FB3 No. 1 Tiefblick

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Zeitschrift des Fachbereiches 3 der Hochschule Anhalt (FH) I Architektur I Facility Management I Geoinformation I Standort Dessau



Editorial

Es ist immer so, dass man nach Jahren auf sein Studi-

Die Studentenredaktion Susan Döbrich und Maximilian

um zurückblickt und überwiegend schöne Seiten sieht.

Zeller, sowie die beiden Assistentinnen Cornelia Böttner

Steckt man mittendrin, ist man gefangen von Abgabe-

und Anja Müller sind selbst Beweis dieser Haltung, ha-

terminen, Prüfungen und der Jagd nach Creditpunkten.

ben Zeit investiert und richtig gute Arbeit zu dieser ersten

Mit Sicherheit aber sieht man im Nachhinein, was für

Ausgabe geleistet:

entscheidende Erfahrungen den Lebensweg geprägt

Sinn für das treffende Bild, den richtigen Schnitt und

haben in der Zeitspanne des ersten Semesters bis zum

gute Kommentare. Das Ergebnis macht Lust auf mehr

Abschluss. Der gesamte fachliche Stoff ist eine Seite der

und lässt sicher Manchen fragen: „Sind wir das?!“

Studienzeit, die bewältigt werden muss, die Andere ist, der persönlichen Entwicklung Spielraum zu geben und

Wenn die jährlich zweimal erscheinende FB3-Zeitung

zu entdecken, welche Seite an dem Beruf die Begeiste-

ein Spiegel unseres Fachbereiches wird, dann ist das

rung für das Studienfach ausmacht. Das hat wesentlich

Ziel erreicht. Und sollte von Außen der Fachbereich Ar-

mit Selbstbestimmung und Selbsterfahrung zu tun, aus

chitektur, Facilitymanagement, Geoinformation und Ver-

dem Wahlangebot das herauszufiltern, was den großen

messungswesen transparent werden, ist uns das sehr

Einsatz lohnt – seine Zeit an etwas zu verschwenden aus

recht, denn für Jeden, der ein Studium beginnen möch-

Neugier, an Modellen zu tüfteln, weil man ein Bild vor

te, ist doch „Tiefblick“ das einzig Wahre…

Augen hat, tiefer verstehen wollen, aus was die Welt besteht, wie es gemacht wird. Aus dieser überschüssigen

Johannes Kister,

Energie erwächst so viel an der Hochschule, wenn nicht

Dekan Fachbereich Architektur, Facility Management

sogar das Wichtigste, dass es auf der Hand liegt, ein

und Geoinformation

paar Dinge zu dokumentieren – es muss gesagt werden, dass es eine Auswahl ist. Da steht an erster Stelle das bundesweit hervorgehobene Südafrika-Projekt, das vor allem aus Zusammenhalt, Organisationstalenten und einer sozialen Utopie so viel Motivation schöpfte, es sind die wachen Fotoshots von Bildern auf Exkursionen, aber auch der Versuch, zu aktuellen politischen Themen in Entwürfen eine Haltung zu finden, z. B. das Mehrreligionenhaus. Gäste der Summer School und der Vortragsreihe Dessauer Gespräche zeigen ausschnittweise die Einflüsse und Anteile von außen an dem Jahresprogramm. Natürlich wollen auch außergewöhnliche Arbeiten und Neues aus der Lehre Platz haben in der ersten Ausgabe.


Halb & Halb kulinarisches Entwerfen mit allen Sinnen ab S. 4

Sir Erik und die Burgruine Flossenburg S. 32

Blossom - component driven architectures S. 28

Istanbul vs. Berlin ab S. 34 Abenteuer S端dafrika Projekt-ITHUBA S. 54


STEPS ‘N SLABS Gastbeitrag Ralf Pasel pasel.künzel architects rotterdam ab S. 60

Editorial

004

Halb & Halb kulinarisches Entwerfen mit allen Sinnen

012

Holzhaus + -

014

Ein Haus für fünf Religionen

018

Panorama-Blick auf die ‚Toskana des Nordens‘

022

Dämonen blicken über Magdeburg

024

The London 2012 Olympic Stadium

028

Blossom - component driven architectures

030

FIM

032

Sir Erik und die Burgruine Flossenburg

034

Istanbul vs. Berlin

046

Über den Tellerrand geschaut

050

Facility Management für Architekten

053

Externer Dozent bringt frischen Wind

054

Abenteuer Südafrika Projekt-ITHUBA

056

Auf der Suche nach Energieeinsparpotentialen

057

An der Hochschule Anhalt (FH) kommen die Arbeitgeber zum Studenten

058

Türöffner durch ‚Vitamin B‘

060

STEPS ‘N SLABS

063

Fahr doch mal hin!

067

Der Nestbeschmutzer

068

Bildnachweis

068

Impressum

projekte

Ausgabe 1 I 2009

001

report

Inhalt


Halb & Halb Kulinarisches Entwerfen mit allen Sinnen

Die Inhalte des Faches Strukturlehre sind interdisziplinär. Der Weg als Erlebnis. Der Lehrinhalt ist die Vermittlung der Selbstständigkeit beim Studieren. Durch Übungen soll eine ganzheitliche Sichtweise der Wahrnehmung geschult werden, um wie in der Architektur viele Fächer, Fähigkeiten und Disziplinen zu verbinden und somit auch am Detail einen größeren Zusammenhang zu erfahren. Am Ende zählt nicht nur das Ergebnis, sondern der Weg dorthin stellt einen eigenen Wert dar. Um diese Werte sinnlich erfahrbar zu machen, wurde sich in zwei Semestern dem wohl sinnlichsten Bereich der Kultur gewidmet, den gesamten Themen, die sich um Essen und Kochen drehen. „Sag mir was Du isst und ich sage Dir wer Du bist.“ Beim Essen finden Menschen zusammen und es entstehen Beziehungen. So entstand das Konzept des kulinarischen Entwerfens, mit allen Sinnen. Die Gesetzmäßigkeiten der Prozesshaftigkeit und Ganzheitlichkeit einer gelungenen schöpferischen Leistung, erlebt und versteht man durch Erfahrung und Zeit, durch einen Abstand zum eigenen Tun, durch den man als neutraler Beobachter agiert, anstatt als Betroffener. Eigenständigkeit und geistige Beweglichkeit sollen gestärkt werden, was persönliche funktionsbezogene Imaginationskraft vorausgesetzt, sich vor dem inneren Auge Farben, Raum und Komposition vorstellen zu können und vorausschauend zu handeln. Einfach nur auszuprobieren, ohne geistige Vorstellungskraft, würde zu frustrierendem Aufwand führen. Ein Koch weiß nicht nur welcher Geschmack zum Ande-


005


006


ren passt, oder diesen steigernd ergänzt, er kann sich sogar aus farblichen Kompositionen geschmackliche Ableitungen bauen und mit wachsender Erfahrung entsteht ein Zusammenhang von Äußerem (Lebensmittel und Farbe) und Innerem (Geschmack). Wahrnehmungsqualitäten unbewusst parallel zu erleben, bereichert das schöpferische Tun. Die Ganzheitlichkeit des Kochens stellt ein gutes Gleichnis zum Entwurfsprozess des Architekten dar. Man begreift Zusammenhänge besser, fernab des eigentlichen Faches, in einer Parallelwelt. Die organisatorische Idee ist werkbundartig. Es wird vom Kleinen zum Großen entwickelt und alle Stränge laufen zu einer Gesamthaltung zusammen. Im ersten Semester stand die Vorbereitung der Substruktur, das Bauen einer primitiven Küche, Erstellung von Geschirr, Werkzeug, Tischdecken, Servietten und Kochutensilien und die damit verbundenen grundsätzlichen Fragestellungen. Das Erkennen der Bedürfnisse der Gegenstände. Durch die Bildung kleiner Themengruppen, wie Glasblä-


ser, Keramiker, Fotografen und Küchenplaner, die einander zuarbeiteten, wurde die Grundlage für das zweite Semester geschaffen, in dem die eigentliche Beschäftigung mit dem sinnlichen Element der Naturalien und des Kochens im Mittelpunkt stand. Es gab eine kulturelle Recherche zum Kochen, die Einteilung der Gruppen in Wirkungsbereiche und in den Tagesablauf der Ernährung. Gegen Ende kam der gemeinsame Einkauf, bei dem die Rezeptentscheidung vor Ort beim Besuch eines Großmarktes thematisiert wurde. Das Ziel war ein großes Dinner mit selbst geschaffenen Utensilien und selbst gekochtem Essen in der selbst gebauten Küche. Ein Gesamtentwurf für den Moment. Weniger das gestalterische Motiv, sondern die Erfahrung der Ganzheitlichkeit, das Ineinandergreifen der Prozesse zu erfahren. Ganz wie ein Architekt, der als Generalist arbeitet. Die Antworten am Schluss, ob die gebaute Küche in der Praxis funktioniert, welche Dinge sich als unhandwerklich herausstellten, ob das Zeitmanagement gut war und das Dinner wie geplant ablief, lassen sich in den Bildern erahnen. Projektbetreuung: Prof. Carl-Constantin Weber Prof. Stefan Worbes

008

*sue




011


Holzhaus + Baukastenprinzip/Bauanleitung für ein Wohnhaus Diplomarbeit I WS 07/08 I Jan Krajak

Das Projekt soll eine Ergänzung des gegenwärtig vorzu-

Studiengangs Architektur, Jan Krajak, entstand eine mit

findenden Angebotes an Wohnhäusern sein und wen-

dem Studentenpreis und dem Vize-Fieger-Preis verlie-

det sich vor Allem an innovative, kreative Bauherren, die

hene Arbeit.

neuen alten architektonischen Ideen aufgeschlossen gegenüber stehen und in die Errichtung und Fertigung

Das hier vorgestellte Wohnhaus soll jedoch nicht nur

des Hauses umfangreiche Eigenleistungen einbringen

dem ‚handwerklich begabten‘ Bauherren zur finanziell

können.

machbaren Realisierung des Wunsches nach einem Eigenheim verhelfen, sondern es berücksichtigt ebenso

012

In Verbindung mit der Betreuung durch Prof. Dr. M. Höh-

eine Reihe die Gesellschaft betreffende Fragen wie de-

ne, Prof. S. Pinkau und dem technischen Verständnis

mographische Gegebenheiten, Arbeitsmarkt und nicht

für eine individuelle Holzbauweise des Studenten des

zuletzt auch individuelle Veränderungen und Entwick-


Materialanwendung

M 1:50

Verschattung/Sichtschutz - klappbar + verschiebbar

M 1:100

Resultat

lungen. Es handelt sich hierbei nicht um ein Fertigteil-

Variabilität sich nicht nur auf das Haus bzw. auf die Bau-

haus im üblichen Sinn, sondern befasst sich mit einem

elemente im Ganzen konzentriert, sondern dass sie sich

Baukastenprinzip für Holzhäuser, einer Bauanleitung

in den einzelnen Gebäudefunktionen widerspiegelt. So

sozusagen, mit dem Grundanliegen, den fachlichen

soll es dem Bauherren möglich sein, ein Grundsortiment

Produktionsanteil, welcher zum Erstellen eines solchen

an Wohnfunktionen im kurzfristigen Zeitrahmen erstellt

Hauses nötig ist, relativ minimal zu halten, um den po-

zu bekommen und diese zu nutzen und alle weiteren

tenziellen Bauherren die Möglichkeit zu bieten, den Bau

Wohnfunktionen des Hauses, die dieses komplettieren,

selbst zu vervollständigen. Die Überlegung zielt auf die

in späteren Bauphasen zu vervollständigen.

*sue

fachliche Unerfahrenheit der Bauherren, um somit ein Prinzip zu liefern, welches diese Einflussfaktoren kompensieren kann. Ferner gehört zur Grundidee, dass die

013


Ein Haus für fünf Religionen Das Gebet ist der intimste Moment eines Gläubigen, insofern stellen die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten die höchsten Ansprüche an Individualität und Einbeziehung jeweiliger kultureller Charakteristika. Diplomarbeit I WS 07/08 I Benjamin Bötticher und Christian Kühne Das Glaubenszentrum Berlin zeichnet die

Moschee

utopische Vorstellung eines gemeinsamen Gebäudes der fünf Weltreligionen Judentum, Hinduismus, Islam, Christentum und Buddhismus. Dieses „Haus des Glaubens“ fungiert als ein Ort der Begegnung und des Austauschs zwischen den Anhängern der verschiedenen Glaubensrichtungen. Benjamin Bötticher und Christian Kühne, Studenten des Diplomstudiengangs Architektur entwickelten einen speziellen Anspruch ihrer Arbeit, die durch Prof. J. Kister und Prof. A. Jakoby betreut wurde. Er besteht darin, eine

Moschee

Atmosphäre der Gleichheit und des Nebeneinanders verschiedener Kulturen zu vermittelten. Das Besondere des Einzelnen steht dabei genauso im Blickfeld wie die Gleich-

Hinduistischer Tempel

rangigkeit der Gemeinschaft. Gleichzeitig werden die ureigenen Identitäten der verschiedenen Religionen berücksichtigt.

buddhistischer

Die an die Biologie angelehnte Formenspra-

Tempel

che steht sinnbildlich für die Organe eines Körpers. Das Gebäude selbst bietet somit den Raum für den weltlichen Aspekt des re-

Synagoge

ligiösen Lebens. Diese zwei Funktionen sind horizontal voneinander getrennt, so dass das Obergeschoss die verschiedenen Ge-

ökumenische Kirche

meinden und ihre Funktionen beherbergt, im Erdgeschoss dagegen die Schnittstelle zwischen Gläubigen, Gemeindemitgliedern, Glaubensinteressierten stattfindet. Das Haus des Glaubens beherbergt neben den fünf Gebets- und Andachtsräumen und den dazugehörigen rituellen Räumlichkeiten, zwei große Festsäle für die Gemeinden, di-

buddhistischer Tempel

Grundriss EG

verse Seminar-, Schulungs- und Büroräume,


Gästezimmer für Besucher, eine Bibliothek sowie einen kleinen Gastrobereich. Die übrige Fläche versteht sich als Raum für Eventnutzung, Ausstelllungen religiösen oder kulturellen Lebens oder aber auch als erweiterter Arbeitsbereich der im Gebäude Tätigen. Abgerundet wird das Programm durch den öffentlichen Garten im Außenbereich und seinem Pendant, den Gemeindegärten auf dem Dach.

*sue Obergeschoss - Koranschule - Festsaal - Seminarräume

Bibliothek

Erschließung

Ansicht Synagoge Beth Midrash

(Raum zum Studium der Thora)

Gebetsraum - Bimah (Lesepult) - Podest der Frauen - Leesepult - Ner Tamid (Ewiges Licht) - Aaron ha-kodesch (Thoraschrein)

Foyer

Grundriss OG

Grundriss Synagoge

015


Schnitt Glaubenszentrum

Tragstruktur

Detailschnitt

Schnittperspektive

Ansicht Hindu-Tempel

Ansicht Moschee Raum für Puja (Gottesdienst)

- Götterschrein - Zeremonielle Umschreitung - Tische für Opfergaben

Göporam

rituelle Reinigung - Miida (Waschanlagen) - Schuhablage

(Tempelportal)

Scheine für:

- Sri Kamadchi - Shiva Lingam - Murugan - Lakshmi Narayana - Somaskandar - Lyapan - Vairavar

Grundriss Hindu-Tempel

Foyer

Haram

(Gebetsraum) - Minbar (Kanzel) - Quibla (Gebetswand) - Mihrab (Gebetsnische)

Grundriss Moschee

Aufgang zum Minarett


Ansicht Glaubenszentrum

Innenraum der Kirche

Schnittperspektive

Ansicht Kirche

Ansicht buddhistischer Tempel

Foyer Gemeinde-

Foyer

raum - Butsudan (Hausschrein) - Tisch f체r Opfergaben - Sitzkissen

Taufkapelle - Taufstein - Ambo - Tabernakel

Sakristei

(Nebenraum)

Kirchensaal

- Kerzen - Ambo (Leesepult) - Altar - Sitzb채nke - Tabernakel (Schrank zur aufbewahrung von Hostien)

zeremonieller Tempelbesuch

Grundriss buddhistischer Tempel

- Gebetsglocke - Spendenaltar - Wasserbecken - Rauchbeken


Panorama-Blick auf die ‚Toskana des Nordens’ Hochschule für Weinanbau I Bachelorthese I SS 08 Anja Klein I Stefanie Elflein I Steffen Peist

Entlang der Unstrut von Laucha bis zur Mündung in

chelorthese mit dem Thema des Weinbaus in der Saale-

die Saale bei Naumburg, weiter an der Saale von Jena

Unstrut Region. Sie ließen den Studiengang Önologie,

über Kaatschen, Schulpforte, Bad Kösen bis Burgwe-

der Wissenschaft der Weinherstellung, als Vision ei-

ben bei Weißenfels erstreckt sich um den 51. Grad nörd-

ner neuen Außenstelle der Hochschule Anhalt (FH) in

licher Breite das nördlichste Qualitätsweinanbauge-

Freyburg entstehen. Freyburg gilt als das Zentrum des

biet Europas - das Saale-Unstrut-Tal. Auf geschützten

Weinbaugebietes Saale-Unstrut mit traditionsreicher

Südhängen, entlang der Flusstäler und deren angren-

Geschichte. So gründete sich etwa 1856 die Champa-

zenden Flachlagen finden sich hier auf kalkhaltigem

gnerfabrik, heute die Rotkäppchen Sektkellerei.

Boden mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9,1 °C und 1600 Stunden Sonnenschein im Jahr ideale

Bereits in den 1920 und 30er Jahren wollte man mit der

Weinbaubedingungen.

Gründung einer Schule für Winzer und Gärtner sowie der Winzervereinigung den Ertrag der heimischen Qua-

018

An der Weinstraße ‚Saale-Unstrut’ fand der Weinbau

litätsweinanbaugebiete sicherstellen. Veränderte klima-

erstmals im Jahre 998 urkundliche Erwähnung. Heute

tische Bedingungen in Mitteldeutschland und Trocken-

bildet dieser einen wichtigen Teil der hiesigen Kultur-

stress sind Themen, die heute nach neuen Strategien

landschaft. Geprägt durch seine abwechslungsreiche

verlangen. Solchen Fragen wie auch der Erforschung

Landschaft, ein mildes Klima und zahlreiche Schlösser

der Aromen im Wein widmet sich das ‚Mitteldeutsche

und Burgen ist der Landstrich auch als ‚Toskana des

Institut für Weinforschung’, welches sich im Mai 2008 an

Nordens’ bekannt.

der Hochschule Anhalt neu gegründet hat. Ergänzend

Im Sommersemester 2008 beschäftigten sich drei

sollte sich nun eine neue Architektur aus Forschung,

Studenten der Architektur im Rahmen ihrer Ba-

Studium und Studentenleben entwickeln.


… entstanden sind 3 Konzepte an drei verschiedenen Orten Stefanie Elflein übernahm das Bild der Weinberge mit ihren unter Denkmalschutz stehenden Weinberghäuschen, die im Saale-Unstrut-Tal in besonders hoher Dichte und Vielgestaltigkeit zu finden sind, und implantierte dieses mitten ins Zentrum Freyburgs. So schiebt sich ‚Hinter der Kirche’ ein Weinberg durch die Stadtstruktur. Unter ihm und seinen Weinreben öffnet sich eine Welt der Weinherstellung und -forschung mit Vorlesungssaal, Seminarräumen, Laboren, Verwaltung und einer hauseigenen Kelterei. Im ‚Weinberghäuschen’ kann der Hochschulwein schließlich auch verkostet werden.

019


Das Thema des Weinberges inspirierte auch Anja Klein zu ihrem Entwurf und wohl auch bereits zur Wahl des Grundstückes. Malerisch, direkt an der Uferpromenade der Unstrut gelegen, erhebt sich das Gebäude in Terrassierungen, den Weinhängen gleich. Historischen Baustrukturen entlehnt, entwickeln sich zwei zum Verweilen einladende Innenhöfe, die sich durch geschickte Stellung der Baukörper in den Außenraum öffnen. Aus dem in Richtung Wasser blickenden Panoramafenster der Bibliothek eröffnet sich die Weite des Unstrut-Tales mit der Neuenburg als Hintergrund.

020


Der südlich gelegene, heute leerstehende Bahnhof wird im Entwurf von Steffen Peist umgenutzt und baulich ergänzt. Wie aneinandergereihte Weinbeeren, die untereinander und mit dem Boden verschmolzen scheinen, schlängelt sich der Neubau entlang der Bahngleise. Ihn begleitend tauchen freistehende Beeren als Studentenunterkunft wieder auf. Ein goldenes Drahtgewebe umreißt die äußere Form und gibt den ‚Trauben’ warme Glanzpunkte, die im Sonnenlicht mit dem Grün der darunterliegenden Aluminhaut changieren.

*cb

Betreuung der Bachelorthesen: Prof. Johannes Kister Prof. Beatriz Möller

021


Dämonen blicken über Magdeburg „Die Wasserspeier am Dom zu Magdeburg – Katalogisierung und ikonographischer Deutungsversuch eines mittelalterlichen Architekturdetails“ Diplomarbeit I SS 08 I Anja Elias bisher nur eine Hand von Wissenschaftlern. Katalogisierungen dieser Art sind bislang nur für den Kölner Dom, sowie das Freiburger und das Ulmer Münster bekannt. Aus Schwindel erregenden Höhen glotzen sie zahlreich

Jenseits ihrer baulichen Funktion, Regenwasser über

von Abschlussgesimsen und Türmen herab, scheinbar

Rohre und Rinnen möglichst weit vom Gebäude weg-

lauernd, als würden sie augenblicklich in die Tiefe stür-

zuleiten, firmieren sie in Form unzähliger Tier- und Fabel-

zen - die steinernen Wasserspeier. Den Magdeburgern

wesen, nicht selten in Gestalt abscheulicher Dämonen

werden die eigentümlichen Tier-, Menschen- und Phan-

über den Passanten.

tasiegestalten ein durchaus bekannter Anblick sein, die bei Regen ihre volle Schönheit und Faszination entfalten,

Die unter den figuralen Speiern am Dom am häufigsten

indem sie zuhauf das Wasser im hohen Bogen aus ihren

zu sehende Figur ist der Hund, der Volksglauben sieht in

Mäulern speien.

ihm Todesboten und Hellseher, Opfertier und Unterweltwächter und den ständigen Begleiter von Hexen und Dä-

Anja Elias, Studentin des Studienganges Architektur

monen. Er führt die Seelen durch die Nacht des Todes.

unseres Fachbereiches untersuchte in Ihrer Diplomar-

Die Reihe der Tierwesen setzt sich in Gestalt zahl-

beit im Sommersemester 2008 unter der fachkundigen

reicher Ziegenböcke, Löwen, Schafe, Hasen oder Vö-

Betreuung von Prof. Dr. Michael Stuhr und dem Ober-

gel fort. Unter den mannigfaltigen Fabel- und Mischwe-

kirchenbaurat Michael Sußmann, die zahlreichen Was-

sen finden sich neben verschiedentlich geflügelten Dra-

serspeier des Magdeburger Domes. Mit der Arbeit wird

chen Harpyien, halb vogel-, halb menschengestaltige

erstmalig eine vollständige Katalogisierung aller der-

Sturmdämonen. Die Menschengestaltigen zeigen sich

artigen Figuren am Dom vorgelegt. Die gesammelten

etwa als Frau mit langem Gewand, Halsgreifer oder als

und aufbereiteten Informationen reichen von Lage, Grö-

nackter Mann.

ße, Material und zeitlicher Einordnung über die kunst-

022

geschichtliche Interpretation ihrer Gestalt bis zu einer

So vielfältig die Figuren in ihrem Aussehen, so vielfäl-

Fotodokumentation, auch der - ob ihrer Lage - den Au-

tig ist auch ihr Aufbau. Unterscheiden lassen sich etwa

gen der Betrachter sonst verborgenen Figuren. Mit der

schmuckvolle oder auch einfacher gestaltete Ausguss-

Thematik der Wasserspeier befasst sich in Deutschland

röhren, (Bild-)Wasserspeier oder Bildkonsolen.


Der ergreifende Anblick vieler Figuren lässt nach Deutungsansätzen suchen. Gegen Überlegungen, die einen rein oder vorrangig dekorativen Charakter vermuten spricht die Tatsache, dass sich derartige Wasserspeier vorerst nur an sakralen Gebäuden fanden und die Anbringungshöhe nicht wenige Speier den direkten Blicken der Betrachter entzog. Auch die Auffassung, dass die Figuren ein Zeichen mittelalterlichen Humors waren und wohl „Steinmetzscherzen“ entsprungen sind, kann ebenso nicht als richtig gelten, wenn man bedenkt, dass diese Art der Wasserspeier meist später entstand und zudem einen nur geringeren Teil der gesamten Speiergruppe ausmacht. Neuere Auffassungen sprechen ihnen einen potropäischen, Schaden abwehrenden, Charakter zu. Der mittelalterliche Glauben ging von ständigen Angriffen durch Luft- und Wetterdämonen auf die sakralen Gebäude aus, die nur durch gleichgestaltige Gegendämonen abgewehrt werden konnten – kein Dämon ertrug sein schreckliches Ebenbild. Dazu kommt, dass man dem mittelalterlichen Glauben nach Regenwasser für heiliger als Weihwasser befand, da es aus der direkten Nähe von Gott und dem Himmel kam. Zudem galt das Spucken oder Speien im Allgemeinen im Mittelalter bereits eine wirksame Abwehrgeste gegen Dämonen jeder Art. Nicht wenige Skulpturen sind heute beschädigt oder ganz zerstört, sodass ihnen eine Sanierung oder zumindest Sicherung des jetzigen Zustandes zu wünschen bleibt. Erhalten, und voraussichtlich bis Mitte 2009 auch in Buchform aufgelegt, bleibt die Archivierung der beeindruckenden Figuren. Die Arbeit wurde im Juli 2008 mit dem Studentischen Anerkennungspreis am Fachbereich ‚Architektur, Facility Management und Geoinformation’ ausgezeichnet.

*am

links: Drache, um 1826-34, ca. 1,30 m, Elbsandstein

023


DIA _ Dessau Institute of Architecture Das Dessau Institute of Architecture (DIA) betreibt seit dem Jahr 2000 einen englischsprachigen 2 jährigen Master of Architecture Kurs als Teil des Lehrangebots am FB 3. Ausgehend von bescheidenen Anfängen mit 15 Studenten hat sich dieses international ausgerichtete Studium mit nunmehr 80 Studierenden aus über 30 Lärndern sehr positiv für die Hochschule entwickelt. Das DIA beherbergt heute den größten englischsprachigen Masterkurs in der Fachrichtung Architektur in der Bundesrepublik. Im Jahre 2006 und 2008 konnte das DIA einige seiner Arbeiten im Rahmen der Architekturbiennale „(im)material processes“ für Architekturschulen aus aller Welt als einziger deutscher Teilnehmer in Be-

With the Olympics focusing more and more on the pre-

jing ausstellen.

sentation and image not only of the host city but also

Absolventen des DIA arbeiten heute weltweit z.T. in solch

with the image of a whole country the need for an “image

bekannten Büros wie Lord Norman Foster und Partner,

idea” that delivers a clear and easy message becomes

Zaha Hadid, Future Systems (alle London) aber auch bei

more important. With the Olympic Games televised in

Rafael Vinoly (New York und Buenos Aires). Als Grund-

more than 160 countries, this event reaches a populati-

lage des Erfolgs sieht Prof Alfred Jacoby, der Direktor

on of 3 billion people around the world. However, only 2

des DIA, die geglückte Internationalität, die Vielfältigkeit

million tickets are sold for competition sessions.

der angebotenen Themen aber auch die starke Fokus-

With the high importance of TV on the way the Games are

sierung auf digitale Medien und der intelligente archi-

perceived by the wider public, the venues and the Olym-

tektonisch formale aber auch technologische Umgang

pic stadium in particular are not only in need of strong

mit ihnen.

iconic status but also a deeper re invention of what they

Am DIA lehren überwiegend Professoren der Hochschu-

are how they function and how they are watched.

le Anhalt. Es ist aber auch Praxis, junge internationale Talente nach Dessau als Gastprofessoren für ein zwei

Main aims: Algorithmic design is used to develop sy-

Jahre einzuladen. So unterrichtet Matias del Campo von

stems of a higher degree integration and variability of

der Akademie für Angewandte Kunst in Wien und Archi-

the space inside the stadium shell. Consideration on en-

tekt des Österreichischen Pavillions für die EXPO 2010

vironmental parameters such as sun light, for example,

in Shanghai genauso am DIA wie der DAAD Gastprofessor 2009 und Projektarchitekt des Phaeno in Wolfsburg, Christos Passas von der AA in London, Daniel Dendra (Brighton University/UK) und Gunnar Hartmann (Rice University TX/Chur Institute). Insbesondere der Hochschulleitung ist das DIA zu Dank verpflichtet, hat der Präsident Prof. Dr. Orzessek doch immer ein offenes Ohr für die Anliegen dieses ersten englischsprachigen Masterkurses in Dessau gezeigt und den Erfolg durch gezielte Förderung ermöglicht. Auch der DAAD war in dieser Beziehung eine große Hilfe. Der Akademische Austauschdienst hat am DIA bisher die Gastprofessuren von Prof. Neil Leach und Christos Passas (beide von der Architectural Association School (AA) in London) sowie einige Austauschreisen in die USA an die Rhode Island School of Design (RISD) sowie nach Malta unterstützt. Prof. Alfred Jacoby, Director DIA

024


The London 2012 Olympic Stadium DIA Design Studio WS08/ Algorithmic Surface Modulations Design Brief: “London Olympic Stadium 2012”

can allow for anexciting play of light inside the stadium while structural considerations might lead to clever lightweight solutions to problems of excessive span, or dealing with issues of perforation of the skin, the arraying of

Hasan Ahmed Chowdry I Xinyu Shi

self similar components, the deformation and morphing of textures etc.

The students have taken on a position where they explore the idea of the Olympic Stadium not only as an inspi-

The aim of the studio is to deliver fully integrated and

red form but working with the translation of the idea of a

highly differentiated stadium envelopes that are able

woven basket taking it further as a structural concept.

perform to a variety of aesthetic, experiential and tech-

The geometrical definition of the object goes hand-in-

nical criteria. The students were strongly encouraged

hand with the structural mesh that not only gives shape

to enhance their design research with real world para-

to the space but also gives form to the exterior appea-

meters such as environmental information, structural

rance of the project. The rigor but also the apparent sim-

considerations etc. Seeking the advice of professionals

plicity with which the project has been formed is also its

to deliver a sound but exciting project will also be en-

strength. The structural mesh furthermore, gives rise to

couraged. The topic was based on the design and in-

many possibilities for continuous subdivisions of the ex-

vestigation of forms solely using 3d design software.

ternal “shell” and opportunities for multiple final effects

supervision and text: Christos Passas, Studio Master

to take place.


Alexander Kalachev I Tudor Cosmath all-2.blogspot.com

Architecture should be people related. Architecture should be directly influenced by the user Olympic stadiums and stadiums in general all have some things in common: people, emotions, cheering. All these can be reduced to people and sound. A stadium without one of these elements looses its meaning. For creating the 2012 London Olympic Stadium we are making use of the people (users), as sound emitters and of the sound, as a form generating device. By spectral analysis and 3D soundscapes the shape of the stadium becomes tangible, as a concentration point of sound waves. Sound is dynamic, therefore the skin of the stadium will react to its emitters through both movement deformations and color changes. The stadium skin is no longer a protective shell or a border, but a bridge, a linkage, between the inside and the outside. Therefore the Olympic Games will be sensed from the exterior as well as from the interior. The usage of the stadium after the Olympic Games is not predefined and not limited, offering the possibility to change the interior layout. Stadium as it is will no longer be. Why classical orders? Why usual sitting areas? Why stadium as a border? Why stadium just on the inside

026



Blossom ••• component driven architectures Advanced Architecture course I DIA Dessau Institute of Architecture

Blossom explores the opportunities present in the mor-

their architectural qualities and incorporated in a project.

phologies of floral entities as point of departure for the

The application of topological mesh modeling as well as

design of architectural conditions. Inherent qualities

organic modeling programs will result in a manifold of

such as Inflorescence, Plication, Venation and Orna-

projects based on the same set of rules.

ment form the ground for a variety of speculations on

0028

spatial conditions.

The architectural task of the course is to use the site of

The sensorial and spatial experiences co-notated with

the former Gropius residence at the Meisterhäuser and

the manifold qualities of blooming flowers, from their to-

include the volumetric extension of the original design

pological qualities to the distribution of sepals and pe-

whilst incorporating the sensibilities developed within

tals forming the body of the flower, are scrutinized for

the exploration of floral conditions in space.


Boogie Garden R茅ka Sim贸 I Emilia Makaruk I Chanon Aranyak The Yellow Columbine (Aquilegia Flavescens) is an herbaceous Perennial plant with bell-shaped flowers. Its petals are modified into an elongated nectar spurand penetrating the layer formed by the sepals, which are similar in color. Having two interwoven layers generates interesting pouches conditions. The components of the flower always follow specific rules; the most obvious is the recurrence of the number five. In the process of developing the project the geometrical regularity, the interconnection and the double layering set the trend to follow. The chosen key term, inflorescence denotes a group or cluster of flowers arranged according to specified rules. These basic set of laws were applied on the volume of the former Walter Gropius Meisterhaus in Dessau, creating a double layered outer shell for the pavilion. supervision and text: Matias del Campo and Sandra Manninger, SPAN, Vienna

029


FIM

Der Masterstudiengang Facility- und Immobilienmanagement - Ein Abriss

Wer _ Absolventen der Bachelorstudiengänge Architek-

Facility- und Immobilienmanagement sowie zur Aufnah-

tur, Betriebswirtschaftslehre, Facility Management, Im-

me einer Promotion. Es bestehen die Möglichkeiten, das

mobilienwirtschaft oder vergleichbaren Studiengängen

Studium breit anzulegen oder Schwerpunkte zu wählen.

mit einer Regelstudienzeit von 3 Jahren.

Der Studienschwerpunkt ‚Projektentwicklung und Facility Management‘ bereitet auf den Einsatz in dem komple-

Wo _ Der Fachbereich Architektur, Facility Management

xen Berufsfeld des Immobilien-Lebenszyklus-Manage-

und Geoinformation am Standort Dessau und der Fach-

ment in den Phasen Projektentwicklung, Baumanage-

bereich Wirtschaft am Standort Bernburg der Hochschu-

ment, Nutzung und Verwaltung vor. Der Studienschwer-

le Anhalt (FH) bieten gemeinsamen den Masterstudien-

punkt ‚Immobilienmanagement der Öffentlichen Hand‘

gang Facility- und Immobilienmanagement an.

legt seinen Fokus auf Effizienzsteigerung in der Organisation und Verwaltung, Senkung der Bewirtschaftungs-

Was _ Ziel des Masterstudiums ist durch Vermittlung

kosten, Freisetzung von nicht betriebsnotwendigen Im-

von umfangreichen Kenntnissen und Fertigkeiten auf

mobilien und Nutzung von Finanzierungsspielräumen.

dem Gebiet des Facility- und Immobilenmanagements die Absolventinnen und Absolventen zu befähigen, fort-

Im Rahmen des Masterstudiengangs FIM werden die

geschrittene wissenschaftliche Methoden und Erkennt-

Studenten mindestens zwei praxisorientierte Projekte

nisse fachübergreifend anzuwenden, Probleme zu er-

bearbeiten. Nachfolgend werden zwei der bisherigen

kennen und Lösungen zu entwickeln.

Projekte näher vorgestellt. Text: Carola Rauch

Wie _ Schwerpunkte der Ausbildung liegen in der interdisziplinären Zusammenführung von Immobilien-

_ Projekt: Kulturzentrum Dessau-Roßlau, WS 2007/08

wirtschaft, Facility Management, Betriebswirtschaft,

Projektleiter: Prof. Dr. Matthias Höhne,

Architektur und Stadtentwicklung. Die Ausbildung zielt

Prof. Mario Widmann

auf lebenszyklusorientierte Betrachtung von Immobi-

Die Stadt Dessau-Roßlau nutzt Bestandsgebäude zur

lien und Facilities in Bezug auf Fläche und Infrastruk-

Unterbringung der vier Einrichtungen Museum für Natur-

tur, Mensch und Organisation sowie die Optimierung

kunde und Vorgeschichte, Hauptbibliothek und Wissen-

von Immobilienkosten, Immobilienfinanzierung und

schaftliche Bibliothek der Anhaltischen Landesbücherei

Immobilieninvestition.

und die Anhaltische Gemäldegalerie. Die Studenten des

Es bestehen die Möglichkeiten, das Studium breit anzu-

Masterstudiengangs FIM untersuchten die Wirtschaft-

legen oder Schwerpunkte zu wählen: den Schwerpunkt

lichkeit der Realisierung eines Kulturzentrums zur Unter-

Projektentwicklung und Facility Management oder den

bringung aller oben genannten Einrichtungen. Grundla-

Schwerpunkt Immobilienmanagement der Öffentlichen

ge der Analyse waren drei Entwürfe, die Studenten des

Hand.

Bachelorstudiengangs Architektur entwickelten. Die

Über die allgemeinen Pflichtmodule hinausgehend ha-

Analyse umfasst die Ermittlung der Baukosten und der

ben die Studierenden aus technischen Richtungen Mo-

Kosten des laufenden Betriebs. Es wurde geprüft, ob

dule aus der Betriebswirtschaft, und umgekehrt.

der von der Stadt vorgegebene Flächenbedarf in den Entwürfen erfüllt wird. Das Ergebnis war eine Datenba-

030

Warum _ Der Studienabschluss befähigt zur Übernahme

sis, die die Stadt Dessau-Roßlau bei der Formulierung

von anspruchsvollen Führungsaufgaben im Bereich des

der weiteren Nutzungsstrategie unterstützt.


_ Projekt: Y-Hochhäuser in Dessau, WS 2008/09 Kooperationsprojekt der Masterstudiengänge Architektur und FIM Projektleiter: Prof. Dr. Matthias Höhne, Prof. Andreas Theurer Die 3 Hochhäuser mit ihrem Y-förmigen Grundriss in der Stadtmitte Dessaus sind für die städtebauliche Entwicklung nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von zentraler Bedeutung. Mit der Bebauung der Zeilen und Scheiben im Stadtzentrum und dem Stadtpark ist ein Ensemble entstanden, das von den Bewohnern akzeptiert wird. Einzelne Teile im Stadtzentrum sind bereits saniert. Die Y-Hochhäuser werden bis heute in ihrer Erhaltung als ökonomisch kritisch eingeschätzt. Das Projekt soll untersuchen, wie diese Häuser zu erhalten sind. Das Studio ‚Technik‘ des Masterstudienganges Architektur wird in Kooperation mit den FIM-Studenten Modernisierungsvorschläge erarbeiten. Parallel sind die wirtschaftlichen Bedingungen für die Art der Wohnungen im Hochhaus und die große Anzahl von Wohnungen in 3 Hochhäusern zu untersuchen. Bei der Dessauer Wohnungsgesellschaft (DWG) sind die wirtschaftlichen Aspekte für eine Sanierung zu erfragen. Gleichermaßen ist zu betrachten, worin die Aufwendungen für einen Abriss bestehen. Hier sind jedoch nicht nur die Abrisskosten zu betrachten, sondern es steht die Frage nach der Entwicklung des freien Grundstücks. Im zweiten Teil sind auf Grundlage des Umbauvorschlages, die Baukosten und die Betriebskosten zu ermitteln. Die Bauteilbeschreibung erfolgt durch die Architekturstudenten. Die Ergebnisse werden in einer theoretischen Arbeit, den erforderlichen Berechnungen und Zeichnungen im Maßstab 1:200 in digitaler und Printform als Projektempfehlung im Frühjahr 2009 für die DWG präsentiert. Quelle: Aufgabenstellung Prof. Dr. Höhne WS 08/09

031


Sir Eric und die Burgruine Flossenburg Ein Projekt des GIS Camps 2008 des Studienganges Geoinformatik

Das GIS Camp fand dieses Jahr zum 5. Male statt. Es er-

sind, einem Geist in seinem schweren Untoten - Dasein

möglicht jungen Studenten des Geoinformationswesens

zu unterstützen. Die Mitglieder des GIS-Camps haben

praxisbezogene Projekte außerhalb der Hochschule ei-

also solch einen Geist, Sir Eric von Flossenburg, aufge-

genständig in Gruppen zu bearbeiten.

lesen und uns allen eine Hilfestellung verschafft, wie mit

Dieses Jahr wurde dort unter anderen eine Arbeit zu

einem kleinen Handheld und einem GPS - Empfänger

einem “Location Based Digital Storytelling Project“

solch einem Geist Beistand zu leisten ist.

angefertigt.

Das Gute an der Gesellschaft Jahrhunderte alter Gei-

„Location Based Digital Story Telling“ beschreibt eine

ster sind die Geschichten, die jene erzählen können.

Möglichkeit, positionsbezogen Daten und Informationen

Und so belohnt Sir Eric jeden, der ihm hilft, seine Rü-

zu vermitteln. Diese Informationen werden nach Möglich-

stung zu finden, mit umfangreichen Hintergrundinfor-

keit in eine spannende Geschichte verpackt, die den Be-

mationen zu seiner Flossenburg, zu dem Dorf und zu

nutzer motiviert, spielerisch Wissen vermittelt und zur

seinen Lakaien.

Bewegung veranlasst. Eine Plattform, die die Programmierung solcher Spiele

VORSICHT SPOILER:

ermöglicht ist WHERIGO (www.wherigo.com) Das Projekt wurde mit Hilfe dort frei erhältlicher Soft-

Als voraussehende Geistfürsorger beginnen wir also

ware unter Anleitung von B.Eng. Chris Röder und B.Eng.

im dörflichen Rathaus mit der Suche. Und tatsächlich,

Sebastian Schüßler von Michael Dornhofer, Michael We-

hier finden wir den Kopfschutz, auch Helm genannt, von

ber, und Peter Schenke erstellt.

dem alten Ritter und bekommen gleich noch ein Buch ausgehändigt, in das wir die Geschichten von Sir Eric fleißig eintragen sollen. Als nächstes besuchen wir dann

Wer kennt sie nicht, die armen, verwirrten Rittergeister,

die beiden Kirchen im Ort, schließlich sind dort ja die

die nicht zur Ruhe kommen und ganze Landstriche ter-

Profis in Geisterdingen. Während Sir Eric dort, über den

rorisieren, auf der Suche nach vor langer Zeit verlegten

Gottesacker sausend, nach Verwandten Ausschau hält

Gegenständen.

und den Gärtner erschrickt, finden wir weitere Ausrüstungen, Hinweise, und füllen uns aus Argwohn noch

„Entschuldigen Sie die Störung, ich suche .... Ja ich

etwas Weihwasser ab.

weiß, es ist mitten in der Nacht, sozusagen Mitternacht!

Als nächstes gehen wir zum Museum, möglicherweise

Haben Sie zufällig .... Naja, ich bin ein Geist - deswegen

hat jemand Sir Erics Schild unter die Exponate gestellt?

Geisterstunde. ... Könnte ich bitte nur kurz unter Ihrem

Nicht in der Ausstellung, aber unter einem losen Stein

Bett nachsehen ob dort ...?“

finden wir schließlich den versteckten Schutz. Durch das Wappen an seine Burg erinnert, plappert Sir Eric mun-

032

Nun ja, meistens werden an diesem Punkt die Gespräche

ter drauflos und beschenkt uns mit nützlichen Informa-

abrupt abgebrochen. Der verdatterte Geist ist allein auf

tionen zur Ruine, zum Glück haben wir ein Buch, um

der Straße und weiß nicht weiter, beginnt zu heulen und

diesen unglaublichen Wissensschatz der Nachwelt zu

weckt dadurch die Kinder. Die wiederum wecken ihre El-

erhalten.

tern, was dazu führt, dass die Eltern noch weniger gewillt

Danach gehen wir auf den Ortsplatz. Nachdem wir ei-


nige knifflige Fragen beantwortet haben, finden wir die verlorenen Handschuhe (Das kommt davon, wenn man mit den Marketenderinnen schäkert.). Nun geht es auch noch in die Wildnis. Unterhalb der Burg liegt der alte Burgsee. Wer dort schwimmen will, sollte das tun, Sir Eric ist eher wasserscheu. Kein Wunder, dass er sein Schwert bisher noch nicht gefunden hat. Mit einem etwas mulmigen Bauchgefühl ob des schwerbewaffneten Ritters an unserer Seite, machen wir uns, das Weihwasser fest im Griff, auf den Weg zur Burg. Unterwegs passieren wir noch den alten Wachturm und trotz seines ruinösen Zustandes, der dem alten Haudegen die Tränen in die nebligen Augen treibt, finden wir seinen perfekt erhaltenen Harnisch. Nun aber auf zur Burg! Kurz vor dem Ziel wird uns jedoch der Weg durch einen streitbaren Burgtorwächter verstellt! Nicht einmal die Anwesenheit eines voll gerüsteten Geisterritters, der mit seinem rostigen Schwert rasselt, beeindruckt ihn. Nein, erst müssen hier 5 Fragen beantwortet werden, sonst darf niemand vorbei! Zum Glück haben wir unser schlaues Buch und so sind die 5 Fragen schnell gelöst und wir dürfen ohne Fehde in den Burghof. Hier bedankt sich Sir Eric überschwänglich bei uns und beschließt endlich, das Diesseits zu verlassen und alleine im Jenseits nach seinen Lieben zu suchen. Doch als wir schon das Burgtor passieren, vernehmen wir die Stimme Sir Erics: „Himmiherrgottsakramentkruzefixhallelujamileckstamarschscheißglumpvarreckts! Wo hab ich jetzt meinen Helm hingelegt!“ - Wir laufen ein bisschen schneller.

*mz

033


Ist


tanbul vs. Berlin

Impressionen der St채dte Istanbul und Berlin






Istanbul, Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Metropole dreier Weltreiche, einzige Stadt auf zwei Kontinenten, Osten trifft auf Westen und Alt auf Neu. Die historischen Spuren sind in der ganzen Stadt hinterlassen worden. Die anregenden, einzigartigen und zukunftsweisenden Symbiosen zwischen Architektur und Design formen diese außergewöhnliche Stadtlandschaft. Die einmalige Lage am Bosporus sorgte durch viele Epochen hindurch für einen steten Vorsprung gegenüber der restlichen Welt. Sie war lange der Nabel der Welt und ihre Schönheit ist legendär. Das Semesterprogramm bestand aus der Erstellung einiger großer Architekturgrafiken zum Thema Istanbul. Dabei konnten Gebäude vorgestellt oder ein kulturell atmosphärisches Thema gewählt werden, in Verbindung mit einer imaginären Szene der Stadt, um eine Architekturkurzcomicserie entstehen zu lassen. Eine hochwertige und fantasievolle Impression der Metropole, die später in der Exkursion bereist und erlebt wurde. Durch die skizzierende Suche nach einer Idee für die zeichnerische Vorarbeit wurden die Objekte nicht direkt abgezeichnet und somit klar umrissen, sondern der Formenreichtum durch den Zufall des Experimentellen erweitert. So entstand die Möglichkeit, sich während des Projektes zeichnerisch zu entwickeln und in dem zusammenhängenden Zeitraum konnten ansprechende Ergebnisse erzielt werden. In der folgenden Exkursion im Mai 2008 wurden systematisch die noch sichtbaren Spuren der Geschichte auf der Landzunge zwischen Goldenem Horn, Marmarameer und Bosporus erkundet. Von den griechisch geprägten Bauschätzen, wie den Stadtgrenzen Konstantinopels, oder den Kirchen von Byzanz, über die Veränderungen und Zerstörungen, die Moscheentypen, Kultur und Glaube, bis hin zu den Einflüssen der westlichen Kulturen und den Zeugnissen des gegenwärtigen Bauund Wirtschaftsbooms. Wobei die spezielle Würze durch die Ruhe entstand, die man mitten im hektischen Treiben der Stadt brauchte, um das Reiseskizzenbuch zu füllen, denn wie in einem Zeichenworkshop sollten die besichtigten Plätze vor Ort frei Hand skizziert werden. Die reiche historische Vergangenheit und Bausubstanz der Stadt waren ein geeignetes bildliches Thema dafür und über die intensive Recherchevorarbeit im Voraus kam es automatisch zu einem intensiven Kennen lernen der Stadt.

040

Die Exkursion wurde begleitet von Prof. Carl-Constantin Weber und Prof. Andreas Theurer. *sue


041


BerlinmageinemlangsamerenRhythmusfolgen,alsandereeuropäischeGroßstädte … London oder Paris, aber„die Luft knistert vor Kreativität, wie man es nur von einer Stadt im Übergang kennt“ (New York Times).


Istanbul vs.

Berlin Berlin versammelt Kreative, Aufsteiger und Chaoten, ist

Trennt der Bosporus Türkeis große Metropole in zwei

Besucherstadt, Kulturstadt, Studentenstadt, Abenteuer-

Welten, Orient und Okzident, Szene-Hype und Traditi-

stadt, Weltstadt. Die Vielfalt ihrer Facetten löst sich auf

on, war Berlin lange Zeit, wenn auch heute kaum noch

in ihren Stadtvierteln unterschiedlichster Couleur. Kom-

sichtbar, mit viel Beton und Stacheldraht in zwei Hälften

men im Zentrum tagsüber Shopping-Bummler in Stra-

zerteilt. Wo früher die Mauer Ost und West trennte, läuft

ßenschluchten der Begehrlichkeiten auf ihre Kosten und

man heute zwischen Häuserzeilen – und spürt doch

zieht abends scharenweise Szenevolk von Bar zu Bar,

noch immer die Geschichte. Aus Ost und West - wie nah

erobern die Kreativen und Erfolgreichen von morgen die

beieinander liegende Inseln, auf denen endemisch Indi-

alternativen Viertel. Galerien, Boutiquen und Geschäfte

viduelles aus einst Geeintem hervorging – entsteht heu-

zeugen allerorts von internationaler Klientel. Touristen

te produktive Spannung aus der neuerlichen Mischung.

und Bewohner bilden eine Melange, in der sich niemand

Hier wie dort ist die Begegnungslinie Reibungspunkt der

lange fremd fühlt.

Geschichte und Schnittstelle der Kulturen aus der sich

Die Stadt ist wie wenige andere in Europa mit historischer

Kreatives speist. Die beiden Bildstrecken laden ein, in

und kultureller Bedeutung aufgeladen, die sie automa-

die Unterschiedlichkeit der Atmosphären beider Städ-

tisch an die Menschen weitergibt. Prominenz, Kultur und

te einzutauchen. Sollte der eine oder andere Leser zu

Historie ballen sich hier in anstrengender Dichte.

einem ungeplanten Besuch verführt werden, liegt dies durchaus in der Absicht der Redaktion.

*am

War Berlin für Jahrzehnte eine Stadt voller Kriegsschäden, Häuser und Straßen zerstört und grau, ist es heute vor allem in seiner Mitte ein Ort der Verdichtung. Die Lücken werden geschlossen, die Straßenzüge sind fast komplett, es entsteht die kühle Geborgenheit einer engen Stadt, in der Raum kostbar ist. Istanbul lockt hier mit seiner allerorts fühlbaren dreitausendjährigen Geschichte. Zahlreiche Prachtbauten des Osmanischen Reiches, Moscheen, Brücken, Paläste, Brunnen prägen noch heute das Flair der Stadt. Basare und Märkte lassen die Atmosphäre vergangen geglaubter Zeiten erleben.

043




Über den Tellerrand geschaut Die Summer School of Architecture - Erfahrungsberichte dreier Ausstauschstudenten Die „Dessau Summer School of Architecture“, das Internationale Austauschprogramm unseres Fachbereiches, ermöglicht Architekturstudenten ein Semester lang ohne Studiengebühren an einer unserer amerikanischen Partneruniversitäten zu studieren. Im Gegenzug besuchenen uns in jedem Sommersemster Studenten amerikanischer Universitäten zu einem Studienaufenthalt. Die Erfahrungsberichte in diesem Artikel dürfen und sollen als Ermunterungen verstanden werden, sich selbst mit dem Gedanken an ein Auslandssemester zu beschäftigen.

“Are you going to be our next exchange student from Dessau?“, von Janet Fabricius, 2007 Margaret, die Sekretärin des Dekans der Florida Atlantik University begrüßt mich freundlich im Flur des 7. Stockes im Unitower in Fort Lauderdale. Eigentlich bin ich gerade im Urlaub – mich vom stressigen Studentenleben in Deutschland erholen; Sonne, Strand und Meer genie-

so standen wir vorerst quasi auf der Straße.

So war schnell die perfekte Wohnung gefunden – 10 Minuten Fußweg zum Strand und 20 Minuten Fahrradweg zur Uni ...

ßen. An der Uni möchte ich eigentlich nur kurz Freunde

Glücklicherweise aber studieren an dieser Uni viele net-

besuchen, die ich während der Summer School Session

te Studenten und so bekamen wir für die ersten paar

2005 kennen gelernt habe.

Wochen Asyl bei Michael und tatkräftige Unterstützung

In diesem Moment kommt Professor Pinkaus Assisten-

bei der Wohnungssuche und sämtlichen anderen Pro-

tin Kathrin, die sich hier gerade auf „Summer-School-

blemchen von vielen anderen Studenten.

Studenten-Jagd“ befindet, aus dem Nebenzimmer ge-

So war schnell die perfekte Wohnung gefunden – 10

stürmt: „That sounds like a great idea!!!“...mmhhh, viel-

Minuten Fußweg zum Strand und 20 Minuten Fahrrad-

leicht tut es das wirklich...

weg zur Uni - bergauf, bergab natürlich (hätte nicht ge-

Gesagt, noch eine Weile darüber nachgedacht, eine

dacht, dass Florida so bergig ist!!!) Dank des Mangels

zweite Studentin für das Abenteuer Auslandsemester

an einem Auto bewältigten wir diese Strecke mindestens

gefunden und schließlich getan ... 4 Monate später ste-

3-mal wöchentlich mit dem Fahrrad ... was uns dann

hen Marlen und ich, nachdem unzählige Formulare aus-

aber auch den gelegentlichen Burgergenuss ohne er-

gefüllt und viele Mails geschrieben wurden, wieder vor

wähnenswerte Gewichtszunahme ermöglichte.

Margarets Büro - als neue Austauschstudentinnen aus

Aufgrund der günstigen Wohnungslage war es uns das

Dessau.

eine oder andere Mal auch vergönnt, unsere freie Zeit am Strand zu verbringen. Hier sei nur kurz erwähnt, dass

046

Trotz nicht enden wollendem Papierkrieg haben wir es

Weihnachten unter geschmückten Palmen gar nicht mal

bis hier her geschafft; nur ein Problem war bis dahin

das schlechteste ist, wenn man Freunde und Bekann-

noch nicht gelöst: Wo sollten wir wohnen??? Leider fühl-

te über Skype in dicken Pullovern vorm Rechner sitzen

te sich der Dekan der FAU nicht wirklich für die Lösung

sieht und man selber gerade auf dem Weg zum Son-

dieses doch recht großen Problems verantwortlich und

nenbad ist ;o)


Aber natürlich haben wir nicht nur relaxed und uns die

Mir ist durchaus klar, dass unsere Hochschule nicht die

Sonne auf die Bäuche scheinen lassen. Im Gegenteil!!!

räumlichen Kapazitäten besitzt um ein derartiges Stu-

Es gab auch Wochen, in denen wir uns die lachende

dio einzurichten. Es wäre jedoch schön, wenn das ge-

Sonne Floridas nur durch die riesigen Fenster des Stu-

meinsame Arbeiten an Projekten gefördert werden wür-

dios angucken konnten.

de – auch wenn es viele Studenten noch nicht glauben, aber diese Art an Entwürfe heranzugehen ist meist viel

- Anfangs war es für mich schwierig so „offen“ zu Entwerfen ... kein heimliches Rumgekritzel am privaten Schreibtisch ... -

effektiver, als ganz alleine im stillen Kämmerchen zu hocken. So, nun hab ich euch ein wenig von meinen Erfahrungen an der FAU in Fort Lauderdale berichtet und wie ihr viel-

Der in unseren Breitengraden bekannte Entwerfenun-

leicht aus meinem Bericht heraushören konntet, hat es

terricht wird in den USA gemeinhin als „design-studio“

mir dort sehr gut gefallen! Sicherlich sind viele Dinge im

bezeichnet, wobei die Bezeichnung Studio auch so ge-

Land der unbegrenzten Möglichkeiten anders als hier

meint ist: alle Studenten, ob 3. oder 10. Semester sit-

in Deutschland, aber auch diese „Kulturschocks“ las-

zen in ihren jeweiligen Klassen in einem riesigen Raum,

sen sich recht leicht überwinden oder mit einem Augen-

der an der FAU ein gesamtes Stockwerk einnimmt, und

zwinkern belächeln. Ansonsten kann ich euch nur sa-

entwerfen was das Zeug hält. Anfangs war es für mich

gen: nehmt das Angebot der Summer School an! „It’s

schwierig so „offen“ zu Entwerfen. Jeder kann direkt an

going to be a great experience!!!“

deinem Tisch vorbeilaufen, deine kreativen Ergüsse bewundern und auch gleich mal verbal bewerten – kein heimliches Rumgekritzel am privaten Schreibtisch. Ich

„Chicago im Winter“, Maximilian Zeller, 2008

habe mich aber schnell daran gewöhnt und empfand es recht bald sogar als sehr angenehm. Nicht nur, dass

In der Summerschool 2007 lernte ich einen Haufen ame-

der Professor mindestens 8 Stunden in der Woche im

rikanischer Austauschstudenten kennen.

Studio war und uns mit Rat und Tat zur Seite stand, auch

Und zu dieser Zeit entschied ich mich dann bei dem

die Diskussionen mit anderen Studenten erwiesen sich

Austauschprogramm mitzumachen.

als ziemlich hilfreich. Ein weiterer Vorteil war natürlich auch, dass man sich vor großen Präsentationen nie al-

Nach reichlicher Überlegung fiel meine Wahl auf die

leine durchschlagen musste – im Studio war immer was

Judson Universität in Elgin einem Vorort von Chicago.

los; Tag und Nacht. Da störte es auch nicht, dass man

Eine meteorologisch unlogische Entscheidung denn,

am Semesterende sogar dort übernachtete um auch ja

da ich mich dort für das Semester von Januar bis Mai

nicht zu viel Zeit mit dem Hin- und Herfahren zu ver-

anmeldete, traf ich auf einen Winter, der ungefähr das

geuden. Es wurde fleißig gearbeitet, gelacht, gegessen,

beschreibt was ich mir bis dahin unter einem arktischen

geschlafen und auch mal eine kleine kreative Pause im

Winter vorgestellt habe. Der Nordpolarwind zog also di-

angrenzenden Barviertel eingelegt ... eine richtige klei-

rekt von Grönland über den fast zugefrorenen Lake Mi-

ne Familie...

chigan in und um meine Nase. Welche auch prompt mit

047


Wetter locken die Frank Lloyd Wrigth und Sullivan Gebäude der Stadt. Auch die Fülle an Konzerten, Clubs und Restaurants lässt keine Wünsche offen ... außer den nach einer Verlängerung des Programms auf ein weiteres Semester. Ich denke, sobald man sich an das Brot dort gewöhnt hat, sind die anderen kulturellen Unterschiede leicht zu überwinden. Somit kann ich jedem empfehlen ein Semester im Ausland zu studieren, eine hervorragende Möglichkeit ist die Teilnahme an dem Summerschool Programm. einer ordentlichen Erkältung konterte. Ich wohnte in einem „Student-Dorm“ auf dem Campus

Report on Dessau Stay,

und teilte mir das Zimmer mit Aaron.

by Sandra Catalina Caballero - June, 2007

Der Nordpolarwind zog also direkt von Grönland über den fast zugefrorenen Lake Michigan in und um meine Nase. Welche auch prompt mit einer ordentlichen Erkältung konterte.

I stepped out of the train, and since that very first second my impression of the place was incredible. I could breathe deep into my lungs clean air, obverse a country sight that I had never experienced and explore a culture and people that had no connection with before. Dessau in its

Unser Unterricht fand in einem neu errichtetem Instituts-

own isolation gave me, since the very beginning of the

gebäude statt. Es wurde von Alan Short, einem Profes-

program, a serenity that I needed from the crowed and

sor an der Cambridge University, entworfen, erreichte

loud city where I have been living from the past five ye-

einen LEED Gold status und ist somit eines der ener-

ars. The change of the climate got me thinking a little bit,

gieeffizientesten Universitätsgebäude der USA.

but the emotion of living in Europe for two months and

In diesem Gebäude befand sich auch ein großes Studio

a half was worth the adventure. When I got to the guest

in dem die Studenten aller Semester einen Arbeitsplatz

house, where I was staying for the nine following weeks,

hatten. Dadurch konnten wir uns schnell einen Über-

other twelve young students where waiting for us, there

blick über alle Arbeiten und Projekte schaffen. Die Pro-

is where I got to meet them and the program started.

fessoren gingen bei so genannten „desk-critics“ von Ar-

men, die nicht direkt am Projekt beteiligt waren.

The change of the climate got me thinking a little bit, but the emotion of living in Europe for two months and a half was worth the adventure.

Der Semesterablauf erinnerte mich in seiner Kontinuität

The guesthouse and the apartment assigned to Cristina

sehr stark an ein Gymnasium, so hatten wir alle 2-4 Wo-

and I was exactly what I was expecting, cozy, clean and

chen Prüfungen und Zwischenpräsentationen. Dadurch

quiet. The fact that we were located on the second floor

konnte man jederzeit seinen Projektstand mit anderen

and separate from the rest of the students in the first floor

vergleichen und der Lernaufwand war beständig und

was kind of an advantage because we got to meet the

übersichtlich.

master students of architecture also living in the guest-

Zu den Design-Präsentationen wurden Architekten aus

house in our floor and it was also more private than the

dem Großraum Chicago hinzugezogen. Somit erhielt

rest of the rooms. Additionally, the transportation within

man ein breites Spektrum an Kritik.

the town was unique. Different from our hometowns, bi-

beitsplatz zu Arbeitsplatz und somit konnte man auch Denkanstöße von Professoren oder Studenten bekom-

cycles are more economic, effective for the size of the

048

An den Wochenenden lud Chicago zu Besuchen in die

town and a perfect excuse for daily exercise. In my opi-

hervorragenden Museen und Galerien ein. Bei schönen

nion, bikes are the prefect form of transportation and


should always be included in the program as part of the

more creative way than from my previous classes. The

experience.

professors made their best to transmit their knowledge through various methods of graphics and explanation

Unfortunately, we are used to 24/7 services of all kinds in

which made the program interesting and balance at the

the United States. The bicycles, printing, library, internet,

same time.

cafeteria, and laundry were services a little too restricted and limited to my point of view, which disappointed me

Dessau was a place that intrigued me for its history. The

a little bit. This situation, although, did not kept us from

Bauhaus, Gropius Architecture, the World War II remain-

doing our assignments but I am sure that it could be im-

ders and the population in general made of the town the

proved with the next programs on the following years.

perfect scenario for this chance of a lifetime. The opportunity to study in Germany also gave me the chance to

The interaction between the seventeen students part of

travel to different other places during the weekends like

the program allowed me to not only get to know new

Berlin, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Munich, Jena, Wei-

people, young architects with creative minds and ideas,

mar and Barcelona.

but also see them as friends for life with whom I shared moments of sadness, happiness, parties, travel,

Social life was not displaced either. Continuous BBQs,

hobbies, problems, etc. Nine (9) weeks in which people

field trips and parties allowed us to get to know current

backgrounds did not matter anymore and where archi-

architecture students of the University and their different

tecture became our common joy and delight.

perspective of design and creativity in the field. Their input enhanced this new approach and their suggestions

Classes were awesome. Design, German, Composition

made easier the transition of the different culture styles

and Drawing were approached in a very different and

and ideas.

N채here Informationen zum Summer-School-Programm und eine Liste aller Partneruniversit채ten findet ihr unter www.dessarc.de Fragen beantworten euch gern: Prof. Stephan Pinkau oder Kathrin Beyer mail: info@dessarc.de Telefon: +49 (0) 340 5197 1554/1511

049


Facility Management für Architekten Viel Begeisterung für ein neues Wahlpflichtfach - Ein Interview

Seit dem Wintersemester 08/09 gibt es am FB AFG ein neues

FM für die Architektur zu nutzen. Das ist so ein ‚Versuchsbal-

Wahlpflichtfach: ‚Facility Management für Architekten –

lon’ – wir haben das zunächst als Wahlpflichtfach angebo-

Schwerpunkt: Immobilien Lebenszyklus Management’. Wir

ten. Wenn das funktioniert, wenn sich daraus viel entwickelt

waren mit Jens Nävy (seit dem Sommersemester 2008 Pro-

und mitgenommen wird, dann kann und wird es sich auch

fessor für das Fachgebiet Dienstleistungs- und Flächenma-

etablieren.

nagement am Fachbereich) und Studenten im Gespräch über Intention und Intension und haben erfahren, wie man Kompe-

Also geht es im Konkreten schon etwa um Flächenmanage-

tenzen bündeln, Synergieeffekte befördern und dabei ‚Spaß’

ment?

haben kann. Jens Nävy: Genau. Wir haben über Grundlagen gesprochen und ein paar Normen angeschaut und über die InProf. Nävy, was war Ihre Motivation – Ihre Idee für dieses

tention von Facility Management, sowie Begrifflichkeiten

Seminar?

geklärt. Wir haben das Thema Lebenszyklusmanagement besprochen, also wer ist daran beteiligt und wie lange be-

050

Jens Nävy: Die Idee war einfach, dass wir die verschie-

steht ein Gebäude und wie spielt alles zusammen. Wir ha-

denen Fachgebiete innerhalb des Fachbereiches zusam-

ben über Lebenszykluskosten gesprochen – ich muss sa-

menführen. Es gibt sehr viele Überschneidungen von Ar-

gen, wir haben natürlich alles ziemlich gekürzt – wir haben

chitektur und Facility Management. Da wollen wir zum Ei-

ja nur 2 SWS (Semesterwochenstunden) zur Verfügung. Im

nen versuchen Berührungsängste zu nehmen. Das ist ganz

Moment behandeln wir das Thema Flächenmanagement,

wichtig. Zum Anderen vermischen sich im späteren Berufs-

wo wir uns bestimmte Einordnungen der Mietflächen an-

feld sowieso die Konzeption und Erstellung von Gebäuden

schauen – ebenso die DIN 277. Dann schauen wir uns z.B.

und später die Nutzung. Das gehört zusammen. Die Idee

die verschiedenen Büroformen und -konzepte an.

war, dass wir dieses Wissen über die spätere Nutzung auch

Danach gehen wir über in das kaufmännische, technische

Architekten im Entwurf zur Verfügung stellen. Das war die

und infrastrukturelle Management. Dann wollen wir uns

Motivation für das Fach. Wir haben bisher immer Synergien

noch mit Informationstechnologien im FM auseinander-

genutzt von der Architektur für das Facility Management

setzen und strategische Aspekte beleuchten. Ein Schwer-

und jetzt wollen wir dazu übergehen, Erfahrungen aus dem

punkt war, und das ist vielleicht auch die Übung, dass man


im Sinne des Lebenszyklus von Immobilien am Anfang ein

sein Kompetenzbereich aufhört und meiner anfängt bzw. wo

Nutzerbedarfsprogramm erstellt, was die Anforderung der

es Überschneidungen gibt. Später im Beruf wird man damit

Nutzer widerspiegelt und die Grundlage für den späteren

auch zu tun haben, dann ist es gut zu wissen, was kann er

Entwurf bildet. Die Idee ist, dass die Kommilitonen aus dem

für mich, und was muss ich für ihn tun. Ganz wichtig, wenn

Bereich der Architektur die Rolle eines Facility Managers

man in Richtung Entwurf gehen möchte, was für mich eher

einnehmen und dann ihren eigenen Kollegen, also den Ar-

interessant wäre als andere Sachen, dass man auch ko-

chitekten dieses Nutzerbedarfsprogramm, wir nennen es

steneffizient entwirft und weiß, wie man mit seinen Flächen

Flächen- und Funktionsprogramm, übergeben. Wir versu-

umgeht – für den Bauherrn eben das Optimum herausholt.

chen die verschiedenen Rollen, die man rund um die Immobilie hat, kennen zu lernen. Das funktioniert eigentlich

Demnach verstehen Sie es so, dass es Ihnen hilft, auch an-

ganz gut – eine Art Rollenspiel. Das ist das Spannende aus

dere, angrenzende Berufszweige zu verstehen und mit ihnen

meiner Sicht.

Hand in Hand zusammenzuarbeiten, um vielleicht auch Planungsfehler zu vermeiden?

An Sie als Studenten und Teilnehmer des Seminars die Frage: Was gab für Sie den Ausschlag zu sagen, da mache ich mit,

Chritian Veith: Auf jeden Fall. Man sollte immer über den Tel-

das interessiert mich? Vielleicht können Sie auch über Ihre

lerrand hinausschauen. Ich denke, das kann einem selbst

Vorstellungen sprechen, wie Sie das Gelernte im späteren

nur helfen.

Berufsalltag einsetzen können. In welchem Bereich der Architektur wollen Sie später arbeiten? Gibt es da einen di-

Bettina Gläser: Ich würde mich da anschließen. Es ist wich-

rekten Bezugspunkt?

tig, etwa Komplikationen auszuschließen - mehr Verständnis für den anderen Bereich zu haben, ihn besser zu ken-

Dorothea Boos: Ich kann mir gut vorstellen, meinen Master

nen, Sachen besser zu verstehen, sei es in Richtung Facility

eventuell im Bereich Immobilienbewertung oder Facility Ma-

Management oder auch im Handwerk. Das ist eine weitere

nagement zu machen. Das war so meine Motivation dieses

Richtung, die ich wichtig finde. Von daher ist es ein Fach, da

Wahlfach zu belegen. Für mich steht eigentlich schon fest,

kann man mal reinschnuppern. Man sollte dies auch tun,

dass ich später nicht als reiner Entwurfsarchitekt arbeiten

auch wenn es keinen Spaß macht. Also ich habe Spaß daran

werde. Daher möchte ich mein Wissen jetzt erst einmal breit

und auch Interesse, ich habe es ja freiwillig belegt. (lacht)

fächern, in verschiedenen Fachgebieten, um später einen

Ich finde es auch ganz interessant, mal Zahlen und Werte

größeren Arbeitsbereich abdecken zu können.

zu bekommen. Wir haben eben nur Grundrisse, Ansichten, Schnitte und im Entwurf heißt es immer: na ja, ihr habt ge-

Sie verstehen es also durchaus als Zusatzqualifikation und

nug Geld, macht mal - schöne utopische Dinge. Es ist ganz

weniger als direkten Teil der Architektur?

gut, Zahlen zu erfahren, was denn eine solche Fläche bringt und was sie kostet.

Dorothea Boos: Als Teilmenge der Architektur oder Einheit im Architektenleben.

Arne Klemens: Für mich ist es interessant zu erfahren, dass

Einheit in dem Sinne, dass ich zwar die Qualifikation als Ar-

ein Gebäude nach der Fertigstellung auch noch ein Leben

chitekt habe, aber mich trotzdem in diesem Bereich wei-

hat, wie es damit weitergeht. So haben wir heute etwa erfah-

terbilden möchte. Ich denke, dass ein Zusammenspiel von

ren, dass ein klassisches Bürogebäude nur ca. 16 % seiner

diesen zwei Bereichen sowieso vorhanden sein müsste, um

Standzeit produktiv ist - also wirklich mit seinen Nutzflächen

den Beruf optimal ausüben zu können – egal ob in der Archi-

wirtschaftet.

tektur oder im FM-Bereich. Auch wenn ich als Architekt im Entwurf arbeite, muss ich Ahnung von Flächenoptimierung

Jens Nävy: Das ist ja meine erste Erfahrung mit Architek-

haben, damit ich weiß, wie ich dem Nutzer oder dem Kun-

turstudenten. Insofern kann ich sagen, dass ich die Gruppe

den Entscheidungen besser nahe bringen kann - besser

ideal finde mit 20 Leuten und es macht auch Spaß, diese z.

erklären kann, warum man etwas genau so macht.

T. andere Sicht mitzubekommen und ich habe das Gefühl, dass da sehr viele Erkenntnisse kommen. Es sind unheim-

Christian Veith: Für mich ist das Fach insofern spannend, da

lich viele Fragen, unheimlich interessierte Fragen und man

erst einmal Interesse daran bestand, was der Facility Ma-

merkt, das fällt auf fruchtbaren Boden, das kommt gut an.

nager überhaupt macht, was sein Aufgabenbereich ist, wo

Das macht natürlich Spaß.

051


Bringt es für Sie, Prof. Nävy, als jemandem der aus dem Fach-

Wir sind ja hier am Fachbereich Architektur, Facility Ma-

gebiet Facility Management kommt, also auch einen direkten

nagement und Geoinformation. Bei uns sind also durchaus

Erkenntnisgewinn?

mehrere Studiengänge rund um das Thema ‚Bauen’ angesiedelt. Würden Sie sich als Studenten eine engere Zusammen-

Jens Nävy: Ich halte es für notwendig, das man die Grenzen

arbeit zwischen den Studenten der Fachgebiete, zunächst

erlebt - also alles rund um die Immobilie. Wir haben jetzt zwei

Architektur und Facility Management, wünschen - etwa im

Berufsfelder herausgenommen, nämlich die Nutzung, eben

Rahmen von Projekten?

FM und die Architektur, mit dem Schwerpunkt Entwurf. Wir haben ja noch weitere Felder wie die Immobilienwirtschaft,

Bettina Gläser: Ich denke, dass allgemein die Zusammenar-

das Bauhandwerk ... Die haben alle etwas mit Immobilien

beit, nicht nur innerhalb des Fachbereiches 3, sondern auch

zu tun. Jetzt haben wir die Chance, zwei Bereiche näher zu-

etwa zum Fachbereich Design sehr wichtig ist. Aber nicht

sammenzubringen. Ich denke, dass das schon einen sehr

nur die Studenten sollten die Möglichkeit haben, zusammen

großen Erfolg bringt und das finde ich sehr gut. Wir müssten

zu arbeiten. Ich finde es sehr wichtig, dass die Professoren

da noch mehrere Sachen anknüpfen. Das kann also nur der

miteinander arbeiten, auch fachübergreifend zusammen-

Anfang sein, um ein komplettes Bild rund um die Immobilie

arbeiten, und kommunizieren – auch über diese Bereiche

zu bekommen - und dafür ist das ein Superanfang.

hinweg - vielleicht sollte man Sie auch einfach nicht mehr Bereich nennen. Das erschwert das Ganze doch so. Zu Be-

Betrachten Sie im Seminar den Wert einer Immobilie auch

ginn des Studiums gab es ja auch im Fach Strukturlehre ein

etwa nach Wertigkeit des Raumes – des Raumerlebnisses

gemeinsames Projekt mit Facility Management. Nur ist es

– nach Wertigkeit von Materialität und Verarbeitung? Heu-

leider so, dass man hier noch nicht von einem wirklichen

te sind ja Kostenoptimierungen auch aktuelles Thema der

Austausch sprechen kann, wenn man sein eigenes Fach-

Architektur.

gebiet noch nicht kennen gelernt hat.

Jens Nävy: Was ja für die Architektur und gerade auch hier

Chritian Veith: Ich denke auch es ist längst reif, dass die

für den FB 3 sehr wichtig ist, ist das Thema der Nachhaltig-

Fachbereiche zusammenarbeiten und gerade in so einem

keit. Nachhaltigkeit betrifft einerseits Energie- und Umwelt-

Fall könnte ich mir es halt auch gut vorstellen, z.B. dass Stu-

aspekte. Andererseits hat es mit Entscheidungen zu tun, die

denten des FM ein Konzept ausarbeiten und wir in der Ar-

ich heute treffe und wodurch über einen sehr langen Zeit-

chitektur unseren Entwurf darauf aufbauen. Wir haben hier

raum die Konsequenzen zu spüren sind. Das gilt natürlich

so viele Kompetenzen vor Ort. Wenn diese nicht enger mit-

auch für Materialien. Wenn ich jetzt auf die Nutzungspha-

einander verknüpft werden, das ist eigentlich - das finde

se übergehe, ist das Thema, dass ich die Lebenszyklusko-

ich schade. Deshalb denke ich, ist so ein ‚Startprojekt’ sehr

sten betrachte - auch von einzelnen Materialien. Das geht

sinnvoll. Gerade für uns als Studenten. Wenn alle an einem

aber weniger in die Ästhetik und die Nachhaltigkeit im Sinne

Strang ziehen, auch die Professoren.

von Kunst sondern eher in die Nachhaltigkeit im Sinne von Wirtschaft. Also man kann sagen Nachhaltigkeit im Sinne

Dorothea Boos: Vielleicht noch … Später arbeitet man ja

von Umwelt und Energie, Nachhaltigkeit von Wirtschaft und

auch mit Leuten all dieser Fachrichtungen zusammen. So-

natürlich Nachhaltigkeit im Bestehen von gestalteten Räu-

zusagen sollte man jetzt schon, von Anfang an, diesen Um-

men und deren Lebenszykluskosten. Das wäre also ein An-

gang den Studenten auch nahe bringen. Ich denke, das hilft

satz neben der Energie. Aber jetzt in unserem Fall ist es ein

sicher auch, sein eigenes Fach besser zu verstehen, weil

Trend, den es gibt, dass man Lebenszykluskostenbetrach-

man dann ganz andere Sichtweisen entwickelt. Etwa, in wel-

tungen anstellt - auch für verbaute Materialien. Das geht sehr

cher Weise man an ein Projekt herangehen könnte. Man ent-

stark in die Finanzplanungsmathematik hinein, aber das ist

wickelt sich automatisch weiter.

sicherlich etwas, was wir jetzt in so einem Kurs nicht behandeln, was man jedoch perspektivisch betrachten sollte. Di-

052

ese Trends gibt es auf jeden Fall, das ist ganz klar.

Das Interview führte Cornelia Böttner.


Externer Dozent bringt frischen Wind „Management ist eine Führungsaufgabe, bzw. -tätigkeit, mit dem Ziel Menschen innerhalb eines definierten Ordnungsrahmens zu bewegen, bestimmte Ziele in einem definierten Zeitraum zu erreichen.“ (Zitat: Sven Rickes, Vorlesung) Natürlich ist es ein Leichtes, in Büchern zu wälzen, um mehr über Management zu erfahren, aber selten einfach und greifbar. Man versteht oft die Inhalte oder Kernaussagen nicht, eine wirkliche Alternative ist die Vorlesung des externen Dozenten Sven Rickes. Er selber ist Inhaber eines Beratungs- und Betreuungsunternehmens und hat demzufolge auch Erfahrung in Sachen Management.

Du weißt nicht wie es funktioniert?? Wie alles ein großes Ganzes ergibt??? Wo du dich später positionieren möchtest? Wo überhaupt deine Position sein kann? In seinen Vorlesungen animiert er uns förmlich, in eine

Er begeistert durch seinen kooperativen Arbeitsstil, geht

Managerrolle hinein zuschlüpfen und lehrt uns dadurch,

auf unsere Fragen ein und erklärt Sachverhalte ver-

wie ein Manager zu denken und zu handeln. Somit be-

ständlich und ausdrucksvoll. Durch seine Unvoreinge-

kommen wir einen angemessenen Einblick in den Be-

nommenheit entsteht ein sehr angenehmes Lernklima,

reich Management, schließlich geht es sehr oft um den

er erkennt wann wir eine Pause brauchen, um danach

eigenen Kragen, der in der Schlinge hängt.

wieder aufnahmefähiger zu sein. Damit erreicht er Auf-

Doch als Herr Rickes am ersten Vorlesungstag den

merksamkeit, gute Mitarbeit und nach jeder Vorlesung

Raum betrat, begutachteten wir ihn sehr skeptisch. Er

ein Feedback von uns.

trug einen feinen schwarzen Anzug, mit Einstecktuch

Somit entstand ein gutes Teamwork zwischen ihm und

und begann konzentriert und gewissenhaft seine Vor-

uns, damit das Ziel des gemeinsamen Projektes erreicht

lesung vorzubereiten. Keine Frage, dass wir ihn dabei

werden kann - sei es das Ziel des Dozenten uns sein

genau beobachteten, denn wir wussten ja nicht was ge-

Wissen näher zu bringen, oder unser Ziel, uns positio-

nau auf uns zukam. Recht schnell wurden dann die Mei-

nieren zu können, Orientierung zu finden.

nungen untereinander ausgetauscht. „Was ist das denn für Einer?“, „Das kann ja spaßig werden!“, diese Gedanken verflogen jedoch schnell, als sich herausstellte, dass er sehr locker und freundlich ist. Wir merkten ziemlich schnell, dass Herr Rickes weiß, wovon er spricht und seine Managerkenntnisse anschaulich rüberbringt. Es zog ein frischer Wind in den Raum, als er

Nichtzuunterschätzen,essind6Stundenhintereinander, es ist bereits dunkel draußen, eigentlich sagtdirdeinKörper,esistZeiteinenGangrunterzu fahren...eigentlichlässtdeineKonzentrationnach - falsch - Du bist hoch motiviert worden beflügelt,gehstduzurPause-aufgesaugtwirdalles was du kannst, ganz automatisch!!!

begann von seinen persönlichen Erfahrungen zu berichten und somit die Aufmerksamkeit von vielen bekam.

Als Fazit kann man deutlich sagen, dass es für uns Stu-

Der Großteil an Studenten des 3. Semesters besucht

denten von Vorteil ist, wenn ein Gastdozent oder --pro-

seine Vorlesungen und arbeitet engagiert mit. Seine

fessor mit großer Praxiserfahrung die Gelegenheit be-

Lehrmethode beweist großen Lernerfolg, was bei Wie-

kommt, Vorlesungen hält.

derholungen gut zu erleben ist.

Text: Studenten des 3. Semesters Facility Management

053


Abenteuer Südafrika

Studenten planen und bauen Bibliothek und Schul- und Werkstattgebäude

Selten haben Studenten die Möglichkeit, während des

etwa so: einmal nach Südafrika fliegen, die Natur und

Studiums Selbstgeplantes in die Tat umzusetzen. Für die

das Land genießen und nebenbei Entwicklungshilfe lei-

EXPO 2000 wurde an der Hochschule Anhalt in Dessau

sten. Für viele Studenten klang dieses Angebot durch-

erstmals eine Idee in die Realität umgesetzt. Der EXPO-

aus verlockend. 30 Studenten waren sofort dabei und

Wurm, einst als temporärer Ausstellungspavillon gebaut,

begannen mit der Planung des Bibliotheksgebäudes.

zieht noch heute die Blicke auf sich und die Besucher in

Viele Recherchen über das Leben, das Klima und das

sich hinein.

Bauen in Südafrika flossen in die Ideenfindung für das Bibliotheksgebäude mit ein. Es dauerte nicht lange, bis

Seit 2006 gedeiht nun etwas Neues an der Hochschule.

sich tatsächlicher Anspruch und Aufwand des Projektes

Was als Semesterentwurfsprojekt begann wurde 2007

herauskristallisierten. Ein Projekt zu planen und auf dem

Wirklichkeit. 22 Studenten des Fachbereiches AFG rei-

anderen Teil der Erde zu realisieren, dabei den geringen

sten nach Johannesburg in Südafrika und bauten mit

finanziellen Rahmen, der ausschließlich aus Spenden

eigenen Händen die Bibliothek der Montic Primary

aufgebracht wurde, zu wahren und das Gebäude in der

School. Ein wahrhaftiges Abenteuer und Ereignis der

Größe eines Einfamilienhauses in weniger als drei Mo-

besonderen Art.

naten Stein auf Stein selbst zu bauen, klingt nach einer Herausforderung und gehört an einer Hochschule nicht

054

Die Vorstellung des Semesterprojektes „Bibliothek für

zum Tagesgeschäft. Doch 22 Studenten der Fachrich-

Kinder in Südafrika“ von den Professoren Claus Dießen-

tungen Architektur und Facility Management legten Ihr

bacher und Matthias Höhne verstanden die Studenten

Können und Engagement sowie einen bedeutenden Teil


Spendenkonto: Empfänger: Hochschule Anhalt (FH) Kt.Nr.: 810 015 09 BLZ: 810 000 00 Bank: Deutsche Bundesbank, Fil. Magdeburg Verwendungszweck: 34003001 – Ithuba Projekt Ausstellung von Spendenquittungen durch die Hochschuihrer Freizeit zusammen und entwickelten das Projekt,

le Anhalt (FH). Bitte teilen Sie uns Namen und Adresse per

von der Planung im Oktober 2006 bis zur Fertigstellung

e-Mail mit.

im September 2007. Projektleitung: Dieses erste Projekt wurde im Frühjahr 2008 von der In-

Prof. Claus Dießenbacher

itiative „Deutschland Land der Ideen“ unter der Schirm-

Prof. Matthias Höhne

herrschaft von Bundespräsident Horst Köhler prämiert.

Carola Rauch

2009 steht eine zweite Auflage von „Abenteuer Afrika“ auf dem Plan, an deren Umsetzung bereits jetzt hart ge-

Kontakt:

arbeitet wird. Das Ithuba Skills College entsteht im Ver-

Sebastian Opp

bund mit weiteren Hochschulen aus Deutschland und

S.Opp@afg.hs-anhalt.de

Österreich. Diesmal beteiligt sich die Hochschule Anhalt (FH) mit einem Schul- und Werkstattgebäude, in dem

Sponsoren, die das Projekt Ithuba bereits unterstützen:

Theorie und Praxis vermittelt werden, um Schulabsol-

Elbe Medien Produktion GmbH • GMW - Ingenieurbüro

venten eine weiterführende Ausbildung zu bieten und sie

GmbH • Lekis Therapiematerial + Spiele • Mitteldeutsche

qualifiziert und mit einer Perspektive in das harte südafri-

Zeitung • Nemetschek Group • Nemetschek-Stiftung •

kanische Leben zu entlassen.

SARCH - social sustainable architecture

Text: Carola Rauch, Sebastian Opp

http://www.was-ist-ithuba.de

055


Auf der Suche nach Energieeinsparpotentialen Im Rahmen ihrer praxisorientierten Ausbildung im Fachgebiet ‚Technisches Gebäudemanagement‘ untersuchten 11 Studierende des Fachbereiches Architektur, Facility Management und Geoinformation drei große Liegenschaften der Salus gGmbH auf Energieeinsparpotentiale im Bereich der Energieerzeugung, der Energieanwendung und an der baulichen Substanz der Gebäude.

Im Rahmen einer umfassenden Istzustandsanalyse des

katalogisiert und im Hinblick auf ihre energetischen Ein-

Gebäudebestandes und der technischen Anlagen er-

flüsse bewertet.

fassten drei Studierende des Studienganges Architek-

Unter der fachlichen Anleitung von Prof. Dr. Reinhard

tur und 8 Studierende des Studienganges Facility Ma-

Reimann und Herrn Dipl.-Wirtschaftsingenieur (FH) Gui-

nagement thermische und energetische Schwachstellen

do Walther wurden von den Studierenden aufbauend auf

an den Gebäuden und in den haustechnischen Anlagen

der Istzustandsanalyse technische Lösungsvorschläge

der Wärmetechnik, Warmwasserversorgung sowie der

mit der Zielstellung der Einsparung von Primärenergie

Elektrotechnik/Beleuchtung.

und damit verbunden der Verringerung des CO2-Aus-

Die in den Objekten des Fachkrankenhaus Bernburg,

stoßes für die erkannten Schwachstellen erarbeitet.

des Fachkrankenhauses Uchtspringe und des Kinder-

Alle energiesparenden Maßnahmen wurden einer öko-

und Jugendheimes Pretzsch erkannten Mängel wurden

nomischen Bewertung unterzogen und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit in kurzfristig, mittelfristig oder langfristig realisierbar eingeteilt. Mitte Dezember 2007 wurde der Abschlußbericht an die Geschäftsführung der Salus gGmbH übergeben. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierte das Team der Studierenden mit Erfolg am 11.01.2008 in der Geschäftstelle der Salus gGmbH in Magdeburg. Mit dieser Aufgabe ist es gelungen, Theorie und Praxis in anschaulicher Art und Weise nutzbringend für beide Partner zu verknüpfen. Die Projektbeteiligten bedanken sich auf diesem Wege bei Frau Bergerfurth und Frau Pfeiffer für ihren Einsatz bei der Organisation des Projektes. Text: Prof. Dr. Reinhard Reimann

056


Siegfried C. Fernitz, Chairman crenet Deutschland e. V.

An der Hochschule Anhalt (FH) kommen die Arbeitgeber zum Studenten fessorin Ulrike Hausmann verschaffte den cre.net Mitglie-

Sie ist auch kein beliebtes Stück Land für Projektentwickler.

dern einen Einblick in die Lehrveranstaltungen und in die

Und Firmen mit einem großen Immobilienbestand sind hier

Qualifikationen der Studenten. ‚Preise und Werte = preis-

schwer zu finden.

wert?’ war das Thema von Professorin Andrea Haase.

Und dennoch ist der Verband, der in den deutschen Im-

„Sehr ansprechend fand ich die Vorträge über das Flä-

mobilienhochburgen Rhein-Main, Rhein-Ruhr, München,

chenmanagement und die Ausnutzung regenerativer Ener-

Hamburg und Berlin vertreten ist, der Einladung des Des-

giequellen“ sagte Masterstudent René Mitzschka und be-

sauer Dekans Professor Johannes Kister und der Profes-

zog sich auf den Vortrag ‚Flächenmanagement als Wettbe-

sorin für Städtebau und Städtebauliches Entwerfen Andrea

werbsvorteil - Eine Bestandsaufnahme von DAX-Unterneh-

Haase gefolgt und wagte den Schritt in die Stadt und auf

men und Mittelständlern’ von Dipl.-Ing. Architekt Rüdiger

den Campus der Hochschule Anhalt (FH), um hier seine

Schneider, MBA MCR, Geschäftsführender Gesellschafter

diesjährige Herbstkonferenz mit dem Thema ‚Paradigmen-

der aconsea GmbH sowie die Podiumsdiskussion ‚Para-

wechsel’ abzuhalten.

digmenwechsel: Über dezentrale Energieversorgung und die richtigen Zutaten im Energiemix - Biomasse und weitere

Den Begrüßungen durch Siegfried Fernitz, Chairman des

alternative Energieformen‘. Geführt wurde die Diskussion

cre.net Deutschland e. V., und Jens Nävy, Vertretungspro-

von Dipl.-Phys. Thomas Thie, Vorstandsvorsitzender der

fessor für Flächen- und Dienstleistungsmanagement an der

RE Gate AG, Dr. Michael Six, Vertriebsleiter Logistik- und

Hochschule Anhalt (FH), schloss sich der Vortrag „Immobi-

Großkunden der Goldbeck Süd GmbH und Dipl.-Ing. Be-

lienökologie versus Immobilienökonomie aus der Sicht des

nedikt Graf von Dürckheim MCR, Generalbevollmächtigter

Umweltbundesamtes“ von Dr. Thomas Holzmann, Vizeprä-

Immobilien der RV Rheinbraun Handel und Dienstleistung

sident des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau an.

GmbH.

Die anschließende Besichtigungstour unter der Leitung von

Mit den Mitgliedern des seit über 10 Jahren führenden Ver-

Frau Nicole Prag von der Stiftung Bauhaus zeigte, was Des-

bandes der Corporate Real Estate Manager verbrachten

sau-Roßlau zu bieten hat. Sie begann mit einem Spazier-

die Studenten des Masterstudiengangs Facility- und Im-

gang zum Umweltbundesamt, ein einzigartig architekto-

mobilienmanagement die Pausen, time for Business. Dem

nisches und ökologisches Konzept, führte weiter über die

Leitfaden von cre.net ‚Netzwerke ausbauen, Wissen aus-

Bahnhofsbrücke zu den Meisterhäusern, das wichtigste

tauschen, Werte steigern’ folgend haben die Studenten die

Kulturerbe der Stadt, und endete mit dem Besuch des Bau-

Gunst der Stunde genutzt. „Ich konnte mir eine Visitenkarte

hauses, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1996.

ergattern und bin auch im Kontakt wegen Praktika.“ sagte Masterstudent Tilo Bölke.

Die Vorstellung des Masterstudiengangs Facility- und Immobilienmanagement durch die Studienfachberaterin Pro-

Text: Carola Rauch

Herbstkonferenz des Verbandes cre.net Deutschland e.V. in Dessau-Roßlau am 06.11.08

Die Stadt Dessau-Roßlau ist keine Immobilienhochburg.

057


Türöffner durch ‚Vitamin B‘ GEFMA öffnet Facility Management Studenten Türen in die Arbeitswelt

Allein, allein,… so beginnt ein Song der Popgruppe Po-

onen, um nur einige Bereiche zu nennen, bilden also

larkreis 18. Ein Titel geboren für die Charts. Jeder kennt

kein theoretisches Konstrukt, sondern eine Chance für

wohl das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein. Das

junge Leute, ihren Weg im Bereich Facility Management

macht ja auch den Studenten aus. Er oder Sie geht Tag

zu stärken.

ein Tag aus in die Hochschule, macht sich Gedanken, wofür er dieses Studium eigentlich braucht. Klar weiß

Die Hochschule Anhalt ist hierbei zunächst direkter Part-

jeder was er oder sie studiert. Doch was danach? Wie

ner der GEFMA und als Bildungseinrichtung auch Multi-

kommt man an gute Stellen? Wie kommt man nur an Be-

plikator für den Bereich Facility Management. Als aktives

ziehungen? Die große Angst, am Ende ohne einen Job

Mitglied ist sie in der Lage, interessierten Studenten den

dazustehen, ist vorprogrammiert.

Weg in das Verbandsleben zu erleichtern. Auch finanziell stehen jedem Studenten die Türen offen. Für sie entfällt

Klar weiß jeder was er oder sie studiert. Doch was danach?

die jährliche Mitgliedschaftsgebühr von 100 Euro. So ermöglicht der Verein auch ihnen, die Informationsplattform zu nutzen, Kenntnisse zu vertiefen, Marktneuheiten

Es ist ja nun nicht so, dass es vor ihnen keinen gab. In je-

zu erfahren und Kontakte mit zukünftigen Arbeitgebern

der Branche gibt es bereits Vorreiter, Vorbilder und erfah-

zu schließen.

rene Profis. Sie alle haben lange die Schulbank gedrückt und hatten doch oftmals keine klare Vorstellung über die Zeit danach. Der Unterschied ist, dass Sie bereits das verwerten, was all die Studenten noch in der Theorie ergründen bzw. ergründen werden. Nun, warum also nicht

Die Hochschule Anhalt ist hierbei zunächst direkter Partner der GEFMA und als Bildungseinrichtung auch Multiplikator für den Bereich Facility Management.

den Kontakt zur „Außenwelt“ suchen? Hinaus mit euch und sucht euer Glück, möchte man fast meinen. Doch

Grundlegend muss sich nun aber jeder Student selbst

sicher steht der ahnungslose Student meist im Regen.

fragen, inwieweit er solche Chancen nutzt. Schaut man

Er klopft an die Tür von großen Firmen, spricht einfach

in die Vergangenheit, wird klar, dass die Idee der starken

Führungskräfte auf Messen an und erntet meist nur ei-

Gemeinschaft nicht neu ist. Es gab bereits interessierte

nen lapidaren Spruch: „Auch Sie werden Ihren Weg ma-

und engagierte junge Facilities, die eine eigene Organi-

chen“. Oft ist damit die Vorstellung schon vorbei, bevor

sation aus dem Nichts herausstampften. Das von Stu-

sie eigentlich anfangen sollte.

denten der Hochschule Anhalt erschaffene Gebilde trug den Namen „Start up Team FM“. Es verfolgte sehr wohl

Nun, was also machen aus dieser Misere? Wie wäre es

die Idee der Unterstützung von Studenten junger Seme-

mit einem Verbund aus vielen jungen Menschen, die

ster durch bereits Erfahrene. Es wurde auch ein Internet-

Gleiches erfahren, gleiche Interessen haben und sich

portal eröffnet, mit Chaträumen, News und Adressen.

dem zukünftigen Arbeitgeber vorstellen wollen? Ganz

058

einfach, man organisiert sich. Und genau das macht die

Durch nachlassende Beteiligung und die beruflichen

GEFMA (German Facility Management Association). Als

Weiterentwicklung der ursprünglichen Initiatoren wur-

Verband für deutsche Facility Manager und auch die,

de diese Plattform jedoch nicht mehr aktiv weiterge-

die es werden möchten, gibt sie jungen Menschen ge-

führt. Sie verschwand aus den Köpfen und auch aus

nau die Plattform, die sie brauchen. Infoveranstaltungen,

der Hochschule. Es ist also an der Zeit, sich ein wenig

Messeauftritte, Expertenforen, Arbeitgeberpräsentati-

aufzubäumen.


Ansprechpartner an der Hochschule Prof. (i.V.) Jens Nävy mail: J.Naevy@afg.hs-anhalt.de Franziska Kühn mail: F.Kuehn@afg.hs-anhalt.de http://www.gefma.de/

Ihre Mitglieder sind motiviert, unverbraucht und voller Energie. Sie besitzen Träume, Ideen und haben die Kraft diese auch umzusetzen. Jeder Student sollte sich seiner selbst bewusst sein und einen eigenen Teil zum Ganzen geben. Anbieten würden sich dabei insbesondere die Junior Lounges der GEFMA. Hier treffen junge Menschen aufeinander und partizipieren von den Erfahrungen der Älteren. Ihre Mitglieder präsentieren sich bewusst als Neulinge auf dem Gebiet des Facility Managements und stehen damit offensichtlich und selbstbewusst vor dem an Nachwuchs mangelnden Arbeitsmarkt. Gerade die junge Generation steht noch ohne Erfahrung in oder vor der Arbeitswelt und braucht Halt, und doch hat sie viele Vorteile auf ihrer Seite. Ihre Mitglieder sind motiviert, unverbraucht und voller Energie. Sie besitzen Träume, Ideen und haben die Kraft diese auch umzusetzen. Also, warum nicht? Sowohl die Hochschule Anhalt, wie auch die GEFMA können Wege aufzeigen, handeln aber muss jeder allein. Text: Martin Siggelkow, Christoph Schmidt (1. Sem. FM)

059


STEPS ‘N SLABS

pasel.künzel architects zu Gast bei den ‚Dessauer Gesprächen‘

In der Reihe „Dessauer Gespräche“ lädt der Fachbereich,

aus, der sich den Wohn- und Eigentumsproblemen der

ganz besonders aber nicht nur für seine Architekturstu-

Shadow Cities annehmen sollte. Auf einem generischen

denten, regelmäßig prominente wie (noch) namenlose

Grundstück von einem Hektar sollte für 150 Familien

Gäste, die über ihre Arbeit, ihr Schaffen, ihr Denken,

Wohnraum von je 30 m2 pro Einheit geschaffen wer-

ihre Ansichten berichten und den wohlwollenden wie kri-

den, der die Kosten von US$ 7.500,- nicht überschrei-

tischen Fragen unserer Lernenden wie Lehrenden Rede

ten durfte. Durch eine hochkarätige Jury, der u.a. Paulo

und Antwort stehen.

Mendes da Rocha, Jaques Herzog und Rafael Moneo

Der klassische Werkbericht des Architekten findet hier

angehörten wurden aus über 1400 Einsendungen 7 Pro-

ebenso Raum, wie Reflexionen über architekturtheore-

jekte ausgewählt, die mittlerweile an jeweils 7 verschie-

tische Anschauungen oder auch Themen eher am Rande

denen Standorten in Chile realisiert werden.

des klassischen Arbeitsfeldes, etwa der bildenden Kunst oder des Filmarchitekten.

DAS PROJEKT Das Projekt STEPS ‘N SLABS von pasel.künzel archi-

Im Wintersemester 2008 begeisterten uns Ralf Pasel und

tects wird derzeit in Temuco, etwa 800 km südlich von

Frederik Künzel von pasel.künzel architects Rotterdam,

Santiago de Chile, realisiert. Temuco, die Hauptstadt der

mit einem einnehmenden Bericht unter anderem über ihr

indigenen Mapuche (,Menschen der Erde’), gilt durch

Projekt Steps´n Slabs, einem Konzept für einen in jeder

sein extrem großes ländliches Einzugsgebiet als eine

denkbaren Weise nachhaltigen Wohnungsbau in Temuco/

der schnellst wachsenden Städte des südamerika-

Chile, dessen innovative Ideen ihnen im letzten Jahr den

nischen Kontinents.

Bauhaus-Award brachten. In einem engen partizipativen Prozess mit den Bewohnern eines illegalen Armenviertels gelang es in mehrjähDER KONTEXT

riger Zusammenarbeit eine Strategie zu entwickeln, die

Ein Drittel der Weltbevölkerung lebt gegenwärtig in ur-

die Transformation der bestehenden temporären Wohn-

banen Ballungsgebieten. Die Hälfte von ihnen, etwa eine

häuser der Nachbarschaft in permanente Wohnungen

Milliarde Menschen, wohnt unter so genannten ‘precari-

umfasst.

ous conditions’ – unter ‘bedenklichen Zuständen’.

Der erarbeitete Masterplan sieht die Realisierung von 414 Wohneinheiten, einer Grundschule sowie eines Gemein-

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verarmung

dezentrums in mehreren Bauabschnitten vor. Die ersten

der Landbevölkerung vollzieht sich derzeit eine massive

159 Familien werden Ende 2008 ihre Häuser beziehen.

Abwanderung in die Agglomerationen lateinamerikanischer Städte. Das Projekt STEPS ‘N SLABS von pasel.

STÄDTEBAULICHE STRATEGIE

künzel architects setzt sich mit der Transformation infor-

Hauptanliegen des Projektes ist es, das zu beplanende

meller Siedlungen in Chile auseinander. Es legt städte-

Gebiet mit Infrastruktur zu versorgen. Hierzu gehören

bauliche Prinzipien fest und gibt eine konkrete architek-

das Anlegen von Trinkwasser-, Abwasser- und Elek-

tonische Antwort auf die Frage nach Wohnraum für das

trizitätsversorgung in gleichem Maße, wie das Bauen

Existenzminimum in einer sozial sicheren Umgebung.

von Straßen und die Gewährleistung einer dauerhaften Müllentsorgung.

060

DER HINTERGRUND

Da in einem partizipativen Prozess nicht alle 159 Familien

Mit dem Ziel nachhaltige Wohnformen zu entwickeln, die

gleichzeitig als eine Einheit betreut werden können, wur-

den endlosen Kreislauf von Armut, Illegalität und sozi-

den die Bewohner in kleineren Mikro-Nachbarschaften

alen Ungerechtigkeiten durchbrechen, schrieb die Initi-

organisiert. Die so entstehenden Cluster gruppieren sich

ative Elemental 2003 einen internationalen Wettbewerb

städtebaulich um einen halböffentlichen Außenraum.


Dieser ist abschließbar und kann von der Bewohnerge-

mer, die Treppen und die Eingangstür. Durch letztere

meinschaft selbst unterhalten, kontrolliert und gestaltet

wird jeder Familie, aufgrund des grundgebundenen

werden; sei es als landwirtschaftliche Nutzfläche oder

Charakters der Häuser, eine eigene Adresse am öffent-

als quasi städtischer Aufenthaltsraum.

lichen Raum ermöglicht. Der Wohnraum wird zwischen die leicht zueinander versetzt angeordneten Scheiben

Die Dreigeschossigkeit der Bebauung ermöglicht durch

eingehängt und kann durch die Bewohner im Laufe der

die Dichte in vertikaler Richtung die Grundvorausset-

Zeit nach oben und unten, ganz dem partizipativen Prin-

zung, öffentlichen und halböffentlichen Raum entstehen

zips des Selbstbaus folgend, ausgebreitet werden; ‚Au-

zu lassen. Somit kann vorbeugend dem Hauptproblem

to-construction’ ist die traditionell etablierte Baumetho-

vieler Slums begegnet werden: der Annexion jeglicher

de unter den Bewohnern informeller Siedlungen.

vorhandener Freiräume im Erdgeschoß und das Kämp-

Auch in finanzieller Hinsicht ist es wahrscheinlich, dass

fen der Bewohner um jeden noch freien Quadratzenti-

die Häuser zwischen den Scheiben und nicht in den öf-

meter potentiellen Baulandes.

fentlichen Raum ausgebreitet werden, da bereits das Hinzufügen einer relativ kleinen (und somit kostengün-

ARCHITEKTONISCHE PRINZIPIEN

stigen) Vor- und Rückfassade die Verdoppelung der vor-

Der städtebaulichen Struktur des Gebietes liegt ein ein-

handene Wohnfläche ermöglicht.

faches architektonisches Prinzip zu Grunde. Anschlus-

Das Erdgeschoss kann entsprechend sich verändernder

spunkte für Infrastruktur werden durch einen 1,20m brei-

Lebensumstände leicht für verschiedenste Ansprüche

ten, 8,00m tiefen und drei Geschoße hohen ‚Sicherungs-

umgewandelt werden. Neben Wohnprogramm sind hier

kasten’ zugänglich gemacht. Diese Servicescheiben bil-

kommerzielle Nutzungen, das Lagern und trocknen von

den das technische Rückgrat der Häuser und beinhalten

Feuerholz und Wäsche ebenso denkbar, wie das Unter-

neben den recht kompliziert anzulegenden Installationen

stellen (zukünftiger) Autos.

auch die zentral gelegene Küche, ein kleines Badezim-


AUSBLICK Es liegt in der Natur einer solchen Aufgabe, dass das

2. Ausreichender Wohnraum, wobei nicht mehr als drei

fertige Designobjekt nicht der architektonische An-

Personen den selben Raum teilen

spruch eines solchen Projektes sein kann. Vielmehr geht

3. Uneingeschränkter Zugang zu ausreichend Trinkwas-

es darum, eine Strategie zu finden, in der Prozesse des

ser zu erschwinglichen Preisen.

Zusammenlebens so gesteuert werden können, dass

4. Zugang zu angemessenen hygienischen Einrich-

Nachbarschaften entstehen, in denen die Bewohner mit

tungen in Form privater oder öffentlicher Toiletten.

Würde und in sozialer Sicherheit leben können.

5. Sicherung des privaten Besitzes über eine Ei-

Als Architekten sollte uns bewusst sein, dass sich solche

gentumsgarantie zum Schutz vor Vertreibung oder

Siedlungen permanent verändern und umstrukturieren

Zwangsräumung.

werden. Diese ständig anhaltende Transformation war

Elemental ist eine Kooperation der Universidad Catoli-

für uns ein grundlegender Bestandteil der architekto-

ca de Santiago de Chile, Harvard University, dem Chile-

nischen Gestaltung.

nischen Wohnungsbauministerium und dem David Ro-

Die Zeit wird beweisen, ob durch unsere einfachen städ-

ckefeller Centre for Latin American Studies.

tebaulichen und architektonischen Prinzipien eine Nach-

Robert Neuwirth: Shadow Cities. A billion squatters, a

barschaft entstehen wird, die nachhaltig genug ist, um

new urban world. New York 2005.

langfristig erfolgreich zu sein.

Als Ausgangspunkt gelten hierfür die von der UN-Ha-

‚Precarious conditions‘ wurde von UN-Habitat durch

bitat im Zuge der Millennium Goals festgelegten 5 Kri-

das Fehlen von mindestens eines der fünf Kriterien

terien, a.a.O.

definiert: 1. Dauerhafte Behausung permanenter Art mit ausreichendem Schutz gegen klimatische Einflüsse.

Text: Ralf Pasel


Fahr doch mal hin! Empfehlens- und Sehenswertes aus der Region

Ein silberner Hut für die Moritzburg Halles Moritzburg feierte jüngst die Einweihung seines

http://www.kunstmuseum-moritzburg.de/

lange erwarteten Um- und Erweiterungsbaus. Seit eini-

http://www.moritzburg-halle.de/

gen Wochen verbindet nun ein kühn aufgefaltetes silbrig

http://www.nietosobejano.com/

glänzendes Dach die ehemaligen Ruinen von West- und Nordflügel und überspannt neue großzügige Ausstel-

Temporäre Ausstellungen 2009

lungsflächen. Die Madrider Architekten Fuensanta Ni-

noch bis 8. Februar 2009

eto und Enrique Sobejano lieferten den Entwurf für die

“arquitectura concreta” - Die Architektur von

bizarren Keile in gefaltetem Aluminium, die über dem

Nieto Sobejano

Mauerwerk zu schweben scheinen. Im Innenraum wandelt sich ihre Funktion vom sich aufbäumenden Dach zu

8. März bis 3. Mai 2009

skulpturalen Oberlichtern, die den Räumen angenehme

Eine Krone für die Stadt. Walter Gropius im Wettbewerb

Höhe verleihen. Das Zusammenspiel von rohem alten Mauerwerk mit

16. Mai bis 30. August 2009

den weißen und gläsernen Flächen von Umgängen, Em-

Zurück in Amerika. Lyonel Feininger. 1937-56.

poren und von oben eingehängter Boxen, die zusätzliche Fläche schaffen, formt einen auf erhabene Weise

18. April bis 12. Juli 2009

einnehmenden aber angenehm stillen Hintergrund für

Georg Friedrich Händel im Bilde.

die eingebrachte Ausstellung - unter anderem mit den

Künstlergenie, Gentleman und Denkmal

Arbeiten Feiningers zu Halle und ausgewählter ‚Brücke’Öffnungszeiten:

Künstler.

Dienstag 11:00-20:30 Uhr I Mittwoch bis Sonntag und Freunde des Knobelns sind eingeladen, die nach Fer-

an Feiertagen 10:00-18:00 Uhr I Montag geschlossen

tigstellung quasi unsichtbaren Lösungen der Statiker für die Abtragung der nicht unerheblichen Lasten zu durch-

Eintrittspreise:

schauen – ein direktes Aufsetzen der neuen Bauteile auf

Dauerausstellung: 5 EUR I Studenten ermäßigt 3 EUR

das mittelalterliche Mauerwerk aus Feldsteinen und ge-

Für Wechselausstellungen gelten Sonderpreise

altertem Mörtel war hier nicht möglich. Stiftung Moritzburg - Kunstmuseum des Landes SachFand die offizielle Eröffnung bereits im Dezember statt,

sen-Anhalt I Friedemann-Bach-Platz 5 I 06108 Halle/S.

lädt das Haus jetzt zu seinen üblichen Öffnungszeiten (siehe unten) zu einem Besuch.

*am

063


Visionen und Konzepte im Aedes Berlin

Designobjekt bis Massenproduktion - Das „Werkbundarchiv - Museum der Dinge“ in Berlin

Das Architekturforum Aedes bringt alljährlich mit zahl-

Das ‚Werkbundarchiv - Museum der Dinge’ hat am neu-

losen Ausstellungen, Vorträgen und Aktionen Architek-

en Standort in der Berliner Oranienstraße erstmals eine

turkultur und Stadtgestalt zurück ins öffentliche Interes-

ständige Schausammlung in der Ästhetik eines offenen

se. Architektonische Visionen, nachhaltige urbane Kon-

Depots.

zepte, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sind

In dieser Schausammlung setzt sich das Museum kri-

immer wieder Ausgangspunkt frech kuratierter Schau-

tisch mit seinem Kernthema – dem 1907 gegründeten

en an der Schnittstelle zwischen Universität, Forschung

Deutschen Werkbund – auseinander und überprüft die

und Öffentlichkeit.

Werkbund-Zielsetzungen in Konfrontation mit der heutigen Produktkultur auf ihre Zukunftstauglichkeit.

Das Architekturforum in der ehemaligen Brauerei in Berlin Prenzlauer Berg zeigt auf über 300qm Fläche auch

Das Museum zeigt einen bedeutenden Teil seiner um-

2009 wieder Arbeiten zu zukunftsgerichteter Architektur

fangreichen Sammlungen zur Design- und Alltagskul-

und zeitgenössischen urbanen Entwicklungen.

tur des 20. Jahrhunderts in einer Schausammlung. Die

*am

Sammlungsobjekte sind in Mustersammlungen zusammengestellt und vermitteln zum einen die Grundlagen http://www.aedes-arc.de/ausstellungen_start.htm

der polarisierenden Werkbundprogrammatik und zum anderen allgemeine Aspekte der Material-, Form-, Funk-

23. Januar bis 5. März 2009

tions- und Nutzungsgeschichte der Dinge im 20. Jahr-

‚von Ballmoos Krucker Architekten, Zürich‘

hundert und der zeitgenössischen Produktkultur.

Bauten und Spekulationen

Die Konzentration auf die durch Waren- und Massenproduktion bestimmte Produktkultur basiert auf der Samm-

23. Januar bis 5. März 2009

lungsausrichtung des Museums. Architektur, Grafik und

‚ohrenstrand mobil 08‘

Fotografie als zentrale Bereiche im Aktivitätsspektrum

Temporäre Architektur für Neue Musik

des Werkbunds werden eher am Rande – in einer doku-

http://www.ohrenstrand.de/

mentarischen Form – berücksichtigt. Die Sammlung lebt aus den spannungsreichen Verhält-

Öffnungszeiten:

nissen zwischen Werkbund-spezifischen Produkten

Dienstag bis Freitag 11:00-18:30 Uhr

und Massenware, kunstgewerblichen Einzelstücken

Samstag und Sonntag 13:00-17:00 Uhr

und industriellen Erzeugnissen, Objekten namhafter Designer und dem anonymen Design, hoch definierten

064

Aedes Am Pfefferberg

künstlerischen Entwürfen und individuell gestalteten

Christinenstraße 18-19 I 10119 Berlin

Notprodukten, funktionalen, puristischen Objekten und „Kitsch”, substantiell ehrlichen Objekten und Material-


‚Das Glücksmuseum‘ I Xinyu Bai I 2008

Museum of American Art I Museum of Modern Art I 2002

sowie Funktionssurrogaten, Markenwaren und no-na-

capsule for our civilisation”), Zoltan Kunckel (“Simon

me-Produkten, natürlichen und künstlichen Objekten.

Bolivar-Museum”), Anne Kunz (“Der Floh – ein kultur-

Reihen zur Material- und Form- und Funktionsgeschich-

historisches Museum”), Anja Edelmann (“Das Muse-

te der Dinge im 20. Jh. ergänzen dieses Ensemble.

um der Gefühle”), Barbara Müller (“Archiv einer Bra-

Parallel zur Schausammlung zeigt das Museum wech-

che”), das Museum der Unerhörten Dinge, das Muse-

selnde Ausstellungen und Installationen, die die eigene

um of American Art (“Museum of Modern Art”), Kerstin

Sammlung ergänzen, kommentieren und in einem im-

Schrems (“Einzelausstellung”) und Uli Westphal (“Ele-

mer neuen Licht erscheinen lassen.

phas Anthropogenus”).

Die noch bis zum 2. März gezeigte Ausstellung ‚Museumsbauhütte – Zwölf künstlerische Museen und Muse-

Quelle Text: http://museumderdinge.de/

umsentwürfe’ widmet sich Museumsentwürfen, die sich kritisch, ironisch, nachdenklich oder fröhlich mit der Thematik auseinandersetzen. http://museumderdinge.de/programm/ Die Idee der “Museumsbauhütte” entstand in Anlehnung

Die Ausstellung wird begleitet von einer Vortragsreihe

an das Konzept der mittelalterlichen Dombauhütte, die

und Führungen der ausstellenden Künstlerinnen und

die Funktionen von Werkstatt, Planungsbüro und Lehr-

Künstler.

werkstatt miteinander verband. Diese Form der Arbeitsorganisation soll für die Weiterentwicklung bestehender

22. November 2008 - 2. März 2009

und zum Aufbau neuer Museen fruchtbar gemacht wer-

Sonderausstellung: MUSEUMSBAUHÜTE.

den und auf diese Weise einen Ort entstehen lassen,

ZWÖLF KÜNSTLERISCHE MUSEEN UND

der wissenschaftlichen, künstlerischen und handwerk-

MUSEUMSENTWÜRFE

lich-technischen Sachverstand integriert und, in Funktion einer gleichermaßen pragmatischen als auch epi-

ÖFFNUNGSZEITEN:

stemologischen Werkstatt, die gesellschaftliche Rolle

Freitag bis Montag 12:00-19:00 Uhr

von Museen in der Mediengesellschaft untersucht und reflektiert. An diesem Ort sollen zudem neue Museums-

EINTRITTSPREISE

ideen wie auch neue Formen der Vermittlung entwickelt

4 EUR I Studenten ermäßigt 2 EUR

und erprobt werden können. Werkbundarchiv - Museum der Dinge Gezeigt werden Arbeiten von Mohamad-Said Baalba-

Oranienstraße 25 I 10999 Berlin

ki (“Al Burak”), Xinyu Bai (“Das Glücksmuseum”), Anne Hölck (“Tigerkäfig”), J&K (“The Babylon Case - a time

065


stiefel kramer, Faux Terrain, Bergisel Insbruck 2006

Haute Couture der Architektur Neue Architekturgalerie in Halle Mit der archcouture eröffnete in Halle/S. im Oktober

Korsett und eine Rehabilitierung der Betrachter und der

2008 die bisher einzige Architekturgalerie in Mittel-

NutzerInnen als gestaltende Co-Autoren /-Autorinnen

deutschland. Die Initiatoren Andreas Haase (compli-

der gebauten Umwelt. Das „Fortlaufende Haus“ zeigt

zen Planungsbüro, Halle/ Berlin) und Christian Däsch-

sich zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten

ler (däschler Architekten BDA, Halle) geben Architekten,

in veränderter Form. Plastisch ausformulierte Architek-

Künstlern und urbanistischen Akteuren aus der Region

turmodelle im Zusammenspiel mit Zeichnungen, Modell-

die Möglichkeit, sich mit ihren Arbeiten einem breiten

fotografien sowie vielfältigem Arbeitsmaterial ermögli-

Publikum zu präsentieren.

chen eine multiperspektivische Sicht auf die Arbeiten von

Die Ausstellungen kreisen um Themen rund um den

stiefel kramer.

*am

zeitgenössischen Raum und zeigen Architektur und verwandte künstlerische Ausdrucksformen. Ausgestellt werden innovative Denkansätze in unterschiedlichen Äußerungen wie der Rauminstallation, der Grafik, der Toncollage, der Fotografie sowie baukünstlerische Arbeiten. Begleitend zu den Ausstellungen finden verschiedene Programmformate statt. Ab dem 6. Februar 2009 präsentiert die Galerie archcouture ihre zweite große Ausstellung: „Fortlaufend“- Irr-

www.archcouture.com

tümer und Modelle von stiefel kramer, wien zürich, einem

http://www.stiefelkramer.com/

international tätigen Architekturbüro. Die Arbeiten von stiefel kramer sind immer auch experimentelle Interven-

06. Februar 2009 bis 03. April 2009

tionen im gesellschaftlichen Raum.

Vernissage: 06. Februar 2009, 20:00 Uhr

„Fortlaufend“ – Irrtümer und Modelle zeigt anhand

„Fortlaufend“ Irrtümer und Modelle

unterschiedlicher Projekte Modellversuche zur Erfor-

stiefel kramer, wien zürich

schung und Entwicklung von sich fortwährend transformierendem architektonischem Raum. Im Zentrum der

Öffnungszeiten:

Ausstellung steht die Versuchsreihe zum „Fortlaufenden

Mittwoch bis Sonntag 15:00-18:.00 Uhr

Haus“, die mit dem spekulativen Versuch begann, im Rezeptionspotential von Architektur Entdeckungen der

archcouture - Galerie für den zeitgenössischen Raum

Quantenphysik zu etablieren, nach denen sich ein Phä-

Große Ulrichstraße 27 I 06108 Halle

nomen allein schon durch Beobachtung verändert. Ziel ist die Befreiung der Architektur aus ihrem statischen

066


Der Nestbeschmutzer

Es stellt sich natürlich die Frage, welches Nest es zu be-

es tatsächlich keinen geheimen Trick gibt wie man

sudeln gilt, oder welchen Nesthocker? Nun, um zu kriti-

die ersehnte Lektüre erreichen kann. Es gibt Sachge-

sieren, muss man schon ganz genau hinschauen, damit

biete, denen verschiedene Regale zugeordnet sind,

man etwas findet ...

die aber nicht grundsätzlich gekennzeichnet sind.

Da fällt mir ein: Ich kenne einen Ort an der Hochschu-

Da beginnt man oben links, sucht nach einer 5-stelli-

le, wo man auch ganz genau hinschauen muss, damit

gen Nummer. Hat man unten rechts am Regal im-

man etwas findet. Oft hilft nicht mal das. Es handelt sich

mer noch nicht das benötigte Stück gefunden, darf

um unsere viel besuchte und durchsuchte Bibliothek.

man frohen Mutes im nächsten Regal weitermachen.

Na, was gibt es denn da an diesem gut sortierten

Fragt man nun solch eine Archivarin, weshalb die Bü-

und umfangreichen Bücherschatz auszusetzen?

cher, da sie ja bereits mit einer Nummer ausgerüstet

Schließlich ist die Bibliothek erst kürzlich um zahlreiche

seien, nicht nach diesem bekannten System geordnet

Räume erweitert worden! Nun kann der staunende Stu-

würden? Dann erhält der vorwitzige Debütant die la-

dent an doppelt so vielen geheimnisvollen und ver-

pidare Antwort, dass sich dieses nicht bewährt habe.

schlossenen Räumen vorbei stolpern und sich die lä-

Hm, nicht bewährt? In Deutschland tausendfach durch-

sterliche Frage stellen, warum es so wenig Ausleihräu-

geführt und in jeder Bibliothek zwischen Konstanz

me aber soviele Lese- und Magazinräume gibt, und

und Kiel schnelle Zugriffe auf verschiedenste Publika-

welchem genauen Zweck ein Magazinraum dient, und

tionen ermöglicht, hat sich in Dessau nicht bewährt?

ob dort vielleicht das Buch ist, das schon seit 30 Mi-

Hier ist nun das ultimative System, das sich an unserer

nuten gesucht wird. Sicher ist auf alle Fälle, dass die

Hochschule bewährt hat und welches ich den erstaunten

„Damen der Bücherburg“ sehr häufig in diesen Kam-

Lesern nicht vorenthalten möchte:

mern verschwinden. Vermutlich um die schwierige

Die Besucher der Dessauer  Hochschulbibliothek sollten

Entscheidung zu treffen ob die neu angekommenen

direkte Bücherwünsche zurückstellen und sich einfach

Almanache dem Ausleihbestand oder dem Lesesaal

nur am Computer informieren, welche Sachgebiete in-

zugeordnet werden sollten. Hier wird anscheinend

frage kämen. Dann einfach drauflos stöbern und schmö-

durch das Gewicht entschieden, ist ein Buch unan-

kern und anhand der überaus informativen  Buchrücken

genehm schwer und textlastig wird es dem Leesesaal

die Recherche starten. Das spart Zeit und oft findet man

zugeordnet damit im Falle einer Ausleihe und der fol-

das eine oder andere Kleinod, welches sonst niemand

genden Rückgabe die Bandscheiben geschont wer-

in diesem Sachgebiet je vermutet hätte.

den. Dies führt bei fleißigen Studenten zur unange-

Sollte nun tatsächlich eine Bibliothek in der alten Kauf-

nehmen Verformung des Körpers ins Lesestuhlformat.

halle neben dem Bauhaus entstehen, so wäre dies sicher ein guter Zeitpunkt das vorhandene System noch

Ist der entnervte Student bereit zum Rückzug und

einmal zu überdenken und ‚geordnete‘ Verhältnisse ein-

stellt an der Theke die Frage, ob ihm denn jemand

zuführen.

***

bei der Suche helfen möge, kann er festellen, dass

067


Bildnachweis * S. 4 -11 ‚Halb & Halb‘; Studenten des 1. Sem. AR und

bul 2008; S.42-45 Cornelia Böttner und Anja Müller *

FM * S. 12/13 ‚Holzhaus +-‘; Jan Krajak * S. 14-17 ‚Ein

S. 46 ‚Über den Tellerrand geschaut‘; Janet Fabricius;

Haus für fünf Religionen‘; Benjamin Bötticher und Chri-

S. 48 Maximilian Zeller; S. 49 Sandra Catalina Caballero

stian Kühne * S. 18/19 ‚Panoramablick auf die ‘Toska-

* S. 50 ‚Facility Management für Architekten‘; Anja Müller

na des Nordens‘‘; Stefanie Elflein; S. 20 Anja Klein; S.

* S.56 ‚Auf der Suche nach Energieeinsparpotentialen‘;

21 Steffen Peist * Dämonen blicken über Magdeburg,

Rainer Sturm, pixelio.de * S. 57 ‚An der Hochschule

S. 22/23 Anja Elias * S. 24/25 ‚The London 2012 Olym-

Anhalt (FH) kommen die Arbeitgeber zum Studenten‘;

pic Stadium‘; Hasan Ahmed Chowdry und Xinju Shi *

Bernd Stuhlmann * S. 59 ‚Türöffner durch ‚Vitamin B‘‘

S. 26/27 all_2.blogspot.com; Alexander Kalachech und

GEFMA Initiative „FM - Die Möglichmacher“ * S. 61/62

Tudor Cosmath * S. 28/29 ‚Blossom_component driven

Steps ‘n Slabs, pasel.künzel architects * S. 63 ‚Fahr

architectures‘ Réka Simó, Emilia Makaruk, Chanon Ara-

doch mal hin!‘; S. 65 gynti_46, flickr.com, Armin Herr-

nyak * S. 30/31 ‚Abenteuer Südafrika‘; Studenten des

mann, S. 66 Marcus Pillhofer * S.67 ‚Der Nestbeschmut-

Projektes Montic 2007 * S. 34/35 ‚Istanbul vs. Berlin‘;

zer‘; Martin Hobohm (Der Verfasser der Grafik ist nicht

Martin Hobohm; S.36-41 Studenten der Exkursion Istan-

identisch mit dem Textautor.)

Impressum

Herausgeber Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation der Hochschule Anhalt (FH) Hochschule Anhalt (FH) I FB3 PF 2215 I 06818 Dessau-Roßlau Redaktion, Bild und Text Cornelia Böttner Susan Döbrich Anja Müller Maximilian Zeller Anmerkungen, Inspirationen, Kritisches, Themenvorschläge bitte an: FBZeitung@afg.hs-anhalt.de Erscheinungsweise halbjährlich Druck Rupa-Druck Dessau www.afg.hs-anhalt.de © Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwendung

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nur mit Genehmigung des Herausgebers.




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