www.kanarenexpress.com
2006 – 2017
063
11. Jahrgang · 1 €
271
18. Mai – 31. Mai 2017 Gran Canaria
teneriffa
teneriffa
mode
Hai-Umzug ins Poema del Mar
Fälscher ins Netz gegangen
Was wird aus der Busstation?
Rosige Zeiten für den Sommer
Seite 5
Seite 7
Seite 16
Seiten 26-27
Kinderseelen in Gefahr
Cyberattacken, Mobbing und Blaue Wale
Allzu schnell wird daraus ein „Spiel“, das zumindest einem der Beteiligten keinen Spaß mehr macht. Sind die Attacken regelmäßig über einen lange Zeitraum, ist immer das gleiche Kind betroffen, wird es gezielt gedemütigt und eingeschüchtert, dann ist die Grenze zum Mobbing oder Bullying überschritten. Genau zu unterscheiden oder auch Anzeichen von aggressivem Verhalten eines Kindes beziehungsweise die Flucht eines Opfers ins eigene Schneckenhaus zu erkennen, kann man lernen. „Alle, die mit der Erziehung von Kindern befasst sind, sollten für dieses Thema
Erst durch psychologische Hilfe und eigenem Psychologiestudium hat sie ihr Erlebnis überwunden und in etwas Positives umgemünzt. Jetzt hilft sie anderen Kindern und Jugendlichen, die in der gleichen Situation sind, wie sie damals. Aber auch denjenigen, die auf der anderen Seite stehen, denn auch das aggressive Verhalten der Angreifer ist oft ein Ausdruck dafür, dass etwas gehörig schief läuft.
acanae
Natürlich war es schon immer so, dass Kinder sich manchmal streiten, heute nicht mehr „dein Freund sein wollen“ oder sich auch mal im Eifer des Gefechts raufen. Bis zu einem gewissen Grad ist es normal, doch der erwachsene Erziehende muss dabei schon ganz genau hinschauen.
Gibt es ein typisches Profil?
Wenn der Gang zur Schule zur Qual wird, nicht wegen der Noten, sondern wegen der Mitschüler.
sensibilisiert werden. Zu Hause, im Verein und in der Schule vom Direktor bis zum Hausmeister. Jeder, der bemerkt, dass ein Kind Opfer verbaler oder physischer Attacken wird, sollte dies melden. Die Opfer selbst sind so eingeschüchtert, dass sie sich meist nicht selbst aus der Situation befreien können“,
erklärt der Psychologe Roberto García, der zusammen mit seiner Kollegin Lorena Martín am 13. Juni 2014 die gemeinnützige Organisation Asociación Canaria No al Acoso Escolar (Acanae) gründete, die sich zum Ziel gesetzt hat, Mobbing an kanarischen Schulen zu bekämpfen. Lorena selbst ist als Elfjährige
neu in eine Schule gekommen und dort von einer Gruppe Mädchen gemobbt worden, so sehr, dass sie am Ende ihrer Schulzeit, psychologische Hilfe benötigte, weil sie an mangelndem Selbstbewusstsein, Depression bis hin zu Suizidgedanken litt. Ihren Eltern hat sie sich in dieser Leidenszeit nicht anvertraut.
Nach der Erfahrung der beiden Psychologen ist der Aggressor meist ein extrovertierter Typ, der gerne bestimmen will und seine Clique anführt. Er hat ein großes Selbstbewusstsein, ist impulsiv und meist wenig mitfühlend. Das klassische Opfer ist ein eher sensibles und ruhiges Kind, mit wenig Freunden, eher passiv, ängstlich und mit einem geringen Selbstbewusstsein. „Aber es kann auch anders
sein. Zum Beispiel wenn zwei Alpha-Typen in einer Klasse sind und miteinander um die Vormachtstellung ringen.“ Es ist kein Schutz zu sagen, man schickt seine Kinder auf teure Privatschulen. Es ist falsch zu glauben, dass Mobbing nur an Schulen in sozial schwachen Stadtteilen vorkommt. Wie alle anderen Probleme, umfasst auch dieses alle soziale Schichten und alle Schularten, egal an welchem Ort. „Wir kommen zum Beispiel gerade von einer Schule in El Hierro, wo wir ebenfalls einen Vortrag für die Lehrer und Eltern, aber auch für die Schüler gehalten haben. Auch dort gibt es dieses Problem. Vielleicht sogar noch ausgeprägter, weil sich die Menschen so gut kennen und oft miteinander bekannt und verwandt sind. Unserer Erfahrung nach können wir nur sagen, dass je größer eine Schule ist, umso größer ist auch das Risiko. Fortsetzung auf Seite 2