Magazin Human Resources Manager: Miteinander

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19. & 20. MÄRZ IM CAFE MOSKAU BERLIN

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Die KI-Konferenz für HR Was kann KI in HR wirklich?

Diskutiere mit über 400 HR-Praktiker:innen, KI-Expert:innen und First Movern die Chancen, Grenzen und Risiken intelligenter Algorithmen in der Personalarbeit – auf der Premiere der KI-X.

Auswahl deiner Speaker

Jürgen Geuter Unabhängiger Philosoph, Research Director tante | ART+COM

400+ Teilnehmer:innen 6 KI-X Labs

Mina Saidze Data & AI Lead Axel Springer

Ayse Semiz-Ewald Vice President Diversity, Equity and Inclusion, Gründerin Deutsche Telekom

Andreas Enneking HR Executive Advisor Axel Springer

47 Speaker aus Unternehmen, Verbänden und Agenturen 16 Best Cases

3 Ki-X Touren

1 KI-X Night Mehr Infos


EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Coverillustration: [M] dan4 / Getty Images; Foto diese Seite: Sebastian Höhn

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aben Sie auch schon mal erlebt, dass Sie gemeinsam mit anderen mehr erreichen können als allein? Ein Sprichwort besagt: „Wenn du schnell sein willst, gehe allein, wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen zusammen.“ Auch in der Arbeitswelt zeigt sich ein Trend vom Ich zum Wir. Doch wie ist dies mit dem Wunsch nach mehr Individualität und persönlicher (Entscheidungs-)Freiheit zu vereinbaren? Dieser und anderen Fragen gehen wir in unserem Schwerpunkt Miteinander nach. So hat Kathi Preppner recherchiert, wie eine gute Balance aussehen kann, damit das Ich im Wir nicht verloren geht (Seite 26). Das gilt vielleicht insbesondere für introvertierte Menschen. Charleen Rethmeyer hat mit ihnen gesprochen und herausgefunden, wie diese stillen Kräfte im Unternehmen verstärkte Anforderungen nach Kollaboration, Netzwerken und Kommunikation erleben (Seite 44). Zusammenhalt und eigenverantwortliches Handeln zeichnen starke Teams aus. Olaf Geramanis zeigt in seinem Beitrag, wie selbstorganisierte Teams funktionieren und ob es auch dort unsichtbare (Macht-)strukturen gibt (Seite 36). Geteilte Kraft ist doppelte Kraft. In vielen Unternehmen breitet sich das Modell Job-Sharing aus. Dies hat nicht nur

etwas mit Vereinbarkeit zu tun. In einem inspirierenden Porträt stellt Jeanne ­Wellnitz ein engagiertes Führungstandem näher vor (Seite 48). Diversity wird als maßgeblicher Erfolgsfakor für die neue Arbeitswelt viel diskutiert. Petra Walther wollte wissen, wie es tatsächlich um die Inklusion von Menschen mit Behinderung in Unternehmen steht (Seite 40) Ein neues Miteinander entsteht auch im Hinblick auf künstliche Intelligenz. Mirjam Stegherr hat für ihr Feature herausgefunden, ob und wie Mensch und Maschine zusammenarbeiten können (Seite 10). Ich danke allen, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben, und wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und eine spürbare Kraft der Gemeinsamkeit. Bleiben Sie belesen! Herzlichst, Sabine Schritt Leitende Redakteurin des Human Resources Manager

Diskutieren Sie mit uns Themen aus unserem Magazin, oder was die HR-Community gerade bewegt, auf unserem ­Linkedin-Kanal Magazin Human Resources Manager, auf Instagram unter @hrm_magazin oder schreiben Sie uns an info@humanresourcesmanager.de. JANUAR / FEBRUAR 2024

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IN DIESER AUSGABE

Inhalt 48

Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi bringen als Vorstandstandem die Digitalisie­ rung in das tradierte Familienunternehmen Edding.

Editorial

AKTUELLES

18 Meine Arbeitswelt Juliane Felsch, FeelgoodManagerin bei Audio Adam. Von Salome Häbe

DEBAT TE IMPULS 6

Welchen Stellenwert hat ESG? Arbeitsdirektor Gunnar Kilian fordert stabile Personalprozesse und warnt vor zu viel Bürokratie. Von Sabine Schritt

TRENDS 9

Zahlen und Meldungen

IM FOKUS ­ 10 Kooperation mit KI Wie gut Mensch und Maschine zusammenarbeiten können. Von Mirjam Stegherr INSIDE HR 15 Ein neuer Job für … Juliane Peters und Linda Krupp als Jobtandem bei MAN Truck & Bus. 16 Kolumne HR ist tot – es lebe HR? Von Frank Kohl-Boas 4

20 Biases überwinden Wie künstliche Intelligenz zur Chance für mehr Gerechtigkeit wird, wenn wir sie richtig einsetzen. Von Ayse Semiz-Ewald

SCHWERPUNKT: MITEINANDER 26 Das Ich im Wir Unser Auftaktessay. Von Kathi Preppner 32 Gute Gespräche führen Unternehmensberaterin Ilse M. Pogatschnigg im Gespräch über ­die Methode „Art of Hosting“. Von Charleen Rethmeyer 36 Das Team entscheidet Wie sich Teams selbst organisieren und neue Machtstrukturen entstehen. Von Olaf Geramanis 40 Inklusion ermöglichen Wo Unternehmen in der Integration von Menschen mit Behinderung stehen. Von Petra Walther

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Kollegen ohne Herz: Noch ist nicht klar, wie gut das Miteinander von Mensch und Maschine funktioniert. Doch immer mehr Unternehmen testen das Potenzial.

Fotos: Tom Wagner; Navel Robotics; Fotos: boule13 / Getty Images; Vladimir Zotov / Getty Images; Carla Janson

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I N H A LT

44 In der Ruhe liegt die Kraft Introversion und Sichtbarkeit müssen sich nicht ausschließen. Von Charleen Rethmeyer 48 Besser im Duo Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi im Porträt. Von Jeanne Wellnitz 52 HR und IT Ein starkes Tandem mit Potenzial. Von Emmanuel Siregar 56 Die Firma gehört uns! Das Beratungsunternehmen Viadee lebt echtes Vertrauen. Von Beate Schulte PRAXIS

78 Sieben Gedanken Berater Boris Grundl über Verantwortung. RECHT

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Wie werden in agilen Organisationen Ent­ scheidungen getroffen und bewertet? Wenn das Nichtorganisierbare organisiert werden soll, bedarf es einer ganz anderen Strategie.

80 Aktuelle Urteile Von Pascal Verma 82 Essay EU AI Act – rechtlicher Grundstein für die KI-Nutzung in HR. Von Christoph Seidler und Jens Schefzig

ANALYSE 58 Beschäftigte gezielt halten Eine aktuelle Studie zeigt, wovon die Erfüllung im Job abhängt. Von Jenny Hoch, Evelyn Back und Carina Braun

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Sichtbarkeit und Vernetzung sind in der modernen Arbeitswelt entscheidend. Introvertierte Menschen stehen mitunter vor der Herausforderung, sich Gehör zu verschaffen.

PERSONALARBEIT

84 Impressum

62 Die Qual der Wahl Im Weiterbildungsdschungel bleibt viel Potenzial ungenutzt. Von Eric Lein

VERBAND 86 Editorial 87 #BPMgoes Austria 88 Green HR

66 Dos and Don’ts Tipps für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsplatz. Von Jordi Romero 68 Neue KPIs im BGM Wie sich der Erfolg von Gesundsheitsmaßnahmen wirklich messen lässt. Von Dirk Lümkemann 72 Über den Tellerrand Eine neue Serie bietet Einblick in andere Arbeitswelten. Den Auftakt macht Japan. Von Amelie Heindl

JANUAR / FEBRUAR 2024

74 Reingeschaut Ausgewählte Neuerscheinungen.

LETZTE SEITE

76 Rezension Matrix der Arbeit der IGZA (Hg.) Von Lara Di Martino und Thymian Bussemer

90 Die Zusammenbringerin Janine Rehn führt Menschen im Sinne des Ehrenamts zusammen. Von Salome Häbe 5


AKTUELLES

D E B AT T E

ESG

„ESG darf kein Bürokratie­ monster werden“ HR ist in einer herausfordernden Position zwischen Regulierungsdruck und Aufbruch in eine neue Zeit. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig stabile Personalprozesse und gesunde Unternehmenskulturen sind, meint Gunnar Kilian, aber er warnt auch davor, den Weg in eine neue Zeit mit zu viel Bürokratie zu lähmen. Im Interview erklärt er, welche Erwartungen HR aktuell erfüllen muss, was er von der Politik erwartet und warum für ihn ESG unternehmerisch und gesellschaftlich einen hohen Stellenwert hat. Ein Interview von SABINE SCHRITT

Herr Kilian, in dem von Ihnen kürzlich herausgegebenen Buch berichten Experten aus Industrie, Beratung und Wissenschaft über ihre Erfahrungen mit nachhaltigem HR-Management und die Priorität, dem „Social“ in ESG neues Leben einzuhauchen. Was bedeutet nachhaltige Personalarbeit für Volkswagen? Gunnar Kilian: Volkswagen ist auf dem Gebiet sozialer Nachhaltigkeit ein Vorreiter. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges haben wir uns zu einem demokratisch mitbestimmten Unternehmen entwickelt. Ein Unternehmen, bei dem Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherheit gleichrangige Ziele sind. Das ist der Ausgangspunkt unserer Erfolgsgeschichte. Jetzt gilt es, die Stärken dieses Ansatzes zu halten, denn sichere Arbeitsplätze und nachhaltige Teilhabe sind die Basis für Spitzenprodukte. Gleichzeitig müssen wir schneller und effektiver werden, um im neuen, schärferen Wettbewerb mit vielen neuen Playern zu bestehen. Wie lassen sich wirtschaftliche Ziele mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen? Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus. Im Gegen6

teil, sie bedingen einander. Nicht umsonst nimmt der ESG-Faktor eine immer zentralere Rolle bei der Unternehmensbewertung internationaler Rating-Agenturen ein. Volkswagen hat sich zum Ziel gesetzt, das „E“ für Environment durch sein Bekenntnis zum Pariser Klimaschutzabkommen voranzutreiben. Bis 2050 wollen wir als Konzern mit rund 670.000 Menschen bilanziell CO2-neutral sein. Doch das darf kein Lippenbekenntnis sein. Mit Programmen wie „Project1Hour“, wo unsere Mitarbeitenden einmal im Jahr weltweit synchronisiert ein Symbol gegen den Klimawandel setzen, nehmen wir unsere Beschäftigten auf diesem Weg mit und binden sie mit ihrem Know-how aktiv ein. Das ist ein Beispiel von vielen, welches zeigt, dass wir bei Volkswagen Nachhaltigkeit in seiner Gesamtheit verstehen. Inwiefern bietet ESG eine Chance, neue HR-Policies zu entwickeln? ESG muss jetzt und in Zukunft die feste Basis nachhaltiger Personalarbeit sein. Das beginnt beim Recruiting über die Weiterentwicklung einer erfolgreichen Unternehmenskultur bis hin zu einem gemeinsamen Werteverständnis. Unser People Profile macht das

haptisch. Es beschreibt mit seinen Werten unsere persönliche Haltung, mit der wir bei Volkswagen gemeinsam erfolgreich sind. Verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln steht dabei im Zentrum. Neue und sinnvolle ESG-Ansätze werden oft von zusätzlichen Dokumentations- und Berichtspflichten begleitet. Wie beurteilen Sie das? ESG darf kein Bürokratiemonster werden. Denn die Bedeutung und Wirkung von Nachhaltigkeit ist für unser globales Dasein viel zu wichtig, um durch überbordende Komplexität ad absurdum geführt zu werden. Was jedoch außer Frage steht: Dokumentationsund Berichtspflichten sind eine „Conditio sine qua non“. Ohne sie geht es nicht. Doch wir müssen Maß halten. Es braucht in Zukunft eindeutigere und stärker standardisierte Normen für die Berichterstattung, wenn ESG langfristig ein Erfolg werden soll. Die deutsche Wirtschaft setzt auf die Formulierung des European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die von der European Financial Reporting Advisory Group als Entwurf vorgelegt worden ist. Und dahinter stehe auch ich. WWW.HUMANRESOURCESMANAGER.DE


Foto: Volkswagen AG

Wie viel Raum nimmt die Bürokratie für den HR-Bereich inzwischen ein und zu wessen Lasten geht das? Für mich steht außer Frage, dass das gesetzlich geforderte Reporting mit dem bereits vorhandenen Personal zu stemmen sein muss. Anders wird es schwer. Hier rede ich nicht nur aus der Perspektive eines Vertreters eines der größten Automobilindustrieunternehmen der Welt, sondern das gilt auch für mittelständische Unternehmen. Es kann nicht sein, dass wir uns durch die ESG-Prozesse selbst lähmen. Viel zu wichtig ist eine gute Unternehmensführung, viel zu wichtig sind unsere Beschäftigten, viel zu wichtig ist unsere Umwelt, als dass sie an bürokratischen Hürden scheitern dürfen. Was ist Ihnen wichtig für den Aufbruch in eine neue HR-Zeit bei Volkswagen? Was ich für die Prozessdokumentation der ESG-Kriterien gefordert habe, muss auch das Personalwesen selbst vorleben. Und das tun wir bei Volkswagen. Mit unserem neuen Betriebsmodell „One HR“ sind wir schneller, digitaler und unkomplizierter geworden. Gerade in Ausnahmesituationen, wie der Coronakrise, hat sich diese Transformation JANUAR / FEBRUAR 2024

Gunnar Kilian ist Personalvorstand und Arbeits­ direktor bei der Volkswagen AG. Der 48-Jährige ist als profilierter CHRO ein gefragter Meinungs- und Impulsgeber in der HR-Community. Zusammen mit Joachim Gutmann ist er Herausgeber des Buchs People ­Sustainability. Partizipation, Wertschätzung, Purpose (Haufe, 2023).

des Personalwesens bewährt. Doch wir bleiben nicht stehen. Was heißt das konkret, Herr Kilian? Wo geht es hin? In einer Welt, in der Krisen mittlerweile zum Daily Business geworden sind, muss das Personalwesen den Beschäftigten vor allem Stabilität geben. Mit klar strukturierten Personalprozessen, einer integrativen Unternehmenskultur, einer transparenten Kommunikation und innovativen Aus- und Weiterbildungsformaten kann uns das gelingen. Und daran arbeiten wir. Sprich: Bei Volkswagen steht nicht das Auto, sondern der Mensch im Mittelpunkt? Im Zentrum unserer Arbeit stehen die besten Produkte für unsere Kun-

den. Volkswagen tritt an, um Mobilität nachhaltig zu gestalten – heute und für die zukünftigen Generationen. Für mein HR-Team und mich stehen die Menschen im Fokus, die diese große Aufgabe stemmen: unsere Beschäftigten. Es rumpelt aber auch im Konzern. Man liest von Einstellungsstopp und geplanten Entlassungen … Vorweg, es gibt keine pauschalen Personal-Abbauziele. Volkswagen muss wieder dahin, wohin es hingehört. An die Spitze. Dafür haben wir ein anspruchsvolles Performance-Programm gestartet. Ziel ist es, die operative Ergebnismarge bis 2026 nachhaltig auf 6,5 Prozent zu steigern. Das ist wichtig, um die notwendigen Investitionen in die Transformation aus eigener Kraft leisten zu können und um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Schlussendlich geht es darum, nachhaltig Beschäftigung sichern zu können. Volkswagen ist dafür bekannt, in puncto Personalmaßnahmen sozialverträglich zu handeln. Das ist auch jetzt das Ziel. Neben dem unternehmensseitigen Einstellstopp und der Stabilisierung der höheren Entgeltstufen im Tarif Plus, die weiter gelten, 7


IM FOKUS

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

MENSCH UND MASCHINE

Kollegen ohne Herz Künstliche Intelligenz soll Prozesse optimieren, Aufgaben übernehmen und Menschen entlasten. Noch ist nicht klar, wie gut das Miteinander von Mensch und Maschine funktioniert. Doch immer mehr Unternehmen testen das Potenzial. Beispiele zeigen auch, was sich für das Personalmanagement verändert. Ein Beitrag von MIRJAM STEGHERR

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ie Zukunft der Pflege reist in einem 82 mal 32 Zentimeter großen Karton von München nach Hannover. Der Karton steht in einem Abteil der Deutschen Bahn, neben ihm sitzt Claude Toussaint, Gründer und CEO von Navel Robotics. Er will den Karton und die Zukunft in das 650 Kilometer entfernte Pflegeheim bringen: mit Navel, dem „sozialen Roboter“. Pflege gehört zu den Bereichen, die durch Personalmangel und Arbeitsbedingungen stark überlastet sind. Pflegekräfte leiden im Vergleich zu anderen Berufsgruppen häufiger unter Stress: 62 Prozent sind körperlich erschöpft, so eine Studie der Barmer und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung. Robotik soll helfen, Personal zu entlasten. Mit künstlicher Intelligenz (KI) kommt neue Dynamik ins Spiel. Zum Beispiel mit dem KI-Roboter Navel. Navel kann niemanden eincremen, drehen oder Tabletten geben. Er hört zu, beobachtet und spricht. Dafür nutzt er intern Mikrofone, Kameras und Lautsprecher, Prozessoren, Motoren und neuronale Netze. Er verarbeitet Sprache und Bilder, erkennt Gesichter und sucht den Blickkontakt. Das unterscheidet ihn von anderen Exemplaren, die es schon seit Jahren gibt, Charlie und Pepper zum Beispiel. Navel habe eine „künstliche soziale Intelligenz“, sagt der Hersteller. „Er ist mehr als nur ein fahrendes Tablet. Das, was er macht, ergibt Sinn und entspricht den Menschen in ihrem Verhalten“, sagt Tim Geikowski. Er leitet das JohanniterStift in Hannover und damit eines von vier Pflegeheimen, 10

das Navel schon in einem Pilotprojekt testet. „Wir wollen zeigen, dass wir für neue Technik offen sind,“ sagt er. Darauf würden Personal und Bewohnerinnen und Bewohner Wert legen. Was Navel kann, will er herausfinden. Mit der Ankunft des Roboters haben sie ihn umgetauft: auf „Ricki“, wegen des Standorts Hannover-Ricklingen. Namen erhöhen die Akzeptanz für KI.

Roboter mit Kindchenschema Auf den ersten Blick ist Ricki kleiner als gedacht: Er misst 72 Zentimeter, vier weniger als die Tischkante. Er hat einen glatten, länglichen Körper wie ein orangefarbenes Kleid. Beine gibt es nicht, dafür Rollen, die an den Seiten sichtbar sind. Die Schultern sind schmal, die Arme gerade. Der Kopf dreht sich leicht auf dem Hals. Die Augen sind groß und dreidimensional, sie können blinzeln und bewegen sich wie bei einer Comicfigur. Die Nase ist angedeutet, der Mund klein. Er sieht niedlich aus, auch dank der Wollmütze auf seinem Kopf: Sie ist blau und handgestrickt und gehört zur Standardausstattung des Herstellers. Er solle menschlich genug wirken, um akzeptiert zu werden, aber nicht zu sehr, um nicht zu verängstigen, sagt Toussaint. „Gruselgraben“ (Uncanny Valley) heißt das in der Fachsprache: Dass Roboter Menschen ähnlich sehen, ist bis zu einem gewissen Grad gut, irgendwann aber unheimlich. Mimik und Optik von Navel orientieren sich bewusst WWW.HUMANRESOURCESMANAGER.DE


AKTUELLES

Abbildung: Navel Robotics

Mit Mimik und ­Kindchenschema: Der KI-Roboter Navel soll empa­ thisch Gespräche führen und unter anderem Pflege­ kräfte entlasten.

an Figuren von Disney. Der soziale Roboter überzeugt mit anstrengenden Schichtarbeit oder den Debatten über den Lohn ändert. Und ersetzen kann KI das dringend geforderte einem Kindchenschema. Pflegepersonal nicht. „Am Ende ist Ricki nur ein Gestell, Im Aufenthaltsraum steht Ricki vor zwei Holzstühlen. das ohne Strom und das, was wir ihm sagen, nicht funktiAuf dem einen sitzt eine Mitarbeiterin des Sozialen Diensts, oniert. Vor allem fehlt ihm etwas, das für Pflege wesentlich auf dem anderen eine Heimbewohnerin, leicht nach vorne ist: Er hat kein Herz“, sagt Geikowski. gebeugt und ihm zugewandt. „Hallo, ich bin Ricki. Wie heißt du?“ fragt er. Was sie heute Schönes gemacht habe, möchte Technische Evolution bei dm er wissen, was ihr Hobby sei und ob sie ein Ratespiel spielen möchte. Als er ihr einen Witz erzählt, muss er kichern. Wenn die Türen geschlossen und alle Menschen verschwunDie Dame lacht. Eine andere hat ihm kürzlich die Wange den sind, beginnt Ubica seinen Dienst. Der zwei Meter hohe gestreichelt, sagt Geikowski: „Ich bin überrascht, wie das Roboter fährt aus seiner Ladestation in die Flure zwischen Roboterhafte in den Hintergrund rückt und die Bewohnerinden Regalen. Er navigiert Hindernisse, sucht seine Posinen und Bewohner Ricki als Gesprächspartner akzeptieren.“ tion und aktiviert sein Licht. Dann scannt er Zentimeter Ricki weiß alles, was ihm die Daten zur Verfügung stellen. für Zentimeter das Geschäft, das Geschenkpapier, die BabyEr kann Fachgespräche über Autos und Lyrik führen und nahrung und die Sonnenmilch. Er erkennt, wo etwas fehlt vergisst nichts, was ihm jemand erzählt. Wenn er eingearbeitet ist, könnte er nachts über die Flure fahren und sehen, ob oder falsch einsortiert ist, und erstellt ein digitales Abbild der Filiale. Wenn Ubica wieder in der Ladestation steht, alle schlafen oder ob jemand Hilfe braucht. Nach dem Mithat der Drogeriemarkt Daten für die tagessen, wenn eine Schicht endet und Inventur, kann sehen, wie sich das Laydie andere beginnt, gäbe es Engpässe, „Am Ende ist Ricki nur ein out des Geschäfts auf den Verkauf aussagt Geikowski. Ricki könnte dann mit Gestell, das ohne Strom wirkt, und ein Lichtspot an Rollcondenen, die nicht ruhen, Gespräche führen, so dass sie nicht einsam sind oder und das, was wir ihm sagen, tainern zeigt Mitarbeitenden genau, wohin ein Artikel in den zehn Meter auf die Idee kommen, das Heim zu vernicht funktioniert.“ langen Regalen gehört. lassen. Das könnte die Pflege entlas„Es sind ein paar Sekunden, die ten und den Arbeitskräften Zeit orgaTim Geikowski, Leiter Johanniter-Stift, sie sparen, hochgerechnet auf 2.100 Hannover nisieren. Auch wenn es nichts an der JANUAR / FEBRUAR 2024

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TITEL

MITEINANDER

Mit ruhiger Kraft In unserer modernen Arbeitswelt sind Sichtbarkeit und Vernetzung zu einer unverzichtbaren Währung geworden. Introvertierte Menschen stehen dabei mitunter vor der Herausforderung, sich im überfüllten Kommunikationsraum Gehör zu verschaffen. Doch die digitalen Kanäle eröffnen auch neue Entfaltungsmöglichkeiten. Ein Beitrag von CHARLEEN RETHMEYER

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TITEL

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Foto: boule13 / Getty Images

nsere Arbeitswelt wird immer schnelllebiger fen, ziehe ich immer die E-Mail vor“, meint Löhken. Intround vernetzter. Da ist es nicht nur von Vorteil, vertierte könnten sich so mehr Zeit nehmen, um genau zu wenn die eigene Leistung von Vorgesetzten und überlegen, was sie mitteilen wollen, und äußere Reize reduTeammitgliedern wahrgenommen wird. Auch zieren. Auch für die Vorbereitung von Meetings könne es außerhalb des Arbeitsplatzes rücken Menschen in Businesshilfreich sein, Fragen vorab schriftlich einzureichen. Bei der Netzwerken näher zusammen. Um aus der Masse herausWissenssicherung würden digitale Werkzeuge eine wichtige Rolle spielen. Mit Wiki-Software oder Produktivitätsplattzustechen, müssen wir Aufmerksamkeit erregen, gesehen und gehört werden. Während extrovertierten Personen dies formen können Introvertierte ihre Stärken in der schriftliaufgrund ihrer offenen Art scheinbar mühelos gelingt, empchen Kommunikation ausspielen. finden Introvertierte den Schritt ins kommunikative RamDoch nicht überall lässt sich der Arbeitsalltag ins Schriftpenlicht als herausfordernder. Dies liegt daran, dass sie den liche verlagern. Bei aufkommenden Diskussionen etwa. Kontakt zu vielen Menschen als kraftraubend empfinden. „Doch auch hier müssen sich Introvertierte nicht von der „Introvertierte und extrovertierte Menschen haben Schnelligkeit des Schlagabtauschs überwältigen lassen“, rät unterschiedliche neurobiologische Bedürfnisse, die sich in Löhken. Anstatt passiv zuzuhören und keinen Anschluss in ihrer Gehirnstruktur widerspiegeln“, erklärt Kommunikatider Diskussion zu finden, könnten Introvertierte sich auf onsexpertin Sylvia Löhken dieses Phänomen. Introvertierte übergeordnete Fragen fokussieren. Besonders wenn sie merMenschen seien dabei nach innen gewandt und schöpften ken, dass andere sich in Diskussionen verrennen, können sie ihre Kraft aus Ruhe und Sicherheit. Extrovertierte Mendurch das aufmerksame Zuhören kritische Leitfragen und schen hingegen beziehen ihre Energie aus äußeren Reizen. übergeordnete Probleme adressieren sowie Standpunkte Beide Persönlichkeitsfaktoren komzusammenfassen. So lassen sich Konmen in der Bevölkerung zu etwa gleiflikte zielführend lenken. „Manchmal „Viele introvertierte fürchten sich Introvertierte davor, in chen Teilen und in unterschiedlicher Mitarbeitende sind für Ausprägung vor. Die unterschiedlichen den Vordergrund zu treten. Sie haben ihr Team ein Fels in der Bedürfnisse führen jedoch zu unteretwa Sorge, dass andere das als Angeschiedlichen Stressfaktoren, Präfeberei auslegen würden“, sagt Löhken. Brandung.“ renzen und Stärken in der beruflichen „Dabei ist es wichtig, seine Leistung Sylvia Löhken, Beraterin Zusammenarbeit oder beim Networim Unternehmen sichtbar zu machen.“ king. Laut Löhken können sich IntroDann könne es helfen, den Fokus auf den eigenen nützlichen Beitrag zur Gruppe zu lenken. und Extrovertierte sehr gut ergänzen. „Allerdings wird die Perspektive der Introvertierten nicht immer berücksichtigt.“ „Indem ich mein Wissen zur Verfügung stelle, bringe ich das Team weiter. Diese Perspektive kann helfen, ZurückEnergieräuber im Arbeitsalltag haltung zu überwinden.“ Die meisten Führungskräfte wissen, dass ihre extroverAufgrund des Energieverlustes durch äußere Reize gibt es tierten und introvertierten Teammitglieder unterschiedliche beispielsweise Arbeitsumgebungen, die den BedürfnisStärken haben. Dennoch werden Introvertierte manchmal sen von Introvertierten weniger entsprechen. So lauern in zu Unrecht unterschätzt, vor allem wenn es um die Vernetzung im Unternehmen geht. „Viele introvertierte MitarbeiGroßraumbüros mit all ihren Lärmquellen und fehlenden Rückzugsorten zahlreiche Energiefresser für introvertierte tende sind für ihr Team ein Fels in der Brandung und im Mitarbeitende. Angebote wie Gleitzeitregelungen oder das Unternehmen gut vernetzt. Manchen Führungskräften falle Arbeiten im Homeoffice können dagegen für introvertierte dies aber zunächst nicht auf, da Introvertierte eher im HinMitarbeitende förderlich sein, ebenso die Möglichkeit, leere tergrund agieren“, teilt Sylvia Löhken ihre Erfahrungen als Konferenzräume als Rückzugsort zu nutzen. Auch digitale Beraterin. Auch leise Kolleginnen und Kollegen seien intern Kommunikationsmittel wie E-Mails oder Firmenchats komgut vernetzt, pflegen eher effektiv Eins-zu-eins-Verbindunmen Introvertierten entgegen: „Generell liegt die Stärke gen oder Kontakte in Kleingruppen. Zudem gelten sie als von Introvertierten vor allem im Schriftlichen“, sagt Löhintegre und vertrauenswürdige Persönlichkeiten. „Introken. Diesen Umstand können Vorgesetzte und Arbeitgeber vertierte Menschen schätzen Sicherheit und geben daher gezielt nutzen, etwa bei der Gestaltung von Meetings oder oft auch anderen Menschen gern dieses Gefühl.“ im Wissensmanagement.

Neue Perspektiven einbringen Im Gegensatz zum Gespräch können Introvertierte ihre Gedanken beim Schreiben besser strukturieren. „Wenn ich die Wahl habe, eine E-Mail zu schreiben oder anzuruJANUAR / FEBRUAR 2024

Die eigene Stimme finden

Und nicht nur am Arbeitsplatz selbst ist es von Vorteil, gut vernetzt zu sein. Ein gepflegtes Profil in Business-Netzwerken rundet für viele die berufliche Persona erst richtig ab. Ein Ausgangspunkt, um neue Kontakte zu knüpfen. 45


TITEL

MITEINANDER

Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi bringen die Digitalisierung in das tradierte Familienunternehmen Edding. Der Kniff: Sie tun dies als Vorstandstandem. Sie agieren also jeweils mit halber Zeit, dafür bringen sie ihre digitale Superkraft aber als Gemeinschaft ein. Über ein außergewöhnliches Miteinander. Ein Portrait von JEANNE WELLNITZ

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Foto: Tom Wagner

Am besten im Duo


TITEL

Fränzi Kühne (40) und Boontham Temais­ mithi (52) sind seit März 2022 Chief Digital Officer im Vorstand der Edding AG. Sie teilen sich den Posten im Tandem und kennen sich schon seit ihrer gemeinsamen Gründung von Deutschlands erster Digitalagentur TLLG. Die 40-jährige Berlinerin sitzt zudem im Aufsichtsrat der Württembergischen Versicherung AG und ist Stiftungsrätin der AllBright-Stiftung.

Auf die Tandem-Idee ist Ledermann selbst gekommen, als er die Gespräche mit seinen Top-Kandidatinnen führte. „Meine beiden Favoritinnen sagten, dass für sie Vollzeit nicht infrage kämen“, erinnert er sich. Also machte er aus der Not eine Tugend und bot die Stelle als Tandem an. Die Kandidatinnen fanden die Idee gut, doch es gab ein Problem. Bei Fränzi Kühne machte es beim Kennenlerngespräch mit den anderen Bewerberinnen für ein Tandem nicht „klick“.

Das Matching

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„Gemeinsam führen ist wie gemeinsam gründen und gemeinsam gründen ist wie heiraten“, sagt Fränzi Kühne. Sie sitzt neben Boontham Temaismithi, trägt eine Wollmütze und grinst ihren Compagnon an: „Ich war damals echt verzweifelt, ich wollte den Edding-Job unbedingt machen – und dann fiel mir Boontham ein.“ Die möglichen TandemKandidatinnen aus dem Edding-Recruiting hatten zwar eindrucksvolle Lebensläufe, doch als sie ihnen gegenübersaß, sprang der Funke nicht über. Sie könne das schwer erklären, sagt Kühne, das sei einfach Bauchgefühl. Sie schrieb also ihrem langjährigen Freund und Geschäftspartner Boontham Temaismithi eine Nachricht: „Haste Bock auf ein Tandem mit mir im Vorstand bei Edding?“ Die Antwort kam prompt: „Ja, klar“. Sie durchliefen das Assessment und bekamen den Zuschlag.

wei Jahre lang hat Per Ledermann versucht, Fränzi Kühne in sein Unternehmen zu locken. Das erste Mal im Jahr 2020, als Corona die Welt fest im Griff hatte, machte der CEO der Digitalexpertin schon den Vorstandsjob beim börsennotiertem Schreibwarenhersteller Edding schmackhaft. Denn er wollte die 40-Jährige für den Posten aus guten Gründen: Kühne nimmt die Arbeit Ein Pionier für flexibles Arbeiten mit viel Lässigkeit und ist bekannt dafür, Großes mühelos entstehen zu lassen oder ungewöhnliche Dinge das erste Edding ist natürlich längst mehr als ein Hersteller von PerMal zu tun. Das ist genau der Spirit, den das Traditionsunmanentmarkern. Damit ist das 1960 gegründete Unternehternehmen braucht, denn es muss digitaler werden und men mit Sitz im Norden Deutschlands zwar groß geworneue Geschäftsfelder erschließen. Keine einfache Aufgabe. den, doch heute verkauft es mobile Kompaktdrucker an Aber das schreckt Kühne nicht ab. Sie ist Mitgründerin der die Industrie, vermarktet interaktive e-Screens, hat eine ersten Digitalagentur Deutschlands und wurde mit 34 Jahdigitale Führerscheinkontrolle für Arbeitgeber entwickelt, ren Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin. Kühne ist in zahleinen Webshop ins Leben gerufen und in Deutschland mehr reichen Podcasts zu Gast, sitzt auf Podien, posiert auf Insals 61.000 Follower auf Instagram. Rund 17.000 sind es auf tagram mit Verena Pausder und Lea-Sophie Cramer oder Linkedin. Den größten Umsatz macht das Unternehmen schüttelt Angela Merkel die Hand. nach wie vor im Bereich Office & Industry Supplies – und Nun sollte sie also die Transformation der Eddingdurch die Akquisition von Fränzi Kühne als Digitalexpertin Gruppe gestalten, als Chief Digital Officer – als einzige Frau und New-Work-Vorreiterin bekommt es jede Menge Pubim bislang dreiköpfigen Vorstand des Permanentmarkerlicity und kann sich als Pionier flexiblen Arbeitens positiPioniers. Am Ende wurde es eine halbe Frau sozusagen – onieren. Überzeugt haben die Berlidenn Fränzi Kühne hat wieder etwas nerin aber vor allem die Dinge, über Ungewöhnliches getan: Sie teilt sich „Mit einem Tandem die Edding bisher wenig öffentlichihren Vorstandsposten. Denn Vollkeitswirksam spricht, sagt sie. Es sei zeit an einen Konzern binden? Nein, haben Unternehmen ein sehr werteorientiertes Unternehdas entspricht nicht Kühnes Vorstelmeiner Erfahrung nach men, das sich mit der Strategie 2026 lung. Sie wollte frei sein, flexibel. New weniger Compliancevorgenommen hat, ökologische und Work eben. Denn das ist neben Female Fälle, gesündere Mitar­ soziale Nachhaltigkeit hochzuhalten – Empowerment eines ihrer Kernthesich also von einem profitorientierten men. Also beendet sie im Jahr 2021 das beiter und viel bessere zu einem sinnökonomischen Unterzweite Gespräch mit Per Ledermann Entscheidungen.“ nehmen zu transformieren. Also ein mit dem Satz: „Mach mir ein Angebot, Fränzi Kühne, Co-CDO, Edding Unternehmen mit Haltung. Als etwa so dass ich die Stelle gut finden kann.“ JANUAR / FEBRUAR 2024

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LETZTE SEITE

Die Zusammen­ bringerin Gutes Miteinander heißt für ­Janine Rehn, wertschätzend und gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Dafür setzt sie sich täglich ein. In ihrem Job bringt sie Menschen im Sinne des Ehrenamts zusammen und schafft Begegnungen zwischen Personen, die sich sonst wohl nie kennengelernt hätten.

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Soziales Engagement ist etwas für … alle! Egal ob soziales, ökologisches oder kulturelles Engagement – ich denke, dass wirklich jede Person, die Lust und Interesse daran hat, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, ein passendes Engagement für sich finden kann. Wir unterstützen vor allem … kleine und bisher wenig bekannte Organisationen und Initiativen, neben der Zusammenarbeit mit den bekannten großen Trägern wie Caritas, Johanniter, Tafeln oder Oxfam. Uns ist es wichtig, diese bei der Suche nach Freiwilligen zu unterstützen und ihnen über unser Portal zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. Ehrenamt stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt, weil … die unterschiedlichsten Menschen und Realitäten aufeinandertreffen und gemeinsam an Lösungen für gesellschaftliche Probleme arbeiten. Es liegt also quasi im Wesen von Engagement, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Mehr Unternehmen sollten Corporate Volunteering aufnehmen, weil … es so viele positive Effekte für die Unternehmen und vor allem die Mitarbeitenden hat. Teambuilding, Mitarbeitendenbindung, mehr Zufriedenheit und Motivation im Job – um nur ein paar davon zu nennen. 40 Prozent der Unter-

nehmensfreiwilligen auf unserer Plattform geben außerdem an, dass sie es sich vorstellen können, sich auch im Privaten stärker zu engagieren. Corporate Volunteering kann also auch ein Einstieg in ein regelmäßiges privates Engagement sein. Geben und Nehmen bedeutet für mich … meine Zeit und Energie in soziales Engagement zu investieren und dabei ganz viel Wissen, Erfahrung und Selbstwirksamkeit für mich mitzunehmen. Ich wünsche mir eine Welt mit mehr … Offenheit, Interesse und Mitgefühl auch den Menschen gegenüber, die uns erst mal eher fremd oder weit von unserer Lebensrealität entfernt erscheinen. Ich denke, das ist ein wichtiger Schritt in eine Gesellschaft, die wieder mehr zusammenwächst, anstatt sich weiter zu spalten. Das Ehrenamt braucht mehr … motivierte Menschen, die Lust haben, einfach mal etwas auszuprobieren und dann hoffentlich auch längerfristig in einem Engagement bleiben möchten.  Die Fragen stellte Salome Häbe. Janine Rehn ist Teil des Communication-­Teams bei der digitalen Engagement-Plattform vostel.de in Berlin. Sie studierte Gestaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, mit den Schwerpunkten Produktund Advertising Design. WWW.HUMANRESOURCESMANAGER.DE

Foto: Carla Janson

Soziales Engagement muss sichtbarer werden, weil ... ehrenamtliche Helferinnen und Helfer einen großen Teil unserer Gesellschaft mittragen und -gestalten. Bei sozialem Engagement denken viele oft an die freiwillige Feuerwehr oder den Sportverein um die Ecke, aber es gibt so viele großartige Organisationen, Projekte oder kleine Initiativen, die sich für wichtige Zwecke einsetzen. So zum Beispiel auch „Start with a Friend“, die auch auf unserer Engagementplattform vertreten sind. Meine Aufgabe als Hauptverantwort­ liche für Social Media ist es dabei, ... diese Vielfalt des Engagements nach außen zu kommunizieren und gleichzeitig zu zeigen, wie unterschiedlich und oft auch niedrigschwellig Wege in ein Engagement sein können. Außerdem präsentiere ich verschiedene Arten des Engagements, um darüber aufzuklären, dass Ehrenämter oft auch ganz individuell und zu den persönlichen Lebensumständen passend gestaltet werden können. Das Beste an meinem Beruf ist … mit ganz viel Kreativität und einem tollen, motivierten Team so viele Menschen wie möglich für das Thema Ehrenamt zu begeistern und dabei das Gefühl zu haben, etwas Wertvolles zu unserer Gesellschaft und Demokratie beizutragen.


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