodowiecki in der deutschen Kalender- und Romanillustration des 18. Jahrhunderts, Berlin 1999, S. 90. 04 Für den Zeitraum 1915–1920 gibt das Deutsche Bücherverzeichnis ca. 1300 Kalendertitel an. Vgl. auch: Kalender im Wandel der Zeiten 1982, S. 3 0 – 3 1 .

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hin-Kunstkalender, München: verlag, 1924–1928. 02 —

nstkalender, 1925 (Vorwort).

s Kunstkalender, München: 31–1951.

09 Spemanns Kunst-Kalender, Stuttgart: Spemann, 1903–1960.

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Schon seit der Antike gehört das künstlerisch gestaltete Bild zur Ausstattung eines Kalenders.1 Im Hinblick auf das Phänomen des Kunstkalenders, wie er seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss aber vor allem auf die grafische Ausstattung der Almanache des 18. und 19. Jahrhunderts verwiesen werden, denn diese Taschenbücher enthalten neben einem Kalendarium und literarischen Beiträgen zumeist auch künstlerisch ambitionierte Kupferstichillustrationen und Vignetten.2 Dass diese Form der grafischen Ausgestaltung dem heutigen Verständnis des Kunstkalenders schon sehr nahe kommt, verdankt sich der Mitwirkung von Künstlern wie daniel chodowiecki, dessen bekannte Stichserie Heirathsanträge 1780 im von georg christoph lichtenberg redigierten Göttinger Taschenkalender erstmals publiziert wurde.3 Ist der Bildgebrauch im Almanach des 18. Jahrhunderts recht gut erforscht, so scheint die Kunstwissenschaft das Phänomen des Kunstkalenders und besonders des Abreiß- und Wandkalenders im frühen 20. Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Dieser Beitrag wird die Probleme dieser Publikationsform mit Blick auf den Kalender Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder Verlag in Berlin umreißen und eine Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisierung von Druckverfahren zu einer regelrechten Massenproduktion von Kalendern für alle denkbaren Interessengebiete, gesellschaftlichen Schichten und Berufszweige.4 Auch wenn man aus dieser beinahe unübersehbaren Fülle der Kalendertitel zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur die künstlerisch gestalteten Abreißkalender herausgreift, ist es aufgrund der lückenhaften Überlieferung schwierig, ein repräsentatives Gesamtbild der Erscheinungsformen des Kunstkalenders zu entwerfen.5 Im wesentlichen scheint es aber vier Formen des Kalenders gegeben zu haben, in denen das Bild über die bloße Funktion einer illustrativen Beigabe hinaus eine wichtige Rolle spielt. 119 Mit dem Begriff des Kunstkalenders werden zumeist Veröffentlichungen der Kunstverlage bezeichnet, die Reproduktionen von Kunstwerken aller Epochen und Genres als Kalenderblätter verwenden. Oft handelt es sich dabei um die Zweitverwertung von Bildmaterial aus den eigenen Publikationen, die häufig mit Werbung für das Verlagsprogramm verbunden wird. So sind die Reproduktionen im Delphin-Kunstkalender 6

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Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7 ähnlich gestaltet sind sowohl Pipers Kunstkalender 8 aus dem gleichnamigen Münchner Verlag als auch Spemanns Kunst-Kalender 9 (abb. 01), der von 1903 bis 1960 in Stuttgart erscheint und sich im Gegensatz zu den anderen genannten Kunstkalendern auch der Vermittlung von Gegenwartsgrafik widmet. Gemeinsam ist all diesen als Abreißkalender konzipierten Kunstkalendern, dass sie mittelalterliche Kunst ebenso zeigen wie Werke der Neuzeit oder Gegenwartskunst, ohne dass über die Propagierung des Verlagsprogramms hinaus ein Gesamtkonzept erkennbar wäre. der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch gestalteten Heimatkalendern und vor allem den Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und literarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit regionaltypischen Sujets enthalten. Ein beispieltext dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berliner RembrandtVerlag, der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen auch Reproduktionen von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Der im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalender 12 ist ebenfalls ein Almanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei Grafikreproduktionen von alex eckener und emil nolde als Bildbeigaben, die aber weder untereinander noch mit den übrigen Beiträgen des Almanachs in Zusammenhang stehen.13 insgesamt betrachtet scheint sich im Heimatkalender die Tradition des Volkskalenders mit dem innerhalb der kulturreformerischen Bewegungen um 1900 entwickelten Heimatschutzgedanken und der Heimatkunstbewegung, deren Vertreter auch Beiträge für fritz heyders Kalender KuL lieferten, verbunden zu haben.14 Allerdings können die künstlerischen Beiträge und auch die grafische Gestaltung der meisten Heimatkalender einen gewissen Provinzialismus, der mit der selbst gewählten Beschränkung auf lokale Motive und regional gebundene Künstler zusammenhängt, nicht verleugnen. eine weitere Kategorie der Kunstkalender bilden solche Publikationen, deren Konzepte eine weltanschauliche oder im weitesten Sinne politische Ausrichtung erkennen lassen. So hat es sich der von der Vereinigung deutscher Pestalozzi-Vereine herausgegebene Kalender Natur und Kunst 15 (abb. 02) zur Aufgabe gemacht, »die Liebe zur Kunst und zum deutschen Vaterland« 16 zu fördern. Der von 1907 bis 1938 in Stuttgart bei Holland und Josenhans verlegte Kalender präsentiert eine Mischung aus Reproduktionen von Kunstwerken und fotografischen »Landschafts- und Städtebildern«, die so mit erläuternden Texten oder Zitaten kombiniert werden, dass der Bildungscharakter von Natur und Kunst stark von nationalistischen Untertönen geprägt ist.

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seit der Zeit um 1900 verbreitet ist, muss Systematisierung vorschlagen. Im 19. Jahrhundert kam es im Zuge der Technisierung und Rationalisie9

Der zweite Schwerpunkt der Kunstkalenderproduktion liegt auf künstlerisch h im Almanach des 18.gestalteten Jahrhunderts rechtHeimatkalendern und vor allem den t die Kunstwissenschaft das Phänomen Heimatalmanachen, die neben heimatkundlichen und lid besonders des Abreiß- und Wandkaterarischen Texten auch bildkünstlerische Beiträge mit Jahrhundert weitgehend zu ignorieren. Probleme dieser PublikationsformSujets mit regionaltypischen enthalten. Ein beispieltext Kunst und Leben aus dem Fritz Heyder dafür ist der Almanach Berliner Kalender 10 aus dem Berlien und eine Systematisierung vorschlakamner es imRembrandt-Verlag, Zuge der Technisierung und der neben fotografischen Stadtansichten und Karikaturen Druckauch verfahren zu einer regelrechten von Gemälden und Grafiken mit Berliner Sujets bringt.11 Reproduktionen Kalendern für alle denkbaren InteresDer im Stiftungsverlag Potsdam erscheinende Schleswig-Holsteinische Kunstkalentlichen Schichten und Berufszweige. der 12 ist ebenfallsFülle einderAlmanach und enthält in der Ausgabe von 1915 sogar zwei eser beinahe unübersehbaren 6

von 1924 bis 1928 erscheint und drei Kalenderblätter pro Woche bietet, mit einem kurzen erläuternden Text kombiniert, der sich auf das abgebildete Werk bezieht. Das Ziel des Kalenders ist im Vorwort folgendermaßen beschrieben: »Der vorliegende Kalender will nun auf leichte und angenehme Art mit einer Reihe von Kunstbüchern bekannt machen, aus denen dann ein jeder nach seinem Geschmack und seinen Wünschen wählen mag. […] Aus beidem aber, aus Text und Bildern, möge dem Betrachter die Neigung zu guter Kunst und zum Kunstbuch erstarken, die beide unsere Lebensfreude vermehren und vertiefen.« 7

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