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2006 – 2017
060
11. Jahrgang · 1,80 €
268
6. April – 19. April 2017 kanarische inseln
teneriffa
teneriffa
special
Urlauber und Retter ertrunken
Auszeichnung für Arona
Schlag gegen die Drogenmafia
Ostern auf den Kanaren
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Seite 10
Seiten 25-27
Aufklärungsarbeit
Plädoyer für mehr Solidarität Der Mexikaner und Gründer der Non-ProfitOrganisation „Ángeles de la Frontera“ (Engel der Grenze), Enrique Morones, war kürzlich auf Gran Canaria zu Besuch. Er wurde von Inselpräsident Antonio Morales empfangen und sprach in zwei Schulen sowie vor Studenten. Sein großes Anliegen ist, mehr Solidarität mit Flüchtlingen, egal wo auf der Welt. Er hob dabei hervor, dass sich in Bezug auf die Flüchtlingswelle in Europa vor allem Deutschland und Schweden vorbildlich verhalten haben. „Aber alle Flüchtlinge sind gleich wichtig und kein Land hat im letzten Jahr wirklich gute Arbeit in dieser Frage geleistet. Vielmehr war 2016, mit 8.000 Menschen, die beim Versuch Grenzen zu überschreiten, verstorben sind, das schlimmste Jahr in der modernen Geschichte“.
Cabildo Gran Canaria
Fortsetzung auf Seite 2
Der Engel der Grenzen gibt den zahlreichen Toten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze eine Stimme.
Spanische Spendenbereitschaft & effizientes Transplantationsgesetz
Stopp dem Organ-Tourismus Es ist kurz vor Ostern. Ein Fest an dem Christen feiern, dass Jesus sein Leben gab, um die Menschheit zu retten. Ein Stück Leben einem anderen zu geben, ist auch die altruistische Formel, die der Transplantation von Organen zugrunde liegt. Sie gibt heutzutage Schwerkranken ein Stück Hoffnung zu überleben. Spanien ist in dieser Hinsicht führend. Auch die kanarischen Universitätskliniken spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria in Santa Cruz ist spezialisiert auf Lebertransplantationen, das Universitätskrankenhaus von Gran Canaria nimmt Nierentransplantationen vor und das Universitätskrankenhaus HUC in La Laguna ist gleich auf mehrere Bereiche spezialisiert. Es nimmt Nieren- und Pankreassowie Doppeltransplantationen beider Organe vor. Außerdem ist es versiert im Umgang mit Nierentransplantation von lebenden Personen. Es ist übrigens ein Irrtum zu glauben, nur junge Menschen könnten Organspen-
Die Spendenbereitschaft in anderen Ländern macht verständlich, weshalb Spanien für Betroffene attraktiv ist.
der sein. Seit 2011 sind mehr als die Hälfte der Organspender über 60 Jahre alt, etwa ein Drittel über 70 Jahre und zehn Prozent sogar über 80 Jahre alt gewesen. Die älteste Leber, die in dieser Zeit transplantiert wurde, stammte von einem 94-jährigen verstorbenen Menschen. Die Situation in Spanien hat jedoch auch ihre Schattenseiten: Erst im
letzten Jahr deckte die Nationalpolizei Fälle von Sozialversicherungsbetrug auf der Basis von Transplantationen auf. Sechs Bulgaren waren über Schein-Arbeitsverträge in Spanien beschäftigt. So kamen sie über eine legale Lücke auf die Warteliste für Organspenden. Sie erhielten eine Transplantation, auf die sie in ihrer Heimat möglicherweise zu lange hät-
ten warten müssen, um sie zu erleben. Auch aus anderen Ländern hat es ähnliche Fälle gegeben. Verständlich und dennoch kann dies nicht die Regel sein. Experten befürchten, dass sich eine Welle Hunderter oder gar Tausender Patienten aus anderen europäischen Ländern auf den Weg nach Spanien machen könnte, um dort an ein Organ zu kommen. Auch in Deutschland und in Großbritannien ist die Spendenbereitschaft zu gering, um den Bedarf decken zu können. „Wir brauchen eine Regelung, wie lange ein Patient mindestens in Spanien gelebt haben muss, um auf die Warteliste für eine Organtransplantation zu kommen. Das ist eine Aufgabe, die wir lösen müssen. Die in der Praxis beteiligten Fachkräfte und die Provinzregierungen stimmen in diesem Punkt überein. Aber wir müssen jetzt auf politischer Ebene die Lücken schließen“, warnt der Leiter der Nationalen Organisation für Transplantationen (ONT), Rafael Matesanz, der seit 28 Jahren an der Spitze der Organisation steht. Fortsetzung auf Seite 2