Studio Bibliothek Berlin Tempelhof

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Masterstudio - Bibliothek Berlin Tempelhof Sommersemester 2013

Konzept & Durchführung Roger Riewe, Prof. Dipl.Ing. Architekt Marcus Stevens, Univ.Ass. Dipl.Ing. Gastkritiker Workshop Berlin Workshop Graz Abschlußkritik

Studierende

Bostjan Vuga, Prof. Dipl.Ing. Architekt (SadarVuga) Petra Peterson, Prof. Dipl.Ing. Architektin (realarchitektur) Till Schneider, Dipl. Ing. MA Architekt (schneiderschumacher) Peter Pretterhofer, Dipl.Ing. Architekt (Pretterhofer Simbeni) Eva Bertha, Hofrätin Dipl.Ing. (Direktorin Bibliothek TU Graz)

Barbosa Oliveira Pedro Xavier, Buresch Christian, Ehrenleitner Daniela, Gomes Melim Neves Humberto Jose, Jernej Julia, Karner Martina, Krottmayer David, Lang Stefanie, List Daniela, Müller Jan, Nuncic Stefan, Postl Markus, Pramstraller Karin, Schmid Max, Wild Matthias, Zhang Yan, Zimmermann Ruth

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Bibliothek

Raum des Wissens

Internet, E-Book, Online-Enzyklopädie, Suchmaschine, Digital File… Das Buch als gedrucktes Medium schien sich schon von der Bildfläche zu verabschieden. Die Bibliothek, ein architektonisches Auslaufmodell? Weit gefehlt. Das Buch erhält sich, freilich ergänzt um das digitale Medienangebot, als das Medium des Wissens und der Bautypus der Bibliothek erlebt aktuell eine Renaissance. Entscheidend dafür ist ein Paradigmenwechsel der Bibliotheken vom klassischen Buchspeicher zum Angebot eines breiten Spektrums an Medienträgern. Die Öffnung des Raumes vom rein kontemplativen, heterotopischen Raum des Lesens deckt einen Ort der Begegnung, einen Platz des Wissensaustausches auf: ein urbanes Forum (1)

Das Masterstudio untersucht die komplexen raumstrukturellen und typologischen Zusammenhänge und lotet Möglichkeiten von Bibliound Mediatheken anhand eines Entwurfes für Deutschlands größte öffentliche Bibliothek, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, aus. Die über das Stadtgebiet verteilten Standorte der ZLB, sollen in einem Neubau zusammengefasst werden. Dieser wird über 4 Millionen Medien aufnehmen. Neben den klassischen Stadtbibliotheksbereichen archiviert die ZLB sämtliche Buch- und Medienveröffentlichungen der Stadt und des historischen Preußens. Mit einer Frequenz von bis zu 10.000 Besuchern pro Tag sind zudem logistische Aspekte entscheidende Parameter für die Raumstruktur der Bibliothek.

(1) Das Wandfresko Raffaels „Die Schule von Athen“,1510-11, evoziert einen Raum, in dem Wissen sowohl durch Lesen als auch durch Kommunikation angeeignet und erzeugt wird. 5



Tempelhofer Flugfeld

Ort zwischen Stadt und Landschaftsraum

Das Tempelhofer Flugfeld soll nach seiner endgültigen Stilllegung als Flughafen in den Stadtraum integriert werden. Der Masterplan „Tempelhofer Freiheit“ bildet die Grundlage der städtebaulichen Entwicklungen von Deutschlands größter Brachfläche.(2) Wesentliche Aspekte dieses Urbanisierungsprozesses sind die Erhaltung des Flugfeldes und der Landebahnen als Landschaftspark und die bauliche Verdichtung des Feldrandes. Als gliedernde und zugleich der Quartiersvernetzung dienende Elemente werden Zäsuren als öffentliche Parkräume in die geplanten Stadtfelder eingefügt. Diese Fugen ergeben sich an den östlichen und westlichen Rändern aus der Lage der Landebahnen. In der südwestlichen Zäsur soll mit der ZLB Berlin, ein

städtebaulicher Sonderbaustein implementiert werden, welcher dem Ort eine städtebauliche Signifikanz gibt und als Impulsgeber für die weitere urbane Randverdichtung dienen soll. Der Ort ist durch starke urbane Elemente geprägt, die einen besonderen, aber auch komplexen Kontext formulieren. Hierzu gehören der Berliner Ring mit der A100 und der S-U-Bahn Trasse, der Tempelhoferdamm als Stadteingang, das omnipräsente Tempelhofer Flughafengebäude, der fiktive Masterplan und das Rollfeld, welches sich wie eine monumentale Intarsie in die Fläche einschreibt. Im Wesentlichen wird der Bibliotheksbau eine Schnittstelle zwischen Stadtraum und neuem Landschaftsraum bilden; durchaus ähnlich der Funktionsweise eines Flughafenterminals.

(2) Schwarzplan Berlin, 2010, mit Masterplan „Tempelhofer Freiheit“ http://www.stadtentwicklung. berlin.de/planen/planwerke/de/ planwerk_innere_stadt/download/ index.shtml 7



Studio

Entwurfsaufgabe

Die Entwurfsaufgabe orientierte sich am, im gleichen Zeitraum, ausgeschriebenen Ideenwettbewerb für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin am Tempelhofer Flugfeld. Das enge Korsett des Masterplanbaufensters wurde geöffnet, sodass die Möglichkeiten verschiedener Setzungen und Bezüge, z.B. das Relikt des Rollfeldes, stärker berücksichtigt werden konnten. Das Bibliotheksprogramm des Wettbewerbes wurde übernommen ohne jedoch den Einzelraumnachweis führen zu müssen. Der gigantische Landschaftsraum des ehemaligen Flugfeldes ist für ein Gebäude kaum mehr greifbar. Die urbanen Bezüge werden gleichsam stark und unnahbar. Und doch ist der Ort kein „anything goes“. Ort und Bauwerk bedingen sich. Das Bauwerk verändert durch seine Präsenz den Ort und erzeugt

eine neue Realität, einen spezifischen Kontext, hergestellt aus der Lesart der örtlichen Qualitäten. Aus der Dokumentation des Ortes sollte eine Strategie der architektonischen Aneignung entwickelt werden. Aus dieser entstand der Bibliotheksentwurf. Die Strategie der Aneignung brachte verschiedenste, unkonventionelle Bibliotheksansätze hervor, die sich vom rein Funktionalen lösen konnten und das Thema Bibliothek aus der Architektur des Ortes entwickelten und nicht nur aus Sachzwängen des Programmes. Die folgenden Entwürfe wurden in intensiven 6 Wochen erarbeitet, denen eine 2-wöchige Analyse vorausging und von 2 Workshops in Berlin und Graz begleitet. Durch die Involvierung von Gastkritikern wurde zudem ein architektonischer Diskurs zum Thema erzeugt. 9




Pedro Barbosa o.T.

Die Wildheit der ruderalen Landschaft des brachen Flugfeldes erweckt das Bedürfnis Bestehendes zu belassen. Die Leichtigkeit und Zartheit der spontanen Freizeitpraktiken im Angesicht der ewigen Dimension des Feldraumes beinhaltet eine Poesie, die bewahrt werden soll. Die Bibliothek wird unter Tage gelegt und ist in der Fläche nur durch einen Einschnitt mit dem Ort verbunden. Dieser Einschnitt wird ergänzt durch eine schmale vertikale Scheibe, welche weitere Bibliotheksfunktionen aufnimmt. Die Scheibe entwickelt einen Dialog mit den Risaliten des bestehenden Tempelhofer Flughafengebäudes, in dem sie genau in der Flucht gesetzt ist. Schnitt und 12

Setzung beschreiben so den Ort neu und kreieren im urbanen Raum ein Zeichen. Die Raumgliederung der Bibliothek selbst entwickelt sich aus den sachlich, seriellen Ordnungssystemen der Bibliothek. Die nüchterne Klarheit von Archiven ergänzt um einen Lichtpatio prägen die Raumerfahrung.


Isometrien Geb채udestruktur

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Grundriss 2.UG, Freihandbereiche

L채ngsschnitte 14


Grundrisse OG´s

Ansichten, Querschnitt 15


Christian Buresch o.T.

Der erhabene Gegenstand ist von doppelter Art. Wir beziehen ihn entweder auf unsere Fassungskraft und erliegen bei dem Versuch, uns ein Bild oder einen Begriff von ihm zu bilden; oder wir beziehen ihn auf unsere Lebenskraft und betrachten ihn als eine Macht, gegen welche die unsrige in Nichts verschwindet. Aber ob wir gleich in dem einen wie in dem andern Fall durch seine Veranlassung das peinliche Gefühl unserer Grenzen erhalten, so fliehen wir ihn doch nicht, sondern werden vielmehr mit unwiderstehlicher Gewalt von ihm angezogen. Würde dieses wohl möglich sein, wenn die Grenzen unserer Phantasie zugleich die Grenzen unserer Fassungskraft wären? (Friedrich Schiller) 16


links: Ansicht des st채hlernen Vorhangs rechts: einsickerndes Licht im Leseturm

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Grundriss EG und Regelgeschoss

L채ngsschnitt 18


Grundrisse 1.UG und 2.UG

Querschnitte 19


Daniela Ehrenleitner B2.1

„Was du hier siehst, Daniel, ist ein geheimer Ort, ein Mysterium. Jedes einzelne Buch hat ein Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben. Jedesmal, wenn ein Buch in andere Hände gelangt, jedesmal, wenn jemand den Blick über die Seiten gleiten lässt, wächst sein Geist und wird stark.“ (Auszug: „Der Schatten des Windes“, Carlos Ruiz Zafon) Aus der Feinfühligkeit und Poesie in diesen wenigen Worten resultierte die Idee, das wichtigste Element der Bibliothek, die Schrift, zum architektonischen Element zu machen. Dieser Prozess der Chiffrierung erfolgte mit 20

der Übersetzung der Textpassage in die grafische Sprache der Braille-Schrift. Die Sensibilität, die ein Nicht-Sehender anhand seines Spürsinns beim Lesen entwickelt, soll auch im Projekt spürbar werden. In einem weiteren Chiffrierungsprozess wurde die Struktur der Braille-Punkte fragmentiert und in räumliche Elemente transformiert. So entstand ein klares Bild wie ein Ort des Wissens sich in den Raum einschreibt: Leicht und transparent, ein Ort der Gedanken, ein Wandeln zwischen den Zeichen.


Braille Struktur

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Grundriss EG, Foyer und Treffpunkt

Querschnitt 22


Grundriss 2.OG, Freihandbereiche um Atrien

Grundriss 2.OG

L채ngsschnitt 23


Humberto Neves o.T.

Wie kann ein Geb채ude eine Skulptur sein? Gegeneinander verschobene Scheiben erzeugen eine bewegte Raumsequenz, welche den Rand zwischen Stadt und Feld bespielt. Die abstrakten Volumina beinhalten Leser채ume, B체ros und sind gleichzeitig Lichtkamine. Die Bibliothek entwickelt sich unter den Volumina, sodass Raumsequenzen mit unterschiedlichen Qualit채ten entstehen und den Lesenden stimulieren.

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Schnitt Kamine

Piktogramme

Grundriss 1.UG , Bibliothek

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Julia Jernej Take off

Das Konzept für die Bibliothek besteht darin, die südliche Landebahn des Tempelhofer Flughafenfelds aufzunehmen und aufzulösen. Der 50m breite Asphaltstreifen zersetzt sich in Richtung Stadt in kleiner werdende Abschnitte. Dadurch wird das Ende der Landebahn definiert und betont. Durch die Höhenstaffelung entstehen 6 Baukörper mit unterschiedlicher Kubatur. Der Zugang ist sowohl von der Stadtseite als auch feldseitig möglich. Der Eingangsbereich bildet eine Promenade, auf der es möglich ist zu kommunizieren, zu verweilen und die Fachbereiche in den Türmen zu erschließen. Die sechs Fachbereiche der Bibliothek be26

finden sich in den Obergeschoßen der vier mittleren Gebäudevolumen. Jeder Körper hat einen eigenen Erschließungskern, um den die Freihandbereiche und Leseplätze angeordnet sind. Strukturiert werden diese Bereiche durch 2 Meter breite Lichtschlitze. Die Leseplätze sind fassadenseitig angeordnet. Auf dem Dach des niedrigsten Körpers befindet sich eine Parkarena, welche das Flugfeld als Hintergrund für die Bühne inszeniert. Die monolithische Wirkung der Kuben wird durch polierten Sichtbeton an den Schmalseiten und einer getönten Verglasung der Längsseiten erzeugt und entwickelt ein irisierendes Spiel zwischen Reflexion und Transparenz.


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Grundriss 4.OG

Grundriss 1.OG, Freihandbereiche

Oben: Erdgeschoss Unten: Untergeschoss 1

Grundriss EG, Promenade

Schnitt, Promenade mit Leset端rmen 28


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Martina Karner Stefanie Lang Wissenszentrum

Dem Projekt liegen drei Konzeptideen zugrunde. Die Landebahn soll von der Gebäudeform aufgenommen werden. Sie schmiegt sich als aufgewölbte Dachfläche entlang des Baus und verbindet das weite Flugfeld mit der Situation des urbanen Verkehrsknotens. Der zweite Gedanke ist es, ein Zentrum auszubilden, welches den Strom der Besucher des Parkes und der Bibliothek von Osten und Westen auffängt und in die Vertikale zieht. Dieses Zentrum wird durch eine Spirale ausgedrückt. Eine spiralförmige Rampe in der Mitte der zentralen Kugelkalotte erschließt die Bibliothek, gliedert sie in Zonen und schafft einen performativen Kommunikationsraum. 30


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Grundriss 1.OG

Grundriss EG, Eingang mit spiralfรถrmiger Rampe

Querschnitt 32


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David Krottmayr Platform and Slab

Das Gelände des Tempelhofer Flugfeldes ist geprägt von der Geschichte und vom Monumentalklassizismus des Flughafengebäudes. Das zu bebauende Grundstück bildet eine neue städtebauliche Ecksituation. Der Baukörper der Bibliothek wird als kompakter Stadtgroßbaustein mit einem eingeschossigen Plateau auf dem Niveau der SBahn und einer Scheibe als Verlängerung des Flugfeldes formuliert. Es wird eine Schwellensituation zwischen städtischem Raum und Parklandschaft definiert. Der vertikale Baukörper ist achtgeschossig. Das Magazin mit allen notwendigen Funktionen wird unter den Lesesälen abgesenkt. Über dem horizontalen 34

Lesesaal wird eine urbane Plaza geschaffen, die dem Maßstab des Ortes aufgreift und den Höhenunterschied der bestehenden SBahn-Station für eine optimale Erschließung ausnutzt. In Richtung Flugfeld geht die Plaza in eine Freitreppe über und man „landet“ auf dem Rollfeld in der Parklandschaft. Das Thema „Perforation“ wird über beide Gebäudeteile gezogen, so dass ein Baukörper entsteht. Die Gliederung des Außenraums schafft eine feine Balance von öffentlichen und halböffentlichen Zonen, Räumen der Begegnung und Möglichkeiten der Konzentration. Der achtgeschossige Baukörper wird durch eingeschnittene Atrien dreidimensional durchgebildet.


Konzept: Plaza zwischen Stadt und Park

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Grundriss EG, Freihandbereich

L채ngsschnitt 36


Grundriss 5.OG, Freihandbereich

Grundriss 6.OG, Lesepl채tze

Querschnitt 37


Daniela List

Bandmaschine

Das Tempelhofer Feld ist ein großzügiger innerstädtischer Freiraum, der sich frei „erobern“ lässt. Ein Ort der individuellen Aneignung, jedoch mit unvorstellbarer Dimension. Selbst die geplante Randverdichtung kann diesem Raum nur ein geringes Maß an Skalierung abtrotzen. Die Bibliothek als Teil dieser Randverdichtung ist durch die geplante Situierung in einer ambivalenten Situation. Sie ist Teil der Randbebauung wird aber zugleich in eine landschaftliche Fuge gesetzt. Aus dieser Ambivalenz entwickelt der Entwurf ein Bibliotheksgebäude mit einer topografischen Struktur, eine gebaute Landschaft zwischen Stadt und Parkraum. 38

Alternierende Bänder werden linear über die gesamte zur Verfügung stehende Fugenbreite ausgelegt, so dass es möglich wird zwischen, auf und unter der Faltung zu flanieren. Innen und Aussen werden aufgelöst und es entsteht ein topografischer Raum, der in die Bibliothek hineinzieht, aber auch einfach durchwandert werden kann.


visuelle Bez체ge

Verschr채nkung

Vermittlung Stadt - Feld

Programmierung

L채ngsschnitt

Grundriss 1.UG 39


Jan Müller Schnittstelle

Das zu bebauende Gebiet im Westen des Tempelhofer Feldes mit der Verlängerung des Flugfeldes und der direkten Anbindung zur Stadt bildet eine interessante „Schnittstelle“. Die Intention des Entwurfes ist es, die dem ersten Anschein nach konträren Gegebenheiten ineinander greifen zu lassen. Die Vorteile der städtischen Ordnung wie auch die Weiten des Tempelhofer Feldes werden zusammengeführt und genutzt. Ausgehend von diesem Konzept wird das Flugfeld aufgeklappt und Lesefelder generiert, auf denen jeder Fachbereich seinen speziellen Bereich findet. An der Westseite wird die Stadt in das Gebäude gezogen und als Ort der Begegnung und Ver40

ständigung genutzt. In dieser „urbanen“ Ebene werden die räumlichen Funktionen in „Boxen“ als Spiegelbild der Stadt untergebracht. Diese Schnittstelle „spiegelt“ sich auch in der Hülle wieder. Die Hülle besteht aus einem Stahlbeton-Kassetten-Raster mit eingehängtem Modul. Die Module werden auf einer Seite abgeschrägt, verglast und mit eingebautem Sonnen- und Blendschutz versehen. Sie werden verdreht angeordnet und betonen durch die Spiegelung des Bodens, Himmels, Stadt und Tempelhof die Schnittstelle dieses besonderen Ortes. Die Hülle übernimmt neben der thermischen Funktion auch die statische Lastabtragung der Ebenen.


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Leseebene 2

Stadtebene

Schnitt 42


Leseebene 3

Leseebene 1

Ansicht 43


Stefan Nuncic o.T.

Der am Rande des Tempelhofer Feldes gelegene Bauplatz befindet sich am Übergang zwischen Stadt und Freiraum - Dichte und Leere. Der Baukörper des Bibliotheksbaus der Neuen Zentral- und Landesbibliothek Berlin verbindet diese beiden gegensätzlichen Pole, durch das Anheben des öffentlichen Bibliotheksvolumens um 5m. Getragen wird das zweigeschossige Volumen von 14 in gleichen Abständen, seriell angeordneten Rahmen. Die vertikalen Elemente der Rahmen übernehmen Erschließungsfunktionen, die horizontalen Träger beinhalten Lesekabinen. Die Rahmen überspannen die 44

Breite der oberen Bibliotheksebene, auf der die gesamte Freihandaufstellung organisiert ist, stützenfrei. Das darunterliegende Geschoss ist als Trägergeschoss ausgebildet, um das Erdgeschoss ebenfalls stützenfrei zu halten. Die Abmessungen des Gebäudes von 135 x 140m entstehen aus der Überlegung, die gesamte Freihandaufstellung auf einer Ebene zu organisieren, um Flexibilität in der Aufstellung zu garantieren. Hintergrundbereiche, Magazinflächen und Veranstaltungsräume befinden sich in den beiden unterirdischen Geschossen.


Vermessen

Erschließung

Aufspannen

Magazin

Büro

Anheben

Feld

Bibliothek

Bibliothek

Leseplätze

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Magazine 2.UG

Querschnitt

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Serviceebene 1.OG


Bibliotheksfeld 2.OG

Tr채gerebene mit Lesepl채tzen 3.OG

L채ngsschnitt

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Markus Postl o.T.

Das gesamte Flugfeld wird momentan als urbane Parkzone gesehen und genutzt. Die Landebahnen sind „Spielwiesen“ verschiedenster sportlicher Aktivitäten. Das Entwurfskonzept der Bibliothek definiert die urbane Zone am Tempelhofer Damm und Park anhand einer „positiven Barriere“ neu und verknüpft beide Seiten. Zwei Rampen bilden sich durchdringende Volumen, welche an ihren jeweiligen Enden Anknüpfungspunkte in den Stadtraum generieren. Zum Tempelhofer Damm wird die Eingangssituation der Bibliothek gebildet. Zum Flugfeld wird eine Freitreppe in Fortführung des Rollfeldes angelegt, welche für kulturelle Events bespielbar 48

ist. Beide Volumina werden unter dem Aspekt unterschiedlicher interner Nutzungsbereiche durch die Gliederung der Öffnungen sowie Fassadenelemente voneinander ablesbar gemacht. Die Organisation der Bibliothek macht sich die Durchdringungen zu Nutze, in dem an die Schnittstellen zentrale Nutzungen positioniert werden, von denen sich in der linearen Logik der aufsteigenden Rampenbänder die Leseterrassen entwickeln und vom Haupteingang aus die Veranstaltungsräume anlagern. Die Raumidee entspricht einer fließenden Bewegung zwischen 2 Punkten. Die Dynamik des Raumes reinterpretiert die Wissensaufnahme als einen Prozess der Bewegung.


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Grundrisse

Grundriss EG, Eingang

Schnitt 1_1 M1:500 Schnitt

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Schnitt 1_1 M1:500


Grundriss 1.OG, Freihandbereiche

Schnitt 1_1 M1:500

Schnitt 1_1 M1:50

Schnitt

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Karin Pramstaller Buch Terminal

Der Entwurf thematisiert den infrastrukturellen Ursprung des Ortes. Die Landebahn wird als Relikt aufgegriffen und an ihrem Ende mit dem Bibliotheksbau neu definiert ohne sie zu bebauen. Der Baukörper wird durch zwei versetzt übereinandergestellte, flache Quader gebildet, so dass zwischen dem oberen Baukörper und der Landebahn ein öffentlicher Raum entsteht, der einen Eingang zur Bibliothek und zur Parklandschaft formuliert. Das Basisvolumen wird in drei Bereiche gegliedert und ermöglicht so Querverbindungen als auch Orientierung. Mit der Anlagerung des Entwurfes an die Landebahn und dem Versatz zweier Gebäudeteile entsteht eine Ana52

logie zur Typologie von Flughafengebäuden: ein „Buchterminal“. Der Logik eines Terminals folgt dann auch die Organisation. Im dreigeteilten Basisvolumen sind Foyer, Veranstaltungsbereiche und verwaltungstechnische Einrichtungen und im auskragenden Volumen alle Freihandfachbereiche untergebracht. Um die Auskragung zu ermöglichen wird der obere Baukörper als Fachwerkkonstruktion ausgebildet, über massive Kerne gehalten und im Erdreich durch die Untergeschosse verankert. Dieser Anker dient sinnfällig der Unterbringung der Magazinflächen. Aus dem Thema der Infrastruktur wurden die Baukörper bewußt technokratisch entwickelt.


Konzept Programmierung

Konzept Anheben

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Grundriss EG, Eingang

L채ngsschnitt 54


Grundriss 1.OG, Freihandbereich

Querschnitt 55


Max Schmid Auflösung

Das Konzept der Bibliothek arbeitet mit dem Thema städtischer und programmatischer Dichteauflösung. Ein langgestreckter Baukörper wird parallel zum Rollfeld positioniert. Dieser bildet zukünftig eine klare Kante zu den nördlich entstehenden Quartieren und eine markante visuelle Linie entlang der Ringbahn. Im Sinne der Öffnung des Raumes zum Flugfeld löst sich der Baukörper auf, indem er fragmentiert wird. Die architektonische Umsetzung ergibt sich aus dem Raumprogramm. Dabei nimmt die körperliche Dichte der Architektur mit zunehmender Öffentlichkeit ab. Die Magazinflächen und Verwaltung bilden den dichten Gebäudeteil. Dieser wird direkt an 56

die städtische Seite des Grundstückes gelegt und erzeugt so eine Bewegungsdynamik durch den Bau. Der Eingang befindet sich in einer durch Auflösung entstehenden Zäsur und muss erst durch Aneignung der Architektur entdeckt werden. Bewegt man sich weiter in die Aushöhlungen der Bibliothek wird das Spiel der Fragmentierung fortgesetzt, so dass diverse Raumbezüge und attraktive Lesenischen entstehen. Im aufgelöstesten Teil befinden sich Veranstaltungsbereiche. Die Struktur basiert auf einem 10 Meter Raster und soll als ein Baukörper wahrgenommen werden. Eine Doppelfassade mit bedruckten Glaselementen bildet den äusseren Abschluß.


Ansicht S端d

Schnitt

Grundriss 2.OG

Grundriss EG

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Matthias Wild Tempelhofer Tor

Der Entwurf basiert auf der Intention, der Horizontalität des Tempelhofer Flugfeldes einen Anhaltspunkt zu geben. Eine Bibliothek, als öffentliches Gebäude mit, auch im digitalen Zeitalter, hoher Besucherfrequenz bietet die Möglichkeit mit der Geste des Tores einen punktuellen Gegenakzent zum extrem gestreckten Flughafengebäude zu setzen. Zwei gekippte Türme bilden dieses Tor zum Feld und Wissen, indem sie ein gigantisches Dreieck aufspannen. Das Tor wird genau an das Ende der Landebahn gesetzt. Die dazwischen entstehende und durch einen Materialwechsel ausformulierte Fuge kann als Türschwelle zum Tempelhof verstanden werden. Zwei 58

quadratische Treppenanlagen vervollständigen die Komposition und ermöglichen den Zugang, der im Untergeschoss die Bibliothek erschliesst. In den Türmen sind die Freihandbereiche spiralförmig als große Wendeltreppe aufgebaut. Durch die gekippte Gebäudeachse ergibt sich ein spektakuläres Raumerlebnis in der Vertikalen. Die Konstruktion der beiden Türme funktioniert über ein Tube-in-Tube System. Durch die radial verlaufenden Träger der Wendelfigur ergibt sich die geschwungene Fachwerkstruktur der Fassade. Ein Funktionskern im Inneren, der nicht der Neigung des Gebäudes folgt, beinhaltet Fluchttreppen, sowie diverse Schächte.


oben: Konzept Programmierung T端rme unten: Ansicht Tragsystem Fassade

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oben: Grundriss Regelgeschoss unten: Aufsicht Tragsystem Fassade

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Yan Zhang Transition

Der Entwurf arbeitet mit dem räumlichen Maßstab des Ortes. Die Weite des Tempelhofer Flugfeldes wird durch den großmaschinellen Maßstab der Flugzeuginfrastruktur bestimmt. Der Übergang von der infrastrukturellen zur urbanen Nutzung begründet eine Wahrnehmungsänderung, die ein Gefühl der Leere evoziert. Hieraus ergibt sich die Frage nach der Maßstäblichkeit einer neuen Bibliothek am Rande des Feldes im Übergang von urbanem Raum zu landschaftlichem Raum. Der Bibliotheksentwurf greift das Thema der Transition als Konzept auf und entwickelt ein skalares Strukturprinzip als Mittler sowie als zeitlich, räumliches Raumgerüst. In drei gestaffelten 62

Zonen bewegt sich der Bibliotheksbesucher immer zwischen verschiedenen Raummaßstäben und erfährt so eine Interaktion mit den Dimensionen des Ortes.


Konzept skalare Raumstruktur

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Grundrisse 1. und 2.OG

Ansicht S端d, Ansicht Nord 64


Grundrisse 3. und 5.OG

Programmstruktur: (von links nach rechts) Eingang, Gastronomie, Veranstaltungen, Verwaltung, Magazine, Logistik, Lesebereiche

Ansicht Ost, Ansicht West 65


Ruth Zimmermann QR

Der Ort wird als Schnittstelle von Freiraum und Stadt gesehen. Im Westen „endet“ die Stadt mit einer stark befahren Straße und Uund S-Bahnstation am Berliner Ring. Im Osten öffnet sich die große, freie Grünzone des Tempelhofer Flughafengeländes. Der Übergang wird als kritisches Moment eines Atmosphärenwechsels betrachtet. Städtebauliches Konzept ist es, diesen Wechsel durch eine tektonische Filterzone zu vermitteln. Diese wurde auf Basis eines QR-Codes strukturell thematisiert und als Entwurfskonzept der Bibliothek zu Grunde gelegt. Der Code kann als 01-Prinzip oder Masse-Leere-Prinzip gelesen werden. Umgesetzt in das Dreidi66

mensionale eines Gebäudes bildet dieses Positiv-Negativ-Spiel Körper und Lichthöfe, und generiert so die Raumstruktur der Bibliothek mit Hilfe eines eingeführten Rasters von 40mx20m. Die Arbeitsbereiche der Bibliothek befinden sich unter der Geländefläche. Fachbereiche und öffentliche Nutzungen werden in den aufragenden Kuben untergebracht.


Grundriss OG

Grundriss UG

Schnitte 67


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von links nach rechts: Pr채sentation Workshop Berlin Zwischenkritik Workshop Graz Schlusskritik Graz

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Impressum MASTERSTUDIO„BIBLIOTHEK BERLIN TEMPELHOF“ Sommersemester 2013 Institut für Architekturtechnologie Technische Universität Graz Rechbauerstraße 12 8010 Graz www.iat.tugraz.at

Bearbeitung, Texte, Layout_Univ.Ass. Marcus Stevens Layout_Stud.Ass. Martin Eggel

Fotografie Einband_ Laubner Martin Copyright_Diese Broschüre einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.



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