Jahrgang 6, Nr. 22, November 2008 14-tägig. Versand im P.A. 70% DCB Bozen, Gebühr bezahlt/taxe percue Bei Unzustellbarkeit an das CPO Amt in Bozen zurücksenden, kostenpflichtige Rückgabe an den Absender Nur im Abonnement erhältlich Mit Werbebeilage I.P.
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— — — R — A L — — EMP EN — X Generalanzeiger der Unter- und Obermaiser E — S — ATI 16 SEIT——— R Vereine und Verbände für die Stadt Meran G —I— M LEN — — H — FE —— Freitag, 14. November 2008 Jahrgang 6 / Ausgabe 22 —— — Redaktion: Maiser Vereinshaus GmbH, 39012 Meran, Pfarrgasse 2 B • Handy 333 4545 775 • www.maiser-vereinshaus.com • E-mail: wochenblatt@rolmail.net
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Das Kreuz am Wegrand Wer in unserem Land zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto unterwegs ist, dem begegnen sie immer wieder, die Kreuze am Weg- oder Straßenrand. Vom kleinen unscheinbaren bis hin zu den aus starken Balken gezimmerten Kreuzen schmücken sie Wiesen, Wälder, Bauernhöfe, aber auch Straßen und Spazierwege in der Stadt. Sie entstanden in den vergangenen Jahrhunderten und wurden von der damaligen Bevölkerung als Zeichen ihres Glaubens errichtet. Meist sind sie aus Holz gefertigt, enthalten eine kunstvoll geschnitzte Christusfigur und werden von fleißigen Händen mit Blumen geschmückt. Sie bringen tiefe Volksfrömmigkeit zum Ausdruck und wurden ehemals zur Erinnerung an persönliche Schicksale, aus Dankbarkeit oder als Mahnung an nachfolgende Generationen aufgestellt. Wer an einem Wegkreuz vorbeikam, sprach einen kurzen Segensgruß wie „Jesus ich grüße dich, du aber segne mich“, betete ein „Gelobt sei Jesus Christus“ und machte ein Kreuzzeichen, Männer zogen beim Vorbeigehen den Hut. Diese Grußformen und Rituale wurden von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Nun ist die Präsenz des Kreuzes in den letzten Jahren immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Dadurch wurde von einigen auch die Bedeutung dieser Kulturdenkmäler am Wegrand in Frage gestellt. Was aber bedeuten sie uns wirklich? Halten wir noch inne, wenn wir an einem Wegkreuz vorbeikommen? Kommt noch ein stiller Gruß über unsere Lippen? Empfinden wir noch Schutz, Zuversicht, Demut oder Dankbarkeit, wie sie wohl unsere Vorfahren beim Vorbeigehen empfunden haben? Eile und Hast erlauben es uns scheinbar nicht, unsere Gedanken an einer Wegstelle, an der ein Kreuz steht, zu sammeln, Dankbarkeit zu bezeugen oder um Hilfe zu bitten. Wir haben keine Zeit, auf einer Bank unter einem Kreuz zu sitzen, inne zu halten, die Ruhe zu genießen, die Landschaft zu bewundern und uns mit Dingen zu be-
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schäftigen, die einmal nichts mit Erfolg und Gewinn zu tun haben. Wir wollen auch nicht daran erinnert werden, dass alles vergänglich ist, wonach wir Tag um Tag streben. Und wir lassen auch die Freude nicht zu, die wir auf dieser Bank unter dem Kreuz empfinden
könnten. Freude darüber, dass es solche Plätze noch gibt, dass wir Schutz und Zuversicht finden können, dass wir Symbole haben, die uns miteinander verbinden und die uns auf Schritt und Tritt vermitteln, dass wir nicht allein und nicht allein gelassen sind. mb