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Bremssysteme, Bedienung und Funktion

Bremssysteme, Bedienung und Funktion Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen Störung Bremssystem

Je nach Umfang der Störung wird im Display eine Gelb‐ oder Rotmeldung ausgegeben und über einen Text näher beschrieben. Liegt eine Störung in einem der Bremssysteme vor, muss diese sofort bei einem Mercedes‐Benz‐SevicePartner behoben werden. ▶ Mit dem Grad der Störung und den

Folgen der Funktionseinschränkungen bei Warnmeldungen ( → Seite 108) vertraut machen.

Gelbmeldung Bremssystem

Anzeige im Display beachten und angemessen reagieren. ▶ Bremse vorsichtig und umsichtig dosieren, Vollbremsungen vermeiden. ▶ Bei vergrößertem Pedalweg oder verminderter Unterstützung, Pedaldruck anpassen. ▶ Fahrt möglichst bald beenden und

Mercedes-Benz-ServicePartner aufsuchen.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

Rotmeldung Bremssystem

Gefahr

Unfallgefahr durch Störung oder Ausfall der Bremsanlage und unterstützender Assistenzsysteme wie das ABS. Zu starkes Bremsen führt zum Blockieren der Räder und das Fahrzeug reagiert nicht mehr auf die Lenkung. ▶ Verkehrssituation beachten und

Fahrzeug sofort anhalten. ▶ Bei Teilausfall mit angemessenem

Pedaldruck bremsen; bei Totalausfall manuelle Notbremsung über die

Feststellbremse einleiten. ▶ Fahrzeug außer Betrieb setzen und mit Unterlegkeilen sichern. ▶ Falls notwendig Fahrgäste in Sicherheit bringen. ▶ Fahrzeug entsprechend der Verkehrsordnung absichern. ▶ Weitere Hinweise im Kapitel „An- und

Abschleppen" beachten.

Bremssysteme Überblick

Das Fahrzeug ist mit folgenden Bremssystemen ausgestattet: ● Betriebsbremse, wirkt auf die Räder aller Achsen. Aktivierung über das Bremspedal. ■ Verwendung während der Fahrt zur Reduzierung der Geschwindigkeit auch bis zum Stillstand. ● Feststellbremse, wirkt auf die Räder der Antriebsachse, bei Gelenkbussen auch auf die Mittelachse. Aktivierung über Handhebel. ■ Verwendung bei stehendem Fahrzeug und Verlassen des Fahrerplatzes. ■ Zur Sicherung beim Abstellen des Fahrzeugs in ebenem Gelände.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

■ Zur manuellen Notbremsung bei Ausfall der Bremskreise. ● Haltestellenbremse, wirkt wie eine abgeschwächte Betriebsbremse. Aktivierung durch

Schalter auf der Instrumententafel. ■ Verwendung im Stillstand an der Haltestelle, während des Zu‐ oder Ausstiegs der Fahrgäste. ● Retarder, wirkt auf den Antriebsstrang. Aktivierung über Kombischalter oder durch leichten Druck des Bremspedals. ■ Verwendung während der Fahrt zur Reduzierung der Geschwindigkeit.

Betriebsbremse Funktion

Die Betriebsbremse wirkt auf die Räder aller Achsen. Die Bremskraft wird durch den Druck der Bremsbeläge auf die Bremsscheiben erreicht. Ihre Funktion wird durch das elektronische Bremssystem bei eingeschalteter Zündung ab Stufe 2 oder laufendem Motor unterstützt. Ohne Zündung muss ein stärkerer Druck auf das Bremspedal ausgeübt werden, um die gleiche Bremswirkung zu erreichen.

Bedienung

▶ Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen ( → Seite 127) beachten. Die Betriebsbremse dient während der Fahrt zur Verringerung der Geschwindigkeit und zum Anhalten bis zum Stillstand. Die Bremswirkung wird vom Bremsassistent unterstützt, bei Gefahrenbremsungen schalten die Bremsleuchten auf Adaptives Bremslicht um. Bei einer Gefahrenbremsung ist auch das ABS (Antiblockier‐System) aktiv. Dadurch bleibt die Lenkfähigkeit des Fahrzeugs erhalten.

Durch vorausschauendes Fahren und dem Einsatz des Retarders werden Bremsbeläge und Bremsscheiben geschont.

Warnung

Unfallgefahr durch Ausfall von Funktionen, die das sichere Führen des Fahrzeugs unterstützen, wie z. B. die Lenkhilfe oder die Bremsregelung. ▶ Zündung während der Fahrt NICHT ausschalten.

Maßnahmen ▶ Bei Ausfall des Motors oder Abschalten der Zündung, Fahrzeug sicher zum Stehen bringen. ▶ Bremse und Lenkung mit vollem

Krafteinsatz weiterhin bedienen.

▶ Bremspedal langsam und ruckfrei betätigen, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Die Bremswirkung wirkt nur, während das Bremspedal betätigt wird. Bei Entlastung des Bremspedals löst sich die Bremse wieder. Die Beriebsbremse ist nicht geeignet, das Fahrzeug sicher abzustellen.

▶ Nach Erreichen des Stillstandes und vor Verlassen des Fahrerplatzes Feststellbremse ( → Seite 129) einlegen.

Bremsen Leistungsgrenze

An jedem Rad befinden sich Sensoren, die kontinuierlich den Bremsbelagsverschleiß erfassen. Ein zu geringer Bremsbelag wird durch eine Gelbmeldung mit dem Symbol „Bremsbeläge" am Display angezeigt. Sind an einer Achse die Bremsbeläge unterhalb der Verschleißgrenze führt dies zu einer eingeschränkten Bremswirkung, das Fahrzeug muss bei einem Mercedes‐Benz‐Partner bezüglich der Bremsen kontrolliert werden.

Festellbremse Funktion

Die Feststellbremse wirkt auf die Räder der Antriebsachse, bei Gelenkbussen auch auf die Räder der Mittelachse. Die Bremskraft wird durch die mechanische Kraft einer Feder erreicht, die die Bremsbeläge auf die Bremsscheiben drücken. Während des Betriebs des Fahrzeugs ist die bremsende Kraft der Federn unerwünscht, die Federn werden durch Druckluft zurück gehalten. Nach dem Start des Fahrzeugs muss erst genügend Druckluftvorrat aufgebaut sein, bis die Bremsen freigegeben werden. In kritischen Situationen, wie beim Ausfall der Betriebsbremse, kann mit der Feststellbremse eine manuelle Notbremsung durchgeführt werden. Das ABS ist in diesem Fall ohne Funktion.

Bedienung

▶ Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen ( → Seite 127) beachten. Die Feststellbremse wird bei stehendem Fahrzeug und Verlassen des Fahrerplatzes eingelegt. Sie dient zur Sicherung des Fahrzeugs beim Abstellen auf ebenem Untergrund.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

Gefahr

Verletzungsgefahr durch ungewollte Bewegung und unbefugte Bedienung des Fahrzeugs. ▶ Beim Anhalten und Abstellen Fahrzeug mittels Feststellbremse sichern; Hebel vollständig sichern. ▶ Fahrzeug stets beaufsichtigen, andernfalls Fahrzeug ordnungsgemäß verschließen und verriegeln. ▶ An Steigungen oder Gefällen zusätzlich Unterlegkeile verwenden und

Räder zur Bordsteinkante hin einschlagen.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

Einlegen der Feststellbremse

M54.00-2468-71 ▶ Handhebel aus Position 'Lösen' (B) in

Position 'Fest' (A) ziehen. ▶ Entriegelungsring (1) einrasten lassen.

M54.00-3099-71 ▶ Nach dem Einlegen der Feststellbremse Entriegelungshebel loslassen. ◁ Kontroll-Leuchte P Feststellbremse betätigt leuchtet. ◁ Die Antriebsache (2) des Fahrzeugs ist im Anzeigebereich des Displays weiß dargestellt. ▶ Vor Verlassen des Fahrerplatzes Zündung ausschalten und Schlüssel abziehen. ▽ Wurde die Zündung ausgeschaltet, ohne die Feststellbremse einzulegen, ertönt ein Dauerwarnton. ▶ Feststellbremse einlegen. ▶ Bei Abstellen des Fahrzeugs an Steigungen Unterlegkeile zur Sicherung unterlegen.

Lösen der Feststellbremse

M54.00-2468-71 ▶ Entriegelungsgring (1) aus der Raststellung herausziehen und Handhebel bis zum Anschlag in Richtung 'Lösen' (B) bewegen.

M54.00-3099-71 ▶ Druckanzeige Vorratsdruck beachten.

Bei ausreichendem Vorratsdruck, >5,5 bar öffnet die Feststellbremse. ◁ Kontroll-Leuchte P Feststellbremse betätigt erlischt. ▽ Erlischt die Kontroll-Leuchte trotz ausreichendem Vorratsdruck nicht: ▶ Mercedes-BenzServicePartner kontaktieren.

Manuelle Notbremsung

Bei der manuellen Notbremsung durch die Feststellbremse wirken die Bremskräfte nur auf die Räder der Antriebsachse, bei Gelenkzügen auch auf die Räder der Mittelachse. Das ABS ist inaktiv, dadurch besteht erhöhte Schleudergefahr. Die manuelle Notbremsung ist nur bei Ausfall beider Bremskreise einzusetzen, um größeren Schaden durch einen Unfall zu vermeiden. Solange der Handhebel nicht eingerastet ist kann über seine Stellung die Bremskraft dosiert werden. Dies erfordert die volle Aufmerksamkeit des Fahrers.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

M54.00-2468-71 ▶ Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen ( → Seite 127) beachten. ▶ Entriegelungsring (1) nach oben ziehen, stets festhalten und am Einrasten hindern. ▶ Handhebel langsam in Richtung 'Fest' (A) bewegen. Dabei stets festhalten und führen. ◁ Die Bremskraft wirkt entsprechend der Stellung des Handhebels. Je weiter Richtung 'Fest' (A) , um so stärker die Bremswirkung. ▶ Handhebel führen und am Zurückschnappen in die Lösestellung (B) hindern.

Notlösen der Feststellbremse

Ohne ausreichenden Druck kann die Feststellbremse nicht gelöst werden. Ein Lösen ist möglich durch: ● Befüllung über externen Druckluftanschluss; siehe Kapitel „Selbsthilfe". ● Mechanisches Notlösen der Feststellbremse.

Das Fahrzeug ist gegen Wegrollen zu sichern.

Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

Hinweis

Das Notlösen eines Bremssystems darf nur von Fachpersonal durchgeführt werden. Eine mechanisch gelöste Feststellbremse kann das Fahrzeug nicht am Wegrollen hindern. Die Betriebssicherheit des Fahrzeugs ist erheblich gefährdet.

Haltestellenbremse Funktion

Hinweis

Mit der Haltestellenbremse wird das Fahrzeug bei Stillstand mit einem Druck von ca. 2,0 bar auf allen Rädern gebremst.

Hinweis

Durch die reduzierte Bremsleistung ist die Haltestellenbremse nur bis zu Steigungen und Gefällen von maximal 15 % einsetzbar. Bei größeren Steigungen und Gefällen muss die Feststellbremse verwendet werden. Die Haltestellenbremse wirkt auf die Räder aller Achsen. Sie verbraucht weniger Druckluft als die Feststellbremse und lässt sich dadurch schneller lösen, ist jedoch in ihrer Bremswirkung schwächer. Die Funktion der Haltestellenbremse ist nur bei eingeschaltetem Bordnetz gegeben. Wird die Batterie vom Bordnetz getrennt, wird auch die Haltestellenbremse ausgeschaltet.

Haltestellenbremse mit Taster ein, ausschalten

Gefahr

Verletzungsgefahr durch ungewollte Bewegung und unbefugte Bedienung des Fahrzeugs. ▶ Beim Anhalten und Abstellen Fahrzeug mittels Feststellbremse sichern; Hebel vollständig sichern. ▶ Fahrzeug stets beaufsichtigen, andernfalls Fahrzeug ordnungsgemäß verschließen und verriegeln. ▶ An Steigungen oder Gefällen zusätzlich Unterlegkeile verwenden und

Räder zur Bordsteinkante hin einschlagen.

Voraussetzungen:

● Fahrzeug steht. ● Zündung ein

Haltestellenbremse mit Taster aktivieren:

M54.00-3087-71 ▶ Angaben zur „Funktion Haltestellenbremse" ( → Seite 132) beachten. ▶ Bremspedal betätigen. ▶ Taster (7.1) drücken.

M54.00-3107-71 ▶ Displaymeldung beachten. ◁ Im Display ändert sich die Anzeige (2) von schwarz auf weiß.

Haltestellenbremse lösen:

▶ Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen ( → Seite 127) beachten. Bedienung Fahrerplatz

Bremssysteme, Bedienung und Funktion

M54.00-3087-71 ▶ Eine zuvor geöffnete Tür mit dem

Türtaster schließen.

Losfahren

M54.00-3107-71 ▶ Bremspedal lösen. ▶ Fahrpedal betätigen. ◁ Im Display ändert sich die Anzeige (2) von weiß auf schwarz.

Hinweis

Die Haltestellenbremse ist im Notfall mit einem Schalter lösbar (siehe Kapitel „Notlöseschalter Haltestellenbremse" ( → Seite 229) im Kapitel „Selbsthilfe").

Bedienung Fahrerplatz

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Haltestellenbremse, Anfahrsperre aktivieren

Gefahr

Verletzungsgefahr durch ungewollte Bewegung und unbefugte Bedienung des Fahrzeugs. ▶ Beim Anhalten und Abstellen Fahrzeug mittels Feststellbremse sichern; Hebel vollständig sichern. ▶ Fahrzeug stets beaufsichtigen, andernfalls Fahrzeug ordnungsgemäß verschließen und verriegeln. ▶ An Steigungen oder Gefällen zusätzlich Unterlegkeile verwenden und

Räder zur Bordsteinkante hin einschlagen.

Hinweis

Als Anfahrsperre wird das automatische Aktivieren der Haltestellenbremse durch das Öffnen einer Tür, bzw. erteilen der Türfreigabe bezeichnet.

Hinweis

Mit der Anfahrsperre wird das Fahrzeug bei Stillstand mit einem Druck von ca. 2,0 bar auf allen Rädern gebremst. Die Anfahrsperre wirkt auf die Räder aller Achsen. Sie verbraucht weniger Druckluft als die Feststellbremse und lässt sich dadurch schneller lösen, ist jedoch in ihrer Bremswirkung schwächer.

Hinweis

Durch die reduzierte Bremsleistung ist die Anfahrsperre nur bis zu Steigungen und Gefällen von maximal 15 % einsetzbar. Bei größeren Steigungen und Gefällen muss die Feststellbremse verwendet werden.

▶ Voraussetzung: ▶ Fahrzeug steht. ▶ Zündung ein

M54.00-3087-71 ▶ Türtaster 1-3 oder 4 drücken. ◁ Die jeweilige Tür öffnet. ◁ Die Anfahrsperre ist aktiv.

M54.00-3107-71 ▶ Displaymeldung beachten. ◁ Tür öffnet. ◁ Im Display wird eine geöffnete Tür weiß angezeigt. ◁ Im Display ändert sich die Anzeige (2) von schwarz auf weiß.

Hinweis

Außer in Getriebestellung „N" erfolgt bei Betätigung des Fahrpedals keine Drehzahlerhöhung, wenn die Haltestellenbremse aktiviert ist.

▶ Eine zuvor geöffnete Tür schließen. ◁ Eine geschlossene Tür wird im Display schwarz angezeigt. ▶ Zum Lösen der Anfahrsperre Bremspedal betätigen. ▶ Gang wählen. ▶ Fahrpedal betätigen. ◁ Anfahrsperre ist gelöst. ◁ Im Display ändert sich die Busgrafik (2) von weiß auf schwarz. ◁ Fahrzeug rollt an.

Retarder Funktion

Der Retarder wirkt direkt auf den Antriebsstrang und bremst damit nahezu verschleißfrei. Die Wirkung ist abhängig von der Motordrehzahl und der Geschwindigkeit. Bei niedriger Geschwindigkeit und niedriger Motordrehzahl verringert sich die Bremsleistung des Retarders. Wird im Retarder mehr Bremsenergie in Wärme umgewandelt als abgeleitet werden kann, kann der Retarder überhitzen. Eine Warnmeldung im Display wird angezeigt, die Bremsleistung des Retarders wird verringert. Retarder und Motorbremse werden auch als Dauerbremse bezeichnet. ▶ Sicherheitshinweise zu den Bremssystemen ( → Seite 127) beachten.

Aktivierung über das Bremspedal

Bei leichter Betätigung der Betriebsbremse wird die Bremswirkung zunächst durch den Retarder bewirkt und erst im Anschluss durch die Betriebsbremse. ▶ Bremspedal nur wenig betätigen, um den Retarder zu aktivieren.

◁ Im Anzeigeinstrument leuchtet die Kontrolllampe. ◁ Bremslicht leuchtet.

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