INTRO #197

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B JÖR K ROY BL ACK SA N DY K I M F LOR E NCE + T H E M ACH I N E M83 J US T ICE

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# 197 November 2011 Gratis www.intro.de

PETERLILICHT PETER DIE KUNST DER LEERSTELLE


www.bucovina.de www.facebook.com/ ShantelBucovinaClub

A NKAR L TR-A U B URG TAN . 26.10 0. TR-IS . PETERSB 8.1 ST RUS- W 27.+2 IE . 0 K .1 A U 0 U 3 OSKA uffathalle M . 1 S U M R 01.1 , N . 3.11 CHE MÜN ECHT 02.+0 TR . 1 U .1 NL 04 RDAM MSTE RG . 1 A .1 L 5 U N 0 ASSB of . F-STR CH, Burgh 06.11 A R . R 1 U R .1 H 7 Ö L 0 RT INTE . CH-W RAU 08.11 A rk . CH-A GEN, EWe 09.11 N . A N 1 ERL 10.1 NGE RONI NL-G , Werk2 12.11. IG hthof LEIPZ N, Schlac span 13.11. E n BREM RG, Grue 15.11. BU HAM RHUS 16.11. N n A DK-A PENHAGE kschuppe 17.11. O lo DK-K ELD, Ring 18.11. F BIELE COING 19.11. R U . 1 O .1 T 0 F 2 N O . 1 Y F-L 21.1 kos EN . F-CA DON, Ko 22.11 N n O . a L 1 l tac UK 23.1 IS, Ba R . 1 A .1 P 4 F 2 UEN F-RO EAUX 25.11. RD . F-BO SEILLE 26.11 R . A 1 F-M A 27.1 Z . Z 1 I TEIN .1 N F28 TENS lle02 H C E . I 1 G, Ha n FL-L 29.1 LBER ulturlade Saal E . 1 D I .1 E K os H , 30 l Z o N TA G, C . KONS FFENBUR 01.12 A . ASCH APEST 05.12 D . H-BU G 06.12 st spala RA . CZ-P , Admiral on 07.12 ill . IN BERL VER, Pav 08.12 O . N 2 N .1 HA 09 LE WOL . NL-Z SEL 10.12 f terHo ÜS B-BR , Frankfur 11.12. Z . MAIN 12.12 Z . A-LIN , WUK 13.12 EN . I 2 W .1 4 A 1 15.12.


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Jetzt #197 LIEBE LESERINNEN & LESER, wochenlang hatte Redakteur Scharlau seine Kolleginnen und Kollegen genervt: »Die neue M83-Single! Toll! Und der kreischende Synthesizer klingt nach einer gewürgten Elster!« Jaja, okay, und jetzt geh mir aus der Sonne, Alter. Aber siehe da: Auch die Rest-Redaktion musste nach dem Hören von »Midnight City« einräumen, dass an der weder ornithologisch noch musikwissenschaftlich gültigen Klangfarben-Beschreibung tatsächlich etwas dran war. Logisch, dass Scharlau beim Treffen mit dem M83-Kopf (Seite 60) die Frage nach dem Vogel-Synthesizer selbstbewusst ganz an den Anfang des Gesprächs stellte, wusste er doch um Anthony Gonzalez’ Liebe zum Thema Klangsynthese. Die Elster würde einen perfekten Intervieweinstieg mit dem Sound-Nerd bilden, hoffte er. Nun, wurde sie dann leider doch nicht. Die lapidare Antwort des Künstlers auf die radebrechend formulierte Frage nach einem ominösen »sound like a strangled bird« lautete kurz und knapp: »That’s my voice, you’re talking about.« Viel miteinander reden werden wir hoffentlich auch auf den »20 Jahre Intro«-Veranstaltungen, die im November ihren Anfang finden. Nachdem wir das ganze Jahr über eifrig mit den Genre-Spezials vorgeglüht haben, geht es nun ab Mitte November in die Clubs – um mit euch zu feiern. Mehr dazu auf Seite 114.

Foto: Tanja Kernweiss

Viel Spaß im Heft und anderswo, die Redaktion


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GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

009 Pantha Du Prince: Kunst an den Plattentellern

019 Kele: Body Movin’

011 Paint Wars: Explosions In The Pipe

020 Dillon: German Indie-Operette

013 Berlin Festival 2011: So war’s

022 Neue Bands fürs Jetzt: Adolar

014 Vorher Nachher Bilder: Buraka Som Sistema

024 Wer zum Teufel ist eigentlich: Duncan Jones

016 Mein Song und seine Geschichte: Scooter »How Much Is The Fish?«

027 Der Koffer von: Sharon Jones 028 Bitte bleiben Sie gesund: Mit The Subways 030 Wer wir sind: Killed By 9V Batteries & Still Corners 033 Seit Ewigkeiten in Mode: Der Jutebeutel 034 Cover-Welten: Mittelfinger hoch! 036 Titelgeschichte: PeterLicht 040 Björk: Neu im App-Store 044 Sandy Kim Fotostrecke: Auf Tour mit Girls & Smith Westerns 050 Brandt Brauer Frick: Techno nach Partitur

006 Impressum

054 Florence + The Machine: Liebe, Verlangen und Tod

007 Leserbriefe

056 I Break Horses: Der letzte Pulsschlag

074 Aboseite

060 M83: Stille Tage im Klischee

089 Intro-Shop

062 Justice: Die Zeit nach Disco-Rock

130 Katz & Goldt / Demnächst

064 Reportage: Roy Black und die wilden Sechziger


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MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

DAMALS 20 JAHRE INTRO: TEIL 10 DAS GRUNGE-SPEZIAL

075 Cover der Ausgabe: Sallie Ford & The Sound Outside »s/t« 076 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 079 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 079 Charts: Unsere & eure Lieblinge 080 Neue Platten: Musik & Hörspiele 096 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 102 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 106 Neue Produkte: Gadgets, Mode & Gewinne

119 Grunge: Wie aus Holzfällern Superstars wurden 120 Die Story: Grunge Smells Like Elfenstaub 120 Durch die Jahre mit Grunge 124 Auf Tour mit Nirvana: Shonen Knife 125 Wie der Grunge nach Beverungen kam: Glitterhouse 126 Pimp Your Grunge Collection: Zehn Albumtipps 127 Die zweite Chance: Drei Bands, die es verdient hätten 128 Bodycheck: TAD

108 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

INTRO IM NETZ Nevermind: Wir feiern den 20. Geburtstag des Albums mit dem Konzert »Live At The Paramount«. www.intro.de/spezial/grunge No Future: R.E.M. machen Schluss, Peter Flore weint ihnen eine Träne nach Neu: Introducing.de erstrahlt in neuem Glanz: Infos, Tickets und Videos zu allen Veranstaltungen


006

IMPReSSuM veRLAg Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

heRAuSgeBeR & geSChäftSfühReR Matthias Hörstmann ChefReDAKteuR Thomas Venker (V.i.S.d.P.) SteLLv. ChefReDAKteuR Linus Volkmann ARtDIReCtOR Holger Risse (und ich) textChef Felix Scharlau PROJeKtLeItuNg Martin Lippert

texte

ReDAKtION Wolfgang Frömberg, Martina Kix (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel (Mode) LIve-ReDAKtION Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber LAyOut Jörn C. osenberg (osi) ONLINe- & NeWS-ReDAKtION Peter Flore (news@intro.de), Philip Fassing, Lennart Walter teRMINReDAKtION termine@intro.de

Aida Baghernejad, H.P. Baxxter, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Lars Brinkmann, Andreas Brüning, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Christine Franz, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Markus Hablizel, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Roman Jansen, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Mario Lasar, Christian Meyer, Denise oemcke, Kerstin Petermann, Katharina Poblotzki, Cornelius Pollmer, Arno Raffeiner, Verena Reygers, Martin Riemann, Christin Schalko, Raphael Schmidt, Frank A. Schneider, Andreas Schnell, Nina Scholz, Frank Schuster, Denise Schynol, Inga Selck, Roman Sobota, Björn Sonnenberg, Hanno Stecher, Tim Stüttgen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Judith Wiemers, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Peter Wittkamp, Fabian Wolff

fOtOS Khalid Aziz, Kate Bellm, Michael Bodiam, Markus Burke, Bryan Derballa, Patrick Desbrosses, Jan Kapitän, Tanja Kernweiss, Sandy Kim, Stefan Knittel, Inez van Lamsweerde, Bartosz Ludwinski, Vinoodh Matadin, Kai Nedden, Charles Peterson, Katharina Poblotzki, Kai von Rabenau, Franziska Sinn und Pressefotofreigaben

COveRfOtO Tanja Kernweiss ILLuStRAtIONeN Hassan Haider PeRSONAL & ORgANISAtION Rebecca Wast

PRAKtIKANtINNeN Christine Goebel, André Hofer, Matthias Kurth, Lara Malm, Carolin van Mark, Laura Ningel, Sonja Reitemeier DIgItALe MeDIeN Thomas Albustin (Leitung) WeB- uND MOBILe eNtWICKLuNg, eDv Sandro Böge, Anna Gazke, Stephan Lohrenz, Jan Plogmann, Anna M. Stiefvater veRtRIeB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) ABO Eva Lohmeyer, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAgeMeNt Eike Wohlgemuth PuBLIC & MeDIA ReLAtION Dominic Pohlmann (Fon +49 221 94993-37) ANzeIgeN & ADMINIStRAtION Eva Lohmeyer (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster heAD Of MARKetINg & SALeS oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKetINg & SALeS Martin Lippert (Tonträger, Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Pete Stark (Mode, Games, Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Marken, Media, Head Sales – Fon +49 221 94993-63), Sebastian Siegmund (Konzertagenturen & regionale Kunden – Fon +49 30 6003460-11)

AKtueLLe ANzeIgeNPReISLISte Mediadaten 2011 (Nr. 21 aus 11/10) BANKveRBINDuNg Volksbank Borgloh e. G., BLz: 26 5624 90, Nr.: 406490900

teRMINe für Nr. 198 / Dezember/Januar. Redaktionsschluss: 28.10.2011; Termin- & Anzeigenschluss: 04.11.2011; Druckunterlagenschluss: 08.11.2011; Erscheinungstermin: 21.11.2011 DRuCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen gePRüfte AufLAge & veRBReItuNg laut IVW – 2. Quartal 2011 Druckauflage: 124.763 / Verbreitung: 117.448; Vertrieb an 1.524 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet und Ausland, über diverse Mailorder sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


GESTERN

mItarBeIterIn deS mOnatS

MARtINA KIx »Martina Kix«? Das klingt nach Künstlername aus der Schlagerecke – Rex Gildo, Tony Marshall, Katja Ebstein, Vader Abraham. Doch Kix kann sich ausweisen, besitzt gültige Papiere auf diesen Namen – und fasziniert ohnehin mehr durch inhaltliche Werte. Als neue Chefin des kompletten Intro-Foto-Contents etablierte sie umgehend eine drastischere Bildsprache. Schocking, aber schick. Privat mag sie lange Strandspaziergänge, Tiere und Panzer.

007

 JaHre IntrO

heft

#1

Intro feiert 20 Jahre. In der Rückschau auf die ersten zehn Hefte sind wir nun beim allerersten angekommen.

DeIN INtRo LeSeRPOSt Betrifft: review »freak Attack« intro #196 Wer auch immer im neuen Intro »Näher waren sich Nietzsche und ›Schwiegertochter gesucht‹ nie« in der Hörbuch-Rezension geschrieben hat – ich liebe dich! Clara (via Facebook)

AuSgABe #1 Dezember 1991 tIteL Hole StORyS Die Lassie Singers, Cliff Barnes And The Fear of Winning, Red Sky Coven

RevIeWS Blur »Leisure«, Fu-

Betrifft: intro als ipad-App Gefällt mir super! Musikzeitschrift des 21. Jahrhunderts. Liebe Grüße von Herrn Feldmann aus dem dicken B (per Mail)

Betrifft: Keine Ahnung! Hallo, ich hätte ca. 500 bis 800 Schallplatten und ca. 70 CDs abzugeben, die ich seit drei Umzügen mitschleppe. Ich bitte um Rückruf, wann ich vorbeikommen kann zur Begutachtung. Herbert Z. (via Kontaktformular auf intro.de)

MeIN tIeR

MeIN StAR

Toto geht noch mal kurz in sich. Dann ist wieder Zeit für Hausmusik. Vom Blatt gespielt und ran ans Akkordeon. Ein feuchtfröhlicher Abend voll schlüpfriger Shantys steht bevor. Totos Betreiber und Einsender des Bilds ist übrigens kein Geringerer als »Tatort«-Kommissar Ulrich Tukur. Echt jetzt!

Sado-Maso-Liebhaber, Halbirrer, Volllegende, Labelchef und Edel-Poppunk mit NoFX: Fat Mike. Den haben auf dem Rocco Del Schlacko in Püttlingen auch Andy und Daniel von Satellite Year erkannt und sich einfach mal begeistert drumrum gestellt. Ein sehr guter Move.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei Abdruck winkt das Intro-Hörbuch. Ach, und Leserbriefe an feedback@intro.de

gazi »Steady Diet of Nothing«, Die Hexen »Dark Side / Bright Side«, Pixies »Trompe Le Monde«, Talk Talk »Laughing Stock«, Mudhoney »Every Good Boy Deserves Fudge«, Urban Dance Squad »Life ’n Perspectives of A Genuine Crossover«

zItAt »Intro: What’s that? Das

Intro ist einfach anders. oder das soll es zumindest sein! Wie der Titel schon sagt, geben wir euch nur einen Eindruck über das aktuelle Musikgeschehen und versuchen vor allem außerhalb bekannter Normen und Klischees und der Glitzerwelt im Business zu fungieren.« Aus dem allerersten Vorwort.

BeSONDeRe vORKOMMNISSe Die erste Ausgabe kommt noch mit sage und schreibe zwölf Seiten aus. Besitzt allerdings bereits ein Label-Spezial zu City Slang, in dem unter anderem eben Hole auftauchen wie auch Yo La Tengo, Das Damen und Skunk.


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GESTERN

Pop im Abo – neu aufgelegt mit The Unspeakable Chilly Gonzales am 04.11.2011, Agnes Obel am 21.01.2012, JUNIP (José González, Tobias Winterkorn, Elias Araya) am 11.05.2012 und Alexi Murdoch am 01.06.2012.


GESTERN

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gESTErN WO WIr WarEn & Was WIr saHEn

— Pantha Du Prince, 26. September 2011, 23:47 Uhr, Berlin, Galerie Vittorio Manalese: Hendrik Weber, wie Pantha Du Prince wirklich heißt, hat in einer Galerie eine Ausstellung kuratiert. Für »Kunst & Klang« lud er Chloé, Faust, das Arnold Dreyblatt Trio, Natalie Beridze und Moritz Von Oswald & Rashad Becker ein. Foto: Jan Kapitän


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GESTERN


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— »Paint Wars«, 7. September 2011, 15:34 Uhr, Berlin, Marienfelde: Pazifistischer Paintball ohne Knarren – gelebt vom Berliner SkaterKollektiv Topheadz, das sich mit Farbpulver-Beuteln bewarf wie eine Gruppe Teenager im Cola-Rausch. Nicht im Bild: die Sauerei, als es kurz darauf zu regnen begann und das Pulver zu rutschiger Farbschmiere wurde. Foto: Kate Bellm

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GESTERN GESTERN

— Berlin Festival, 9./10. September 2011, Berlin, Flughafen Tempelhof / Arena: Ein Festival der positiven Emotionen: tolle Auftritte von unter anderem Battles, The Rapture, Boys Noize und den Beginnern. Und überall knutschende Pärchen – was unseren Fotografen Bartosz Ludwinski merklich faszinierte.


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GESTERN

— Vorher Nachher Buraka Som Sistema beim Berlin Festival / Fotos: Bartosz Ludwinski


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EiN FEST VoN

VerLOSunG:

SAuS uND BRAuS zuM I tRODuCING

dIe aCtS:

gIveRS Selten nahm man einer jungen Band übersprudelnde Fröhlichkeit eher ab als dem IndiePop-Quintett aus Louisiana. Das mag zum einen daran liegen, dass Givers ja bereits im Bandnamen anklingen lassen, dass man durchaus bereit ist, Frohsinn mit den Fans zu teilen. zum anderen klingt ihr Afro-Pop à la Vampire Weekend derart frisch und unverbraucht, dass man sich bereits beim Mitsummen ertappt, bevor das zauberhafte Debüt »In Light« ganz verklungen ist.

COM tRuISe Alfa Romeo und Intro verlosen ein VIP-Wochenende in Berlin samt Probefahrt im brandneuem Alfa Romeo MiTo. Aber Introducing kennt keine Verlierer: Während die einen zum Heftrelease in die Hauptstadt brausen, trösten sich die Anderen beim gemütlichen Tête-à-tête mit der Intro-Crew in Köln. Konkret bedeutet das: Dem glücklichen Gewinner und bis zu 3 Freunden winken Fahrmöglichkeit, Tickets, übernachtung im 4-Sterne-NHoW-Hotel und natürlich VIP Treatment im Magnet Club – und das alles umsonst. zusätzlich wird eine Kamera gestellt, um ein »MiTo Road Movie« rund um das Introducing zu filmen. Der Alfa Romeo MiTo ist natürlich immer mit dabei und Co-Star im »MiTo Road Movie«, das anschließend im Netz und auf Leinwänden im Club zu sehen sein wird. Nach 12 Monaten fällt die Entscheidung, wer der neue Star-Regisseur ist, und es winkt ein weiterer toller Hauptgewinn. Und so nimmt man teil: Einfach über die Facebook-App »Probefahrt« ein virtuelles Auto aufmachen und drei Teilnehmer einladen. Schon ist man im Rennen. Finden kann man diese App zum Beispiel auf der Facebook-Seite des Intro Magazins. Dort stehen auch die genauen Teilnahmebedingungen. Viel Erfolg! Aber auch diejenigen, die bei der Verlosung leer ausgehen, können sich freuen: Fast ebenso toll wie Berlin ist die Intro Release Party in Köln, die am gleichen Tag in der Arty Farty Gallery in der Maastrichter Straße 49 steigt. Die Galerie am Brüssler Platz bietet neben intimer Atmosphäre noch genug Raum, um sich zu den Lieblingsplatten der Intro-Crew durch das schmucke Kellergewölbe zu tanzen.

PRÄSENTiERT VoN

Seth Haley macht unter seinem neuesten Pseudonym eine musikalische zeitreise in die 80er-Jahre, die selbst Marty McFly gereizt haben dürfte. Dabei wirken seine von Synthies durchsetzten Kompositionen gerade in ihrem Retro-Charakter futuristisch. Das wissen auch Kollegen wie Twin Shadow oder Neon Indian, die Haleys Remix-Künste bereits für sich in Anspruch nahmen. Live wie eine irrwitzige Fahrt mit dem DeLorean!

heRe IS Why Here is, why dieses Trio aus Leipzig der geeignete Act fürs Introducing ist: Sein atmosphärischer Synthie-Pop wurde bereits mit Bodi Bill und The Knife verglichen und erzeugt live eine eindringliche, bisweilen gar düstere Stimmung. Das begeisterte unlängst auch die New Yorker Retro-Styler Hercules And Love Affair, die Here Is Why prompt als Support mit auf ihre Tour nahmen. Ritterschlag genug also, um sich der Herausforderung beim Introducing zu stellen. 18.11. BERLIN, MAGNET / CoMET CLUB; LIVE: GIVERS, CoM TRUISE, HERE IS WHY,DJS: K ARRER A KLUB, TR ASHPoP 18.11. KÖLN, ART Y FART Y; MIT INTRo-DJS UND HEFTLAUNCH


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GESTERN

meIn SOnG und SeIne GeSCHICHte

SCooteR »hoW MuCh IS the fISh?« Keine deutsche Band teilt das Meer der Meinungen so gekonnt wie der Hamburger Trance-Techno-Act Scooter. Und: Keine deutsche Band hatte bis dato mehr Top-10-Singles – aktuell sind es 20. »How Much Is The Fish?« ist die obskurste unter ihnen. H.P. Baxxter über die Geschichte eines absolut rätselhaften Refrains.

»

1998 war ein sehr turbulentes Jahr für mich. Ich stand kurz davor, zum ersten Mal zu heiraten, und war gerade in ein neues Haus umgezogen. Außerdem erlebte Scooter eine Umbruchphase: Ferris‘ Ausstieg bedeutete das Ende der Ursprungsbesetzung und der Song eine Art Start ins nächste Kapitel. Die Single davor lief nicht so gut, es gab eine kleine Durststrecke. ›How Much Is The Fish?‹ aber wurde ein Riesenhit. Es gab so ein paar Nummern im Laufe unserer Karriere, bei denen ich vorher schon ganz stark das Gefühl hatte: ›Das wird was.‹ Auch hier war ich mir sehr, sehr sicher – der Song hat einfach etwas Feierliches. Die Ursprungsmelodie aus ›Was wollen wir trinken‹ kannte ich aus den Jugendzentren, als ich noch kleiner war. Das hatte da schon den Effekt, dass alle im Kreis getanzt und sich umarmt haben. Eingefallen ist mir das aber erst wieder auf einer Tour durch Russland, als ich eine ganz ähnliche Melodie hörte. Ich dachte: ›Mensch, wenn man das übertragen könnte auf Scooter-Techno, müsste es funktionieren.‹ Dass man für solche Melodien oft Tantiemen zahlen muss, ist mir völlig wurscht. Für mich zählt bei Songs immer der Leitsatz: ›It’s not where you take it from, it’s where you take it to.‹ Wir haben uns nie als begnadete Songwriter gesehen, eher als Produzenten, Remixer. zurück in Hamburg habe ich Rick nachts angerufen, um ihm zu sagen, dass wir die Melodie unbedingt mit Dudelsäcken einspielen müssten. Wir besaßen den Yamaha VL1, der Natursounds super reproduzierte. Damit haben wir das perfekt umgesetzt – nur der Titel des Stücks fehlte noch. Damals verwendeten

wir ja immer Schlachtrufe im Refrain – ›Move your ass‹, ›Hyper Hyper‹ und so. Das fehlte noch. Und wie das so ist: Da sitze ich nachts im Studio, sehe schon grüne Männchen, und irgendwann fällt mir diese alte Punk-Nummer ein, in der es nur um obst, Gemüse und Fischpreise geht – ›Buffalo‹ von der Band Stump. Völlige Underground-Nummer, kennt kein Mensch. Da kam der Spruch drin vor: ›How much is the fish? Does the fish have chips?‹ Die Idee, das zu nehmen, war völlig absurd. Ich habe mich auch gar nicht getraut, das vorzuschlagen, sondern einfach im Studio an der entsprechenden Stelle plötzlich ›How much is the fish?‹ reingebrüllt. Das klang so verrückt, dass wir nur dumm geschaut haben, bis alle quasi gleichzeitig riefen: ›Ja, das isses.‹ Wir wussten natürlich, dass der Refrain eine Menge Fragen aufwerfen würde. Und so ist es bis heute. In jedem Interview werde ich danach gefragt – ›By the way, what does the song mean?‹ oder einfach nur ›Was kost’ denn nun der Fisch?‹. Das brockt man sich mit so einer Nummer ein. Das Musikvideo zum Song ist eines der ganz wenigen, bei denen ich bis heute überlege, was sich der Regisseur damals nur gedacht hat. Da fehlt die komplette Auflösung der Geschichte: Man sieht die Frau, die den Fisch in zeitungspapier eingewickelt im Rucksack trägt. Und der Fisch sollte am Schluss natürlich auch noch mal auftauchen, tat er aber nicht. Die hatten den in der Sonne liegen lassen, sodass er vergammelt war und schon bis zum Himmel stank. Merkwürdig. Aber da sieht man mal wieder: Wenn der Hit da ist, ist auch egal, wie schlimm das Video geworden ist.« Protokoll: Felix Scharlau — SCooTER »THE BIG MASH UP« (SHEFFIELD / EDEL) AUF ToUR VoM 22.03. BIS 06.04.2012

How Much Is The Fish? The chase is better than the catch Transforming the tunes We need your support! If you’ve got the breath back It’s the first page of the second chapter I want you back for the rhythm attack Coming down on the floor like a maniac Get down in full effect! Coming down on the floor like a maniac I want you back, so clean up the dish By the way, how much is the fish? How much is the fish? Here we go, here we go Here we go again Yeah! Sunshine in the air! We’re breaking the rules Ignore the machine You won’t ever stop this The chase is better than the catch! Resurrection!

Was wollen wir trinken Offiziell: »Sieben Tage lang«. Stammt von der 1974 gegründeten niederländischen Band Bots. Die Melodie entlehnte die Gruppe 1976 einem bretonischen Trinklied. Fußballfans begegnet der Ohrwurm heute noch regelmäßig in der »Sportschau« – als offi zielle Torhymne der TSG 1899 Hoffenheim.


Das weltweit erste elektronische Winter Indoor »Open Air« Festival

Sa

03 |12 | 2011

Doors open: 18 h

SEMF 2011

≥ Winter Indoor Open Air

Location

Messe Stuttgart | Flughafen Acts

Booka Shade (DJ Set) | Moonbootica | Modeselektor (Live) | Felix Kröcher Miss Kittin | Uffie (Live) | Henrik Schwarz (Live) | Seth Troxler | Steve Bug DJ Hell | Johannes Heil (Live) | Laserkraft 3D (Live) | Mathew Jonson (Live) Matthias Tanzmann | Markus Kavka | Ezikiel plus many more … Bar25 Showcase

Nu (Live) | Danny Farber | Britta Arnold and Special Guest

Infos & VVK www.semf.net www.facebook.com/semf.net

Chill Out Area mit Naturrasen eigene Picknickdecken erlaubt Open Air Stage Winternachtstraum Wasserfall Terrasse

Performances VJ’s After Shows Bus Travels Hugo Bars


Melt! Booking

FOSTER THE PEOPLE 09.11. München (ausverkauft) | 11.11. Berlin | 12.11. Hamburg

APPARAT BAND

31.10. Leipzig | 02.11. Frankfurt 09.11. München | 10.11. Stuttgart 11.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival 12.11. Dresden | 19.12. Berlin

GANG GANG DANCE 25.11. Berlin, Berghain

JUNIOR BOYS

27.11. Leipzig | 06.12. Berlin 07.12. Stuttgart | 15.12. Offenbach

ELECTRONIC BEATS RECOMMENDS:

AZARI & III + WHEN SAINTS GO MACHINE

14.11. München | 16.11. Köln 17.11. Hamburg | 18.11. Berlin 19.11. Leipzig, Audioinvasion Festival

BLACK LIPS

10.12. Stuttgart | 11.12. Köln 13.12. Berlin

BOOKA SHADE

02.12. Würzburg | 03.12. Stuttgart, Electronic Music Festival

THE BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE

13.—15. JULI 2012

FERROPOLIS TICKETS EXKLUSIV UNTER WWW.MELTFESTIVAL.DE/TICKETS SICHERT EUCH DIE ERSTEN 2.000 TICKETS ZUM PREIS VON 104 €

(+ VVK-GEBUEHREN & 5€ MUELLPFAND!) FINAL-PREIS 2012 110 € + VVK-GEBUEHREN & 5 € MUELLPFAND

25.11. Essen, C3 Festival 17.12. München | 18.12. Berlin,

DUM DUM GIRLS 03.11. Berlin | 04.11. Köln

FM BELFAST

22.11. Heidelberg | 28.11. München 29.11. Leipzig | 30.11. Berlin 01.12. Hamburg, Klubsen (verlegt vom Grünspan) | 03.12. Köln 04.12. Frankfurt

M83

28.11. Berlin

MATTHEW HERBERT PRES. ONE PIG AT BERGHAIN 17.11. Berlin

NEON INDIAN

24.11. Berlin | 26.11. München, On3 Festival

WHOMADEWHO 05.11. Augsburg

WILD BEASTS (+DUTCH UNCLES*)

03.11. Berlin, Certain People at Berghain | 04.11. Hamburg* | 05.11. Köln*

WWW.MELTBOOKING.COM

CERTAIN PEOPLE DARKSTAR WILD BEASTS BUTTERCLOCK & o F F 03.11. BERLIN, BERGHAIN


HEUTE

019

HEUTE Was uns BEWEgt & WEr DaFÜr stEHt

— Kele Ein wahrer Glücksfall, einen so schönen Körper sein Eigen nennen zu dürfen, wie ihn der Sänger von Bloc Party besitzt. Das hedonistische Artwork passt auch gut zu den Songs, die Kele gerade als »The Hunter EP« inklusive der Single »What Did I Do« veröffentlicht hat. Gute-LauneHouse mit eingängigen SynthesizerMelodien. Foto: Khalid Aziz


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HEUTE

German Indie-Operette

Dillon Ein bisschen Seefahrerromantik schwingt mit in Dillons Welt. In den Blogeinträgen auf ihrer Homepage und Facebook werden die Fans traditionell mit Pirates angesprochen, und die Musik der dreiundzwanzigjährigen Berlinerin, die an Künstlerinnen wie CocoRosie und Joanna Newsom erinnert, könnte man sich auch gut in der Hafenkaschemme aus Fassbinders »Querelle«Verfilmung vorstellen.

D

illon muss ihre Songs immer sofort aufnehmen. Das liegt daran, dass sie ihre manchmal schleierhaften, oft abgründigen, stets mit gepresster Stimme vorgetragenen Lieder am Klavier komponiert, und zwar, ohne jemals Noten lesen oder schreiben gelernt zu haben. Auf die Art sind in den vergangenen Jahren unzählige Songskizzen entstanden, die mithilfe der Produzenten Tamer Fahri Özgönenc (MIT) und Thies Mynther (Phantom/Ghost, Stella, Superpunk) nun zu einem Album veredelt wurden. »This Silence Kills« erscheint auf Ellen Alliens BPitch Control, einem Label, das in den letzten Jahren immer mehr über Techno hinausgewachsen ist. »Ellen ist großartig und immer offen für Kreativität. Meine Musik ist natürlich kein Techno, aber schon irgendwie elektronische Musik, auch wenn die Basis meistens nur Klavier und Gesang sind. Aber durch die Produktion kommen eben gewisse elektronische Komponenten hinzu«, sagt die Ex-Kölnerin, die als Dominique Dillon de Buyington geboren wurde und ihre Kindheit in Brasilien verbracht hat. Nicht nur sie selbst tut sich schwer damit, ihre Songs zu kategorisieren, die sich irgendwo zwischen Varieté, Lo-Fi, R‘n‘B und Kinderlied bewegen. »Indie-Operette« nannte Kollege Felix Scharlau das in der Rezension im letzten Heft, doch mit der Zuordnung »Indie« kann sie nur wenig anfangen. Wenn es denn Einflüsse gebe, dann eher klassische Jazz-Sängerinnen wie Billie Holiday oder eben zeitgenössischen R‘n‘B. Lauryn Hill sei die absolute Göttin, Jamie Woon dagegen aktuell ganz groß. Beim Singen ginge es ihr vor allem darum, den wilden Emotionen und wirren Gedanken im Kopf freien Lauf zu lassen. Möglichst ungefiltert und spontan. »Ich schreibe, damit ich sehen kann, was ich denke. Das ist für mich einfach der Hauptgrund, Musik zu machen«, sagt sie. Vor vier Jahren lud sie ein paar Klimperund Gesangsskizzen auf MySpace. Eigentlich völlig unfertige Stücke, die aber viel Charme hatten und ihr einen kleinen Hype bescherten. Nach einer ersten Single auf dem Düsseldorfer Label Combination wurde sie sogleich von den theatralischen Phantom/Ghost ins Vorprogramm gebucht. Mit Dirk von Lowtzow und Thies Mynther verbindet sie seither eine Freundschaft, die auch in einer gemeinsamen Tour mit Tocotronic mündete. Nun ist das Album also im Kasten. Bleibt zu hoffen, dass sich nach dem entfachten Sturm so schnell keine Ruhe einstellen wird. Denn die ist tödlich, und das weiß auch die junge Künstlerin. »This silence kills / Sing for me / Fill my heart with anything«, singt Dillon im Titelstück. Text: Sebastian Ingenhoff Foto: Patrick Desbrosses

— Dillon »This Silence Kills« (BPitch Control / Rough Trade / VÖ 11.11.) 07.12. Köln, 09.12. Heidelberg, 13.12. Frankfurt a. M., 14.12. Stuttgart, 15.12. München, 16.12. Leipzig


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HEUTE

Neue Bands fürs Jetzt

Adolar Wie nah Post-Hardcore am Literarischen liegt, wie nah Tanzen am Kotzen dran ist, führen einem Adolar aus der Altmark ganz lässig auf ihrer neuen Platte »Zu den Takten des Programms« vor. Festhalten, hier kommt der Masterplan. Oder ist doch alles Zufall?

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ine interessante Band erkennt man daran, dass sie sich herrschenden Gewissheiten des aktuellen Pop-Status-quos konsequent verweigert. Adolar fahren diese Form der Sperrigkeit schon länger in ihrem Bandbus durch Deutschland spazieren und tun dabei ganz unverdächtig. So, als sei es doch gang und gäbe, Alben »Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!« zu betiteln. Ist es aber nicht. Konjunktur haben viel eher Bands, die auf Tanzbarkeit, Ironie und elektronisches Bling-Bling setzen. Nicht nur, dass Adolar mit ihrem leicht studentischen DIY-Post-HCPomp diesem Prinzip trotzen, sie haben mit »Tanzenkotzen«, der ersten Single zum neuen Album (»Zu den Takten des Programms«), auch das Anti-Manifest zum Partyimperativ dieser Tage geschrieben. Deichkind würden heulen! Im Text tauchen sogar Buchtipps auf (Virginia Woolf, Friedrich Dürrenmatt) - ein erfrischender Umstand, den sich seit der Hamburger Schule kaum mehr jemand getraut hat. Entscheidend allerdings ist vor allem der Refrain, der auf »Du willst tanzen, ich will kotzen!« hinausläuft. Wie, kein Bock auf gute Laune? Dann geht doch nach drüben, wenn’s euch hier nicht passt! Ach so, Adolar kommen ja bereits aus der Altmark in Sachsen-Anhalt und haben ihren Bandnamen der ungarischen Hauptfigur der DDR-Fernsehserie »Adolars phantastische Abenteuer« entliehen. Schlagzeuger Frank Mer tens — Diese Bands erklärt die Sache sind nun mit dem Kotzen überflüssig: übrigens so: »Es Lützenkirchen und Slayer geht da auch um — Hört man am besten: einen Austausch bei Lust auf nachdenk­ im Nachtleben, wo liches Stagediving sich vermeintlich

so viele Gemeinsamkeiten ergeben. Die aber gar keine sind. Wie bei amazon – ›Kunden, die das und das gekauft haben, denen gefiel auch das Produkt‹. Aber so einfach ist es ja nicht!« Stimmt, und so erinnern die aufgezählten unverbindlichen Floskeln des Songs auch an den legendären Party-Diss »0:30 Gleiches Ambiente« von den Goldenen Zitronen. Na, da ist ja wieder der Link zur Hamburger Schule. Auch wenn die Band glaubhaft versichert, das Stück nicht gekannt zu haben. Musikalisch stehen sie mit ihrem gitarrengetriebenen Sound den Hamburger Pop-Dekonstruktivisten ohnehin nicht wirklich nahe. Adolar machen eher ... ja, was eigentlich? Es gibt überraschende MoshParts wie bei Antitainment, gesprochene, fast

literarische Parts wie im Gesamtwerk Thomas Mahmouds und Kollegen-Dissings (gegen Kettcar) wie beim Battle-Rap. Das alles ergibt kein wirkliches Bild, das alles ist kein Genre - aber vor allem ehrt es die Band und unterstreicht den Fakt, dass sie gerade wegen ihrer gesammelten Einzigartigkeiten so interessant ist. Text: Linus Volkmann / Foto: Kai Nedden — Intro empfiehlt: Adolar »Zu den Takten des Programms« (Unterm Durchschnitt / Broken Silence) — Intro empfiehlt die Tour: 24.10. Jena, 25.10. Oberhausen, 26.10. Leipzig, 27.10. Frankfurt a. M., 28.10. Freiburg, 29.10. Tübingen, 05.11. Kleve, 07.11. Erlangen, 10.11. Hamburg, 18.11. Eisenach, 19.11. Siegen, 25.11. Stuttgart, 26.11. Saarbrücken, 02.12. Aachen, 09.12. Halle/Saale, 10.12. Gütersloh, 13.01.2012 Osnabrück


PROMOTION

LITTLE DRAGON IN HUGO FALL/WINTER 2011

HUGO TRACKS FEATURING LITTLE DRAGON

Das Kreativprojekt von HUGO, HUGO TRACKS, macht den nächsten Schritt: Im Oktober beschloss man eine umfangreiche Kooperation mit zwei aufstrebenden Acts aus dem Indie/Electro-Sektor, Little Dragon und Miami Horror. Nachdem HUGO TRACKS in den letzten zwei Jahren schon auf der Website des Magazins eMAG zu finden war, ist es jetzt mit seinen neuen Kooperationspartnern Teil des brandneuen HUGO Lifestyle Blogs. Den Auftakt der Zusammenarbeit mit Little Dragon bildete deren Auftritt im Rahmen der HUGO Spring/ Summer 2012 Fashion Show in Berlin. Für Herbst 2011 sind weltweit weitere Zusammenarbeiten und Auftritte von Little Dragon und Miami Horror geplant. Die beiden Acts passen durch den kreativen Umgang mit ihren Wurzeln in der elektronischen Clubmusik perfekt zu HUGO und ihren Anspruch an Innovation und Weiterentwicklung. Alle Neuigkeiten, aber auch neue Tracks und Videos, Hintergrundberichte und exklusive Veröffentlichungen zu den Acts und anderen Fashion- und Lifestyle-Themen rund um HUGO findet ihr von nun an auf hugoboss.com/de/de/blog. Zusätzlich gibt es dort viermal im Monat einen kostenlosen Download exklusiver Songs. In den nächsten Wochen sind Little Dragon auf Clubtour. Intro präsentiert die Deutschlandtermine: 31.10. München | 1.11. Köln | 2.11. Berlin | 8.11. Hamburg


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HEUTE

Wer zum Teufel ist eigentlich

Duncan Jones Duncan Jones ist der Sohn von David Bowie. Der schrieb im Jahr von Duncans Geburt »Life On Mars?« und ist dank ungewöhnlicher Erziehungsmethoden bis heute Inspirationsquelle für die philosophischen Science-Fiction-Filme des schrulligen Filius.

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enn du wie die Figuren in deinem jüngsten Film »Source Code« nur noch acht Minuten zu leben hättest, wie würdest du sie am liebsten verbringen? Vor Kurzem war ich auf Hawaii, genauer: auf der Insel Kauai. Ich würde sie gern an so einem Strand verbringen. Du hast einen Uni-Abschluss in Philosophie. Spielt der für deine Filmarbeiten noch eine wichtige Rolle? Bei »Moon« gab es sicherlich einen philosophischen Aspekt. »Source Code« habe ich nicht selbst geschrieben. Ich kam später zu dem Projekt hinzu. Die Idee stammt vom Autor Ben Ripley. Mich hat der Gedanke fasziniert, dem Thema Zeitreise durch den Charakter des Colter Stevens, der im Körper eines anderen immer wieder die letzten acht Minuten vor einem Bombenanschlag durchlebt, etwas Neues abzugewinnen. Sowohl »Moon« mit Sam Rockwell in einer Mehrfachrolle als Astronaut Sam Bell als auch »Source Code« mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle drehen sich um Identitätsfragen. Ist das dein Grundthema? Da ist etwas Wahres dran. Ich finde es interessant, wenn ein Mensch glaubt, sich selbst zu kennen, und im Laufe der Zeit erkennen muss, dass er ein anderer ist. In »Moon« war diese Erkenntnis ein langsamer Prozess, in »Source Code« geschieht die Verwandlung ganz offensichtlich. Aber ich glaube nicht, dass ich das in Zukunft immer in den Vordergrund stellen will. Science-Fiction scheint dich zu faszinieren. Was sind deine frühesten Erinnerungen an das Genre? Eine der ersten ist Fritz Langs »Metropolis«. Den Film hat mir mein Vater gezeigt, als ich sehr jung war. Und »Clockwork Orange«, den hat er mir auch vorgeführt, damals war ich vielleicht sieben. Er zeigte mir immer Filme, für die er vor Leidenschaft brannte. Und wenn es unheimliche Szenen gab, dann hat er mit mir darüber geredet, hat mir erklärt, dass es nur ein Film ist, damit ich keine Angst bekam. Die alte Ufa-Verfilmung von Baron Münchhausen hat mich ebenfalls nachhaltig beeinflusst. Science-Fiction hat neben dem rationalen Aspekt auch mystische Seiten. Bist du gläubig?

Ich bin ein eingefleischter Atheist und wurde auch nicht religiös erzogen. Ich respektiere Menschen, die gläubig sind, hatte allerdings nie das Gefühl, dass ich Religion in meinem Leben brauche. Es gibt aber eine Reihe von Werten, die mich mein Vater gelehrt hat. Die Menschen sind verpflichtet, aufeinander zu achten und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Als du 1971 zur Welt kamst, schrieb dein Vater David Bowie auf dem Album »Hunky Dory« nicht nur den Song »Life On Mars?«, sondern auch »Kooks«, der dir gewidmet ist. Im Refrain heißt es: »If you stay with us, you‘ll be kooky too« – wenn du bei uns bleibst, wirst du auch verrückt. Bist du ein wenig verrückt? Ich weiß nicht. Ich denke, meine Freunde und Familie würden wahrscheinlich Ja sagen. Ich war schon immer ziemlich ... Ich bin wahrscheinlich eher schrullig als verrückt. Text: Emanuel Bergmann / Illu: Hassan Haider — Intro empfiehlt: »Source Code« (USA 2011; R: Duncan Jones; D: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Framiga; auf Blu-ray und DVD via StudioCanal)


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HEUTE

AufStIeg uND fALL

MARteRIA

Der Rapper erfindet sich neu. Die Paparazzi-Fotos, die ihn innig leckend an Cora Schumacher zeigten, brachten ihm den Kampfnamen Ed von Schleck ein. Karrieresprung! Denn in Kenntnis seiner mediokren Platten sind wir sicher: Als zungiger Lover besitzt er garantiert mehr Luft nach oben denn als Musiker. +++ Jetzt ist es raus:

yOuNg NOBLe und e.D.I.

MeAN, die ehemaligen Bandkollegen des 1996 ermordeten Rappers tuPAC, haben ausgeplau-

dert, nach der Trauerfeier seinerzeit Teile seiner Asche in einen Joint gepackt und geraucht zu haben. Dabei sind sie felsenfest überzeugt: »Das Vom Musiker einer crediblen Band, nämlich war garantiert in seinem Sinne!« Na dann. +++ den Beginnern, zum C-Promi und Stichwort- Wer sich in diesem Wintersemester an der Uni Köln für das, nun ja, eher nischige Fach »Sprageber für Privatfernseh-Trash. Hallo . chen und Kulturen Afrikas« eingeschrieben hat, In der VoX-Sendung »Cover My Song« bringt darf sich glücklich schätzen. Vielleicht arbeitet er Nachwuchs-HipHopper und abgehalfterte Schlagerstars zusammen. Fremdschämen de er bald schon mit luxe. Allerdings: Keins der musikalischen Ergeb- an einem Referat. Die nämlich nimmt just jetzt nisse dieser inszenierten zusammenkünfte war dieses Studium auf. Erste Pflichtsprache dabei: Suaheli. bis dato so schrecklich wie die Kollabo von

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Rap schafft sich selbst ab. +++ R.E.M. haben sich gegen unseren Willen aufgelöst. +++ Was nur wieder heißen wird: Jedes noch so grausam rauschende Collegezeiten-Demo dieser sympathischen und um Privatheit bemühten Underground-geht-seinen-Wegdurch-die-Gesellschaft-Ur-Band wird in den kommenden Monaten ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und von den Medien als genialisch verklärt. Egal, ob

R.e.M. wollen oder nicht.

toP7 SIze DOeS MAtteR »My band is better than your band«, keiften einst McLusky. Es dreht sich auf der Bühne eben alles darum, die Größten zu sein. Andere bestreiten aus dieser Anmaßung gleich den kompletten Bandnamen. Kleine Liste der großen Superlative! 01 BiG Country

04 BiG DeAl

05 BiG BlACK

02 BiG StAr

03 BiG tAlK

06 BiG flAme

07 mr. BiG


HEUTE

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JACK DANIEL MACHTE SELTEN KOMPROMISSE. UND MIT SELTEN MEINEN WIR NIEMALS.

Der Koffer von Sharon Jones Mit ihrer Band The Dap-Kings bringt Sharon Jones den Nachtclubglanz der Motown-Ära zurück. Jenseits des legendären Detroiter Labels liegen ihre Einflüsse bei Otis Redding, Michael Jackson, Ike & Tina Turner oder Marva Whitney. Intro hat sie ihren Reisekoffer präsentiert. Foto: Katharina Poblotzki »Mein Leben fühlt sich wie eine ständige Reise an. Immer geht es irgendwohin. Wenn ich packe, sind natürlich die Kleider am wichtigsten, schließlich trage ich sie auf der Bühne. Ich liebe Kleider, vor allem die mit Fransen und Glitzer. Und es ist absolut zwingend, dass ich immer die passenden Schuhe dabeihabe. Meine Fans wissen, wie wichtig mir die Kleider sind. Neulich hat mir einer eines mit schwarzen und weißen Zotteln geschenkt. Hab ich mir extra ändern lassen, jetzt passt‘s, und

ich trage es seitdem fast jeden Tag. Aber zurück zum Reisen. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist ja, wenn man sein Gepäck unterwegs verliert. Neulich war es wieder so weit, und es hat mehr als einen Monat gedauert, bis ich es wiederbekam – verdammt, ich habe jeden Tag angerufen! Immerhin, am Ende haben sie es gefunden. Das war mir sehr wichtig, da war meine Bibel drin.« — Sharon Jones & The Dap-Kings »Soul Time!« (Daptone / Groove Attack / VÖ 28.10.)

TROPfEN fUR TROPfEN, EINDEUTIg JACK. JACK-LIVES-HERE.DE JACK DANIEL’S and OLD NO.7 are registered trademarks. ©2011 Jack Daniel’s.


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HEUTE

Neue Kunst Was du auch machst, mach es dir selbst Drei neue Publikationen – alles aus Freude an der Kunst. So sieht das aus.

Bitte bleiben Sie Mit gesund! the Subways Was war die übelste Krankheit, die ihr jemals hattet? Josh Morgan: Wenn ich dir das sage, muss ich dich danach umbringen. Aha? Klingt sexuell übertragbar, aber gut. Wie ist es mit dir, Billy? Billy Lunn: Aphthous Ulcers (aphthöse Mundgeschwüre)! Das hatte ich bis vor zwei Wochen, weswegen wir einige Konzerte absagen mussten. Mein Mund war voll davon, extrem schmerzhaft. Welche Symptome gibt es dabei? BL: Es sieht abscheulich aus, und ich konnte nicht essen. Dazu Kopfschmerzen, Fieber und derart schwache Muskeln, dass ich nicht mal laufen konnte, furchtbar! Wie wurde das behandelt? BL: Ich bekam Protein-Shakes, Müsli und sehr viele Vitamine. Ansonsten muss man einfach im Bett bleiben, bis es verheilt ist. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Charlotte Cooper: Grippe. Wenn Leute sich beklagen, dass sie Grippe haben, dann haben sie doch in Wahrheit meist bloß Schnupfen! Was sind eure Lieblingsmedikamente? CC: Hustensaft. Davon nehme ich viel, ich bin quasi abhängig. Wie behandelt ihr die typische Tour-Erkältung? BL: Sehr viele Socken anziehen. Und einen Hut. Wenn Kopf und Füße warm sind, bist du gut gewappnet. JM: Und wenn du sehr erkältet bist und nichts hilft: Piss yourself. Illu: Hassan Haider — The Subways »Money And Celebrity« (Warner) — Auf Tour vom 24.10. bis 07.11.

Mein lieber Billy Lunn, Aphthen ist abgeleitet vom griechischen Verb für »entfachen«. Was aber genau entfacht da im Mund und sicher so manch gebeuteltem Leser? Bei der einfachen Aphthe handelt es sich um kleine Entzündungen der Mundschleimhaut, einschließlich der Zunge. Fast immer treten sie einzeln auf und haben eine Größe von ein bis drei Millimeter, möglich sind auch centgroße Exemplare. Meist bereiten sie Schmerzen beim Sprechen, Essen und Schlucken. Dabei ist nicht die Größe, sondern die Lokalisation ausschlaggebend. Kann man sich ja vorstellen, an der Zungenspitze stört es mehr als oben hinten links. Nun zur wie so oft nicht geklärten Ursache. Diskutiert werden Nahrungsdefizite wie Vitaminmangel, Allergien, geschwächtes Immunsystem, kleinere Verletzungen, Stress, die falsche Zahnpasta. Nach ein bis zwei Wochen sollte die Entzündung verschwunden sein. Sind die Schmerzen zu groß, wird mit leicht betäubenden Salben gearbeitet. Sonst hat der Apotheker noch reichlich Natur im Angebot: Salbei, Melisse, Myrrhe und Teebaumöl. Bei Ihnen, Herr Lunn, handelt es sich allerdings nicht um einfache Aphten, sondern um Stomatitis Aphthosa, auch Mundfäule genannt. Ein durch Herpes verursachtes Auftreten von vielen Entzündungen im Mundraum, begleitet von Fieber. Seltener und heftiger im Verlauf, bis auf virustatische Medikamente aber gleich in der Behandlung. Gute Nachricht zum Schluss: Raucher sind seltener von Aphthen betroffen, bekommen aber weitaus häufiger Krebs. Mund zu, Ihr Doc Intro

Die von Fancesca Lacatena herausgegebene Publikation Levana setzt auf den Leser mit Zeit. Neben dem englischsprachigen Magazin, das aus größeren Essays zu Kunst, Film, Politik und Leben besteht, kommt Levana mit einem begleitenden, bis dato unverarbeiteten Filmskript (»Free Will And Testament« von der leider bereits verstorbenen Zoe Tamerlis Lund, die durch die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Regisseur Abel Ferrara bekannt sein dürfte). +++ Beim Kölner Verlag Strzelecki Books erschienen dieser Tage zwei Publikationen des Kölner Künstlers Johannes Wohnseifer. »Plakate 1994-2009« (Abb.) liefert eine Übersicht über eben die in jenen Jahren gestalteten Plakate, »When We Were Ghosts« begleitet die gleichnamige Ausstellung in der Simultanhalle – Raum für zeitgenössische Kunst. — Levana #1 (levanaedizioni.com/ editions.html) — Johannes Wohnseifer »Plakate 1994-2009« & »When We Were Ghosts« (www.strzelecki-books.com)


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In der Zitathölle

DAS TICKETPORTAL

ALOE BLACC

ILLUSTRATOR der Ausgabe Hassan Haider kam über Skaten, Punk und Juze zu Graffiti. Danach folgte ein GrafikdesignStudium in Bielefeld. Heute arbeitet er bei Paperlux. Ach so: Das Artwork für das CasperNummer-eins-Album »XOXO« hat er ebenfalls designt.

Ottfried Fischer »der Rosenstolz »Promomit dem roten Stuhl« bild mit rotem Stuhl«

17.11. 18.11. 20.11. 22.11.

Mannheim, Alte Feuerwache Frankfurt, CocoonClub Köln, Essigfabrik München, Backstage Werk

HUNDREDS

Angeschissen »Angst macht keinen Lärm«

Egotronic »Macht keinen Lärm

01.11. 03.11. 14.11. 15.11. 16.11. 22.11. 29.11. 01.12.

Bremen, Schwankhalle Düsseldorf, Zakk Frankfurt, Brotfabrik Münster, Gleis 22 Potsdam, Nikolaisaal Regensburg, Alte Mälzerei München, Feierwerk Trier, Casino am Kornmarkt

MONSTERS OF LIEDERMACHING 04.11. 05.11. 11.11. 12.11. 13.11. 14.11. 15.11. 16.11. 17.11. 18.11. 19.11. 20.11. 21.11.

Neustadt, Kulturwerkstatt Forum Flensburg, Kulturwerkstatt Kühlhaus Krefeld, Kulturfabrik Wuppertal, Live Club Barmen Osnabrück, Rosenhof Gießen, Kulturzentrum Jokus Kaiserslautern, Kammgarn Stuttgart, Die Röhre Regensburg, Alte Mälzerei Meiningen, Multihalle Würzburg, Posthalle Hildesheim, Vier Linden Marburg, KFZ

ROLF ZACHER 08.11. 09.11. 14.11. 07.12. 09.12. 10.12.

Berlin, Heimathafen Hamburg, Stage Club München, Freiheizhalle Dresden, Wechselbad Dortmund, FZW Köln, Live Music Hall

PUPPINI SISTERS

»Ich habe mich nie für Kokain begeistern können. Hab‘s probiert, aber ich mag es einfach nicht, Dinge durch meine Nase einzunehmen. Bei jemandem von meiner Statur wirkt das immer so würdelos.« Speed, so heißt es an anderer Stelle, habe er allerdings gemocht. Auch wenn diese Aussagen zwei der wenigen Indiskretionen in dem Buch »Leonard Cohen – Ein außergewöhnliches Leben« von Anthony Reynolds (Bosworth Edition, 352 Seiten EUR 24,95) bleiben – es lohnt sich allein für die detaillierten Ausführungen zur Werkgeschichte Cohens Diskographie.

18.11. 19.11. 20.11. 21.11. 22.11. 23.11. 26.11.

Berlin, Lido Dresden, Beatpol Hamburg, Uebel & Gefährlich Köln, Gloria Theater Darmstadt, Centralstation Reutlingen, Franz.K Fürth, Kulturforum

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...und 20.000 weitere Showss & Fest Festivals tivalss

Tickets auf www.ADticket.de


Wer wir sind Killed By Still 9V Batteries Corners

Herkunft Weiz (Österreich) Genre Kraut-Math-Pop Bandmitglieder Vier Besondere Vorkommnisse 50 Prozent der Bandmitglieder heißen Mario Aktuelle Platte »The Crux«

Herkunft London Genre Intimer Breitwand-Indie Bandmitglieder Vier Besondere Vorkommnisse Die Band besitzt ein eigenes Studio in London. Aktuelle Platte »Creatures Of An Hour«

(Siluh / Al!ve)

(Sub Pop / Cargo)

Wie kamt ihr auf den Downbeat-Musiker Patrick Pulsinger als Produzenten? Wolfgang Moestl: Nachdem wir unsere letzten Veröffentlichungen selbst produziert hatten, wollten wir vom Lo-Fi-Ding weg. Da ist bei uns gleich der Name Pulsinger gefallen, vor allem, weil wir Fans vom bulbul-Album sind, das er produziert hat. Als wir ihn dann trafen, war uns sofort klar, er muss das machen. Er ist ein absolutes Genie im Studio – zwar hauptsächlich für seine Elektronik-Sachen bekannt, aber ein Hansdampf in allen Gassen. In deinen Texten geht es unter anderem um »work for free« und totale Anarchie, im Video sieht man Männer in Strapsen – wie politisch versteht ihr eure Band? Ich würde uns als politisch interessiert bezeichnen, aber die Band nicht unbedingt als Sprachrohr dessen sehen. Man sollte meine Texte mit einem Augenzwinkern betrachten. Wer tut schon, was einem eine Rockband sagt? Ihr bewerbt die Albumrelease-Party als Kindergeburtstag auf Acid. Wie muss man sich euren Partyfaktor vorstellen? Also, im Tonstudio wird hart gearbeitet. Aber auf der Bühne nehmen wir uns selbst nicht mehr so ernst wie einst, da ist alles eher spontan and entertaining. Ich hab eine Zeit lang in einem kleinen Konzertschuppen den Sound gemacht, und die Bands mit der lustigsten Party sind mir im Gedächtnis geblieben. Bands, die auf die Bühne gehen, um zu zeigen, wie brav sie geübt haben: am nächsten Tag vergessen.

Still Corners gelten als eine »cineastische Band«. Wie visuell kann Musik sein? Greg Hughes: Da geht es mehr um ein Gefühl als um tatsächliche Bilder. Wie in »Vertigo«, wenn James Stewart Kim Novak durch San Francisco verfolgt – wundervolle Szene. So was bleibt bei mir hängen, und ich versuche, die Atmosphäre davon in Musik zu übersetzen. Und ihr steht auf den italienischen Horrorfilm? Ich bin ein großer Fan des Regisseurs Dario Argento (»Suspiria«, »Inferno«, »Phenomena«). Viel von der Musik, die da auftaucht, ist erstaunlich gut. Diese Filme haben etwas, das dem expliziten Horror heutiger Streifen abgeht: Sie können eine unheilvolle Stimmung aufbauen und diese über die gesamte Laufzeit halten. Wie verstehst du euren Albumtitel »Creatures Of An Hour«? Die meisten Songs entstanden spät nachts – wenn selbst London kurz mal zur Ruhe kommt und eine sakrale Stimmung bietet. Ein Album der Geisterstunde ist dadurch entstanden. Auch wenn man das ehemalige Grunge-Label Sub Pop heute als großes Panoptikum verstehen kann, wirkt ihr dort trotzdem sehr ungewöhnlich. Empfindet ihr das auch so? Sub Pop besitzt diese großartige Historie, aber momentan expandieren sie ästhetisch. Nimm nur mal Shabazz Palaces, die ihre eigene Version von HipHop machen. Und als wir die LabelTypen dann trafen, waren wir uns erst recht sicher. Mit der Band machen wir eben einfach das, was sich gut anfühlt. Und genau so ist es hier.


M83 Das neue Album

„Hurry Up, We’re Dreaming“ Als Doppel-CD und Doppel-LP (+ Download-Card)! Inkl. der Single

„Midnight City“

VÖ: 14.10.2011

Lizz Lunney I Katzen-Comics

Indigo DCD: 960922 & DLP: 960921

Dass der einfache, ja, naive Strich mitunter mehr Charme erzeugen kann als manch hauchfeines Airbrush-Checkertum, beweist Lizz Lunney in ihrem aktuellen Comic »Ich liebe Katzen und Katzen lieben mich« höchst eindrucksvoll. Lunney aus Birmingham bietet dabei schrullige Mini-Storys von Loser-Einhörnern, einer magischen Schachtel türkischen Honigs und dem Anlehnhasen. Zum Piepen! (Zwerchfell, 72 S., € 8)

Love vs. Hate Mit Brett Anderson Nenne fünf Dinge, die du liebst, alle anderen aber hassen 01 Verstaubte Bibliothekare 02 Die Geräusche, die Leute machen, wenn sie eine Kirche bauen 03 Sehr ausführliche Wegbeschreibungen 04 Fünf Jahre des Lebens bis zum Hals eingegraben in Ameiseneiern verbringen 05 Als Schaf verkleidet von einem Motel Rezeptionisten rumgebosst werden, der sich als Schäfer verkleidet

„A wildly ambitious, often visionary record“ Q Magazine „A celestial production“ Mojo „You can only applaud his pursuit of the sci-fi shoegaze epic“ Uncut www.ilovem83.com LIve In Berlin @ Gretchen 28.11.

The Dø Das neue Album

„Both Ways Open Jaws“

Europäische Edition mit exklusiven Remixen von Trentemoller, Vitalic, C berg & Mylo

Nenne fünf Dinge, die du hasst, alle anderen aber lieben 01 Die meisten Menschen 02 Partys 03 Leute, die fragen: »Bist du berühmt?« 04 In Southampton am Hafen rumstehen, um nach Holland oder Frankreich zu kommen 05 Fernsehen allgemein Illu: Hassan Haider — Brett Anderson »Black Rainbows« (Ministry Of Sound / Warner)

Indigo CD: 961652 & LP: LP 961651

www.thedomusic.com

24.11. München @ Hansa 39 27.11. Köln @ Gebäude 9 28.11. Frankfurt/Main @ Brotfabrik 29.11. Hamburg @ Übel & Gefährlich 01.12. Berlin @ Postbahnhof www.naiverecords.com


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HEUTE

SchAtzPARADe DINge, DIe DIch WoLLeN Intro sammelt jeden Monat aus dem Internet und der echten Welt nerdige Schätze an. Für insgesamt unter 100 Euro. Wir suchen deine Tipps. Der beste Vorschlag für die nächste Ausgabe gewinnt etwas aus der aktuellen Palette. So wie Michael Przystav, der uns auf die Fußmatte aufmerksam gemacht hat und dafür das Schneidebrett aus Intro #196 kriegt. Eure Links und Ideen an: schatz@intro.de.

Beim Thema elektrische fußmatte fürchtet man gern, wegen dreckiger Schuhe unter Strom gesetzt zu werden. Die »Space Invaders«-Variante indes verzeiht euer tägliches Bad in Abwasser und Hundekot – und lässt in Betrieb die beliebten Figuren des Video-Games blinken. www. getdigital.de, € 34,95

Create Your Own Beck’s Music Experience Konzerte anschauen kann jeder – selber machen ist das neue Ding! Und die Beck’s Music Experience möchte dich dabei nach Kräften unterstützen: Arnim und Totze von den Beatsteaks alias Fra Diavolo stehen bereit, um deine Party als DJ-Team kräftig durchzurocken. Um von ihnen Besuch zu bekommen, musst du per Video oder Foto Kreativität und Organisationstalent beweisen. Poste bis zum 7. November die Gründe, warum du genau richtig für den Job des Partyveranstalters bist, auf facebook.com/becksmusic. Eine prominent besetzte Jury, unter anderem mit Beatsteaks-Totze, wählt zehn Partybewerbungen aus. Danach kürt ihr online den letztendlichen Gewinner. Der kann sich dann nicht nur über Fra Diavolo, sondern auch über 1000 Euro Partybudget und jede Menge Beck’s freuen. Gibt es bessere Rahmenbedingungen für die eigene Feier? Wohl nicht. In diesem Sinne – viel Glück!

Viele, die als Kinder mit der Taschenlampe unter der Bettdecke noch Comics lasen, haben heute schwere Haltungsschäden. Dabei hätte man doch auch so ein kleines Batterie-lämpchen oben ans Buch heften können. Eine Art analoger E-Reader. www.red5.co.uk, € 9,15 Wir sind der roboter. High-Tech in Lo-Fi, das hat mehr Charme als eine Legion von Transformers. Nicht weniger als 78 Schritte bedarf übrigens das zusammenstecken. Den ganz Faulen muss also abgeraten werden. Der Rest freut sich am 3D-PuzzleEffekt. www.pappdorf.de, € 15,90 In der »Simpsons«-Folge, in der Homer Geschworener wird, schläft er vor Gericht hinter so einer Brille mit aufgemalten Augen. »Unbedingt mal ausprobieren, ob auch ich damit durchkomme!« dachte sich ein Intro-Redakteur. Er wachte gegen 23:30 Uhr alleine im Büro auf. www.red5.co.uk, € 4,54 Dass Roboter auch handflächengroß sein können, zeigt dieser hex Bug. Deutsch: Insekten-Roboter. Angeschaltet krabbelt er so lange, bis der Lichtsensor meldet, dass er im Dunkeln steht. Dort versteckt er sich dann und wartet – zur Not, bis die Batterie ausläuft. www.lehmanns.de, € 16,95

SUMME

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HEUTE

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SeIt eWIgKeIteN IN MoDe DeR JuteBeuteL Die einen lieben seine witzigen Slogans wie »When I die the cat gets everything«, die anderen hassen ihn als Symbol einer neuen urbanen Hipster-Bewegung.

Hermannplatz Sack, € 15, muschikreuzberg.de

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ie Ökobewegung der 70er- und 80er-Jahre war der Beginn des Hasses auf Plastik. »Jute statt Plastik«, hieß der Slogan. Die Post68er hatten ihre neue Bestimmung gefunden und mit dem Jutebeutel ein Protestmahnmal aus natürlichen Materialien erschaffen. Der Bezug zu Gesellschaftskritik und Supermarktästhetik ist mittlerweile verloren. Der Beutel trägt heute eine andere Botschaft – hedonistisch und egoman motiviert. Karl Lagerfeld trägt Jutetaschen mit »Karl Who?«-Aufdruck, und vielleicht ist das auch das Ende. Die britische Designerin Anya Hindmarch landete 2007 mit ihrem auf Jutebeutel gedruckten Kampfslogan »I’m not a plastic bag« einen Erfolg bei Menschen mit ökologisch schlechtem Gewissen. Die Beutel wurden für eine Supermarktkette

entworfen und verstauben heute bei geltungssüchtigen HollywoodStars im Kofferraum ihrer SUVs. Cem Özdemir macht mit seinen Stoffbeuteln auf dem Berliner Wochenmarkt zwischen Tomaten und ungekühltem Geflügelfleisch Wahlkampf. Die obstverkäufer schwören trotzdem auf Plastikbeutel. Der Bezug zu Jute und Ökobewegung ist längst verloren gegangen. Der Beutel trägt heute eine andere Botschaft: Statt politischen Parolen auf 100% Baumwolle heißt es »MELT!«. Der Jutebeutel ist und bleibt ein Statussymbol. Man kann ihm Hipstertum und politische Inhaltslosigkeit vorwerfen, muss ihm aber zugutehalten, dass er unnötige modische Eskapaden wie Clutches oder Bowling-Bags aus dem allgemeinen Modebewusstsein verdrängt hat. Danke, Jutebeutel! Ada Blitzkrieg


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Cover-Welten

Fuck You Very Much! Schon in der Antike galt der digitus impudicus – zu Deutsch: Stinkefinger – als Symbol des erigierten Gliedes. Die moderne Gesellschaft hat die schöne Tradition endgültig zur Meisterschaft geführt. Leider wird sie aber immer noch sanktioniert: In Deutschland erfüllt das Zeigen des Stinkefingers den Tatbestand der Beleidigung nach § 185 StGB. Wir rufen besser schon mal unsere Anwälte an. Gesammelt von: Felix Scharlau


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iner der populärsten Mythen im gängigen Kulturberichterstattungsbullshit ist, dass ein Künstler, der nicht polarisiert, gar keiner sei. Einer der schönsten Gegenbeweise ist PeterLicht. Seine Karriere begann mit dem minimalistischen Electro-Pop-Hit »Sonnendeck«, der dank seiner eingängigen Kryptik in den Feuilletons genauso einschlug wie auf AprèsSki-Partys. Als das Lied erstmals erschien, hieß PeterLicht noch Meinrad Jungblut; erst als der Erfolg spürbar nahte und eine Langspielplatte hermusste, benannte er sich um. Ob hier ein bürgerlicher Name durch ein Pseudonym oder ein Pseudonym durch ein anderes getauscht wurde, ist eins der vielen Rätsel um die Lichtgestalt. Klar ist dagegen, dass es nicht um die Schaffung einer

übermenschlich strahlenden Kunstfigur ging, sondern gerade um das Verschwinden der vermittelnden Instanz, ihr Verschwimmen im Werk. Literatur und Theater lagen also für Licht insofern nahe, als dort die Beziehung zwischen Texter und Text von Haus aus offener ist. Die verschiedenen Felder waren bei ihm aber immer enger geführt als bei anderen dichtenden Musikern – beispielsweise Sven Regener oder Rocko Schamoni. PeterLichts erstes Buch »Wir werden siegen« – eine Sammlung anarchischer Miniaturen – hieß nach einem Song des Albums »Lieder vom Ende des Kapitalismus«, und auch »Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends«, mit der er beim Bachmann-Wettbewerb 2007 3sat- und Publikumspreis gewann, schien wie ein Prosa-Pendant zum auf jener Platte


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PeterLicht Ein Künstler der Ambivalenzen PeterLicht hält sein Gesicht vor den Medien geheim. Diese Tatsache ist mittlerweile bekannter als manches bekannte Gesicht. Dass PeterLicht trotzdem nie gesichtslos wirkte, liegt an seinen sperrig-schönen Konzeptalben, Büchern und Theaterstücken. Der Musiker Jens Friebe sprach für Intro mit PeterLicht über dessen neues Album »Das Ende der Beschwerde« und versuchte, so weit der Künstler es zuließ, dessen Werk zu dechiffrieren. Foto: Tanja Kernweiss

entwickelten Genre des surrealistischen Protestsongs. Auf ihr wiederum basiert das von ihm selbst in den Münchener Kammerspielen inszenierte Stück »Räume Räume Räume«, während andererseits zwei der Stücke seiner neuen Platte zuerst für das Bühnenstück »Das Abhandenkommen der Staaten« entstanden waren. Womit wir beim Thema neues Album wären. Wir treffen uns in Berlin, um über »Das Ende der Beschwerde« zu sprechen. Nachdem mir die Empfangsdame im Wartesaal des düster feudalen Münzsalons Platz und Plätzchen angeboten hat, kommt ein Mann aus dem Zimmer, in dem ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung PeterLicht vermuten muss, und murmelt leise: »Den habe ich fertig gemacht.« Dann gibt er mir eine kleine schwarze Getränkedose, auf der »Schwarze Dose« steht, und verab-

schiedet sich. Die Empfangsdame geht daraufhin in das Zimmer, kommt zurück und erklärt mir, der Herr eben habe PeterLicht für ein Energy-Drink-Blog interviewt, wovon sich PeterLicht jetzt erst mal ausruhen müsse. Ich habe dafür Verständnis. Als ich nach zehn Minuten vorgelassen werde, finde ich PeterLicht ausgeruht vor – oder vielleicht auch müde, jedenfalls ruhig. Ruhig, friedlich und freundlich. Er spricht sehr langsam, sodass ich mir alles, was er sagt, genau aufschreiben kann. Die Antworten, die Sie gleich lesen werden, sind also genau die, die PeterLicht gegeben hat. Was meine Fragen anbelangt, so kann ich allerdings nicht ausschließen, dass meine Erinnerung den Wortlaut hier und da leicht verfälscht und um den einen oder anderen nachträglichen Gedanken bereichert hat. Der Sinn blieb im Kern aber davon unberührt, das schwöre ich.


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PeterLicht: Ah, Jens Friebe, das freut mich. Von Kollege zu Kollege ist ja vieles einfacher. Da muss man nicht so viel erklären. Jens Friebe: Meinst du? Was denn, was muss man nicht erklären?

Black Hole Sun Bekanntestes und erfolgreichstes Lied der Grungeband Soundgarden von 1994. Seine Popularität bezog der Song nicht zuletzt aus dem extrem aufwendigen Video, in dem eine gruselig überzeichnete, steril-morbide amerikanische Vorstadtwelt von einer apokalyptischen, schwarzlöchrigen Negativ-Sonne, der »Black Hole Sun« eben, magdeburgisiert wird.

Chanson Fleuve Neologismus in Anlehnung an den Begriff »Roman Fleuve«, welcher ein groß angelegtes Romanwerk bezeichnet, dessen einzelne Bände sowohl zusammenhängend als auch in sich abgeschlossen sind. Ein Beispiel für die Technik wäre Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Chanson Fleuve ist dementsprechend das Gleiche mit Liedern.

PL: Na ja. Die Lieder. Ich meine, man sitzt zu Hause und denkt sich das alles aus und gräbt in tiefen Schichten, das ist ja auch ein sehr intimer Prozess. Und dann muss man sich im Interview dem Ganzen irgendwie stellen und auf irgendeine Botschaft oder ein Statement runterbrechen. Und das will man ja eigentlich gar nicht. JF: Ja, das kenne ich schon ein bisschen. Aber die Differenz zwischen Interviewer und Interviewtem ist keine zwischen Wesen, sondern zwischen Funktionen. Das ist wie bei Kunden und Anbietern. Abgesehen davon finde ich es schon komisch, mit welcher Panik manche Leute ihre Texte vor jeder Deutung schützen wollen. Natürlich gehen Texte selten restlos in einer Erklärung auf. Aber so ist es ja mit allem, auch mit dem Leben und der Liebe, und doch redet man darüber. Die Liebe kann das aushalten, und das Lied, sofern es irgend gut ist, doch auch.

Jahrtausends« sitzt der Erzähler an einem schönen Tag in seiner schönen Wohnung auf seinem schönen Sofa. Dann fängt er an, von Geld zu reden, beziehungsweise von seinem »Minusgeld«, woraufhin zuerst das Sofa, dann auch Haus und Welt magisch-realistisch liquidiert werden, um am Ende wieder unberührt dazustehen. Und im Lied »Meine alten Schuhe« von deiner neuen Platte heißt es: »Hier wo die Träume enden / Sehe ich die große Sonne / Und die große Sonne verbrennt das ganze Geld«, was mich nicht nur an die Finanzkrise, sondern auch sofort an »Black Hole Sun« hat denken lassen. Die Liste ließe sich fortsetzen. PL: Hmmm. Ja, stimmt. Ziemlich deprimierend eigentlich, nicht wahr? Empfindest du die Lieder als depressiv? JF: Nein, eigentlich nicht. Es hat eher so was vom Tod beim Tarot: Umbruch und Neuanfang. Beziehungsweise in deinen Versen gesprochen: »Führ mich in die Nacht / Führ mich raus / Gib mir eine neue Idee / Schaffen wir uns ab.« Im älteren »Lied vom Ende des Kapitalismus«, das die postkapitalistische Welt umstandslos für angebrochen erklärt, gibt es ja auch diese geniale Stelle: »Wir fuhren mit dem Sonnenwagen übers Firmament.« Unsere Gegenwart wird aus einer utopischen Zukunft heraus mit Bildern einer für uns vergangenen Kosmologie geschildert. Für die, die an diese Kosmologie glaubten, war sie genauso gleichbedeutend mit der Welt – so »alternativlos« – wie für uns die freie Marktwirtschaft. Die Apokalypse des Kapitalismus könnte der Anfang der Welt sein. Was bei dir aber auch antidepressiv wirkt, ist die Musik. Zehn von zwölf Stücken auf »Ende der Beschwerde« sind ja fast provokant poppig. Drastische Zeilen wie »Verkauft mein Fleisch an den billigen Ständen« werden mit Cher-Effekt gesungen. Die Harmonien, zwischen späten The Cure und frühen Phoenix, wären ideal fürs Solarium aus »Sonnendeck«. Sie versetzen einen in dieses schwerelose Whirlpool-Feeling, das Gefühl, »im freien Fall aufzusteigen«, wie du in »Steigen/Fallen« singst. Aber wo wir jetzt schon bei Wellness sind, welche sich ja bekanntlich zur freien Liebe verhält wie Charity zu Revolution, könnte ich dich auch gleich zum antihedonistischen Programm in deiner Kunst befragen: Zwischengeschlechtlichkeit kommt in deinen Texten kaum vor, die beinahe einzige Ausnahme ist »Restsexualität«, und da geht es gegen die Verramschung von Nacktheit. Auch die ikonoklastische Verweigerung deines Bildes auf Titelblättern wie jetzt im Intro und von Promo-Fotos passt dazu. Ist Askese deine Antwort auf das Problem, dass Sex als Thema nicht mehr, wie 1968, Protest, sondern nur noch Prostitution bedeutet?

PL: Ja, schon. Nur sind grade bei mir Ambivalenzen sehr wichtig: Dass verschiedene Modelle in einem Song vorkommen und man sich denken kann: Es könnte so sein, es könnte aber auch so sein. Und wenn ich dann sagen soll, ob ich das Internet nun scheiße finde oder gut, ist das schon schwierig. JF: Ja, klar, das ist natürlich dämlich, Texte ins Eindeutige drängeln zu wollen, die so sehr von Zwei- und Dreideutigkeit leben wie deine. Schon der Titel deiner neuen Platte »Das Ende der Beschwerde« ist multipel auslegbar: einerseits als das Ende der Beschwerde, die man hat, andererseits als das Ende der Beschwerde, die man führt. Und der zweite Fall ist wiederum in sich doppeldeutig: Soll an die Stelle des Beschwerens die Aktion treten, oder die Kapitulation? Auf die gleiche Art schillern die Lieder selbst. In »Begrab mein iPhone an der Biegung des Flusses« geht der Refrain: »Ich kenne keinen, der sich selbst gehörte / Hat noch niemals jemand von gehört«, was ja sowohl verzweifelt als auch positiv fatalistisch gemeint sein kann. Je nach Laune und Beleuchtung hört man was anderes. Auch hört man deine alten Lieder anders im Kontext der neuen. »Ihr lieben 68er« etwa habe ich damals als zeittypisches revanchistisches Altlinken-Bashing verstanden, rückblickend erscheint es eher als Teil eines großen Chanson Fleuve über Sinn und Sinnlosigkeit von Kritik, auch im Sinne von Bultanski, der PL: Ja, genau. beschreibt, wie die »Künstlerkritik« der Sechziger zum Motor neoliberaler Umstrukturierung des Arbeitsmarktes wurde. Oder geht das zu weit?

Für mich ist dieser Zusammenhang zwischen Sex und Kapitalismus völlig eindeutig. Dauernd soll einem irgendein ScheiSS über Erotik verkauft werden. Und im Pop nervt mich diese zwanghafte Vermischung der beiden Bereiche. Ich kann es nicht mehr hören, wenn irgendwelche Bands im Interview sagen: Wir machen nur Musik, um Frauen abzuschleppen.

PL: Nein, das steckt auf jeden Fall mit drin, das Thema systemstabilisierende Kritik. Du machst das echt gut, du kannst das alles so schön erklären. [lange Pause] Auf der Platte werden einfach verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Beschwerde enden kann. Und keine dieser Möglichkeiten funktioniert. JF: Auf deinen letzten drei Platten, und auch in deinen Büchern und Theaterstücken, beschäftigst du dich ja verstärkt mit dem kapitalen Beschwerdeherd Kapitalismus. Daneben, und immer wieder damit verschränkt, erscheint die Apokalypse als großes Thema: Zu Beginn deiner Geschichte JF: Ich glaube das meistens nicht. Ich halte das immer für »Geschichte meiner Einschätzung zu Beginn des dritten eine kernige Art, sich um die Antwort auf die dumme Frage


zu drücken, warum man Musik macht. Hier muss ich dir übrigens doch recht geben: Das ist eine Frage, die nur Nichtmusiker stellen können. Aber zurück zu deiner Musik: Es gibt zwei Lieder, die formal stark rausfallen: »Sag mir, wo ich beginnen soll« und das »Fluchtstück«, also die beiden Songs, die du für dein Theaterstück »Das Abhandenkommen der Staaten« gemacht hast. Der Sound ist hier eher noisig, die Strukturen frei, halbgefrorene Improvisation, schräge Harmonien, vertrackte Rhythmen. Ein bisschen erinnert das an punkigere No-Wave-Bands wie Crass oder The Ex. Vor allem aber musste ich in Verbindung mit dieser assoziativen Textlawine und dem für dich untypischen Sprechgesang an früheste Blumfeld oder Die Goldenen Zitronen denken. Das fand ich sehr interessant, weil ich dich früher immer ein bisschen als Gegenpol zum Diskursrock gesehen habe. Dort ging es um urbane Subkultur, Theorie, Intertextualität, während du eher an so einer abgeschiedenen privatmystischen Sache dran warst. War das für dich eine Mutprobe, fremdes Terrain zu betreten? Wie war und ist dein Verhältnis zu den (ungern) so genannten »Hamburger Schule«-Bands? PL: Großer Respekt auf jeden Fall. Grad von Blumfeld und den Goldenen Zitronen kann ich durchaus sagen, dass ich Fan bin. Die beiden Songs, die du meinst, machen wir schon lange live, die haben sich recht organisch entwickelt. Ich habe schon gemerkt, dass es in diese Richtung geht, die du beschreibst. Ich fand das aber auch okay. Es war mir egal, ob ich da bestelltes Feld beackere. Eine Hommage sollte es aber nicht sein. JF: Und das Solipsistische, die Konzentrierung der Welt auf das Ich, bleibt schließlich auch als Konstante. Alle Gefährten und Gegenspieler, die dem Ich im abgedreht allegorischen »Fluchtstück« begegnen, die Riesen und die Bauten, sind eigentlich nur Manifestationen seiner selbst, seines »nicht stattfindenden Lebens«. Die Gesellschaft bleibt anonym. Wenn es Ansprachen gibt, dann nie an Kollektive, sondern nur ans idealistische ideelle Gesamtindividuum, wie etwa im Aufruf »Du und dein Leben / Ihr müsst dein Leben ändern«. Es gibt nicht nur kein »Volk« mehr als Adressat der Forderung nach Maschinen und technischen Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten von Menschen zugeschnitten sind, sondern auch keinen Szene-Zusammenhang, wie er etwa bei Leuten wie Knarf Rellöm noch wichtig ist. Du bist aber ja nicht so der Szene-Typ, nicht wahr? PL: Nein. Aber nicht, dass ich jetzt was gegen Szenen hätte. Es hat sich einfach nicht ergeben. JF: Und wie hast du jetzt zum Beispiel die Leute kennengelernt, mit denen du Musik machst? PL: Mit denen ich jetzt Musik mache? JF: Ja. PL: [denkt lange nach] Also, ich will mal ein Beispiel geben, was für mich sehr signifikant ist: Ich war mal in einem Raum mit sechs Leuten, die alle Musiker waren, oder Produzenten. Und da wurde überhaupt nicht geredet, kein Wort. Und irgendwann hat man dann irgendwas in den Schacht geschmissen, und dann war ein Austausch darüber möglich, erst dann gab es Kommunikation. Ich bin aber eher ein verbaler Mensch. Ich kann auch eine Zeit lang gut ohne Musik auskommen. — Intro empfiehlt: PeterLicht »Das Ende der Beschwerde« (Motor / Edel / VÖ 28.10.) — Intro empfiehlt die Tour: 04.11. Konstanz, 05.11. Tübingen, 06.11. Frankfurt a. M., 11.+12.11. A-Wien, 19.11. Heidelberg, 26.11. Schorndorf, 14.12. Hamburg, 22.01.2012 Darmstadt — PeterLicht spielt im Rahmen von 20-Jahre-intro am 19.11. in Heidelberg und am 30.11. in Düsseldorf

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Berühmte Zeile aus dem berühmten Gedicht »Archaischer Torso Apollos« von Rilke aus dem Jahr 1908, in dem das lyrische Ich die titelgebende Plastik im Louvre betrachtet und sich denkt: Was bin ich dagegen für ein Schlappschwanz. Ferner ein Buch von Peter Sloterdijk, in dem er den Menschen als sich durch Übung selbst erzeugendes Wesen bestimmt.

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Foto: Bryan Derballa

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Björk Ein Haus aus den Knochen von Mutter Natur Björks achtes Album »Biophilia« ist ein multimediales Spektakel zwischen Musik, Show und digitaler Technik geworden. Ebenso wichtig wie die Songs sind die anachronistisch-futuristischen Instrumente und die flankierenden Multimedia-Apps zum Album. Sebastian Ingenhoff erforscht die esoterischen Galaxien von »Biophilia«.

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lle reden wieder über Björk. Die Isländerin habe mit ihrem achten Album nicht nur das Albumformat, sondern auch den Begriff »virales Marketing« neu definiert, heißt es beispielsweise im britischen WiredMagazin. Die Geschichte zu »Biophilia« fing an mit ein paar Videoclips, in denen obskure Naturphänomene zu sehen waren, die für die einzelnen Songs Pate stehen. Ausgerechnet ein Song namens »Virus« trieb als einer der ersten Vorboten seine Blüten im Netz. Und zwar nicht in Form irgendwelcher Snippets, sondern eines YouTube-Videos über die sogenannte Zombieschnecke, die als Inspirationsquelle für das Stück diente. Das Phänomen des Untoten beschränkt sich also nicht auf die Leinwand, sondern hat längst ins Reale rübergemacht: Als Zombieschnecken bezeichnet man von Scott Snibbe einem seltsamen Virus befallene Schnecken, deren Gehirn von dem Eindringling fremd gesteuert wird. Das Virus entDer New Yorker Künstler wurde Ende der Neunziwickelt die perfidesten Strategien, um weitere Lebewesen ger durch die begehbare affizieren zu können. Und vom Tier zum Menschen ist es Installation »Boundary bekanntermaßen nur ein Katzensprung. Man hat es immer Functions« bekannt und schon geahnt: Die Filme George A. Romeros sind alles andere arbeitete schon damals als Fantasiekonstrukte. mit Laurie Anderson und In dem Song »Virus« modelt die Isländerin die Geschichte Brian Eno an multimedialen zur Lovestory um. Hier wird der Eindringling zum Liebhaber Projekten zwischen Games, Musik und Videokunst. der befallenen Zelle: »I feast inside you, my host is you / The Für »Biophilia« hat er perfect match, you and I / You fail to resist / My crystalline die Apps zu den Stücken charm.« Die emotional überwältigte Zelle wird gnadenlos »Thunderbolt« und »Virus« entworfen. ausgelöscht – Liebe ist eben kälter als der Tod. »Love feels

like a great misfortune, a monstrous parasite, a permanent state of emergency that ruins all small pleasures«, hieß es schon beim slowenischen Popphilosophen Slavoj Žižek. Die Revolution erfolgt in kleinen Schritten »Biophilia« bedeutet so viel wie »die Liebe zu allem Lebenden«. Die Stücke des Albums widmen sich naturwissenschaftlichen Phänomenen wie der Sonnenwende, dem Blitzstrahl oder dem Kristallwachstum. Musikalisch, visuell, marketingtechnisch und in jeder anderen Hinsicht auch soll alles möglichst innovativ umgesetzt werden. Die Isländerin habe mit dem App-Album sogar ein völlig neues musikalisches Format geschaffen, schrieb das Magazin The Wired. Für diese Apps arbeite Björk mit bekannten Multimediakünstlern wie Max Weisel oder Scott Snibbe zusammen. Natürlich war der kalifornische Apple-Konzern sofort Feuer und Flamme, als Björk erklärte, sie habe erste Songskizzen mit dem iPad komponiert und halte das Tablet-System für die wichtigste technische Errungenschaft der letzten Jahre. Trotzdem wird das Album auch in den klassischen Formaten erhältlich sein, denn noch nennt nicht jeder eins der leuchtenden Schneidebretter sein Eigen. Um die Gemüter ihrer Plattenfirma zu beruhigen, hat Björk angekündigt, die Zusammenarbeit auch in Zukunft fortführen zu wollen. Kein Grund also zur Aufregung, die Revolution erfolgt in kleinen Schritten.


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Wenig Grund zur Aufregung bieten leider auch die bisher erhältlichen »Biophilia«-Apps, die alles andere als spektakulär sind. Die App zu »Virus« besteht aus einem Spiel, in dessen Verlauf man eine Zelle vor dem Virusbefall retten soll. Man kann den Song per Handbewegung beschleunigen, verlangsamen oder anhalten, natürlich untermalt von visuellen Effekten. Gewinnt man das Spiel, stoppt der Song. Das Virus muss also siegen, um den vollen Hörgenuss erfahren zu können. Dazu gibt es den Songtext, ein Video und noch ein paar Backgroundinfos. Nach drei Minuten legt man das Ding wieder aus der Hand. In den folgenden Apps, die erst peu à peu auf den Markt kommen werden, soll der Hörer jedoch die Möglichkeit bekommen, den jeweiligen Song live zu remixen; andere Apps wiederum stellen die virtuelle Entsprechung der eigens für das Album gebauten Instrumente dar. Der Konsument ist also nicht mehr die passive Couchkartoffel, sondern wird zum aktiven Prosumenten, der die multimedialen Galaxien mit seinen eigenen Händen verändern und intensiv erleben kann. Wie genau das aussehen wird, bleibt abzuwarten. Doch die Idee mit den virtuellen Touchscreen-Instrumenten ist natürlich nicht neu. Vor allem Brian Eno hat in der Vergangenheit schon mehrfach audiovisuelle Kompositionstools für das iPad und iPhone entwickelt – am bekanntesten die App »Bloom«, bei der man zwischen verschiedenen Grundstimmungssounds wählen kann und immer wiederkehrende Patterns sehr intuitiv durch das Berühren des iPhones generiert. Der Mond als Tanz Eigentlich war »Biophilia« sogar als begehbares Musikhaus geplant gewesen, eine Art Museum, in dem sich Kristallwachstum, Kosmogonie und die weiteren Albumthemen in ästhetischer, klanglicher und technischer Perfektion erleben lassen. Die einzelnen Stockwerke sollten miteinander durch eine Treppe verbunden sein, die einer realen Klaviatur entspricht. Das Haus als Klang, der Mond als Tanz, die Musik als Pädagogik. Dieser Ansatz wurde dann aber zugunsten des App-Universums verworfen. Für die fünfundvierzigjährige Künstlerin ist die Beschäftigung mit Esoterik und Naturekstasen seit jeher Teil des isländischen Wesens. Dort sei man ständig mit Phänomenen wie Vulkanausbrüchen und Erdbeben konfrontiert, erzählte sie der Zeitschrift Vogue, von daher sei der Glaube an gewisse animistische Elemente, die Natur und alte heidnische Religionen auf der Insel eben sehr verbreitet. Traditionspflege und Innovationsdrang würden in Island stets eng zusammengedacht. Auch wenn sie seit Jahren in New York lebt, ist sie ihrer Heimat, die zuletzt durch den »Punkbürgermeister« für Schlagzeilen sorgte, eng verbunden geblieben. Im letzten Jahr war sie Zugpferd einer umfassenden Protestaktion gegen das kanadische Energieunternehmen Magma, das eine privatisierte isländische Firma aufgekauft hatte, um die geothermalen Energieressourcen des Landes auszubeuten. So passt es natürlich ins Bild, dass sie sich in der aufwendigen »Biophilia«-Show als archaisches Wesen mit roter Zottelmähne inmitten eines in Steampunk-Ästhetik gehaltenen Instrumentenparks inszeniert. Die meisten Klangerzeuger sind Unikate und eigens für »Biophilia« gebaut worden. Für den Song »Thunderbolt« wurden Tesla-Spulen, also künstliche Blitzmaschinen, entwickelt, die gleichzeitig Töne erzeugen und steuerbar sind. Das

Gameleste ist eine Mischung aus Gamelan und Celesta und für die klirrenden Kristallgeräusche am Anfang von »Chrystalline« verantwortlich. Darüber hinaus gibt es drei Meter lange leuchtende Pendelharfen, genannt Gravity Harps, die sich durch das Schwingen gewissermaßen selbst spielen. Der britische Klangkünstler und Instrumentenbauer Henry Dagg ist Erfinder des Sharpsichords, einer Mischung aus Leierkasten, Harfe und Installation, das optisch an ein überdimensionales Grammofon erinnert und mittels Metallkurbel zu bedienen ist. Letzteres ist eines der wenigen Instrumente auf der Bühne der aktuellen Björk-Show, das keine explizite Auftragsarbeit darstellt. Björk sei durch Zufall auf ihn gestoßen, sagt der ehemalige BBC-Toningenieur: »Ich habe während der Arbeiten am Sharpsichord immer wieder Songs arrangiert und mit verschiedenen Sängern aufgenommen. Davon kursierten auch einige Videos. Letztes Jahr hat ein befreundeter Künstler aus der Umgebung mit Matthew Herbert gearbeitet und ihm die Videos gezeigt. Der wiederum arbeitet ja mit Björk zusammen, und die war beim Anblick des Instruments sofort aus dem Häuschen. Kurze Zeit später hatte ich eine Mail von ihr im Posteingang, ob ich mir vorstellen könne, mein Instrument für einen Song auf dem Album bereitzustellen.« Neben der Musik geht es also vor allem um den maximalen visuellen Effekt: Bolzen, Kolben, Zahnräder, alles ist riesig, alles glitzert und strahlt. Natürlich ist es unmöglich, mit einem solchen Equipment eine reguläre Tour zu absolvieren. Deshalb wird »Biophilia« in den nächsten drei Jahren als Wanderzirkus durch die Welt tingeln. Es gibt acht Auftrittsorte, in jeder Stadt wird sechs Wochen lang Station gemacht. Die Shows werden nicht in klassischen Konzertsälen, sondern in »ausgesuchten Räumlichkeiten und Museen« stattfinden, ließ Björk verlauten. Fest stehen bislang Auftrittsorte wie die Isle of Wight und natürlich Island. Ob und wann sie in Deutschland auftritt, ist dagegen noch unklar.

Punkbürgermeister Am 27. Mai 2010 wurde der Punkmusiker und Komiker Jón Gnarr bei der Kommunalwahl in Reykjavík aus Verdruss über die etablierten Parteien und Politiker zum Oberbürgermeister gewählt. Deutsche Medien berichteten über den Coup mit Schlagzeilen wie »Ein Clown macht ernst«. Die Partei des vierundvierzigjährigen Entertainers hört auf den schlichten Namen »Best Party« und bezeichnet sich als die erste anarcho-surrealistische Partei der Welt. Über seine Abenteuer in der Politikwelt berichtet Gnarr regelmäßig in dem »Diary Of A Mayor« auf Facebook.

Steampunk-Ästhetik Ursprünglich eine literarische Strömung, vereint Steampunk viktorianische Mode mit retro-futuristischer Mechanik und versucht sich die Zukunft vom Standpunkt des viktorianischen Zeitalters aus vorzustellen. Steampunks erfinden obskure Maschinen und Instrumente, die mit Dampf oder Zahnrädern angetrieben werden, und orientieren sich an Autoren wie Jules Verne oder H.G. Wells. Als der letzte große Steampunk in der Populärkultur kann Thomas Dolby gelten. Auch in der jüngeren Videospielgeschichte wurde die Idee häufig und gerne aufgegriffen. Etwa in den Games »Jamestown« und »Damnation« sowie im kommenden »BioShock«-Teil.


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Foto: Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin

Foto: Michael Bodiam

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Das Projekt soll durch einen Film dokumentiert werden, in den auch ihr Freund Michel Gondry involviert war. Es ist geplant, ihn nach Tourabschluss all jenen zugänglich zu machen, die es nicht an einen der entlegenen Auftrittsorte geschafft haben. Man darf sich also auf das nächste Spektakel gefasst machen. Vielleicht handelt es sich ja um den ersten 4D-Film in der Geschichte der Menschheit oder irgendwas anderes Großes, das bis dahin noch erfunden werden muss. — Björk »Biophilia« (Polydor / Universal)

Michel Gondry Der französische Filmregisseur drehte bereits zahlreiche Musikvideos für Björk und sollte die Arbeiten an »Biophilia« eigentlich schon im Vorfeld dokumentieren. Da er damals mit seinem Film »The Green Hornet« beschäftigt war, wurde das Projekt von ihm mehrmals verschoben und dann abgegeben.


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Selbstportr채t von Sandy Kim, irgendwo in einem Hotel in Europa

Sandy Kim Follow Your Heart Sandy Kim gilt als eine der talentiertesten jungen Fotografinnen der USA. Sie dokumentiert die Jugendkultur in Zeiten der Krise, wie das in anderen Jahrzehnten Larry Clark oder Nan Goldin taten. Auch Ryan McGinley z채hlt zu ihren Fans. Vor Kurzem begleitete sie die Bands Smith Westerns, Girls und Magic Kids auf Tour durch Nordamerika und Europa. Dabei ist diese Fotoserie entstanden, die die Tage auf Tour zwischen Tristesse und Katerstimmung dokumentiert. Die Fotografin Katharina Poblotzki traf Sandy Kim in New York und hat sich mit ihr 체ber Hypes, Hotelzimmer und Sex vor der Kamera unterhalten.


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Bennett Foster (Magic Kids) am Zaun

Smith Westerns in einem Hotelzimmer in Nashville

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Chet »JR« White (Girls) in der Londoner Subway

Christopher Owens und Ryan Lynch (Girls) Backstage


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Colby Hewitt (Smith Westerns) und Ben Bauermeister und Bennett Foster (beide Magic Kids) im Bad

John Anderson (Magic Kids) vor dem Spiegel

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Die Girls wachen auf

andy, deine Fotos entmystifizieren den Alltag auf Tour und zeigen keine kreischenden Groupies, sondern das Warten und die Langeweile zwischen den Auftritten. Wie ist die Serie entstanden? Colby, mein Freund, war der Drummer der Smith Westerns. Als er auf Tour ging, bin ich in New York fast ausgeflippt. Ich hielt es ohne ihn nicht aus. Also flog ich ihm hinterher. Ich hab mich von morgens bis abends abgeschossen, das hat die Jungs schnell immun dagegen gemacht, dass ich sie gleichzeitig den ganzen Tag lang fotografiere. Manchmal habe ich ihnen schon gesagt, was sie machen sollen, damit es gut aussieht, meistens haben sie aber nicht mehr bemerkt, dass ich mit der Kamera dabei war. Kleine Hotelzimmer und lange Fahrten mit dem Van, deine Bilder zeigen eine Menge Tour-Tristesse. Ich weiß nicht mehr genau, wann und wie oft ich mit den Bands auf Tour war und in welchen Städten sie gespielt haben. In meiner Erinnerung ist alles ein großer Brei. Meine Fotos handeln davon, was nach dem Exzess passiert. Die ersten zwei Tage auf Tour feiern sich alle zu Tode. Dann kommt das große Erschlaffen, eigentlich kann keiner mehr. Auf die große Party folgt das Abhängen auf versifften Sofas und das Übernachten in ekelhaften Betten. Die meiste Zeit ist man erschöpft. Du fotografierst ausschließlich analog, nie digital. Wie viel Material verschleißt du?

Das letzte Mal kam ich mit etwa 40 Filmen zurück. Ich glaube, die habe ich alle geklaut. Ich habe schon unzählige Filme verloren. Was übrig bleibt, gebe ich zum 99-Cent-Labor. Material bedeutet mir nichts. Der eigentliche Prozess ist natürlich das Editieren der Bilder. Ich möchte nur sehr, sehr wenige zeigen, obwohl ich ständig auf den Auslöser drücke. Auf Tour passieren eine Menge Dinge, die später keiner der Beteiligten auf einem Foto sehen will. Bist du in der Hinsicht schon mal in Schwierigkeiten geraten? Es gab ein paar fotografierte Situationen, die ich im Nachhinein nicht veröffentlichen durfte. Ich kann dir nicht sagen, worum es da ging, aber glaub mir, es war besser so. Wirklich in Schwierigkeiten bin ich nur geraten, als ich Colby und mich beim Sex in einer Toilette in Nashville gefilmt habe. Dummerweise war es nicht meine Kamera, sondern die von einem anderen Filmteam. Das Zeug ist natürlich sofort im Netz gelandet. Ich kann dir sagen, auf welcher deutschen Porno-Seite du dir das jetzt ansehen kannst. Du bist ein verdorbenes Kind des Internets. Auf deinem Blog lovebryan.com/sandy/ finden sich viele Fotos, die dich und Colby halb nackt fotografiert zeigen. Mein Erfolg basiert auf dem Internet. Irgendwann habe ich ein paar Fotos von mir und Colby auf ein Blog gepackt – dann ging es los. Ryan McGinley hat dieses Jahr meine Arbeit gehypt. Ich kannte ihn nicht, bis ich ihn beim letzten Pitchfork Festival in Chicago kennengelernt habe. Das hat mir sehr geholfen. Wer allerdings auch meine Website entdeckt und alles über mein Leben herausgefunden hat, waren meine Eltern. Eine Zeit lang sind sie ziemlich ausgerastet. Irgendwo hatten sie gehört, dass es eine Menge Körperflüssigkeiten auf meinen Bildern gebe. Irgendwie war es dann aber auch eine Erleichterung, dass sie endlich gesehen haben, was ich mache. Wie gehst du damit um, dass man deinen Stil mittlerweile mit dem von Nan Goldin vergleicht? Ich wusste nicht, wer diese Nan Goldin ist, bis mich viele Leute mir ihr verglichen haben. Jeder sagt, ich kopiere sie – jetzt, wo ich weiß, wer sie ist, beeinflusst sie mich vielleicht. Generell kenne ich mich nicht gut mit Fotografen und Kunstgeschichte aus. Ich war einfach nur eine Grafikdesignerin, die es nicht ertragen konnte, dass ihr Freund sie allein zu Hause lässt und auf Tour geht. Ich habe vorher nicht fotografiert und nie darüber nachgedacht, was ich tue. Ein Konzept habe ich bis heute nicht, ich gucke einfach weiterhin, was passiert. Bis dahin leben Colby und ich weiter in einer kleinen dreckigen Bude in China Town. — Girls »Father, Son, Holy Ghost« (Turnstile / Pias / Rough Trade) Auf Tour vom 14. bis 21.11.


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Christopher Owens (Girls) am Hotelfenster in Kalifornien

Regisseur Aaron Brown mit den Magic Kids, Girls und Smith Westerns kurz vor der Weiterreise

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Brandt Brauer Frick Emotional Body Music


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Techno mit Tuba und Harfe? Jetzt wirklich? Und das als Trio? Ja, bis vor Kurzem mussten die drei Typen mit den sexy-teutonischen Namen Brandt, Brauer und Frick ihre Vermählung von Techno und klassischer Komposition tatsächlich noch zu dritt mit Maschinen hinkriegen. Nun verfügen sie über ein 10-köpfiges Ensemble und ziehen damit bemerkenswert stur ihre Vision von handgemachter Clubmusik durch. Martin Riemann erzählten sie, wie sehr Orchestermusik den Adrenalinpegel pusht. Fotos: Stefan Knittel

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m Foyer der Berliner Philharmonie herrscht absolute Ruhe. Es läuft zwar gerade ein Konzert, aber die Schalldämmung ist so perfekt, dass nichts aus dem Saal nach außen dringt. Kein Vergleich zum gemeinen Club, der schon von Weitem mit verheißungsvollem Bassgedröhne zum Tanz lädt. Diesen Abend kommt der Club allerdings ins Konzerthaus: Brandt Brauer Frick werden hier nach der noch laufenden Hauptveranstaltung eines ihrer Sets zwischen Minimal Music und Techno spielen. Mit betont seriösem Auftreten und einem noch seriöser klingenden Namen gelang es den dreien zuletzt so gut, ihr »klassisch geschulte Musiker veredeln Techno«-Image an den Mann zu bringen, dass sie mittlerweile mit ihrem Debüt »You Make Me Real« überall auf der Welt auftreten können. Und zwar sowohl im Dance-Club als auch im Klassik- oder Jazzumfeld. Gerade als Ensemble, wo Instrumente wie Tuba, Harfe, Posaune, Geige und Cello das machen, was sonst Sequenzer, Synthie und Mischpult liefern, gewinnt ihre Mischung aus kompositorischer Raffinesse und rhythmischer Zugänglichkeit eine Dimension, die laut Frick viele schon als einen willkommenen Ausweg aus der Klassik betrachten. Insofern nur konsequent, dass nun das Ensemble-Album »Mr. Machine« nachgelegt wird. Aber ist der Aufwand wirklich nötig? Reicht nicht doch ein Laptop? Am Ende wollen wir alle doch einfach nur Tanzen. Brandt Brauer Frick sind jedoch kein cleverer Marketing-Gag, sondern Enthusiasten auf der Suche nach dem nächsten Kick – oder manchmal einfach auch nur einer Möglichkeit, total stoned Musik zu machen. Zum Interview erscheinen sie Letzterem entsprechend locker gekleidet, aufgeräumt heiter und mit Grasbeutel. Dann kann’s ja entspannt losgehen. Als Trio bedient ihr die gängigen Instrumente. Wann dachtet ihr: Das reicht uns nicht mehr? Brandt: Wir haben von vornherein gedacht, dass wir das mal mit mehreren Leuten machen wollen. Frick: Unsere Musik besteht einfach aus zu vielen Elementen, als dass wir das alles zu dritt spielen können. Mir geht es da auch um das Emotionale. Es ist ein soziales Erlebnis, wenn wir mit so vielen Leuten unterwegs sind. Das Ensemble setzt Adrenalin frei. Wenn jemand wie Paul Kalkbrenner irgendwo auf der Welt auftritt, erscheint er mit seinem Laptop, schließt diesen an einen bestimmten Mischer an, und binnen Kürze hat er im Saal genau den Sound, den er möchte. Techno kann so einfach sein. Das dürfte bei euch anders aussehen, wenn ihr mit eurem 10-köpfigen Ensemble anrückt.


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Frick: Es gibt so Momente, wo alles unwahrscheinlich kompliziert ist und man die ganze Zeit Instrumente trägt und zu sechzehnt im Tourbus sitzt. Da denke ich dann auch, dass es vielleicht so scheint, als hätten wir uns das ausgedacht, um es so kompliziert wie möglich zu machen. Dann wünsche ich mir auch für eine Minute, dass ich wie so ein DJ unterwegs bin, aber dann kommen solche Adrenalinmomente, wenn zu zehnt alles klappt, wodurch alles immer so aufregend bleibt. Brandt: Bei uns klingt es auf jeden Fall nicht wie bei Paul Kalkbrenner immer gleich, sondern immer anders. In Köln haben wir im WDR-Funksaal gespielt, und da war der Sound im Prinzip genau, wie wir ihn haben wollten, aber wenn wir ein Open Air spielen, kann es natürlich auch sein, dass ganz leise Stellen überhaupt nicht gehört werden, weil Leute sich unterhalten oder rumschreien. Ihr überlasst aber bestimmt nicht viel dem Zufall. Brandt: Klar, das ist natürlich alles soundtechnisch ganz genau geprobt, sodass die einzelnen Instrumente genau so klingen, wie wir das haben möchte. Frick: Wir spielen diesen klassischen Musikern, mit denen wir da zusammen spielen, auch die ganze Zeit Techno, Dubstep, Post-Dubstep, UK Funky und so weiter vor. Wir nehmen sie auch auf Partys mit – wenn du diese Sounds nicht mal eine Nacht richtig genossen hast, dann weißt du nicht, wie du das spielen solltest. Was halten eure Musiker denn von Dubstep-Partys? Brauer: Die meisten finden es ziemlich geil. Frick: Während der Tourneen gibt es krasse Partys – vor allem bei den englischen Festivals. Unsere Musiker sind total froh, dass sie so was mal miterleben dürfen. Die sind schon aufgeregt, wenn sie ein Wristband kriegen. Sagt mal was zu der Charakteristik der einzelnen Instrumente. Warum habt ihr gerade dieses oder jenes Instrument in das Ensemble aufgenommen? Frick: Bei der Harfe wusste ich von vornherein: die muss dabei sein, weil die hat einen kurzen Attack, wodurch man sie sehr gut rhythmisch einsetzen kann. Brandt: Die Tuba ist einfach ideal für Bassline. Knarzt, hat Verzerrungen drin und einfach einen tiefen Bass. Brauer: Streicher und Klavier sind bei Dancemusik ja so gut wie immer dabei. Frick: Aber die setzen wir anders ein. Wir wollen gerade nicht diesen Schritt gehen, dass wir so eine Techno-Coverband sind. Eigentlich machen wir immer noch Umwege, wenn es darum geht ... Brandt: ... irgendwelche Standards zu erfüllen. Was wir nicht wollen, ist Musik, die einfach nur klingt wie House oder Techno. Wenn man das Album hört, erinnert es ja auch an Leute wie Steve Reich. Euer Album ist ja kein reiner Techno.

Frick: Am Anfang hat es uns ein bisschen was gebracht, zu sagen, dass wir Techno machen, bei Festivals oder so. Aber eigentlich trifft es das nicht ganz: Ich würde es emotionale Körpermusik nennen. Die von Maschinenmusik beeinflusst ist. Frick: Genau. Wir finden es total spannend, wenn Menschen und Maschinen sich gegenseitig beflügelt haben. Zum Beispiel gab es bei diesen alten Samplern die Humanizer-Taste, die dann den Beat entsprechend verändert hat. Und dann haben Drummer wie ?uestlove angefangen, so was zu spielen, aber es wirklich so hingekriegt, dass du denkst, das ist eine Maschine, die irgendwie einen kranken Menschengroove probiert, aber nicht hinkriegt. Damit hat unsere Musik auch was zu tun. Techno und andere Clubmusik ist ja extrem auf die Wirkung ausgerichtet. Ein guter DJ holt die Leute nicht dadurch ab, dass die ganz detailgenau auf die Musik achten müssen, sondern er kriegt sie über das Körperliche. Frick: Wir können nicht denselben Bumms geben wie David Guetta, aber wir probieren natürlich, diesen Technoaspekt auf eine mentalere Art irgendwie umzusetzen. Brandt: Wir machen das mit der Setliste. Wir können alle Konzerte Revue passieren lassen, und dementsprechend optimieren wir uns ständig. Frick: Wir haben ein Stück, da dauert es sechs Minuten, bis die Bassdrum kommt, und man denkt nie, dass die irgendwann kommt – und das ist das einfachste Prinzip von Clubmusik, aber eben auf ganz lange ausgedehnt. Das ist eine Stelle, die immer funktioniert. Der Chef beim Techno ist die Maschine. Bei euch gewinnt alles seine Qualität erst durch den Einsatz von Menschen. Frick: Ich würde auch sagen: Wir vermenschlichen etwas Maschinelles. Man braucht sehr gute Leute, um so eine Musik zu spielen, und die haben wir zum Glück gefunden. Die meisten kenne ich schon vom Studium aus der NeueMusik-Szene. Die hatten auch alle ziemlich Bock. Gegen Techno gibt es ja gerade unter Musikern viele Ressentiments. Viele mögen diese Musik nicht und behaupten, sie sei seelenlos, kalt oder nur unter Drogen auszuhalten. Frick: Dachte ich früher auch mal, aber ich hab da nicht den richtigen Techno miterlebt. Letztendlich gibt es diese Einstellung schon an den Musikhochschulen, aber jeder Orchestermusiker von heute hört alle mögliche Musik. Welchen Kriterien muss Musik denn entsprechen, um im Klassikumfeld geschätzt zu werden? Frick: Dadurch, dass ich acht Jahre Komposition studiert habe, weiß ich, dass es diese Regeln eben nicht gibt. Viele hören ein im Hochkulturkontext gespieltes neues Stück und denken sich: »Hm, komisch, ist irgendwie scheiße, verstehe ich nicht, aber der Typ, der weiß ja, wie das geht, und das muss ja wohl so sein.« Da steckt so eine ganz komische Hochachtung dahinter, aber die ist mir total fremd. Uns wird auch oft schnell langweilig von Musik, und deshalb wollen wir was Frisches machen, was uns selbst kickt. — Intro empfiehlt: The Brandt Brauer Frick Ensemble »Mr. Machine« (!K7 / Al!ve) Auf Tour vom 25.11. bis 18.12.

Steve Reich Bedeutender US-amerikanischer Komponist und Mitbegründer der Minimal Music. Reich gilt mit seinen stark repetitiv strukturierten Kompositionen und seiner Auseinandersetzung mit Tonbändern, Found Footage und Loops als der »original re-mixer«.

?uestlove Eigentlich Ahmir Khalib Thompson. Ist als Schlagzeuger prägend an dem charakteristischen Sound der HipHop-Band The Roots beteiligt, die das im Genre übliche Sampling und den Sound von Drum Machines schon sehr früh perfekt durch den Einsatz eines echten Schlagzeugs ersetzt hat.

David Guetta Französischer DJ und House-Music-Produzent, Betreiber des Labels Gum Records. Hatte in seiner langjährigen Karriere schon etliche Club-Hits und gehört laut einschlägigen Quellen zu den besten ClubDJs der Welt. Auf seinem aktuellen Album »Nothing But The Beat« versammeln sich Gäste wie Snoop Dogg, Timbaland, Lil Wayne und Will.i.am.

Neue Musik Ziemlich großzügiger Oberbegriff für moderne »E-Musik« seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Zeichnet sich in den Anfängen hauptsächlich durch eine Hinwendung zur Atonalität aus. Prinzipiell schluckt der Begriff aber alles, was in den letzten 100 Jahren so komponiert wurde. Erfordert nicht selten starke Nerven und grenzenlose Demut.


Promotion

Range Rover Evoque Style Awards Die Preise sind vergeben: Im Rahmen einer großen Party im Umspannwerk Kreuzberg in Berlin mit 800 Gästen aus Medien, Kultur und der Kreativbranche gingen die Range Rover Evoque Style Awards in den Kategorien Design, Fashion und Music an drei hochtalentierte Künstler aus Berlin, München und Wien.

Im Frühjahr schrieb Land Rover Deutschland die Evoque Style Awards aus, Anfang Oktober wurde der Wettbewerb mit einer großen Verleihungsshow zu seinem angemessenen Ende gebracht. Die Gala war schon in vollem Gange, als die Jury mit ihren Preispaten zur Tat schritt: Den Award für Design gewann der Münchner Grafiker Meik Küst. Sein Entwurf begeisterte den Exterieur Designer des Range Rover Evoque, Jeremy Waterman, vor allem wegen seiner Nähe zur charakteristischen Fahrzeugsilhouette des Evoque. Küst freute sich über 10.000 Euro Preisgeld, außerdem wird sein Entwurf in einer Marketing-Kampagne umgesetzt. Den Music Award überreichten die

Juroren Marcel Janovsky und Gabriel Ananda dem Berliner DJ Michael Nielebock für seinen Track „pure VisionsRmx“. Nielebock setzte sich gegen 200 Mitbewerber durch und erhält nun einen Plattenvertrag mit einem Label des WIR Networks, das von den Juroren betrieben wird. Mit der größten Spannung wurde der Evoque Fashion Award erwartet. Die Jury musste aus unglaublichen 450 Einsendungen auswählen. Letztlich gewann das Wiener Designer-Duo „Mark und Julia“, denen die Jurorin Nadine Knobelsdorf von LOOKK.com eine „wirklich innovative, geradezu avantgardistische Schnittführung“ attestierte. Die Wiener heimsten auch den in einem Online-Voting vergebe-

nen Publikumspreis ein. Ihre Kollektion mit dem Namen „Trigonomia“ wird nun in Kleinserie realisiert. Gewinner, Finalisten und Gäste feierten auch nach dem offiziellen Teil weiter ein rauschendes Fest. Die gelungene Party ist nur einer von vielen Gründen, um die Range Rover Evoque Style Awards vielleicht auch 2012 wieder stattfinden zu lassen.


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Florence + The Machine

Jede Musik ist irrational Anlässlich der Veröffentlichung des zweiten Florence+The-Machine-Albums »Ceremonials« traf Mario Lasar Sängerin Florence Welch in London, um mit ihr über ihre Lieblingsthemen Liebe, Verlangen und Tod zu sprechen. Dabei verschwieg er, dass ihn die neue Platte an Kate Bush erinnert. Illustration: Hassan Haider.

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ls Florence Welch mich zum Interview empfängt, trägt sie ein weißes Spitzenkleid, das sich farblich mit ihrem kultiviert blassen Teint deckt. Ihren Anblick nicht ätherisch zu nennen erfordert viel Fantasie. Dieser Eindruck wird allerdings zugleich entkräftet, als sie mich mit einem festen Händedruck begrüßt. Soeben hat ihre Band Florence + The Machine das zweite Album »Ceremonials« veröffentlicht. »Lungs«, das Debüt, war vor zwei Jahren der Überraschungserfolg der Saison und verweilte über Wochen in den Top Ten der britischen Charts. Dabei ist Florence Welch der Popstarberuf nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Ihre Familie hat einen akademischen Hintergrund, und insbesondere die Mutter hofft immer noch, dass ihre abtrünnige Tochter irgendwann den Weg zurück zur Uni finde. Was gar nicht so unwahrscheinlich ist – Welch sagt, sie könne sich ein Studium englischer Literatur durchaus vorstellen, aber erst in ein paar Jahren. Aber ist denn Musik nicht das Gegenteil von Wissenschaft, wie es Jean-Luc Godards schöner Ausspruch besagt, dass jede Musik irrational sei? Ein herrliches Zitat, findet Florence Welch und stimmt zu: »Da ist was dran, denn Musik basiert ja auf Instinkten und Gefühlen, die irrational sind. Ich halte mich nicht für die rationalste Person. Es kommt eher selten vor, dass ich Situationen analysiere.« Ihr Zugang zum Gesang wird auch beeinflusst von ihrer mangelhaft ausgebildeten analytischen Begabung: »Als Kind schon konnte ich mir keine Daten oder Namen merken und war immer schlecht in Mathematik. Aber ich hatte nie Probleme, Musik zu speichern. Wenn ich ein Lied im Radio hörte, konnte ich sofort den Text auswendig. Irgendwann fühlte ich mich selbst wie ein Radio, weil ich ständig einen Song in meinem Kopf hörte, der zu den unpassendsten Gelegenheiten aus mir heraus musste«, berichtet sie lachend. Als es darum ging, Textmotive für das Album zu sammeln, schwebte ihr zunächst die Idee vor, Begriffe aus der Naturwissenschaft als Metaphern für emotionale Zuneigung zu verwenden. Letztlich sei von diesem Vorhaben lediglich das Stück »Spectrum« geblieben, das von der Farbenlehre inspiriert wurde. Der Songtext beschreibe die Entwicklung des Menschen von farbloser, amorpher Masse (»no colours, no skin«), die in Geleé treibe, zu farbenprächtigen Wesen. Der Großteil des Albums basiert aber auf allgemeingültigeren Themen, die ihren festen Platz im Innenleben der Sängerin haben. Nicht von ungefähr ruft Florence Welch in ihren Texten gern allgegenwärtige, aber dennoch abstrakte Begriffe wie »light«, »mind« oder »colour« auf. Das seien Wörter,

Jean-Luc Godard Französischer Regisseur (»Außer Atem«), Wegbereiter der Nouvelle Vague, die quasi den Autorenfilm erfand. Die Qualität eines Films wurde danach beurteilt, ob die persönliche Handschrift des Regisseurs erkennbar war. Die Nouvelle Vague strebte das Ideal an, literarische Mittel im Film prinzipiell zu unterbinden (etwa das Drehbuch), um stattdessen den Fokus auf explizit filmische Mittel zu legen (etwa den Schnitt).

Kate Bush In den frühen 80ern noch für ihre »manieristischen Soundvorstellungen« (Diedrich Diederichsen) und einen entschieden bildungsbürgerlichen Gestus gerügt, ist man heute wieder eher bereit, sich auf Kate Bushs aufbauschendes Pathos und den Wunsch nach Bedeutungsschwere und Ausdruck einzulassen – womöglich, weil man gemerkt hat, dass sie dabei auch noch tolle Popsongs schreibt. Ein Umstand, der sie mit Florence + The Machine verbindet.

die sie zur Musik assoziiere, gibt sie zu verstehen: »Die Texte drücken auf einer Wortebene aus, was Akkordfolgen oder Rhythmen auf der musikalischen Ebene vermitteln. Am Anfang improvisiere ich zur Musik oft Fantasiewörter. Danach versuche ich, bestimmte Vokale oder Konsonantenabfolgen herauszuhören, und forme daraus letztlich wirkliche Wörter.« Welch spricht im Interview und ihren Songs außerdem viel von Liebe, Verlangen und Tod. Dazu passt, dass es in ihren Texten meistens dunkel ist, aber natürlich besteht Hoffnung, denn »it’s always darkest before the dawn« (»Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten«, sangen schon Ton Steine Scherben), wie es in der ersten Singleauskopplung »Shake It Out« heißt. In musikalischer Hinsicht spiegelt der Song exemplarisch Florence’ Tendenz zu vielschichtig übereinandergelegten Gesangsspuren und tribalistischen, archaischen Drumsounds wider. »Ich liebe Drums! Wenn ich nicht singen würde, wäre ich Schlagzeugerin geworden. Ich habe bei Florence + The Machine früher sogar Schlagzeug gespielt. Jetzt musste ich einen Drummer finden, der in der Lage war, meinen simplen, rudimentären Stil zu kopieren. Das Schlagzeug verleiht einem Macht, es ist fast wie eine Waffe«, begeistert sich die Künstlerin. Tatsächlich kontrastiert der wuchtige, einfache Beat auf interessante Weise mit dem halligen Grundsound des Albums und addiert so eine konkrete Körperlichkeit, die die sprichwörtliche Analogie mit dem menschlichen Herzschlag zu rechtfertigen scheint. Um die Sängerin nicht direkt damit zu belästigen, dass ich bei »Ceremonials« spontan und schließlich permanent an die Mittachtziger-Phase von Kate Bush denken musste (was ja nicht das Schlechteste ist), frage ich sie, ob es spezifische Referenzen gegeben habe, auf die das neue Album anspiele. Um die Spannung abzubauen: Kate Bush hat sie nicht erwähnt. Dafür die Einflüsse von organischer und elektronischer Musik: »Auf der einen Seite habe ich Bands wie Yeasayer, Animal Collective, Suicide und Fuck Buttons gehört, andererseits aber auch viel Otis Redding, Freddie King und Fleetwood Mac.« Abgesehen davon, dass das eine ungemein hippe Liste ist, demonstriert diese Aufzählung auch eine umfassende Neigung zu Vieldimensionalität und kreativer Widersprüchlichkeit. Aber wie sagte Florence Welch doch im Interview: »Die großen Gegensatzpaare – der Kampf zwischen Dunkel und Hell, Traurigkeit und Glücklichsein – bilden eine Konstante in meiner Sicht der Dinge.« — Florence + The Machine »Ceremonials« (Island / Universal / VÖ 28.11.)


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Angst ist in den meisten Lebenslagen nicht der beste Berater. Anders in der Kunst: Hier liefern Phobie, Schock und Panik regelmäßig Topergebnisse. Wie bei I Break Horses, deren lärmig-süßes Debüt sich komplett auf Furcht gründet. Mastermind Maria Lindén erklärte Martin Riemann, was sie an ihrem eigenen Herzschlag so erschreckend findet. Foto: Kai von Rabenau

I Break Horses

Der letzte PulsschlaG E

I Break Horses Der seltsame Name spielt auf den gleichnamigen Song des amerikanischen Singer/Songwriters Bill Callahan a.k.a. Smog an. Das Lied handelt angeblich von einem Mann mit Bindungsunfähigkeit. Refrainausschnitt: »... I break horses / Doesn’t take me long / Just a few well-placed words / And their wandering hearts are gone ...«

s fing an, als sie acht war. Beim Sportunterricht. Die Klasse musste Runden laufen. Dann wurde der Reihe nach vom Lehrer der Puls jedes Einzelnen überprüft. Als er Maria Lindéns Handgelenk ergriff, spürte sie, wie ihr Puls heftig gegen seinen kalten Daumen hämmerte, ohne dass sie auch nur den geringsten Einfluss darauf hatte. Dieses Pochen in ihrem Körper beunruhigte sie zutiefst; und dass ein Fremder sich herausnahm, zu beurteilen, was in ihrem Körper vorging, empfand sie als Zumutung. Bandkollegen Fredrik Balck teilt. Eigentlich Es war nicht auszuhalten: Sie fiel sofort in Ohnmacht. Es suchte Lindén für die Aufnahmen der größtenfolgte eine zermürbende Besessenheit vom eigenen Pulsge- teils fertigen Songs nur einen Drummer, mit räusch – bei der es galt, jegliche Wahrnehmung der eigenen Balck fand sie aber einen Menschen, der ihrer Herzfunktion zu verhindern. Sonst hatte sie das Gefühl, Leidenschaft für lebensgefährliche Krankin ihrem Körper arbeite eine Maschine, etwas Fremdes, heiten ebenfalls mit Begeisterung nachging. das möglicherweise genauso ungefragt, wie es seine Arbeit Angeblich kannten die beiden sich unabverrichtete, auch von einer Sekunde auf die andere damit hängig von ihrer Musikerkarriere vorher aufhören würde. Schlafen konnte Lindén nur mit einem schon aus medizinischen Internetforen. ausgeklügelten Schalldämpfungskokon aus Kissen und Im World Wide Web findet schließlich Decken. Aber wenn sie lange genug horchte, konnte sie ihn jeder eine Krankheit, die zu ihm passt. Als zusätzlichen Skill brachte der neue natürlich trotzdem hören. Den Herzschlag. Mann noch einen abgeschlossenen Kurs in kreativem Schreiben mit ins Krank vor Angst Boot und war so maßgeblich an den Den Herzschlag kann man auch auf dem Debütalbum der Songtexten beteiligt, denn die hatSchwedin zwischen Bergen verträumter Soundwände po- ten bis dahin lediglich aus einem chen hören. Und zwar im Titeltrack, der selbstverständlich leisen Summen als Platzhalter »Hearts« heißt. Ein Song namens »Pulse« findet sich eben- bestanden. falls auf dem Album. Und warum trägt einer den verheiSo konnte das Album, an desßungsvollen Titel »Cancer«? Ach ja, natürlich, Lindén leidet sen Schichten von Synthie- und nicht nur unter Pulsphobie, sie ist auch noch ausgeprägte Gitarrenlärm Lindén bereits Hypochonderin. Eine Neigung, die sie übrigens mit ihrem seit vier Jahre alleine in ihrem


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Schlafzimmer rumgebastelt hat- machen, denn zunächst war das Ergebnis sehr, sehr Lo-Fi. te, auch erheblich schneller fertig Sogar zu Lo-Fi für mich.« Diese Entscheidung sorgt für die werden. »Wir waren gerade beide klangliche Wucht, die für die Musik von I Break Horses, von allen möglichen Körperfunk- neben aller Verträumtheit, Melancholie und Harmonie, tionen besessen, als wir die Texte so charakteristisch ist und die mit Begriffen wie Shoegaze schrieben, nur konnte Fredrik diese oder gar Nu Gaze eher hilflos umschrieben ist. Dinge viel besser auf den Punkt brinAuch Lindén würde ihre Musik lieber als »Sirup-Pop« gen als ich. ohne ihn hätte ich wegen bezeichnet wissen, aber eine tiefe Verneigung vor dem der Texte wahrscheinlich noch drei Genre Shoegaze hat sie trotzdem auf Lager: »Ich fing an, Jahre länger gebraucht«, sagt Lindén Songs zu schreiben, nachdem ich das erste Mal ›Loveless‹ kichernd. Sie lacht sowieso gerne, vor von My Bloody Valentine gehört hatte. Vorher hatte ich eher allem über ihre ernsten Probleme, mit das übliche zeug, das halt im Radio lief, gehört und in ein denen sie, seitdem das Album fertig ist, paar Bands gespielt, die simple Rockmusik machten. Und auch etwas besser klarkommt. Lindén, dun- davor wuchs ich mit klassischer Musik auf, mit Geigen- und kelhaarig, leicht hohlwangig, extrem lange Klavierunterricht. Als ich dann mit ungefähr 18 Jahren My Wimpern, macht sowieso entgegen all der Bloody Valentine hörte, war ich wie vom Donner gerührt. Krankheitsgeschichten einen eher lebendi- Ich konnte zwar kein Wort vom Gesang verstehen, aber die gen, ausgeglichenen Eindruck. Während der Schönheit der Musik begeisterte mich, wie sie Melodien mit Arbeit war sie allerdings ein nervöses Wrack, ihrem Sound verknüpften. Diese Musik ist so wundervoll, erzählt sie, das es in keinem professionellen weil sie das Fragile in den Harmonien durch den Lärm noch Studio lange ausgehalten habe, zu sehr war sie herausarbeitet. Von da an fing meine Suche nach solchen mit plötzlichem Herzstillstand und zahlreichen Sounds an. Diese Band ist sehr wichtig, weil sie meine Inspiration ist und meine ganze Kreativität ausgelöst hat. 90% anderen Todesarten beschäftigt. der Songs, die ich schreibe, haben ihren Ursprung darin, dass ich mich stundenlang mit einem Sound beschäftige.« Stimmung und Atmosphäre

My Bloody Valentine Irische Band um den exzentrischen Gitarristen Kevin Shields, die Ende der 1980er durch ihren massiven Einsatz von Verzerrern und Hall auffiel. Ihr bis heute allseits abgöttisch verehrtes zweites Album »Loveless« brauchte zwei Jahre, um fertig zu werden, und verursachte für Creation Records, das Label der Band, angeblich gigantische Kosten von circa 250.000 Britische Pfund. Da das Album trotz einhelliger Begeisterung bei den Kritikern keinen nennenswerten Absatz fand, ließ CreationMitbegründer Alan McGee die Band fallen. »Loveless« war ihre letzte Platte.

Fast die gesamten Aufnahmen zu »Hearts« entstanden Unbehagen zum Wohlgefallen in Lindéns Schlafzimmer. Es waren teilweise schmerzhaft frustrierende Trial-and-Error-Experimente an Ähnlich wie bei ihren Vorbildern ist auch Lindéns zuckrig Synthesizern wie dem Korg Polysix sowie Roland Jupiter melancholischer Gesang unter den allmächtigen Syntheund unter Einsatz etlicher Verzerrer-Pedale, die auf der sizern und den pointiert verzerrten Gitarren nicht gerade Suche nach dem richtigen Sound aneinandergekettet einfach zu entziffern. Legt man Balcks Texte frei, so findet wurden. oft hatte Lindén die Vision eines bestimmten man einnehmende Liebeslyrik – womit wir wieder beim Sounds glasklar im Kopf, bekam ihn allerdings aufgrund Herzschlag wären, dem übermächtigen Symbol für das ewige Spiel aus Glück und Kummer. Sein pumpendes Geräusch ihres laienhaften Umgangs mit den empfindlichen Instrumenten quälend lange nicht so hin, wie sie wollte. Was auch wird auf dem Album aber auch oft weniger inhaltsschwer daran gelegen haben könnte, dass für jeden neuen Song als dramaturgisches Mittel genutzt, um Spannung und ein weiteres Gerät hermusste. Inspiration durch Technik. Unbehagen zu erzeugen. Das Hauptthema von Lindén. Die Katharsis für ihr Unwohlsein mit dem eigenen Körper Lindén liebt Synthesizer, probiert ständig neue aus und ist überglücklich, wenn sie beispielsweise in Polen irgendwelche findet sie durch ihre intensive Auseinandersetzung mit russischen Analoggeräte entdeckt. alten Synthesizern. So löst sich die von ihr empfundene ohnmacht gegenüber dem eigenen vegetativen NervenVon einem solchen stammt übrigens auch das eingängig system in lärmendes Wohlgefallen auf. Gerade den alten schräge Arpeggio des openers »Winter Beats«: analogen Geräten wird oft eine Art Eigenleben bescheinigt, das nicht selten auf ihren undurchschaubaren, gern auch mal fehlerhaften Verschaltungen beruht. Aber so komplex und unberechenbar die Instrumente auch sein mögen – im Diese alten Gegensatz zu menschlichen Körpern haben sie Knöpfe, analogen Synthesizer sind immer ein wenig verstimmt und mit denen man ihre Funktion manipulieren kann. Genau haben etwas zerbrechliches, das besser zu meinen Songs diese Erfahrung, ein mitunter rätselhaft komplexes System passt. Ich fand diesen unglaublichen russischen Synthesizer, beherrschen zu können, verschaffte Lindén Erleichterung. von dem ich nicht mal weiß, wie er heißt. Den nahm ich mit Arpeggio Allerdings nur zeitweise. Die neun Songs auf ins Studio und stellte den Tonmann auf eine Geduldsprobe: Akkord, bei dem die einzel- »Hearts« zeugen von der Achterbahnfahrt, die Er sollte dieses eine Arpeggio sechs Minuten lang aufneh- nen Töne nicht gleichzeitig, der Aufnahmeprozess für die Künstlerin bedeutete: men. Während er mit eingefrorener Miene seine Arbeit tat, sondern verhältnismäßig Dauernd baut sich etwas wellenartig auf, ebbt ab rasch hintereinander gespielt kriegte ich mich vor Begeisterung nicht mehr ein. Ich liebe werden. Lässt sich bei Syn- oder wird durch Gitarrenangriffe gebrochen, das diesen Sound! Diese sechs Minuten sind auch das einzig thesizern so einstellen, dass Chaos des organischen ist unüberhörbar, letztendlich Brauchbare, was ich aus dem Studio mitnehmen konnte. Ich beim Druck einer Taste der besiegt der Lärm der Maschinen aber den Pulsschlag. fing dann in meinem Schlafzimmer wieder von vorn an.« entsprechende Akkord auDadurch gewinnen I Break Horses die Substanz, die Ausgerechnet diese nach einem obskuren Warnton klin- tomatisch abläuft. Schon sie von der reinen Reminiszenz an ein wiederbelebtes gende kurze Tonfolge steht somit als einziges Element in spielt ein Schimpanse so geil Genre wie Shoegaze abhebt. Und letztlich hatte alles wie Mozart. Okay, fast so geil. eine heilsame Wirkung auf seine Schöpfer: Das nächste glorreichem Studiosound da, alles andere auf »Hearts« ist homemade. »Es geht ja vor allem um die Stimmung und Album wird, so Lindén, garantiert nicht mehr von Phobie die Atmosphäre. Und die konnte ich nur in meiner eigenen und Todesangst bestimmt sein. Die zukunft sieht frei aus. Welt einfangen. Nur das Mixing ließ ich dann woanders — I BREAK HoRSES »HEARTS« (CooP / UNIVERSAL / VÖ 28.10.)

»WeNN etWAS teChNISCh zu PeRfeKt geMACht ISt, WIRD eS SChWIeRIg füR MICh, NOCh DIe SChöNheIt DARIN zu eNtDeCKeN.


Das Ende der Beschwerde

PeterLicht Das Ende der Beschwerde 28.10.2011 CD / 2LP / Digital


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M83 Stille TaGe im Klischee


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Anthony Gonzalez benannte seine Dreampop-Band M83 einst nach einer Weltraum-Galaxie. 2010 zog der französische Film-Fan in die Nähe von Hollywood und nahm mit »Hurry Up, We’re Dreaming« ein Konzept-Doppelalbum über, genau: Träume auf. Warum ist seine Musik auch abseits ihrer Klischeewelten so fantastisch? Text: Felix Scharlau, Illustration: Hassan Haider

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Synthesizer – Top 3 01 Die Geräte von synthesizers.com 02 Die Geräte von livewire-synthesizers.com 03 Der Roland JX-3P

John Hughes US-amerikanischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor (1950-2009). Er war beteiligt an fast allen berühmt gewordenen US-Highschool-Komödien und -Cliquen-Filmen der 1980er-Jahre. Unter anderem schrieb er die Drehbücher zu »Ferris macht Blau«, »Pretty In Pink«, »Ist sie nicht wunderbar« und »The Breakfast Club«, durch den die Simple Minds den erwähnten Hit »Don’t You Forget About Me« hatten. Anthony Gonzalez ist großer John-Hughes-Fan.

uf den ersten Blick wirkt Anthony Gonzalez, Kopf der Shoegaze-Pop-Band M83, wie ein gut gelauntes Turnschuhmodel. Keineswegs wie das ans Licht gezerrte Phantom der Indie-Oper, für das man ihn nach Hören seiner sechs dramatisch inszenierten Alben seit 2002 halten könnte. Vielleicht liegt Gonzalez’ Entspanntheit an einer Konstante, die sich in wenigen Tagen erledigt haben könnte: sein nur relativer kommerzieller Erfolg. Anthony Gonzalez, der 1981 in Antibes, Südfrankreich geborene Sohn eines Polizisten und einer Fabrikarbeiterin, hatte im vergangenen Jahrzehnt neben einem bisschen Pech ziemlich viel Glück: Schon mit dem zweiten M83-Album landete er bei Mute Records USA, die seine Platten seitdem herausbringen, ohne vorher Demoaufnahmen hören zu wollen. »Ich war immer ein freier Künstler, habe nie irgendwelche Vorschriften bekommen. Die meisten jungen Bands müssen sich mit vielen unangenehmen Dingen auseinandersetzen, weil der Druck so groß geworden ist.« Es wirkt bizarr, wenn Gonzalez, der 30-jährige, leicht ältlich wirkende Teenager, von »jungen Bands« redet. Aber er hat recht: M83 gehören im Prinzip zum alten Eisen. Schon um die Jahrtausendwende spielten sie Konzerte auf der halben Welt – unter anderem bei einem Kölner Introducing. Seitdem folgten neben zahlreichen Remixen auch SupportTourneen für große Acts: The Killers, Kings Of Leon und Depeche Mode. Letzteres übrigens, Zitat, »definitiv eine Erfahrung – wenn auch nicht zwingend eine schöne«. Der Haken: In Deutschland und in seinem Heimatland Frankreich blieb der große Erfolg aus. Populär sind M83 vor allem in den Vereinigten Staaten, in die Anthony Gonzalez 2010 übersiedelte. Jenseits des obligatorischen Musiker-Ehrgeizes, von allen gehört werden zu wollen, wirkt Gonzalez nicht unglücklich über seine Gesamtsituation. Zeigt sich unbeeindruckt davon, dass Kings Of Leon jüngst in einem Interview offenbarten, »Use Somebody«, ihr über zwei Millionen Mal verkaufter Welthit, sei vom M83-Song »Don’t Save Us From The Flames« inspiriert gewesen. Der Songschreiber, Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Produzent von M83 ist ein sehr privater Mensch. Er legt wenig Wert darauf, im Rampenlicht zu stehen. »Ich liebe es, alleine zu sein. Daher mag ich Studioarbeit mehr als alles andere. Wenn ich zwischen Livemusik und der Arbeit im Studio entscheiden müsste, würde ich immer das Studio wählen. Hier kann ich experimentieren. Nur ich und meine Synthesizer – das macht mich glücklich.« Der von Pink Floyd und Smashing Pumpkins gleichermaßen beeinflussten M83-Klangwelt merkt man den StudioNerd an: Gonzalez, der privat fast nur Klassik hört, arbeitet wie ein Besessener an seinen epischen Alben, legt Wert auf kleinste Details. Wenn es sein muss, schraubt er im Stile von Jean Michel Jarre so lange am modularen Synthesizer herum, bis er einen Kuhglocken-Sound synthetisch von

Grund auf nachgebaut hat. Warum? Weil ihm der Sound einer echten Kuhglocke nicht gefällt. Der kompositorische Wahnsinn sucht Gonzalez auch 2011 noch ungebrochen heim. Selbst in der pulsierenden Metropole Los Angeles, wo er sich längst ein Studio eingerichtet hat – auch mit dem Fernziel, für Hollywood Filmmusik zu komponieren. Manischer Isolationismus und Perfektionismus stehen über allem: »Wenn ich komponiere, schlafe ich häufig überhaupt nicht mehr. Ich denke Tag und Nacht an

Wenn ich die Musik nur für mich schreiben würde, säSSe ich heute immer noch am ersten Album. Mich nichts anderes als die Songs.

bringt dieser Charakterzug manchmal fast um.« Auch das M83-Doppelalbum »Hurry Up, We’re Dreaming« wurde bis nah an Gonzalez’ Belastungsgrenzen heran produziert. Die meiste Zeit verbrachte er alleine im Studio – einzig begleitet vom nur bedingt als Kurschatten taugenden Klaus Kinski, dessen Filme beim Komponieren im Hintergrund liefen. Mitmusiker und Gäste wie Zola Jesus, die bei einem Stück singt, kamen nur selten zu den Aufnahmen dazu. Im Ergebnis finden sich auf dem neuen Album zwischen den vielen großartigen, manchmal aber auch etwas erratisch wirkenden Ambient-Pop-Miniaturen wieder einmal auffällig große Songs – etwa »Midnight City« oder das entfernt an den Simple-Minds-Song »Don’t You Forget About Me« erinnernde »Reunion«. Den thematischen Überbau des neuen Albums »Hurry Up, We’re Dreaming« bilden – wenig überraschend – Träume. Zur Erinnerung: Schon »Saturdays = Youth« (2008) trug gleichfalls plakativ das inhaltliche Konzept Jugendlichkeit und 80er-Jahre-Highschool-Filme im Titel – und kann nebenbei erwähnt mittlerweile als wehmütiges Epitaph für den verstorbenen John Hughes durchgehen. »Ich möchte ein Konzept haben, bevor ich an einem Album schreibe. Das hilft mir, kreativ zu sein. Als ich nach L.A. kam, war ich dort am Anfang sehr einsam. Plötzlich haben sich Kindheitserinnerungen in mein Leben geschlichen, ich wurde nostalgisch. Irgendwann fielen mir dann sogar Träume wieder ein, die ich als Kind hatte.« Dass sich nicht nur die Alben-Themen, sondern auch der musikalische Stil von M83 mitunter Klischees bedient, manche Orchestrierungen so melodisch überreizt klingen, als stammten sie direkt aus dem Soundtrack des 80er-JahreTeenie-Filmklassikers »La Boum«, quittiert Anthony Gonzalez achselzuckend: »Träume als Thema sind natürlich ein Klischee, aber Klischees stören mich nicht. Im Gegenteil: Ich mag sie. Oft lässt sich ausschließlich durch das Verwenden eines Klischees auf etwas Neues hinweisen.« Auch wieder wahr. — Intro empfiehlt: M83 »Hurry Up, We’re Dreaming« (Mute / Naive / Indigo) — Intro empfiehlt das Konzert am 28.11. im Gretchen, Berlin


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J U S T I C E

KRAWALL KLINGT ANDERS Mit ihrer Coverversion des Simian-Hits »We Are Your Friends«, eingereicht bei einem Remix-Wettbewerb, sind Gaspard Augé und Xavier de Rosnay 2007 schlagartig bekannt geworden. Das darauf folgende Debütalbum »†« hievte die brachiale Rockdisco auf den Hypezenit. Sebastian Ingenhoff traf anlässlich des neuen Albums »Audio Video Disco« zwei Franzosen, die ihren Frieden mit den Krawallen gemacht haben. Fotos: Kate Bellm


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V

ier Jahre ist es her, seit Justice mit ihrem Debütalbum »†« all die großen Rockgesten, die Techno eigentlich begraben wissen wollte, mit viel Stilsicherheit, Filter und Effekt in die Clubs trugen. Eine lange zeit. Doch seitdem hat es keine wirkliche Atempause gegeben. Justice verbreiten die Idee von Clubmusik als permanentem orgasmus durch unermüdliches Touren in der ganzen Welt. Nebenher provozierten die Franzosen durch ihre zusammenarbeit mit Regisseur Romain Gavras zum Video »Stress« noch ein kleines Skandälchen, Gaspard Augé arbeitete mit Mr. oizo am Soundtrack zu dessen B-MovieHommage »Rubber«, und Xavier de Rosnay produzierte das Debütalbum von Jamaica. Auf dem Nachfolger mit dem flapsigen Titel »Audio Video Disco« treten die beiden nun aufs Bremspedal und servieren statt brüllendem In-yer-face-Theater ein Album, das vom Geist des Siebzigerjahre-Prog-Rock geprägt ist. Doch auch wenn Gaspard Augé und Xavier de Rosnay im aktuellen Video zum Titelstück in klassischer Bandmanier an Gitarre und Schlagzeug zu sehen sind, ist die Herangehensweise immer noch die gleiche: Gearbeitet wird ausschließlich mit elektronischem Equipment. Anders ginge es eben nicht, dafür seien sie zu schlechte Musiker, grinst Xavier im Hamburger Büro seiner Plattenfirma. Sofern sie überhaupt Musiker seien, ergänzt Gaspard und rollt seine zigarette zwischen den Fingern, die während des Interviews unangezündet bleiben wird. Denn in den Räumlichkeiten herrscht Rauchverbot, und man halte sich eben an die Regeln. Von wegen rebellischer Rockstargestus. Die beiden Franzosen sind zurückhaltend und höflich, von Stress keine Spur. Wie sich auch im Gespräch zeigt.

Stress Das pseudo-dokumentarische Video von Romain Gavras, in dem eine Horde Einwandererkids marodierend durch die Pariser Banlieus jagt, sorgte für Empörung und ist von einem Großteil der französischen Fernsehsender zensiert worden. Justice sahen sich dem Vorwurf ausgesetzt, Gewalt zu verherrlichen oder gar Rassisten zu sein, da sie sämtliche Klischees über die Vororte nach den Unruhen von 2005 neu aufgekocht hätten.

Ali Love Der Freund von Schauspielerin Mischa Barton ist Teil der Hot-Creations-Labelfamilie um Jamie Jones und Lee Foss. 2007 veröffentlichte er sein Debütalbum »You Are Music«, für die Chemical Brothers sang er den Hit »Do It Again«.

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»Audio Video Disco« ist auf den ersten Blick etwas weniger krawallig als der Vorgänger »†«. inwieweit hat sich eure produktionsweise in den letzten Jahren verändert? X: Ich glaube, vom Grundsatz her hat sich gar nicht so viel getan. Unsere Stücke behandeln ja relativ simple Themen und evozieren eben bestimmte Gefühle. Wir schreiben keine besonders tiefgründigen Songs, aber es geht trotzdem um Emotionen. Manche sind happy, manche traurig, bei einigen anderen hat man wiederum das Gefühl, man befände sich gerade in einer Prügelei. Die Produktion ist diesmal vielleicht etwas trockener und softer, nicht mehr ganz so überladen mit Effekten. »†« war etwas urbaner und ein Album für die Nacht. Funktionale Musik für den Club. »Audio Video Disco« kann man sich dagegen auch tagsüber im Auto anhören, wenn man übers Land fährt. Das Album ist in dem Sinne etwas rockiger, als dass es offenkundige referenzen an Bands wie yes oder led Zeppelin gibt. X: Das liegt aber daran, dass diese Bands immer schon außerordentlich wichtig für uns waren. Wir haben vielleicht neue Wege gefunden, diese Einflüsse sichtbar zu machen. Die Rezeption ist aber sehr interessant, denn als »†« damals erschienen ist, wurde es von vielen Leuten ja als die HeavyMetal-Version von Techno wahrgenommen. Mittlerweile nennen es die Leute unser »Discoalbum«, wohingegen wir jetzt angeblich unsere Rockphase eingeläutet haben. einige Stücke auf dem Album sind sehr langsam. eine entwicklung, die man in der elektronischen musik über Genres wie »Chillwave« oder »Cosmic Disco« seit längerem beobachten kann. G: Langsame Stücke haben eine eigene Intensität, sie fordern die Tänzer eben ganz anders. Man muss nicht immer Gas geben, um Euphorie erzeugen zu können. Wir mögen Discomusik, die emotional ist und auch melancholische Seiten hat, gerade viele der alten Sachen aus den Siebzigern haben ja diese Doppeldeutigkeit. Auch in der Rockmusik gibt es unglaublich langsame Sachen, die gerade dadurch eine gewisse Heaviness entwickeln. Nimm T.Rex zum Beispiel, diese schweren Gitarren. Das vermittelt fast etwas Leidendes, ist aber trotzdem extrem tanzbare Musik. es gibt einige Gäste auf dem Album zu hören, zum Beispiel Ali Love. nach welchen Kriterien habt ihr die Gastsänger ausgewählt? X: Ali Love hat einfach eine unglaubliche Stimme, wir haben sein Album damals rauf- und runtergehört. Meiner Meinung nach ist er so etwas wie der neue Prince, weil er wahninnig facettenreich ist. Die Single »Civilization« ist von der Produktion her sehr rau, seine Stimme verleiht dem Song vielleicht etwas mehr Sexiness. Genau das wollten wir haben. Wir wollten einfach keine allzu großen Namen haben, sondern in erster Linie Künstler, die auch in der Lage sind, unseren Sound in irgendeiner Form zu bereichern. es hatte im Vorfeld des Albums Gerüchte gegeben, ihr würdet mit den Sparks zusammenarbeiten. Gab es denn tatsächlich Kontakt? G: Nein, das war eine schöne zeitungsente. Wir haben in Interviews ein paarmal über die Sparks gesprochen, weil wir einfach große Fans sind. Aber es sollte dann schon ein Stück sein, bei dem eine solche zusammenarbeit tatsächlich Sinn macht. So etwas Falsettartiges hatten wir aber nicht im Repertoire. Außerdem würden wir uns wahrscheinlich gar nicht trauen, mit so einer Bitte an sie heranzutreten. — JUSTICE »AUDIo VIDEo DISCo« (ED BANGER / WARNER / VÖ 28.10.)


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Der Roy-Black-Fanclub am 08.10.2011 in der Singold-Turnhalle, in der Roy Black einst Sport trieb

Roy Black & The Cannons

Kaffeefahrt der ErinnerunG So manche Indie-Band zerbricht, sobald eine große Plattenfirma ins Spiel kommt. Früher war das nicht anders: Roy Black, deutscher Schlagerstar im ewigen Ruhestand, wollte eigentlich als Rock’n’Roller berühmt werden. Seine alte Band steht 20 Jahre nach Blacks Tod noch immer auf der Bühne. Cornelius Pollmer traf sie bei der jährlichen Roy-Black-Gedenk-Revue in Bobingen. Fotos: Markus Burke und Archiv-Material.


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»

Ein brodelnder Hexenkessel im Augsburger Moritzsaal: 800 Jugendliche pfiffen, grölten, trampelten, kreischten, sprangen wild auf die Stühle und warfen völlig außer sich Taschen, Jacken und Mützen durch die Luft. Hektisch wippten sie im Rhythmus mit.« Der Artikel, mit dem die Augsburger Neue Presse am 19. Juni 1964 aufmachte, »wippt« genauso »hektisch« weiter: Eine Band aus Schülern einer Oberrealschule habe bei einer Talent-Show Beatles-Hits »abgezittert«, und dabei »buchten sie, den Ohren sei’s geklagt, die höchste Phonzahl des Abends«. Auch deswegen: »Zwei Schülerinnen ohnmächtig!« Auf den Spuren von Roy Black Ein diesiger Samstag im Oktober 2011, der Himmel hat sich für ein fieses Grau entschieden, nur über Bobingen bei Augsburg ist die Decke eingerissen, etwas Licht fällt auf den Reisebus der Firma Ziegelmeier. Um elf Uhr startet eine Tour »auf den Spuren von Roy Black«. Denn hier ist er geboren, im Stadtteil Straßberg der »Erfolgsstadt Bobingen«, wie es auf einem Schild am Ortseingang heißt. Bobingen hat sich den Beinamen wegen ein paar recht erfolgreicher Unternehmen gegeben, aber die größte Erfolgsgeschichte, die in dieser Stadt ihren Anfang genommen hat, heißt Roy Black – auch wenn es vielleicht nicht die mit dem glücklichsten Ausgang ist. Günter Ortmann, 66, hat sich gerade das Busmikrofon gegriffen und die Phonzahl geprüft. Jetzt möchte er ein paar Worte zum Geleit dieses Wochenendes sagen, an dem die Erinnerungen wieder aufgekocht werden und es im Hexenkessel noch einmal brodeln soll. Man werde jetzt eine kleine Fahrt der Erinnerung unternehmen, dann gebe es eine Pause am Nachmittag, bevor sich am Abend alle in der Singoldhalle wieder träfen – dort könne man dann auch eine ganz besondere Roy-Black-Torte erwerben, für 22 Euro. 47 Jahre liegen zwischen der Schlacht von Augsburg und dieser Kaffeefahrt der Erinnerung. Ortmann stand in den Sechzigern im Moritzsaal als Keyboarder auf der Bühne, und er wird auch an diesem Wochenende wieder auf einer Bühne stehen, mit derselben Band wie damals: The Cannons. Nur fehlt dem Bandnamen heute das später berühmt gewordene Präfix, dessentwegen sie sich alle in Bobingen wieder zusammenfinden: Günter Ortmann, die 30 Fans im Reisebus und etwa 200 Gäste in der Singoldhalle. Als Roy Black & The Cannons schlugen Ortmann und seine Mitschüler damals in Augsburg auf. Was nach diesem Abend passierte, ist eine herzenswarme Geschichte über eine Rock‘n‘Roll-Band, die nicht ins Konzept einer Plattenfirma passte, es deswegen nie aus dem Kernschatten des Schlagerstars Roy Black schaffte und die jenem trotzdem bis heute, 20 Jahre nach seinem Tod, die Treue hält. Rock‘n‘Roll & Abitur Die Cannons sind noch Schüler, als sie sich 1963 gründen. Das Konzert im Moritzsaal findet am Vorabend des Mathe-Abiturs von Roy Black statt. Rock‘n‘Roll und Beat gelten als Teufelswerk – der Pakt mit ebendiesen Teufeln ist aber beschlossene Sache, als Vivian Liver, eine britische Balletttänzerin am Augsburger Theater, ihrem Freund Roy Black eine Beatles-LP mitbringt: Roy Black & The Cannons bringen den Beat in die bayerische Provinz – und der Bayerische Rundfunk kürt Augsburg etwas widerwillig zum »Liverpool Bayerns«. Für 20 Dollar am Abend spielt die Band in den Kasernen der Region vor amerikanischen GIs; zu einem Konzert im Juli 1964 kommen neben 1200 ande-

Roy Black, 1964

ren Menschen auch Talentscouts der damals wichtigsten Plattenfirmen Telefunken, Philips und Polydor. Der Produzent Hans Bertram möchte Roy Black allerdings ohne The Cannons haben. Er möchte Sweet statt Beat, der schöne Mann mit der schönen Stimme solle bitte auch schöne Musik machen. Black aber will seine Band nicht aufgeben, es gibt Gerangel und einen faden Kompromiss: Black und die Cannons unterschreiben unterschiedliche Verträge und dürfen ein paar eher grausige Singles zusammen aufnehmen. Auf der ersten werden die Kanonen auf dem Cover zu Domherren: »Roy Black With His Canons«, ein n zu wenig. Absicht? »Möglicherweise war das Absicht«, sagt Ortmann heute, »aber das war uns wurscht, wir fanden das eher lustig.« Seit einem Treffen mit den Leuten von Polydor im August 1964 glauben sie ohnehin nicht mehr an eine gemeinsame Zukunft als Band. Die »Zirbelnuss-Konferenz« bedeutet den Karrierebruch zwischen den Cannons und Roy Black. Die Plattenfirma erläutert, wie sie sich die Karriere der Gruppe vorstelle – dann spielt sie ihr »Sweet Baby mein« vor, ein braves Deutsch/Englisch-Gemisch, das schon im Titel kaum noch erkennen lässt, dass es eine Kopie von Elvis und dessen »Are You Lonesome Tonight« sein will. Als er den Text hört – »Ein Kuss von dir und ich werd happy, ein Block von dir und ich werd crazy, yeah yeah« –, fragt der

Bobingen Im Bundesland Bayern gelegene Kleinstadt mit etwas mehr als 16.000 Einwohnern. Die von einem SPD-Bürgermeister regierte Stadt gehört zum Landkreis Augsburg und ist somit offiziell schwäbisch. Die Stadt hat eine gewisse industrielle Tradition. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand ein Kunstseidewerk, während des Zweiten Weltkriegs wurde hier der Sprengstoff Hexogen hergestellt, und nach dem Kriegsende siedelte sich die Hoechst Chemie AG an, aus der später der Industriepark Werk Bobingen (IWB) hervorging.


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Roy Black und Freunde, 1964

Roy Black & The Cannons in der Nähe des Clubs Siedlerhof, Augsburg

damalige Bandleader Roy Black: »Das ist aber nicht euer Ernst, oder?« – »Doch doch«, sagt die Plattenfirma. Was die Cannons wollten, das gebe es schon, da hätten sie gar keine Chance. Den Cannons ist das alles zu brav. Ortmann sagt: »Beat war damals für die junge Generation die Möglichkeit, sich von der älteren, der unter Adolf, zu befreien. Beat war Rebellion – und ›Sweet Baby mein’ war eine abgeschliffene Rebellion.« Aber sie machen mit, um Roy Black, der auch nicht so recht dagegenhalten will oder kann, noch ein Stück des Weges zu begleiten. Zusammen spielen sie zwei Singles ein und zwei Titel für eine LP. Sie gehen auf Promotour, bekommen ein bisschen Geld und gehen auf eine kleine »Welttournee durch Süddeutschland«. Dann werden sie zur Bundeswehr eingezogen – und Roy Black wird vom Erfolg seiner ersten Solosingle in den Schlagerhimmel gesogen. Zurück zur Schule »Von der ersten Begegnung an war uns sonnenklar, dass die nur auf Roy Black scharf waren – aber das war uns auch gar nicht unangenehm«, sagt Günter Ortmann. Ob es damals so war, wer kann das sagen? Dass es heute so ist, dass also auch der Bezugspunkt der Fans noch immer Roy Black ist und dass die Cannons dies großherzig ertragen, dafür gibt es Belege. Der Bus hat am Holbein-Gymnasium in Augsburg angehalten, der ehemaligen Schule der Cannons. In einer alten Mauthalle, die inzwischen zum Schulgebäude gehört, hängt eine gerahmte Fotografie – genau an der Stelle, an der Roy Black & The Cannons damals ein Konzert gespielt haben. Mit den Musikern sind, natürlich, auch die Fans älter geworden, einfache Leute, eher über 50 als darunter. Heute fotografieren sie die Fotografie dieses Konzerts, die meisten von ihnen machen zwei Aufnahmen: zunächst das Bild als Ganzes, danach zoomen sie den Sucher auf Roy Black. So war es damals, und so ist es noch heute: Roy Black ist die Sonne, die Cannons sind die Korona. So wird die Band noch heute zum Medium für die Groupies von Roy Black, nur dass diese heute nicht mehr 15 sind, sondern ältere Muddis – noch immer in ihr Idol verknallt,

und das mit der gleichen Hingabe wie junge Fans heutzutage. »Wenn die Fans uns über den Rücken streicheln, dann machen sie das auch, weil sie denken, sie würden den Blacky berühren«, sagt Schlagzeuger Dolf Beutner am Abend in der Singoldhalle. Dolf und seine Kollegen bauen auf für die Matinee am nächsten Morgen. Auf dem Resonanzfell der Bassdrum steht noch immer: Roy Black & The Cannons. Bis dass der Tod uns scheidet So ganz hat sich die Band ja auch nie verloren. Auch als er schon Schlager singt, sucht Roy Black immer wieder den Kontakt zu den Cannons. Sie treffen ihn privat in seiner Fischerhütte, immer mal wieder begleiten sie ihn bei einer Gala. Mit den Jahren fühlt sich Black zunehmend unwohl im Korsett seines Images als braver Schlager-Biedermann. Selbst im Frühjahr 1991 finden Black und die Cannons noch zu einem Chanson-Abend in einem Luxushotel in

Roy Black will nicht mehr sweet sein, er will Jacques Brel singen und eigene Chansons. »Das hätte sein Spätwerk werden sollen«, sagt Günter Ortmann. Den Song »Ich weiß« habe Black besonders Rottach-Egern zusammen.

geliebt, und an diesem Abend zelebriert er dessen letzte Zeilen mit großer Geste. Sie lauten: »Ich weiß, mein Herz bekommt mal Flügel – und irgendwann bleibt es dann stehen. Ich weiß, der Tod hat mich am Zügel, doch ich kann keine Menschen weinen sehen.« Ein paar Monate später zieht der Tod die Zügel heftig an – Roy Black stirbt am 9. Oktober 1991 ziemlich betrunken in seiner Fischerhütte in Heldenstein bei Mühldorf am Inn. Mit seinem Tod haben die Cannons Roy Black, wenn man so will, erst zurückbekommen. Kein Schlagerproduzent kreist mehr um ihre Sonne, kein Fernsehmensch interessiert sich für ihn. Mit dem Menschen ist auch weitgehend das Geschäftsmodell Roy Black gestorben. Jetzt gedenken seiner nur noch jene, denen es schon immer um etwas anderes als um Geld ging. »Schon an Blacks drittem Todestag gab es die


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The Cannons am 08.10.2011, Roy Black als Pappaufsteller

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Roy-Black-Gedächtnis-Torte, 22 Euro

erste Matinee«, berichtet Günter Ortmann. Seitdem treffen sich Cannons und Fans jedes Jahr zum Todestag Blacks zur großen Revue in Bobingen, die sie und ihre Familien selbst organisieren – »damit der Blacky nicht vergessen wird«, sagt Dolf Beutner. Die Cannons spielen die Lieder, für die Roy Black bekannt ist und wegen derer auch heute noch die meisten Fans von Dortmund oder aus der Schweiz anreisen. Sie spielen aber auch einen Rockblock – mit Elvis, den Beatles und den alten Cannons-Nummern, auch denen, die sie bei der »Last Rock‘n‘Roll Show« gespielt haben, am 26.12.1964.

Bankkaufmann oder Elektrotechniker. Doch Cromm spielt mit der Idee, die Cannons im Rentenalter noch einmal in ein paar Clubs spielen zu lassen – und Ortmann lächelt leise, als man ihn darauf anspricht. Dann sagt er: »Warum nicht?« Er will nur nicht so recht glauben, dass es ein Publikum dafür geben könnte. Dabei haben er und die Cannons zum Auftakt des Wochenendes doch erlebt, wie es das geben kann, auch heute noch: Cromm hatte zum Release der Platte eine Party im Club Ideal in Augsburg angesetzt, die Cannons spielten vor einem sehr jungen Publikum und sie spielten: Rock‘n‘Roll. Es war ein Heimspiel, auch weil die Cannons Das verlorene Tape den Club kannten. Sie hatten darin schon einmal gespielt, am 6. Dezember 1963. Es war das erste eigene Konzert von Günter Ortmann hatte in jenem Jahr zu Weihnachten ein The Cannons und einem gewissen Gerhard Höllerich, schon Tonbandgerät geschenkt bekommen, ein Grundig TK23. Die damals besser bekannt unter dem Namen: Roy Black. Trennung der Band war beschlossene Sache, Ortmann wollte — Roy Black & The Cannons »The Last Rock’n’Roll Show« (Rhythm Island / Cargo) einen Moment und ein Gefühl konservieren, also baute er das Geschenk beim letzten Konzert in der Sheridan-Kaserne auf. Das Tape lag dann ein paar Jahrzehnte auf dem Dachboden der Mutter von Ortmann, er hatte es schlicht vergessen. Dass es jetzt als 10“ und CD erschienen ist, ist der Mutter Der Kölner Produzent, 1991 verstorben, gehörte zu den erzu verdanken, die es irgendwann gefunden hat. Und einer E-Mail von Michael Cromm, einem DJ und Plattenverfolgreichsten Deutschen seiner Zunft. Neben der Karriere käufer aus Freiburg: »Hallo, ich schreibe nun endlich in von Roy Black verantwortete er auch die Schlagererfolge von einer Angelegenheit, die ich schon viel zu lange vor mir her Bernd Spier und Chris Roberts. Bertram tat sich vereinzelt auch als Songwriter hervor, allerdings unter dem Künstlerschiebe. Ich heiße Matthias, bin Mitte 30 und in AugsburgGöggingen aufgewachsen. Ich stand schon immer auf Musik, namen Axel Weingarten. besonders auf Punk und Rock‘n‘Roll« – so beginnt diese Seinen ersten Nummer-eins-Hit in Deutschland landete E-Mail. Cromm schreibt den Cannons, dass er auf seinem er 1958 mit »Der lachende Vagabund / Cantabamberra« – die Single verkaufte sich 3,5 Millionen Mal, 300.000 davon in den Label eine Platte von ihnen veröffentlichen möchte, eine, »die meinen Altersgenossen die Socken auszieht«. Er plant: USA. Eine ziemliche Fallhöhe zu seiner ersten Veröffentli»die Rehabilitation von Roy Black in meiner Generation«. chung mit Roy Black im Oktober 1964: Von »Sweet Baby mein / My Little Girl« wurden lediglich 1.200 Stück verkauft. Doch Von der »Last Rock‘n‘Roll Show« weiß er nichts, Ortmann erzählt ihm bei einem Treffen davon – Cromm lässt das schon die Nachfolgesingle »Du bist nicht allein / Glaube an Tonband restaurieren, beim Roy-Black-Wochenende vermich«, noch immer eher Rock- und Beat-orientiert, zeigte kauft er es an einem kleinen Merchandise-Stand. Neben Blacks Potenzial mit 800.000 verkauften Einheiten und der Platte liegen Buttons und T-Shirts, es gibt Sticker und Platz #4 der deutschen Singlecharts. Mit »Ganz in Weiß / siebgedruckte Tourplakate. Ich suche Dich« wurde die Transformation zum Schlager Tourplakate? Nur einer der Cannons ist hauptberuflich abgeschlossen – der Song über eine romantische Hochzeit Musiker geworden, alle führen ein recht normales Leben verkaufte sich 2,5 Millionen Mal. Ein neuer Star war gebohier in der Region – als gelernter Schaufenstergestalter, ren – und sein musikalischer Lebensweg festgeschrieben.

Hans Bertram


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Choose Your Character Eine Fotostrecke inspiriert vom Videospiel »Saints Row: The Third« Fotos: Jan Kapitän // Assistentin: Berit Styll // Styling: Alexandra Heckel // Haare / Make- Up: Janine Pritschow Models: Anja, Tom, Fran und Salih // Location: Cassiopaia, Berlin


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Und die Reihe von kleinen Indie-Gipfeltreffen auf den Singles zu unseren »20 Jahre Intro«-Spezials geht weiter. Für die November-Vinyl-Single haben wir die Wiener Dream-PopBand Luise Pop und die Hamburger NoiseMinimalisten Sport gewinnen können. Erstere nehmen sich des L7-Songs »Fast And Frightening« an und geben ihm den gewissen coolen Surfschwung mit. Sport haben sich zielbewusst den übersong von Mudhoney ausgesucht – aus ihrem eigenen Liverepertoire.

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Diese Sammlung aus den 80ern leistet einen wesentlichen Beitrag zur geschichtlichen Aufarbeitung des Factory-Labels und fokussiert sich vor allem auf die dem gleichnamigen sagenumwobenen Club entsprungene Tanzmusik. So hält man hiermit gleichermaßen auch ein Tutorium zur MDMA-geschwängerten Hochzeit des legendären Factory-Clubs (später unter dem Namen Haçienda neu eröffnet) in den Händen. Mit dabei unter anderem: New order, 52nd Street, The Hood, Shark Vegas.

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MORGEN

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MORGEN Was uns Erwartet & was es Taugt

— Cover der Ausgabe Sallie Ford & The Sound Outside »Sallie Ford & The Sound Outside« – Kann man sich einen schöneren Nerd-Autounfall vorstellen, von dem man einfach den Blick nicht lassen kann oder will, als dieses CouchCover? Sallie Ford und ihre Jungs aus Portland stellen Roots-Indie-Folk auf, der klingt, wie die vier gucken. Positiv gemeint!


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MORGEN

Platten vor Gericht Intro.de-User:

The Naked & Famous Die Prinzen

Kakkmaddafakka

Mitmachen und via pvg@intro.de als Juror bewerben! Mitvoten auf der Intro-App via facebook.

David (Mitte) & A aron (rechts)

Tobias (3. von rechts)

Axel (2. von links), Jones (hinten)

Jolly Goods

Ø 6, 2 5

Ø 5,90

Ø 6, 0 0

Ø 4,50

9

01

The Brandt Brauer Frick Ensemble »Mr. Machine« !K7 / Al!ve

7,5

2

9

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Dillon »This Silence Kills« Bpitch Control / Rough Trade

7

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6

03

Bombay Bicycle Club »A Different Kind Of Fix« Universal

8

9

7

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04

Alice Cooper »Welcome 2 My Nightmare« Universal

4,5

10

6

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Wild Flag »Wild Flag« Wichita / PIAS / Rough Trade

5

6

4

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I Heart Sharks »Summer« AdP Records / Al!ve

8

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4

0

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The Kooks »Junk Of The Heart« Virgin / EMI

6,5

8

8

0

08

Dum Dum Girls »Only In Dreams« Sub Pop / Cargo

5

3

7

09

Brett Anderson »Black Rainbows« Embassy of Music / Warner

5

1

7

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10

S.C.U.M »Again Into Eyes« Mute / Goodtogo

A: Reminiscent of The Horrors, which still come in one place higher but that vocal style isn’t for me. Worth checking out for anyone who likes either of the two.

6

1

2

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All Time Faves

The Chemical Brothers »Surrender« Nine Inch Nails »The Fragile« Placebo »Black Market Music«

Emerson, Lake & Palmer »Welcome Back My …« Queen »Live Killers« Sigur Ros »Von«

Paul Simon »Graceland« Dr. Dre »2001« Chet Baker »Diane«

Hans Unstern »Kratz dich raus« Tocotronic »Kapitulation« Tina Turner »Best Of«

D: Some very rhythmical layering and really interesting use of noises. A: Never heard an electronic artist with piano composition and production like this. Very cool. D: Another take home listen from start to finish. A: Very uncluttered and slow-building layers to the songs, nothing is over-produced. That’s a good thing. Beautiful voice. A: Very unique voice, production and writing that I haven’t heard before. D: Very consistent. We’re going to take this record home to listen to in its entirety. D: He collaborated with a bunch of artists but I don’t think that brought much to the music. A: Auto-Tuning vocals are so overused now. I often switch off when I hear it. D: This album makes me want to smoke cigarettes and drink wine with my girlfriends. But I don’t have any girlfriends so I don’t think I will listen to it again. A: For me, Foals are the only band I can really get in to in this genre. D: Some of the writing and production of these tracks reminds me of them too, not a bad thing. A: Nice dynamic of song styles on the album. D: I was disappointed that »F**k The World Off« didn’t have fucking intense metal-guitar riffs in it.

A: Feeling some cool Alison Mosshart inspiration in the vocals. Wanted something new to happen after a few songs. Perfect if you love that style, I needed more surprises. A: He looks like a mix of Jared Leto and Bill Compton from True Blood. D: It’s like The Smiths meets R.E.M. A: But it’s not gonna get the credit that The Smiths have.

Der perfekte Soundtrack für alle, die noch ein bisschen anders und schlauer sein wollen als all die anderen Schlauen. Das tut keinem weh. Achtung, Hidden-Track! Eines der Stücke taucht bestimmt demnächst als Titelsong eines großen Konzerns auf, und plötzlich ist man hochkommerziell! Ich freu mich drauf und gönne es von Herzen. Gefällt mir sehr gut! Sehr speziell, macht eine eigenartige Stimmung, so stell ich mir eine neue Band vor.

Außer aller Wertung! Er klingt, als wär er »Eighteen«! Der Meister! Der Erfinder! Danke!

Es geht doch! Einer der seltenen Fälle, in denen gute LiveClub-Musik auch auf Konserve anhörbar ist.

Als bekennender 80s-Hasser muss ich zugeben, dass sie das Beste draus machen und sehr frisch klingen. Am schönsten ist der Akzent auf »Neuzeit«, wenn Deutsch gesungen wird. Natürlich ist das alles nichts Neues, aber solche Songs wollen erst mal geschrieben werden. Das macht gute Laune und ist zu Recht erste Liga.

Hübsche Musik und sicher auch hübsche Mädels, aber Zeit ist ein sehr kostbares Gut, und ich verbringe meine Zeit lieber damit, die Originale Blondie oder Pretenders zu hören. Für mich ist der Vorname das Lustigste an der Sache. Da hat jemand ganz viel U2 aus den 80ern gehört. Das Album kommt live bestimmt super bei den Fans an. Was finden denn alle bloß an diesen dämlichen 80s?!

A: Really cool. Best German band I have ever heard except Whitest Boy Alive. Only Germans make that music. J: It’s great when you play real instruments. J: Yeah, that’s cool.

A: Strong single, but not that original. Couldn’t get the lyrics. It’s kind of a bit blurry. They’re trying to be a bit special, that’s lame. J: But nice feeling.

J: He’s been so long in the business, he knows what he’s doing. He’s trying to create something but there’s nothing to say about this man’s music. A: The fans will like it. A: There was no excitement in the riffs. I didn’t get the feeling. J: If you were in the club and they were playing you would probably have a good feeling.

A: They are German but they are singing with an English accent. I can’t take it seriously. J: They focus on the sound. Still can’t see what they want. No message. J: They make good pop songs. They have established themselves. They know what they’re doing.

We don’t really like it.

A: He’s just a great singer. It’s nice to listen to. J: Hope the album sells well.

J: They have the tendency to have long intros. That’s the only thing they can establish. We don’t listen to that kind of music. A: So many bands do that noise.

Das ist Musik, die nicht alleine gehört werden sollte, denn die Gefahr einer Psychose lauert. Hier werden schwierige Mathematik-Aufgaben gelöst.

9

Geschmackvoll arrangierte Platte.

Gut zum Wäsche-Aufhängen. Eckt aber leider nirgendwo an.

Wir konnten schon beim ersten Mal mitsingen. Ein Megarocker, der sich nicht allzu ernst nimmt und auch mal zu einem Rap hinreißen lässt.

Das macht Spaß und rumpelt. Neue Band von 66,6-Periode-% der alten Sleater-Kinney-Besetzung.

Fußballchöre. Stumpf. Wir fühlen uns arg unterfordert. Beleidigende Musik.

Seichtester Radiopop. Klingt fast so schlecht, als würde er aus Deutschland kommen. Möchten mit der Axt die CDAnlage zerschlagen.

0

Schlager in einem Garagenrock-Kostüm. Folgende Formel ist anzuwenden: E — E + A = S. Werden die E-Gitarren durch Akustik-Gitarren ausgetauscht, bleibt Schlager übrig. Cheesigster Schlagerpop.

Wollten wir uns nur bis Lied #3 anhören. So was Affektiertes sollte wenigstens entertainen, aber mit diesen drei Liedern gehören alle Einschlafprobleme der Vergangenheit an.


MORGEN

Ingo Naujoks

EMA

Jan Driver

Kitty, Daisy & Lewis reinz

Schauspieler

077

Dominik Raulf

Intro.de-User (Postings: 232)

Intro-Vertriebsleiter

Ø 6,7 1

Ø–

Ø 5, 9 5

Ø 2,60

Ø 4,90

Ø 4,30

Ø

9

9

Der Sound hört sich an, als hätte man ihn am Reißbrett zusammengebaut. Frisch gewaschen, hier und da sogar ein wenig frech. Meine Lieblings-CD des Monats.

Wonder f u l ly recorded modern trio playing with minimalist repetitive motifs. Will appeal even to people who otherwise hate jazz and classical.

Obwohl oder gerade weil das rhythmische Konzept recht schnell durchschaut ist, ziehen mich die Songs jedes Mal wieder in ihren Bann! Titel Nummer sechs ist SUPER!!!!!

5,5

L: I’m waiting for something to happen. K: I can imagine this in an art film, but I can’t see it live. L: No melodies, no harmonies, no rhythm.

9

8,5

Ziemlich experimentell und leicht verstörend, schön, eine gelungene Kombination verschiedenster Genres.

7,61

9

8

2

5

6,5

Tolle Stimme. Ist schon eine sehr melancholische, aber insgesamt gelungene Platte.

6,94

7

6

2

7

7

Ein sehr atmosphärischer und verträumter Sound, macht gute Laune.

6,89

5

6

2

4

Der düstere Alice Cooper und der Auto-Tune-Effekt, Sachen gibt’s.

5,81

5

7,5

2

4

2

Klingt für mich irgendwie unrund, haut mich nicht vom Hocker.

4,94

5

6

1

4

7

Interessante Produktionen, stimmungsvoll und gut tanzbar. Indietronic zum Abgehen!

4,89

7

4

5

Ich sollte vielleicht etwas sagen über dieses Werk, aber wenn etwas für sich selbst spricht, dann ist es Dillon. Hier mach ich Schluss.

»Lights Out, Words Gone«, meine Lieblingsnummer auf diesem Werk, ist eigentlich Programm. Die Songs könnten kaum schöner, transparenter und konsequenter produziert sein. Der Star meiner Jugendzeit. Macht das, was er am besten kann. Musik. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man sich seiner Idole von damals heute nicht zu schämen braucht. Thanks, Alice. Wild Flag funktionieren wie ein guter Wein: Er geht runter wie Öl, mehrmals hören, reifen lassen, dann entfalten Wild Flag das volle Aroma.

Man hört es stetig rufen: »Alarm! Alarm!« Man hat das Gefühl von Druck, der sich einen Ausweg sucht. Der Sänger singt, um erhört zu werden.

The wide musical and production vocabulary is really exciting to me. In the future it’d be great to hear that same risk-taking and ownership in her vocal delivery. The wide variety of percussion sounds show a great attention to detail and is featured loud in the mix. Unfortunately they tend to upstage the rest of the smeary instrumentation.

Fucking love this despite the unnecessary Auto-Tune. I think he is a terrific songwriter, I prefer the cuts that veer more towards »I’m 18« than »Feed My Frankenstein«. The great Mary Timony as a kind of spacey, deadpan foil to the great Carrie Brownstein’s ultra-sass. Love it or leave it, they did influence and invent this particular sound. Well, um ...

Durchweg empfehlenswertes Werk, ohne allerdings einen echten »Klassiker« an Bord zu haben. Egal, trotzdem gut.

Für meinen Geschmack etwas zu schwülstig, episch, besticht dieses Album dennoch mit seiner sehr schönen SoundÄsthetik. Was für Fans.

Pappige Drums, gepaart mit der üblichen Hairspray-Mafia-Attitüde der 80er, versetzen mich KURZ zurück in die wilde Ferienlagerdisco meiner Jugend. Wie gesagt: KURZ. Gut produziert und mit angenehm wenig Kirchenhall auf den Songs gefällt mir dieses Album eigentlich ganz gut! Ich mag die Stimme der Sängerin. Kommt ganz gut auf der Autobahn, die Scheibe, und ich glaube, sie ist auch was für die Damen der Nacht.

L: Is the CD player broken?

K: It’s just more like sounds than really music. It’s quite similar to The Kooks one. L: So noisy. I couldn’t really hear what they were saying. Kind of depressing. L: Quite funny. D: It’s a party mood and there are real instruments. K: Has more of a punchy sound.

D: They sound like a punk band which is doing their first gig. K: It’s good that they have guitar riffs but there’s nothing more. L: Generous 2.

L: Kind of 80s. Lots of noises. D: They’re trying to have a fake English accent and be a cool English indie band. K: English indie bands are annoying enough.

3

Technisch versiert, experimentell, stimmungsvoll, sperrig, wunderbar naturalistischer Sound, gut portionierte Vocals.

Auf einem guten Weg, inhaltlich aber noch etwas schwach.

Super Produktion, tolle Stimme, gutes Songwriting. Gefällig.

Erster Gesang auto-tuned — wer hätte das erwartet? Ist aber nur Verzögerungstaktik, danach geht’s abwärts Richtung Grusel/Spaß-Rock.

Positiver Post-Punk. Nett und gefällig, allerdings auch etwas langweilig.

Eventuell okaye Songs in prolligem, schrillem, Hauptsache partytauglichem Outfit.

K: This is a bit funky. D: It’s not kind of rocking out. K: It’s just staying the same. L: I’m not hearing any melodies but I can see why people buy this.

Von der früheren Wildheit der Kooks ist nichts mehr übrig. Schöne Melodien, aber auch viel Standard und Klischees. Eventuell Tour mit den Rolling Stones?

5

2

Nicht besonders abwechslungsreich, Weichspülermusik. Auch deren drittes Album flasht mich nicht wirklich, vielleicht schafft es ja das vierte.

4,83

3

2

5

2

Ja, vielleicht im Traum, aber in der Realität überzeugt mich die Scheibe nicht.

3,56

4

2

5

2

Animiert zum Stopp-Drücken.

3,25

7

5

3

2

Erinnert gesanglich stellenweise an Brian Molko, nee, ohne mich.

2,69

Frank Zappa »SHEIK YERBOUTI« The Cure »Boys Don’t Cry« Young Marble Giants »Colossal Youth«

Amps For Christ »Circuits« PJ Harvey »4 Track Demos« Creedence Clearwater Revival »Chronicle«

Nightmares On Wax »Smokers Delight« Siriusmo »Mosaik« Diverse »Guerilla in Dub«

Bert Kaempfert »A Swingin’ Safari« The Velvet Underground »… and Nico« Muddy Waters »The Best Of«

Miles »The Day I Vanished« Hidalgo »Sing Guitar Sing« Uphill Racer »Telescopeland«

Nas »Illmatic« Dynamite Deluxe »Deluxe Soundsystem« Materia »Zum Glück in die …«

Dieses Werk macht dermaßen süchtig, dass es auf den »Index der Süchte« gehört. Eine Band, die das Songwriting verstanden hat. Wundervolle Harmonien und Gänsehaut-Breaks. Ich bin ein Kerl, und ich mag Frauenstimmen! Deshalb sind die Dum Dum Girls bei mir genau an der richtigen Adresse. Melancholische Sicht auf die Dinge, aber null Depri-Sound. Morrissey, Pet Shop Boys und Elvis Costello in einen Mixer mit Bryan Ferry und go! — DIE Wunderwaffe gegen den 6-monatigen Berliner Zustand Herbst und Winter. Wundervolle Harmonien bestimmen dieses Werk. Es hat mich tief unter der Zunge getroffen, und ja, ich wurde berührt von S.C.U.M.

The fact that I don’t really like this shouldn‘t matter much as I’m sure plenty of others will.

Amazingly prolific. Letting the production hiss fall away to reveal a commanding voice on top of well-composed guitar pop with great contributions from the backing band. In 1993 I was too grunge and too American to ever understand Suede. I can dig some of it now, but I think this solo record is for more forgiving hardcore fans than me. This is great! What sets it apart from a lot of other synth-based pop is the awesome semi-deadpan vocals. Believable and casually dramatic.

Wie der Albumtitel schon sagt.

Hätte die Drummerin mehr als einen Groove eingespielt und wäre die Platte etwas rauer produziert, dann hätte ich sie mir wahrscheinlich etwas genauer angehört. Innovationsarmut at its best. Ich mag die Drums, das ist dann aber leider schon alles. Wahrscheinlich habe ich keine Ahnung von Musik.

Etwas überfrachteter Weltraumrock, der ein zweites Hinhören braucht, um zu überzeugen. Tut er dann aber auch.

K: The drumming is like a straight sort of rhythm. There’s no variation of the songs. L: The guitars are always the same. Generous 2.

L: His best stuff was when he was in Suede. D: No rocking tracks on it. L: Quite depressing.

L: Horrible grating noise. Just irritating. K: It’s not really music you can dance to. K: Zero. L: Okay, but it could be worse.

Gitarre und Stimme haben viel Schönes. Bemerkenswert allerdings auch, dass das Schlagzeug bei jedem Song denselben Beat spielt.

Altertümliche Rockmusik mit viel Pathos und ein paar Sonnenstrahlen durch den Nebel der Langeweile.

Ist mir zu sehr Glam-Rock. Unerträglich nervige Stimme.


MAREK LIEBERBERG PRESENTS:

THE

CONCERT EXPERIENCE Pschent Presents

21. 11. BREMEN 23.11. BERLIN 24.11. KÖLN 25.11. OFFENBACH 27. 11. MÜNCHEN SPECIAL GUEST: RINGO DEATHSTARR

14.11. BERLIN 15.11. KÖLN 14.11. MÜNCHEN 25.11. HAMBURG 24.11. BERLIN 27. 11. KÖLN

08.02. HAMBURG 11. 02. MÜNCHEN 09.02. BERLIN 12.02. FRANKFURT 13.02. KÖLN

SPECIAL GUEST: SX

24.02. KÖLN 25.02. MÜNCHEN 08.03. BERLIN 09. 03. HAMBURG

28.11. KÖLN 30.11. BERLIN 29.11. HAMBURG 02.12. MÜNCHEN

29.01. SAARBRÜCKEN 31.01. BERLIN 12.02. MÜNCHEN 30.01. KÖLN 01.02. HAMBURG 13.02. MANNHEIM

26.11. STUTTGART 29.11. DORTMUND

15.11. MÜNCHEN 16.11. BERLIN 17.11. HAMBURG

08.12. BREMEN

SPECIAL GUEST: MAMA KIN

28.11. DRESDEN

S T. VI N C E N T

SPECIAL GUEST:

MICHAEL KIWANUKA

GESTALTUNG: WWW.BUERO-SKODA.DE

14.11. KÖLN 15.11. BERLIN 16.11. FRANKFURT

19. 11. K Ö L N 02.12. B E R L I N 03.12. H A M B U R G

29.11. MÜNCHEN 30.11. KÖLN 01.12. BERLIN

01.12. BERLIN

(i can’t get no)

24.11. BERLIN 26.11. KÖLN

RELEASE DATE : 04.11.11 Featuring : Koudlam, Jimmy Somerville, Chloé, Daniel Agust (Gusgus)

SUPPORTED BY THE WELLGREEN

14.11. KÖLN 15.11. HAMBURG 16.11. BERLIN

www.eventim.de www.o2more.de

SLOVE / LE DANSE W E I T E R E I N F O R M AT I O N E N U N T E R W W W.M L K.C O M

19.11. MÜNCHEN

TICKETS: VORVERKAUFSSTELLEN

SCRATCH MASSIVE NUIT DE RÊVE

SPECIAL GUESTS: TRIBES & TRANSFER

16.11. HAMBURG

RELEASE DATE : 21.10.11

MASOMENOS / TECHNOCOLOR RELEASE DATE : 18.11.11

HOTLINE: 0 18 05 - 57 00 00

0,14 / MIN., MOBILFUNKPREISE MAX. 0,42 / MIN.

IST EXKLUSIVER MOBILE TICKETING PARTNER

www.pschent.com

facebook.com/pschentmusic


MORGEN

079

Intros Liebste Platten

Justice »Audio Video Disco« Ed Banger / Warner

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

Spalter

Die zwei Franzosen haben zuletzt die Tanzflächen mit schwerem Gerät umgepflügt. Und da wundert sich die Raving-Society, dass die Spiegelfläche jetzt plötzlich total hügelig ist und der Wodka-Red-Bull voller Erde? Ein neues Album gibt all den Unstimmigkeiten noch mehr Feuer.

Mit dem Hype um Ed Banger und Mit ihrem Debüt »†« vor allem deren Hauptexportgut in haben Justice Clubdie schmierigen Discokeller oder ramusik vor vier Jahren venden Mehrzweckhallen der Welt, schon auf die Spitze Justice, hat sich der House-Purist selbst ins Knie getrieben: alle Regler auf Anschlag, geschossen. Und man hört ihn bereits protestie- Schweiß, Stress, Broch-boller-bumm, ren: So sei der Flirt des Musikproduzenten mit Filter rein/raus, ein bisschen Rockhadem Rock’n’Roll-Schwein ja nun nicht gemeint bitus und zwei, drei gute Refrains zum gewesen! War doch alles nur mit Hintertür, Mitbrüllen. Natürlich wissen Xavier und doppeltem Boden, mit Augenzwinkern. Zu spät, Gaspard, dass sich derlei Effekte schnell Justice wurden das Maß der Dinge, flochten abnutzen. Das neue Album ist daher ein in ihre Sets Metallica wie Slayer ein. »Audio bisschen »slowed down« und trotzdem auf Video Disco« stellt also gar keine spezielle »Heaviness« angelegt, geben sie im Interview Zumutung dar, sondern ist nur konsequent. zu Protokoll. Eben eine andere Form von HeaDas klassische Seventies-Disco-Element wurde viness. »Audio Video Disco« ist nämlich eine hörbar zugunsten des Hangs der Franzosen Hommage auf die großen Stadionrockbands zu cheesy Prog-Pop der 80er verschoben. Also der Siebziger- und Achtzigerjahre, die hier mit Harold Faltermeyer, Jan Hammer, Telephone den Mitteln der elektronischen Musik geehrt oder aber auch die späten Queen. Damit gelingt werden. Die Heaviness spürt man leider an allen ihnen das Kunststück, den eingeschlagenen Ecken und Enden. Die Franzosen treten nämlich Weg weiter zu verfolgen, ohne aber letztlich mit voller Kraft aufs Euphoriebremspedal. Die der Schnelllebigkeit eines Dance-Pop-Acts zum synthetischen Gitarren, die T.Rex, Led Zeppelin Opfer zu fallen. »Audio Video Disco« mag das und Black Sabbath schreien wollen, klingen Zombie-Virus sein für all jene, die zuletzt erst leider nur wie ein wahnsinnig müder Abklatsch mühsam von strengem Minimal aufs partyaf- von Daft Punks Jahrtausendwendewerk »Discofinere Beat-Regime umgesattelt haben, okay. very«. So etwas wie ein Hit fehlt gänzlich. Und Das macht diese Platte aber nicht schlechter. der dümmste Albumtitel der Musikgeschichte setzt dem Ganzen natürlich noch die Krone auf. Im Gegenteil! Sebastian Ingenhoff Linus Volkmann

»Das Ende der Beschwerde« 01 PeterLicht Wolves In The Room »C. L.« 02 Throne I Break Horses 03 »Hearts« Flag »Wild Flag« 04 Wild Spank Rock Is …« 05 »Everything Buraka Som Sistema 06 »Komba« Blink 182 07 »Neighborhoods« Supershirt 08 »Kunstwerk« I Heart Sharks 09 »Summer« »Audio Video Disco« 10 Justice

Lesers Liebste Platten »XOXO« 01 Casper Red Hot Chili »I’m With …« 02 Peppers Iver »Bon Iver« 03 Bon »The Rip Tide« 04 Beirut Uhlmann »Thees Uhlmann« 05 Thees »Monkeytown« 06 Modeselektor »Velociraptor!« 07 Kasabian The People »Torches« 08 Foster Strokes »Angles« 09 The »Mutual Friends« 10 Boy Schickt eure Top 10 an Intro, Venloer Str. 241245, 50823 Köln oder an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken!


080

moRGEN

BRett ANDeRSoN »BlacK raINBoWS« EMBASSY oF MUSIC / WARNER

SChmACht / pop / VerSiCKert »Black Rainbows«. Ein Bild, das sich mit dem dazugehörigen Album streiten muss, wer denn nun schlechter ist. Brett Anderson, dessen jüngste Reunion-Auftritte mit Suede noch einmal eindringlich bewiesen, dass die Jugend der Jugend gehört, war auf seinen PostBritpop-Solo-Werken, es mögen drei gewesen sein, eigentlich auf einem eingängigen Pfad: Schmachtpop! Das ist sicher nicht der spannendste Weg, aber drei, vier Songs blieben immer hängen, der Rest sickerte sehr angenehm durch. Hier hingegen sickert alles. Unangenehm. Fast penetrant in seiner Beliebigkeit. Bis auf »Actors«: der siebte Song, die Ausnahme, der Beweis, dass es wirklich Anderson ist, der das hier aufgenommen hat. Suede, Melodie und Melancholie, Hit. Davor und danach dann wieder der bereits angedeutete Quatsch, den nur die immer noch verführerische Stimme vor einem Totalausfall rettet. »Actors« wird es für 99 Cent bei iTunes geben, das komplette Album wenig später zu einem ähnlichen Preis auf eBay. Schade, aber alles andere zu prognostizieren wäre fahrlässig bis gelogen. Peter Wittkamp

AuN »pHaNToM GHoST« DENoVALI / CARGo

nACht / SounDSCApeS / unSChÄrfe Die dunkle Seite ist stark in den beiden Kanadiern Martin Dumais und Julie Leblanc. Als Aun experimentieren sie bevorzugt mit tiefschwarzen SoundTexturen, satten Drones und schichten Unschärfe auf Unschärfe. Das beginnt schon beim Cover: Gesichtslose Kinder spielen vor einem unkenntlichen Hintergrund. Verwaschen, ganz so wie der Titel des Albums: »Phantom Ghost«. Dem folgen acht Klang gewordene Collagen, die zwischen Ambient, Drone und IDM hin und her wabern. Wie Soundscapes, deren feste Hülle abhanden gekommen oder aber so formbar wie Knete geworden ist. Am eindrucksvollsten wirkt das bei »out of Mind«. Ab und an gibt’s verzerrte Textfragmente und kurze Ausbrüche in noisige Gefilde. Der Film dazu wäre arg bildgewaltig. Es scheint zumindest, als hätten Aun das Konzept Longplayer überwunden. Aber ganz so ätherisch und losgelöst von den Grenzen des Mediums sind sie dann leider doch nicht. Am Ende ist alles Schall. Holger Wendt

BIRDS of PASSAge AND LeoNARDo RoSADo »dear aNd uNfaMIlIar« DENoVALI / CARGo

SloW / myStiK / WellneSS-Drone Hinter Birds of Passage verbirgt sich die neuseeländische Dichterin und Singer/Songwriterin Alicia Merz, die sich auf ihrem zweiten Album gemeinsam mit dem portugiesischen Künstler und Experimentalmusiker Leonardo Rosado der ultimativen klanglichen Ereignisarmut und Entschleunigung hingibt. Das Resultat verdankt sich den meditativsten Episoden Björk‘schen Schaffens ebenso sehr, wie es mitunter an minimalistischen WellnessDrone aus der New-Age-Abteilung gemahnt. zwar überwiegen in der Summe die durchaus hypnotischen Momente angefinsterter glazialer Erhabenheit, leider wird die Emo-Mystik-Trance hier und da jedoch verdorben von einem prätentiösen Soundtrack zum Wale-Beobachten. Ungeachtet solcher Kapriolen kommt man letztendlich aber nicht umhin, Merz und Rosado die Erschaff ung einer höchst intensiven und faszinierend zeitlosen Atmosphäre unter Einsatz minimalster Mittel zu attestieren. Ulf Imwiehe

BLINK 182 »NeIGHBorHoodS« INTERSCoPE / UNIVERSAL

CeleB-punKS / trASh / Stulle Eins ihrer frühesten Alben hieß »Enema of The State«, sie jagten sich wie übergeschnappte junge Hunde und vor allem nackt durch die Straßen in dem Video zu »What's My Age Again«. Sie waren zur Jahrtausendwende so was wie die Anti-Green-Day, da sie deren fortschreitende Gesetztheit nicht mitgingen und verrotzten New-School-Punk immer noch auf Kurs hielten. Keep it asozial. Doch mit dem zunehmenden Erfolg (immerhin erreichten sie mit »Take off Your Pants And Jacket« einen durchaus beachtlichen Ersten Rang nicht nur in den amerikanischen, nein, auch in den deutschen Charts), begann natürlich auch bei ihnen der Drift. Schlagzeuger Travis wurde zum Celebrity-Trottel mit Reality-TV-Sendung, die anderen beiden verstrickten sich in diverse Nebenprojekte, und Blink 182 verschwand zuletzt völlig vom Radar. 2011 hat man sich also wieder. Aber nicht mehr als kleine smarte Punk-Pop-Band von nebenan, sondern als amtlich verkrachte Rock-Stullis, die das Album »Neighborhoods« nicht mal mehr gemeinsam im Studio aufnahmen. Verkracht, als wäre man


MORGEN

Deep Purple. Der Musik allerdings hat das weniger geschadet, als man vermuten würde. Die verspielten Miniaturen von ganz früher sind zwar komplett off, aber das Zweitbeste, was die Band je draufhatte – also die krachigen Heuler der mittleren Phase, also zu Zeiten von »Stay Together For The Kids«. Das kann sie hier wieder richtig glaubhaft hochladen. Erstaunlich, dass »Neighborhoods« ein Album geworden ist, das nostalgischen Spaß bereiten kann, ohne dass man sich vor sich selbst oder für die Band schämen müsste. Linus Volkmann

Bonnie »Prince« Billy Wolfroy Goes To Town Domino / Rough Trade

Meditation / Duett / Bluttropfen Will Oldham ist prominent geworden in den letzten Jahren. Kaum noch jemand, der den störrischen Kauz aus Kentucky nicht liebt, spätestens seitdem er sein Alias Bonnie »Prince« Billy zum ausschießlichen Künstlernamen ernannte. So eine einhellige Verehrung muss einem Typen wie ihm, der in jungen Jahren seine Verweigerungshaltung kultivierte, spanisch vorkommen. Und wenn man so konsequent ist, wie Oldham eigentlich immer war, reagiert man auch musikalisch. Entsprechend ist sein neues Album »Wolfroy ...« so fragil und reduziert wie keines seit seligen Palace-Brothers-Zeiten. Oldham hat seine unvergleichlich begeisternde Sinnlichkeit zwar nicht über Bord geworfen, er verzichtet aber auch jede Art von Ornament. Die zehn neuen Songs, mehrere davon Duette mit der vom letztjährigen Album »The Wonder

. 7. 11 ! 1 B A INO IM K

Die Wahrheit #9 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurechtgebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt jeden Monat typische Phrasen ins wirklich Gemeinte. gesagt

Der Rapper GhettoFotzen-Joe benutzt eine sehr gewöhnungsbedürftige Sprache, die vor allem Frauen offensiv finden dürften. gemeint

Oh, Gott! Was ist das denn für ein asoziales Schwein? Sollte ich den nicht besser anzeigen, als seine Platte zu besprechen?

081

Show Of The World« bekannten Angel Olsen, sind nur mit dem Nötigsten arrangiert, und wenn etwas die akustische Gitarre ergänzt, dann klingt das in der Regel verwunderlich oder sogar bewusstseinserweiternd. »Wolfroy ...« ist ein Ausweg ins Meditative, und das ist klug und gelingt vorzüglich. Oldham nimmt den Druck bruchloser Brillanz aus seiner Musik, um auf anderer Ebene zu brillieren. Er ist und bleibt ein wahrer Ausnahmekönner. Um über ihn etwas Schlechtes zu sagen, muss man das unbedingt wollen. Christian Steinbrink

The Brandt Brauer Frick Ensemble »Mr. Machine« !K7 / Al!ve

Knarz / Minimal / Chick Wer wie das Brandt Brauer Frick Ensemble Popmusik ohne popmusikalische Mittel produzieren will, hat sich Anstrengendes vorgenommen. Deswegen stampft, knarzt, ächzt und rumpelt es längst nicht nur im Intro von »Mr. Machine«: Eine Maschine, die keinen Strom braucht, hat dieselbe akustische Kulisse wie ein Ensemble, das sich an der Fortsetzung der elektronischen Musik mit analogen Mitteln versucht. Diese Spannung einzulösen gelingt zwar nur streckenweise, dann aber bemerkenswert: Der zweite Track »Bop« beweist, wieso Minimal Music eben nicht nur ein Genre der elektronischen Musik meint, sondern auch eine Kompositionstechnik, die von Großmeistern wie Steve Reich durchexerziert wurde. Dem schweren musiktheoretischen Erbe gewinnen die Kölner aber eine bewundernswerte Leich-

THE BEST BRITISH COMEDY IN YEARS! SHORTLIST

Skurril, extra dry und fantastisch gestylt!

»Unheimlich witzig und smart!« THE NEW YORK TIMES

Songs von ALEX TURNER

»Pechschwarz und romantisch!«

(Arctic Monkeys)

KINO-ZEIT.DE

bbbbb bbbbb bbbb

bbbbb bbbbb bbbb

DAILY MIRROR

GLAMOUR

MARIE CLAIRE

DAILY TELEGRAPH

GUARDIAN

s u b m ari ne -f i l m .de

f a c eb o o k . c o m / s u b m a r i n e . fi l m

TIMES

EINE COOLE BRITISCHE KOMÖDIE RICHARD AYOADE

VOM »THE IT CROWD«-STAR Verleih gefördert durch das MEDIA-Programm der Europäischen Union


082

MORGEN

tigkeit ab: Der Piano-Percussion-Harfen-MoogMaschine beim Laufen zuzuhören macht so viel Spaß, dass man sogar dazu tanzen könnte. Nur zerreibt sich das Album auch zwischen den Fronten – und die Oberflächlichkeit des begrenzten musikalischen Materials kippt ins Seichte; aus den kalten Maschinenwelten werden plüschige Lounges, in denen man Cinematic Orchestra hört. Insgesamt daher eine ambivalente Platte, die aber immerhin den Verdacht aufkommen lässt, vielleicht sei die Bühne das eigentliche Refugium des Ensembles. Nisaar Ulama

Clouds« schon sorgen. Devine hat einen völlig neuen Zugang zur Musik gefunden, ohne seine Stärken zu vernachlässigen. Er macht jetzt in Prog Rock der Marke Jeremy Enigk (Ex-SunnyDay-Real-Estate) und tauscht die balladesken Töne gegen einen leichten Power-Pop-Einschlag ein, was ihm wirklich gut zu Gesicht steht. Sein Notebook wird es ihm danken. Holger Wendt

ser Musik ist »sperrig«, und gleichzeitig ist es unmöglich, mitzusummen oder sich wohlig in die Songs hineinzufühlen. Viel Zeit bliebe ohnehin nicht: »Mount Wittenberg Orca« (das es auch als überkandidelte, extraschwere, handnummerierte Doppel-Vinyl-Variante geben wird) dauert ganze 21 Minuten. Andere hätten das Material auf fünfzig Minuten ausgewalzt. Das spricht für Longstreth. Felix Klopotek

Dirty Projectors with Björk »Mount Wittenberg Orca« Diverse »Factory Records: 12” Mixes & Rarities 1980-1987« Domino / Rough Trade

Kevin Devine & The Goddamn Band »Between The Concrete & Clouds« Arctic Rodeo / Cargo

Licht / Leierkasten / Power-Prog »So get your notebook out and write your story now«, trällert Kevin Devine mit seiner leicht angekratzten Leierkastenstimme. Der Song ist einfach gestrickt. Überfrachtet mit Emotion, aber würdevoll. Vor zehn Jahren hat er ihn das erste Mal für ein zahlendes Publikum gesungen, seitdem ist er im Repertoire. Genauso wie ein paar Kalauer aus der Miracle-Of-86-Phase, als man den New Yorker noch wie eine Lichtgestalt in den Songwriter-Himmel hievte. Seitdem ist sein Notebook um viele Seiten schwerer geworden: Solokarriere; Label-Trouble; jeden Monat Kohle für die Miete reinkriegen – ein paar Seiten würde er sicherlich gerne rausreißen. 2011 soll aber wieder ein gutes Jahr werden, dafür wird der neue Rohling »Between The Concrete &

DO SICK OF IT ALL 27 SHAI HULUD O K T SPECIAL GUEST

art / Extrovertiert / Obsessiv David Longstreth, Mastermind der Dirty Projectors (jahrelang einziges Mitglied), setzt Björk hemmungslos prominent ein, offensichtlich basieren die Songs auf ihrer gesampleten Stimme, manchmal übernimmt sie auch den Lead-Gesang, und immer kommt der Hörer in den Genuss, sie sowohl als Haupt- wie als Nebendarstellerin, als gleichberechtigte Kooperationspartnerin wie als Spielmaterial für Longstreths extravagante Pop-Fantasien zu erleben. Es ist nicht leicht auszumachen, wessen Glanz hier auf wen fällt. Aber »Mount Wittenberg Orca« will auch gar kein Ego-Trip sein: Streng genommen geht es weder um Björk noch um Longstreth, sondern um die Neuerfindung des Kunstliedes, um Progressive Pop zwischen David-Lynch-Nostalgie und 70er-Jahre-ArtrockRetrospektive. Einige Arrangements könnten auch von John Cale stammen – alter Pop-Adel. Die sieben Songs sind eine Anstrengung der Eleganz, hinter die der Indie-Darling und der Popstar charmant zurücktreten. Nichts an die-

( CONVERSE „THE RIGHT TO GET LOUD“-GEWINNER)

SA MAXIMO PARK 29 THERAPY?

TROUBLEGUM-SET

O K T JAPANESE VOYEURS

EINLASS: 19:00 UHR BEGINN: 20:00 UHR TICKETS: €19

EINLASS: 19:00 UHR BEGINN: 20:00 UHR TICKETS: €28

EINLASS: 19:00 UHR BEGINN: 20:00 UHR TICKETS: €22

(zzgl. aller Geb.)

Manchester / Legenden / Blüte Das Portfolio des britischen Factory-Labels gehört mit Sicherheit zu den umfangreichsten seiner Art und steht dabei im exakten Verhältnis zu seiner popkulturellen Bedeutung. Der Katalog des Labels führt nicht nur Nummern im dreistelligen Bereich, sondern liest sich auch wie ein Who‘s who der britischen Postpunk- und New-Wave-Blütezeit. Ein derart umfangreiches Archiv bedarf natürlich auch einer angemessenen Einführung, der mit zahlreichen Publikationen und Compilations bereits pflichtbewusst nachgekommen wurde. Die Sammlung von Remixen und Raritäten aus der Zeit von 1980 bis 1987 dient ebenfalls der geschichtlichen Aufarbeitung des Labels und fokussiert sich vor allem auf die dem gleichnamigen sagenumwobenen Club (der später unter dem Namen Haçienda neu eröffnet werden sollte) entsprungene Tanzmusik. Neben prominenten Namen wie New Order oder A Certain Ratio gibt es hier auch allerhand Vergessenes und Unbekanntes

THEES UHLMANN UND BAND F R KRAFTKLUB 28

EINLASS: 19:00 UHR BEGINN: 20:00 UHR TICKETS: €19 (zzgl. aller Geb.)

Strut / !K7

(zzgl. aller Geb.)

(zzgl. aller Geb.)

IMAGINARY CITIES O K T

MOGWAI SO BOHREN & DER CLUB OF GORE 30 LONG DISTANCE CALLING O K T

27.-30.10. FZW – DORTMUND TICKETS UNTER W W W.WESTEND-FESTIVAL.DE UND ALLEN BEK ANNTEN V VK-STELLEN

WESTEND2011_Port01_105x148.indd 1

10.10.11 12:54


MORGEN

Fire! with Jim O’Rourke »Unreleased«

zu entdecken, was letztlich auch den Reiz der Doppel-CD ausmacht. Lediglich Laien werden etwas ratlos stehen gelassen, was die Einordnung der dargebotenen Song-Fülle betrifft. Rune Grammofon / Cargo Philip Fassing Avant / Postrock / Krach Interessant, dass der Name Jim O’Rourke immer noch zieht, sonst hätte ihn das Sonig / Rough Trade / VÖ 04.11. schwedische Trio Fire! mouse/ Überrumpelt / Geburtstag nicht so prominent platDas Label Sonig wird fünfziert. Man muss wohl inzehn und schenkt sich und zwischen daran erinnern: der Welt ein kolossales O’Rourke war einst designierter Nachfolger Box-Set. Eine opulente von Van Dyke Parks, Mitglied von Sonic Youth, Doppel-CD gibt einen Hausproduzent von Drag City, wichtigster tollen Überblick über das Avant-Popper im Anschluss an Postrock, von in Sachen Innovation und Haus aus Komponist schroffer Tape-Collagen. Eigenständigkeit über jeden Zweifel erhabene Ein stolzer Lebenslauf, aber schon ein bisschen Programm. Gestandene Fans dürfen sich außer- angestaubt, seit fünf, sechs Jahren hat er sich dem über die 31 teils skurrilen Videos auf der weitgehend zurückgezogen, durchforstet sein beiliegenden DVD und das aufwendig gestaltete Archiv; und nur wenn etwas wirklich DramatiBooklet mit Texten von unter anderem David sches passiert (Tod seines Mentors Derek Bailey), Grubbs und Noël Akchoté sowie einem Inter- meldet er sich zu Wort. view mit Labelchef Frank Dommert vom Kölner »Unreleased«, das zweite Album von Fire!, a-Musik-Plattenladen freuen. Als dieser Mitte müsste also dementsprechend dramatisch sein, der 90er zusammen mit Mouse On Mars das oder? Sagen wir so: Es ist wuchtig, ausladend Label gründete und deren Album »Instrumen- zerquält, ein Lavastrom aus Zeitlupenrock und tals« als erste Veröffentlichung herausbrachte, frei schwebenden Improvisationen, als würden war Sonig noch eine Art Familienangelegen- die Melvins noch einmal mit Joe Preston zusamheit. Um den Kern wie Jan St. Werners Projekt menarbeiten, um dem kosmisch entkrampften ­Liphops, Schlammpeitziger oder F.X. Randomiz John Coltrane zu huldigen. Ja, es ist dramatisch!. dockten bald schon Satelliten wie Vert, Niobe, Fire! kriegen diese Mischung aus High-EnerJason Forest oder Nathan Michel an. Gemein- gy-Sound und Drone-Rock, aus maximaler Versamkeiten zwischen den Künstlern kann man dichtung und offener Improvisation perfekt hin, bis heute lange suchen, außer, man lässt sture übrigens nicht zum ersten Mal: Die Schweden Unangepasstheit gelten, denn die anarchische schließen nahtlos an ihr Debüt »You Liked Me Freude an Überrumpelung und Missachtung Five Minutes Ago« (2009) an. Nahtlos, das ist von Erwartungen ist bei Sonig so ausgeprägt das Stichwort: Denn Mats Gustafsson (Saxowie bei kaum einem anderen Label. fone, Live-Elektronik), John Berthling (Bass) und Andreas Berthling bräuchten O’Rourke Christoph Büscher

Diverse »Sonig Boxset Thing«

111010 STC8 Anzeige Intro

10/10/11

2:17 PM

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(Gitarre, Elektronik, Mundharmonika – !!!) eigentlich gar nicht. Dass Fire! der derzeit vielleicht spannendste Krach-Act sind, liegt nicht an ihm. Aber dennoch: Schön, dass O’Rourke wieder mitmischt und zum Mix satte GitarrenFeedbacks beisteuert. Felix Klopotek

I Heart Sharks »Summer« Adp / Al!ve

Lachsfisch / Berlin / Indietronic Zu spät? Nein, antizyklisch – so erscheint das Debütalbum des jungen IndieTrios. »Summer« wird im Herbst veröffentlicht. Im titelgebenden Song heißt es dann auch: »Let‘s just pretend it‘s summer.« Tatsächlich funktionieren die jugendlichen Synthie-Melodien zu allen Jahreszeiten. Die drei Wahlberliner von I Heart Sharks haben sich vor einigen Jahren im Berliner Berghain kennengelernt: Einer kam aus New York, einer aus London und einer aus Bayern. Wie das in der großen Party-Metropole eben so ist. Ihre tanzbaren Hits sind musikalisch irgendwo im Spektrum von Bands wie Friendly Fires zu verorten – wenngleich sie etwas glatter und profilloser daherkommen. Ganz und gar nicht profillos ist dagegen ihr Hit »Neuzeit«. Während das gesamte Album englischsprachig und mit britischem Akzent abgeliefert wird, singt der Frontmann hier einige Satzfetzen in deutscher Sprache. Das entzückt Muttersprachler wie einst bei Franz Ferdinands »Ich heiße superfantastisch – Ich trinke Schampus mit Lachsfisch«. Manuel Czauderna

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See the sound!

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MORGEN

Top 3

Mats Hummels (BVB) MeisterschaftsfeierLieblingssongs 01 Gentleman »To The Top«

02 Bushido feat. Kay One »Fackeln im Wind« 03 Alles, was Neven Subotic auflegt

Sharon Jones & The Dap-Kings »Soul Time!« Daptone / Groove Attack

Mama / Zucker / Soul Schon seit fünfzehn Jahren bringt Sharon Jones, die Dame aus New York, Großes auf die Bühne, wurde zum Lebenselixier für ihr Genre und ist sogar in der Lage, die raue Kraft des Soul auf Tonträger zu bannen. Das begeistert zunehmend diejenigen, die sich schon lange

nach neuen Impulsen für diesen Stil sehnen, stößt hingegen alle, die Soul nur aus dem Geschichtsfernsehen kennen, vor die Wand. Das ist beinahe tragisch, denn Sharon Jones hätte mehr verdient: »Soul Time!«, ihr fünftes Album, ist dermaßen eingängig und reizend, kraftvoll und tanzbar, nachdenklich und wütend. Ihre Stimme gehört zu den besten, die Soul je hatte, und ihre Band war nebenbei maßgeblich daran beteiligt, Amy Winehouse’ Ruhm zu begründen. Sharon Jones könnte ein wahres, gutes Role-Model für Girls und auch Boys sein, mit wunderbaren Shows und einer energischen, aber dennoch positiven Ansprache. Ein exklusives Interview mit Sharon Jones findet sich unter www.intro.de. Christian Steinbrink

Kasabian »Velociraptor!« Columbia / Sony

Balkan / Dino / Soundtrack-Pop Als mittlerweile etablierter Haufen verrückter Genies darf man auf Album Nummer vier natürlich eigentlich alles machen. Deswegen sind gleichermaßen eingängig-konforme Beinah-Hits wie »Days Are Forgotten« als auch Synthie-dominierte Wave-Nummern (»Acid Turkish Bath«) drauf, aber eben auch viele zerklüftete Schluchten zwischen Retro-Pop, Analog-Synthie-Systemabsturz und Balkan-Beats sowie eine kleine Portion der Schubidu-Chöre vergangener Tage. Erneut ein Groove-orientiertes Popalbum mit vielen spannenden Ecken, diesmal jedoch mit einer Ungewöhnlichkeit, die sich tatsächlich zur Gefälligkeit entwickeln

kann, wenn man mehrere Durchgänge aushält. Dann kommt die Größe zum Vorschein, die schon »West Ryder Pauper Lunatic Asylum« zu einem mehrheitlich unverstandenen, aber nicht minder innovativen Album machte. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Band aus dem englischen Leicester tatsächlich den ersten Filmsoundtrack abliefern wird – so lange bleibt Morricone noch der Chef. Klaas Tigchelaar

Tim Kasher »Bigamy – More Songs From The Monogamy Sessions« Affairs Of The Heart / Indigo

Love / Lost /Indie Tim Kasher singt über Liebe. Bei seinem Solodebüt-Konzeptalbum, das letztes Jahr im November erschien, arbeitete sich der Cursive/The-GoodLife-Frontmann noch an den verschiedenen Möglichkeiten des Scheiterns der exklusiven Zweierbeziehung ab. Die Fortsetzungs-EP »Bigamy – More Songs From The Monogamy Sessions« nimmt nun andere Optionen ins Visier. Weniger pompös geht es dabei zu. Vielleicht ist der Entwurf von Liebe außerhalb des Zweisamkeitswahnsinns eben auch ein Abschied von der ganz großen L.O.V.E. und den damit einhergehenden Pathosstreichern und -chören beim Küssen vorm schummrig beleuchteten Brautmodenschaufenster. Inhaltlich interessant, bleibt Kasher musikalisch allerdings beim Altbewährten und auch etwas Langweiligen, quasi bei seiner Langzeitfreundin: Indie. Da gibt es keine Flirts mit dem Unbekannten


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von Gegenüber. Es wird gezupft, gewinselt und gesungen, wie Kasher das nun mal macht seit 1995, diesmal nur mit bisschen mehr Singer/ Songwriter-Appeal als sonst. »When you were young, you were so romantic. You married quick to prove, you knew, what love is!« Und nun steht aber Bigamie an. Also ... wir finden das gut! Christin Schalko

Luomo »Plus« Moodmusic / Al!ve

Modest / Glanz / Chicago House Sasu Ripatti hat viele Künstlernamen. Während der Finne unter dem Pseudonym Vladislav Delay seit Ende der 90er als genialer Grenzgänger zwischen Dub, Ambient und experimentellem House gilt, ist Luomo sein Projekt mit der größten Nähe zum Pop. Das fünfte Album unter diesem Alias, »Plus«, wirkt zunächst schnörkelloser, trockener und technoider als seine Vorgänger. Ripatti ließ sich nach eigenen Angaben von 80er-Discosound und frühem Chicago House inspirieren. Luomos Markenzeichen, federnde Basslines und die Arbeit mit Verzögerungen und Halleffekten, treten dabei zugunsten klassischer Drum- und Electrosounds ein wenig in den Hintergrund, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Auch die Vocals der als »Chicago Boys« firmierenden Gastsänger wirken eher zurückgenommen, verschmelzen auf diese Weise aber nahtlos mit dem Gesamtsound. Was zunächst nur wie Reduktion erscheint, öffnet sich im Verlauf der neun Tracks unmerklich hin zu verfeinerter Rhythmik und schimmernden Soundflächen.

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Spektakel

Spätestens im Schlusstrack »Spy« kulminiert dann die ganze Produktionsmagie in einem echten Killertrack, der die Relevanz dieser Platte unterstreicht. Christoph Büscher

Mediengruppe Telekommander »Die Elite der Nächstenliebe« Audioakt / Rough Trade

Nervig / Launisch / Vorwurfsvoll »We take the HowardCarpendale-way out«, oder was? Verrückt. Während die gefühligen R.E.M. die Fans mit ihrer Auflösung einfach vor vollendete Tatsachen gestellt haben, annonciert die stets bis zur Unsympathie abgebrüht posierende Mediengruppe eine letzte Platte, eine sentimentale Abschiedstour. Kitsch pur. Kitsch, den man auf dem letzten Werk allen anderen natürlich mal wieder nicht durchgehen lässt. Da bekommen alle nämlich ihr Fett weg: der Eventcharakter, die Corporate Identity, der Raver, die Gutmenschen, die Berufsjugendlichen und und und. Hinter den zeitgenössisch aufgeladenen Phrasen und Begriffen verbirgt sich dabei wieder die schlecht gelaunte bandeigene Medienkritik, deren emanzipatorischer Erkenntnisgewinn sich trotz allen Gewusels einfach nicht mehr erschließen mag. Und die in den wenigen konkreten Momenten fast schon erschreckend anachronistisch anmutet. Neben aller Protest-Routine zerfasern bewusst billige Beats die Songs, das klingt manchmal richtig gut, kann aber diese Platte auch nicht davor retten, das zu sein, was sie ist: angestrengt, vorwurfsvoll und nicht toll. Linus Volkmann

PeterLicht »Das Ende der Beschwerde« Motor / Edel

Auflösung / Flucht / Zerbrechen Jedes Mal, wenn eine neue PeterLicht-Platte kommt, muss es heißen: Ganz vorsichtig anfassen, nichts kaputt machen beim Hören. Die Zerbrechlichkeit dieser Kunst ist so hoch wie sonst nirgends. Und immer ist die Angst da, beim nächsten Album gibt er den Kampf auf – mit sich und dem, was man gemeinhin so lapidar Gesellschaft nennt. Vom One-Hit-Wonder zum Feuilleton-Star in wenigen Alben, Büchern, Theaterstücken, verkündet PeterLicht nun also »Das Ende der Beschwerde«. Wer’s glaubt! Zwar hat er noch nie so mit sich selbst als Künstler gehadert wie jetzt – und doch: In der Zerbrechlichkeit liegt die ganze Kraft. Melancholisch und leicht zugleich ist die Musik geblieben. Das elektronische Flirren der Stratosphärenlieder wird wohl für immer begraben sein, was man immer auch bisschen schade finden kann – aber es ist schon okay so. Sag Hallo zum Bandsound,


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zu mehr Hymnen, mehr Kopfstimme, mehr großer Sehnsucht. Das Ganze in der Tradition von »Lieder vom Ende des Kapitalismus«. Das große Thema ist: Auflösung, Verkauf, Flucht. Dem großen Philosophen Peter Sloterdijk setzt er entgegen: »Und wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste und welches besser nicht.« PeterLicht holt uns nicht aus der Schockstarre, er verortet unsere kleine Welt in den »Rundkesselzentrifugen« und innerhalb der »Bauchdecke der Infrastruktur«. Und allein darin liegt schon die Flucht. Zu einer nur angedeuteten dritten Option, die irgendwo liegt zwischen unerreichbarer Utopie und dem verdammt Unvermeidlichen. Eine Option, die man so gern ziehen möchte. Inga Selck

New Roman Times »On The Sleeve« Unter Schafen / Al!ve / VÖ 04.11.

den weiblichen Chören im Refrain; die guten Hooklines; die schönen Sounds. Wenn es nicht alles mitunter so bekannt klänge, nach Pretty Girls Make Graves, Interpol und vor allem The Killers. Nicht dass wir uns vollends falsch verstehen: Eine gute Kopie davon abzuliefern ist sicherlich nicht die leichteste und bequemste Anspruchshaltung, die man als Band an den Tag legen kann. Im Partykeller oder der WaveDisco kommt man damit aber natürlich gut durch, als vermeintlicher Oberchecker, der die unveröffentlichten Songs der großen Namen ausgegraben hat. Sind aber dann doch New Roman Times. Was wiederum nur heißt, dass sich die großen Vorbilder sich tüchtig anstrengen müssen, denn die Nachhut ist fleißig und bereits auf Augenhöhe. Klaas Tigchelaar

Scratch Massive »Nuit De Rêve«

Pschent / Rough Trade Düsterdisco / Copypop / Delay Alles super bei der Band Nuit / Disco / Schmiegig mit dem verdrehten PCDas Duo Scratch MassiSchriftnamen aus Ausve aus Strasbourg fingert schon seit über zehn Jahren tin: die Produktion mit gemeinsam an den Fadern, großem Schlagzeug, in Endstufen und Technics allen Ecken des Raumes verhallenden Gitarren und der Disco-Welten herden schön arrangierten Gesängen mit passenum. Für das neueste und

(handgestoppt) sechste Album »Nuit De Rêve« erweitern sie ihre schmiegige Interessantheit nun noch einmal. Und das nicht vornehmlich musikalisch, da bekommen die Melodien über den sanft klopfenden Beats diesmal nur etwas mehr Hallraum ab, nein, das Featuring dürfte hier der große Reinzieher sein: Chloé, Daniel von GusGus, aber auch die queere Pop-Legende Jimmy Somerville bringen sich ein. Klingt alles letztlich ganz einfach, ist dabei aber alles auch unverschämt einnehmend. Ulrike Puth

Sigur Rós »INNI« CD+DVD / Pias / Rough Trade

Live / Laut / Leise In Zeiten, in denen jeder mit dem Handy filmt, mangelt es nicht gerade an bildlichen Konzerterinnerungen. Im Netz finden sich zu quasi jedem Gig Dutzende Clips. Allesamt zum Davonlaufen, übersteuert, verwackelt. Das Gegenstück dazu ist »die gut ausgeleuchtete Aufnahme« – mit festen sowie bewegten Kameras. Und reingeschnittenen Close-ups vom Drummer, bestenfalls auf den ersten Schlag des Takts der Bridge zum Refrain. Die Profiversion ist ehrlich

2011

AUTUMN NEWS

KILLED BY 9V BATTERIES The Crux

DANANANANAYKROYD There is a way

Das ist Fight-Pop der Extraklasse aus Glasgow! Sonic Youth & Les Savy Fav treffen auf Black Flag & Fucked Up! Produziert von Ross Robinson (u.a. The CURE, AT THE DRIVE IN) (UNTER SCHAFEN RECORDS)

Charakteristische Gitarren & emotionale Hymnen mit Pop Appeal; melancholischer Indie & 80´ Post-Punk! Die US-Band beeindruckt mit Ihrem Mix aus Pixies & The National. (UNTER SCHAFEN RECORDS)

GOLD PANDA DJ Kicks

SCUBA DJ Kicks

THE BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE Mr Machine

Grafik: www.josekdesign.de

Neues von den Noise Pop-Helden aus Graz. Pavement jammen mit Sonic Youth & Deerhunter mit My Bloody Valentine. Produziert von Patrick Pulsinger (u.a. Hercules and Love Affair)! (SILUH RECORDS)

Elegant verschnörkelter Minimal-House meets Oldskool-Electro und diverse Spielarten britischer Bass-Musik, incl. exklusivem neuem Gold Panda-Track! (!K7 RECORDS)

Der Hotflush Recordings-Chef und Macher der Sub:Stance-Partys (Berghain, Berlin) verewigt sich für die legendäre DJ Kicks Reihe. (!K7 RECORDS)

NEW ROMAN TIMES On the sleeve

Brandt Brauer Frick hat ein neues Level erreicht! Sie zelebrieren mit einem zehnköpfigen Orchester handgemachte Dance-Grooves! (!K7 RECORDS)

SCRAPS OF TAPE Resident Flux

Schwedischer Post-Rock mit gewaltigen polyfonischen Wänden und wärmenden Chören. Zärtlichste Melodien, die mal an Island, mal an Do Make Say Think & mal an Mogwai erinnern! (TENDERVERSION)

www.alive-ag.de


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gesagt aber: fast noch öder. Sigur Rós waren sich dessen bewusst, als sie für ihr Doppel-LiveAlbum »INNI« (aufgenommen im Alexandra Palace in London) auch einen 75-minütigen Film produzierten. Schwarzweiß, Gegenlicht, Schatten, Schleier. Das Ergebnis gibt ihnen recht. Zwar wirkt die visuelle Inszenierung mächtig pathetisch – was aber würde besser passen zu einem Konzert der Isländer? Live erlebt man sie dabei neben den leisen Passagen überraschend krachig – manche kurzzeitig aufgeschüttete wall of sound würde hier sogar Mogwai Konkurrenz machen. Weihnachts’n‘Fan-Gadget, das sich tatsächlich mal lohnt. Helmar Becker

Spank Rock »Everything Is Boring And Everyone Is A Fucking Liar« Boys Noize / Word And Sound

Rap / Zombie-Booty / Miami Vice »Every day I wake up it feels like my fucking birthday.« Könnte so toll sein, oder? Die Art und Weise, wie Naeem Juwan es auf »Everything Is Boring And Everyone Is A Fucking Liar« Borgia_Anzeige_Intro_210x138+3 11.10.11 16:08 Seite 1

mantraartig skandiert, klingt aber eher nach Hölle, Hölle, Hölle. Wie der Titel schon sagt: Spank Rock rechnen ab, die Produktion körpereigener Euphorie-Botenstoffe wurde zuletzt offenbar dermaßen überbeansprucht, dass nicht mal mehr der Teufel ihre Seelen haben möchte. Nächste Ausfahrt: das Monumental-Comedown. Und das äußert sich hier in einem therapeutischen Rundumschlag von atemberaubender Vielseitigkeit. Die virilen Booty Beats ihrer vier Jahre zurückliegenden Liebeserklärung an Miami Bass und 2 Live Crew, »Bangers & Cash«, pumpen zwar immer noch massiv, nur sind sie jetzt halt untot. Boys Noize, unser Mann fürs Derbe, hat sie gnadenlos massakriert und die Überreste mit digitalem Gaffertape wieder zusammengeklebt. Auf diese Weise erbarmungslos entstellt, verleihen die Beats dem Duo den nötigen technoiden Darkness-Glamour, ohne den aktuell offenbar gar nichts mehr geht. Bei Spank Rock geht ansonsten aber anscheinend alles: Punkrock, faule Zähne, TR-909, Can-Samples, David-Byrne-Mimikris, psychotische Falsetts à la Prince – du nennst es, die machen es. Und zwar durchgängig antörnend und catchy. Das kann nur HipHop! Martin Riemann

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Summer Camp »Welcome To Condale« Moshi Moshi / Rough Trade

Romanze / 80er / Teenager Teenager zu sein, das bedeutet Pubertät, Pickel und Probleme. Das glitzernde Synthie-PopDebüt der Londoner Elizabeth Sankey und Jeremy Warmsley spielt dabei in der gnadenlosen wie romantischen Welt einer amerikanischen Kleinstadt, in der man auf typische Teenie-Storys stößt: 16-Jährige liebt Möchtegern-Rockstar, Bürgermeister hat Affäre mit gefallenem Starlet. Noch vor einem Jahr fragte man sich nach Veröffentlichung der »Young«EP, wer diese Band überhaupt sei. Keine Bilder, keine Interviews, bloß alte Polaroid-Fotos von fremden Personen auf MySpace. Jetzt darf jeder von ihrer Begeisterung für John-Hughes-Filme wissen und in ihre Gesichter sehen. Fröhlicher als Twin Sister und verspielter als Cults ziehen Summer Camp alle Register in Sachen Retromania und 80s-Forever. Musik als rezeptfreies Aufputschmittel. Lara Malm


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nie komplett ihren Nischenstatus verlassen konnten (anders als etwa die Yeah Yeah Yeahs oder The Gossip, die wiederum schwer von Sleater-Kinney beeinflusst sind), versuche ich es rasch: zugleich an Gruppen wie den ShangriLas und Slits geschult und ein bewusst unfetter, aber straighter Gegenentwurf zu Rock, bei dem die Gitarren entweder trockener und skelettöser oder aber sehr viel überkandidelter sind. Grundgefühl in Sound, Text und Haltung ist eine aufbegehrende Rast- und Atemlosigkeit, wichtiger als alles Beschreiben von Klangästhetik aber: Die Songs sind ganz enorm. Hits! Ich werde damit sicher nicht der Bedeutung der Künstlerinnen gerecht, nicht der (gender-)politischen Dimension ihres Schaffens und nicht ihrer langen Geschichte, die zu dieser herrlichen Platte geführt hat, aber man muss vielleicht auch gar nicht immer das ganze Riesenprisma des Gesamtkontexts mitdenken. Am besten ist Musik eventuell dann, wenn sie ohne einen Kontext, ohne jegliches Vorwissen funktioniert und dennoch alles klarstellt, einfach, weil sie so dermaßen gut ist. Und so ist es, zackbumm. Björn Sonnenberg

Electro / Rap / Pop Für die drei Wahl-Berliner mit ostdeutschem Hintergrund muss man einfach mal deutlich werden: Mit »Kunstwerk«, ihrem Album nach dem kleinen Hype um ihren Szene-Hit »8000 Mark« von vor paar Jahren, mit »Kunstwerk« ist ihnen vielleicht die Audiolith-Platte des Jahres gelungen. Und das nicht, weil die anderen es versemmelt hätten oder weil die neue Egotronic erst im nächsten Monat zu hören sein wird. Nein, Supershirt haben einen äußerst pointierten Stil gefunden, den hedonistisch besoffenen und politisch motivierten Electro-Approach ihres Labels zu einer neuen Meisterschaft zu führen. Die Musik liefert eine stets tanzbare Kulisse, der Gesang indes variiert ständig und umfasst eine ziemliche Bandbreite zwischen Sprechgesang und Indie-TrällerPop-Songs (im Refrain von »Bretter« meint man, Virginia Jetzt! seien als fröhliche Zombies wiedergekehrt). Durch diese Abwesenheit von Berührungsangst wirkt alles zugänglich, verspielt und klatscht einem so die teilweise auch Less Apocalypse / Rough Trade / VÖ 04.11. ätzenden Botschaften vom Leben auf Kunst Electro / Indie / Wave und Hartz4 nicht so freudlos um die Ohren. Ans Ziel zu kommen – das Das hier ist: Frittenbude auf Ecstasy; so könnist letztlich keine Frage der ten Mediengruppe Telekommander bestenfalls Geschwindigkeit. Haben klingen, wenn sie die Fähigkeit besäßen, über sich auch die Jungs von Wilhelm Tell Me gedacht sich selbst zu lachen. und ihre Demos fürs DeLinus Volkmann büt ansatzweise bis komplett über den Haufen geworfen. Die meisten der elf Songs auf »Excuse My French« sind so erst im vergangenen halben Jahr entstanden. Wichita / Pias / Rough Trade Ganz weg vom Pop-Hymnen-Rausch der VorSlits / Hits / Power jahressingle »Oh My God« bewegen sie sich Mit vielen Dingen auf trotzdem nicht. »Excuse My French« funkelt der Welt, zu denen man tanzflurtauglich, brilliert mit vielen Synthies, starke Gefühle hat, ist es lässigen Drums sowie Gitarre und Bass, die so, dass man alles, was zu das elektronische Treiben souverän zusamsagen ist, in einem Satz menhalten. Songs wie »Favourite Sound« oder unterbekäme – oder aber »So Into You« sind dabei noch sehr nahe am einen ganzen Abend lang einstigen Pop-Wave-Gewitter. »Trouble« und darüber referieren könnte. »Mal eben kurz be- vor allem das hypnotisch erschöpfte »Eve« als schreiben«, was man hasst oder liebt, ist eine Höhepunkt zeigen aber eine Band, die auch hohe Kunstform, die sehr viel mit der Reduktion abseits des »1-2-3-4-Spotlight!« funktioniert. Es auf das Wesentliche zu tun hat. Der eine kurze gibt auch ruhige Ecken, die dich hochpushen. Satz, den ich zu Wild Flag sagen würde: Das Wilhelm Tell Me laden zur Besichtigung ein. Album ist großartig, und jeder Haushalt sollte Verena Reygers zwei davon besitzen. Oder in der langen Abend-Version: Die Band besteht unter anderem aus Carrie Brownstein und Janet Weiss von Sleater-Kinney und Mary Timony von Helium. Wenn man diese Bands kennt, hat man bereits eine recht gute Vorstellung davon, wie Wild Flag klingen. Falls nicht, was nicht unwahrscheinlich ist, da die beiden seit fünf bzw. 14 Jahren aufgelöst sind und leider

Wilhelm Tell Me »Excuse My French«

Wild Flag »Wild Flag«

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MORGEN

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Chokebore »Falls Best« Comeback-EP der tief stehenden HawaiiPunks. Klingt klobiger als früher – Drama und Noise kommen aber im neuen Gewand gut durch.

Baby Lou »Fresh Water In A Dirty Glass« So frisch kann man 2011 noch Musik mit Gitarren machen. Ein schön gesägtes Brett, in dem man sowohl Get Up Kids, Helloween, Early Man als auch Duran Duran finden kann. Ein Duo (!) aus Hamburg und dem Saarland (!!) mit Schleife drum. Bevis Frond »The Leaving of London« Einst verwob die Band um Nick Saloman 70er-Psychedelic-Rock und 90er-Gitarren. Jetzt veröffentlicht der fast 60-Jährige nach sieben Jahren Stille wiedermal ein Album. Zeitloser Vintage-Indie aus dem Schlafzimmerstudio. Dinosaur Jr. in Batikhemden.

Rob Crow »He Thinks He’s People« Der übertrieben bärtige Teil von Pinback solo. Die Lage auf der Guide-Map seiner circa 15 Bandprojekte zwischen Indie-Rock, Metal und Avant ist hier eine Pop-Lichtung irgendwo in der Mitte. Schön, aber ausnahmsweise nicht überragend.

Diverse »Tucson Songs« Wer von uns ist nicht mit dem Herzen in Tucson, Süd-Arizona? Ach, niemand? Die Compilation zur Stadt mit unter anderem Giant Sand, Golden Boots und Calexico erreicht einen trotzdem. Zart umarmt, leise mitgepfiffen. Dreamers Of The Ghetto »Enemy / Lover« Durchgeknallter Dream-Pop, der seinen Spleen sehr deutlich im Wappen führt. Zwischen Jean Michel Jarre, M83 und Don Johnson. Was für NerdSpinner und solche, die es werden wollen.

Diverse »King Size Dub« Ungerecht: Dubstep ist der Hype der letzEffi »Astronaut« Kruder Songschreiber ten Monate, der Mutaus Graz. Pupsi-Kinterstil Dub dagegen der-Ska mit Indie und fristet weiter ein Nischendasein. Herz. Vielseitig, beSchade eigentlich, wie die Geburtstagscompilation zum 30. des scheuert und extrem freundlich. Galionslabels On-U Sound zeigt. Muss man mögen.

RADICAL FACE

WE WERE PROMISED JETPACKS LIVE 2012

24.01.12 München 26.01.12 Dresden 27.01.12 Frankfurt

28.01.12 Münster 29.01.12 Rostock 31.01.12 Bremen

LIVE 2012

03.02.12 04.02.12 05.02.12 07.02.12

Hamburg Berlin Köln München

Aktuelles Album "The Family Tree: The Roots"

Nirvana »Nevermind – 20th Anniversary De Luxe« »Hilfe, Kurt! Sie wollen mit unserer Leidenschaft nur Geld machen – alles als Doppelalbum kanonisieren und in der Verwertungskette auspressen bis zum letzten ProberaumPups. Ach so, deshalb hast du dich schon vor Jahrzehnten umgebracht? Na, dann nix für ungut!« Lana Del Rey »Video Games / Blue Jeans« Der neue BubblegumHype aus New York ist eine zierliche junge Frau mit Blumen im Haar und aufgespritzten Lippen. Kein Gedanke an ein Emanzipations-Role-Model, aber guter Sound und Hitpotenzial. Das reicht? Für die Charts und den Moment vollkommen!

JAMES VINCENT McMORROW LIVE 2011

31.10.11 21.11.11 22.11.11 24.11.11 26.11.11

Köln Hamburg Berlin Frankfurt München

Aktuelles Album “Early In The Morning”

RETRO STEFSON

BALTHAZAR LIVE 2011

LIVE 2011

07.11.11 08.11.11 09.11.11 10.11.11 11.11.11

09.11.11 Hamburg 10.11.11 Münster 11.11.11 Frankfurt 12.11.11 Stuttgart 13.11.11 Köln 03.12.11 Berlin

München Köln Wiesbaden Berlin Hamburg

Aktuelles Album "Kimbabwe" (Vertigo Berlin / Universal Music)

CARPARK NORTH ”LOST” LIVE 2011

Aktuelles Album ”In The Pitch Of Stomch” (Fat Cat Records)

Aktuelles Album “Applause” (PIAS)

TINA DICO

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Auf Tournee im Oktober 2012 Alle Tourdaten unter www.assconcerts.com Neues Album August 2012 (Finest Gramophone / Indigo)

Aktuelles Album „Lost“ (Sony)

12.11.11 13.11.11 14.11.11 24.11.11

Flensburg Bochum Hamburg Tübingen

www.assconcerts.com


MORGEN

Emma Heartbeat »That Will Do You Good« Verschmitzter und hochengagierter Electro-Punk mit einer weiblichen Stimme, die keinen Kontrapunkt durch Schönklang setzt, sondern alles amtlich sturmreif rappt. Positiv gemeint. Lady Sovereign meets Audiolith. Cass McCombs »Humor Risk« McCombs ist einer der besten Oldschool-Songwriter dieser Tage und mit enormem Output versehen. Diesmal elegant entspannter California-Pop. Owen »Ghost Town« Neue Preziose aus dem Chicagoer Joan-Of-Arc-Stall der Gebrüder Kinsella. Songwriting is just an eleven letter word.

Neon Indian »Era Extraña« Neon Indian haben auf ihrem zweiten Album ein wenig den Trip aus ihren Songs genommen, nicht aber den Hall. Gelungener Weg für Chillwave hin zu Pop. Peggy Sue »Acrobats« Scout Niblett und PJ Harvey sind hörbar Helden der Londoner. John Parish hat diesen fragilen Folk produziert. Pusha T ft. Tyler The Creator »Trouble On My Mind« Der Rapper, der zuerst Erfolg hatte, zieht andere aus seiner Posse hoch. Darauf fallen wir nicht rein, Tyler. Auf das Stück dieser Maxi allerdings schon. Relaxt, classic, staubtrockene Beats und große Hook. Gekauft!

Horace Pinker »Local State Inertia« Arizona-Punk mit Emo-Einschlag. Legendär und abgehalftert, aber irgendwie immer noch beschissen liebenswert. NoFX für Melancholiker. Real Estate »Days« Wundervoll zwischen Folk, Psych-Pop, etwas Deerhunter-Wave und sonnigen Melodien. Mehr Harmonie als dieses New-Jersey-Trio verbreitet dieses Jahr wohl niemand mehr. Samiyam »Sam Baker’s Album« Der zerbrochene HipHop des Labels Brainfeeder ist das Ding der Stunde. FlyingLotus-Kumpel Samiyam füttert den Hype mit einer knarzenden Instrumentalplatte ohne Hast und mit einem Händchen für die Schattenaspekte guter Grooves.

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The Search »For Connection Contact And Community« Düsterer Pop, der manchmal die elegisch lässige Größe vom 90er-Morrissey zu erreichen vermag – oder auch mal Roxy Music aufpoppen lässt. Schlichtweg brillant. Mirel Wagner »Mirel Wagner« Herzzerreißend schönes Debüt aus Finnland beziehungsweise Äthiopien. Das hat Kraft, Stil und Leichtigkeit. PostFolk mit Blues-Feeling. Sonic Youth sind bereits Fans von ihr. Zu Recht. EDM »Night People« Sexy erdig, wie die verknappten Ex-Early-Day-Miners Kreaturen der Nacht besingen. Etwas schattiger als Low und nach alter Indie-Rock-Art.


»Andreas Dresens bisher bester Film« DIE WELT

»Eine emotionale Wucht, wie man sie lange nicht im Kino erlebt hat« SPIEGEL ONLINE

»Mit großer Sensibilität und Aufrichtigkeit« FRANKFURTER RUNDSCHAU

»So faszinierend, dass man jedem nur wünschen kann, diesen Film zu riskieren« ABENDZEITUNG MÜNCHEN

MILAN PESCHEL

STEFFI KÜHNERT

RUNTER Abwärts »Europa Safe« Wenn sich Frank Z. gegen die Beliebigkeit von Facebook-Kommunikation erhebt, tut er das mit scheinbar ätzender Ironie. Bei genauerem Hinsehen ist es aber nur konservatives Querulantentum. Zwischen Punk und Stammtisch-Meinungen ist der Grat so schmal.

Performance »The Living« »Die Außenseiter von Performance aus Manchester stehen für intelligente, düstere und fröhliche Hymnen.« Aussageabsicht des Infos: Für jeden was dabei. Und zwar verkleisterter Pop, der so sehr geliebt werden will, dass man ihn nur hassen kann.

Hubert Kah »Curated By Blank & Jones« Tausendmal durchgekaute, immer wieder neu zusammengesetzte Pop-Hits und Ausschuss. Das 20-jährige AbiTreffen naht. Lächerlich, peinlich. (Aber irgendwie auch catchy. Das muss bloß unter uns bleiben!)

Lou Reed & Metallica »Lulu« Wie aufregend klingt denn diese Kombination? Die Antwort liegt auf der Hand: Verdammt sehr! Bis zu dem Moment, wenn man sie wirklich hört. Zu dem Wedekind-Theaterstück »Lulu« vertonen Metallica Lou-Reed-Stücke, er singt. Ergebnis: Neue Musik für WochenendHardrocker. Viele werden es kaufen, die meisten davon werden es nicht mehr als einmal hören. Anstrengend- statt aufregender ArtMetal.

Mariachi El Bronx »Mariachi El Bronx II« Aus der L.A.-Punkband The Bronx wurde eine Mariachi-Kapelle. Gut für einen Gag, aber wirklich noch eine zweite Platte? Beware! Me First And The Gimme Gimmes »Sing In Japanese« Also, wenn ich bei Musik nicht lachen will, höre ich gleich J.B.O. oder Knorkator. Kann Fat Mike (NoFX) endlich diese Punk-Comedy-Truppe (hier auf Japanisch) vergraben?

REGIE:

ANDREAS DRESEN www.Halt-auf-freier-Strecke.de

AB 17. NOVEMBER IM KINO

sen worden, dass wir jetzt diesen shaggy African-Whitey-Kram hören müssen.

Tom Morello: The Nightwatchman »World Wide Rebel Songs« Mit Rage Against The Machine hat er die Neunziger und den Sound der Generation Attac definiert. Jetzt ist er der Hausmeister einer Revolution, die nie kam – und moralisiert zu Songwriter-Country. Nurses »Dracula« Quäkiger WeltmusikIndie, der alles hat, was seit zwei Jahren hip ist. Dennoch: Dafür sind Sting und Peter Gabriel nicht von einem Nilpferd gefres-

Roots Manuva »4everevolution« So sonnig und clean hat Roots noch nie geklungen. Viertel vor (De La) Soul und egalen positiven Vibes. Ziemlich langweilig. Schlammpeitziger »Vorausschauende Bebauung« Früher klangen Schlammpeitzigers experimentelle Soundungetüme schnuffeliger. Heute konzentriert er sich auf Synthies und seine Vorstellung von Disco. Klingt nach Can in ungemütlich. Someday Jacob »Morning Comes« Fury In The Slaughterhouse, ihr habt die nachwachsende Indie-Generation zerstört. Oder soll das hier wirklich so harmlos und proto-muckermäßig klingen?



Ein Filmvon„Moon“-RegisseurDuncan Jones

JAKE

GYLLENHAAL MICHELLE

MONAGHAN VERA

FARMIGA

Ten Second Epic »Better Off« Scooby-Doobie-DooPunk meets Emo aus Alberta. Dagegen sind Bon Jovi und der Bruder von Miley Cyrus echt krass. Yann Tiersen »Skyline« Das Cover erinnert an die schlechteren von Pink Floyd, die Musik mitunter an die unsäglichen Stiltskin – fängt sich dann mühsam wieder und siecht exaltiert auf der eklektischen Mülldeponie dahin. Totaler Quark auf hohem Niveau. Torch »Blauer Samt« Als er auf dem Reunion-Album Anfang letzten Jahrzehnts textete: »Wir waren mal Stars«, war das noch verdammt smart. Zu seinem 40. Geburtstag nun völlig unironisches Selbstaufkochen. Eher unnötig.

ÄNDERE DIE VERGANGENHEIT. RETTE DIE ZUKUNFT. „Atemberaubend und intelligent. Ein Actionthriller mit Niveau.“ TV DIREKT „Raffinierter und rasanter Wettlauf gegen die Zeit.“ TV MOVIE

HÖR-­ buch Max Goldt »Gattin aus Holzabfällen« Hörbuch Hamburg (Doppel-DVD)

Ab 3. November

auf DVD, Blu-Ray und zusammen mit „Moon“ in der limitierten „Duncan Jones Edition“ im 2er-Blu-ray SteelBook™!

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Die Hörversion seines gleichnamigen Bilderbuchs ist streng genommen kein Hörbuch, sondern ein Diavortrag. 144 sehr spezielle Fotografien aus Goldts sehr speziellem Fotoarchiv (vergleiche die Bebilderungen seiner Titanic-Kolumnen in den letzten 20 Jahren) zeigen die beiden DVDs auf TV oder Computer. Zu den bizarren Motiven liest Goldt aus dem Tonspur-Off dann längere Bildunterschriften vor. Brillante Unterhaltung für den müden Wutbürger. Aufgrund der latenten Monotonie und Getragenheit aber als Berghain-Kick-off-Event eher nicht zu empfehlen.

Franz Kafka »Der Verschollene« Der Hörverlag

SWR-Hörspielumsetzung des 1927 posthum erschienenen Romanfragments, das im Original »Amerika« hieß. Eine hochwertige, mit ständigen Dopplungseffekten aber auch etwas angestrengt mehrbödige Inszenierung, die bei aller Leistung des Sprecherensembles nicht verbergen kann, dass der Autor den Roman willentlich nie zu Ende gebracht hat. Schlicht, weil er nicht mehr weiterwusste: »Mein Roman! Ich erklärte mich vorgestern Abend vollständig von ihm besiegt. Er läuft mir auseinander, ich kann ihn nicht mehr umfassen« (Kafka, 1913). Gaby Köster »Ein Schnupfen hätte auch gereicht« R andom House

Die Lebensgeschichte der vielfachen Gewinnerin des deutschen Comedypreises hätte man sich sicher nie angehört. Der Schlaganfall sowie der mühsame Weg zurück in den (neuen) Alltag richteten nun viele Augen zwischen Schaulust und Betroffenheit auf sie. Das gefühlt eingeschriene Hörbuch baut um die gesundheitliche Brisanz herum Kalauer auf Fips-Asmussen-Level (»brauchte Erholung wie ein Huhn einen Doppelkorn«). Vollständig unerträglich. Charlotte Roche »SchoSSgebete« Osterwoldaudio

Na, hier musste es ja bestsellermäßig ganz schön schnell gehen: Auf CD fünf (von acht) sind an zwei Stellen Verleser drin geblieben, bei denen der Satz ganz neu angesetzt wird. Dafür ist Charlotte der ausgestellten Intimität ihres Buchs mit ihrer Leseleistung sehr zu Diensten. Man hört ihr gern zu, ist beeindruckt von der Offenheit an diversen Stellen, empört über Aussagen an anderen. Ein Bestseller, der Fragen aufwirft – das ist doch auch was wert. Texte: Linus Volkmann und Felix Scharlau


HAPPINESS DeLUXe

28 OctOber 2011

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moRGEN

Neu IM KINo Mehr Filme und Trailer auf www.intro.de: meek’S cutoff Kelly Reichardt inszenierte mit »old Joy« und »Wendy And Lucy« bereits zwei Roadmovies. Während im ersten zwei alte Kumpels (einer gespielt von Will oldham) auf einem Selbstfindungstrip durch die Berge streifen, es sie also aus der zivilisation in die Natur treibt, bleibt die Heldin des zweiten mitten im modernen Leben stecken: Ihr Wagen macht auf dem Weg zur Arbeit in den Fischfabriken von Alaska schlapp, sie kommt nicht mehr vom Fleck. Die Regisseurin schon, bleibt sich aber treu: Wie in »Wendy And Lucy« übernimmt auch in »Meek’s Cutoff« Michelle Williams die Hauptrolle, zum dritten Mal ist oregon Schauplatz des Geschehens. Reichardt widmet sich dem Urmythos aller amerikanischen Roadmovies, den Siedlern im 19. Jahrhundert. Deren beschwerlicher Reise – durch die Wildnis hin zu einer von Gott gewollten zivilisation – braucht keine großen Worte. Eine der besten USFilmemacherinnen zurzeit. Kinostart: 10.11. BraSch »Das Wünschen und das Fürchten« lautet der Untertitel von Christoph Rüters Doku über eine spannende Figur der jüngeren deutschen Literatur. Thomas Brasch, der 1945 geboren wurde und vor zehn Jahren verstarb, musste ab 1976 in der BRD leben und arbeiten, weil die DDR ihn nicht aushielt. Eine Existenz als zerreißprobe, auch zwischen Stift, Papier und Wirklichkeit. Kinostart: 03.11. Texte: Paula Fuchs

SuBMARINe Die Anti-Helden im Kinodebüt des Videoclip-Regisseurs Richard Ayoade brennen vor Leidenschaft: oliver und Jordana sind das liebenswerteste Freakpärchen seit Harold und Maude. Illu: Hassan Haider.

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liver Tate (Craig Roberts) ist ein unauffälliger Teenager. Garantiert nicht der coolste Typ der Klasse. Der 15-Jährige ist eher unscheinbar, liest gerne im Wörterbuch und gibt sich pubertären Tagträumen hin – zum Beispiel, dass er stirbt und die halbe Nation um ihn trauert. Unmöglich, bei »Submarine« nicht an »Harold & Maude« zu denken. Abgesehen davon, dass olivers Style sehr von den 1960ern geprägt ist, erinnert auch sein kreativer Umgang mit der Wirklichkeit an den Protagonisten aus Hal Ashbys Hit von 1971. olivers off-Kommentar steht dementsprechend häufig im Kontrast zu den Bildern. Er malt sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Mitunter gibt sich Regisseur Richard Ayoade auch visuell olivers Perspektive hin und filmt seine romantischen bis narzisstischen Träumereien in Super-8-Ästhetik und Wackelkamera. Diese stilistische Vielfalt weist auf Ayoades Vergangenheit als Videoclip-Regisseur hin, die Kooperationen mit Arctic Monkeys, Yeah Yeah Yeahs, Super Furry Animals und Vampire Weekend umfasst. »Submarine« ist von einer zitierfreude geprägt, wie man sie aus der Clipkultur kennt. Auch Ayoades Erfahrungen als Comedian scheinen in »Submarine« durch. Als Darsteller des Com-

puternerds Moss in der Sitcom »The IT-Crowd« hat er auf diesem Feld bereits einige Meriten gesammelt. Trockener Humor bestimmt Ayoades Kinofilm-Debüt selbst in den tragischeren Momenten: olivers Versuch, bei der toughen Jordana (Yasmin Paige) zu landen, gestaltet sich schwierig. Ein Spiel mit dem Feuer. Und als er den Hintergrund für ihre verschlossene Art erfährt – ihre Mutter leidet an Krebs –, macht das die Sache auch nicht unbedingt leichter. Vor allem, weil oliver zugleich versucht, die Ehe seiner Eltern zu retten, und konsequent dazu neigt, fragwürdige Methoden zu wählen. Kein Wunder, leben ihm seine verklemmten Eltern (Noah Taylor und Sally Hawkins) in ihrer skurrilen kleinen Welt doch die Unfähigkeit zu ehrlichen Gefühlsäußerungen vor. Die Verfi lmung des gleichnamigen Romans von Joe Dunthorne wurde von Warp Films produziert. Der Soundtrack stammt von Alex Turner, dem Frontmann der Arctic Monkeys. Letztendlich vielleicht sogar das unspannendste Detail dieses bei aller zitierlust überraschend sehenswerten Films mit liebenswerten Anti-Helden. Christian Meyer — »SUBMARINE« (GB 2010; R: RICHARD AYoADE; D: SALLY HAWKINS, CRAIG RoBERTS; KINoSTART: 17.10.)


moRGEN

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uNDeRWAteR Love – A PINK MuSIcAL Mythenproduktion und fabelhafte Vögelei auf Japanisch. Das Label Rapid Eye Movies wagt etwas Neues. Kameragott Christopher Doyle und die Berliner Underground-Veteranen Stereo Total sitzen mit im Boot.

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in flüchtiger Blick aufs Cover verrät schon den verwegenen Anspruch der ersten Eigenproduktion des Filmlabels Rapid Eye Movies: nicht nur ein Pinkfilm, also die spezifische japanische Variante erotischen Kinos, auch noch ein Musical, und zwar gefi lmt von Kameramann Christopher Doyle, dessen Kooperationen mit Wong Kar-Wai (»Chungking Express«) ihn berühmt gemacht haben. Schon damals soll er bei den Dreharbeiten kein Schmusekind gewesen sein. Ein Wagnis also, wie das ganze Label REM zum Gründungszeitpunkt wohl eines gewesen ist. Der oneliner zu »Underwater Love – A Pink Musical« lautet: Kurz vor der Heirat mit ihrem Chef trifft Fischfabrikarbeiterin Asuka auf Jugendliebe Aoki. Der erscheint ihr in Gestalt eines Kappa, eines in Japan erdachten frech-frivolen Fabelwesens. Der Soundtrack des Musicals ist eine J-Pop/Stereo-Total-Fusion. So, wie Françoise Cactus‘ Stimme unverwechselbar ist, so erkennt man in den wiederkehrenden Szenen am See die Handschrift von Christopher Doyle. Es wird tatsächlich gevögelt, aber ein richtiger Pinkfilm ist »Underwater Love« nicht. Christopher Doyle: »Es ist nicht der übliche ›oh yeah, baby! Fuck me, fuck me!‹-Scheiß.« Die Mythenproduktion dient einem anderen zweck. Wir erkennen den Kappa an seiner Wassermulde auf dem Kopf, an seinem schnabeligen Mund

und am kleinen Rückenpanzer, der dem einer Schildkröte ähnelt. Der Kappa lebt vorwiegend in Teichen und Flüssen. Er liebt es, den Menschen Streiche zu spielen. Der Kappa verkörpert sozusagen das Ultimo an otherness jenseits des Menschen. Aber er liebt einen Menschen so sehr, dass er dem Todesgott sein Leben im Tausch gegen das Leben seiner Liebsten anbietet. Schafft es Aoki, den Todesgott zu überlisten, und lässt Asuka ihren doofen Fischfabrikchef sitzen? Unter der Regie von Shinji Imaoka ist ein Pinkfilm für Ladys entstanden – und dem Label mal wieder der Sprung ins kalte Wasser gelungen. Biru Binder

www.fastforward-magazine.de

jmc magazin

— »UNDERWATER LoVE – A PINK MUSICAL« (J/D 2011; R: SHINJI IMAoKA; D: SAWA MASAKI, YoSHIRo UMEzAWA, AI NARITA; KINoSTART: 27.10.) www.fastforward-magazine.de

»In ›The future‹ spielt die Zukunft die rolle des filmschurken. Sie ist unser feind. Die einzige Möglichkeit, sie zu überwinden: voll und ganz in der gegenwart zu leben und uns unserer existenz bewusst zu sein.« Multitalent miranda July während der Berlinale über ihre zweite abendfüllende Regiearbeit nach »Ich und du und alle die wir kennen«. Ein Sci-Fi-Film ist »the future« nicht geworden, eher Gegenwartskino der sensiblen Art – wie sich eine in L. A. lebende Performerin/Autorin/ Filmemacherin das Leben so vorstellt ... — »THE FUTURE« (USA 2011; R: MIRANDA JULY; D: HAMISH LINKLATER, DAVID WARSHoFSKY; KINoSTART: 27.10.)


098

Morgen

This Must Be The Place D

Sean Penn als abgetakelter Rockstar, der den Mann im Kind entdeckt. Eine merkwürdige Verwandlung. er Titel des Roadmovies um einen von Sean Penn – mit Haut und Haar! – verkörperten Ex-Rockstar namens Cheyenne ist schon Zitatpop. Die älteren Zuschauer werden sich erinnern. Und so, wie der Soundtrack mehrere Versionen des gleichnamigen Stücks der Talking Heads aufbietet (unter anderem haben Arcade Fire es gecovert), geht es in Paolo Sorrentinos Film um diverse Interpretationen dessen, was man gemeinhin Leben nennt. So einfach hätte es sein können und nimmt doch bizarre Züge an. Sorrentino gelingt eine Groteske, die Wim Wenders nicht mehr drehen muss. Vielsagende Blicke, leere Dialoge, architektonische Impressionen für Autisten: Das erinnert an »True Stories« von Talking-Heads-Boss und Wenders-Fan David Byrne, der sich hier auch in einer kurzen Szene selber spielen darf. Der deutsche Verleih scheint der gut gemeinten, aber doch etwas

laschen Angelegenheit mit dem Titelzusatz »Cheyenne ...« im Nachhinein etwas Pfeffer hinzufügen zu wollen. So, wie man als Zuschauer versucht ist, dem Regisseur die Konzentration auf

einige Leitmotive nahezulegen, die immer mal wieder aufblitzen. Mit der irgendwie bedauernswerten Hauptfigur muss man aber dazu sagen: »Late is late.« Wolfgang Frömberg

N Bekenntnisse eines Öko-Terroristen Captain Paul Watson, Mitbegründer von Greenpeace und radikaler Streiter für den Schutz der Meere, wird ein filmisches Denkmal gesetzt.

anu? Ein schrottiges Schiffchen fährt auf ein viel größeres zu – und rammt es. Die Besatzung des kleineren Kahns jubelt, die des dicken Pottes ist verwundert, getroffen und dreht ab. Nur einer der aufregenden Momente in der Doku des amerikanischen Filmemachers und Umweltschützers Peter Jay Brown, der die Zuschauer in die Welt der Sea Shepherd Conservation Society entführt, die sich mit Haut und Haar dem Schutz der Meeresbewohner verschrieben hat. Ihr Anführer ist der 60-jährige Kanadier Captain Paul Watson, der einst Greenpeace mitgegründet hat. Zusammen mit einer wechselnden internationalen Crew, die ihr Leben für die Rettung von Walen und See-

— »Cheyenne – This Must Be The Place« (I/F/IRL 2011; R: Paolo Sorrentino; D: Sean Penn, Frances McDormand; Kinostart: 10.11.)

hundbabys riskiert, legt er sich ganz bewusst mit Unternehmen und Wilderern an, die das Meer und seine Bewohner ausbeuten und töten wollen. Gleichzeitig veranstaltet der charismatische Kommunikationswissenschaftler Watson jedes Mal so großes Medien-Tamtam, dass er und seine Leute meist mit einem blauen Auge davonkommen. Brown, der die Shepherds seit 28 Jahren filmt und an Deck unterstützt, hat keine Angst vor Sarkasmus, was noch den schlimmsten Kampfund Schlachtszenen ein dringend benötigtes Korn Humor verleiht, genau wie auch die betont fröhliche Musik. Barbara Schulz — »Bekenntnisse eines Öko-Terroristen« (USA 2010; R: Peter Brown; D: Paul Watson, Peter Brown, Bob Hunter; Kinostart: 10.11.)


MARTIN COMPSTON

NICHOLA BURLEY

FELICITY JONES

Halt auf freier Strecke Ein Gehirntumor ist Privatsache, der Tod auch. Andreas Dresens bewegender Film zeigt, wie man langsames Sterben für ein großes Publikum inszeniert und zugleich respektvoll damit umgeht.

A

m Ende, das scheint Andreas Dresens »Halt auf freier Strecke« zu sagen, kann einen nichts mehr schocken. Der Tod, zuverlässiger Quell von allerhand Ängsten und Weltreligionen, ist auch nur eine biologische Funktion. Für Filmemacher ist traditionell die metaphysische Komponente des Ablebens interessant, für Action-Regisseure und Kandidaten aus dem Horrorfach womöglich noch die Ästhetik. Nicht hier. »Halt auf freier Strecke« fühlt sich an wie eine Gebrauchsanleitung: »Wenn sie die Fragen stellen, können sie auch die Antworten verkraften«, sagt der Onkologe kurz nach der Diagnose und meint damit die Kinder des Patienten. Als Zuschauer ist man sich nicht so sicher, was diese Antworten angeht. Kommt Verkraften vor oder nach dem Lieber-nicht-wissenWollen? Der Tod ist ein Tabu, und gleich ein ganzes Bündel unangenehmer Emotionen verhindert, dass man sich im Alltag damit beschäftigt. Frank Lange (Milan Peschel), der Mann mit dem Tumor, ist ein unauffälliger Mittvierziger, bis ihm mitgeteilt wird, dass

er nur noch wenige Monate zu leben hat. Ein Job bei der Post, ein Neubau am Stadtrand, eine nette Frau, zwei nette Kinder. Hört gerne Neil Young, hat’s nicht so mit Religion, feiert aber Weihnachten. Dresens Spielfilm begleitet den Mann vom Befund bis ans Sterbebett durch jede Episode und jede Stimmung. Eine seltsame Art der Dokumentation. Früher nannte man es Sozialen Realismus, wenn man solche filmischen Mittel wählte, und am Ende konnte man meistens eine Botschaft erwarten. Doch bei aller Intensität beansprucht »Halt auf freier Strecke« sein Thema ohne Ideologie und künstliches Drama. Weder möchte der Regisseur profunde Einsichten provozieren noch romantische Ideen triggern. Es geht um ein Eingeständnis der eigenen Menschlichkeit jenseits offizieller Versionen. In der man nie etwas muss, in der man immer etwas verbergen kann. »Halt auf freier Strecke« stellt die Frage, wie Würde aussieht und was sie ausmacht. Alexander Dahas

„WIRD FÜR DIE SOUL-SZENE ZU DEM KULT WERDEN, DER QUADROPHENIA FÜR DIE MODS WAR“ ACID JAZZ RECORDS „JETZT SCHON EIN KLASSIKER. MIT STIL, CHARME & NORTHERN SOUL …“ INTRO

AB SOFORT AUF DVD UND BLU-RAY ERHÄLTLICH

— »Halt auf freier Strecke« (D 2011; R: Andreas Dresen; D: Milan Peschel, Steffi Kühnert; start: 17.11.)

Trailer und mehr

AscotEliteHomeEntertainment

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Morgen

NEU AUF BLU-RAY &

DVD Metropolis Fritz Langs legendäres Ding auf allen Formaten. Als tolle Special Edition und ganz besonders neu in HD. Haie der GroSSstadt / Blue Velvet / Arizona Junior Die modernen Klassiker von Rossen, Lynch und den Coens als Blu-rayonly-Releases.

SoulBoy

Intro empfiehlt: The Walking Dead Die Comic-Adaption von AMC ist ein HorrorMeisterwerk. Nie waren die Südstaaten schwüler und unheimlicher als hier.

Eine der ungewöhnlichsten Jugendbewegungen der Welt bekommt eine Hommage. Northern Soul war in den Siebzigern nicht nur Spaß und Musik – sondern auch Klassenkampf.

Winter‘s Bone White-Trash, Sinnsuche, moralischer Verfall. Gewann 2010 den großen Preis der Jury beim Sundance Festival.

J

Transformers 3 Verwandeln sich wie gehabt in feinstes Home Entertainment. DVD und BD gibt‘s je 2x zu gewinnen.

ugendliche wechseln ständig zwischen dem Bedürfnis, sich abzugrenzen, und dem, dazuzugehören. Da ist sich die Soziologie sicher. Im schlimmsten Fall wachsen so rechthaberische kleine Scheißer mit Autoritätsproblemen heran, im besten Fall lässige Subkulturen mit eigenen Codes und super Soundtrack. Ein solcher Fall war die unwahrscheinliche Northern-Soul-Bewegung, die in den Siebzigerjahren ausgerechnet dem unwirtlichen Norden Englands die arg benötigte Coolness-Infusion legte. »SoulBoy« versteht sich vor diesem Hintergrund als Coming-of-age-Story, die anhand eines typischen Erweckungserlebnisses Novizen durch die Szene rund um das berühmte Wigan Casino führt. Die Geschichte dreht sich um den halbwüchsigen Lastwagenfahrer Joe, der bis auf seine Vokuhila-Frisur und die Polyesterhosen durchaus auch im tristen Nachkriegsengland gestrandet sein könnte. Es ist eine Friseurin mit Connections zur bunten Welt der »Allnighter«, die ihn vor dem Langeweiletod in der Provinz rettet und die Vermutung wachküsst, dass auch weiße Loser tanzen können wie Gott. Dazu muss vor allem die Musik stimmen: Man nehme obskure Soul-Singles von amerikanischen

Kleinstlabels aus einer Zeit, in der Motown noch klarging, und lässt die schnellsten Stücke davon auf die englische Arbeiterklasse los. Das Ergebnis sind merkwürdig gestylte DancefloorRowdys mit der Konsistenz von Nashörnern und einem breiten Grinsen im Gesicht. Muss man womöglich mögen. Regisseur Shimmy Marcus (wenn das mal kein passender Name ist!) kann gar nicht anders, als die Begeisterung für sein Sujet zur Schau zu stellen. Und die überträgt sich problemlos auf den Zuschauer. Sein Film ist allerdings nur zur Hälfte sonnige Siebziger-Reminiszenz und Flokati-Schwelgerei. Die andere Seite geht wenig nostalgisch auf die stets unterschwellige Gewalt und die eher bedrückenden Realitäten in Nordengland ein, die sich eben nicht einfach mit einem schmissigen Soundtrack wegtanzen lassen – erst recht nicht, wenn so viel Speed im Spiel ist wie gegen Ende der Bewegung. Und das macht »SoulBoy« zum echten Erlebnis. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »SoulBoy« (GB 2010; R: Shimmy Marcus; D: Martin Compston, Felicity Jones; Ascot Elite) — Wir verlosen 3x den Originalsoundtrack auf www.intro.de/gewinne

Jurassic Park – Ultimate Trilogy Da wird den Besuchern aber mal wieder gehörig ihre Sehnsucht nach Naturalismus und Authentizität um die Ohren geschlagen. CineProject Die Reihe mit Schätzen des anspruchsvollen Hollywood wird auf DVD fortgesetzt, dazu gibt es Blu-ray-VÖs. Wir verlosen je ein Mal: »Road To Perdition«, »Fluchtpunkt Cedar Points« und »(500) Days Of Summer«. Texte: Paula Fuchs — Alle Verlosungen auf intro.de/ gewinne


Morgen

Borgia

OriGinal & OriGinal

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s gibt kaum noch Themen, von denen man denkt, dass sie nie in einer Fernsehserie auftauchen werden. Aber dass es im selben Jahr gleich zwei millionenschwere Produktionen über die Borgia, die berühmte Adelsfamilie mit zwei Päpsten im Stammbaum, geben wird – damit hätte man in einem Wettbüro ein paar Euro verdienen können. Oder Dollar. Denn das Duell wird zwischen Europa und Amerika ausgetragen, genauer: zwischen dem US-Pay-TV-Sender Showtime und dem ZDF. Sowohl die Amerikaner mit »Die Borgias. Sex. Macht. Mord. Amen.« als auch die Mainzelmännchen wollten sich nicht von ihren ambitionierten Plänen verabschieden, als sie jeweils von den Absichten des anderen Wind bekamen. Heute kann man ja, anders als damals, nix mehr geheim halten. In der europäischen Version führte Oliver Hirschbiegel Regie, der durch die Groteske »Der Untergang« immerhin ein erfahrener Recke im Genre des historischen Kostümfilms sein dürfte, während Die Borgias. Sex. Macht. Mord. Amen. Showtime mit Stars wie Jeremy Irons glänzt. Hierzulande ist letztere Variante noch nicht auf dem Markt, von »Borgia« aber kann man sich nun via DVD ein Bild machen. Und außerdem von Antonio Hernandez‘ Spielfilm »Die Borgias« aus dem Jahr 2006. Wir sind Papst! Oder: It‘s Renaissance, Baby! Paula Fuchs — »Borgia – Teil 1 & Teil 2« (D/F/I 2011; R: Oliver Hirschbiegel; D: John Doman; StudioCanal)

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Morgen

Forza Motorsport 4 Fast jeder große Publisher kämpft mit einem Rennspiel um Prestige und Käufer. Mit »Forza Motorsport 4« zeigt nun Microsoft, wie seine Neudefinition von Pixelautos aussieht. Gregor Wildermann besucht zwar erst kommenden Monat eine reale Fahrschule, fuhr zur Übung aber schon mal digitale Runden.

E

s ist leicht gesagt, dass selbst Gutes immer noch verbessert werden kann. Ginge es nach den Kritikern des 2009 erschienenen »Forza Motorsport 3«, hätte der Entwickler Turn10 in Seattle die Firma dichtmachen können: Besser könne ein Rennspiel eigentlich nicht sein. Warum also auf der gleichen Konsole, der Xbox 360, noch an einer Fortsetzung arbeiten? Knapp drei Jahre später erfährt man das dennoch entwickelte »Forza 4« nun wie einen Ausflug auf eine Schönheitsfarm. Die Sonnenund Lichteffekte wirken noch etwas beeindruckender, die Landschaften sehen noch realistischer aus, und selbst absolute Spieltechnik-Laien werden verstehen, dass eine Million Polygone einen digitalen Ferrari besser aussehen lassen als schlappe 400.000. Und dann wäre da noch das Erlebnisportal »Autovista« in Kombination mit dem Bewegungssensor Kinect, den der Entwickler gerne selbst als »showroom of the future« anpreist. Im Spiel taucht »Autovista« als eigener Menüpunkt auf und macht rund zwei Dutzend Karossen wie beim Besuch im Autohaus detailliert erlebbar. Kofferraumdeckel oder Flügeltüren bewegen sich nach Handgesten, und Jeremy Clarkson, Moderator der BBC-TwoAutosendung »Top Gear«, steuert zum Modus gesprochene Dossiers bei. Das virtuelle Autohaus ist nicht nur eine Wer-

bemaßnahme für die beteiligten Automarken. »Forza«-Produzent Dan Greenwalt hat vielmehr die Zielvorgabe seines Entwicklungsstudios Turn10 in einen Satz gegossen: »Wir wollen Autoliebhaber in Gamer und Gamer in Autoliebhaber verwandeln.« Das könnte »Forza 4« – vor allem, wenn es um die Auswahl an Autos geht (dieses Mal fallen besonders die amerikanischen Muscle-Cars auf) – gelingen. Trotzdem, die Sache hat einen Haken: Das Spiel hat an vielen Stellen vergessen, immer noch ein Spiel zu sein und sich vom Vorgänger abzusetzen. Die »World Tour« ist in der Präsentation erschreckend dröge, die Streckenauswahl scheint nahezu unverändert, und die Balance der einstellbaren Schwierigkeitsgrade wirkt schleierhaft. Auch schöne Ideen wie Auto-Hintergrundgeschichten während der Ladezeiten wurden ganz fallen gelassen. Oder was nutzen Multiclass-Wettbewerbe, bei denen eine andere Startergruppe auf der gleichen Rennstrecke für dichten Verkehr sorgen könnte, wenn ebendiese Autos nie wieder auftauchen? »Forza 4« ist schöner geworden, keine Frage. Wer das Vorgängerspiel nicht besitzt, sollte sich diese Fahrt nicht entgehen lassen. Ob aus gut wirklich besser geworden ist, muss jeder für sich selbst ausfahren. Gregor Wildermann — »Forza Motorsport 4« für Xbox 360 (Microsoft)

Tea Party Zombies Must Die! Die Parole ist eigentlich weder witzig noch originell, trotzdem gibt es zu ihr ein Spiel: Doom als Flash-Spielchen mit Protagonisten der umstrittenen US-amerikanischen Tea-PartyBewegung – als attackierende Zombies. Im unscharfen Texturmatsch lassen sich die Karikaturen von Sarah Palin, Glenn Beck und Kameraden allerdings leider kaum erkennen. Nach fünf Minuten herrscht im Spiel tödliche Langeweile. Ein politisches Spiel im dümmsten Sinne des Wortes. Aber immerhin hat Fox News sich drüber aufgeregt. Mission accomplished. — Spielbar unter: www.teapartyzombiesmustdie.com


Rock Of Ages

Sind Spiele Kunst? Wen kümmert‘s, wenn man in »Rock Of Ages« mit einer Steinkugel durch Renaissance- und RokokoLandschaften rollt, um anschließend die steinernen Weichteile des »David« von Michelangelo zu verwüsten. In einer ästhetisch schwer von Terry Gilliams Animationen inspirierten Geschichte rollen Spieler einen Felsen gegen die Tore von Feinden wie Zombie Sokrates. Dabei gilt es, ausufernde Kurse, die mit Fallen und Hindernissen gespickt sind, zu überwinden und gleichzeitig

die eigene Burg in einer Taktikansicht mit Türmen, Katapulten und Kühen gegen feindliche Kugeln zu verteidigen. Was »Rock Of Ages« von Kugelroll-Games wie »Super Monkey Ball« unterscheidet, ist das Ziel des Rollens: Es geht hier nicht um punktgenaues Manövrieren, sondern um die Freude am Plattmachen von Kulturgeschichte, vergleiche die japanische »Katamari«-Reihe. Trotzdem frustriert »Rock Of Ages« durch seine Spielhaftigkeit: dämliche (wenn auch witzige) Endbosse, gelegentlich unfaire Strecken – vergeben und vergessen, wenn man mal wieder Marie Antoinette mit einem feuchten Platsch überrollen darf. Dennis Kogel — »Rock Of Ages« für PC und Xbox 360 (Download via Steam / Xbox Live / Atlus)

Batman: Arkham City Zwischen 1986 und 2008 erschienen mehr als 20 Batman-Videogames. Man kann verstehen, was Spielentwickler an der Figur reizt: gesetzlos, aber doch mit edlen Motiven. Ein Muskelpaket, aber eines mit Rückgrat und Moral. Und dann wären da noch die Gadgets und Gegner, die ganze Lexika füllen könnten. Wie Christopher Nolan auf der Leinwand erfand auch der Londoner Entwickler Rocksteady den Comic-Helden dank einer geschickten Neukombination diverser Spielelemente 2009 für die Computerwelt neu: Emmy-Preisträger Paul Dini legte Batman in »Arkham Asylum« als Mischung aus Sherlock Holmes und Snake Plissgen an. In der Fortsetzung dient ein neues Super-Gefängnis, fünfmal größer als Arkham Island, als Schauplatz im Kampf gegen das Verbrechen. Batman kann nun auch durch Wände schlagen, darf mit neuem Batcape die Weite der Anlage erkunden, und ein überarbeiteter Detektivmodus (mit Röntgensicht) macht dessen Einsatz deutlich taktischer. Und weil Langeweile der größte Feind

aller Videospieler ist, sorgen TwoFace, Mr. Freeze, Bane, Hugo Strange, Joker (wieder synchronisiert von Mark Hamill), Robin und Catwoman für Abwechslung. Das berühmte Haar in der Suppe stellen lediglich manche Steuermethoden der Gadgets dar, die etwas Übung abverlangen. Aber wurde Batman jemals etwas geschenkt? Gregor Wildermann — »Batman: Arkham City« für Xbox 360, PS3 und PC (Warner)


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Morgen

El Shaddai

Gemini Rue Ja doch, »Gemini Rue« soll so aussehen. Warum auch nicht? Adventures sind so altmodisch, da kann man auch gleich Technik auf Urzeitniveau als Nostalgie verkaufen. Im Seniorenkostüm steckt aber ein junger Frechdachs.

D

ie Spielewelt im Jahr 1993: Statt ihren Grafikfetisch zu pflegen, besinnt sich die Games-Industrie auf komplexere Geschichten für erwachsene Spieler. Nicht das Adventure stirbt aus, sondern der Shooter. Nur in einigen Spielen tauchen noch vereinzelte Action-Elemente auf, die sich allerdings streng der Geschichte unterordnen. In so einer Welt hätte »Gemini Rue« entstehen können. Warum es stattdessen Jahrzehnte nach dem eigentlichen Ende grob auflösender Grafikadventures zur Indie-Sensation (inklusive deutscher Übersetzung) aufsteigt, und warum sich irgendjemand plötzlich für die brillanten Mauerblümchen der seit Jahren blühenden Indie-Adventure-Szene interessiert, ist eher unklar. Nicht dass man »Gemini Rue« den Ruhm nicht gönnen mag. Früher wäre es sofort zum

Klassiker aufgestiegen: Der Science-FictionPlot wird durchaus ernst genommen; nie nervt es mit Verbeugungen vor »Monkey Island«, hilflosen Zitaten aus angestaubten Abenteuerfilmen oder Inventarrätseln, die ja doch immer mit dem verzweifelten Versuch enden, alles sinnlos ineinanderzustecken. »Gemini Rue« ist eine elegant erzählte eiskalte Geschichte über Menschen im Kampf um Sinn und Würde. Auch nicht neu, aber gut. Zwar sieht es ganz ernsthaft so aus wie Spiele vor 20 Jahren, aber es spielt sich moderner. Nur die eingestreuten Actionsequenzen sind simpel, langweilig und eindimensional. Anderswo sieht man besser aus, wenn man mit Knarre im Anschlag hinter einer Mauer kauern will, klar, nur ist da dann eben die Story Mist. Jan Bojaryn — »Gemini Rue« für PC (Daedalic)

CINEMATOGRAPHY bY Christopher Doyle MusIC bY stereo total dIRECTEd bY shinji imaoka

AB 27.10. IM KINO

kinospielplan unter: www. rapiDeyemovies.De / kinospielplan

Lucifel steht am Wegesrand und telefoniert auf einem Handy. Am anderen Ende der Leitung ist Gott. An dieses Szenario hat sich der »El Shaddai«-Ultra längst gewöhnt, stellt es doch bloß einen Speicherpunkt dar. Und doch kann man an ihm das ganze Spiel erklären: Lucifel ist der Fremdenführer von Enoch, der Spielfigur. Er führt diesen durch eine Mission, die daraus besteht, sieben gefallene Engel zurück in den Himmel zu prügeln – wobei das Spiel Misstrauen schürt, gilt doch Lucifel selbst als der berüchtigste gefallene Engel. Telefoniert der Alte da wirklich mit dem Herrgott? Wir erfahren das erst sehr viel später, so lange reisen wir durch grafische Samenergüsse und monochrome 2D-Arenen. Ein einziger überraschungsreicher Trip, der Kunst nie über das Spiel stellt. Mit nur vier Knöpfen kämpft man sich durch noch nie gesehene Orte. Gameplay, Wahn und Schönheit im Einklang. Linus Volkmann — »El Shaddai« für PS3 und Xbox 360 (Konami)


Morgen

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Zählt! Mit »Angry Birds«

Vier Kurze, bitte »Pro Evolution Soccer 2012«

»Dark Souls«

1,2 Milliarden Dollar

Für alle Systeme (Konami)

Für Xbox 360 und PS3 (Namco Bandai)

Eindrucksvolles Comeback des ewigen »Fifa«-Endgegners. Bestes Feature im neuen Teil ist die sogenannte »Teammate Control«, die erlaubt, sowohl bei StandardSituationen als auch im laufenden Spiel mit dem rechten Analogstick einen zweiten Spieler in seinen Aktionen zu steuern. Vorbei die Zeit, als man der KI das Denken überließ und Pässe in dem Moment spielte, in dem der Computer-Mitspieler plötzlich von selbst abdrehte oder stehen blieb. Nicht vom unterschiedlichen Marketingaufwand der beiden Fußballsimulationen blenden lassen: »PES« ist noch lange nicht abgehängt.

Beeindruckend trashig zunächst mal das Spielmenü des »Demon’s Souls«-Nachfolgers. Das Bestätigungsgeräusch beim Erstellen einer Figur für dieses Fantasy-Action-RPG ist allen Ernstes eine Art Rülpsen. Auch die Spielrealität zeigt sich nicht durchgängig auf dem aktuellen Niveau: Die Grafik wirkt etwas billig, die Farben wie aus einem hässlichen Comic geborgt, der Spielspaß wird durch tausend Tode außerordentlich getrübt. Dennoch ein sehr ambitioniertes Genre-Game, das seinem Spieler immerhin ausgesprochen höflich die Abfuhr erteilt, wenn es im Pluralis Majestatis verlauten lässt: »Ihr seid gestorben.« Sind wir? Schon wieder?

soll Rovio, der finnische Entwickler von »Angry Birds«, mittlerweile wert sein.

350 Millionen Mal wurde »Angry Birds« bisher heruntergeladen.

300 Millionen Minuten wird das Game derzeit täglich gespielt.

3 Millionen »Angry Birds«-Plüschtiere wurden bis Juni 2010 verkauft. 1 Million »Angry Birds«Plüschtiere wurden seither monatlich abgesetzt.

25 verschiedene Möglichkeiten gibt es aktuell,

Intro Darunter Versionen für die Systeme iOS, Maemo, HP webOS, Android, Symbian^3, November 2011PSP/PlayStation3, Mac OS X, Windows, »Angry Birds« zu spielen.

olaf@s-e-n.biz WebGL, Windows Phone 7 und 040 313Google 589 Plus.

3 Intro-Redaktionsmitglieder haben bisher »Angry Birds« gespielt. Stark ausbaufähig!

»Monkey Island: Special Edition Collection«

Rage

Für Xbox 360, PS3 und PC (Activision)

Für PC, PS3 und xbox 360 (Bethesda)

Der erste und zweite Teil des Antipiraten-Piraten-Abenteuers auf einer Disc. Wie zuletzt einzeln jetzt auch im Bundle jeweils in der klassischen Version und der aufgemotzten, nachsynchronisierten HD-Version, die man per Knopfdruck an- und abschalten kann, wenn man durch die Zeit reisen will. Als Bonus gibt es die beiden neuen Soundtracks und ein paar lieblose Konzeptgrafiken. Interviews? Eine »Monkey Island«-Doku? Videos, durch die man lernt, drei Minuten lang die Luft anzuhalten? Fehlanzeige. Da wäre deutlich mehr gegangen.

Kristallklarer Post-ApokalypseFirst-Person-Shooter im Stile des Films »Mad Max«. Beziehungsweise im Stile der Spiele »Fallout« und »Borderlands«. Beeindruckende Stimmung, schwache Story, viele Grafikprobleme: Sieht zwar toll aus, optische Details bauen sich aber nach jedem Kopfdrehen der Figur erst verzögert auf. Ein Shooter wie ein Red-Hot-Chili-Peppers-Album: hart/soft, freigeistig/domestiziert, cool/uncool. Man will und kann sich einfach nicht festlegen. Texte: Felix Scharlau

DARKNESS FALLS ALIVE IN US

TRENTEMØLLER REWORKED/REMIXED

ALBUM OUT NOW darknessfallsmusic.com hfn-music.com

DOUBLE-ALBUM OUT NOW anderstrentemoller.com hfn-music.com/inmyroom


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moRGEN

PRoDuKte Alle mit â?Š gekennzeicheneten Produkte kĂśnnt ihr gewinnen. Schickt einfach eine Mail mit Wunschprodukt an: gewinne@intro.de

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moRGEN

#1 CARhARtt StAte COAt

#5 DeuS ex*

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DEUSEX.CoM; CA. € 100

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line Trio und zebrahead als musikalische Gäste. Wir verlosen ein Skate-Deck und 5x2 Tickets.

#9 RuSSIAN StANDARD*

Der »State Coat« aus Carhartts Heritage-Linie zum Action-Videospiel »Deus Ex: Human Reist der absolute Hingucker. Verdammt stylish. volution«, das unser Autor Gregor Wildermann RUSSIANSTANDARD.CoM; € 70 zuletzt als »eines der besten Spiele 2011« tituWir verlosen drei Geschenk-Boxen des Premilierte, verlosen wir zwei limitierte Collector’s um-Wodkas, bestehend aus Wodka und Gläsern. Editions (PS3 und Xbox 360) sowie ein Fanpaket. BERSHK A.CoM; NICHT IM HANDEL ERHÄLTLICH

#2 BeRShKA – fIxIe BIKe*

Der spanische Modekonzern Inditex (auch zara) hat im September die erste »Bershka Young Fashion«-Filiale in Berlin eröffnet. Wir verlosen NATIVE-INSTRUMENTS.DE; CA. € 350 Kompaktere Variante der Groovebox »Maschieines von sechs exklusiven Fixie Bikes. ne«. Das USB-Gerät mit 4x4-Matrix ist nur zwei Drittel so groß wie das original. Kann Live- und Step-Sequencing sowie Sampling.

#6 MASChINe MIKRO

#3 get yOuR KICKS WIth NeSCAfÉ StIx* NESCAFE.DE; € 2 / 10 STüCK

#10 StAeDtLeR–StIft STAEDTLER.DE; CA. € 2

Lumocolor permanent, der Klassiker unter den Universalstiften, beweist jetzt unter dem Motto »one for all« sein Können: Er hält auf nahezu allen oberflächen.

#11 NOvAtION tWItCh

#7 K-SWISS – hOf*

Schneller als mit den neuen Nescafé StiX kommt KSWISS.DE; € 50 man kaum an seinen Kaffee – komplett inkl. Das schlichte Modell »HoF« von K-Swiss ist bei Crema und zucker. Wir verlosen eine Packung Foot Locker in Deutschland und Österreich ab sowie eine PS3 mit »DanceStar Party«-Game. Dezember verfügbar. Die reguläre Auslieferung findet erst Anfang 2012 statt. Und wir haben jetzt schon sieben Paare (in 43, 44 & 45) zu verlosen.

#4 DAMPfeR MeetS KLee* DAMPFER.BIz; KLEEMUSIK.DE; € 25 / € 15

#8 teLeKOM extReMe PLAygROuND SKAte DeCK*

Die Kölner Popband Klee hat sich mit dem ezigaretten-Hersteller Dampfer zusammengetan. Den geruchlosen, nikotinhaltigen Wasserdampf darf man sogar im Flugzeug rauchen. TELEKoM-PLAYGRoUNDS.DE; NICHT IM HANDEL Gewinnt sechs »Dampfer Kadett«-StarterKits Die kommenden »Playgrounds« finden am 20.11. im Velodrom in Berlin statt. Mit Incubus, Alkaund eine Klee CD.

NoVATIoNMUSIC.DE; CA. € 500

Der zusammen mit Serato entwickelte DJ-Controller auf Touchstrip Basis ermöglicht das DJing per Gestensteuerung. Wird geliefert mit Serato Itch, ist aber via MIDI auch mit Traktor und Ableton kompatibel.

#12 RePLAy REPLAY.IT; € 169

Gerade noch im Grunge-Rückblick (siehe Seite 127) und nun schon wieder voll im Trend: das Holzfällerhemd. Das sieht man auch bei der Interpretation von Replay.

VOM REGISSEUR VON DIE VERURTEILTEN UND THE GREEN MILE UND DEM PRODUZENTEN VON THE TERMINATOR UND ALIENS

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Inkl. US-Langfassung der Pilot-Episode und 100 Min. Bonus-Material

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MORGEN

Apparat & Band The Dø

Apparat hat die Entwicklung vom Elektronikmusiker zum Songwriter abgeschlossen. Er spielt jetzt einen fein mit elektronischem Ornament verwobener Postrock, stimmungsvoll und dicht. 31.10. Leipzig — 02.11. Frankfurt a. M. — 08.11. A-Wien — 09.11. München — 10.11. Stuttgart — 11.11. Heidelberg — 12.11. Dresden

Dum Dum Girls Egotronic

Sieht verdammt skandinavisch aus, der Bandname dieses Duos. Die Musiker sind aber nur zu einem Viertel finnisch, kommen tatsächlich aus Frankreich und machen glossy Indie-Pop, der mit Pomp und Posen bald weltbekannt sein könnte. 24.11. München — 27.11. Köln — 28.11. Frankfurt a. M. — 29.11. Hamburg — 01.12. Berlin

Vivian Girls und Pains Of Being Pure At Heart waren gestern, heute kommen die Dum Dum Girls. Vier Frauen empfinden die Shoegazer-Ästhetik von Jesus And Mary Chain nach, und das mit schillerndem Glamour. Enorm mitreißend und unsere Empfehlung wert. 03.11. Berlin — 04.11. Köln

Ezra Furman

Rock’n’Roll und Punk sind lang keine Gegensätze mehr, spätestens, seitdem Acts wie Frank Turner punkige Dynamik mit den Wurzeln des Rock verbinden. Ähnlich klingt Ezra Furman, mit seiner Band The Harpoons und auch solo.

Egotronic feiern ihr zehnjähriges Jubiläum mit einer neuen Platte. Die heißt »Macht keinen Lärm« und will genau das Gegenteil. 28.10. Chemnitz — 29.10. Berlin — 31.10. Erlangen — 01.11. Heidelberg — 02.11. Bonn — 03.11. Oberhausen — 04.11. Witten — 05.11. Bielefeld — 10.11. Kiel — 11.11. Husum — 12.11. Bremen — 24.11. Leipzig — 26.11. Amberg — Geht weiter!

FM Belfast

intro präsentiert Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/live/empfehlungen

19.11. München — 23.11. A-Wien — 29.11. Köln — 30.11. Berlin

Foster The People Iceage

Aus Island kommt nicht nur BigBand-Folk, sondern auch enorm eingängiger Electro-Pop: FM Belfast stehen bereit, um mit neuem, zweiten Album durchzustarten. 22.11. Heidelberg — 28.11. München — 29.11. Leipzig — 30.11. Berlin — 01.12. Hamburg — 03.12. Köln — 04.12. Frankfurt a. M.

Is Tropical James Blake

Mit »Pumped Up Kicks« landeten Foster The People trotz ernster Storyline um einen jugendlichen Amokläufer einen Hit. Das ist auch ihren Melodien geschuldet, die auf dem Album »Torches« zusammen mit lyrischer Doppelbödigkeit für knisternde Spannung sorgen.

Mit Mammuts haben Iceage so gar nichts gemein. Ihr noisiges Debüt »New Brigade« ist alles andere als niedlich und klingt wie ein Ton gewordener Coming-of-age-Roman. Ein Hormonrausch aus Punk- und Noise-Elementen – atemlos, blechern und neblig.

Die Entdeckung des Labels Kitsuné kommt nach Deutschland! Der Sound des Trios wälzt sich im Schmutz und geht trotzdem zackig nach vorne. Wie das in voller Länge klingt, wird sich bei ihren spektakulären Shows aus Schauspiel, Musik und Theater zeigen.

Der junge Musikstudent aus London überführt mit seinem Debütalbum den Dubstep in die Kunst des Songwritings und stellt sich damit an die Spitze einer Bewegung, die den tieffrequenten Pulsschlag der britischen Bass-Musik vom Club in den Konzertsaal hieven möchte.

09.11. München — 11.11. Berlin — 12.11. Hamburg

28.11. Köln — 01.12. Berlin — 04.12. Offenbach

06.11. Hamburg — 07.11. Köln — 17.11. Berlin

15.11. Hamburg — 16.11. Berlin — 17.11. Köln — 19.11. Frankfurt a. M.


Promotion

MUSiK ALS HeizUnG JuNIoR BoyS M83

Im November regiert shuffelige Elektronik das Land. Warm antanzen, während draußen der Herbst stürmt – gibt es etwas Besseres? Diese Acts stehen dafür mit ihren guten Namen! Tanzen oder lachen – oder beides?!

Ticketmaster empfiehlt:

Lamb Die Kanadier servieren den zarten Schmelz der Melancholie gerne in Kombination mit tanzbaren Beats und Keyboards. Im Konzert werden über Synth- und Indie-Pop sämtliche Gefühlszustände einer zerfeierten Nacht durchdekliniert. 27.11. LEIPzIG — 06.12. BERLIN — 07.12. STUTTGART — 15.12. oFFENBACH

M83-Cheffe Anthony Gonzalez sieht sich selbst eher als Star- denn als Shoegazer. Eine streitbare These, ist sein Sound doch trotz massiven Keyboardeinsatzes und Pluckerbeats inspiriert von Gitarren-tragenden Schuhspitzenstarrern wie Ride oder My Bloody Valentine.

Nach ihrer Reunion im Sommer 2009 kehren die beiden Briten nun nach 15 Jahren auch mit neuem Album zurück und treten den Beweis an, dass TripHop nicht zwangsläufig aus Bristol stammen muss, um zu packen. 22.11. Berlin » 23.11. Hamburg » 24.11. Darmstadt Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

Metronomy Mütter versteckt eure Töchter, die Herzensbrecher Metronomy kommen! Das Quartett reist von der englischen Riviera ins herbstliche Deutschland und hat elegant schimmernden Elektro-Pop dabei.

28.11. BERLIN

PeteRLIcht WASheD out

28.11. Osnabrück » 29.11. Düsseldorf » 30.11. Frankfurt » 01.12. Stuttgart » 02.12. Dresden Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

Bellowhead

PeterLicht startete 2001 als vermeintliches one-Hit-Wonder. Doch er schaff te mit Alben wie »Melancholie und Gesellschaft« den Shift vom Elektro-Act zum Bandleader. 04.11. KoNSTANz — 05.11. TüBINGEN — 06.11. FR ANKFURT A. M. — 11.+12.11. A-WIEN — 19.11. HEIDELBERG — 26.11. SCHoRNDoRF — 14.12. HAMBURG — 22.01.2012 DARMSTADT

Mit verwaschenen Melodien avancierte Washed outs entzückendes Debüt »Within And Without« zur Fleisch gewordenen ChillwaveSensation. Das Album besitzt verträumte Arrangements, die für die Ewigkeit bleiben werden.

Von der BBC bereits ausgezeichnet, versprechen Bellowhead auf der Bühne nicht weniger als pure Ekstase. Square Dance, Folk und Shanties – niemand feiert härter traditionell als diese Briten. 30.01. Hamburg » 31.01. Aschaffenburg » 01.02. München » 05.02. Köln » 06.02. Berlin » 07.02. Hannover Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

Stereo Mc‘s Elevate Your Mind mit den Stereo MC’s. Die Briten um Nick Hallam sind seit 1985 unterwegs und immer noch kein bisschen müde. Ihre Trips auf HipHopBasis setzen auch 2011 Maßstäbe.

31.10. KÖLN — 02.11. BERLIN — 03.11. HAMBURG

the WoMBAtS zoLA JeSuS

05.12. Hamburg » 06.12. Köln » 07.12. Münster » 09.12. München » 18.12. Frankfurt Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

Kurt Krömer Nach einer Tour voller ausverkaufter Shows dreht der „Robbie Williams vom Hermannplatz“, Kurt Krömer, noch einmal auf und treibt seinen Fans wieder ordentlich „Pipi in die Augen“. Er ist 2011 und 2012 kreuz und quer in der Republik unterwegs, um weiter seinen „nackten Wahnsinn“ zu verbreiten.

über den »Guide To Love, Loss And Desperation« der Wombats hieß es 2007 im Intro: »Seit den Debütplatten von Franz Ferdinand und Art Brut sprudelte kaum ein Erstling derart über vor tierischem Style, guten Songs und Substanz.« MIT VIVA BRoTHER*, THE GooD NATURED** — 23.11. BERLIN* — 25.11. HAMBURG* — 26.11. MüNCHEN* — 30.11. KÖLN**

Nika Roza Danilova verfügt über eine Bühnenpräsenz, die an Intensität und Ausdruckskraft ihresgleichen sucht. Ihre aktuelle Platte »Conatus« ist der rabenschwarze Beweis, dass in ihrer Heimatstadt Los Angeles seltener die Sonne scheint, als man vermuten könnte. 17.11. KÖLN — 18.11. HEIDELBERG — 19.11. MüNCHEN — 20.11. FR ANKFURT A. M.

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www.ticketmaster.de Tickethotline: 01805-969 0000

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ADoLAR

24.10. JENA 25.10. oBERHAUSEN 26.10. LEIPzIG 27.10. FRANKFURT A. M. 28.10. FREIBURG 29.10. TüBINGEN 05.11. KLEVE 07.11. ERLANGEN 10.11. HAMBURG 18.11. EISENACH 19.11. SIEGEN 25.11. STUTTGART 26.11. SAARBRüCKEN Geht weiter!

äL JAWALA

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AN hoRSe MIt tIM NeuhAuS & the CABINet*, hONIg* 02.11. 04.11. 05.11. 06.11. 07.11. 08.11. 09.11. 10.11. 12.11.

DRESDEN* ERFURT* BREMEN* WIESBADEN* KÖLN* oSNABRüCK* oBERHAUSEN* BERLIN* RoLLING SToNE WEEKENDER

BeAtSteAKS MIt the DeAth Set

AgNeS oBeL MIt eveNINg hyMNS*

05.11. 07.11. 08.11. 11.11. 12.11. 14.11. 15.11. 17.11. 19.11. 22.11. 23.11. 27.11. 29.11. 30.11.

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STUTTGART GERMERSHEIM BERLIN FREIBURG FRANKFURT A. M. DUISBURG KARLSRUHE MüNCHEN

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27.10. STUTTGART 28.10. SCHRoBENHAUSEN 03.11. A-WIEN 05.11. BABENSHAM

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the ANtLeRS 25.11. BERLIN 30.11. HAMBURG

oFFENBACH oSNABRüCK LüBECK TRIER SIEGEN oLDENBURG RoSToCK zWICKAU FREIBURG HEILBRoNN WüRzBURG FüRTH MAGDEBURG CoTTBUS

BeRND BeGeMANN & DIe BefReIuNg 25.10. NüRNBERG 26.10. DRESDEN 27.10. LEIPzIG 28.10. KÖLN 29.10. HAMBURG

BILL CALLAhAN 07.11. 08.11. 10.11. 13.11. 14.11.

DüSSELDoRF HEIDELBERG SCHoRNDoRF DRESDEN BREMEN

BON IveR 30.10. KÖLN 01.11. BERLIN 06.11. HAMBURG

BOxhAMSteRS 28.10. JENA 29.10. BERLIN Geht weiter!

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gO MAChINe

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14.11. 15.11. 16.11. 17.11. 18.11. 19.11.

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CLICKCLICKDeCKeR WüRzBURG FREIBURG oBERHAUSEN FLENSBURG

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ChILLy gONzALeS

24.10. A-WIEN 25.10. MüNCHEN 26.10. STUTTGART 27.10. DRESDEN 28.10. BERLIN 29.10. BREMEN 30.10. HAMBURG 02.11. BERLIN 03.11. HEIDELBERG 04.11. WIESBADEN 05.11. KÖLN 06.11. HAMBURG

03.11. MANNHEIM 04.11. DoRTMUND

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cASPeR MIt vIeRKANttRetLAgeR 25.10. LüBECK 26.10. HANNoVER 27.10. KASSEL 28.10. BREMEN 29.10. KÖLN 30.10. DUISBURG 31.10. MüNSTER

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chARLeS BRADLey 05.11. 06.11. 08.11. 09.11.

LUDWIGSHAFEN BERLIN ERLANGEN KÖLN

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chASe & StAtuS

26.10. MANNHEIM 27.10. HAMBURG 28.10. BERLIN 29.10. MüNCHEN 30.10. KÖLN

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ChOKeBORe 15.11. BERLIN

DeAth CAB fOR CutIe

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05.11. MüNCHEN

11.11. FLENSBURG 23.11. MAINz 26.11. STUTTGART 27.11. FREIBURG 28.11. HEILBRoNN 29.11. AACHEN 30.11. oSNABRüCK Geht weiter!

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Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

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the DRuMS MIt CLOuD CONtROL 20.11. MüNCHEN 22.11. HAMBURG 23.11. KÖLN

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WASheD Out CANt Wye OAK zOLA JeSuS BARN OWL

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03.-04.11. INFoS S. 108

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MüNCHEN A-WIEN KÖLN HAMBURG BERLIN LEIPzIG

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exPLOSIONS IN the SKy

PRäSeNtIeRt vON INtRO:

eLeCtRONIC INtRODuCINg BeAtS IM NOveMBeR MIt gIveRS, COM tRuISe, ReCOMMeNDS heRe IS Why AzARI & III & WheN SAINtS

BERLIN BAMBERG STUTTGART STUTTGART AACHEN KÖLN TRIER A-WIEN

ezRA fuRMAN IceAge

04.11. 18.11. 19.11. 21.11. 22.11.

BERLIN FRANKFURT A. M. SCHoRNDoRF HEIDELBERG DüSSELDoRF

JOAN AS POLICe WOMAN 20.11. 22.11. 23.11. 25.11.

BIELEFELD FREIBURG MüNCHEN HEIDELBERG

PRäSeNtIeRt vON INtRO:

JuNIOR BoyS 27.11.-15.12. INFoS S. 109

PRäSeNtIeRt vON INtRO:

JuPIteR JONeS MIt My gLORIOuS*, SPORt** 27.10. KIEL* 28.10. DRESDEN* 29.10. KARLSRUHE* 30.10. ERLANGEN* 02.11. LEIPzIG* 03.11. MüNSTER* 04.11. MüNCHEN* 05.11. KAISERSLAUTERN* 06.11. BRAUNSCHWEIG* 10.11. A-WIEN* 18.11. BERLIN* 19.11. HAMBURG* 20.11. HAMBURG**

KAISeR ChIefS 14.11. 17.11. 24.11. 25.11. 27.11.

MüNCHEN DRESDEN BERLIN HAMBURG KÖLN

KASABIAN 14.11. 15.11. 16.11. 19.11.

BERLIN KÖLN HAMBURG MüNCHEN


MORGEN

Katzenjammer 08.11. Stuttgart 09.11. München 10.11. Berlin 11.11. Köln 12.11. Bielefeld 14.11. Offenbach 16.11. Nürnberg 17.11. Dortmund 18.11. Magdeburg 19.11. Bremen 21.11. Hamburg 22.11. Hamburg

K.I.Z. 09.11. Hamburg 10.11. Hamburg 11.11. Flensburg 12.11. Dresden 14.11. Magdeburg 15.11. Neu-Isenburg 18.11. A-Wien 22.11. Nürnberg 23.11. Saarbrücken 24.11. Erfurt 25.11. Bremen 26.11. Dortmund

The Kills 27.11. Köln 29.11. München 30.11. Berlin

Präsentiert von Intro:

Klee mit Naima Husseini*, Stankowski**

25.10. Dortmund** 26.10. Frankfurt a. M.** 27.10. Freiburg** 28.10. Kaiserslautern* 29.10. Stuttgart* 01.11. München 02.11. Heidelberg* 03.11. Würzburg 04.11. Köln

Präsentiert von Intro:

Komplizen der Spielregeln 24.10. A-Wien 25.10. Nürnberg 26.10. Augsburg 27.10. Berlin 28.10. Hamburg 29.10. Offenbach

Kraftklub 28.10. Dortmund 03.11. Bremen 04.11. Lübeck 05.11. Rostock 08.11. Würzburg 09.11. Hannover 10.11. Münster 11.11. GieSSen 12.11. WeiSSwasser 16.11. Wiesbaden 17.11. Trier 18.11. Köln 19.11. Leipzig 23.11. Augsburg 24.11. Weinheim 25.11. Reutlingen 26.11. Lindau 30.11. München

Präsentiert von Intro:

The Late Call

05.11. Münster 07.11. Dortmund 09.11. Bielefeld 10.11. Wiesbaden 11.11. München 12.11. Köln 13.11. Hannover

Okkervil River 14.11. München 15.11. Köln

Präsentiert von Intro:

PeterLicht

04.11.-22.01. Infos S. 109 Geht weiter!

Präsentiert von Intro:

Philipp Little Dragon Poisel mit Naima Husseini* Präsentiert von Intro: 31.10. München 01.11. Köln 02.11. Berlin 08.11. Hamburg

Präsentiert von Intro:

M83

28.11. Infos S. 109

Melvins 25.10. Bremen 28.10. Schorndorf 29.10. Köln

Metronomy 28.11. Osnabrück 29.11. Düsseldorf 30.11. Frankfurt a. M.

Präsentiert von Intro:

Präsentiert von Intro:

30.10. Dortmund 31.10. Hannover 01.11. Leipzig 03.11. Bremen 04.11. Stuttgart 05.11. Saarbrücken

Scott Matthew

26.11. Stuttgart 28.11. Dresden 29.11. Dortmund

The Smashing Pumpkins 21.11. Bremen 23.11. Berlin 24.11. Köln 25.11. Offenbach 27.11. München

The Subways mit The Dancers, The Computers

24.10. Marburg

10.11. Leipzig* 11.11. Rolling Stone Weekender

Präsentiert von Intro:

Timber Timbre mit Evening Hymns*

09.11. München* 10.11. Köln* 11.11. Rolling Stone Weekender 12.11. Hannover

Telekom Extreme Playgrounds Nachdem im Laufe des Jahres schon Duisburg und Hamburg mit spektakulären Sportevents und Bands wie Rise Against, Pennywise und NoFX bereist wurden, steuert die diesjährige Saison der Telekom Extreme Playgrounds nun in Berlin auf ihren finalen Höhepunkt zu. Am 20. November spielt im Velodrom neben Skateboarding- und BMX-Turnieren mit den Helden der Szenen natürlich auch die Musik eine große Rolle: Headliner sind Incubus (Bild), die Chamäleonband des Rock. Komplettiert wird das Line-up durch die alteingesessenen Skatepunks Zebrahead und die Ex-Emos Alkaline Trio. 20.11. Berlin — Alkaline Trio, Incubus, Zebrahead

WhoMadeWho Jägermeister Wirtshaus auf der Zugspitze Präsentiert von Intro: Zur Krönung ihres ersten Jahres hat sich die Why? Jägermeister Wirtshaus Tour ein abschließenmit Serengeti 05.11. Augsburg

27.10. Bochum 28.10. Berlin 29.10. Berlin

Wilco mit Jonathan Wilson 08.11. Frankfurt a. M. 09.11. München 11.11. Rolling Stone Weekender 12.11. Berlin

Wye Oak

25.10. Köln 26.10. Bremen 27.10. Lingen 29.10. Hamburg 30.10. Berlin

14.11. Köln 15.11. Berlin 16.11. Frankfurt a. M.

Präsentiert von Intro:

Telekom Street Gigs mit Jennifer Rostock

27.10. Leipzig 28.10. Dresden 30.10. Berlin 10.11. Hamburg 11.11. Hannover 12.11. Bremen 13.11. Bielefeld 16.11. Bochum 17.11. Wiesbaden 18.11. Köln 19.11. Osnabrück

Laura Marling

White Lies

Präsentiert von Intro:

Thees Uhlmann & Band mit Imaginary Cities, Monta

The Notwist mit Saroos*

31.10.-03.11. Infos S. 109

24.10. Berlin 29.10. Dresden 04.11. München 07.11. Stuttgart

Präsentiert von Intro:

Mutter

27.-30.10. Infos S. 109

Washed Out

04.11. München 08.11. Lörrach 12.11. Erlangen 15.11. Leipzig 16.11. Bremen 17.11. Hamburg 20.11. Bielefeld

Mogwai

Visions Westend Indoor mit Sick Of It All, Shai

05.11. Köln 08.11. München 09.11. Hamburg 20.11. Heidelberg

26.10. Düsseldorf 27.10. Stuttgart 28.10. Biberach 29.10. Saarbrücken 30.10. Ingolstadt 31.10. Frankfurt a. M.

26.10. Jena 27.10. Frankfurt a. M. 30.10. Köln 31.10. München 01.11. A-Wien Geht weiter!

28.10. Magdeburg 29.10. Dresden 30.10. A-Wien 02.11. Stuttgart 03.11. Karlsruhe 04.11. Lindau 06.11. Darmstadt

The Rapture

Shantel & Bucovina Club Orkestar

Mode­ selektor

Turbostaat

Hulud, Thess Uhlmann & Band, Kraftklub, Maxïmo Park, Mogwai, Bohren & Der Club Of Gore u.a.

Mikroboy

Präsentiert von Intro:

Präsentiert von Intro:

20.11. A-Wien 22.11. Saarbrücken 23.11. Neuwied* 24.11. Würzburg* 25.11. Rees-Haldern* 27.11. Flensburg Geht weiter!

11.11. Baienfurt 16.11. A-Wien 20.11. Hannover 21.11. Berlin 23.11. Köln

111

The Wombats 23.-30.11. Infos S. 109

03.11. Berlin 08.11. Münster 09.11. Heidelberg 17.11. Köln

des Highlight überlegt: Die wahrscheinlich heißeste Electro-Party steigt hoch oben auf der Zugspitze! 100 Leute reisen auf Jägermeisters Kosten von München nach GarmischPartenkirchen, fahren mit der gecharterten Bergbahn auf Deutschlands höchsten Berg und feiern dort in der wahrscheinlich am höchsten gelegenen Location, nämlich dem Drehmöser 9! Die Karten werden exklusiv auf www.daswirtshaus.de/gaesteliste (Zutritt ab 18) verlost. Die Acts de Abends sind so hochklassig wie das ganze Setting: WhoMadeWho spielen live, und The Teenagers geben eines ihrer raren DJ-Sets. Das Ganze findet vom 26. auf den 27.11. statt, Übernachtung inklusive. Besser könnte ein Jahresabschluss nun wirklich nicht sein!

Präsentiert von Intro:

Zola Jesus 17.-20.11. Infos S. 109

black logo on white background

Die kommen, die touren Battles (06.-07.12.) Bodi Bill (01.-17.12.) Black Lips (10.-12.12.) Spot on Denmark (14.12.) Die Fantastischen Vier (13.-22.12.) SEMF – Stuttgart Electronic Music Festival (03.12.)

Dein Konzert Dein Ticket! www.ticketmaster.de Ticket-Hotline: 0 18 05 - 969 00 00 (0,14 EUR / Min je Anruf aus dt. Festnetz / max. 0,42 EUR / Min je Anruf aus dt. Mobilfunknetz)


112

MORGEN

Festivals

SoundTrack_ Cologne 8.0

Hiplife @ Worldtronics Brian Shimkowitz’ Blog »Awesome Tapes From Africa« ist die beste Anlaufstelle, um sich über afrikanische Musik zu informieren, ohne sein Geld bei Discogs loswerden zu müssen. Seit 2006 stellt der USAmerikaner digitalisierte Tapes mit Linernotes ins Netz, seit fünf Jahren kuratiert er beim Berliner Worldtronics Festival einen Abend mit Hiplife aus Ghana. Christian Werthschulte sprach mit ihm über seine Arbeit.

B

rian, wie bist du dazu gekommen, Kassetten aus Afrika auf deinem Blog zu veröffentlichen? Ich bin zweimal nach Ghana gefahren, um dort musikethnologisch zu forschen. Während beider Trips sammelte ich tonnenweise Tapes. Zurück in Amerika habe ich dann das Blog gestartet, um die Musik möglichst »antimusikethnologisch« zugänglich zu machen. Am Anfang habe ich zumeist bizarr klingende Musik hochgeladen, aber dann auch schnell Releases, die in Westafrika jeder kennt, die aber außerhalb davon nur Hardcore-Fans bekannt sind. Du hast in Ghana über Hiplife, eine regionale Version von HipHop, geforscht. Wie unterscheiden sich die beiden? HipHop in Ghana funktioniert ein wenig anders als in den Staaten. Es gibt keine große Turntablism-Szene, und viele Rapper sind sehr Pop-orientiert. Hiplife begann als Freestyle auf Englisch über dem typischen Boom-Bap-Beat. Irgendwann wurde dann in den lokalen Dialekten gerappt, und es tauchten traditionelle Rhythmen und Melodien in den Tracks auf. Hiplife ist vermutlich die populärste Musik in Ghana. Man hört es auf Partys, auf Hochzeiten oder in der Bierwerbung. Aber es gibt auch eine Art Underground, wo Kids freestylen. Der wird nicht im Radio gespielt, weil man dafür viel Geld auf den Tisch legen müsste. Worüber wird denn im Hiplife gerappt?

Eigentlich über alles: Beziehungen, die Community, soziale Fragen. Aber es ist selten tief gehend oder politisch radikal. Reggie Rockstone, der Godfather von Hiplife, meinte einmal zu mir: »Hier gibt’s keine Morde aus fahrenden Autos, und es wird auch nicht an jeder Straßenecke Crack verkauft. Also rappen wir über andere Dinge – unsere Mütter zum Beispiel.« Wer sind denn die größten Hiplife-Artists? Kwaw Kese ist einer der bekanntesten Performer im Moment, und er kommt auch zum Worldtronics. Ebenso wie Appietus, der für die meisten Rapper Beats produziert hat und einer der erfolgreichsten Producer ist. Bradez sind gerade auf dem Weg nach oben und werden dabei von Okyeame Kwame unterstützt, der in den 90ern Teil der ersten Welle von Hiplife war. Auf dem Worldtronics tritt mit Sway aber auch ein UK-Rapper auf. Wo liegen denn da die Verbindungen? Sway kommt aus Ghana. Auf seinem Album gibt es Anspielungen, dass er für die britischen Kids zu afrikanisch gewesen sei und später dann für Afrika zu britisch. UK HipHop und Grime haben viel mit Hiplife gemeinsam, auch weil es dort eine große ghanaische Community gibt. 30.11.-03.12. Berlin — Awesome Tapes, Bradez, Claws Costeau, Dabrye, Disrupt & Chacha, DJ Tio Changó, Gebrüder Teichmann, Kwaw Kese, Meridian Brothers, Mesak, Patric Catani & Soom T., Patrick Pulsinger, Pavan a.k.a. Limonious, Sidestepper, Super Guachin, Sway u.v.a.

Der »Kölner Kongress zu Film­ musik/-ton« mit angeschlossenem »Festival zu Filmen über Musik« findet in diesem Jahr zum achten Mal statt. SoundTrack_Cologne 8.0 bietet einen Rahmen, in dem nicht nur Experten das Verhältnis von Bild und Ton diskutieren; auch das interessierte Volk kommt in den Genuss neuer Erkenntnisse. Unter anderem ist FilmmusikKomponist Patrick Doyle in Köln zu Gast. Der Schotte lieferte den Score für »Harry Potter und der Feuerkelch«. Dass seine Kunst auch ohne Harry funktioniert, dürfte das WDR Rundfunkorchester beim Doyle gewidmeten Concerto unter Beweis stellen. Das dichte »See The Sound«Filmprogramm bietet reihenweise Musikdokus und künstlerische Musikfilme wie beispielsweise »An Island« von Vincent Moon. In der Sektion »New Sounds In Film« geht es eine Spur experimenteller zu, wenn neueste Computertechnik Sound und Vision so lange ineinanderfließen lässt, bis kein LSD-Trip der Welt eine ähnlich synästhetische Wirkung erzeugen könnte. Einer der Schwerpunkte 2011: Soundtracks von Videospielen. Der Gamescore-Komponist Borislav Slavov erklärt, wie die Musik zur Konsole kommt. Des Weiteren gibt es Preisverleihungen, Workshops und Symposien. Wie immer ist das Festival Teil der Cine Cologne (02.-27.11.), die mit Unlimited #5, exposed 4.0 und CinePänz auch Foren für Kurz, Debüt- und Kinderfilme bietet. 03.-06.11. Köln — Kongress zu Filmmusik/-ton & Festival zu Filmen über Musik — www.soundtrackcologne.de

»An Island« von Vincent Moon


Tickethotline: 01805 - 57 00 70 (0,14 !/Min. aus dem dt. Festnetz. Mobilfunk max. 0,42 !/min)

Bodi Bill 13.12. MÜNSTER | HALLE MÜNSTERLAND 14.12. DÜSSELDORF | ISS DOME 16.12. LEIPZIG | ARENA 17.12. BRAUNSCHWEIG | VOLKSWAGEN HALLE 18.12. AUGSBURG | SCHWABENHALLE 20.12. A - WIEN | STADTHALLE 21.12. REGENSBURG | DONAU - ARENA 22.12. STUTTGART | SCHLEYERHALLE

Pop.Notpop Pop.Notpop lautet der poppige Name von Stuttgarts Versuch, in den Monaten des Spätherbstes ein geschmackvolles Clubfestival zwischen Electro und Indie-Pop zu etablieren. Am 12. November wird sich die Innenstadt der schwäbischen Landeshauptstadt zum zweiten Mal in eine Meile voller Clubs verwandeln. Das Programm mit den Headlinern Retro Stefson (Bild) und Hundreds wurde nach dem ausverkauften Debüt im Vorjahr um zusätzliche Locations erweitert, ebenso wie das breit gefächerte Club- und DJ-Programm im Anschluss an die Konzerte. Das Ticket kostet schmale 16 Euro und gewährt Einlass zu neun verschiedenen Venues, in denen 16 sowohl einheimische als auch internationale Künstler auftreten. Im Anschluss daran kann man sein Ticket die Nacht hindurch mit Partys und DJ-Sets auskosten. 12.11. Stuttgart — Das Pop, Dear Paris, Drop Out Boogie Night, GrecoRoman Soundsystem, Hannah Curwood, Hundreds, I Heart Sharks, Intergalactic Lovers, Laing, Life In Film, Marten Hørger, Masaje, Mathias Weck, Matteo Capreoli, Monsieur Mo Rio, Monty, Oh Napoleon, Retro Stefson, RTR, Shit Robot, Space R anger, Stullenheimer, Touchy Mob

17.11. KÖLN | LUXOR 19.11. BERLIN | LIDO 20.11. HAMBURG | KNUST 22.11. OBERHAUSEN | SCHACHT 1 24.11. MÜNCHEN | 59:1

01.12. POTSDAM | 02.12. HANNOVER 03.12. MANNHEIM | 04.12. WUPPERTAL 06.12. KARLSRUHE | 07.12. AUGSBURG 08.12. A-GRAZ | 09.12. A-INNSBRUCK 10.12. CH-ST. GALLEN 11.12. FRANKFURT a.M. 13.12. MÜNCHEN | 14.12. BIELFELD 15.12. KÖLN | 17.12. WÜRZBURG

26.10. 08.11. 11.11. 14.11. 15.11. 16.11. 18.11.

KÖLN | 07.11. LEIPZIG BERLIN | 10.11. MÜNCHEN CH-ZÜRICH A-WIEN CH-FRIBOURG FRANKFURT HAMBURG

12.10. KÖLN | 13.10. HAMBURG 15.10. BERLIN | 17.10. OSNABRÜCK 18.10. FRANKFURT | 19.10. BOCHUM 21.11. LEIPZIG | 22.11. NÜRNBERG 23.11. MÜNCHEN

28.10. CH-ZÜRICH | 29.10. CH-BASEL 30.10. HEIDELBERG | 01.11. FRANKFURT 02.11. STUTTGART | 03.11. KÖLN 05.11. MÜNCHEN | 06.11. BERLIN 07.11. HAMBURG | 09.11. NÜRNBERG 10.11. A-WIEN | 11.11. FRIEDRICHSHAFEN

01.11. BREMEN | 03.11. DÜSSELDORF 12.11. STUTTGART | 14.11. FRANKFURT 15.11. MÜNSTER | 16.11. POTSDAM 22.11. REGENSBURG | 28.11. A-WIEN 29.11. MÜNCHEN | 30.11. CH-BASEL 01.12. TRIER

04.11. BERLIN | COMET CLUB 05.11. HAMBURG | MOLOTOW BAR

15.11. BERLIN | FESTSAAL KREUZBERG 16.11. HAMBURG | ÜBEL & GEFÄHRLICH

14.12. BERLIN | LIDO

13.11. MÜNCHEN | ATOMIC CAFE 17.11. HAMBURG | LOGO 22.11. FRANKFURT | BROTFABRIK 28.11. BERLIN | FRANNZ CLUB 29.11. KÖLN | LUXOR

MAX PROSA DIE PHANTASIE WIRD SIEGEN TOUR 2012

10.02. ERFURT | 13.02. STUTTGART 14.02. ZÜRICH | 15.02. MÜNCHEN 16.02. ERLANGEN | 18.02. KAISERSLAUTERN 19.02. HAMBURG | 20.02. BERLIN 22.02. MÜNSTER | 23.02. OSNABRÜCK 24.02. BREMEN | 25.02. HALDERN POP BAR 26.02. KÖLN | 28.02. DORTMUND 29.02. FRANKFURT | 01.03. HANNOVER 02.03. DRESDEN | 03.03. HEIDELBERG

BOY TOUR 2012

19.02. MÜNSTER | 20.02. BIELEFELD 21.02. BREMEN | 22.02. HAMBURG 24.02. LEIPZIG | 25.02. BERLIN 27.02. WÜRZBURG | 28.02. ERLANGEN 29.02. A-GRAZ | 01.03. A-INNSBRUCK 02.03. MÜNCHEN | 03.03. KARLSRUHE 05.03. FREIBURG | 06.03. DARMSTADT 07.03. KÖLN | 09.03. HANNOVER

FOR TRUE TOUR 2011

29.11. BREMEN | 01.12. KARLSRUHE

Eurosonic Noorderslag Wer mit Groningen lediglich eine niedliche niederländische Kleinstadt voller malerischer Grachten und Frikandeln in Verbindung bringt, hat tatsächlich noch nichts vom Eurosonic Noorderslag gehört: Zu Beginn jedes neuen Jahres findet dort das wohl wichtigste europäische ShowcaseFestival statt. Bereits zum 26. Mal präsentieren sich Mitte Januar 250 vielversprechende Newcomer des ganzen Kontinents, um in der intimen Atmosphäre enger Clubs beschnuppert und ob ihrer Bühnenpräsenz und Clubtauglichkeit auf Herz und Nieren getestet zu werden. Ein Festival wie der Blick ins hell erleuchtete holländische Parterre-Fenster also. Mehr Infos zum Festival und ein großer Überblick über die neuen Acts folgen in der nächsten Intro-Ausgabe. 11.-14.01. NL-Groningen — Amatorski, Anna A aron, Baskerville, Casper, DVA, Fuel Fandango, God Is An Astronaut, Great Mountain Fire, Heartbeat Parade, Hjalmar, Honey For Petzi, Kraftklub, Mahagon, Noiserv, Phuture Shock, Reckless Love, School Is Cool, Switch Opens, Team Me, The Bewitched Hands, Thulebasen, Tove Styrke, Wolfram u. v. a.

02.12. ERLANGEN | 03.12. KÖLN 05.12. STUTTGART | 06.12. MANNHEIM 07.12. MÜNCHEN | 08.12. BERLIN 09.12. HAMBURG

28.11. BERLIN | COMET CLUB 29.11. HAMBURG | LOGO 30.11. KÖLN | DIE WERKSTATT

DAS NEUE ALBUM JUNE ÜBERALL IM HANDEL (HALDERN POP RECORDINGS).


MORGEN

Here we are now, entertain us.

20 Jahre Intro im Karlstorbahnhof, Heidelberg (im Rahmen der prêt à écouter)

Foto: Tanja Kernweiss

114

20 Jahre Intro Events Feiern wie am Anfang Intro feiert dieser Tage sein 20-jähriges Jubiläum. Nachdem wir das Jahr über mit den Genre-Spezials vorgeglüht haben, stehen nun die EventFeierlichkeiten an. Zwischen November und Februar finden bundesweit intime Abende statt, bevor wir es am ersten März-Wochenende mit zwei Indoor-Festivals in Berlin und Köln so richtig wissen wollen.

W

ie schnell die Zeit vergeht, sieht man ja sehr schön an seinen Kindern. Also, wenn man welche hat. Für uns hier in der Redaktion ist natürlich Intro unser Baby. Eins, das ganz schön gewachsen ist. Was einst als Fanzine im beschaulichen Melle-Dratum begonnen hat, chaotisch und voller Enthusiasmus, wird heute in Köln und Berlin deutlich geordneter und als richtiges, also richtiges Magazin produziert – aber mit dem gleichen Enthusiasmus. Zugegeben, ein bisschen was haben wir in den 20 Jahren auch über Businesspläne und Strategie gelernt, aber letztlich ist es doch vor allem das Herz, das den Takt schlagen lässt. Denn die Liebe zum aufgeregten Magazin-Machen möchten wir einfach nur bis zu einem gewissen Grad professionalisieren – was vor allem an dem liegt, worüber wir Tag ein und Nacht aus so schreiben: der Musik. Musik als Lebensinhalt. Ein Privileg. Eines, das wir immer wieder teilen wollen. Mit geschriebenen Worten, aber auch im persönlichen Austausch. Wie singt Philipp Poisel in seinem Song »Ich und Du« so schön: »Du

und ich und ich und du«. Genau so soll sich das anfühlen bei unseren Events, die zwischen November und Februar über Deutschland verstreut stattfinden werden. Gemeinsam mit unseren Freunden von Melt! Booking haben wir uns vorgenommen, eine Veranstaltungsserie zu kreieren, die sich zurückbesinnt auf die Anfangstage von Intro (passenderweise wird bei jedem Event ein visualisiertes »20-Jahre-Set« von DJ Supermarkt unsere Geschichte aufrollen) – und auch die der meisten Künstler, die wir in die Feierlichkeiten mit einbeziehen. Und siehe da: Die Idee, ohne große Gagen im kleineren Rahmen wie früher im Jugendhaus zu feiern, kam an. Jetzt hoffen wir sehr, dass der Begeisterungsfunke überspringt und auch für euch der eine oder andere besondere Abend dabei ist, bei dem ihr mit uns feiern wollt. Denn ihr, die Leser, seid das Wichtigste überhaupt – ohne euch gäbe es Intro nicht seit 20 Jahren. Danke. 20 Jahre Intro: 01.12. Modeselektor, Leipzig, Conne Island — 10.12. Philipp Poisel, Augsburg, K antine — 18.12. Kettcar, Münster, Gleis 22 — 17.01. The Notwist, München, K afe Kult — wird fortgesetzt

Zola Jesus & QMassaka Aufgrund ihrer Liebe zu Dramatik und Düsternis wird die russischstämmige Sängerin Nika Roza Danilova immer mal mit Lisa Gerrard, Lydia Lunch oder Diamanda Galás in Verbindung gebracht. Schmerz und Leidenschaft in einem musikalischen Gemisch aus Gothic, Industrial, experimentellem Rock und Klassik. Fr 18.11. 21:00 Uhr — Heidelberg, K arlstorbahnhof (prêt-à-écouter-Eröffnung)

PeterLicht Der in den Medien seit jeher gesichtslos dargestellte »Künstler der Ambivalenzen« verbindet wie kein Zweiter in Deutschland die Leichtfüßigkeit von Pop mit teilweise bissiger Betrachtung von Kapitalismus und Gesellschaft. Menschen, die Licht nur von seinem alten Gassenhauer »Sonnendeck« kennen, sind regelmäßig baff zu hören, dass dieser schräge Vogel nicht nur konzeptionell Musik macht, sondern auch Bücher und Theaterstücke schreibt. Neben dem regulären Konzert mit Band im Karlstorbahnhof wird PeterLicht Ende November noch ein Akustik-Set im Düsseldorfer Salon des Amateurs geben, in dessen Rahmen er einige seiner Songtexte von einem Schauspieler vortragen lässt. Sa 19.11. 21:00 Uhr — Heidelberg, K arlstorbahnhof Mi 30.11. 21:00 Uhr — Düsseldorf, Salon des Amateurs

The Rapture »House-Klavier, federnde Bässe, eine Gang-Of-Four-Klackergitarre« – Intros Besprechung der letzten Rapture-Platte »In The Grace Of Your Love« zählt genüsslich auf, wo die New Yorker den Sound für ihr drittes Album zusammensuchten. Mittlerweile zum Heimatlabel DFA zurückgekehrt, basteln sie dort in Ruhe weiter an der Entwicklung ihrer Musik, ohne sich von Erwartungen unter Druck setzen zu lassen. So 20.11. 21:00 Uhr — Heidelberg, K arlstorbahnhof


www.eurosonic-noorderslag.nl

THE EUROPEAN CE MUSIC CONFEREN SE CA W O AND SH FESTIVAL

THE EUROPEAN MUSIC CONFER ENCE AND SHOWCA SE FESTIVAL

Focus country 2012: Ireland prevIous edItIon In numbers: Festival visitors • 33,000 (sold out) conference visitors • 3,000 (sold out) nationalities • 43 THE EUROPEAN artists • 292 SIC CONFERENCE Journalists & Media•MU 187 eBu radio stations• 24 AND SHOWCASE eTeP festivals • 58 FESTIVAL international festivals• 431 number of stages @ eurosonic• 36

THE EUROPEAN MUSIC CONFERENCE AND SHOWCASE FESTIVAL

SPOT ON DENMARK

KÖLN

festivals | CONfeReNCe | eteP | ebba

PEAN THE EURO ENCE NFER MUSIC CO CASE AND SHOW FESTIVAL

POPULÄRMUSIK AUS DÄNEMARK

TREEFIGHT FOR SUNLIGHT VINNIE WHO RANGLEKLODS

THE EUROPEA MUSIC CONF N ERENC AND SHOWCA E SE FESTIVAL

CONCERTS START 20:30 14. DEZEMBER 2011 STADTGARTEN VENLOER STR. 40, KÖLN

number of stages @ noorderslag• 10

CONFERENCE REGISTRATIONS 2012 OPEN THROUGH WWW.EUROSONIC-NOORDERSLAG.NL

main sponsors PMS 1807 C PMS 485 C

TICKETS UNTER WWW.OFFTICKET.DE + WWW.KOELNTICKET.DE

LIVE: GIVERS, COM TRUISE, HERE IS WHY DJs: KARRERA KLUB, TRASHPOP 18. NOVEMBER 2011 MAGNEt / COMEt CLuB Falckensteinstr 48, 10997 Berlin einlass: 22 H, Beginn: 23H, tickets ÜBerall im VVk www.introDucing.De, www.magnet-cluB.De


moRGEN

1111 KARLSTORBAHNHOF Do, 03.11.

TURBOSTAAT Support: FRAU POTZ | Punkrock vom Deich

Fr, 04.11.

LONG DISTANCE CALLING Mit: PIGEON TOE | Lieblings-Post-Rock

pATRicK wOLF

Di 01.11. TRiO VD Di 01.11. GuS BLAcK FR 04.11. TieFDRucK w/ SHAcKLeTON DO 03.11. BOY + Jack Beauregard

SA 05.11. SAmY DeLuxe & TSuNAmi BAND mO 07.11. ANOuSHKA SHANKAR Di 08.11. BiLL cALLAHAN (SmOG) mi 09.11. wYe OAK + cALLeRS FR 11.11. AppARAT & BAND SA 12.11. LOpAzz & cASiO cASiNO pRêT à écOuTeR 4 FR 18.11. zOLA JeSuS & QmASSAKA SA 19.11. peTeRLicHT SO 20.11. THe RApTuRe mO 21.11. JA, pANiK! + Bo candy and his Broken hearts

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DO 24.11. GHOSTpOeT + muSO FR 25.11. JOAN AS pOLice wOmAN Di 29.11. STAR SLiNGeR + teams

So, 06.11.

19:00 Uhr

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Sa, 12.11.

RANDY HANSEN FEAT. LEON HENDRIX | Randy plays Hendrix

Do, 17.11.

KARMA TO BURN

Support: FAT FUCK | Stoner-Doom-Rock

Fr, 18.11.

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FORUM FÜR KULTUR UND POLITIK

CLUB MANUFAKTUR DI., 8. 11., 21 UHR Raphael Saadiq (USA) DO., 10. 11., 21 UHR Bill Callahan (USA) FR., 11. 11., 20.30 UHR Honsinger-Rupp-Borghini Trio





   

                               

(USA, D, I) – Jazz T. Honsinger – Cello O. Rupp – Akustische Gitarre A. Borghini – Kontrabass

Sa., 19.11., 21 Uhr Ja, Panik (A) Mi., 23.11., 20 Uhr

Thomas Melle liest aus Sickster

Fr., 25.11., 20.30 Uhr O. Lee – E. Parker – P. Evans

(Korea, GB, USA) - Jazz O. Lee – Cello, E. Parker – Saxophon, P. Evans – Trompete

Sa., 26.11., 21 Uhr PeterLicht (D) Fr., 2.12., 21 Uhr She Keeps Bees (USA)

          

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03.02. PROJECT PITCHFORK 04.02. KAVANTGARDE WINTERFEST 16.02. CHE SUDAKA 18.02. LAZULI 15.03. POTHEAD 17.03. FEUERSCHWANZ 22.03. CASPER

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Mo. 07.11.

Rocky Votolato (USA)

Di. 08.11.

Wye Oak (USA) + Callers (USA)

Do. 10.11.

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Fr. 11.11.

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Di. 15.11.

Hundreds (D) + Touchy Mob (D)

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Triggerfinger (BEL) + December Peals (D)

Di. 22.11.

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Do. 24.11.

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Mo. 28.11.

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So. 30.10.2011 | Live Music Hall, Köln

Di. 29.11.2011 | Live Music Hall, Köln (Verlegt vom Gloria)

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Fr. 04.11.2011 | Gloria, Köln

KLEE

Fr. 04.11.2011 | Theater am Tanzbrunnen, Köln

CHRISTOPH MARIA HERBST liest „Ein Traum von einem Schiff“ Di. 08.11.2011 | Live Music Hall, Köln

BUSH

WHITE LIES

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS Do. 01.12.2011 | Gloria, Köln

THE FELICE BROTHERS Sa. 03.12.2011 | Gloria, Köln

TROMBONE SHORTY & ORLEANS AVENUE For True Tour

Mi. 09.11.2011 | Live Music Hall, Köln

WIRTZ

Mi. 09.11.2011 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

SEASICK STEVE

Di. 06.12.2011 | Beethovenhalle, Bonn Di. 20.12.2011 | Westfalenhalle 3a, Dortmund

SCHILLER

Mo. 12.12.2011 | Live Music Hall, Köln

Di. 15.11.2011 | Bürgerh. Stollwerck, Köln (vorverlegt vom 08.12.)

MONSTER MAGNET

Do. 17.11.2011 | Gloria, Köln

Do. 15.12.2011 | Mitsubishi Electric Halle, (Ex - Philipshalle), Düsseldorf

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JAMES BLAKE So. 20.11.2011 | Essigfabrik, Köln

ALOE BLACC

BOYCE AVENUE Mi. 23.11.2011 | Live Music Hall, Köln

ZEBRAHEAD special guest: Kids in Glass Houses So. 27.11.2011 | Live Music Hall, Köln

KAISER CHIEFS Mo. 28.11.2011 | Live Music Hall, Köln

dEUS special guest: SX

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Fr. 16.12.2011 | Westfalenhalle 3a, Dortmund

BROILERS

Di. 31.01.2012 | Live Music Hall, Köln

TIM BENDZKO + BAND Mo. 13.02.2012 | Gloria, Köln

THE RIFLES Di. 28.02.2012 | Live Music Hall, Köln

NADA DURF

Di. 01.11.2011 | Mitsubishi Electric Halle (Ex-Philipshalle), Düsseldorf

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LaBrassBanda So. 13.11.2011 | E-Werk, Köln

DEATH CAB FOR CUTIE Mo. 14.11.2011 | E-Werk, Köln

HEATHER NOVA special guest: Sara Johnston (formerly of „Bran Van 3000“) Di. 15.11.2011 | E-Werk, Köln

Fr. 18.11.2011 | Mitsubishi Electric Halle (Ex-Philipshalle), Düsseldorf

Do. 24.11.2011 | E-Werk, Köln

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WILD BEASTS special guest: Dutch Uncles Sa. 05.11.2011 | Luxor, Köln

PIGEON JOHN So. 06.11.2011 | Luxor, Köln

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AN HORSE / TIM NEUHAUS & THE CABINET / HONIG Mi. 09.11.2011 | Luxor, Köln

CHARLES BRADLEY & HIS EXTRAORDINAIRES Do. 10.11.2011 | Gebäude 9, Köln

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SIVERT HØYEM Di. 22.11.2011 | Blue Shell, Köln

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RIVAL SONS Mo. 28.11.2011 | Luxor, Köln

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Do. 01.12.2011 | Luxor, Köln

OTHER LIVES Sa. 12.11.2011 | Luxor, Köln

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LANA DEL REY So. 13.11.2011 | Luxor, Köln

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Mo. 14.11.2011 | Gebäude 9, Köln

THE ANTLERS special guest: Dry the River Mo. 05.12.2011 | Luxor, Köln

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Mo. 14.11.2011 | Blue Shell, Köln

So. 11.12.2011 | Underground, Köln

YODELICE

Di. 15.11.2011 | Luxor, Köln

OKKERVIL RIVER Mi. 16.11.2011 | Luxor, Köln

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Kurt Cobain 1991 im Beehive-plattenladen in Seattle. Foto: Charles Peterson

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G RU NG E

GRUNGE: WIE AUS HOLZFÄLLERN SUPERSTARS WURDEN Recherche und Texte: Thomas Venker, Everett True, Naoko Yamano, Rembert Stiewe, Dirk Mönkemöller Bildredaktion: Martina Kix / Fotos: Charles Peterson und Archiv-Material

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grungE sMELLs LIKE ELFEnstauB Everett True gilt als der Journalist, der Grunge groß geschrieben hat. mit seiner im märz 1989 im englischen melody maker veröffentlichten Geschichte über die Szene in Seattle ebnete er dem Stil in England den Weg. Für intro erinnert er sich an seine drei Wochen in der Sonne der Aufmerksamkeit.

Durch die Jahre mit Grunge 1980 – Bruce Pavitt veröffentlicht die erste Ausgabe des für das Label namensgebenden Subterranean Pop Fanzines.

1981 – Mark Arm, damals Sänger der Ur-GrungeB a n d M r. Epp And The Calculations, benutzt erstmals in Seattle das Wort Grunge, um Mark McLaughlin vom Seattler Fanzine Desperate Times die Musik seiner Band zu beschreiben: »Pure grunge! Pure noise! Pure shit!« Arm verwies später auf die Genese der Genrebegriffl ichkeit in Australien im Umfeld der Beasts of Bourbon und The Scientists.

frühjahr 1984 – Green River gründen sich in der Besetzung Mark Arm, Steve Turner, Alex Vincent und Jeff Ament. Stone Gossard stößt nach dem ersten Konzert dazu. Arm und Turner werden später die Hauptachse von Mudhoney bilden, Ament und Gossard Mother Love Bone und Pearl Jam gründen. 24. februar 1985 – Sound Garden, damals schrieb sich die Band noch auseinander, spielen ihr zweites Konzert im omni Room Rock Theatre in Seattle. Mit auf der Bühne stehen die Melvins und Hüsker Dü.

1986 – Die »Deep Six«-Compilation erscheint auf C/z Records. Green River, Soundgarden, Melvins, Malfunkshun, Skin Yard und The U-Men sind jeweils gleich mit mehreren Songs vertreten. Produzent Jack Endino erinnert sich an die Reaktionen: »Die Leute fragten irritiert, was das für Musik sein soll. Metal ist es ja nicht, oder? Punk aber auch nicht. Was ist es denn gottverdammt noch mal?«

COveR

1986 – Bruce Pavitt veröffentlicht parallel die »Sub Pop 100«-Compilation und die Green-River-EP »Dry As A Bone« auf dem neu gegründeten Label Sub Pop. Kurze zeit später steigt Jonathan Poneman ein und hilft Pavitt bei der Finanzierung der SoundgardenEP »Screaming Life«. 1. april 1988 – Bruce Pavitt und Jonathan Poneman mieten den ersten offi ziellen Büroraum für Sub Pop an.


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Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr Wenn uns der Film »Almost Famous« eines lehrt, dann die Lektion von der Vergänglichkeit der Coolness. Doch hast du sie einmal gekostet, wirst du eben immer wieder in Versuchung geführt. Und irgendwann machst du dich nur noch lächerlich. Viel zu spät habe ich mir damals einen Bart wachsen lassen, und bis ich meinen Namen von Jack Thackray in Everett True änderte, hatte mich nie jemand attraktiv gefunden. Doch was bedeuten schon Namen. Und wofür soll die Marke Everett True im Jahr 2011 überhaupt noch stehen? Wofür steht Sub Pop heute, mehr als zwanzig Jahre nach Gründung des Labels? Und wie steht es um die Beziehung zwischen Everett True und Sub Pop? Als Krist Novoselic von Nirvana 1992 das erste Mal mit dem Trinken aufhörte, berichtete er seinen Bandkollegen, er vermisse die Spontaneität und Kreativität, die sich aus dem Rausch ergebe. Als ich Krist gegen Mitte der Nullerjahre wieder traf, endeten wir an der Bar und betranken uns mit 20-Dollar-Whiskyshots. Anschließend setzte er seinen Wagen in die Leitplanken. Wen interessiert es, was damals wirklich passiert ist? Wie groß waren Green River? oder The U-Men? Flipper? Die Wipers? Niemand wird es je genau wissen. Weil die zahl der zeitzeugen überschaubar geblieben ist. Dabei hatte es in den Achtzigern in den Provinzen jede Menge großartige Musik gegeben ... Doch dann kam Seattle und fegte alles weg. Plötzlich sprach jeder von Grunge. Sub Pop hatte mich das erste Mal mit dem, was man »stumpfe Rockmusik« nennt, in Berührung gebracht. Dabei hatte Punk uns in den Achtzigern ein ganzes Jahrzehnt lang eingetrichtert, wie falsch Rockmusik sei. Für jeden halbwegs feministisch und freidenkerisch

oktober 1988 – Die MudhoneyDebüt-EP »Superfuzz Bigmuff« erscheint, benannt nach zwei für den Grunge wichtigen Effekten. 18. märz 1989 – Sub Pop fliegt den britischen Musikjournalisten Everett True für eine zweite Story im Melody Maker nach Seattle ein. Die Geschichte tritt in England einen Grunge-Hype los. 9. Juni 1989 – Das Nirvana-Debüt »Bleach« erscheint, nachdem bereits im November des Vorjahres die »Love Buzz«-Single im Sub Pop Singles Club herausgekommen war.

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geschulten Menschen war einfach klar, dass sie zerstört gehörte. Sub Pop kommt das Verdienst zu, Rockmusik von ihrem Ruch befreit zu haben. Es machte wieder Spaß, zu schwitzen, zu sabbern und den Kopf vor dem Verstärker bis zur Besinnungslosigkeit zu schütteln. Man musste sich nicht mehr schämen, ein Rocker zu sein.

Ein neues Wort: Grunge

erstes Soundgarden Demo, damals noch auf tape

everett true und Kurt Cobain

Das erste Mal bin ich Sub Pop begegnet, als ich im Frühjahr 1989 von zu Hause aus für den Melody Maker eine Titelgeschichte abliefern musste. Meine erste Coverstory überhaupt, ich hatte vierundzwanzig Stunden zeit. Der Artikel war zweigeteilt. Der erste Teil sollte sich nur mit Mudhoney befassen und war sehr schlecht geschrieben. Der zweite Teil behandelte die Compilation »Sub Pop 200« – mit Soundgarden, TAD, Nirvana, Beat Happening, Screaming Trees und so weiter – und wurde mir von Sub-Pop-Mitbetreiber Jonathan Poneman am Telefon gewissermaßen direkt aus Seattle diktiert. Mein Eigenanteil an der Story war also relativ gering, doch immerhin wusste ich ein neues Wort im Rocklexikon zu etablieren: »Grunge«. Am Ende der Geschichte hatte ich mir einen Virus eingefangen, meine Schreibmaschine gecrasht und musste noch in der Nacht durch halb London in die Redaktion rasen, um meine Story zu beenden, während ich mir die Seele aus dem Leib kotzte.

Das erste mal: Seattle

Smith tower in Seattle

19. märz 1990 – Der Mother-Love-BoneSä nger A nd rew Wood stirbt an einer überdosis Heroin. Sein Mitbewohner Chris Cornell, Sänger von Soundgarden, initiiert das Trauerprojekt Temple of The Dog, aus dem später Pearl Jam hervorgehen werden. Mit dabei bei ToTD: Jeff Ament, Stone Gossard, Mike McCready, Matt Cameron und Eddie Vedder. 22. oktober 1990 – Pearl Jam spielen, damals noch unter dem Namen Mookie Blaylock, im off Ramp Club in Seattle ihr erstes Konzert.

10. September 1991 – Nirvana wechseln für 72.000 Dollar (und zwei Prozentpunkte Tantiemen der kommenden beiden Alben) zu Geffen. Dort erscheint als erste Single »Smells Like Teen Spirit«, am 24. September folgt das Album »Nevermind« (im Januar des folgenden Jahres wird es Michael Jackson von der Spitze der US-Billboard-Charts stoßen und bis zu 400.000 Einheiten die Woche verkaufen). Beide werden zu Riesenhits und verändern die amerikanische Independent-Musikszene für immer. Plötzlich will jeder A&R eine Band aus Seattle signen. Die Konsequenz: Viele Bands ziehen extra nach Seattle.

Wenige Wochen später ging es das erste Mal richtig rüber. Der Flieger landete in Seattle mitten im Schneesturm, der so dicht war, dass ich den Boden erst drei Tage später wieder zu Gesicht bekam. Mudhoney, die ich für eine weitere Story diesmal vor ort besuchen durfte, holten mich ab und brachten mich in ein Café Ecke Virginia und 1st Street, gegenüber dem Terminal Sales Building. In dessen elfter Etage

1991 – Everett True stellt bei einem Konzert von den Butthole Surfers und L7 Courtney Love und Kurt Cobain einander vor. Die beiden werden in der Folge zu den Sid & Nancy des Grunge, True bleibt ihr loyaler Freund.

1992 – Cameron Crows Film »Singles« kommt in die Kinos. Neben den in den Hauptrollen besetzten Bridget Fonda, Campbell Scott, Kyra Sedgwick und Matt Dillon gibt es Gastauftritte der Pearl-Jam-Mitglieder Eddie Vedder, Jeff Ament und Stone Gossard sowie Konzertszenen mit Soundgarden und Alice In Chains. Der Soundtrack kommt vom Replacements-Sänger Paul Westerberg und beinhaltet Songs von Mudhoney, Smashing Pumpkins, Soundgarden und Alice In Chains.


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befand sich das alte Büro von Sub Pop. Dort hingen Plakate, auf denen schon ironisch die Welteroberung angekündigt wurde. Merke: Sei immer vorsichtig mit deinen Prognosen. Sie könnten sich eines Tages erfüllen. Seattle war und ist eine abgeschiedene nordwestliche Stadt mit provinziellem Flair. Doch wie überall gab es auch hier eine Szene und eine Handvoll interessanter orte: Capitol Hill, den Rotlichtbezirk um die 1st Avenue, wo auch das oK Hotel und The Vogue beheimatet waren, in denen Sub-Pop-Gründer Bruce Pavitt zwischen HipHop-DJs seinen Stoner Rock auflegen durfte. Was Seattle von Dutzenden anderen vergleichbaren Städten unterschied, war sein insularer Status. Die Rockbands aus Seattle schienen alle mit ähnlicher Musik sozialisiert worden zu sein: The Stooges, Black Sabbath, Homeboy Jimi Hendrix und den lokalen Sechzigerjahre-Protopunks The Sonics. Die wenigsten von ihnen schienen sich mit dem Drei-Minuten-Dogma von Punk arrangieren zu können. Schon die Achtzigerjahre-Garagenbands aus der Gegend wie The U-Men, Screaming Trees und Green River (die schließlich Mother Love Bone, Mudhoney und Pearl Jam hervorbrachten) hatten die Grundregeln des Punk außer Kraft gesetzt. Seattle ist aus zwei Gründen explodiert. Erstens: Der plötzliche Hype um Sub Pop 1989. (Die von mir geschriebene Coverstory trat eine Kette von Ereignissen los, die in einem beispiellosen

Afghan Whigs

Jonathan poneman und one-night-Stand

Die frühen Soundgarden

»Der Seattle-Look war bei den meisten eher eine Begleiterscheinung des prekären Daseins. Ehe sich Amazon und microsoft hier ansiedelten, war Seattle eine verarmte Stadt.«

1992 – Everett True rollt Kurt Cobain beim Nirvana-Auftritt in Reading im Rollstuhl auf die Bühne. Das dazugehörige Bild ist eines der meistgedruckten Grunge-Artefakte.

august 1991 – Der in Los Angeles beheimatete Filmemacher Dave Markey begleitet Nirvana und Sonic Youth auf ihrer zweiwöchigen EuropaSommertournee. Die Dokumentation hört auf den signifikanten Namen »The Year Punk Broke« und featuret neben den beiden Hauptacts auch Dinosaur Jr, Babes In Toyland, Gumball, Mudhoney und die Ramones. 1. märz 1994 – Nirvana spielen im Terminal 1 des Flughafen München-Riehm ihr letztes Konzert.

Medienhype gipfelten, der nur durch Cobains Tod 1994 übertroffen werden konnte.) zweitens: Es war die Wahlheimat von Nirvana, der letzten großen amerikanischen Rockband. Doch schon vor »Nevermind« ist Seattle in den Medien zum Hotspot erklärt worden. Soundgarden und Mudhoney spielten in einer eigenen Liga, später folgten noch Alice In Chains nach. Und man kommt nicht umhin, Pearl Jam zu erwähnen, auch wenn einige von uns sie gerne verschweigen würden. Und es gab Mother Love Bone. Doch Mudhoney waren die Könige. Vermutlich waren es Mark Arms Grimassen, die er sich von Iggy abgeguckt hatte, und Steve Turners spröde, beinahe Mod‘hafte Gitarrenriffs, die Mudhoney ins zentrum des Geschehens rückten und nicht Nirvana, die schon zu zeiten ihres von Jack Endino produzierten Debüts »Bleach« deutlich kommerzieller klangen als ihre raueren Counterparts. Wie die meisten Bands in der Stadt wurden nämlich auch Mudhoney von Jack Endino produziert. Die billigen Verstärker in den Reciprocal Studios wurden einfach auf maximale Lautstärke gedreht, man scherte sich einen Teufel um Verzerrungen und Dissonanzen. Im Gegenteil, sie gehörten zum guten Ton. Der Grunge-Look wurde durch die Bilder des Fotografen Charles Petterson schließlich in alle Welt verbreitet, und Sub Pop sorgte für die Produktionsmittel und den Hype. Doch Endino schuf erst den Sound of Seattle. Nach und nach wurden auch Bands von außerhalb der Stadt in den großen Grunge-Topf geworfen. Etwa die aus Minneapolis stammenden Babes In Toyland oder Hole aus L.A. mit Hollywoods notorischer zweiter Geige Courtney Love. Und natürlich L7 und Afghan Whigs und all die anderen Bands, die sich am Ende als gar nicht sonderlich grungy entpuppen sollten. Andererseits gab es Bands aus aller Welt, die für den Seattle-Sound gewissermaßen wegbereitend waren, zum Beispiel die Melvins aus Aberdeen und Killdozer aus Minneapolis, The

Sommer 1994 – Pearl Jam starten ihren Feldzug gegen den US-Monopolisten Ticketmaster, der auf jedes Konzertticket eine zusatzgebühr erhebt. obwohl sich die Einnahmeverluste fatal auf die Tourneen der Band auswirken, gibt diese damals nicht nach.

5. april 1994 – Kurt Cobain erschießt sich in seinem Haus in Seattle. Das defi nitive Ende der Grungemania – und der Beginn einer absurden Welle von Verschwörungstheorien. Am folgenden Tag spricht Courtney Love vor Tausenden trauernden Fans im zentrum von Seattle.

1. mai 1995 – Sub Pop geht ein Joint Venture mit dem MajorLabel Warner ein. In der Folge verliert der europäische Lizenznehmer Glitterhouse alle Rechte – und Sub Pop in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung in Europa.

Juni 1995 – Bruce Pavitt steigt ein halbes Jahr nach dem Joint Venture aus, um sich zur Ruhe zu setzen. 2007 wird er wieder ins Unternehmen zurückkehren.


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Scientists und Mark of Cain aus Australien und noch ein paar andere. Und dann gab es eben genau diesen Rattenschwanz von provinziellem Dreck, der sich in der Hoffnung auf ein bisschen MTV-Airplay in Folge mit dem Label »Grunge« schmückte – Spin Doctors, Stone Temple Pilots, Smashing Pumpkins, Live, Staind, Bush, Better Than Ezra, Creed ... und tausend weitere.

Von einem metzger und Holzfäller

berühmte transparente Vinyl. Die Sleeves waren eigentlich für Prince gedacht, der sie für seine neue Single verwenden wollte, aber er änderte in der letzten Sekunde seine Meinung.

pearl Jam im oval office

Man ist immer versucht, eine Szene auf ein oder zwei griffige Symbole zu reduzieren. Bei Grunge sind das Holzfällerhemden und die laute, lethargische Musik. Dabei war der Seattle-Look bei den meisten eher eine Begleiterscheinung des prekären Daseins. Denn ehe sich Amazon und Microsoft hier ansiedelten, war Seattle eine ziemlich verarmte Stadt. Tad Doyle (Sänger von TAD): Das ist wieder dieses Sub-Pop-Hypeding. Nachdem ich von der Highschool kam, habe ich mal eine zeit lang Klafterholz in Stanley, Idaho gehackt. Das ist aber auch wirklich das Einzige, was mich in die Nähe eines Holzfällers rückt. mir wurde gesagt, du seist metzger. Das stimmt. Ich war ein Metzgergeselle. Hätte schlimmer kommen können. Ich habe aber in keiner dieser Anlagen gearbeitet, wo das eigentliche Gemetzel stattfindet. Ich trug die Tierhälften durch die Gegend und musste sie dann aufbereiten. ihr seid für einige der ersten platten im Katalog von Sub pop verantwortlich. Die erste Aufnahme, die je bei Sub Pop veröffentlicht worden ist, war meine Single. Ich bekam eine kleine Steuerrückzahlung und trug das Geld in die Reciprocal Studios, wo ich »Ritual Device«, »Tuna Car« und »Daisy« aufnahm. Die beiden ersten Songs kamen auf die Single – das

1995 – Die Hambu rger I nd iePunk-Band Tocotronic spielt den Song »Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk« ein. Der Regisseur Henrik Peschel dreht einen kongenialen Clip dazu. 20. Juni 2000 – Während des Auftritts von Pearl Jam beim Roskilde Festival kommen neun Menschen ums Leben. Die Band zieht sich daraufhin für ein Jahr zurück und beginnt erst wieder im August 2001 mit Konzerten, zu Beginn mit erheblichen emotionalen Schwierigkeiten.

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tAD

Die ungeputzten mudhoney

unsane: »Vandal-x«

19. Juni 2001 – Das Debütalbum von The Shins, »oh, Inverted World«, erscheint auf Sub Pop – mit Katalognummer 550 kommt wieder Schwung in das für längere zeit eher bedeutungslose Labelrepertoire. In der Folge erscheinen weitere erfolgreiche Neusignings wie Postal Services, Fleet Foxes und Iron And Wine.

2005 – Der amerikanische Regisseur Gus Van Sant dreht »Last Days«, einen Film über einen mit seiner Karriere hadernden Sänger einer Rockband – die Vorlage dafür war Kurt Cobain. Die Rolle der Bandmanagerin spielt Kim Gordon von Sonic Youth, den Soundtrack stellte ihr Bandkollege und Ehemann Thurston Moore zusammen.

Es ist nicht wichtig, dass bereits seit zwanzig Jahren von Grunge geredet wird. Warum muss immer aus allem eine Legende gestrickt werden? Ich selbst bin natürlich nicht unschuldig daran. Hört! Hört meine Finger auf die Tasten hämmern und die Legende am Leben erhalten, so wie Green River die Stooges am Leben erhalten haben, wie schon Nick Caves Gang aus Melbourne die Stooges ein Jahrzehnt zuvor wiederbeleben wollte. Meine letzte Sub-Pop-Begegnung war während einer Ausstellungseröffnung von Robert Crumb, bei der ich die ganze zeit mit Steve Fisk verwechselt worden bin. »Hey Steve, alles gut?« Doch was war bloß aus Seattle geworden? Die Bäume an den Straßenrändern tadellos gestutzt, die heruntergekommenen Cafés in der Gegend von Capitol Hill durch goldene Starbucks-Container ersetzt ... Die Emerald City erstrahlte nur so in Einförmigkeit. Moment. Kann es sein, dass die Geschichte auch an diesem ort ihre Spuren hinterlassen hat? Seit meinem ersten Besuch sind immerhin zweiundzwanzig Jahre vergangen. Das ist eine lange zeit, denn heute sind es die Töchter und Söhne jener Generation, die bei Dick’s Drive-in ihre Burger zu den üblen Riffs von Cat Butt und Swallow heruntergewürgt hat, welche nun von Sub Pop gesignt werden. »Die Szene ist noch genau so gesund wie damals«, sagt Jack Endino heute. »Nachdem Hunderte von Bands ihren ›großen Durchbruch‹ hatten und gedroppt wurden, als der Hype um Grunge vorbei war, landeten viele wieder auf dem Boden der Tatsachen. Die Leidenschaftlichen machen immer weiter. Diejenigen, die damals nur Karriere machen wollten, arbeiten jetzt bei Microsoft oder Amazon. Das ist eben der Lauf der Dinge.« Übersetzung: Sebastian Ingenhoff

1. april 2009 – 21 Jahre nachdem Sub Pop sein erstes Büro angemietet hat, erscheint »Grunge Is Dead«, das oral-History-Buch des amerikanischen Autoren Greg Prato (links im Bild) bei ECW Press. Prato führte dafür 130 Interviews mit allen wichtigen Protagonisten der Grunge-Ära.

2011 – Eddie Vedder veröffentlicht ein mit der Ukulele aufgenommenes Album. Dirk Mönkemöller widmet ihm dafür in Intro zu Recht einen »Bodycheck«. 24. September 2011 – 20 Jahre »Nevermind«.


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SHoNEN KNiFE AUF ToUR miT NiRVANA Die japanischen Ramones, Shonen Knife, veröffentlichten in den 90er-Jahren ihren süßen PopPunk auf Sub Pop. mittlerweile gibt es die Band seit 30 Jahren, und gemäß ihrem motto »Rock Forever« haben sie mit »Free Time« (Damnably Records) gerade ein neues Album herausgebracht. Für intro erinnert sich Sängerin Naoko Yamano an die gemeinsamen Tourneen mit Nirvana. »Im Nachhinein hört sich das großartig an: Wir sind mit Nirvana getourt. Aber als wir das Angebot bekamen, kannten wir sie gar nicht. Kurt hatte unsere Show in Los Angeles 1991 besucht und mochte uns. Dass sie zu diesem zeitpunkt in den USA schon richtig groß waren, war uns nicht bewusst. Wir waren dann zweimal mit ihnen auf Tour. Das erste Mal im November/Dezember 1991 für neun Shows in England und dann noch mal im Dezember 1993 für acht Shows in Amerika. Ich erinnere mich noch, wie wir die 91er-Tour im Londoner Kilburn National Ball Room beendet haben – das mit 2500 Besuchern mehr als ausverkauft war. Nirvana haben uns danach Blumen gebracht – überhaupt waren sie sehr freundlich zu uns und kümmerten sich toll. Dave hat uns an diesem Abend sogar beim Bühnenaufbau geholfen. Kurt dagegen

war introvertiert. Aber auch bei ihm spürte man, dass er sich bemühte. Er sah wie ein Engel aus, seine Augen waren aus einem klaren Blau wie der ozean. Und er war ein toller Gitarrist, sie coverten unseren Song ›Twist Barbie‹, die Akkorde hatte er sofort drauf. Ich bin von der Musik von Nirvana beeinflusst. Ich mochte diesen Kontrast von Laut und Leise, überhaupt sind es großartige Songs. Ich wünschte, ich könnte wie er singen. Es war eine große Geste, dass sie uns mit auf Tour nahmen, denn Shonen Knife waren in den 80er- und 90er-Jahren sehr einfach – wir waren weit von den Qualitäten der anderen Bands entfernt. Unsere Musik war simpel – aber Pop. Wir sangen über Süßigkeiten, Tiere und das Spaßhaben, wir waren ja auch drei japanische Mädchen, die die gleichen Klamotten trugen.«


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GLiTTERHoUSE WiE DER GRUNGE NACH BEVERUNGEN KAm Zwischen 1988 und 1996 war Glitterhouse die offizielle Europa-Niederlassung von Sub Pop. Labelmitbetreiber Rembert Stiewe erinnert sich an aufregende Tage und einige wirtschaftliche Fehlentscheidungen. »Ach damals. Das waren zeiten. Mit Glitterhouse Records schlingerte man ständig zwischen größtmöglicher Selbstausbeutung, Begeisterung und Irrsinn hin und her. Einem Fanzine entsprungen, hielt sich das Kleinlabel mal wacker, mal wackelig. Bis Reinhard Holstein, Glitterhouse-Betreiber, angelockt von der Besprechung einer 7-Inch-Single von Green River in einem amerikanischen Fanzine, 1988 seinen Urlaub in Seattle verbrachte. Und mich anrief: ›Mensch, das glaubst du nicht, hier ist die Hölle los, überall Konzerte, Seattle explodiert gerade!‹ Er besuchte die Sub-Pop-Betreiber Jonathan Poneman und Bruce Pavitt in ihrer der unsrigen durchaus ähnlichen Plattenklitsche. Die freuten sich wie blöd, dass jemand aus Europa ihre Veröffentlichungen lizenzieren wollte. Gesagt, getan. Green River, Mudhoney, TAD, Blood Circus – fast wöchentlich ließen wir ab 1988 neue Grunge-Veröffentlichungen auf Europa los. Mit Mudhoneys Auftritt bei den Berlin Independence Days dann auch live – das erste Grunge-Konzert auf europäischem Boden. Plötzlich hatten wir Titelseiten in England: Melody Maker und NME überschlugen sich fast. Alle Welt trug Holzfällerhemden.

Wir sind allerdings die, die nie Soundgarden hatten: Der Typ sang uns viel zu hoch – und überhaupt, das klang doch eher wie kalifornisches Stretchhosen-zeug. Und Nirvana hatten wir auch nicht. Leider. Irgendein Blödmann aus England, der sich in Kalifornien niedergelassen hatte, nach Seattle fuhr, dort auf dicke Fettleber machte und damit angab, in Großbritannien – bekanntermaßen für alle Amis der Nabel europäischen Musikschaffens – ganz doll im Geschäft zu sein, machte das Rennen. Angeblich soll er zu zeiten, als Nirvana noch bei Blood Circus das Vorprogramm bestritten, auf dem Sims eines offenen Fensters im damaligen Sub-PopHeadquarter kniend, damit gedroht haben, sich hinunterzustürzen, falls er nicht Nirvana für Europa lizenzieren dürfe. Das Label hieß Tupelo, und der Mann hatte einen guten Geschmack. Poneman und Pavitt wollten kein Menschenleben auf dem Gewissen haben. Knapp zwei Jahre später standen sie dem Typen erneut gegenüber, diesmal vor Gericht – zahlungsmoral war seine Stärke nicht. Statt Nirvana hatten wir Cat Butt, statt Soundgarden Swallow. Kannte keine Sau. Egal. War ’ne fantastische zeit.«


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PimP YoUR GRUNGE CoLLECTioN Halten wir uns nicht groß mit den Klassikern des Grunge auf, die kennt und hat jeder. Das hier sind die Geheimtipps der intro-Redaktion. GREEN RiVER »DRY AS A BoNE« (1987)

Auch wenn man sich streiten kann, ob diese Debüt-EP schon als Grunge bezeichnet werden darf, »Dry As A Bone« hat sämtliche Trademarks aufzubieten. Mit dieser vom »Bleach«-Produzenten Jack Endino aufgenommenen EP wird die Welt zudem auf das gerade erst gegründete Sub-Pop-Label aufmerksam. Der wütende, räudige Seattle-Sound führt von hier direkt zu Bands wie Mudhoney und Pearl Jam. Carsten Schumacher

BULLET LAVoLTA »THE GiFT« (1989)

Auch wenn sie mit ihrem rotzigen Rock, der Motörhead, Kiss und Black Flag zusammendenkt, aus Seattles Punkszene hätten stammen können, Bullet LaVolta waren auf der anderen Seite Amerikas angesiedelt, in Boston. Dort erschien auf Taang! Records (Moving Targets, Lemonheads) auch das Debüt der Band, bevor diese im zuge des Grungebooms beim Major RCA landete. Die Band konnte aber leider nie große Erfolge einheimsen . Thomas Venker

L7 »SmELL THE mAGiC«

TEmPLE oF THE DoG »TEmPLE oF THE DoG«

DAiSY CHAiNSAW »ELEVENTEEN«

(1991)

(1992)

Der einzige Grund für die Das Debüt der Band um KatExistenz von Temple of The ie Jane Garside, »one of the Dog war ein Todesfall. Der first true Riot Grrrls« (CourtMother-Love-Bone-Sänger ney Love). Hier mischt sich Andrew Wood war 1990 an kompromissloser Noise mit einer überdosis Heroin verder wilden Energie des Grunstorben. Chris Cornell initiiertedas Projekt, ge. Nach »Eleventeen« und Support von Hole an dem Freunde teilnahmen und aus dem spä- und Mudhoney beschloss Katie Jane, auf ihrem Hausboot zu verschwinden. ter Pearl Jam hervorgingen. Es gab ein Album Holger Risse mit dem Hit »Hunger Strike« und ein einziges Konzert. Mehr brauchte es auch nicht, um diese Band zu einer Legende zu machen. Christian Steinbrink (1993)

TAD »iNHALER«

SCREAmiNG TREES »SWEET oBLiViAN« (1992)

Beeindruckend an diesem Album ist in der Retrospektive, was für eine wunderbar versoffene Stimme Mark Lanegan mit bereits 28 Jahren hatte. Ansonsten wirkt der Stil auf dem erfolgreichsten Album der Screaming Trees, die aus Ellensburg, Washington State stammten, heute fast antik: Der raue Up-Tempo-Rock scheint noch mehr dem Blues als der Verheißung kreischender Verzerrer verpflichtet. Wenige Tage vor Release dieses Heftes erschien mit »Last Words: The Final Recordings« übrigens das Ende der 90er aufgenommene und nie erschienene letzte Album der Band. Felix Scharlau

(1990)

Den Namen des Allgirl-Quartetts aus L.A. muss man sich grafisch erklären. Er bedeutet so etwas wie Squarehead, also Quadratschädel. Durchaus passend für eine offensive, abgefuckte Grunge-Band. Vor ihrem 1992er, von Butch Vig (»Nevermind«) produzierten GenreKlassiker »Bricks Are Heavy« klangen sie auf dem zwei Jahre früher entstandenen »Smell The Magic« noch weitaus punkiger und verrotzter. Gern mal unterschlagene Highlight-Band, die auch für Riot Grrrl große Bedeutung besaß. Linus Volkmann

BABES iN ToYLAND »FoNTANELLE« (1992)

Eins der besten Alben der Neunziger überhaupt kommt von Babes In Toyland. Kat Bjelland ist talentierter als Kurt Cobain und Courtney Love zusammen, auf der zweiten platte der Band stülpt sie die Gewalt von innen nach außen – und nicht wie so viele wehleidige männliche Grunger von außen nach innen. Anspieltipps: »Bruise Violet« und der Porzellan zerschlagende Schlusssong »Gone«. Wolfgang Frömberg

Gegen TAD wirkten selbst Dampfwalzen wie Soundgarden oder Alice In Chains feingliedrig. Das von J Mascis produzierte »Inhaler« klingt mit Songs wie »Throat Locust« im Vergleich roh und direkt. TAD bewiesen darauf aber auch Humor und ein Händchen für großartige Melodien. Christian Steinbrink

ALABAmA KiDS »DRoWSY DRiVER« (1993)

Das dritte, letzte und großartigste Album der längst vergessenen Psychedelic-NoiseGrunge-Band aus Eindhoven. Melodieseliger Drone-Rock, der sich vom markigen Nirvana-Trademark uninspiriert zeigte und sein völlig eigenes Noise-Kiff-Ding machte. Aus den Trümmern der Alabama Kids formierten sich später 35007. Felix Scharlau

SPoRT »ALLES iN oRDNUNG« (1997)

Sport setzten den amerikanischen Alternative-Sound derart schlüssig und knallend in eine deutsche Entsprechung. Stücke wie »Läufer« oder »Headquarter« sind dahingehend bis heute unerreicht. Linus Volkmann


Zitate in Grunge 1:

im Studio mit Jack Endino »Die Aufnahmen zum ersten Soloalbum von Mark Lanegan, ›The Winding Sheet‹, sind meine Lieblingssession. Wir brauchten nicht mal eine Woche, es hat unheimlich Spaß gemacht – und das Ergebnis ist für mich pure Magie. 1990 gab es niemand anderen, der ein solches Album aufgenommen hätte. Deswegen verstand es damals auch kaum einer – leider haben es viele LaneganFans bis heute nicht gehört.« Jack endino ist der Produzent des Sound of Grunge. Unter anderem nahm er auch die erste Nirvana-Single »Love Buzz / Big Cheese« auf. Zitate in Grunge 2:

Die Geburtsstunde des Grunge »Das war mehr ein Zufall. Es ging uns ja nicht darum, Grunge zu popularisieren, wir wollten in erster Linie Mudhoney berühmt machen. Wir waren alles andere als die Speerspitze irgendeiner Bewegung. Wir wollten keinen Rattenschwanz, der uns nachfolgt. Natürlich fanden wir es schön, dass ein paar Freunde von dem Rummel mit profitieren konnten. Doch dieses ganze große Ding namens Grunge, das schließlich entstanden ist, hatte nicht mehr besonders viel mit uns zu tun.« mark Arm war Sänger der Ur-Grunge-Band Green River und ist noch immer der Frontmann von Mudhoney. Zitate in Grunge 3:

Der Sub Pop Singles Club »Der Grund dafür, dass der Club solch eine Signalwirkung hatte, war ganz simpel: Wir arbeiteten mit Bands, die später bekannt wurden. Die ersten Sub-Pop-Singles kamen von Nirvana, Afghan Whigs oder den Flaming Lips. Viele dieser Bands wurden später total dafür abgefeiert, ihre Singles bei uns herausgebracht zu haben. Hinzu kam, dass wir die Singles nur limitiert auflegten – deswegen waren sie immer so schnell ausverkauft, dass Händler und Fans uns wutentbrannt anriefen, weil sie nicht alle Singles bekommen konnten. Der Club war also die Idee, dass jeder garantiert eine Single bekommt.« (Sub-PopMitbetreiber Jonathan Poneman 2008 im Gespräch mit Intro) Die von Sub-Pop-Artdirector Jeff Kleinsmith designten, im signifi kanten Einheitslook gehaltenen Singles des Clubs erschienen im monatlichen Rhythmus in limitierter Auflage und gehören heute zu den gejagtesten Grunge-Artefakten.

ToP 3

Zweite Chance nicht alle Bands, die es verdient haben, schaffen es an die Spitze der Charts. Da duldete Grunge keine Ausnahme. Sub-pop-mitbetreiber Jonathan poneman über drei seiner lieblinge, die mehr fans verdient hätten.

1 Six Finger Satellite

Da war unter anderem Juan McLean als Gitarrist dabei, der jetzt Dance-Musik für das DFALabel macht. Sie verwiesen bereits in den frühen 90ern auf Bands wie Gang of Four und andere, die am Anfang des 21. Jahrhunderts wieder entdeckt wurden. Es gab nur ganz wenige Leute, die sie kannten, aber trotzdem waren sie eine der besten Livebands, die es jemals auf Sub Pop gab.

2 Zumpano

Der Sänger und Hauptsongschreiber war Carl Newman, der später zu The New Pornographers ging. zumpano haben zwei Platten auf Sub Pop herausgebracht. Wären diese Alben acht Jahre später gekommen, wäre diese Band viel berühmter geworden. Die Musik von ihnen klang viel mehr nach Retro, als es die New Pornographers heute tun, war aber nicht so rockig. Beide Platten sind wirkliche Klassiker, und trotzdem verkauften sie sich beide total miserabel.

3 The Go

Jack White hat zeitweise mit ihnen gespielt und ist auch auf ihrem Album »What You‘re Doin«, vertreten, welches Mitte der Neunziger über Sub Pop erschien.


128

DAmALS

BoDYCHECK: TAD Tad Doyle ebnete musikalisch und stilistisch dem, was später als Grunge ein Welterfolg werden sollte, ab Ende der 80er-Jahre den Weg. mit der Einschränkung: Er selbst hatte mit seiner Band TAD nie den Erfolg, der seinen Bewunderer Kurt Cobain später überrollen sollte. Tad Doyle, geboren in Idaho, war die Personifizierung der GrungeSzene von Seattle, der er ab 1987 angehörte: lange fettige Haare, Flanellhemden, abgeschmackte Wollmützen oder zerschlissene Truckercaps. Er muss geradezu nach Schweiß und Bourbon riechen. Am 26. September wurde Tad übrigens 50 Jahre alt. Und wenn man mal genau hinschaut, fällt auf: Er sieht inzwischen ein bisschen aus wie Bud Spencer.

Ein Tinnitus ist die Strafe dafür, jahrelang als lauteste Band Seattles gegolten zu haben. Angeblich soll Tad bereits mit 14 Jahren solch eine Kettensäge geschenkt bekommen haben. ob es mit seinem Beruf zu tun hatte, den er damals erlernte: Schlachter? oder war das alles nur geschicktes Marketing seines Labels Sub Pop? Stark: Tad hat einmal aus Wut mit bloßen Händen ein Urinal aus der Wand gerissen.

Ursprünglich war Tad Schlagzeuger, erst bei der nach ihm benannten Band übernahm er ab 1988 dann Gitarre und Gesang.

Ärger hatte die Band oft: mal mit der Firma Pepsi, nachdem sie für eine Single deren Logo kopiert hatten; mal mit einem Kerl, den sie auf dem Cover der LP »8-Way Santa« zeigten, wie er einer Frau an die Brust langt. Und schließlich mit Bill Clinton, den sie auf einem Poster zum Album »Inhaler« mit einem Joint zeigten, darunter stand: »It’s heavy shit.«

Unschön: Chronische Magenprobleme sorgen bei Tad für ausgiebige Kotzerei. Spielte neben Schönheiten wie Bridget Fonda und Matt Dillon eine kleine Szene in dem Film »Singles«.

E

NG

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Grunge-Hoodie

Passend zum Thema haben wir ein exklusives Hoodie-Motiv designt. Erhältlich für 39,90 Euro unter www.intro.de/shop. Siehe auch Seite 89. Im Shop gibt es auch die Shirts und Singles zu den vergangegen 20-Jahre-Spezials.

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SMOKE CRACK

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Picture-Vinyl-Single

Die Hamburger Noise-Rocker Sport haben sich Mudhoneys »Touch Me I‘m Sick« angenommen, die Berlin/Wien-Formation Luise Pop covert »Fast And Frightening« von L7. Wie immer gilt: schwer limitiert. Erhältlich in ausgewählten Plattenläden und im Intro Shop.

Videos via Putpat

Fertig gelesen? Dann geht die 90er-zeitreise auf Intro TV weiter. Wir haben unter www.intro.de/spezial/grunge die besten Videos von Nirvana, TAD, Mudhoney und Co. als Playlist im Putpat-Player laufen. 24 Stunden, sieben Tage die Woche.


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