sciencelab: Shitstorms

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Praxis

presse sprecher 01/ 14

Science Lab

Shitstorms sind ein unkalkulierbares Risiko für Unternehmen. Welche Motive haben Facebook-Nutzer, die negative Kommentare verbreiten? Und was können Firmen tun?

Stürmische Zeiten TEXT Mona Folger

Keine Frage, das Social Web ist faszinierend. Insbesondere durch Facebook haben Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, (potenzielle) Kunden in ihrer täglichen Kommunikationsumgebung abzuholen und an sich zu binden. Dabei setzen Firmen bewusst auf die Vorteile der umfassenden Vernetzung: Ein Klick auf „Like“ reicht aus, um das gesamte Netzwerk eines Facebook-Nutzers auf das Unternehmen und seine Produkte aufmerksam zu

Gefahr, dass Facebook-Nutzer kritische Kommentare posten und verbreiten. Besonders offensichtlich wurde dies im Jahr 2012, dem „Jahr des Shitstorms“.

Ein kleiner Wind kann zum großen Sturm werden

An dieser Stelle setzt meine Studie an. Es sollten die Motive von Facebook-Nutzern untersucht werden, negatives Word-of-Mouth auf Unternehmensseiten zu veröffentlichen oder zu unterstützen Auslöser für einen Shitstorm und somit zu verbreiten. Ankönnen banale Anlässe wie die gefangen mit Preiserhöhung eines Cheesebur- der ING-DiBa, sahen sich vor gers um 39 Cent sein allem im Sommer 2012 zahlmachen. Unternehmen profitieren reiche Unternehmen wie Vodafone, hier bewusst von der Macht der McDonald᾽s und H&M wüsten Besozialen Empfehlung, oder auch: schimpfungen bei Facebook und in electronic Word-of-Mouth (kurz: anderen sozialen Netzwerken auseWOM). Dies birgt allerdings die gesetzt. Der Eindruck wuchs, dass 42

nahezu jedes Unternehmen Opfer eines kollektiven Empörungssturms werden kann. Auslöser für einen Shitstorm sind dabei nicht immer grundsätzliche ethische oder moralische Fragen, sondern es können vergleichsweise banale Anlässe wie die Erhöhung des Preises für einen Cheeseburger um 39 Cent ausschlaggebend sein. Gemeinsam war den unterschiedlichen Situationen aber die kollektive Empörung der Facebook-Nutzer, die sich nach einer Ursprungsbeschwerde (= negatives eWOM, kurz: neWOM) auf den Facebook-Seiten von Unternehmen, Produkten oder Marken ungefiltert Bahn brach. Bislang konnte nicht geklärt werden, was die Facebook-Öffentlichkeit dazu bewegt hat, gerade diese Beschwerden kollektiv zu unterstützen – oder mit anderen Worten: zu skandalisieren. Dabei ist gezieltes neWOM kein neues Phänomen, hat aber durch Social-Web-Ka-

näle wie Facebook und die damit verbundenen Skandalisierungsmöglichkeiten an Brisanz gewonnen. Durch die rasante Verbreitung, geringe Kontro­llmöglichkeiten und die dauerhafte Speicherung der Daten werden Shitstorms für Unternehmen zu einem unkalkulierbaren Risiko für ihre Reputation und ihren monetären Erfolg. Welche qualitative und


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