HIMBEER BERLIN-April-Mai-2012

Page 30

30 I HIMBEER I Titel

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

in der darauf folgenden Zeit auf sehr knapp gehaltene Begrüßungsfloskeln. Wir feiern seit diesem Ereignis alle Geburtstage unserer Töchter im Freien. Der Park ist nur ein paar wenige Schritte entfernt und es müssten schon sintflutartige Regenfälle vom Himmel fallen, bevor ich mich zu einem weiteren geburtstäglichen Indoorevent hinreißen lasse. Die wenigen Geburtstage, die ich aus meiner Kindheit in Erinnerung behalten habe, spielten sich fast ausschließlich im Freien ab. Obwohl, so ganz stimmt das auch nicht. Bei meinen Freunden gab es zwei Lager: die urbanen Mainstreamer und die Outdoorabenteurer. Für meinen besten Freund Oliver gab es über Jahre nur eine mögliche Art seinen Geburtstag zu begehen: Kino und McDonalds (urbaner Mainstreamer). Es begann mit Räuber Hotzenplotz und Cheeseburgern und endete schließlich mit Krieg der Sterne und Big Mac-Menüs. Mein Freund Christian dagegen war bei den „Pfadis“ (Outdoorabenteurer). Er beherrschte über zwanzig verschiedene Knoten, konnte aus Mülltüten beeindruckende Zelte konstruieren und an seinem achten Geburtstag zeigte er mir, wie man einer Forelle den Angelhaken aus dem Gaumen dreht, wie man ihr mit nur einem Knüppelschlag das Lebenslicht auspustet und wo genau man das Messer ansetzt, um sie aufzuschlitzen und auszunehmen. Holzstöcke, Schnüre, Messer und Feuer, mehr braucht es nicht, um einer Gruppe von Jungs ein einschneidendes Geburtstagsabenteuer zu bescheren. Meine Töchter konnte ich mit solchen Geburtstagserinnerungen bisher nur wenig beeindrucken. Wären Pferde mit im Spiel gewesen, hätten wir damals am Lagerfeuer eine Choreographie zu ABBA-Klängen einstudiert oder wäre zumindest irgendein cooles Mädchen mit am Start gewesen, dann sähe die Sache schon ganz anders aus. Dass meine Töchter an ihren Geburtstagen keine Fische aufschlitzen und ausnehmen wollen, ertrage ich mit souveräner Gelassenheit. Und würden sie sich bei solchen Festivitäten nun ausschließlich pinken Prinzessinnenphantasien hingeben oder mit ihren Freundinnen zu „Mammamia“ tanzen, alles wäre gut. Doch plötzlich tut sich ein ganz neues Problem auf. Jungs! Es werden plötzlich Jungs eingeladen! Wie soll das denn zusammen gehen? Ein erster Anlauf ging bereits gewaltig in die Hose: Ein Geburtstagsfest, sechs Mädchen zwischen 8 und 10 Jahren und drei Jungs zwischen 8 und 10 Jahren. Und das


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.