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Die Frucht in ihrer

In jeder Flasche Williamine von Morand befinden Die Frucht in ihrer ganzen Pracht sich nicht weniger als acht Kilogramm Birnen.

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Patrick Claudet

BILDER

Robert Hofer

Die 132 Jahre alte Distillerie Morand in Martigny/VS gibt sich ein Faceliftung mit neuen Etiketten für Sirupe, die für frischen Wind, Kühnheit und das FirmenWachstum stehen.

B

uchstaben, die in alle Richtungen zeigen, mit stilisierten Früchten in der Mitte: Birnen, Aprikosen, Äpfel, Zitronen, Wassermelonen, angeordnet, als würden sie von einem Unruhestifter herumgeschleudert werden. So präsentieren sich die neuen, von Designer Karim Merzoug gestalteten Etiketten der Morand-Sirupe. Stolz werden sie von Jean-Pierre Morand, dem Geschäftsführer des 1889 gegründeten Familienunternehmens, präsentiert. Auch wenn noch nicht alle 51 Sorten eine neue Etikette erhalten haben, so ist doch der neue Auftritt der Sirup-Flaschen beeindruckend. In der Morand-Verkaufsstelle in Martigny/VS nehmen sie einen ganzen Raum ein. Die vielen Besucher bewundern die plakative Grafik und probieren hier und da einen Sirup. «Am Anfang waren Sirupe für uns ein Nischenprodukt. Heute verkaufen wir eine Million Flaschen pro Jahr. Die Sorten Birnen und Aprikosen aus Walliser Früchten werden sogar in Supermärkten verkauft», sagt Jean-Pierre Morand.

Dreissig Jahre Wachstum

Das Unternehmen Morand ist vor allem dank seiner Branntweine gross geworden. Besonders der 60 Jahre alte Williamine hat Weltruf erlangt. Unter der Führung von Morands Vater Louis erfuhr das Familienunternehmen einen kometenhaften Aufstieg. Während der «Trente Glorieuses» wurde die Produktionsstätte massiv ausgebaut und die Kapazität auf fünf Millionen Liter erhöht. Der jährliche Umsatz überstieg die 30-Millionen-FrankenGrenze. In Frankreich und Deutschland wurden seit den 1970er-Jahren jährlich rund 200 000 Flaschen verkauft. Williamine machte dabei mehr als die Hälfte der Schweizer Alkoholexporte aus. Das Jubiläumsjahr 1989 war einer der Höhepunkte für die Brennerei Morand.

Dann kam die Talfahrt. «1992 hat die Änderung der Vorschriften zur Besteuerung von ausländischem Alkohol die Situation völlig verändert, später dann die Einführung der 0,5-Promille-Grenze im Jahr 2004. Unser Geschäft ist wie das des gesamten Schweizer Spirituosensektors rapide zurückgegangen. Von 900 Schweizer Erzeugern zu Beginn der 1990er-Jahre sind heute nur noch etwa 200 übrig geblieben», erzählt Jean-Pierre Morand .

Aufgrund dieses brutalen Abschwungs musste Morand seinen Personalbestand reduzieren: von 60 auf 29 Beschäftigten, wobei man sogar gezwungen war, Mitarbeitende zu entlassen, die seit 30 Jahren im Unternehmen tätig waren. Für die Familien Morand und Vocat war dies ein herber Schlag, auch wenn sie heute inzwischen wieder rund 60 Mitarbeiter beschäftigen.

Ein Generationenwechsel

2004 übernimmt die vierte Generation die Leitung des Unternehmens: Bruno Vocat und Julien Morand engagieren sich auf operativer Ebene, während Olivier Vocat und Jean-Pierre Morand, Präsident beziehungsweise Geschäftsführer, neben Verwaltungsrat André Morand dem Unternehmen angehören. Sie sind enthusiastisch, stehen aber immer wieder vor grossen Herausforderungen. Morands Glück ist, dass die Konsumenten vor allem für Williamine und Abricotine schwärmen, zwei Produkte,

Hingucker im Morand-Geschäft in Martigny: die neuen Sirup-Etiketten.

die sich einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen. Darüber hinaus gelingt die neue Diversifizierungsstrategie. Die neuen Produktreihen Douce De (weniger alkoholisch) und Coeur (mit 20 Kilogramm Frucht pro Liter) sind ab 2004 sehr erfolgreich. Später kommt Sur Fruit (alkoholisches Fruchtkompott mit einer für die Sorte Williamine bemerkenswerten Textur) hinzu. «Gleichzeitig haben wir versucht, uns neue Konsumrituale vorzustellen. Dafür schien uns die Welt der Mixologie ein hervorragender Weg zu sein. Hans-Jörg Dütsch, Ehemann der Starköchin Irma Dütsch, ebnete uns mit der Kreation eines Cocktails auf der Basis von Williamine, Schweppes und Zitronenschale einen neuen Weg zu den Konsumenten», erzählt Jean-Pierre Morand. Seine Begegnung in Verbier/VS mit dem Barmann François Femia führte des Weiteren zur Entwicklung einer Reihe von Rezepten, die dazu beitragen sollten, das Image der Morand-Spirituosen in den vergangenen Jahren aufzupolieren und die Vertriebskanäle zu diversifizieren.

Eine bewahrenswerte Tradition

Zu den Kreationen gehörten der Williamine Mojito und der Cosmorand, die sich zum ebenfalls neuen Williamine Tonic gesellten und deren Erfolg für den Geschäftsführer ein Beweis für die Verbundenheit mit lokalen Produkten ist. «Wir tun viel, um für unsere Weine zu werben, und →

Gut zu wissen:

Lange Zeit wurde der Schnaps am Ende einer Mahlzeit getrunken, eine Tradition, die inzwischen verloren gegangen ist. Doch auf Initiative von Barkeepern und einigen Konditoren wird das Produkt heute auf neue Art und Weise genossen. Jean-Pierre Morand empfi ehlt Williamine und Abricotine für Cocktails, aber auch für Sorbets. Ein wenig «Douce De Coing» auf eine Scheibe Foie gras gesprüht, sei ebenso ein Genuss wie der «Coeur de Coing», der mit einem gefrorenen und zerbröckelten Quittengelee serviert wird.

das ist gut. Aber auch der Birnen- und Aprikosenschnaps sind eine Tradition, die es zu bewahren gilt. Kein anderes Produkt beinhaltet so viel Obst: Wein enthält 1,2 Kilogramm Trauben pro Flasche, während es bei Williamine acht Kilogramm Birnen und beim Cœur sogar zehn Kilogramm sind», so Morand.

Zu den Bemühungen des neuen Managements gehört auch die Modernisierung der Produktionsanlagen. Die Brennerei verfügt über 15 Holstein-Destillierapparate, die in den 1980er-Jahren gekauft wurden und jedes Jahr einer Generalüberholung unterzogen werden. Mit der Investition von zwei Millionen Franken Ende der 2000er-Jahre in die Automatisierung des Betriebs verfolgte das Unternehmen drei Ziele: die Verbesserung der Qualität der Produkte, die Senkung des Heizöl- und Stromverbrauchs und die Regelung der sozialen Frage der Nachtarbeit, zu der die Angestellten verpfl ichtet waren, um den Betrieb der Brennerei während der Destillationsperiode von Oktober bis April rund um die Uhr zu gewährleisten.

Präzisere Destillation

Einst wurden die Destillierapparate einzeln und manuell mit Ware befüllt. Erst dann wurde die Destillation in allen Maschinen gestartet. Heute arbeiten die Destillierapparate automatisch und können aus der Ferne gesteuert werden. Der Vorteil ist ein doppelter: Die Destillation ist präziser und daher von besserer Qualität, und niemand arbeitet nachts, ausser dem Diensthabenden, der den Prozess in Echtzeit über seinen Computer oder sein Telefon verfolgen kann. Auch der ökologische Nutzen sei enorm, so Morand. «Das Wasser, das zur Kondensation des Dampfes bei der Destillation verwendet wird, wird zum Vorwärmen der Chargen verwendet, die aus dem Keller kommen, und wird nicht mehr in den Abfl uss gegossen», erklärt Morand.

Neue Wachstumstreiber

Wie sieht die Zukunft aus? Jean-Pierre Morand ist einigermassen zuversichtlich: «Einerseits hat sich das Umsatzniveau stabilisiert und dürfte in den nächsten Jahren steigen. Andererseits setzen wir unsere Politik der Diversifi zierung fort, nicht nur durch die Einführung neuer Produkte, sondern auch durch die Förderung des externen Wachstums.» Letzteres praktiziert man schon seit Jahren. Im 2015 erwarb das Familienunternehmen die Firma Rostal Herbes Aromatiques Grand-St-Bernard,

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Auf Betreiben der vierten Generation hat die Brennerei Morand ihre Produktionsanlagen modernisiert, zu denen 15 Holsteiner Brennblasen mit vollautomatischer Steuerung gehören. dessen Direktor Fabrice Haenni auch zum Generaldirektor der Distillerie Morand ernannt wurde. Ende 2020 kaufte man zudem 50 Prozent Anteile an der Kosmetimarke Jardin des Monts und Anfang 2021 ein Drittel von Chomel, dessen traditionelle Suppen exklusiv von Migros verkauft werden. Die Integration dieser neuen Marken stärkt die Position der Distillerie Morand als lokaler Anbieter, der sich der Qualität und dem Terroir verpfl ichtet fühlt. Und sie bietet gleichzeitig neue Wachstumsfaktoren. Im Geschäft in Martigny, das im Laufe der Jahre stark gewachsen ist, zeigt sich die Produktpalette in ihrer ganzen Vielfalt. Zur Freude der vielen Besucher, die mit einem Korb in der Hand hereinspazieren und deren Blicke immer wieder zu den neuen Etiketten der Morand-Sirupe wandern. •

KONTAKT

Distillerie Louis Morand & Cie Rue de Plaisance 2 1920 Martigny /VS Tel. 027 722 20 36 www.morand.ch

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