2 minute read

Tiroler Landestheater

Atemlose Spannung garantiert

Das Tiroler Landestheater zeigt im Februar zwei Premieren, die unter die Haut gehen, ein kafkaeskes Gastspiel und ein durch und durch „fantastisches“ Symphoniekonzert.

Das Musical „Das Cabinet des Doktor Caligari“ thematisiert die Urängste des Menschen vor übernatürlichen finsteren Mächten, denen er hilflos ausgeliefert scheint. 100 Jahre alt ist der gleichnamige Stummfilm, mit dem Robert Wiene ein Meisterwerk des Expressionismus schuf und der dem Musical als Vorlage dient. In der Stadt geht ein Mörder um, der das willenlose Werkzeug seines Meisters ist: Dr. Caligari, Leiter einer Irrenanstalt, hat ihn – Cesare – durch Hypnose gefügig gemacht. Jane, ein junges Mädchen, träumt von der großen Liebe. Zwei junge Männer, Alan und Francis, buhlen um ihre Gunst. Auf dem Jahrmarkt lässt Caligari den hypnotisierten Cesare wahrsagen. „Bis zum Morgengrauen“, ist die erschreckende Antwort auf Alans Frage, wie lange er noch zu leben habe. Und tatsächlich, am nächsten Morgen ist er tot, erdolcht von Cesare. Doch der schon Totgeglaubte gibt sich noch lange nicht geschlagen. Die Musik von Toni Matheis und Raymund Huber erzeugt 1920er-Jahre-Atmosphäre á la Kurt Weill und findet dennoch einen ganz eigenen schrägen Stil.

Raffiniert und expressiv

Als skandalös empfanden viele kritische Stimmen Richard Strauss’ Musikdrama Salome nach Oscar Wildes gleichnamigem Drama aufgrund seines blutrünstigen Endes. Salome ist fasziniert vom Propheten Jochanaan, der von ihrem Stiefvater, König Herodes, gefangen gehalten wird. Sie möchte ihn berühren, ihn küssen, wird jedoch mehrfach von Jochanaan zurückgewiesen und schließlich von ihm verflucht. Das löst bei Salome perfide Rachegedanken aus. Herodes’ Aufforderung, für ihn zu tanzen, kommt sie erst nach, als dieser ihr verspricht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Mit tonmalerischer Raffinesse und einer durch scharfe Dissonanzen gesteigerten Expressivität treibt der Musikdramatiker Strauss die Handlung in atemloser Spannung voran und zeichnet eindringliche Charakterbilder.

Die Welt als vielstimmiges Irrenhaus und Dr. Caligari als ihr wahnsinniger Dirigent – zu erleben im gleichnamigen Musical.

Kafkaeske Welt

In den Kammerspielen ist das Schauspiel „Der Bau“ von Max Simonischek (nach Franz Kafka) zu sehen. Kafkas Erzählung – eine Parabel über die Gesellschaft – ist das Protokoll einer unterirdischen Welt, in der Glück und Paranoia eng verschwistert sind. Es beschreibt die Gedankenwelt einer Art Menschentiers, das sich in einem permanenten Ausnahmezustand befindet, gerichtet gegen die Außenwelt, gegen das Fremde. Wie in allen Erzählungen Kafkas werden auch hier Wesen, Tiere und Menschen von den Konsequenzen ihres Handelns und Denkens unerbittlich vor sich hergetrieben, meist verlassen von jeglichem Realitätssinn.

Fantastische Musik

Im 4. Symphoniekonzert lässt das Tiroler Symphonieorchester am 17. und 18. Februar mit Mozarts Violinkonzert in G-Dur („Straßbourger Konzert“, Solist: Tobias Feldmann) und Bruckners 5. Symphonie in B-Dur aufhorchen (Musikalische Leitung: Lukas Beikircher). 1773 wandte sich Mozart der Gattung „Instrumentalkonzert“ zu, in der er als Klaviervirtuose große Erfolge feiern sollte. Die ersten Konzerte schrieb er jedoch für die Violine. Einfallsreichtum bewies auch Anton Bruckner mit seiner fünften Symphonie, die er selbst seine „Fantastische“ nannte. Mit seinem „kontrapunktischen Meisterstück“, das teilweise wie eine freie Fantasie anmutet, bewegte er sich damals in einer höchst modernen Klangwelt, ohne auf Traditionen zu verzichten. AS

Für den Besuch einer Veranstaltung des

TLT gilt aktuell der 2-G-Nachweis. Bitte informieren Sie sich vor dem Veranstaltungsbesuch unter www.landestheater.at oder telefonisch unter +43 512 520744.