WIENERIN mit Kind 1/2011

Page 1

www.wienerin.at/mit Kind

NEU!

Die WIENERIN für Mütter

Hallo, Alltag! Nr. 1, Herbst 2011, Österreich € 2,50

Den Schulbeginn stressfrei checken

G r i p p e - D o p i ng So stählen Sie die Immunkraft Ihrer Familie Iris & Mia D as M utte r /  To c hte r G es p rä c h

S OS Figur

Dossier

Hör mir mal zu! W ie S ie ni c h t g e g en die w a nd reden

In Form vor und nach der Geburt

Baby & Job

Elternteilzeit und Väterkarenz: Wie geht das eigentlich? reisen

für

p r o f i s : Te enie und Kleinkind unt er einen Ferienhut krie gen


WIENERIN E D I T O R I A L IMPRESSUM MEDIENINHABER, HERAUSGEBER UND VERLEGER Styria Multi Media Ladies GmbH & Co KG CHEFREDAKTEURIN Sylvia Wasshuber-Haas CREATIVE DIRECTOR Alexander Nußbaumer FOTOREDAKTION Angelika Goldmann (Director), Babette Kirner FASHION DIRECTOR Margit Kratky

WASSHUBER- HA AS

CHEFREDAKTEURIN und Mutter von vier Kindern zwischen vier und zwanzig Jahren.

MITARBEITER DIESER AUSGABE Katja Beran, Theresa Berger, Dagmar Buchta, Alexandra Grünwald, Kathrin Gulnerits, Karen Müller, Stefan Wimmer, Valerie Zehethofer

CHILL EINMAL, MAMA!

K

ommt Ihnen der Spruch bekannt vor? Mir auch. Teilen mir meine Söhne damit doch immer elegant mit, dass ich meinen Text genauso erfolgreich dem Baum vor unserer Haustür aufsagen könnte. Vermutlich das Ergebnis von jahrelanger Dauerbeschallung mit ein- und derselben Leier: „Räum endlich dein Zimmer auf, trag die Kopfhörer nicht auf der Straße und das Handy nicht am Körper!“ Je mehr ich mich hineinsteigere, desto „chilliger“ werden sie. Höchste Zeit also, sich ein paar Gegenstrategien zu „Ohren auf Durchzug“ zurechtzulegen. Wie wir uns gnädig Gehör verschaffen, lesen Sie in unserem Dossier „Kommunizieren mit Kindern“ ab Seite 52 – mit Tipps von Menschen, die sich hauptberuflich mit störrischen Kindern beschäftigen. Letzere gehen ja demnächst wieder hauptberuflich in die Schule. Gewöhnlich gut informierte Kreise raunen, dass viele Eltern da nicht so traurig drüber wären – wenn nicht der ganze Alltagszores damit einherginge.

4

wk_1_04_EdiImpressum -v02_korr-b1 1

GRAFIK Rita Atteneder

Wie Sie den so halbwegs in Schach halten, verrät Ihnen Redakteurin Katja Beran ab Seite 64. Apropos hauptberuflich: Sie haben ein Baby und überlegen, wie Sie den Wiedereinstieg organisieren sollen? Vielleicht via Elternteilzeit? Die wichtigsten Tipps zu Karenz & Co hat Theresa Berger für unsere Coverstory recherchiert (ab Seite 20). Hiermit herzlich willkommen in der neuen WIENERIN mit Kind – gespickt mit vielen Infos für WIENERIN-Leserinnen, die auch Familien-Managerinnen sind. Viel Spaß mit der ersten Ausgabe!

BLITZ-SHOPPING P. S.: Wenn Sie ein Teil erstehen möchten, das Sie auf unseren Lifestyle-Seiten gesehen haben: Überall, wo Sie dieses Schild finden, geht’s ganz rasch – einfach auf www.wienerin.at gehen, den Code des Produkts in die Suchmaske eingeben und direkt im richtigen Onlineshop einkaufen.

FOTOGRAFEN Andrea Diglas / Weinper, Linda Dziacek, Christian Haas, Konrad Limbeck, Franciska Munck-Johansen / House of Pictures, Alexander Nußbaumer, Fay Tegemyr, Gregor Titze ILLUSTRATOREN Rita Atteneder, Babette Kirner, Hedi Lusser REDAKTIONSMANAGEMENT Tanja Jedlitschka, Monika Kalisch, Tanja Schuiki KORREKTUR Birgit Forst PRODUKTION Markus Neubauer (Leitung) m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at GESCHÄFTSFÜHRUNG Svetlana Puljarevic, Karen Müller, Nina Haas, Thomas Leskoschek ASSISTENZ DER GESCHÄFTSFÜHRUNG Katharina Florian, Tanja Jedlitschka ANZEIGENLEITUNG Marena Kopic, Stefan Windisch (Stv.) MARKETING Marija Althajm, Claudia Gasteiger ANZEIGENPRODUKTION Pawel Sledz (Ltg.), Claudia Schatz ANZEIGENFAKTURIERUNG André Bartkowski W W W. W I E N E R I N . AT Ursula Gallautz (Ltg. Redaktion), Susanne Neumann (Ltg. Verkauf) VERTRIEB UND LESERMARKETING Harald Galler (Leitung) VERLAGS- UND REDAKTIONSADRESSE Styria Multi Media Ladies GmbH Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, T: 01/601 17-0 E-Mail Redaktion: wienerin.special@wienerin.at E-Mail für WIENERIN-ABO: abo@wienerin.at Abo-Telefon: 01/863 04-888, Abo-Fax: 01/863 04-77 88 80 Abo-Web: www.magazinshop.at/wienerin Anzeigen-Fax: 01/601 17-982 DRUCK Neografia, a. s., www.neografia.sk VERTRIEB ÖSTERREICH Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien; Heftpreis: € 2,50 Druckauflage: 50.000 Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.

Foto: Alexander Nußbaumer

SYLVIA

B E A U T Y DIRECTOR Martina Parker

H e r b s t 2 011

17.08.2011 02:03:31



www.wienerin.at/mit Kind

NEU!

Die WIENERIN für Mütter

Hallo, Alltag!

G r i p p E - D o p i nG So stählen Sie die immunkraft ihrer Familie

INHALT Nr. 1, Herbst 2011

www.wienerin.at/mit Kind

nr. 1, Herbst 2011, Österreich € 2,50

Den Schulbeginn stressfrei checken

iris & Mia D as M utte r / To c hte r G es p rä c h

S oS FiGur

COVER Foto: K O N R A D L I M B E C K Haare / Make-up: B I R G I T F U C H S

in Form vor und nach der Geburt

Dossier

Hör Mir Mal zu! WIE SIE NIcht gEgEN DIE WaND REDEN

BaBy & JoB

Elternteilzeit und Väterkarenz: Wie geht das eigentlich? reisen

für

p r o f i s : Te enie und Kleinkind unt er einen Ferienhut krie gen

60 G U T E R R A T

3 Fragen an die Familientherapeutin.

62 L I E B E R N I L S ! 8 IM ZEITRAFFER

Lourdes: 14 Jahre als Madonnas Girl.

WOHLFÜHLEN

Brief an ein verlorenes Kind.

10 S C H U L B E G I N N

Fröhliche Accessoires für die Kids.

12 H E R B S T - A U S F L U G

Die Grundausstattung für unterwegs.

64 H E R B S T - P L U S !

14 K I N D E R G E B U R T S T A G

Den Schulbeginn ganz cool checken.

Die Frage: Daheim oder auswärts?

68 V I L L A K U N T E R B U N T

c hte r -

Ein aufgepepptes Haus in Norwegen.

Fit mit und nach dem Babybauch.

Tipps & Fakten rund ums Family Life.

76 D O P P E L - P A C K .

Kinderfreie Paarinseln im Alltag.

FREIZEIT 16 D U & I C H

Mama Iris und Tochter Mia erzählen.

44 V I R E N - A L A R M ! Grippedoping für den Herbst.

50 M A M A , A U A !

3 Fragen an den Kinderarzt.

FAMILIENLEBEN 78 U R L A U B S S P A G A T

Dänemark mit Teenie & kleinem Kind.

20 M A M A O D E R P A P A ?

84 O N T O U R M I T P A P I

Alles zu Karenz & Wiedereinstieg.

Ein Tag unterwegs – ganz ohne Mama.

87 F R E I Z E I T - T I P P S

MODE

Themenfeste, Kindertheater u. v. m.

32 H E R B S T S P A S S

52 D O S S I E R

88 K I N D E R M E D I E N

34 K U S C H E L T A G

58 P A R A D E M A M A ?

90 V A T E R K O L U M N E

Outdoor-Outfits für Mama & Kind. Chic & bequem zu Hause. 6

WK_1_4_Inhalt -v04+_korr-bf_NEU.1 1

Kommunizieren mit Kindern. Karen Müller über Konsequenz.

Spielen, lesen oder Filme schauen? Ferdinand braucht neue Schuhe – uff !

Fotos: Konrad Limbeck, Gregor Titze, Getty Images (2), Alexander Nußbaumer, Christian Haas; Illustration: Hedi Lusser

36 M A M A S B E S T F O R M

74 W I S S E N S W E R T

H e r b s t 2 011

17.08.2011 02:58:08



WIENERIN M e i n u n g a 2 Mütter – 1 Them

Kindergeburtstag Mit einer Horde Kids im trauten Heim feiern oder die Bande doch lieber auswärts wüten lassen? Zwei Mütter erklären, warum sie auf „instant“ oder „home made“ schwören. Heim-match

Schon die Vorbereitung ist ein Riesenspaß!

Maria Peischl (38) Mutter von Keno (13) und Timo (4)

Verzweifelt wie eine „Desperate Housewife“

Sylvia Recsey-Kaplan (39) Mutter von Max (10) und Felix (8)

Weil wir Mütter denken, die erste Geburtstagsparty unserer Kinder sei keine große Sache, fängt es immer ganz harmlos an. Mal eben zwei, drei Stunden Spaß und dann ist eh alles vorbei. Ja, so naiv war ich auch. Nur leider kam es dann ganz anders: Nachdem der letzte Gast gegangen war, saß ich verzweifelt wie Lynette aus Desperate Housewives in der Ecke und beschloss, nie wieder eine Party auszurichten. Selbstverständlich blieb es nicht dabei, denn ich erkannte schnell, dass diese Partyabstinenz meine Kinder ins gesellschaftliche Out katapultieren würde. Nur eines war für mich klar: Egal wann, wer und wie gefeiert wurde – nie wieder bei uns zu Hause. Punkt. Aus. Schluss. Und: Ja! Man darf auch NEIN zu Homepartys sagen und ist trotzdem kein Unmensch. Außerdem: Geht es bei einer Feier in den eigenen vier Wänden nicht auch darum, ein perfektes Heim samt himmlischer Familie zu präsentieren? Um zur Mutter des Monats gewählt zu werden? Darauf kann ich gern verzichten! In den letzten Jahren bewegten wir uns von Bastelnachmittagen über Museumsevents hin zu Sportveranstaltungen und erlebten viele unterhaltsame und informative Stunden. Und die Mütter kommen auch im Museum oder am Hockeyplatz bei einem Glaserl Prosecco auf ihre Rechnung. Am Ende des Tages sind alle zufrieden, denn: glückliche Kinder – glückliche Mütter. Oder noch besser: glückliche Mütter – noch glücklichere Kinder! 14

WK_1_14_Zwei Muetter ein Thema -1 1

Redaktion: Dagmar Buchta; Fotos: Getty Images

auswärts-spiel

Vielleicht ist es die Erinnerung an meine eigene Kindheit – ich liebte meine Geburtstage! –, vielleicht der Spaß am kreativen Schaffen, vor allem aber die Freude der Kids. Auf jeden Fall genieße ich es, originelle Feiern für meine Kinder zu organisieren. Da meine Buben im Winter geboren sind, ist Feiern im Freien nur bedingt möglich – und damit Kreativität gefragt. Und die beginnt bereits bei der Einladung. Gemeinsam denken wir uns für das Fest ein Motto aus, das sich wie ein roter Faden durch den Tag zieht. Zum Thema Weltreise versteckten wir bunte Luftballons in Streichholzschachteln, auf denen der Text erst nach dem Aufblasen sichtbar wurde. Und für die Piratenparty bastelten wir eine Flaschenpost mit Sand, Muscheln und dem Teil einer Schatzkarte – jedes Kind hatte einen anderen. Vor Ort vervollständigten wir die Karte und die Suche konnte beginnen. Passend zum Motto tüfteln wir Spiele wie SpaghettiWettessen für Italien oder Klopapiermumie für Ägypten aus, dekorieren die Wohnung und überlegen uns originelle Getränke. Allein die Vorbereitung ist ein Riesenspaß! Damit die Partys nicht zu chaotisch werden, halte ich mich an die alte Faustregel: ein Gast pro Lebensjahr. Das ist überschaubar und hat bis jetzt bestens funktioniert. Da ich berufstätig bin, überlegte ich schon, mal ein Fest außer Haus zu machen. Doch da fehlt mir die persönliche Note. Denn ich wünsche mir, dass meine Kinder einmal sagen: „Unsere Partys waren megacool!“

H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:01:20



WIENERIN g e s p r ä c h D u  &  I c h

Mama und ihre süsse Wilde

16

WK_1_16_Du und Ich -v06 CS2_sw++1 1

H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:02:37


„Wow, die sieht ja aus wie ein Inuit -Baby!“ Wie ist das, wenn Mutter und Tochter plötzlich über ihre Beziehung nachdenken sollen – wegen eines Inter views? Ein Geschenk, finden Iris und Mia Holzer. Das Protokoll eines Gesprächs über „dich und mich“. Text:  S y l v i a W a s s h u b e r - H a a s Fotos:  K o n r a d Limb e c k

M a m a

Iris HolzerS ch wa r kop f, 4 0

A

ls ich dich nach deiner Geburt gesehen habe, war mein erster Gedanke: „Wow, die sieht ja fast aus wie ein Inuitbaby!“ So richtig exotisch, mit Mandelaugen und schwarzen Haaren – ein kleines Zauberwesen. Dabei war ich bis zum achten Monat kaum mit dir in Kontakt gewesen: Während mich die Schwangerschaft mit deinem älteren Bruder völlig ausgefüllt hatte, lief „deine“ leider fast nebenbei – ich hatte ja einen lebhaften Zweijährigen zu versorgen. Aber dann konsultierte ich in der 35. Woche eine spirituelle Frau – hoffend, dass sie an deiner Steißlage noch etwas ändern könne. Ich wurde ganz ruhig und hatte ein berührendes Bild von dir vor Augen, wie du mir im Dunkelblau eines Sees entgegentauchst. Trotzdem hast du dich nicht mehr umgedreht – es schien, als ob du mich zum Kaiserschnitt drängen wolltest. Dabei haben die Ärzte dann bemerkt, dass die Nabelschnur viel zu kurz für eine normale Entbindung gewesen wäre ... Das Beste an deiner Geburt: Fünf Minuten danach spielte es im Radio via OP-Lautsprecher zufällig „Happy Birthday“ von Stevie Wonder – fast hätte ich vor Glück laut mitgesungen. Deine Steißlage hat uns dann übrigens

Mutter und Tochter über ... g e m ei n s am e G l ü c k s mo me n t e Iris: Wenn Mia mich von hinten umarmt – dann bleibt kurz die Welt stehen und ich genieße den Augenblick. Mia: Wenn wir einen Lachkrampf haben – zum Beispiel, weil mein Bruder Leute imitiert oder ich neue Wörter erfinde.

f a mi l i ä r e B e s ch ä f t i g u n g st h e r a pi e n Iris: Wenn Mia fad ist, zählt sie Dinge – z. B. die Zwetschken in der Obstschüssel. Mia: Wenn Mama fad ist, räumt sie auf und putzt die Wohnung blitzblank.

ih r e B e z i e h u n g i n z e h n J ah r e n Iris: Ich hoffe, dass wir immer noch über jeden Blödsinn lachen, reden, bis uns der Mund einschläft und sie nicht aufhört, mich zu umarmen. Mia: Ich werde jeden Tag mit Mama telefonieren und sie mindestens einmal in der Woche sehen.

H e r b s t 2 011

WK_1_16_Du und Ich -v06 CS2_sw++2 2

noch eine Weile begleitet, in Form deiner angewinkelten Beinchen – wie ein Frosch kurz vor dem Absprung ... Weißt du, welcher Körperteil von dir für mich immer etwas ganz Besonderes war? – Deine Hand. An ihr habe ich auch immer mit ein wenig Wehmut „abgelesen“, dass du wieder größer geworden bist. Als Baby hast du sie immer um meinen Daumen gelegt, wenn du Zuwendung gebraucht hast – jetzt nimmst du einfach meine ganze Hand. Und eine Frohnatur bist du schon seit deiner Babyzeit – du hattest schon immer so eine Leichtigkeit an dir, die mir manchmal fehlt. Stolz bin ich auch auf dein großes Herz. Nie teilst du Menschen voreilig in Schubladen ein, wie wir Erwachsenen es gern tun. Dein Gerechtigkeitsgefühl kann sich aber auch anders zeigen – wehe, ich löse ein Versprechen nicht ein, weil etwas dazwischen gekommen ist. Da springst du olympiareif hinein in einen Wut­ anfall und forderst mit vollem Einsatz ein faires Reglement: etwa mit langem Draufherumreiten, Brüllen oder Türenknallen. Gegenargumente zwecklos ... Die einzige Chance: Ver­ handeln – also DVD statt Kino. Aber niemals: Ersatz-Zuckerln statt echter Süßigkeiten. „Zuckerjunkie“ sagt dein Papa deshalb oft zu dir. Da hat er nicht unrecht – schließlich merkst du dir ja sogar Orte nach den dort verspeisten Süßigkeiten. Erinnerst du dich? „Mama, 17

16.08.2011 10:02:41


WIENERIN g e s p r ä c h

„ Mit M ama plaudere ich, mit Papa fahre ich M ot ocross.“ welches ist das Hohe Warte Bad?“ – „Das, wo du das Gummivampirgebiss gegessen hast.“ „Ah ja, genau.“ Hab ich dir schon mal gesagt, worum ich dich beneide? – Dass du so hart im Nehmen bist. Aber einmal konntest sogar du nicht mehr: Als du den Schinkensalat gegessen hattest, der wohl schon verdorben war. Du hattest furchtbare Koliken und musstest dich ständig übergeben, hast kaum Flüssigkeit behalten. Auf dem Weg ins Spital hast du mir vom Rücksitz plötzlich keine Antwort mehr gegeben. Mein gelindester Gedanke: ein Kreislaufkollaps! – Ich bin total in Panik geraten. Die Oma, die hinten mitgefahren ist, hat dich sofort gerüttelt. Später hast du mir dann gesagt: „Ach Mama, dabei war es so schön, dass mir endlich die Augen zugefallen sind – ich war so fertig!“ Auf dem AKH-Parkplatz hab ich dich dann huckepack genommen und bin zur Station gesprintet. Dort habe ich hilflos zu schreien begonnen, weil mir die Zeit bis zur Infusion ewig vorgekommen ist. Ja, so ist es eben: Wenn meine tapfere Mia einmal schlapp macht, schrillen meine Alarmglocken gleich eine Spur lauter – wenn unsere Männer jammern, reicht meist schon ein Pflaster ...

Mia Holzer Spielt E-Gitarre, fährt Motocross und weiß immer, wo sie welche Süßigkeit verspeist hat. Oder sie bäckt gleich selber. Ihre Spezialität: ein französischer Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern.

T o c h t e r

M i a H o l z e r , 11 Mir gefällt das so, dass du und ich gemeinsam die Musikschule besuchen – auch wenn ich dann zur E-Gitarre abbiege und du zur Klavierstunde. Daheim übst du ja viel mehr als ich, fast jeden Tag. Das freut mich total – weil wir dir den Kurs ja zum 40er geschenkt haben, damit du dir deinen Jugend­ traum erfüllen kannst. Zuerst hattest du ja wegen deiner Tanzausbildung keine Zeit dafür, dann wegen uns. Jetzt kannst du endlich auf dem Pianino spielen, das du dir schon kurz vor der ersten Schwangerschaft zugelegt hast. Viel18

WK_1_16_Du und Ich -v06 CS2_sw++3 3

Iris HolzerS c h wa r z k o p f Spielt Klavier, fährt Fahrrad, schreibt, malt und verschlingt Bücher. Sammelt schöne Sätze, gute Musik, Glaskugeln und kann richtig große Kaugummiblasen machen.

leicht können wir ja irgendwann richtig gemeinsam Musik machen – und nicht nur beim Autoradio mitsingen. Bei dir fühle ich mich immer schön geborgen. Das hat mir so gefehlt, als du heuer für längere Zeit ins Krankenhaus musstest – die Wohnung war furchtbar leer. Als ich dich dann im Spital besucht habe, hast du so zerbrechlich ausgeschaut, schrecklich. Aber – als du uns gesehen hast, hast du trotzdem gestrahlt. Ich glaube, es ist in dir drin, dass du immer gute Stimmung verbreitest. Du kannst aber auch echt unfair sein – zum Beispiel erlaubst du meinem Bruder viel öfter, Freunde zu treffen. Dann sagt du einfach: „Er ist ja zwei Jahre älter.“ Meinst du im Ernst, das hat etwas mit dem Alter zu tun? Aber insgesamt bist du schon sehr cool – das sagen auch meine Freundinnen. Und wenn ich mit denen einmal ein Problem habe, erzählst du mir ähnliche Erfahrungen aus deiner eigenen Jugend. Überhaupt kann man mit dir super reden, es ergeben sich einfach mehr Themen als mit Papa. Dafür mache ich mit ihm lieber die wilden Sachen, etwa zu Hause ganz arg rangeln oder Motocross fahren. Danke, dass du mir das erlaubt – du weißt eh, dass wir sehr vorsichtig sind und immer in voller Ausrüstung stecken. Weißt du, was ich nie vergessen werde? Einmal war ich zu einem Faschingsfest eingeladen, hab aber Feuchtblattern bekommen und durfte nicht raus. Weil ich so traurig war, hast du gesagt: „Wir machen jetzt unser eigenes Fest.“ Papa hat sich ein Kleid von dir anziehen müssen und sich schminken lassen. Außerdem hat er eine rosa Perücke bekommen. Du hast so eine komische Lederglatze aufgesetzt und dir einen Bart aufgepickt. Für mich hattest du ein lustiges Kuhkostüm gekauft. Dann haben wir wild getanzt und urviel Spaß gehabt. Und du bist dann in diesem Outfit meinen Bruder abholen gegangen …

Mehr Fotos zum Durchklicken auf www.wienerin.at/mit Kind

16.08.2011 10:03:15



WIENERIN C O V E R

mama oder papa? Wer bleibt mit dem Baby daheim? Die Ant wort ist meist klar. In Zukunf t soll zumindest ein „Papamonat“ für alle dafür sorgen, dass Väter Geschmack an der Karenz finden. Ein (Quoten-)Mann und drei Mütter erzählen, wie sie die Sache der weil angepackt haben.

W

indeln wechseln, Flascherl zubereiten, Schreibaby trösten: Geht es nach Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, sollen diese Aufgabe künftig verstärkt auch die Papas übernehmen – zumindest für vier Wochen: So lange dürfen seit 1. Jänner zumindest die im öffentlichen Dienst tätigen Väter daheim bleiben. Jetzt will Heinisch-Hosek den „Papa­ monat“ auch für die Privatwirtschaft durchsetzen. „Ja, das ist auch eine Art Einstieg in die Väterkarenz“, sagt die Ministerin im Gespräch mit der WIENERIN mit Kind. Sie ist überzeugt: „Es gibt bei den Vätern Bedarf nach einer Auszeit mit der Familie.“ Doch was auf dem Papier recht plausibel klingt, schaut in der Praxis (noch) anders aus. Wer kein Beamter ist, muss sich für die Familien-Auszeit Urlaub nehmen – oder gleich in Väterkarenz gehen. Seit Anfang 2010 gibt es zwei neue Modelle beim Kinderbetreuungsgeld – eine einkommensabhängige Variante und eine „Kurzvariante“ mit einem vergleichs20

WK_1_20_Karenz -v07_sw+++_korr-b1 1

Bei der KarenzKurz variante liegt der Väteranteil um die 12 %. Immerhin ...

fr auenministerin gabriele heinisch - hosek will den Papamonat in Zukunft nicht nur den Beamten, sondern auch den anderen Arbeitnehmern vergönnen.

weise hohen Pauschalbetrag. Beide Modelle, so Heinisch-Hosek, nehmen Väter stärker in Anspruch als die anderen: „Bei der Kurzvariante liegt die Quote schon bei fast 12 Prozent. Das ist noch ein Stück von den 20 Prozent Väterbeteiligung entfernt, die ich mir wünsche. Aber es zeigt : Wir sind auf einem guten Weg.“ Ein Weg, den Michael Vrubel, beschäftigt in der Verkaufsabteilung eines namhaften Lebensmittelkonzerns, längst eingeschlagen hat. Bei Ruben, heute eineinhalb Jahre alt, hat er noch 20 Stunden gearbeitet – Nesthäkchen Jonas, zwei Monate, hat seit August einen Vollzeit-Papa daheim. Zwar wollte der 37-Jährige auch beim zweiten Kind arbeiten, doch mangels Betreuungsplatz bleibt er nun für die nächsten 13 Monate ganz daheim. „Natürlich war ich mir nicht sicher, wie das Unternehmen auf meinen Wunsch, in Karenz zu gehen, reagiert“, gesteht Vrubel, „aber in einem Konzern geht das ganz gut.“ Schiefe Blicke, untergriffige Kommentare, spitze Bemerkungen? Ja, auch die gab es, aber sie stören die Eltern nicht. „Ich versuche das zu ignorieren“, sagt Patrycja Frubel. Man nimmt es ihr ab. Nach drei Monaten

Foto: Gregor Titze, beigestellt

Text:  T h ere s a B er g er Fotos:  g re g or t i t z e

H e r b s t 2 011

16.08.2011 14:41:40


Foto: Gregor Titze, beigestellt

I n t e r v i e w

spezialistin für den wiedereinstieg

M anuel a

Voll m ann

ist Geschäftsführerin des abz*austria – einer Non-ProfitFrauenorganisation, die für die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsmarkt eintritt. Was raten Sie Frauen, die wieder einsteigen wollen? Als Faustformel gilt: Je kürzer die Auszeit, desto einfacher die Rückkehr. Wir müssen aber weg von der Denke: Wie verhalten sich ­Frauen richtig? Auch Unternehmen müssen was tun – zum Glück werden es immer mehr, die den Nutzen erkennen und handeln. Das Vereinbarkeitsthema ist sehr präsent. Sie beraten ja mehrheitlich Frauen – jetzt auch Väter? Wir haben eine Workshop-Reihe „Wie papa-fit ist Ihr Unternehmen – sind Sie bereit für eine neue Generation von Eltern?“ in ganz Österreich gestartet. Da erzählen Unternehmen über ihre Lösungen in Sachen Väterkarenz und Vereinbarkeit. Wir beraten auch Paare, wie sie die Karenz gut organisieren können. Mit dem einkommensabhängigen Kindergeld wird das Thema auch für Väter interessanter. Stichwort Väterkarenz und Papamonat: Sind wir hier auf dem richtigen Weg? Die Männer werden mit Kampagnen angesprochen, bekommen aber kaum Infos. Väter gehen zwar sehr geplant an das Thema ran, haben aber die gleichen Befürchtungen wie Frauen – teils zu Recht. Ich bin überzeugt, dass sich hier rasch etwas tun wird – eine neue Generation von ­Eltern steht vor der Unternehmenstür. Zum Beispiel? Wir sagen: Die längste Variante des Kindergeldbezugs sollte abgeschafft werden. 30 Monate sind lang – Frauen tun sich damit nichts Gutes. Leider scheitert der rasche Wiedereinstieg oft an einer qualitativen Kinderbetreuung.

Michael Vrubel (37)

13 Monate Vaterkarenz. Seine Frau Patr ycja war nach drei Monaten wieder im Job. „Ich habe kein schlechtes Gewissen und werde mir auch keines machen lassen.“ Patrycja Vrubel nimmt man diesen Satz ab. Sie und ihr Mann teilen sich die Karenz – und zwar nicht so, wie es die meisten Familien machen. Bei den Vrubels bleibt Papa Michael die nächsten 13 Monate bei Nesthäkchen Jonas (zwei Monate alt) zu ­Hause und Mama Patrycja steigt nach drei Monaten Karenz wieder in den Job ein. Das ­haben beide auch schon beim ersten Sohn Ruben so gemacht. Michael Vrubel ist überzeugt: „Das wird eine ganz tolle Zeit!“ Die Kritik: „Einerseits rät man den Müttern, rasch wieder in den Job einzusteigen, andererseits fehlt es massiv an Betreuungsplätzen.“ H e r b s t 2 011

WK_1_20_Karenz -v07_sw+++_korr-b2 2

21

16.08.2011 14:41:59


WIENERIN C O V E R

Buchtipps

Sonja Liebsch, Nives Mestrovic Muttertier @n Rabenmutter Wortgefechte zweier ziemlich gegensätzlicher Freundinnen zum Dauerbrenner-Thema Mütter und Beruf. Ein witziger, zickiger und humoriger Roman. Gmeiner Verlag, € 9,90.

Anette Dowideit M e i n J o b , m e i n B a b y, m e i n Ch e f , m e i n Mann und ich – Überlebenstraining für berufstätige Mütter Selbst berufstätig und Mutter zweier Kleinkinder, befreit die Autorin sich und alle Leserinnen von dem Anspruch, die perfekte Karriere­mama zu sein. Vielmehr gibt sie jede Menge Einblicke in das pralle Leben zwischen Job und Jungfamilie. Orell Füssli, € 19,90.

N a d i n e An t o s , 3 4

Managerin, 15 Monate volle Karenz, jetzt in Elternteilzeit-Karenz „Die Karenz war kurz, sehr kurz sogar“, erinnert sich Nadine Antos, die nach 15 Monaten in Elternteilzeit zurückgekehrt ist und ihren einstigen Fulltime-Job auf 20 Stunden pro Woche zurückgeschraubt hat. Eine längere Karenzzeit war nie ein Thema – allein aus finanziellen Gründen. Während Antos arbeitet, kümmert sich eine Nanny um Tochter Hannah. „Der Job ist wie Urlaub – die richtige Arbeit geht erst am Nachmittag los“, lacht Antos. Auch bei einem zweiten Kind würde sie recht rasch wieder arbeiten gehen. Die längste KarenzgeldVariante wäre für sie keine Option gewesen; das einkommensabhängige Modell hingegen schon – aber die Wahlmöglichkeit gab es seinerzeit nicht. 22

WK_1_20_Karenz -v07_sw+++_korr-b3 3

Cathy L. Greenberg Happy Working Mama Der persönliche Coach zum Glück für berufstätige Mütter Das Buch beackert das ganze Gebiet, auf dem berufstätige Mütter gefordert sind, und liefert neue (und alte) Erkenntnisse rund um übertriebene Erwartungshaltungen, Schuldgefühle und Konsumwahn. Wiley-VCH Verlag, € 16,80.

H e r b s t 2 011

16.08.2011 14:42:20


Petra Reifeltshammer, 40 Karenz ist sie wieder in ihren Job als Projektcontrollerin eingestiegen. Den „Papa­monat“ findet die 32-Jährige unnötig: „Ein Werbeschmäh. Was soll da groß passieren?“ Der Väterkarenz kann sie viel abgewinnen. „Wir sind aber gesellschaftlich noch weit davon entfernt, dass das Normalität wird.“ Für einen raschen Wiedereinstieg hat sich auch Nadine Antos, Senior Key-Account-Managerin bei einem Modemagazin, entschieden. Sie ist nach 15 Monaten Karenz in Elternteilzeit zurückgekehrt. 20 Stunden in der Woche ist sie jetzt berufstätige Mama – in dieser Zeit kümmert sich eine Nanny um die zweijährige Hannah. „Würde es sie nicht geben, würde ich nicht so entspannt im Büro sitzen.“ Die Karenz war kurz – sehr kurz sogar. „Auf einmal hieß es: Morgen geht’s wieder los“, erinnert sich die 34Jährige. Die Leitungsfunktion, die Antos vor der Karenz inne-hatte, hat sie aber abgegeben – für sie kein Problem. „Das würde ich jetzt gar nicht schaffen, da bin ich realistisch.“ Petra Reifeltshammer, Geschäftsführerin der Agentur heartselling, hat sich für das einkommensabhängige, einjährige Modell entschieden – auch aus finanziellen Gründen. „Wenn man mit 40 als erfolgreiche Business-Frau ein Kind bekommt, hat man andere Fixkosten. Firmenauto und Büro kann ich ja nicht einfach kündigen.“ Seit drei Monaten muss die Mutter des 15 Monate alten Marco wieder voll verdienen – als Alleinerziehende, die weniger Arbeitsstunden für ihre Projekte zur Verfügung hat. „Ich arbeite täglich 6 Stunden sehr konzentriert und das funktioniert bestens.“ Die Kosten für das Kindermädchen übernimmt derzeit ihr Bruder: „Ich bin ihm unendlich dankbar dafür“, sagt Reifeltshammer. Ihr Tipp generell: Nicht Superwoman spielen, sondern Hilfe annehmen. Auch von Freunden. „Ich finde es schlimm, wenn sich Frauen quasi Unmachbares zumuten: Haushalt ­managen, in der Firma top sein, das Kind versorgen und am Abend sexy auf der Bettkante sitzen.“

Selbstständig & alleinerziehend, 1 Jahr einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld Erfolgreiche Geschäftsfrau und alleinerziehend – für Petra Reifeltshammer kam in dieser Situation nur das einkommensabhängige Modell infrage. Dieses ist seit drei Monaten für sie Vergangenheit. Wenn sie jetzt wieder in ihrer Agentur arbeitet, passt ein Kindermädchen auf den 15 Monate alten Marco auf – die Kosten übernimmt momentan ihr Bruder. Sie kritisiert: „Nach 12 Monaten keine finanzielle Unterstützung mehr zu haben, ist eine große Herausforderung. Ohne familiäre Hilfe oder Finanz­reserven würde mein System im zweiten Jahr zusammenbrechen.“

H e r b s t 2 011

WK_1_20_Karenz -v07_sw+++_korr-b4 4

23

16.08.2011 14:42:36


WIENERIN C O V E R

s K arenz-Einmalein

– 2–

Besteht eine Mindestdauer der Karenz? Ja: zwei Monate (früher drei Monate) für die Karenz oder einen Karenzteil.

– 3–

Kann ich die Karenz verlängern? Ja. Spätestens drei Monate vor dem Ende des angemeldeten Karenzteiles kann der Arbeitnehmer / die Arbeitnehmerin dem Arbeitgeber bekannt geben, dass er / sie die Karenz verlängert und wie lange (längstens bis zum Ablauf des 24. Lebensmonats des Kindes).

– 4–

Kann die Karenz zwischen den Eltern geteilt werden? Ja – bis zu zwei Mal. Insgesamt sind drei Karenzteile zulässig (Beispiel: Mutter / Vater / Mutter).

– 5–

Können beide Eltern gleichzeitig in Karenz gehen? Ja. Bei erstmaligem Wechsel der Karenz können die Eltern einen Monat gleichzeitig Karenz in Anspruch nehmen, wodurch sich die Maximaldauer der Karenz um einen Monat verkürzt. Während der gleichzeitigen Karenz kann jedoch nur ein Elternteil Kinderbetreuungsgeld beziehen.

– 6 –

Kann Karenz aufgeschoben werden? Ja. Beide Elternteile dürfen drei Monate ihrer Karenz aufschieben. Diese aufgeschobene Karenz ist bis zum 7. Geburtstag des Kindes oder spätestens aus Anlass eines späteren Schuleintritts zu verbrauchen.

– 7–

Welche Rechte habe ich während einer Karenz? Arbeitgeber haben die karenzierten Arbeitnehmer / -innen über wichtige betriebliche Geschehnisse (Ausgleich, Konkurs, Weiterbildungsmaßnahmen) zu informieren. Der Kündigungs- und Entlassungsschutz der Mutter endet vier Monate nach der Geburt des Kindes. Wird Karenz in Anspruch genommen, erstreckt sich der Kündigungsund Entlassungsschutz für die Mutter bis vier Wochen nach Ende einer Karenz bzw. eines Karenzteiles.

– 8–

Was bedeutet Elternteilzeit? Elternteilzeit ist ein rechtlicher Anspruch, der auch ohne Zustimmung des Arbeitgebers durchgesetzt werden kann. Anspruch besteht u. a. in einem Betrieb mit mehr als 20 Arbeitnehmern / Arbeitnehmerinnen bzw. wenn das Arbeitsverhältnis bereits durchgehend drei Jahre gedauert hat. Der Dienstgeber ist spätestens acht Wochen nach der Geburt über Beginn und Dauer der Karenz zu informieren, wenn im Anschluss an die Schutzfrist Elternteilzeit gewünscht wird. Ab Bekanntgabe, frühestens aber vier Monate vor dem Antritt der Teilzeitbeschäftigung besteht ein Kündigungs- und Entlassungsschutz, der

Anlaufstellen A r b e i t er k a m m er www.arbeiterkammer.at, u. a. Broschüren zu Mutterschutz und Karenz zum Download; Musterbriefe (Karenzmeldung etc.). W i r t s c h a f t s k a m m er   /   Fra u i n d er W i r t s c h a f t www.wko.at, Online-Ratgeber Kinderbetreuungsgeld, Infos zur Betriebshilfe, Info-Events.

24

WK_1_20_Karenz -v07_sw+++_korr-b5 5

vier Wochen nach Ende der Elternteilzeit, spätestens aber vier Wochen nach Vollendung des 4. Lebensjahres des Kindes endet. Danach besteht bis zum siebenten Lebensjahr des Kindes ein starker Motivkündigungsschutz.

– 9–

Inwieweit wird die Karenzzeit angerechnet? Während der Karenz bleibt Ihr Dienstverhältnis grundsätzlich aufrecht. Arbeitsrechtlich zählt die Zeit jedoch nicht als Dienstzeit, sondern ist als sogenannte neutrale Zeit zu werten. Für die Bemessung der Kündigungsfrist, für die Dauer der Entgeltfortzahlung im Krankenstand und für das Urlaubsausmaß werden höchstens 10 Monate der ersten Karenz im Arbeitsverhältnis angerechnet. Für weitere dienstzeitabhängige Ansprüche wie z. B. Gehaltsvorrückung oder Abfertigung werden Karenzzeiten nicht mitgerechnet. Achtung: Wenn der Kollektivvertrag eine günstigere Betriebs- oder Einzelvereinbarung vorsieht, so gilt diese.

– 10 –

Welche Varianten gibt es beim Kinderbetreuungsgeld und wie ist der Zuverdienst geregelt? Eltern müssen sich bei der Antragsstellung zwischen fünf Modellen entscheiden – es gibt vier Pauschalmodelle und ein einkommensabhängiges. Die Leistungsart muss fix ausgewählt werden und ist nicht mehr änderbar. Während der Karenz darf eine geringfügige Beschäftigung (Grenze 2011: € 374,02 monatlich) aufgenommen werden. Für höchstens 13 Wochen im Kalenderjahr kann eine Beschäftigung auch über die Geringfügigkeit hinaus vereinbart werden. Zuverdienstgrenze beachten!

Quellen: Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, ÖGB

–1–

Wann und wie lange kann ich in Karenz gehen? Unselbstständig erwerbstätige Mütter und Väter (Arbeitnehmer/-innen) haben Anspruch auf Karenz bis zum 2. Geburtstag des Kindes, wenn sie mit ihm im gemeinsamen Haushalt leben.

Ne t z wer k B u s i n e s s - Ma m a s www.businessmamas.at, Netzwerk für berufstätige Mütter mit Schwerpunkt Selbstständige; viele nützliche Links. a b z * a u s t r i a www.abzaustria.at, Coaching Beruf & Familie – vor der Geburt und in der Elternkarenz /  Elternteilzeit (auch speziell für Väter) Tra i n i n g s f ü r W i e d ere i n s t e i g er i n n e n : z. B. www.bfi-wien.at, www.ooe.wifi.at.

Karenzmodelle im Überblick, Kündigungsschutz und noch mehr Tipps zum Wiedereinstieg jetzt zum Nachlesen auf www.wienerin.at/mit Kind

16.08.2011 14:43:00



WIENERIN w o h l f ü h l e n

V i r e n - A l a r m ? Dagegen haben wir was! Kaum ist es Herbst, liegen sie schon auf der Lauer: Viren und andere Bösewichte, die das Immunsystem unserer Kids provozieren. Wie Sie Ihr Kind schützen können – und die Behandlungsmethode finden, die genau zu Ihrem Typ passt. 44

WK_1_44_Grippedoping -v02_sw_Kor1 1

Foto: Getty Images

Text: K a t j a B e r a n

H e r b s t 2 011

17.08.2011 00:03:42


Foto: Getty Images

w o h l f ü h l e n WIENERIN

Wen n Med izi nMoms vorsorgen, ha ben Vi ren & Co kei ne Cha nce.

Typgerechte Heilmethoden

L

eicht macht es uns der Herbst nicht. Das häufig schon nasskalte Wetter, gepaart mit ­überhitzten Innenräumen und ­ trockener Heizungsluft, stellt die Abwehrkraft der Kids vor ganz besondere Heraus­ forderungen. Hinzu kommt: In dieser sensiblen Phase öffnen auch Kinder­ garten und Schule ihre Tore. Das be­ deutet: Durch den Kontakt mit unzäh­ ligen neuen Spielgefährten schließen die Kinder auch mit vielen Infektions­ erregern Bekanntschaft. Dennoch muss man sich der Artillerie aus Viren, Bakterien und Pilzen nicht kampflos ergeben. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um das kindliche Immunsystem prä­ ventiv zu wappnen, bevor die „PeakTime“ der Schniefnasen anbricht.

Doch halt! Ganz so einfach ist es wie­ der nicht. Denn das Angebot an Stra­ tegien zur Immunstärkung scheint endlos. Gemeinsam ist diesen bloß, dass sie zumeist aus der „Ecke“ der Komplementärmedizin stammen. Grundsätzlich zeichnet diese Metho­ den also aus, dass die Selbstheilungs­ kräfte aktiviert werden sollen. Gera­ de Kinder, so weiß man, reagieren gut auf Alternativmedizin. Die Heil­ methoden unterscheiden sich aller­ dings in der Art ihrer Wirkung. Wir stellen Ihnen drei alternative Heran­ gehensweisen vor. Entscheiden Sie selbst, ob Ihnen die Homöopathie zusagt oder Sie sich eher bei der Chi­ nesischen Medizin gut aufgehoben fühlen. Oder aber, ob Sie lieber auf Beratung aus der Apotheke vertrau­ en, und einen rezeptfreien ImmunBooster wählen. Welche Methode zu Ihnen (und Ihrem Alltags-Manage­ ment) passt, hängt davon ab, zu wel­ chem Typ von „Medizin-Mama“ Sie zählen – herausfinden können Sie das anhand der folgenden Beispiele. H e r b s t 2 011

WK_1_44_Grippedoping -v02_sw_Kor2 2

T YP  1 „ Die Effiziente

mit Faible für Naturheillehre“ Das wünscht sich die Mutter: „Mein Sohn Luis kränkelt immer pünktlich zum Start ins zweite Halbjahr – genau dann, wenn es besonders stressig ist“, seufzt die Agenturleiterin Felicitas: „Am liebsten für den Immun-Boost wäre mir ein einziges Mittel mit unkompliziertem Einnahmeschema.“ U n s e r

V o r s c h l a g

Klassische Homöopathie Das sagt die Homöopathin: „Die Homö­ opathie eignet sich gut dazu, das Im­ munsystem vorbeugend anzukurbeln“, so Dr. Karin Tschare-Fehr, die nach dem Prinzip „Gleiches mit Gleichem heilen“ therapiert: Pflanzenwirkstoffe, die bei einem gesunden Menschen be­ stimmte Beschwerden hervorrufen, werden bei Patienten eingesetzt, die unter ähnlichen Symptomen leiden. „Im Grunde dienen Infekte ja dazu, das kindliche Immunsystem zu trainieren“, gewinnt die ganzheitlich denkende Ärz­ tin dem ­Angriff der Erreger positive Sei­ ten ab. „Man kann den Organismus aber dabei unterstützen, mit Eindringlingen fertig zu werden.“ Grund genug für ­Felicitas, mit ihrem Youngster die ho­ möopathische Praxis aufzusuchen. Zunächst wird sie ausführlich zu sämtlichen Lebensbereichen des Buben befragt. Da geht’s etwa darum, wie sein Schlafverhalten ist, ob er Som­ mer oder Winter lieber hat, und wel­ che Speisen er so gar nicht mag. „Mit diesen Informationen wird dann ein Arzneimittel gesucht, das genau diese Symptome abdecken kann“, beschreibt Tschare-Fehr den Weg zur individu­ ellen „Globulisierung“. Dieses Mittel wird meist als Hochpotenz – entweder als Einzelgabe oder als tägliche Thera­ pie – in Form von Globuli oder Tropfen verordnet. „So bekommt der Körper exakt jene Information, die er braucht, um die Selbstheilungskräfte in Schwung zu bringen“, so die Expertin. 45

17.08.2011 00:03:57


WIENERIN w o h l f ü h l e n

Fragen an den Kinder-Doc

Mama, ich hab ein Aua! Die lieben Kleinen plagt das Zipperlein? Was Kinderarzt Reinhard Mitter in seiner Praxis immer wieder gefragt wird. Reinhard

Wenn ein Kind über Beinschmerzen klagt, wird das oft als „Wachstumsschmerzen“ bezeichnet. Kann Wachsen tatsächlich wehtun und wie können Eltern helfen?

M

it dem Vorschulwachstumsschub rund um das 5. Lebensjahr entstehen Spannungen im Wachstumsfugenbereich des Knochens. Betroffen sind meist die Unterschenkel. Diese Wachstums­schmerzen können tatsächlich ziemlich wehtun. Mein Tipp: Abends ein warmes Bad mit anschließender Massage (z. B. mit Aromaöl) und eventuell zusätzlich homöopathische Mittel wie Nux Vomica können Linderung bringen. In Rücksprache mit dem behandelnden Arzt kann auch ausnahmsweise ein Schmerzmittel gegeben werden.

50

WK_1_50_Kinderarzt -v02_AN++_Kor1 1

Unsere Vierjährige hat te schon

ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Ganzheitsmediziner mit Fokus Entwicklungsdiagnostik sowie Familientherapeut in Wien. www.reinhardmitter.at

öfters Mandelentzündungen. Der Kinderarzt hat nun geraten, die Mandeln rausnehmen zu lassen. Ist das wirklich nötig? Wir haben ein mulmiges Gefühl wegen der OP und außerdem haben die Mandeln doch eine wichtige

H

Funktion, oder?

insichtlich der Mandel-OP (im Fach-Wording Tonsillektomie genannt) gibt es strenge Richtlinien: Wenn das Kind mindestens fünf Mal an bakteriell-eitriger Angina binnen 12 Monaten leidet, ist diese Operation gerechtfertigt. Auch andere Gründe wie eine ausgeprägte Vergrößerung der Mandeln in Kombination mit Schluckbeschwerden oder sogar Atembehinderung können eine OP nötig machen. Bei Infektbeginn kann eine vorbeugende Behandlung mit homöopathischen Globuli (Belladonna), ergänzt durch Gurgellösungen / Lutschtabletten, hilfreich sein, um den Krankheitsverlauf zu mildern. Bei chronischen Erkrankungen oder wiederkehrenden Prob­ lemen ist eine frühzeitige, ausführliche und ganzheitliche Begutachtung und Beratung notwendig !

raue haut, die juckt meine achtjährige Tochter hat generell sehr trockene Haut. Immer wieder klagt sie dazu über sehr raue Stellen, die manchmal auch jucken – kann das Neurodermitis sein?

I

m Prinzip ja. Wenn es in Ihrer Familie atopische Dermatitis gibt und die Hautsymptome in Intervallen immer wieder kommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihre Tochter an Neurodermitis leidet. Lassen Sie dies möglichst rasch vom Arzt abklären, eine ganzheitliche Beratung ist in diesem Fall unbedingt sinnvoll!

Redaktion: Katja Beran; Foto: beigestellt

wac h s e n tut weh!

Mandeln raus?

Mit ter

Weitere Fragen an den Kinderarzt finden Sie auf www.wienerin.at/mit Kind

16.08.2011 10:03:44



WIENERIN F a m i l i e n l e b e n

Dossier

Reden und r e d e n l a ss e n Eltern, die gegen die Wand plaudern, und Sprösslinge, die sich unverstanden fühlen, verstricken sich of t in Machtkämpfe. Das muss nicht sein. Ein Dossier über die Kunst der Kommunikation mit Kindern. Text:  t h e r e s a b e r g e r / s y l v i a W a ss h u b e r - H a a s Fotos:  A l e x a n d e r N u ss b a u m e r

„Geh bitte, hör auf mich vollzulabern.“ Erwischt – schon wieder. Dabei wollte ich meinen 13-jährigen Junior nie wieder mit 1.001 Argumenten zuschütten. Auch wenn er wieder einmal nicht ins Bett findet, den ganzen Sonntag mit Facebook-„Freunden“ verplempert oder die Hausaufgaben erst bei Einbruch der Dunkelheit angeht. Heiße Luft in Politik und Wirtschaft erkennen wir beim ersten Satz. Uns selbst beurteilen wir schon weniger streng. Trotzdem setzen Eltern, Betreuer und Lehrer voll auf die Macht des Gesprochenen. Na klar, schließlich erleben wir täglich erste Reihe fußfrei, welche Wunder unser „Blabla“ bewirken kann: mit versöhnlichen Worten nach einer vernichtenden UnoPartie, mit ehrlichem Lob für eine Zeichnung oder mit einem aufrichtigen Wow für das neue Styling.

Sp e e d

k il l s

Worte können aber auch viel Schaden anrichten. Die „Dellen“ zeigen sich erst später. Die bekommt nämlich die Beziehung zu den Youngsters ab. Doch wer hat noch nie seine gute Kinderstube vergessen, weil Sohnemann schon wieder nicht pünktlich 52

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+1 1

nach Hause findet? Wem ist noch nie der Geduldsfaden gerissen, wenn Töchterlein sich ganze Nachmittage lang hirnerweichende Sitcoms reinzieht? Aber Vorsicht: Sätze prägen die Persönlichkeit – und ein „Du hoffnungsloser Fall!“ oder ein „Auf dich ist kein Verlass!“ sprudeln im Ärger schnell heraus. Nach dem Prinzip „Steter Tropfen“ verderben diese vorgefassten Meinungen und unzulässigen Verallgemeinerungen das kindliche Selbstbild. Den ehemals guten Draht zu den Kids, den kann man dann fürs Erste vergessen. Daher beim nächsten Anlass: durchatmen, nüchtern die Lage checken und unbedingt einen Blick aus der Perspektive des Kindes riskieren. Neue Lösungsmöglichkeiten ergeben sich dann fast automatisch – auch ohne, dass man sich alles gefallen lässt. „Manchmal muss nur ein Wort verändert werden, und schon wird aus einer Anklage der Einstieg in ein konstruktives Gespräch“, weisen Familien- und Kommunikations­ berater Jan-Uwe Rogge und Koautorin Angelika Bartram den Ausweg in ihrem neuen Erziehungsratgeber Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört & wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet.

V e rs t ä n d i g e s W a ss e r Ein Glas Wasser reagiert eher auf Ihre Worte als Ihr Sprössling? Da könnte etwas dran sein, fand der japanische Wasserforscher Masaru Emoto heraus: Er schrieb Wörter wie ­„ Danke schön“ oder „Dummkopf“ auf Papierstreifen und ­umwickelte ­d amit gefüllte Wasser­ flaschen. Beim Gefrieren bildete das Wasser aus der ­„ Danke schön“-Flasche

H e r b s t 2 011

16.08.2011 23:21:41


Kommunizieren mit Kindern

schöne, regelmäßige Kristalle. Im beschimpften Wasser waren sie angeblich deformiert und gebrochen. Vielleicht sollten Sie also beim nächsten Ärger zuerst vor einem Glas Wasser Dampf ablassen und erst dann mit Ihrem Kind reden. Das besteht ja immerhin auch aus bis zu 90 Prozent H 2O.

„... und wenn ihr nicht mehr weiter wisst, dann heißt’s, ich soll nicht frech sein.“ TIM, 9

S AG

NIE M A L S

NIE

Pfeifen Sie deshalb auf „nie“, „immer“ und „nur“. Sie verwandeln Sätze in Beschuldigungen: „Dass du nie wegräumst“, „Immer trödelst du“. Setzen Sie lieber auf IchBotschaften – so wie Sie es für den Umgang mit Erwachsenen längst gelernt haben. „Ich finde es total daneben, dass du einfach länger als ausgemacht bei deinem Freund bleibst“, könnte man mit entsprechendem Zunder dahinter formulieren. „Und wir haben gesagt, dass du ihn morgen nicht treffen kannst, wenn du die Abmachung nicht hältst.“ Ihr Unmut bleibt spürbar, aber Sie halten Kontakt. Das entnervte „Auf dich ist nie Verlass!“ gibt hingegen keine Chance zu einem konstruktiven Wortwechsel. In homöopathischen Dosen sollte man auch Spaßbremsen wie „Sei vorsichtig!“, „Pass auf!“ oder „Das kannst du doch nicht!“ verabreichen. Das Herumgeglucke schwächt Neugier, Entdeckungslust und damit die Entwicklung, gibt Jan-Uwe Rogge zu bedenken. Psychodoping sind hingegen Ermutigungen wie „Ich glaube, du schaffst das“ oder „Du kannst das bestimmt“. Natürlich sollen Kinder nicht sorglos an der Steckdose oder am Straßenrand spielen. Gefahrenhinweise aber bitte ganz konkret. Das nachgerufene „Und pass auf, dass nix passiert!“ verunsichert, entmutigt, macht zögerlich – auch wenn es das elterliche Gewissen ungemein beruhigt. Sind die Kids erst älter, blenden sie das besorgte Hintergrundrauschen ohnehin aus. Gerade durch harmlose Unglücke gewinnen Kinder Lebenserfahrung und

„Dieses ewige ‚Wir machen uns halt Sorgen’! Damit würgt ihr alles ab.“ ROSA, 14

können sich entwickeln: Eine verdreckte Hose kann man waschen, das blutige Knie wird mit einem Pflaster und einem Bussi wieder gut.

SI M S A L A BI M

Dass man mit Worten geradezu zaubern kann, lernen sensible Erwachsene von Kindern zwischen zwei und sechs. Eine magische Zeit, wo der Verstand oft nur die zweite Geige spielt. Dafür entspringen der Fantasie rätselhafte Probleme und wundersame Lösungen. Wir können da nur staunen. Wenn etwa Tom (3) seinen Vater regelmäßig zur Weißglut treibt, weil er Holzeisenbahn, Matchbox-Autos und Dino-Park im ganzen Haus verteilt. Und irgendwann fallen lässt: „Das war ich nicht. Das war der Pumuckl.“ Vergessen Sie Kritik und Geschimpfe. Die Aufspaltung „braver Tom“ und „schlimmer Pumuckl“ ist typisch für dieses Alter. Kreative Lösungen sind gefragt. Etwa der Vorschlag, Tom solle einmal ein ernsthaftes Wort mit Pumuckl sprechen und ihm erklären, dass er in Zukunft nur mitspielen darf, wenn er auch beim Wegräumen hilft.

53

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+2 2

16.08.2011 18:53:40


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N

DOSSIER

ACHTUNG, FALLE! Unterschiedliche Interessen und Missverständnisse bringen viele Gespräche zum Absturz. Wie Sie die gängigsten Kommunikationsklippen elegant umschiffen.

1.

KLI PPE

L A NG AT M IGE R

PA L AV E R

V A T E R : Chris, es ist schon nach neun. Du solltest schlafen gehen. Dein Körper braucht die Ruhe. C H R I S ( 1 3 ) : Ich bin nicht müde. Warum muss ich zehn Stunden schlafen? V A T E R : Weil du im Wachstum bist ... (ausführliche Erklärung) C H R I S : Kann sein, aber ich brauche keine zehn Stunden. Mir reichen acht. V A T E R : Das kommt dir vielleicht so vor. Aber Untersuchungen zeigen ... C H R I S : Mich hat deswegen noch niemand untersucht. V A T E R : Es geht um dich, deine Entwicklung, deine Zukunft. Dein Körper wird’s dir danken. C H R I S : Mein Körper braucht aber keine zehn Stunden. Frag Mama. V A T E R : Ich will dir vermitteln, was gut und was schlecht für dich ist.

Müssen Sie alles zehnmal sagen, während die Kids auf Durchzug schalten? Vielleicht senden Sie doppelte Botschaften (etwa mit freundlicher Mimik zum drohenden Tonfall). Oder Sie erklären ewig herum. Kinder wollen klare Standpunkte, etwa: „Ich weiß, es passt dir nicht, aber ich möchte, dass du länger schläfst. Ich mache mir Gedanken über deine Gesundheit. Ich möchte es nicht befehlen, aber ich habe eine Verantwortung für dich.“ Erwarten Sie keine Dankesküsse deswegen. Jesper Juul hat das einmal mit einem „Nein aus Liebe“ umschrieben.

2.

KLI PPE

INKON SE QUE N Z V A T E R : Wenn du nicht endlich pünktlich bist, wirst du schon sehen, was du davon hast. P E T R A ( 1 1 ) : Ja, passt schon wieder. M U T T E R : Nix passt. Die restliche Woche bleibst du zu Hause.

A K T I V Z UHÖR E N MARIA NEUBERGER-SCHMIDT: Autorin, Elterntrainerin, „Mutter“ des ABC-Elternführerscheins, Obfrau des Vereins Elternwerkstatt in Graz (www elternwerkstatt.at) WAS BRINGT AKTIVES ZUHÖREN? Es ist ein psychisches Grundgesetz – nicht nur bei Kindern: Zuerst wollen wir uns akzeptiert und verstanden fühlen. Dann erst hören wir auf Argumente. Kinder, deren Eltern aktiv zuhören, fühlen sich geliebt und ernst genommen. Sie sind ausgeglichener, selbstsicherer und

„Das ewige Verhör: ‚Was gibt’s in der Schule Neues?’“ K ER S T IN, 11

54

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+3 3

16.08.2011 18:54:02


Kommunizieren mit Kindern

kooperativer. Viele Probleme entstehen erst gar nicht oder werden leichter überwunden. UND WIE MACHT MAN DAS GENAU? Ausreden und Frust „ausspucken“ lassen – ohne Druck. Interesse zeigen, nachfragen, die Welt aus der Sicht des Kindes kennen lernen. Spiegeln Sie Gefühle, die Sie bei Ihrem Kind gerade wahrnehmen, auch Wut, Ärger, Frust, Widerstand. Warum-Fragen vermeiden. Mit Kommentaren und Beurteilungen zurückhalten. Fragen, anstatt Erklärungen geben und Ratschläge erteilen: So kann das Kind selbst Einsicht und Lösungen finden; Selbstsicherheit und Kompetenz wachsen. Viele Eltern staunen, wie viel Verständnis und gute Ideen ihr Kind schon hat. Erst am Ende eines Gesprächs fehlende Informationen geben, die eigene Meinung präsentieren und, wenn nötig, lenkend eingreifen. Es kommt auf das passende Wort zur rechten Zeit an.

V A T E R : (fast entschuldigend) Schau nicht so. Du willst es ja nicht anders. Tags darauf: P E T R A : Mami, entschuldige wegen gestern ... Du, ich schaff die Mathe-Aufgabe nicht. Darf ich zur Nathi? Die kann mir helfen. M U T T E R : (überrumpelt) Na gut, aber sei bitte pünktlich. P E T R A : (grinsend) Bin ich doch immer. Elterliche Inkonsequenz verbunden mit Strafen – ein steter Quell für Machtkämpfe, Ohnmachtsgefühle, Verunsicherungen und Rachegelüste auf beiden Seiten. Konsequenzen zeigen, dass alles Tun Folgen hat. Hilfreich sind deutliche Absprachen („Wenn du zu spät kommst, dann kannst du morgen nicht ausgehen“). Sofortige Einsicht ist nicht zu erwarten. Letztlich werden klare Konsequenzen aber akzeptiert.

3.

KLI PPE

S C HE I S SE

&

CO

M U T T E R : Na, Schatz, wie war’s im Kindergarten? R O B I N ( 4 ) : (spitzbübisch) Hallo! Scheiße! M U T T E R : (entsetzt und bemüht beherrscht) Woher hast du das? R O B I N : Das sagen die großen Kinder. M U T T E R : Ich ruf sofort im Kindergarten an. Und während sie telefoniert, denkt Robin zufrieden: „Treffer, versenkt! Am Nachmittag kommt Omi. Bin gespannt, wie die das neue Wort findet.“

Kinder verwenden alles, was die Sprache hergibt. Das ist o. k. Kraftausdrücke darf man trotzdem nicht akzeptieren. Sie untergraben Werte, gegenseitigen Respekt und letztlich die Beziehungen. Wenn ignorieren nicht hilft, muss eine Grenze gesetzt werden: „Ich will das nicht hören.“ Auf eine mögliche Warum-Frage genügt ein deutliches „Ich mag dieses Wort nicht“.

4.

KLI PPE

KON SE QUE N Z K IL L E R B E A ( 9 ) : (nach bewährter Manier) Alle anderen dürfen ... M U T T E R : Wer sind alle? B E A : (patzig) Alle! M U T T E R : Na wer? B E A : (ärgerlich) Miriam und alle eben! M U T T E R : Wer sind alle? B E A : Du nervst! Ulli, Karin und Sabrina! M U T T E R : Das sind drei. B E A : (beleidigt) Eben, drei! M U T T E R : Gut, da ruf ich jetzt an. B E A : (entsetzt) Spinnst du? Glaubst du mir nicht? M U T T E R : Doch, aber ich ruf trotzdem an. Wer bei „Alle anderen dürfen“ nachgibt, verschafft Kindern doppelten „Lernerfolg“: wie sie Eltern ganz simpel rumkriegen. Und wie es immer wieder klappt. Vielleicht frustriert es ein Kind, wenn andere oft mehr dürfen. Aber da geht es meist um materielle Ansprüche. Und die können die Kids durchaus aushalten, wenn sie emotionale Sicherheit spüren.

„Lach nicht, wenn ich erzähle!“ NICK, 7

55

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+4 4

16.08.2011 18:54:22


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N

DOSSIER

AUFS MAUL GESCHAUT Testen Sie Ihre Kommunikations- Fitness in 4 Konflikten. Die Profi-Ant worten gibt Familienberater Jan- Uwe Rogge. AU FGA B E

WA S

1

„ BL ÖDE

M A M A“

Paul (3) spielt ganz vertieft mit seiner Holzeisenbahn. Da fällt seiner Mutter ein, sie muss noch einkaufen. Zu Paul: „Paul, komm, Mama muss noch einkaufen.“ Aber der Junior-Lokführer ist ganz aufs Spielen konzentriert. „Paul, bitte! Komm jetzt!“, ruft sie und reicht ihm auffordernd die Hand. Paul schlägt sie weg und beschwert sich: „Ich will aber noch spielen, blöde Mama!“ WA S T U N S I E ? A Sie überhören ihn und kommen später darauf zurück. Sie bieten an, dass er die Lok mitnehmen darf, wenn er gut darauf aufpasst. B Sie weisen Söhnchen streng zurecht: „Du, das will ich nicht mehr hören. So etwas sagt man nicht.“ C Sie gehen vor Paulchen in die Hocke, um auf Augenhöhe zu sein. Dann erklären Sie ruhig: „Ich bin keine blöde Mama. Ich tu ganz viel für dich.“ A N T W O R T Den Autoren scheint A angemessen. Und dazu der Vorsatz, Paul nicht mehr aus dem Spiel zu reißen, sondern vorzubereiten. AU FGA B E

T U N

S I E ?

A Sie versuchen, Nina zu überzeugen und erzählen ausführlich von Kariesteufelchen und löchrigen Zähnen. B Sie bieten an: „Willst du die Zähne vor der Geschichte putzen oder danach?“ C Sie drohen: „Ohne Zähneputzen gibt’s keine Süßigkeiten mehr.“ A N T W O R T: Ab zwei Jahren wollen die Kids mitbestimmen oder zumindest eine Wahlmöglichkeit haben. Watzlawick nennt das die „Illusion einer Alternative“. Antwort B. AU FGA B E

3

„ I M ME R

IC H “

Karin Lindner ist Alleinerziehende. Sohn Felix (9) ist gerade mit dem Mittagessen fertig. Er will aufstehen und Xbox spielen. „Felix, Tisch abräumen“, erinnert ihn seine Mutter an eine Absprache. Felix murrt: „Immer muss ich abräumen. Meine Freunde müssen das nicht.“

JAN-UWE ROGGE Familien- und Kommunikationsberater, Buchautor, im Gespräch. HABEN WIR VERL E R N T, M I T U N S E R E N KINDERN ZU REDEN? Schon der Schweizer Pädagoge Pestalozzi hat vor 200 Jahren festgestellt, dass Eltern zu wenig mit Kindern kommunizieren. Die Schwierigkeiten, miteinander zu reden, sind also keineswegs neu.

2

Nina (4) steckt schon im Pyjama: „Mami, liest du mir noch eine Geschichte vor?“ „Klar“, antwortet diese, „Zähne putzen nicht vergessen ...“ Ninas Blick wird finster: „Nein, ich will nicht.“ Mehrmalige Aufforderungen quittiert Nina mit einem gebrüllten „Neeeeiiiin!“. Dann verschwindet sie in ihr Zimmer.

Foto: beigestellt

„ IC H P U T Z E ME INE Z Ä HNE NIC H T “

56

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+5 5

16.08.2011 18:54:48


Kommunizieren mit Kindern

WAS, WENN MAN MIT DEN TIPPS IN IHREM BUCH NICHT WEITERKOMMT? Dann liegt dem Kommunikationsproblem eine tiefere Beziehungsstörung zugrunde. Man sollte sich dann fragen: Wozu hört ein Kind nicht zu? Was hat das Kind davon? Sehr oft kämpft es damit um Aufmerksamkeit. WIE BEEINFLUSST INTENSIVER MEDIENKONSUM DER JUGENDLICHEN DIE KOMMUNIKATION? Da sollte man weniger vorwurfsvoll auf die Jugend sehen. Erwachsene sitzen oft viel länger vor dem Bildschirm. Und junge Leute imitieren ja oft nur, was ihnen vorgelebt wird. Und noch etwas: Der Mensch hat einen Mund und zwei Ohren. Ganz klar: Zuhören ist wichtiger als reden.

WA S T U N S I E ? A Sie pfeifen Felix zurück und erklären klar und deutlich: „Was deine Freunde tun, interessiert mich nicht. Hier spielt die Musik.“ B Ihr schlechtes Gewissen meldet sich: „Mein Gott, er hat es auch nicht leicht, ohne Vater. Und bei seinen Freunden soll er auch nicht blöd dastehen.“ Seufzend räumen Sie selbst ab. C Sie gehen zu Felix, sehen ihm in die Augen und erklären ruhig: „Felix, wir haben das ausgemacht. Und ich will, dass du mir beim Abräumen hilfst.“ A N T W O R T: Bei C sorgen Sie für den nötigen Respekt, auch wenn Sie dafür von Ihrem Sohn sicher nicht geliebt werden. AU FGA B E

„ NUR

4

F ÜNF

M INU T E N “

Vera (10) ist selten pünktlich. Ihre Eltern haben deshalb mit ihr vereinbart: Kommt sie wieder zu spät, darf sie am nächsten Tag nicht zu ihren Freundinnen. Heute wollte sie um sieben daheim sein. Fünf Minuten zu spät kommt sie angehetzt. „’tschuldigung“, sagt sie, „aber es sind eh nur fünf Minuten.“ WA S T U N S I E ? A Sie erklären Vera, dass sie eine Grenze überschritten hat. Aber weil es nur fünf Minuten waren, lassen Sie’s noch einmal durchgehen. Schließlich sieht sie ihren Fehler ja ein. B Sie erklären, dass sie sich wieder nicht an die Vereinbarung gehalten hat und deshalb morgen ihre Freundinnen nicht treffen darf. C Ihnen wäre zwar lieber, Vera wäre pünktlich gekommen. Aber immerhin hat sie die Zeit fast eingehalten. Und eigentlich stimmt’s: Was sind schon fünf Minuten?

Foto: beigestellt

A N T W O R T: Wer Grenzüberschreitungen duldet – egal warum –, macht sich unglaubwürdig. Weiß ein Kind über Konsequenzen Bescheid, kann es diese, wie in Antwort B, auch aushalten.

„Ihr seid eh schon von vornherein dagegen.“ LISSY, 13

AU FGA B E

5

„ A L L E A NDE R E N DÜR F E N “ Ida (13) ist mit ihrer Mutter auf Shoppingtour. Ein knappes, bauchfreies Shirt hat es Ida angetan. Ihre Mutter findet es zu gewagt und bleibt standhaft. Das will Ida partout nicht akzeptieren: „Alle anderen dürfen. Ich zahl es auch selber. Bitte!“ WA S T U N S I E ? A Ihre Tochter soll sich nicht ausgeschlossen fühlen, also geben Sie schließlich nach. Wohl ist Ihnen nicht dabei. B Sie sind verärgert und drohen: „Hör auf zu betteln. Mit so was läufst du mir nicht herum. Wenn ich dich damit erwische, gibt’s Hausarrest.“ C Sie bleiben konsequent und erklären, dass Sie sich wegen dieses Outfits Sorgen machen. A N T W O R T: Bleiben Sie auf der Ebene der Selbstmitteilung und des Appells wie in Antwort C. Das gibt Ihrer Tochter Orientierung.

BUCHTIPP Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört & wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet. Von Jan-Uwe Rogge und Angelika Bartram, Verlag GU, € 16,99.

UN SE R E MODE L S Eine „echte“ Familie hat für uns typische DiskussionsSzenen dargestellt. Danke an Yvonne & Thomas Hoschitz mit Sebastian, 11, Sophie, 9, und Andy, 2.

Wie Sie „richtig“ streiten und mit vier Ohren hören auf www.wienerin.at/mit Kind

WK_1_50_Dossier -v05_sw_korr-bf+6 6

57

16.08.2011 18:55:05


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N

Herbst-Blues? Herbst-plus! Wer hat an der Uhr gedreht? Der Herbst kommt meist schneller, als frau denkt. Und damit ein Pflichtenprogramm, das uns maximale Management- Qualitäten abverlangt. Wie die Rückkehr in den Schul- und Arbeitsalltag gelingt.

lötzlich verwandeln sich die weiße Shorts, die ich immer am Strand trug, zur „Sanduhr“: Als ich das Ding aus dem Stapel der Urlaubs-Schmutzwäsche ziehe, um es in die Trommel zu stopfen, rieselt feiner Sand aus den Taschen. Und schlag­artig wird mir klar: Hier rieselt auch der Sommer davon – diese unbeküm64

WK_1_64_Schulbeginn v01++_sw_kor1 1

Text:  K a t j a be r an Illustration:  h e d i l u s s e r

merte Zeit ist nun endgültig vorbei. Die Wehmut, die da mein Gemüt beschleicht, schmeckt bitter. Denn in knapp einer Woche, belehrt mich der Terminkalender, ist Anpfiff für den ganz normalen Alltag meiner SchulKids. Vor meinem geistigen Auge erscheinen elendslange To-do-Listen.

Ich sehe Formulare mit dem Vermerk „dringend“, die auszufüllen sind, Einkaufslisten, die „Heft Din A4, 25 Blatt, grüner Einband“ fordern, und ich sehe die nach unten hängenden Mundwinkel der Sprösslinge, wenn ich sie dazu antreiben muss, ihre Nasen wieder in die Bücher zu stecken. Dazu kommt: Parallel zum Management-by-Mama-Modus geht’s auch im Job wieder richtig los.

H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:06:00


Dahinwurschteln? Das können wir besser! haufenweise herbstanfang Grund genug, um ob des drohenden Schleudergangs auf der Stelle zu verzweifeln? „Ganz im Gegenteil“, erwidert der Salzburger Psychologe Dr. Alexander Gappmaier, „dieser Neustart birgt doch tolle Chancen, den Alltag mit den Kindern besser zu organisieren.“ Die Herausforderung ist, lerne ich, das Schreckgespenst „Herbstanfang“ analog zum vor mir liegenden Wäscheberg in übersichtliche „Haufen“ zu unterteilen, also Aufgabenbereiche abzustecken. Beim Visualisieren des nahenden Pflichten-Parcours, von Aufstehen bis Zettel-Chaos, stelle ich fest: Hoppla, in jeder dieser To-doEtappe steckt eine tückische Zeitfalle. Statt schlechte Laune zu zelebrieren, sollte ich also vielmehr darauf achten, diese Stolpersteine im Time-Table zu umgehen. „Dazu ist es nötig, die Herbstzeit ganz bewusst zu gestalten, statt so „dahinzuwurschteln“, rät Erziehungs-Coach Dr. Martina Leibovici-Mühlberger. „Ebenso wichtig: Reichern Sie dieses Vorhaben

mit möglichst guten Gefühlen an – und setzen Sie damit auch ein positives Signal für Ihre Kinder.“ Diese nämlich, sind sich die Experten einig, haben grundsätzlich kein Problem damit, wieder auf Alltagsprogramm umzuschalten. „Wenn sich Mama und Papa selbst nur widerwillig dem ArbeitsAnpfiff fügen, steckt diese Haltung auch die Kids an“, meint Gappmaier. Wer es hingegen schafft, die drei größten Zeitfallen auszutricksen, kann dem Herbst mit Gelassenheit begegnen. Z e i t f a l l e

Aufschieberitis Die Situation: „Unsere Urlaubskoffer stehen lange halb ausgepackt im Wohnzimmer herum“, gesteht die Bürokauffrau Ines, „und auch die Liste an Besorgungen erledigen wir erst in letzter Sekunde. Das heißt dann Hektik pur für die ganze Familie .“ Die Lösung: „Die Verschleppungstaktik ist ein Versuch, das Finale der H e r b s t 2 011

WK_1_64_Schulbeginn v01++_sw_kor2 2

1

autonomen Ferienzeit schlicht zu ignorieren“, analysiert LeiboviciMühlberger, „doch damit manövriert man sich in unnötigen Zeitstress.“ Menschen wie Ines empfiehlt sie, den Sommer symbolisch zu verabschieden. Ihr Tipp: „Blättern Sie gemeinsam mit den Kids in den Urlaubsfotos, schwelgen Sie in Erinnerungen. Vergegenwärtigen Sie sich dabei, dass man wirklich eine tolle Zeit hatte. Diese ist nun eben vorbei – kann aber als mentale Kraftquelle dienen.“ Mit den Ferien bewusst abzuschließen hilft, den anstehenden To-dos freundlich „Hallo“ zu sagen. Dazu gehört auch, die Urlaubskoffer im Schrank zu verstauen, das Kinderzimmer „schulfit“ herauszuputzen und sich rechtzeitig auf die Suche nach einem coolen, neuen Federpennal für den Junior zu machen. „Maßnahmen, die die mentale Haltung zementieren und die Neuordnung erleichtern“, sagt Psychologe Gappmaier. Das Vorbild der Eltern ist maßgebend dafür, wie der Nachwuchs diesen „Switch“ erlebt. „Mit der Zäsur im Herbst lernen die Kinder, Veränderungen zuzulassen 65

16.08.2011 10:06:13


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N

I n t e r v i e w

Z ei t - I nseln f ü r s F amiliengl ü c k

M artina Leibovici Mühlberger Die Erziehungs-Expertin und Psychotherapeutin über Wissensdurst und zu volle Terminkalender.

Z e i t f a l l e

2

Schlendrian Die Situation: „Wenn sich meine Prinzessin morgens prüfend vor dem Spiegel dreht und überlegt, ob sie nicht doch das rosa statt das hellgrüne Kleid wählen soll, ist der Tag für mich schon gelaufen“, schildert Lisa-Marie die Nervenprobe zwischen Weckerläuten und Abfahrt in den Kindergarten ihrer Tochter. „Ich komme fast jeden Tag mit hängender Zunge im Büro an.“ Die Lösung: „Über den Sommer macht jedes Kind einen gewaltigen Entwicklungsschritt“, sagt Psychologe 66

WK_1_64_Schulbeginn v01++_sw_kor3 3

Gappmaier, „der Herbstbeginn ist also ein guter Zeitpunkt, den Tagesablauf neu zu planen.“ Er rät, das Thema ganz locker zu besprechen: „Gehen Sie mit dem Kind doch gemütlich ein Eis essen – und überlegen Sie gemeinsam, wie sich die Wochentage in Zukunft optimal organisieren ließen.“ Klar, ein Zeitkorsett ist vorgegeben. Doch wir können das Beste daraus machen. Sinnvoll ist es, fixe Rituale einzuführen. Etwa, stets am Vorabend das Gewand für den nächsten Tag herzurichten, abgestimmt auf Wetterbericht und angepeilte Aktivitäten. „Wer in der Früh hektisch nach Strumpfhosen und Gummistiefeln stöbert, startet schon grantig in den Tag“, so Leibovici-Mühlberger. Ein scheinbar banaler, aber ebenso wesentlicher Fixpunkt ist das Frühstück: „Sie schaffen es, täglich ein FrischkornMüsli auf den Tisch zu zaubern? Löblich – aber noch viel wichtiger ist es, das morgendliche Zusammensein zu genießen, bevor jeder aus dem Haus flitzt. Und sei es, dass Sie dabei nur Tee trinken“, weiß die Erzie-

V iele K in d e r sin d ja f r o h ü be r d as F e r ien -­ F inale , d enn ne u n W o c h en ni c h t s t u n , d as kann a u c h r e c h t fa d we r d en . Ganz genau. Dazu kommt, dass Kinder grund-­ sätzlich wissbegierig sind und neue Aufgaben als Herausforderungen sehen. Diese Lernlust sollten Eltern nicht schmälern, etwa durch Ne-­ gativ-Botschaften wie: „Jetzt ist Schluss mit lustig – jetzt beginnt wieder die Arbeit.“ W as is t d e r K a r d inal- F e h le r bei d e r He r bs t - P lan u ng ? Speziell Working Moms kneifen ständig Gewis-­ sensbisse, weil sie meinen, sich zu wenig dem Kind zu widmen. Kompensiert wird das mit einem Überangebot an Förderung fürs Kind. Zwischen Ballettschule, Gitarrestunden und Leichtathletik-Training hat dieses dann kaum Zeit für sich selbst oder Aktivitäten mit der Familie. Auch wenn jetzt im Herbst diverse Kurs-Angebote locken: Unbedingt Leerläufe im Terminkalender einplanen. Zeit-Inseln, die Sie ganz bewusst ohne Programm mit dem Kind verbringen. Einfach miteinander „zu sein“ ist eine Energie-Tankstelle, die uns das ganze Jahr über auflädt.

Illustrationen: Hedi Lusser

und an diesen zu wachsen“, ergänzt Leibovici-Mühlberger. „Der Großteil des Lebensplans zeichnet sich ja nicht durch Beständigkeit aus. Vielmehr geht es immer wieder darum, Altes zu verabschieden und Neues willkommen zu heißen. Eine Fähigkeit, die bei dieser Gelegenheit trainiert werden kann.“

W a r u m weinen wi r d en F e r ien d e r a r t na c h ? Weil es sich in unserer Gesellschaft etabliert hat, unser Leben strikt in Segmente aufzutei-­ len. Hier die lustvolle Freizeit – dort die frus-­ trierende Arbeitswelt. Es liegt aber in unserer Hand, unser Jobleben trotz fixer Normen er-­ füllend zu gestalten. Diese positive Einstellung sollten wir auch den Kindern vermitteln.

H e r b s t 2 011

16.08.2011 22:42:43

HAKLE


hungs-Expertin. Rituale geben Halt und Sicherheit – speziell in Umbruchszeiten unverzichtbar. Der Klassiker: Mahlzeiten, bei denen sich die Familienmitglieder in Ruhe austauschen. Leibovici-Mühlberger: „Rituale sind Fixpunkte, die nicht ständig neu ausverhandelt werden müssen, was Ihnen als Mutter kostbare Energie spart.“ Z e i t f a l l e

3

Drückeberger Die Situation: „Zur Kindergruppen-Besprechung? Da geh ich sicher nicht hin“, zitiert Karla, 38, den Vater ihres Sohnes Jan, 3: „Meinem Mann graut davor, mit Müttern im Kreis zu sitzen und über Sojaschnitzel im Menüplan zu diskutieren. Also erledige ich das – trotz meines engen Zeitkorsetts.“

Fixe Rituale sparen Zeit und Energie. Die Lösung: „Männer glänzen bei Veranstaltungen dieser Art gern durch Abwesenheit“, so LeiboviciMühlberger über die häufig auftretende „Vater Morgana“: „Das ist aber kein Grund, sie aus der Pflicht zu entlassen.“ Auch die organisatorischen To-dos, mit denen man als Elternteil eines Kindergarten- oder Schulkindes nun mal konfrontiert ist, schieben Väter gern ab. „Frauen sollten diese Bequemlichkeit nicht durch Überengagement kompensieren“, warnt Leibovici-Mühlberger. „Wer sich eine solche Last aufbürden lässt, wird dieses „Binkerl“ bis zum Schulende nicht mehr los.“ Die Expertin plädiert für eine klare Aufteilung diverser Anmelde-Orgien und der Wahrnehmung von Terminen

wie Elternabenden. Bei mehreren Kindern kann ein Elternteil zum Beispiel die bürokratischen Agenden des Volksschulkindes übernehmen, der andere kümmert sich um jene des Gymnasiasten. „Alleinerzieherinnen haben es hier natürlich ungleich schwerer“, ergänzt Leibovici-Mühlberger, „aber auch sie sollten versuchen, klar definierte Verantwortungsbereiche zu delegieren – vielleicht klappt es ja, dass Großeltern dieses Defizit in der Mithilfe ausgleichen.“ Speziell SoloMoms tun gut daran, Netzwerke mit Gleichgesinnten zu knüpfen und im Austausch zu kooperieren: „So können Betreuungs-Lücken, etwa fehlende Nachmittags-Aufsicht zu Beginn des Schuljahres, gut abgedeckt werden.“

Illustrationen: Hedi Lusser

Sicher in die Schule, gesunde Schuljause und vieles mehr online in unserem Schulanfang-Special auf www.wienerin.at/mit Kind

HAKLE_DryNItes_HS_210x139_4C.indd 1

21.07.11 16:15


Redaktion: Sylvia Wasshuber-Haas

WIENERIN f a m i l i e n l e b e n

„Wir lieben unser unkompliziertes Zuhause – Gäste schmeißen sich einfach mit einer Tasse Tee aufs Sofa.“ 68

WK_1_68_Homestory -v05+++_korr-b1 1

H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:19:15


Fa r b e n f r o h . Die Stifte passen perfekt zum bunten Interieur. Die Gefäße sind vom Flohmarkt (r.). Anne liebt ihre Küche. Ruck, zuck zaubert sie einen Salat mit Feta und Hüh­ nerstreifen. Dazu gibt’s frisch ge­ backenes Brot (ganz r.).

villa kunterbunt statt gruselburg Das erste Baby kriegen und ein hässliches altes Haus kaufen – zur gleichen Zeit. Ein Wagnis, das sich für Anne und Marius Heggstad aus Nor wegen gelohnt hat. Text & Fotos: F r a n c i s k a M u n c k - J o h a n s e n / H o u s e o f P i c t u r e s

Redaktion: Sylvia Wasshuber-Haas

A

usgerechnet, als Anne Heggstad mit ihrem ersten Kind im neunten Monat schwanger war, erzählten ihre Schwiegereltern von einem Haus, „das sie da gesehen hätten“. Es gäbe zwar einiges zu tun, aber die Lage sei perfekt und der Garten ein Traum. Dabei hatten die Heggstads gerade beschlossen, in ihrer Osloer Wohnung zu bleiben. Von einer Liebe auf den ersten Blick war laut Anne keine Rede: „Bei der Besichtigung fand ich dieses Haus ganz furchtbar.“ Trotzdem lockte das günstige Angebot – und Anne verließ sich auf ihre Kreativität. Im Kopf entstand rasch ein Bild, wie der fade 50er-Jahre-Grundriss mit Miniküche

fa m i l i e n s i t z u n g . Die Heggstads komplett: Marius (44), Ingrid (6), Aksel (2), Anne (33), Hermann (9) – samt ihren Hunden Max und Fly. H e r b s t 2 011

WK_1_68_Homestory -v05+++_korr-b2 2

69

16.08.2011 10:19:33


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N I D E E N - R E I C H . Mustermix als Leitmotiv. Schöne alte Gläser und Flaschen kommen nicht zum Altglas, sondern beherbergen Waschpulver und Spülmittel.

WO H NZI M M ER

Sieht alle paar Monate anders aus – ft. dank Annes Stoffsammel-Leidenscha M A U E R FA L L . Einst ein 50erJahre-Haus mit vielen kleinen Kämmerchen, heute offen und lichtdurchflutet. Beim Niederreißen der Wände hat Anne selbst Hand angelegt.

WK_1_68_Homestory -v05+++_korr-b3 3

S T I L L L E B E N . Blumen aus dem eigenen Garten, Vasen und Schüsselchen vom Flohmarkt.

16.08.2011 10:20:29


SCH L AFZI M M ER

B Ä R E N S TA R K . Kinderzimmer in Blautönen.

Laura Ashley-Look kombiniert mit einem Schrank vom Sperrmüll

umzumodeln wäre. Die braunen Wände der 70er samt dunklem LinoleumBoden dachten sich die Heggstads einfach weg. Kurz darauf hatte die Familie gleich zwei neue Projekte: Baby Hermann und ein Zuhause, in dem einfach gar nichts stimmte. Seitdem sind neun Jahre vergangen – mit schrittweiser Totalsanierung, inklusive gröberem Umbau: Die Küche wanderte etwa ins frühere Esszimmer. Heute ist das einst muffige Haus großzügig, luftig und voller fröhlicher Farben. Und unkompliziert: „Wir wollten nie ein Heim zum Anschauen haben, sondern eines für das Leben mit drei Kindern. Daher

BADEFREUD E N . Weiße Fliesen und blau-weiße Mosaike – vergessen ist der dunkle und deprimierende Nassraum von früher.

E H R E N P L AT Z . Aksel (2) liebt sein Tagesbett in der Küche (oben). Das Püppchen stand früher am Kaminsims der Großeltern (r). 71

WK_1_68_Homestory -v05+++_korr-b4 4

16.08.2011 10:21:04


WIENERIN F A M I L I E N L E B E N

D R AUSSEN

Eine Terrasse als 2. Wohnzimmer? Die Heggstads meinen’s ernst ... stammen viele Möbel vom Flohmarkt – ein Kratzer mehr oder weniger fällt da nicht auf.“ Anne, von Beruf Sprachwissenschaftlerin, pflegt ein extravagantes Hobby: die Jagd nach alten Stoffen. „Sogar hässliche Muster können nett aussehen, wenn man sie richtig kombiniert. Außerdem lassen sich alte Sofas so immer wieder erneuern.“ Annes Tipp: „Trauen Sie sich einfach, Farben abenteuerlich zu mixen. Wenn Sie lieber auf der sicheren Seite sind, dann setzen Sie auf Ton-in-Ton oder auf verschiedene Pastelltöne.“ Auf diesen Seiten zeigt uns Anne, wie sie ihre Ideen fürs eigene Haus umgesetzt hat.“ 72

WK_1_68_Homestory -v05+++_korr-b5 5

WIEDERSEHEN. Pilot Marius kommt von einem Langstreckenflug heim – Sohn Aksel ist begeistert.

I D Y L L . Dieser Garten war die RenovierungsMühen wert, finden alle fünf Heggstads.

„Ein Fleck auf dem Sofa? Eine Lage Stof f drüber!“ H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:21:49



WIENERIN f a m i l i e n l e b e n

wir zwei

a b i n d i e d o pp e l hängem at te Alles dreht sich um den Nachwuchs, dafür läuft die Partnerschaft auf Sparflamme … Warum so niemandem gedient ist – und wie wir uns kleine Paar- Inseln im Alltag schaffen.

G

anz ehrlich: Was tun Sie und Ihr Partner, wenn das Kind einmal woanders schläft? – Wohnung aufräumen, fernsehen oder (miteinander) ins Bett gehen? Haben Sie sich schon so daran gewöhnt, als Super-Eltern zu funktionieren, dass Sie sogar bei sturmfreier Bude noch brav ihre familiäre To-do-Liste abarbeiten? Oder sich nur mehr erschöpft aufs Sofa werfen möchten? Bevor Sie auch noch „Mama“ und „Papa“ zueinander sagen und Ihre Beziehung zur reinen WG degeneriert: Notbremse ziehen! Denn wir tun ­ weder uns noch den süßen Zwergen etwas Gutes, wenn diese ständig im Mittelpunkt stehen – und die Paarbeziehung langsam einschläft: Liegt der Fokus nur auf dem Nachwuchs, werden Eltern leicht unzufrieden. Kinder spüren das und haben ­unbewusst Angst, Mama und Papa könnten sich trennen. Wer auch Zeit in die Partnerschaft investiert, schenkt Kindern daher Sicherheit, sagen Studien. Zusätzlicher Haken beim „Nicht ohne meine Kinder“-Modus: Die Sprösslinge meinen, sie seien das Zent­rum des Universums – was Egoismus und manipulative Spielchen fördert. Aber warum verhalten wir uns so? Vermutlich aus schlechtem Gewissen – etwa, weil wir zu viel arbeiten. Und wegen des sozialen Drucks: Wo müssen wir nicht überall dabei sein ... Das raubt uns die Muße für uns und den Partner. Doch wie können zwei Erwachsene mit Turboprogramm in Verbindung bleiben? Hier ein paar Ideen: 76

2 . M e h r D o ppe l pack Viele Paare sind darauf geeicht, sich ständig aufzuteilen: „Ich koche, du spielst mit Emily“ – sinnvoll, wenn die Kids Papa oder Mama nur ganz kurz am Tag sehen. Am Wochenende könnte es aber auch mal heißen: „WIR kochen gemeinsam, Emily spielt in Sichtweite alleine.“ 3 . A l l es ausse r K i n d e r Wenn Sie sich Zeit zu zweit abzwicken, gilt die Regel: Kein Thema ist tabu – außer der Nachwuchs. 4. Fe rn - fl i rt e n Bleiben Sie untertags mit Ihrem Partner in Kontakt. Eine Zweiwort-SMS mit „Vermisse dich“ oder ein Schnappschuss via Handy signalisieren Interesse. 5. B e zi e h u n g ze i g e n Händchen halten und küssen – für viele junge Eltern ein No-no vor den Kindern. Dabei sollen die ruhig mitkriegen, dass Mama und Papa auch ein Parallelleben führen. 6. Ch a n ce n n ü t ze n Da wäre dann noch die Sache mit dem Liebesleben: am Wochenende zur Not Großeltern oder Freunde einspannen. Auch nett: spontane Episoden – etwa, wenn Klein-Anna für eine Stunde bei den Nachbarn ist. Zusperren nicht vergessen! 7 . W a s i mm e r g e h t … … gemeinsam nackt unter einer großen Decke schlafen. Auch wenn vor lauter Müdigkeit nichts läuft: Der enge Hautkontakt schenkt uns zum Einschlafen immerhin noch ein paar Glückshormone.

Text: Sylvia Wasshuber-Haas; Foto: Getty Images

Kinder dür fen mitkriegen, dass Mama & Papa ein Paar sind.

1. Ri t ua l e sch a ffe n Ja, ein alter, immer noch wichtiger Hut in der Kindererziehung. Einem Paar tun reservierte Zeitfenster aber genauso gut, z. B. einmal pro Woche zu zweit frühstücken.

Verraten Sie uns Ihre ganz persönlichen Zeitinseln für Stunden zu zweit auf www.wienerin.at/mit Kind

WK_1_76_5 Gruende -v02++_korr-bf1 1

16.08.2011 10:22:37



WIENERIN F r e i z e i t

dänemark im Zwei Burschen, zwei Welten D a u e r s p a g a t Wie man mit einem Lachs verreist, wissen wir von Umber to Eco. Doch was ist das schon gegen Ferien mit Teenager und kleinem Kind?

v i e r m a l s o a lt u n d d o p p e lt s o g r o s s . 16 versus 4 Jahre und 1,92 m versus 96 cm: Die Reise mit Drei- und Sechskäsehoch ist trotzdem erstaunlich gut gegangen.

78

WK_1_78_Reise_Dänemark -v05+++_k1 1

Text:  S y l v i a W a ss h u b e r - H a a s Fotos:  C h r i s t i a n H a a s , F a y T e g e m y r

16.08.2011 10:23:24


Mit jedem Fuß in einem andern Meer!

h

eutzutage sind viele Familien ja so was von zusammen­ gewürfelt. Patch­ work, Stief­ geschwister, Nachzüglerkinder. Teenies und Babys in derselben Family – ganz normal. Was im Alltag schon eng werden kann, artet im Urlaub leicht zur Katastrophe aus. Schuld an unserer Urlaubskombi von Jakob, 16, und Jason, 4, haben ja diese Unternehmen, die Ferialjobs anbieten. Für unseren Gymnasiasten hatten sie leider keine Verwendung. Die Konsequenz: Familienurlaub. Doch wohin? Okay, mit einem Allinclusive-Club ist nix verhaut. Wäre erholsam, sprengt aber in der Hauptsaison unser Budget. Heiß ist es auch und auf Dauer für uns alte Individualurlauber zu eintönig. Dann eben Dänemark – zwei Häuser für je eine Woche, Anfahrt via AutoreiseNachtzug nach Hamburg. Wir wollen ja entspannt im Norden ankommen ... T a g 0 . Hektik wie immer. 1.001 Besorgungen, den nächstälteren Sohn in Pflanzenpflege eingeschult, SMS-Pflicht eingebläut (Felix allein zu Haus – da will ich doch täglich was wissen) und so weiter. In Gedanken ordne ich x-mal alle Gepäckstücke ins Auto. Würde sich super ausgehen – in einem Chrysler Voyager. Irgend­ wie quetscht Christian alles rein, ich sitze wie immer mit drei Taschen bei den Füßen. Vorerst geht’s eh nur zum Bahnhof. Jason jammert schon auf der Linzer Straße über die lange Fahrt – das wird heiter da oben.

N o r d l i c h t e r . Karibik in Dänemark: Palmenstrand mit weißem Sand bei Frederikshavn (l. u. r.). Bei Skagen an Dänemarks Nordspitze prallen Nordund Ostsee aufeinander. Das heißt: Anstellen um den Fotoplatz (oben).

Kein Ferialjob? Dann bleibt nur der Familienurlaub. Wir haben kein ganzes Viererliegeabteil mehr ergattert. Das heißt, dass Jason bei einem von uns liegen wird. Ich habe mich großspu­ rig angeboten; kann ja so und so nicht schlafen. Jason findet es witzig, dass er im Zug einen Pyjama anzie­ hen wird. Vorher bewandern wir aber noch sämtliche Waggons – unser Müdmach-Programm. Als wir zurückkommen, spielt uns unser Abteil­kollege schon Schlafen vor. Jasons Rucksack haben wir im Auto vergessen – samt der sorgsam vorbereiteten Vanillemilch. Egal, er schläft auch so. Ich quetsche mich hochkant dazu. Um halb drei wecke ich kleinlaut meinen Mann: „Halb­ zeit, können wir doch tauschen?“ Den Rest der Nacht liegt er wie ein aufgestelltes Brett im Bett. H e r b s t 2 011

WK_1_78_Reise_Dänemark -v05+++_k2 2

T a g 1 . Hamburg – Thorsminde in sieben Etappen. Immerhin bekom­ men wir dabei die älteste dänische Stadt Ribe und das historische Dörfchen Møgeltønder zu sehen. Fischburger & Co halten beide jungen Herren bei Laune. T a g 2 . Zum Start ein „lazy day“ – es regnet und ist saukalt. Nein, ich habe keine Gummistiefel für Jason eingepackt. Ich dachte, es sei Som­ mer, wo Plastikschlapfen genügen. Tja, wieder mal am falschen Platz gespart. Im Supermarkt eine RallyeEinlage von Jason. Jakob, entnervt: „Mama!“ – Ja, bin eh schuld. Statt Grillkohle kaufen wir Brennholz, hurra. Jason will einen „Kaugi“. Okay. 79

16.08.2011 10:23:47


1

2

Fische fangen oder W체rmer baden? 3 5

4 8

6

7 WK_1_78_Reise_D채nemark -v05+++_k3 3

16.08.2011 22:47:54


action nonstop 1. & 2. „Reitausflug“ mit Meeresblick beim Bovbjerg Fyr – einem Leuchtturm, der als regionales Kulturzentrum fungiert. Bisweilen wird hier auch abgeseilt, was nicht nur kleine Buben schwer beeindruckt. 3. Auf einem ruhigen See kann jeder herumpaddeln. Aber auf den 45 Kilometern des kurvenreichen Uggerby Å kann man von der Nordsee weg auch die jüngsten Muckis gut brauchen. 4. & 6. Noch ist nicht ganz klar, wer das Anglerglück auf seiner Seite hat. Wohl der, der länger schweigt. Zwei Stunden später wissen wir: Große Leute fangen große Fische, kleine Leute lange Beine. 5. Lesezeit: Auch Sandflöhe (und deren Eltern) brauchen mal eine Pause – und währt sie auch noch so kurz wie diese hier. 7. Heute schon Haie gestreichelt und Krabben gekitzelt? Das finden beide spannend. Erlebnisaquarium Jyllandsakvariet in Thyborøn. 8. Toller Abenteuer-Spielplatz auf dem Herrensitz von Bangsbo bei Frederikshavn. Als Kletterpartner haben wir Eltern kein Leiberl.

Dänemark-urlaub Anreise

am besten die Fahrzeit via Autoreisezug nach Hamburg abkürzen. Für Gepäck-Asketen: Flug nach Kopenhagen und Mietauto.

Unterkünfte

Üblich sind Ferienhäuser und Apartmentanlagen sowie Campingplätze. Früh buchen (idealerweise schon um Weihnachten), die besten Domizile sind schnell weg, z. B. www.dansommer.de, www.dk-ferien.de.

Reiseinfos für Dänemark www.visitdenmark.com

mung (dort ist übrigens das Bild auf der ersten Seite entstanden). Jason hat ein neues Spiel: „Jakob?“ – „Ja?“ – „Nix!“ Er lacht sich schief.

Jakob spendiert Jason ein Eis. Haben wir doch was richtig gemacht? T a g 3 . Wir besichtigen den Leuchtturm in Bovbjerg samt Galerie – klar, ein reines Elternprogramm. Die Jause macht’s wieder gut. Oh Gott, Heidelbeeren in Jasons Muffin ... Angelversuch an einem See – eher inoffiziell. Aber wo sollen wir mitten in der Pampa gach eine Fischerkarte herkriegen? Später: bezahltes Angeln im Put and take. Kurz vorher schläft Jason im Auto ein. Also sind wir vor Ort festgenagelt und machen den Schani für Jakob: Wobbler montieren, heimlich Toastbrot aus dem Auto holen (streng verboten). Daheim bewahrt uns die Packerlsuppe vor ­gröberer Erkältung. T a g 4 . In Thyborøn ist ein StreichelAquarium. Nix wie hin! Jakob friert im Eiswasser fast die Hand ab, Jason ist nicht zum Reingreifen zu bewegen. Auf dem Heimweg kaufen wir im Selbstbedienungs-Shop am Straßenrand Erdäpfel. Solche unbemannten Standln gibt es hier überall. Ta g 5 . Rundgang im Park von Schloss Norske bei traumhafter WolkenstimH e r b s t 2 011

WK_1_78_Reise_Dänemark -v05+++_k4 4

T a g 6 . Der einzige Strandtag des Urlaubs – mit einem Jason, dem die internationalen Boccia-Regeln wurscht sind. Wir passen uns an. Dann ein unvermuteter Höhepunkt der Reise: Wir stolpern in ein „gemeinsames Essen“ im Bovbjerg Fyr mit köstlichen dänischen Spezi­alitäten, gekocht von Förderern des Leuchtturms. Zum Schluss dürfen sich Mutige vom Leuchtturm abseilen. Jakob traut sich, Jason staunt. T a g 7 . Regen treibt uns ins Museum in Thorsminde, wo die Burschen einträchtig einen Schiffsuntergangsfilm anschauen. Am Nachmittag Trennung: Jakob geht schlafen, wir drehen mit dem Kleinen eine Runde im putzigen Städtchen Holstebro. T a g 8 . Umzug ins zweite Quartier. Stopp in Hanstholm – noch ein Leuchtturm mit großartiger „Mitnehm-Ausstellung“. Jason darf ein kleines Bild aussuchen, wir kontaktieren die Künstlerin laut Anleitung per Mail in Sachen Bezahlung. Ein Vertrauen haben die in dem Land ... Dann Eintreffen in Lyngby, wo sich die Küste jährlich zwei Meter in den Steilhang frisst und die Häuschen auf den Strand purzeln. Echt! Unser Haus hat noch einen Respektabstand, ist aber nicht sauber. Jakob: „Mein Zimmer stinkt nach Katzenpisse!“ Ein Stimmungskiller. Also retour zur Schlüsselausgabe und die End­ reinigung runter verhandeln. T a g 9 . Im Nachbarort Rubjerg gibt’s einen halb im Sand versunkenen Leuchtturm – spannend, wie leider auch viele andere finden. Dafür sitzen wir erste Meerblick-Reihe im Lønstrup-Havncafe. 81

16.08.2011 22:48:18


WIENERIN f r e i z e i t

T a g 1 0 . Lagerkoller, der musste ja kommen. Jason ist grantig, Jakob sperrt sich gleich im Zimmer ein. Nichts wie raus, auf nach Skagen, wo Nord- und Ostsee zusammenstoßen. Witzig, wenn die Wellen von links und rechts aufeinanderprallen ... T a g 1 1 . Lazy day. Die Burschen spielen (Kinder-)Memory. Jason glaubt noch immer, dass er auch Jakobs Treffer einkassieren kann. Der lässt sich netterweise als Verlierer auslachen. Und: Heute abend haben Mama und Papa mal Ausgang – der Babysitter ist ja mit. Um 21 Uhr wandern wir eine Stunde am Strand nach Løkken, vorbei an haufenweise Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg und weißen Strandhäuschen im Miniformat. Am Eingang einer Bar kommen wir drauf, dass wir beide kein Geld mithaben. T a g 1 2 . Heute wollen wir doch diesen Palmenstrand in Frederikshavn sehen – wär nett bei Hitze. Auf dem Spielplatz des Herrensitzes Bangsbo wärmen wir uns beim Klettern auf. T a g 1 3 . Kanufahrt auf dem Uggerby Å Richtung Meer und

S p a ss g e s e l l s c h a f t

Unser Rezept: nur ein Event pro Tag. retour. Jason ist fünf (!) Stunden lang begeistert vom Ufergetier: Schafe, Kühe und Pferde. Das mit dem „Selberrudern“ kriegen wir auch irgendwie hin. T a g 1 4 . Den Spitzenevent haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben – schön blöd: Im Vergnügungspark Fårup Sommerland hat der Dauerspagat Pause, beide Kids kommen voll auf ihre (eigentlich: unsere) Rechnung. Sogar ich lasse mich von Jakob zu einer höllischen Achterbahnfahrt hinreißen. Nie wieder ... Verdammt, morgen ist der Urlaub aus und damit auch dessen schönstes Projekt: die Fotos für diese Story zu schießen – samt gemeinsamer Jagd nach den besten Motiven.

L inks : Boccia mit Sonderregeln. Glück gehabt, wenn der Jüngste die Kugeln erst nach dem letzten Wurf einsammelt. 1. – 4 . Entspannte Atmosphäre statt Krawall und Geplärre: Auf den Vergnügungspark Fårup Sommerland konnten sich Jung und Alt einigen: großzügige, parkähnliche Anlage ohne dröhnende Zwangsbeschallung, dafür mit vielen Picknickplätzen und spannenden Attraktionen – von Achterbahnen bis Rafting, von Kinder-Gokart bis 4-D-Kino. Auch bei Schlechtwetter ist alles bis 21 Uhr geöffnet (was wir weidlich ausgenutzt haben). 5. – 7. Dünenwandern beim Leuchtturm von Rubjerg Knude. Der spektakuläre Blick auf den fast vom Sand begrabenen Turm motivierte sogar die Wandermuffel unter uns. 8. Der Autoreisezug er wies sich als optimal für eine kinderkompatible An- und Abreise. Bis ins Land der Wikinger waren es dann nur noch ein paar 100 Kilometer.

W a r u m d e r S p a g a t h a l b w e g s f u n k t i o n i e r t h a t 1 . weil unser Großer ein

gutmütiger Teenie ist (ja eh, Glück gehabt).

2 . weil unser Kleiner recht vielfältig interessiert ist.

5 . weil wir unsere ­eigenen Ansprüche an Erholung stark zurückgeschraubt haben.

6 . weil wir den Kleinen in

Kinder-Schlafzimmer gab – als uns mal Freunde besuchten, schlief der Kleine eben bei uns.

der Früh abgefangen haben, bevor er den Schönheitsschlaf des Großen störte (den eigenen hatten wir eh längst abgeschrieben) – ja, die Helligkeit im Norden ist ein Hund.

4 . weil der Große ­dichte

7 . weil wir den Großen

3 . weil es immer getrennte

Kopfhörer hat. So konnte der Kleine im Auto nonstop „Charlotte, Ringlotte“ hören. 82

WK_1_78_Reise_Dänemark -v05+++_k5 5

nicht gezwungen haben, alles mitzumachen, sondern ihm auch lazy solo-days mit hem-

mungslosem Computer­spielen vergönnt haben.

8 . weil unsere Antennen in ­ achen Nicht-Überforderung S ständig ausgefahren waren – und wir unser Wunschprogramm oft gekürzt haben. Motto: eine Attraktion pro Tag.

9 . weil wir flexibel waren – tagsüber spielten wir Bohnanza in der Kleinkind-Version, abends widmungsgemäß.

1 0 . weil wir uns zu abendlichen Aktivitäten mit dem

Großen ­aufgerafft haben, obwohl wir schon saumüde waren – von Scrabblen bis Videos ­schauen.

1 1 . weil wir dem Großen ein paar Exklusiv-Goodies organisiert haben – etwa Ab­seilen vom Leuchtturm oder Nachmittage am Angelteich.

1 2 . weil wir immer ­wieder den kleinsten gemeinsamen Nenner suchten: Im Allgemeinen war das Essen, im Besonderen Kakao und ­Kuchen.

Doch lieber ein Urlaubsclub? Tipps dazu fürs In- und Ausland auf www.wienerin.at/mit Kind

16.08.2011 10:25:13


1 2

2 4 4

3 5

Auf verlorenem Posten ...

6 7

8 WK_1_78_Reise_D채nemark -v05+++_k6 6

16.08.2011 10:25:58


WIENERIN F R E I Z E I T

ON TOUR MIT PAPA 11 : 0 0

Mama braucht mal Pause: Job und Family halten Kathrin Gulnerits auf Dauertrab. Ihr Mann Michael zeigt uns seine Lieblings- Stationen für Papa Solotage mit Louis, 8, und Paul, 3, – damit auch andere Väter auf gute Ideen kommen. Fürs Fotoshooting war das Programm sehr dicht. Sonst gibt es die Tour nur in kleineren Dosen ... Text K A T H R I N G U L N E R I T S / S Y L V I A W A S S H U B E R - H A A S Fotos L I N D A D Z I A C E K

Spielplatz Volksgarten

Toben zum Auftakt. Nach einer halben Stunde das erste Mal die Frage: Kriegen wir ein Eis? Dann zieht der große Bruder mit Paul los – fünf Minuten Pause für Papa. Paul hat sich für Schokoeis entschieden – Michael ist es egal, er hat erstens feuchte Tücher und zweitens den Rucksack voller Reservegewand. Paul besteht auf einem Kurzausflug in die Sandkiste.

S O WA S . Louis öffnet dem Bruder das Eis – unter Einsatz seiner Zähne. Und er pumpt ihm Wasser. Umsonst: Paul will trotzdem nicht Fußball spielen ...

Und was macht Mama?

Breakfast Time!

Die beste Freundin schaut bei Kathrin vorbei – samt Frühstücks-Leckerlis vom Naschmarkt. Ohne Unterbrechung essen – herrlich!

84

WK_1_84_Wochenende -v02_korr-bf.1 1

H e r b s t 2 011

17.08.2011 00:29:59


12 :15

13: 0 0

14:45

LEBENDES LEXIKON. Wo ist der Rochen? Einfach auf den Knopf drücken! B L Ö D . Schnuller immer noch unauffindbar - Paul jammert; Karotte als Alternative kommt nicht gut an

S C H M Ä H . Sieht easy für Michael aus, aber die Buben tun nur so.

S TA N D F E S T. Paul hat schon Augenringe, will aber nicht im Wagerl schlafen. Also weiter!

Naturhistorisches Museum

Pauls Schnuller ist weg. Kurze Panik bei Michael, dann die Rettung: die Tiere im Museum . Paul ist wieder hellwach und rennt quietschvergnügt durchs Haus. Sein Papa ist ständig im Zwiespalt: Louis zerrt ihn dahin, Paul ruft ihn zu einem anderen Tier. Warum soll es nur seiner Frau immer so gehen ...

Jause auf der Parkbank

FA S T E C H T. Ausgestopfte Reptilien verlieren ihren Schrecken nicht.

Erster Boxenstopp: Paul ist nass vom Pritscheln. Papa bietet allerhand Labungen an – begehrt sind aber nur Kekse und Nüsse . Äpfel, Bananen und Karotten fristen ein Schattendasein im Rucksack.

Cutter am Werk

Entspannt shoppen

Friseurtermin ganz ohne zwei quirlige Buben im Schlepptau. Endlich ein Update in Sachen Stars & Sternchen .

Schnell in ein paar kleine Boutiquen – heute ist die Buggy-Tauglichkeit egal.

H e r b s t 2 011

WK_1_84_Wochenende -v02_korr-bf.2 2

85

17.08.2011 00:31:24


WIENERIN F R E I Z E I T GELENKIG. Paul kann locker in der Hocke malen. 16:45

15: 0 0

WOHIN ES MICHAEL MIT SEINEN JUNGS SONST NO CH ZIEHT – MIT UND OHNE M A M A

AUSDAUER. Auf den Zeichenblättern daheim ist Pinseln immer viel schneller fad.

1. KINDERKLETTERN

Kindermuseum Zoom Mal-Atelier Zum Abschluss was Kreatives. Das Atelier hat noch zu – kurzerhand werden die bunten Sitzmöbel in der Wartehalle zu Bausteinen umfunktioniert. Die Buben sind dann hin und weg von der Werkstatt – und malen gemeinsam mit ihrem Papa einen riesigen Plüschtiger an. Pech für Michael: Er hat die schützende Schürze verschmäht. Die Farbkleckser auf der schwarzen Hose werden ihm wohl als Erinnerung an diesen Samstag bleiben ...

A U S ! Jetzt reicht’s für heute – Hände waschen und nix wie heim.

6 bis 14 Jahre. Bei Intersport Eybl, Mariahilfer Straße 138, 1150 Wien. Samstags, 13 bis 15 Uhr. Keine Anmeldung, € 5,– Unkostenbeitrag.

2. WÜSTENHAUS SCHÖNBRUNN www.zoovienna.at/wuestenhaus. htm; Mai bis September, € 4,– Eintritt.

3 . E R L E B N I S W E LT M E N D L I N G TA L in Göstling an der Ybbs; 1. Mai bis 31. Oktober, 9 bis 17 Uhr. Eine der letzten funktionsfähigen Holztriftanlagen Mitteleuropas; netter Wanderweg entlang einer wildromantischen Schlucht.

4. ERLEBNISZUG REBLAUS-EXPRESS

Und was macht Mama?

Eine Bar von innen!

Ein Glaserl Aperol-Spritz auf einem schicken Ledersofa – fast wie früher ....

86

WK_1_84_Wochenende -v02_korr-bf.3 3

Cutterin am Werk Kathrin schneidet das Video vom letzten Urlaub . Fast wäre sie damit fertig geworden ...

Lokalbahn zwischen Retz und Drosendorf; Sa., So., Feiertag vom 30. April bis 26. Oktober. Mit dem Diesel-Oldtimerzug durch die Weinberge hin, mit dem Rad retour – Räder werden gratis mitgeführt. Je nach Ausdauer kann man an zehn Bahnstationen ein- oder aussteigen. Wer dann noch Luft zum Wandern hat: Windmühle in Retz; kindgerechte Führung möglich, netter Heurige nebenan.

H e r b s t 2 011

17.08.2011 00:32:17



WIENERIN k o l u m n e

nd erlebt Wa s M a n (n) m i t K i

ferdinand braucht neue schuhe ...

D

90

WK_1_90_Kolumne -v02 CS2_sw_Korr1 1

Stefan

Wim mer

ist Vater von Laura (4 1/2 ) & Ferdinand (1 3/4 ) und derzeit in Karenz. Noch hält Sohnemann bei Papas Flunkereien dicht ...

Eine klägliche Rechtfertigung – „Aber er wollte nur die!“ –, statt dass ich hinschmettere: „Warum verkaufen Sie dann so einen Dreck?!“ Die Einlagen lehne ich mit meinem Stehsatz „Danke, haben wir schon!“ ab. Ja sicher, Schuheinlagen für Kleinkinder hat man einfach so herumliegen. Sonst ist das mein Reflex, wenn sie mir einen Imprägnierspray andrehen wollen ... Ich zahle die 9,99 und wir ver­schwinden. Draußen vorm Aquarium drückt mich schon das Vatergewissen. Und, auch nicht beruhigender: Was wird SIE sagen, die Frau mit dem angeborenen Gespür für Qualität? Aber wieder zurückgehen und der Tante klein beigeben? Niemals. Die Lösung: Ferdi und ich machen eine Reise – in eine andere Filiale, wo ich den Fehlkauf auf den Ladentisch lege. Nein, ich möchte sie nicht sofort umtauschen. Sauna hatte ich heute schon. Also ein Gutschein, den ich ins Allerinnerste meiner Geldbörse wuzle. Meine Frau vergisst nichts. Ihre erste Frage am Nachmittag: „Und, Schuhe gekauft?“ „Machen wir morgen. Ferdi hat heut so schön gespielt.“ Diesmal werd ich nicht mal rot – war ja beides nicht gelogen, nur listig kombiniert. Ferdi grinst wie ein echter Kumpel. Dem Himmel sei Dank, dass er noch nicht richtig reden kann …

Illustration: Babette Kirner

er Kleine brauche neue Schuhe, hat meine Frau gemeint. Die alten seien schon saueng, das könne man dem Kind nicht mehr antun. Sprach’s und entschwand Richtung Gymnasium, wo sie vernünftigen, quasi erwachsenen Kindern Hyperbeln und Hypotenusen näherbringt. Ich ist klar: Das ist ein Auftrag. Also Laura in den Kindergarten gebracht und ab ins Einkaufszentrum. Wo ich mir eine halbe Stunde lang einen abschwitze mit Schuh rauf, Schuh runter – während Ferdi genüsslich auf den mitten im Geschäft platzierten Fernsehschirm starrt. Dort plagt sich die Zeichentrick-Lokomotive genauso ab wie ich – nur publikumswirksamer. Warum müssen wir Kinder eigentlich auch noch beim Einkaufen unterhalten? Endlich hab ich Ferdis unwillige Füßchen in Latschen Größe 23 drin, zugeklettet und ein bissl bei den Zehen herumgedrückt. Dann eigentlich sein Part: eine Runde durchs Geschäft drehen oder auch zwei. So war das zu unserer Zeit. Aber die Lokomotive ist gerade in einer kritischen Phase. Okay, kurz Geduld – ich mag ja auch nicht durchs Wohnzimmer joggen, wenn Inspektor Columbo „da noch eine Frage hat“. Als ich Ferdi dann auf die Füße stelle, ein entsetzter Blick nach unten und „Nein!!!“. Gut, es sind braune Schuhe – ist der mit eindreiviertel echt schon komplett verdorben? Also noch mal von vorn – mit Ferdis Lieblingsfarbe Grün und einem Teddybären werd ich wohl punkten. Aber ich krieg nicht mal die Klettverschlüsse zu, trotz selber Größe. Weil anderer Hersteller, aha. Die 24er sind leider aus. Endlich hab ich ihn in so Tennispatschen drin, da kommt mir meine Frau in den Sinn: „Im Herbst mit weißen Schuhen? Geht’s noch?“ Also auch nix. So, jetzt sind wir bei blauen Tretern mit coolen Streifen, erstaunlich günstig. Ferdi quiekt vergnügt und bequemt sich vom Kindersofa runter. Ein paar Schritte, sieht gut aus. Schnell kaufen, bevor er es sich überlegt. Pflichtbewusst räume ich den Schachtelsauhaufen weg und zerre Ferdi zur Kassa. Unter Protest, versteht sich, das Lokomotiven-Trara geht grad von vorn los. Die Dame hinter der Budel mustert mich. Dann, mit mitleidigem Blick auf Ferdi: „Möchten Sie vielleicht Anti-Schweiß-Einlagen dazunehmen? Der Schuh ist ja komplett aus Kunststoff.“ Danke, das sitzt. Ich laufe rot an. Die denkt sicher, ich investiere lieber in schicke Autos statt in die gesunde Fußzukunft meines Sohnes.

H e r b s t 2 011

16.08.2011 10:26:18



Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.