© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK (3)
Hungerburgsee mit Hotel Hungerburgseehof. Farbpostkarte, zwischen 1912 und 1920
Innsbruck vor 100 Jahren von Angelika Kollmann-Rozin
2. Juli 1920 Über die Badegäste des Hungerburgseehotels, denen man ja den gesunden Genuß der Luft-, Wasser-, und Sonnenbäder gewiß gerne vergönnt, geht uns eine Beschwerde zu, in der es heißt: Man braucht kein Nörgler zu sein, aber es geht einem doch gegen alles Sittlichkeitsgefühl, wenn man im Garten des Seehotels neben den anderen Gästen, es sind Frauen und Kinder, nackte Burschen sitzen sieht, welche sich beim Bier ungeniert
unterhalten. Die nasse, zusammengeschrumpfte Schwimmhose ist schon keine Bekleidung mehr zu nennen. Beim Zaune der See- und Gartenfront stehen ebenfalls Nackte, deren allzu freies Treiben an diesem vielbesuchten Orte denn doch nicht am Platze ist. Es ist gewiß keine Prüderie, wenn im Namen vieler Mütter und vieler anderer, die einen solchen Anblick nicht wollen oder suchen, gebeten wird, dieses Treiben entsprechend einzuschränken.
10. Juli 1920 Wettersturz. Nach einer Reihe von schwülen, ja heißen Tagen, fegte vorgestern ein staubaufwirbelnder Sturm durch die Straßen der Stadt; seit gestern nachmittags regnete es ununterbrochen und heute früh erfrischt uns eine ungewöhnlich kühle Morgenluft, der Himmel ist verhangen und Neuschnee deckt die Nordkette bis zur Höttingeralm. So sehr die Abkühlung uns Städtern willkommen ist, so hoffen wir, daß zu Gunsten der Ernte bald wieder warme Witterung eintritt.
12. Juli 1920
Gruppenbild mit der Belegschaft der Molkerei Tollinger bei den Sillhöfen. Foto, 1920
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INNSBRUCK INFORMIERT
Milchbezug an Sommerfrischler. Die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck verfügte, daß die Milchausgabe an Sommerfrischler in den Gemeinden aus den für die Stadt Innsbruck oder einem anderen Konsumzentrum angeforderten oder vertraglich vereinbarten Quantum durchwegs verboten ist. Ausgenommen von dieser Verfügung sind nur Innsbrucker, welche zur Sommerfrische an einem jener Orte, die Milch nach Innsbruck liefern, weilen, wenn sie eine Bestätigung des städt. Milchversorgungsamtes vorweisen, daß ihre Milchkarten in Innsbruck