Kanaren Express 228 FLN 020

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www.kanarenexpress.com

020 9. Jahrgang · 1,80 €

228

27. August – 9. September 2015 kanarische inseln

interview

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Aus dem Zuhause vertrieben Die 62-jährige Josefa Hernández, kurz Fefa genannt, hat fünf Kinder. Im Moment lebt sie mit dem arbeitslosen Sohn Raimundo, einer zu 39 Prozent geistig behinderten Tochter und deren drei Kindern, also ihren Enkeln, zusammen in einem Haus im Naturschutzgebiet Parque Rural de Betancuria. Und genau das ist ihr Vergehen, denn das Haus ist illegal. Die Anwohnerin von Valle de Santa Inés bei Betancuria kam vor 23 Jahren nach Fuerteventura, geschieden mit sieben Kindern. Vor 16 Jahren sah sie keine andere Möglichkeit, sich und ihre Kinder durchzubringen, als auf einem Grundstück in Aguas Verdes, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, ein Haus zu bauen. Als das Sozialamt Josefa darauf hinwies, dass ihre geistig behinderte Tochter, sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmere und sie verpflichtet seien, ihr die Kinder wegzunehmen, falls sich die Aufsicht nicht verbesserte, nahm sie die Tochter und Enkel wieder bei sich auf. Fortsetzung auf Seite 2

Kanarische inseln

Wetter extrem? Selbst routinierte Residente kamen im August diesen Jahres aus dem Staunen nicht heraus: In der Nacht zum Donnerstag, 13. August, wurden zwischen 22 Uhr und 23 Uhr zwischen Gran Canaria und Teneriffa 800 Blitze notiert. Die Wetterstation Meteo Tenerife zählte von 18 bis 23 Uhr insgesamt 2.279 Blitze. Rund um den Globus ändern sich Wetterfaktoren und alle sind davon betroffen. Auf den Kanaren wurde unter der Leitung des kanarischen technologischen Instituts, finanziert durch europäische Forschungsgelder, das Projekt „Projecto Climatique“ ins Leben gerufen. Es soll mögliche ökonomische Auswirkungen des Klimawandels auf den Archipel untersuchen.

Klimawandel oder Normalität?

Auch auf Teneriffa, hier in Santa Cruz, protestierten die Menschen für eine Begnadigung von Fefa.

War der Tropensturm im August nun ein Ausnahmefall oder kommen größere Veränderungen auf uns zu? „Nein“, sagt der Direktor des meteorologischen Instituts in Santa Cruz, Víctor Quintero. Er verwies darauf,

Statt Sternschnuppen erhellten Blitze den Nachthimmel.

dass es vor zehn Jahren ebenfalls im August geregnet hat. „Und sehr viel intensiver, als in diesem Jahr“, betont er. Das war übrigens auch das Jahr, in dem die Insel im November vom Tropensturm „Delta“ heimgesucht wurde. Elektromasten brachen wie Streichhölzer und Fensterscheiben zerbarsten in dem heftigen Wind. Nach Quintero war der Regen im

Wie auch immer, es ist dokumentiert, dass es mehr Calimas (heiße, sandhaltige Saharawinde) mehr Hitze- und Kältewellen, also mehr Wetterextreme gibt. Wer sich mit den alten Bauern der Insel unterhält, wird aber auch auf Geschichten und Erinnerungen von viel schlimmeren Wetterkapriolen in ihrer Jugend stoßen.

Neue Wetterepoche

© jmedigital/freeimages.com

fuerteventura

August kein Einzelfall, aber normal sei dieses Wetter für die Kanaren auch nicht. Rückblickend tendiert der Mensch dazu, die Welt durch die rosarote Brille zu sehen. Aber hat in den Sommerferien wirklich immer nur die Sonne geschienen? Und war die schöne Jahreszeit früher wirklich so viel länger, als man heute glaubt?

Don Horacio, ein kanarischer „Cabañuelo“, der seit Jahrzehnten auf der Basis alter Überlieferungen das Wetter studiert, sieht in den aktuellen Geschehnissen einen Vorboten für einen generellen Klimawechsel. „Wir hatten jetzt mehr als 40 Jahre lang eine Schönwetterphase und nun kommt eine Schlechtwetterepoche auf uns zu. Diese kann 15 bis 30 Jahre dauern. Das bedeutet: Der Herbst, der Winter und das Frühjahr werden regnerisch, kühl und windig. Es wird vor allem im Winter sehr kalt und nass sein. Fortsetzung auf Seite 2


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