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Pfarre St. Paul zu Pichling

Kaplanei Pichling

Sicherlich war die städtische Entwicklungsachse Richtung Pichling schon 1938 absehbar. Zunehmende Bautätigkeit, insbesondere rings um die alten „Dorfkerne“, ließ starkes Siedlungswachstum erahnen. Immerhin verfügten die Ortschaften des künftigen Einzugsbereichs 19411 schon über 1.650 Katholiken, die in kirchlichen Belangen allesamt der Pfarre Ebelsberg eingegliedert waren. Doch weder Bevölkerungswachstum noch die Rücksicht nahme auf ältere und gebrechliche Personen und deren langer Anmarschweg zum nächst gelegenen Gotteshaus spielten bei der Errich tung der eigenen Kaplanei 1941 in Pichling eine tragende Rolle. Es herrschte Krieg. Priester waren von der Wehrpflicht nicht grundsätzlich ausgenommen. Sie hatten im Falle ihrer Einberufung genau so einzurücken, wie jeder andere auch. Mit einer Ausnahme: Kam der jeweiligen Person eine „leitende Stellung“ innerhalb des kirchlichen Betriebes zu, konnte sie sich auf eine Geheimverfügung des OKW vom 14. Oktober 1939 berufen, welche sie vom lein in der Diözese Linz 68 „geschützte Seelsorgeposten“2 - darunter auch Pichling. Mit 1. November 1941 trat die pfarrliche Neuordnung in Kraft. Die Stelle des Pichlinger Kaplans wurde mit Rudolf Wowes besetzt.

Zu diesem Zeitpunkt existierten hier weder Kirche noch Pfarrhof. Als behelfsmäßiger Gottesdienstraum diente die am Löschwasserteich gelegene „Seebauernkapelle“ im Besitz der Landwirtseheleute Michael und Franziska Mühlberger. Der Kaplan wohnte hingegen in Ebelsberg, fungierte dort als Kooperator und zelebrierte nur jeden ersten Sonntag im Monat Wowes starb einige Monate nach Kriegsende, am 8. November 1945. Nach seinem Tod wurde die Kaplanei von St.Florian aus mitbetreut. Dabei kam 1956 auch der junge Priester Johannes Paulmair zum ersten Mal nach Pichling.

Stallkirche

Die rege Siedlungstätigkeit der 50er und 60er Jahre ließ die Seebauernkapelle bald zu klein werden. Immerhin verfügte die Kaplanei Anfang der 60er Jahre über einen Einzugsbereich mit ca. 2.000 Katholiken. Schon in der Errichtungsniederschrift 1941 war ihr ein Kirchenbau in Aussicht gestellt worden, der nun, mehr als zwanzig Jahre später, Konturen annehmen sollte. Am 21. März 1963 konnte zwischen dem Landwirtsehepaar Karl und Anna Mauhart sowie einem kirchlichen Gremium, das die Kaplanei Pichling repräsentierte, ein Kaufvertrag über 9.370 m2 zum Preis von 665.900 Schillling3 abgeschlossen werden. Im Sommer 1966 wurde eine Delegation, bestehend aus Karl Mauhart, Franz Weinberger und einigen anderen Pichlingern, in St.Florian vorstellig, um um einen eigenen Pfarrer zu bitten. Der Bitte wurde statt gegeben. Johannes Paulmair bekam den Auftrag, das Amt zu übernehmen. Zudem befand man sich auf der Suche nach einer Möglichkeit, ein provisorisches Gotteshaus einzurichten. Nachdem das Greßengut von Karl Mauhart als Standort ausgefallen war, bot sich ein leer stehendes Stallgebäude der Familie Johann und Christine Mühlberger als größenmäßig geeigneter Ort an. Ein Arbeitsteam bildete sich, um die nötigen Adaptionsarbeiten durchzuführen: Stemmen, Weißen - selbst die Sitzbänke wurden eigens angefertigt. Schon am 28. August 1968 konnte die erste Messe in der so genannten „Stallkirche“ gefeiert werden, in deren Rahmen Johannes Paulmair sein Amt als 2. Kaplan von Ebelsberg antrat und somit die Seelsorge auch in Pichling übernahm. Die Weihe der Notkirche wurde erst zwei Monate später, am 14. Oktober 1966 von Pfarrer Karl Wetzlmayr vorgenommen. Anlässlich dieser Abendmesse erhielt das provisorische Gotteshaus „Einstandsgeschenke“, wie z.B. eine Marienstatue aus der Voest-Kapelle, ein großes Kreuz aus dem Stift St.Florian und einen Tabernakel von der Familie Jabkowski, welcher noch bis zum Kirchenneubau 1991 in Verwendung war. Administrative Angelegenheiten erledigte man zu jener Zeit im provisorischen Pfarrbüro an der Ziererfeldstraße, im Haus der Familie Weinberger. Das Pfarrleben war überhaupt von Pioniergeist geprägt. Den Kirchenbau vor Augen, wurden bei verschiedenen Anlässen immer wieder Spenden gesammelt. Schon im Oktober 1966 versammelten sich 12 Sangesfreudige, um in der Baracke des Schmieds Hermann Mayrhuber einen Kirchenchor zu gründen. Noch im selben Jahr erschien ein erster Pfarrbrief, das „Paulus-Blatt“ als Vorgänger des heutigen „St.Paul Aktuell“.