12. Oktober 2012 I Jahrgang 45
UniReport Foto: Ullstein
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Goethe-Universität I Frankfurt am Main
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Raubbau im Montafon 9
Aufklärung in Frankfurt 14 I 15
Erfolg in London 18
Bürger-Universität bietet zum aktuellen Großthema spannende Veranstaltungen mit hochkarätigen Diskutanten.
Umweltkatastrophen bereits in Bronzeund Eisenzeit: Forscher entdecken massive Eingriffe in Alpenlandschaft.
Neue Studie des Centre for Drug Research zeigt: Der Alkoholkonsum Jugendlicher ist zurückgegangen.
Bronzemedaillen-Gewinnerin und Goethe-Studentin Betty Heidler über Olympia 2012
Zuschlag zu neuen LOEWEProjekten
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Krise im Finanzsystem 3
Bachelor-Studierende von morgen? Die Goethe-Kinderuni, September 2012
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ie Goethe-Universität hat bei der fünften Staffel des landesweiten Forschungsförderprogramms LOEWE erneut Stärke gezeigt. Gleich vier Forschungsprojekte werden gefördert, davon zwei federführend und zwei in Kooperation mit weiteren universitären Partnern. „Nach der jüngsten Entscheidung zur Exzellenzinitiative ist das erneut ein großer Erfolg, der zeigt, wie gut die Goethe-Universität in ihrer fachlichen Breite aufgestellt ist“, erklärte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl. Insgesamt werden fünf Projekte mit rund 30 Millionen Euro gefördert. Demnach hat die Goethe-Universität den Zuschlag für das neue LOEWE-Zentrum „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ (SAFE) und den neuen LOEWE-Schwerpunkt „Integrative Pilzforschung“ (IPF) erhalten; zudem sind Forscher der Goethe-Universität an den beiden neuen Schwerpunkten „Elektronendynamik chiraler Systeme“ (ELCH) sowie „Sensors Towards Terahertz“ beteiligt, die jeweils von den Universitäten Kassel und TU Darmstadt geleitet werden. LOEWE steht für Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz. Die Regierung in Wiesbaden startete sie 2008 mit dem Ziel, den Forschungsstandort Hessen zu stärken. LOEWE fördert besonders die enge Zusammenarbeit von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und trägt so zur weiteren Schwerpunktsetzung und Profilierung der Hochschulen bei. Die GoetheUniversität ist bereits an vier Zentren und zehn Schwerpunkten beteiligt und hat dadurch insgesamt zirka 138 Millionen Euro eingeworben. UR
Johann Wolfgang Goethe-Universität I Postfach 11 19 32 I 60054 Frankfurt am Main I Pressesendung I D30699D Deutsche Post AG I Entgelt bezahlt
Bologna revisited 10 Jahre Studienreform: An der Goethe-Universität überwiegt ein positives Gesamtbild
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as Jubiläum hätte sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan wahrscheinlich etwas harmonischer gewünscht: 10 Jahre Bologna in Deutschland, und es melden sich wieder Stimmen zu Wort, die kein gutes Haar an dem Prozess lassen, der in Deutschland eine über das ursprüngliche Ziel eines einheitlichen europäischen Hochschulraums hinausweisende Studienreform angenommen hat. Kritik hat Bologna von Anfang an begleitet, doch ertönt sie jetzt wieder zu einem Zeitpunkt, an dem in Deutschland das Gros der Diplom- und Magister Artium-Studiengänge längst in das Bachelor- und Master-Modell überführt worden ist (WS 2011/12: über 85 Prozent). Der neue Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Horst Hippler, monierte in einem SZ-Interview, dass der Bachelor weder eine umfassende Bildung vermittele noch zu einem wirklich berufsqualifizierenden Abschluss führe. Zwar hat Hipplers meinungsstark formulierte Abrechnung mittlerweile viele Gegenstimmen auf den Plan gerufen. Doch auch
wenn niemand heute mehr ernsthaft zurück zu Diplom und Magister möchte, ist in der öffentlichen Debatte durchaus der Wunsch spürbar, das Zehnjährige der Reform auch zu einer kritischen Bestandsaufnahme zu nutzen. Einführung mit Schwächen auch in Frankfurt Auch wenn die neuen Studiengänge mit etwas Verzögerung an der Goethe-Universität eingeführt wurden und man dadurch von den Fehlern anderer Hochschulen lernen konnte: Optimal verlief die Umstellung nicht gerade, wie die Gesellschaftswissenschaftlerin Prof. Tanja Brühl, als frischgebackene Vizepräsidentin künftig auch für die strategische Planung im Bereich der Bachelor- und Masterstudiengänge zuständig, auch gar nicht in Abrede stellen möchte. „In der Tat haben manche Studiengänge zu sehr darauf gesetzt, den Stoff eines achtsemestrigen Studiengangs in einen sechssemestrigen zu packen. Die Studierenden mussten dann von Prüfung zu Prüfung het-
zen und sich dafür kurzfristig Wissen förmlich ‚anfressen‘. Dafür wurde ja auch der schöne Begriff des ‚Bulimie-Lernens‘ geprägt.“ Das sei aber nicht der eigentlichen Idee von Bologna geschuldet, betont Brühl. Auch die Richtlinien der Kultusministerkonferenz, des Landes Hessen und der Stiftungsuni hätten eine solche Bürokratisierung und Überfrachtung des Studiums gar nicht vorgesehen. Früher war alles besser? Doch nicht alles, was von den Bologna-Kritikern vorgebracht wurde und wird, hält Brühl für wirklich zutreffend. „Dass früher alles besser war, dass alle Studierenden ihre größeren Freiheiten für ein interdisziplinäres und persönlichkeitsbildendes Studium genutzt haben, halte ich gelinde gesagt für ein Märchen.“ Strukturen seien auch früher notwendig gewesen, um den Lehrbetrieb durchzuführen. So hält Brühl auch die im Rahmen der BoloFortsetzung auf Seite 6