Projektbeschriebe CAS Musikgeragogik Einblick in die Abschlussarbeiten der Absolvent*innen des Weiterbildungsprogramms CAS Musikgeragogik. Ein interdisziplinäres Angebot der Departemente Musik und Soziale Arbeit.
Nur Mut – Singen tut gut CAS Musikgeragogik, 2020, Simone Guenin Kontakt Simone Guenin, simone.guenin@bluewin.ch
Ziel meines Projektes war es, ein Angebot für Menschen zu gestalten, die gerne singen, dies aber nicht in einem Chor mit Proben für Auftritte tun möchten. Es sollte ein Gefäss sein, in dem die Teilnehmer*innen die Möglichkeit haben, Freude am Singen zu erleben, in Gemeinschaft mit anderen bekanntes und liebgewonnenes Liedgut zu pflegen aber auch Neues zu entdecken. Im Tri-Care-Santé, einem ambulanten Zentrum für Körperpflege, Wellness und Bewegung in Galmiz, fand sich der ideale Ort zur Umsetzung meines Projekts. Das Zentrum wird von Senior*innen und von Menschen mit Beeinträchtigungen genutzt, also genau mein Zielpublikum. Ich schrieb mein Projekt innerhalb des Zentrums, aber auch extern in Murten und Umgebung aus und so kamen 15 Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer zusammen. Zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 gestaltete ich sechs Sequenzen, 14-täglich, jeweils am Mittwochnachmittag von 15.00 – 16.00 Uhr, mit anschliessendem gemütlichen Zusammensein bei Kaffee/Tee und vom Zentrum spendierten Kuchen. In der Gestaltung der Stunden orientierte ich mich thematisch an den Jahreszeiten. Ich brachte jeweils einige passende Lieder mit und umrahmte diese mit einfachen Einsingund Bewegungsliedern, die wir auch zweistimmig oder im Kanon sangen. Ich begleitete die Lieder mit der Gitarre. Die angebotenen rhythmischen Instrumente wurden nicht so rege benutzt. Sehr gefreut hat mich die Eigeninitiative der Teilnehmer*innen: Eine Frau begleitete die Lieder mit ihrer Panflöte, eine andere brachte einen Bildband mit selbstgeschriebenen Gedichten mit und las diese zwischen den Liedern vor. Die vielen schönen Momente haben mir gezeigt, dass ich den Teilnehmer*innen mein wichtigstes Anliegen vermitteln konnte: «Singen macht Freude und Singen tut gut!»
Musik & Bewegung CAS Musikgeragogik, 2020, Gabriela Moser Regli Kontakt Gabriela Moser Regli, gabriela_moser@bluemail.ch
Das Angebot «Musik & Bewegung» richtet sich an alle interessierten Bewohner*innen des Altersheim EGW in Brienz. Die Musizierstunde findet vierzehntäglich am späten Nachmittag statt und dauert ca. 60 Minuten. Es nehmen jeweils ca. 15 – 20 Senior*innen teil, mit dabei sind auch demenziell erkrankte Personen. Das Angebot wir vorerst vier Mal durchgeführt und bietet den Teilnehmer*innen eine anregende Abwechslung zum Alltag während der Wintermonate. Mit Singen, gemeinsamem Musizieren und Sitztänzen werden die verschiedenen Sinne angesprochen. Zugleich ist es ein unbewusstes «Training» für Stimmbänder, Gehirn, Gleichgewicht und Koordination. Die Lektionen sind mehrheitlich in sich abgeschlossen, so dass ein Einstieg ohne Vorwissen jederzeit möglich ist. Alle können sich so einbringen, wie es ihren Möglichkeiten und Wünschen entspricht. Der Ablauf ist meist gleich strukturiert und enthält folgende Elemente: – B egrüssungslied mit Bewegung (gleichbleibend) – B ekanntes Lied gemeinsam singen, ev. mit Klangstäbe und Perkussionsinstrumenten begleitet – Neues Lied lernen, auch ein einfaches fremdsprachiges Lied möglich – Sitztanz – Musizierstück / Mitspielsatz mit verschiedenen Perkussionsinstrumenten – Abschiedslied (gleichbleibend) Kurze Repetitionen und Übungsphasen finden ebenfalls Platz während der Stunde und regen die Aktivität der Bewohnerinnen und Bewohner an. Das Wichtigste ist jedoch die Freude und der Spass an der Musik und die Verbundenheit in der Gruppe.
Gemeinsames Musizieren 60+ CAS Musikgeragogik, 2020, Gabriela Moser Regli Kontakt Gabriela Moser Regli, gabriela_moser@bluemail.ch
Das Angebot «gemeinsames Musizieren 60+» ist ein Weiterbildungsangebot für alle interessierten Frauen und Männern über 60 Jahre, welche gerne instrumental in der Gruppe musizieren möchten. Die Teilnahme ist mit jedem Instrument möglich, instrumentale Grundkenntnisse sind erwünscht. Als Kursleiterin und Musikgeragogin sehe ich meine Aufgabe darin, die Teilnehmer*innen ihrem Niveau entsprechend stressfrei anzuleiten und ihre musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten lustvoll zu fördern. Das Repertoire deckt einen breiten Bereich von Volksmusik über Klassik bis zur Unterhaltungsmusik ab. Die Noten mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden sind meist aus meinem Fundus. Ich arrangiere sie zugeschnitten auf das Niveau der Musikgruppe. Nebst dem Musizieren machen wir auch rhythmische Koordinationsübungen und Improvisationsspiele und üben einfaches Blattspiel. Das Kursangebot findet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Haslital/ Region Brienz wöchentlich an acht Vormittagen à eineinhalb Stunden statt. Die Teilnehmer*innen bringen ihre Instrumente selber mit, ein Klavier steht zur Verfügung. Bei Bedarf nehme ich Perkussions- und Begleitinstrumente mit.
Generationenklang MUSIKerLEBEN für Jung und Alt CAS Musikgeragogik, 2020, Bruno Strassmann Kontakt Bruno Strassmann, bruno.strassmann@bluewin.ch
Das Projekt «Generationenklang MUSIKerLEBEN für Jung und Alt» ist ein generationenübergreifendes, musikgeragogisches Praxisprojekt. Schüler*innen einer zweiten Primarschulklasse der Musikschule Opfikon und die Bewohner*innen des Alterszentrum Gibeleich, Glattbrugg, treffen sich sechsmal im Mehrzweckraum des Alterszentrums, um gemeinsam zu musizieren und zu singen. Die Kinder besuchen das Alterszentrum in Halbklassen mit je neun Kindern, begleitet von der Musikgrundschullehrerin. Für die Bewohnenden des Alterszentrums findet die Durchführung im Rahmen der wöchentlichen Sing- und Musikgruppe statt. Bei dieser Gruppe handelt es sich um eine offene Gruppe, das heisst, es können alle Bewohner*innen spontan daran teilnehmen. Das Projekt hat zum Ziel, den Bewohner*innen die aktive Teilhabe am Musizieren zu ermöglichen, soziale Kontakte zu fördern (intergenerativ), voneinander zu lernen und damit eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
Mit den Grosseltern die Oboe entdecken CAS Musikgeragogik, 2020, Sabina Novak Kontakt Sabina Novak, binelnovak@bluewin.ch
An Weihnachten wird im familiären Rahmen nicht nur viel gesungen, sondern auch wieder einmal das Instrument aus dem verstaubten Köfferchen geholt und für ein paar Takte zum Klingen gebracht. Diesen natürlichen Zugang zur Musik in der Weihnachtszeit habe ich mit einem weiteren Gedanken verwoben: Normalerweise lernen «junge» Menschen, «alte» Menschen lehren – warum nicht einmal die Rollen tauschen? Wie wäre es, wenn einer meiner Oboenschüler seine Grosseltern in die Grundkenntnisse des Oboenspiels einweiht? So kam es, dass der Musiksaal des Dorfschulhauses in Schüpfheim an drei Montagnachmittagen im Januar 2020 mit ein paar Handgriffen in weihnachtliche Stimmung getaucht wurde: Im Kreis versammelt um ein kleines Tannenbäumchen und im Schein einer Kerze, half mein elfjähriger Oboenschüler R. seinen zwei Grossmüttern dabei, die passenden Töne auf der Oboe für das Lied «Adväntsziit» zu suchen. Um den Grossmüttern einen guten Start mit der Oboe zu ermöglichen, hatte ich bereits im November an beide je eine Blockflöte samt Grifftabelle verteilt. Die ausgewählten Weihnachtslieder konnten sie nach Gehör, mit Noten oder mithilfe der aufgeschriebenen Griffbilder spielen. Im Januar 2020 stand der Wechsel von der «unkomplizierten» Blockflöte zur «sperrigen» Oboe im Vordergrund. An jedem der drei Nachmittage beschäftigten wir uns während ca. 45 Minuten in kleinen Experimenten mit häufig gestellten Fragen: Braucht Oboe spielen besonders viel Luft? Warum wird der Kopf rot? Bin ich zu alt oder zu jung um Oboe zu spielen? An diese Experimentier-und Entdeckungsphase denke ich besonders gerne zurück. Es war mein Ziel, auf spielerische Art erlebbar zu machen, welche Anforderungen die Oboe an die Spieler*innen stellt. Mein Oboenschüler R. erntete bewundernde Blicke seiner Grossmütter für seine bereits gut entwickelten oboistischen Fähigkeiten. Er wiederum staunte, dass sein «Grosi» nach kürzester Zeit der Oboe die unverkennbaren zwei ersten Takte von «Stille Nacht» entlocken konnte.
Musikstunden im Pflegeheim CAS Musikgeragogik, 2020, Regula Frehner Furrer Kontakt Regula Frehner Furrer, regula.frehner@gmx.net, www.musik-im-alter.ch
In einem Wohn- und Pflegeheim habe ich für eine Gruppe von acht bis zwölf hochbetagten, teilweise an einer Demenz erkrankten Menschen Musikstunden angeboten. Den Rahmen bildeten jeweils je ein Lied zur Begrüssung und zum Abschied. Mir war wichtig, die musikalischen Aktivitäten bewusst vielfältig und abwechslungsreich zu gestalten: Zum Einsatz kamen das Singen von Liedern, die gemeinsame harmonische Begleitung von Liedern, Bewegungslieder, das Improvisieren mit Instrumenten, ein Mitspielsatz, eine Bewegungsbegleitung und ein Sprechvers. Die Musikstunden waren ansprechend und kurzweilig und ich selber konnte vieles ausprobieren und lernen. Als roter Faden diente jeweils ein ausgewähltes Stundenthema (z.B. Winter, Farben, Rosen, etc.). Mir war es ein grosses Anliegen, dass sich die Seniorinnen frei und unbeschwert dem Singen und Musizieren hingeben konnten. Zu Beginn jeder Stunde wiederholte ich meine Zusage an die Teilnehmenden, dass man in der Musikstunde nichts tun muss, was man nicht will, dass man auch nichts können muss und dass man insbesondere nichts falsch machen kann. Die Musikstunden machten uns allen viel Freude. Ich erlebte die alten Frauen sehr offen für die neuen musikalischen Erfahrungen. Sie waren aufmerksam, machten mit und probierten aus, sie erzeugten mit den Instrumenten Klänge und hörten aufeinander. Immer wieder entstanden auch spontane Gespräche, wenn beispielsweise durch ein Lied spontan eine «Geschichte aus dem Leben» erinnert wurde und der Gruppe mitgeteilt werden wollte. Musikgeragogik will älteren Menschen musikalische Bildung und musikalisches Lernen ermöglichen und sie aktiv an Musik und am Musizieren teilhaben lassen. In den Musikstunden im Wohn- und Pflegeheim habe ich die berührende Erfahrung gemacht, dass und wie dies auch hoch-betagten Menschen möglich ist und dass insbesondere auch Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, das gemeinsame Musizieren so richtig geniessen können.
Let’s Tango CAS Musikgeragogik, 2020, Madeleine Bischof Kontakt Madeleine Bischof, ma-bischof@gmx.ch
Musikschule Malters: Tangomusik Ich schrieb einen Kammermusikkurs mit dem Thema Tangomusik aus, sieben Lektionen à zwei Stunden jeweils am Mittwochmorgen von 9.30-11.30 Uhr. Die erste Lektion war eine Gratis-Schnupperlektion. Die Teilnehmenden zu finden war mit grossem Aufwand verbunden (Flyer auflegen, in der Zeitung ausschreiben, Kurzreferat bei Seniorenanlässen usw.) Es meldeten sich sieben Teilnehmer*innen an: Violine, Querflöte, Blockflöte, Gitarre, Ukulele, Piano und Akkordeon. Innerhalb der Gruppe gab es sehr grosse Unterschied bezüglich Alter und Spielpraxis. Schnell zeigte sich, dass die gekaufte Literatur zu schwer war. Ich machte von da an selbst Arrangements, in denen die Violinistin immer Gelegenheit hatte, zu improvisieren, da sie sonst unterfordert war. Die Teilnehmenden wünschten ein kleines Konzert zum Abschluss, danach geht das Projekt nicht mehr in dieser Form weiter. Es möchten noch drei Teilnehmer*innen weitermachen, aber ich werde ein neues Projekt ausschreiben, mit einem grösseren Musikrepertoire, nicht nur Tangos. Musikschule Rothenburg: Ensemble für Erwachsene 50 + Im Gegensatz zum Projekt an der Musikschule Malters, war das ausgeschriebene Musikrepertoire offener gehalten, von Tango, über irische Musik bis zum Ländler. Es meldeten sich acht Teilnehmer*innen an: Drei Blockflöten, Mandoline, Saxophon, Cello, Querflöte und Gesang sowie Gitarre. Nach der Schnupperlektion schieden zwei Teilnehmerinnen aus. Die jüngste Spielerin fühlte sich zu jung, eine Frau mit Parkinson war überfordert. Die verbliebene Gruppe will unbedingt weitermachen. Die Instrumentalist*innen kennen sich alle, kommen gut miteinander aus und spielen ungefähr auf dem gleichen Niveau. Die Literaturauswahl ist sehr gross und für die Gruppe spannend. Die Gruppenleitung hat mir grossen Spass gemacht! Die Auswahl der Literatur ist kein Problem, ich schreibe auch sehr gerne passende Arrangements. Ich möchte unbedingt an beiden Orten mit den Kammermusikensembles weiterfahren.
60+ Musig CAS Musikgeragogik, 2020, Andrea Gmür Kontakt Andrea Gmür, andigmuer@thurweb.ch, www.60plusmusig.ch
Als gelernte Akkordeonlehrerin unterrichtete ich während 20 Jahren an verschiedenen Musikschulen im Angestelltenverhältnis. Nun bin ich daran, mir als selbstständige Musikgeragogin einen Namen in unserer Region zu schaffen. Unter dem Namen 60+ Musig verbirgt sich meine selbstständige Tätigkeit als Musikgeragogin. In Mosnang im Toggenburg habe ich zwei Angebote für Interessierte ab 60 Jahren entwickelt: die «Singgruppe 60+» sowie für interessierte Instrumentalist*innen die «Instrumentalgruppe 60+». Die Singgruppe startete im Sommer 2019 mit zu Beginn fünf Personen. In entspannter Atmosphäre haben wir bei mir zuhause gesungen, gelacht, geplaudert und die gemeinsame Zeit genossen. Das Repertoire reicht von urchig über volkstümlich bis zu modernen Liedern. Immer wieder bringe ich auch unbekannte Lieder mit. Auch im Alter soll man Neues lernen, das wird von der Gruppe sehr geschätzt. Zur gleichen Zeit startete auch die Instrumentalgruppe mit drei Personen. Bestehend aus diatonischem Akkordeon, Mundharmonika und Gitarre gab es anfangs Schwierigkeiten bei der Abstimmung der Ton-arten zwischen Akkordeon und Mundharmonika. Danach funktionierte das Zusammenspiel aber problemlos. Der zentrale Inhalt meiner Arbeit als Musikgeragogin liegt in der Begegnung mithilfe der Musik. Nur in echten und ernsthaften Begegnungen kann ich würdigen, entdecken, unterstützen und begleiten. Selbst wenn das «Aktivieren» manchmal entfällt, ist es wichtig zu wissen: Erst die Begegnung gibt einer Aktion Sinn, erst in der Resonanz des Gegenübers erfahren wir einen Teil unserer Identität.
Jahreszeiten Sing-Café CAS Musikgeragogik, 2020, Marta Lockridge-Brenner Kontakt Marta Lockridge-Brenner, marta.lock@bluewin.ch
Im Rahmen des kulturellen Angebots der Baugenossenschaft Oberstrass (BGO) wird durch das Projekt «Jahreszeiten Sing-Café» ein ganz neues Gefäss geschaffen. Das Projekt richtet sich an Menschen über 60 Jahre, die in der BGO wohnen. Viermal jährlich findet ein Sing-Nachmittag statt, der inhaltlich jeweils der Jahreszeit entsprechend gestaltet wird. Nach dem Singen kann die Begegnung bei Kaffee und Kuchen vertieft werden. Das Angebot soll alle Seniorinnen und Senioren erreichen, die an der Begegnung interessiert sind und Freude haben am gemeinsamen Singen und Musizieren. In einem weiteren Schritt kann das Projekt auch für alle, d.h. auch jüngere, BewohnerInnen der BGO zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise können intergenerative Begegnungen gefördert werden. Zusätzlich wird ein instrumentales Musikensemble mit Seniorinnen und Senioren zusammengestellt, welche die Lieder an den Nachmittagen auf ihren Instrumenten begleiten. Von den vier ursprünglich geplanten «Sing-Cafés» konnten wegen des Lockdowns nur zwei durchgeführt werden. Es fanden zehn Proben mit den drei Mitgliedern des Musikensembles statt. Das Projekt stiess auf Interesse und Begeisterung und wird voraussichtlich ab Januar 2021 weitergeführt.
Musik baut Brücken CAS Musikgeragogik, 2020, Susanne Frick Kontakt Susanne Frick, susanne.frick@powersurf.li
Musik und Demenz? Was kann das bewirken? Diese Frage beschäftigte mich immer wieder. Durch meine Arbeit in der Familienhilfe Balzers kam ich in Kontakt mit einer Familie, in der die Mutter an Demenz erkrankt ist. Sie erzählte mir jedes Mal von ihrem sicherlich schweren Leben. Ihren Mann und die beiden Söhne hat sie verloren. Als sie mir zum ersten Mal davon erzählte, meinte sie: «Weisst du, das war so schwer, ich dachte ich werde daran zerbrechen. Aber von irgendwo kam Hilfe her. Und machte es mir viel leichter.» War die Leere im Kopf die Hilfe? Was ist mit den verbliebenen Angehörigen? Wie gehen sie damit um? Mit diesem Schweigen der Mutter und dem «Aushalten müssen». Und so kam mir eine Idee für mein Abschlussprojekt. Ich fragte ihre Töchter, ob sie sich vorstellen könnten ein Teil von meiner Abschlussarbeit zu sein. Bei meinem Projekt «Musik baut Brücken!» mit gemeinsamen Nachmittagen, die wir singend verbringen. Eine Tochter sagte sofort zu: «Das würde ihr sehr gefallen». Eine weitere Tochter meinte: «Wenn es Mama hilft, probiere ich es gerne.» Und so starteten wir vier unsere gemeinsamen Sonntagnachmittage. Schon nach dem ersten Nachmittag meinte Frau G. strahlend: «Also das gefällt mir so gut, das machen wir dann auch an meinem 80. Geburtstag.» Für einen Moment waren wir sprachlos. Vor allem die beiden Töchter: «Mama singt!» Und das mit grosser Freude. So kam es, dass wir vier mit den übrigen 30 Gästen Lieder von «Happy Birthday» bis zu «Rote Lippen sollst du küssen» sangen. Ich hatte Frau G. die Liedtexte Wort für Wort abgeschrieben, so war es für sie ein bisschen leichter mitzusingen. «Ein wunderbarer Geburtstag war das,» meinte sie lachend. Und auch der Pfarrer kam zu mir, bedankte sich herzlich und meinte: «Vielen Dank! Dranbleiben! Unbedingt weitermachen. Da sieht man wieder: Musik verbindet!» Für mich wertvolle Aussagen. So kam ich zu meiner Erkenntnis: Musik kann Zugang zum an Demenz erkrankten Elternteil schaffen. Singen verbindet, bringt Glücksmomente und gibt ein Stück Selbstwert zurück: «Ich kann doch noch etwas!»
Hochschule Luzern – Musik Arsenalstrasse 28a CH–6010 Luzern-Kriens T +41 41 249 26 00 musik@hslu.ch