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Förderung der Gesundheitskompetenz – eine Zukunftsaufgabe Doris Schaeffer und Svea Gille

Förderung der Gesundheitskompetenz – eine Zukunftsaufgabe

Doris Schaeffer und Svea Gille

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Gesundheitskompetenz, verstanden als Fähigkeit, Gesundheitsinformation nden, verstehen, bewerten und nutzen zu können, stellt eine wichtige Grundlage für einen besseren Umgang mit der eigenen Gesundheit dar – sei es im Bereich der Gesundheitsförderung, Prävention oder Krankheitsbewältigung und Versorgung (Sørensen et al., 2012). Doch zeigen vorliegende empirische Befunde, dass ein Großteil der Bevölkerung über eine geringe Gesundheitskompetenz verfügt und sich vor erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen gestellt sieht. Nach den Ergebnissen einer europäischen Vergleichsstudie tri t dies auf nahezu die Hälfte (47,6 %) der EU-Bürger_innen zu (HLS-EU Consortium, 2012). In Deutschland gilt dies einer repräsentativen deutschlandweiten Studie zufolge sogar für 54,3 % der Bevölkerung und damit mehr als jeden Zweiten (Schae er et al., 2016). Menschen mit geringem Bildungsniveau und Sozialstatus, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen im höhe ren Lebensalter und Menschen mit chronischer Erkrankung sind dabei besonders von einer geringen Gesundheitskompetenz betro en. Sie nden es besonders schwer, geeignete Gesundheitsinformation zu nden und zu beurteilen (Schae er et al., 2016).

Trotz der zunehmenden Digitalisierung hat die persönliche Information nach wie vor hohe Bedeutung (Schae er et al., 2016; Schae er et al., 2019). Der P ege kommt hier eine wichtige Funktion zu, denn P egefachpersonen sind in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung zu nden. Vielfach sind sie sogar im Alltag der Patient_innen tätig und können sich einen direkten Überblick über die sich dort stellenden Herausforderungen und Schwierigkeiten verscha en (Ewers et al., 2017). Sie haben zudem meist die längste Kontaktzeit mit Patient_innen und Angehörigen, haben dadurch größere soziale Nähe zu ihnen und sind zudem an vielen Stellen präsent, an denen der Bedarf an kommunikativer und informativer Unterstützung sichtbar wird. All dies sind gute Voraussetzungen für die Förderung von Gesundheitskompetenz. International wird ihnen bei dieser Aufgabe deshalb seit längerem eine wichtige Position zugeschrieben.

Damit P egefachpersonen diese Aufgabe auch in Deutschland wahrnehmen können, bedarf es jedoch geeigneter Voraussetzungen. Dazu zählt die Berücksichtigung der Förderung von Gesundheitskompetenz und adäquater Strategien der Informationsvermittlung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in der P ege. Auch strukturelle Investitionen, einerseits in mehr Ressourcen und Personal und andererseits in die Etablierung gesundheitskompetenter Settings, die die Förderung von Gesundheitskompetenz auf organisationaler Ebene unterstützen, sind wichtige Voraussetzungen. All dies erfordert auch eine Intensivierung der Forschung zur Gesundheitskompetenz im Kontext P ege.

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz stellt eine künftig wichtige gesellschaftliche Aufgabe dar. Daher wurde inzwischen von einer Gruppe von ca. 20 Expert_innen ein Nationaler Aktionsplan zur Förderung der Gesundheitskompetenz erarbeitet (https://www.nap-gesundheits kompetenz.de/). Er enthält insgesamt 15 Empfehlungen dazu, was geschehen muss, um die Gesundheitskompetenz in Deutschland nachhaltig zu stärken. Es bleibt zu ho en, dass er auch in der P ege Resonanz und Aufmerksamkeit ndet, denn die Förderung der Gesundheitskompetenz wird eine Aufgabe sein, mit der sich auch alle P ege fachpersonen künftig intensiv befassen müssen.

Literatur

Sørensen, K., van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J.,

Slonska et al. (2012). Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC

Public Health, 12 (1), 80. HLS-EU Consortium (2012): Comparative Report on Health Literacy in eight EU Member States. The European Health Literacy Project 2009 – 2012. Maastricht. Schaeffer, D., Vogt, D., Berens, E-M. & Hurrelmann, K. (2016).

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnis bericht. Bielefeld: Universität Bielefeld. Schaeffer, D., Vogt, D. & Gille, S. (2019). Gesundheitskompetenz.

Perspektive und Erfahrungen von Menschen mit chronischer Erkrankung. Bielefeld: Universität Bielefeld. Ewers, M., Schaeffer, D. & Meleis, A. I. (2017). „Teach More, Do

Less“ – Förderung von Health Literacy als Aufgabe der Pflege. In

Schaeffer, D. & Pelikan J.M. (Hrsg.), Health Literacy: Forschungsstand und Perspektiven (S. 237 – 259). Bern: Hogrefe.

Prof. Dr. Doris Schaeffer

Leitung (mit Prof. Dr. Ullrich Bauer) des Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung und Direktorin des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld

Svea Gille

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld

svea.gille@uni-bielefeld.de

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