KOM 6/2023 #Corporate

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Quadriga Media Berlin GmbH № 16 — Ausgabe 6/23 www.kom.de

Mercedes-Benz

Wie Bettina Fetzer bei dem Autokonzern Marketing und PR steuert.

Spielerischer Ansatz

Weshalb Siemens seine Unternehmens­ ziele in einem 3D-Spiel vermittelt.

#Corporate

Bergbau und Salz

Was K+S mit seinem Corporate-­InfluencerProgramm erreichen will.


IN DIESER AUSGABE

3 Editorial 6 Bilder 9 Sprecherspitze 10 Meldungen 74 Wechselbörse 75 Impressum 82 Social Media

8 Kommentar Der Fall Gil Ofarim verdeutlicht, dass Unternehmen sich auch auf unwahrscheinliche Szenarien vorbereiten müssen. IM WORTLAUT

14 Mercedes-Benz Interview mit Marketing- und Kommunikationschefin Bettina Fetzer über die Vorteile der Zusammenführung beider Disziplinen. T I T E L : C O R P O R AT E

20 Unternehmen und NGOs Firmen suchen den Dialog mit NGOs und Aktivisten. Das zahlt sich nicht immer aus. 24 Corporate Influencer 15 Markenbotschafter kommunizieren seit Kurzem für K+S auf Linkedin. Sie sollen Lust auf Bergbau machen. 28 Sprechfähig werden M.M. Warburg wird wie keine andere Bank mit Cum-Ex in Verbindung gebracht. Kommunikationschefin Christina Eistert will jetzt andere Themen setzen. 4

32 Mal lustig sein Einige Unternehmen versuchen es in Social Media mit Humor. Das passt nicht zu allen. 36 Globale Town Hall Warum der Softwarekonzern SAP regelmäßig weltweit alle Mitarbeitenden zusammenschaltet. 40 Nix mehr los auf X? Unternehmen notieren auf X sinkende Reichweiten und weniger Interaktion. Ist es Zeit, das Netzwerk zu verlassen? 44 Spielerischer Ansatz Siemens hat ein 3D-Spiel entwickelt, um intern seine Unternehmensziele zu vermitteln. Wie funktioniert das? E S S AY

48 Zu viel Schweigen Alexander Gutzmer erwartet von der Kulturszene mehr Offenheit und Dialogbereitschaft. Wenn es darauf ankommt, fehle es ihr dagegen an Haltung.

PRAXIS

MEDIEN

52 Hapag-Lloyd Der Logistik-Konzern hat seine Kommunikation in einem Newsroom organisiert. Wie arbeitet das Team?

68 Fröhliches Wechseln Im Politikjournalismus gab es reichlich Bewegung. Welche Wechsel 2023 besonders auffielen.

56 CEOs auf Linkedin Landau Media hat ausgewertet, welche CEOs auf Linkedin erfolgreich sind und warum das so ist.

AGENTUREN

60 KOM fragt Kommunikationsverantwortliche erklären, welche Tools sie für hilfreich halten.

72 Kurz vorgestellt Alicia Altvatter von Weber Shandwick beantwortet den Agenturfragebogen.

62 Datenbasiert arbeiten Maike Molling von E.ON Energie Deutschland beschreibt, wie sich interne Kommunikation auswerten lässt und weshalb Zahlen notwendig sind. WISSENSCHAFT

64 Purpose Kommunikatoren spielen in der Vermittlung eines Purpose eine zentrale Rolle – genauso wie CEOs.

76 Verband Geschäftsstelle, Talent Award, Forschungssprecher des ­Jahres, Standpunkt, Interview.

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Fotos: K+S; Mercedes-Benz AG; picture alliance/dpa; Thomas Imo; Uwe Koch

MEINUNG


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Bettina Fetzer verantwortet bei ­Mercedes-Benz Marketing und ­Kommunikation. ­Inwieweit profitiert das Unternehmen von der ­Zusammenlegung der beiden Bereiche?

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K+S hat ein Corporate-Influencer-Programm gestartet. Vor allem auf Linkedin will das Unternehmen sichtbarer werden.

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M.M. Warburg wird aktuell vor allem mit Cum-Ex assoziiert. Wie Kommunikationschefin Christina Eistert das ändern will.

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Im Politikjournalismus gab es 2023 zahlreiche prominente Wechsel. Wer ging wohin? WWW.KOM.DE

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IM WORTLAUT

Managerin in Doppelfunktion Mercedes-Benz hat vor mehr als zwei Jahren PR und Marketing zu einem Bereich zusammengelegt, der von Bettina Fetzer geleitet wird. Im Interview spricht sie darüber, warum diese Struktur für den Autohersteller richtig ist und wie sich Aufgaben und Storytelling verändert haben.

Frau Fetzer, Ihr Jobtitel ist Vice President einten PR- und Marketing-Bereich strategisch exzellent zu fühCommunications & Marketing. Sehen Sie sich eher ren und zusätzlich noch einen 24/7-„Defense Mode“-Job wie als Kommunikatorin oder Marketeer? den der Unternehmenssprecherin zu machen. Fetzer: Wenn ich zurückblicke, bin ich eher Kommunikatorin. Deshalb haben wir gesagt: Ich führe den Bereich. Wir haben Im Moment ist es fifty-fifty. Von meinen rund 15 Jahren im aber darunter fünf Säulen. Eine Säule ist die „UnternehmensBerufsleben habe ich zehn in der PR verbracht. Das hilft, wenn kommunikation“. Dazu gehören viele erfahrene Sprecherinman beide Disziplinen führt. nen und Sprecher. Der Bereich verantwortet zusätzlich die Inwieweit ist Ihnen Presse- und Kommunikation unseres Vorstandsvorsitzenden Ola KälleÖffentlichkeitsarbeit wichtig? Ist sie etwas, das Sie nius. Hinzu kommt ein zweites sehr wichtiges Themenfeld: gerne machen? die gesamte „Produkt-PR“. Es gibt bei Ihnen in der PR also Corporate und Fetzer: Ja, ich finde sie sehr wichtig und ich mache sie gerne. Product? Aus der aktiven Sprecherrolle habe ich mich aber ganz bewusst zurückgezogen. Fetzer: Ganz vorne steht bei uns die Strategie, die PR und MarWenn ein Journalist bei Mercedes-Benz anruft, keting übergreifend denkt. Welche Themen wollen wir platziesind Sie nicht die Sprecherin, die Auskunft gibt ren? Welches Narrativ verfolgen wir über alle Kommunikatiund am Ende zitiert wird? onskanäle und Kundengruppen hinweg? Welche Ziele setzen Fetzer: Nein. Als wir die Idee hatten, die PRwir uns, um das messbar zu machen? Wie viel und Marketing-Bereiche zusammenzufühGeld wollen wir dafür ausgeben? Dazu gehören, haben wir uns überlegt, was für uns ein ren auch viel Marktforschung sowie MedienBettina Fetzer funktionierendes Konstrukt sein könnte. und Plattform-Analysen. arbeitet seit fast 20 Jahren Dadurch, dass ich zehn Jahre in der PR gearDann bilden unsere beiden PR-Teams für Mercedes-Benz beziehungsweise den Daimlerbeitet habe – viel in der Wirtschaftskommudie Content-Säule, die sehr stark inhaltlich Konzern. In dieser Zeit hatte nikation, viel in der Krisen-PR –, kenne ich arbeitet. Inklusive der Sprecher, die wiededie 43-Jährige mehrere Spredieses Berufsbild sehr gut. Ich weiß natürlich, rum ein Thema übergreifend verantworten. cherrollen inne, bevor sich ihr Fokus stärker auf Markedass man als Unternehmenssprecher manchDazu kommt die Säule „Execution“, die für ting richtete. Bei den „Horimal wichtige strategische Aufgaben für drinjedes unserer Themen das passende Format zont“ Awards wurde sie 2023 gende Anfragen und Themen opfern muss. beziehungsweise die passende Verpackung als Marketingfrau des Jahres Ich stelle es mir unmöglich vor, unseren verwählt. Das kann ein physisches Event, eine ausgezeichnet. 14

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Foto: Mercedes-Benz AG

Interview VOLKER THOMS


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Salze werden unter der Erde abgebaut. Das bietet in der Kommunikation die Möglichkeit für die Verbreitung ungewöhnlicher Fotos.

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Lust auf Bergbau und Salze K+S hat ein Corporate-Influencer-Programm gestartet. Es ist als Pilotprojekt mit 15 Personen für zwölf Monate angelegt. Wie ging das Unternehmen vor? Was will es erreichen? Von VOLKER THOMS

Fotos: K+S

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ie Unternehmen Corporate Influencer einsetzen, unterscheidet sich deutlich. Während Konzerne wie die Deutsche Telekom Markenbotschafter seit Jahren in ihre Kommunikationsstrategie integriert haben, stehen andere erst am Anfang oder überlegen noch, ob das für sie überhaupt der richtige Weg ist. K+S hat Anfang dieses Jahres mit den Vorbereitungen eines Corporate-Influencer-Programms begonnen. Seit Kurzem sind die 15 Botschafter auf Linkedin aktiv – und damit sichtbar. Das Unternehmen aus Kassel beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bei einem Jahresumsatz von etwa 5,7 Milliarden Euro. Das Kerngeschäft sind die Herstellung und der Verkauf von Düngemitteln und Kalium-Produkten an die Industrie – B2B. Kali und andere Salze werden im Bergbau gewonnen, was kommunikativ zahlreiche Aufhänger bietet, da es spektakulär aussieht und es viel zu erklären gibt. K+S firmierte lange als Kali und Salz AG und ist im MDax notiert. Trotz der Größe und der mehr als 130 Jahre Geschichte ist die Firma außerhalb der Wirtschaftswelt nur wenigen ein Begriff. Das liegt auch daran, dass es im Einzelhandel keine Brands gibt, die mit der Marke unmittelbar assoziiert werden. Unternehmenssprecher Michael Wudonig kennt dieses Dilemma. „Unser Firmenname ist nicht so bekannt“, sagt er. Erst recht spät habe K+S mit SocialWWW.KOM.DE

Media-Kommunikation angefangen, mache aber auf Linkedin seit einiger Zeit gute Erfahrungen. „Interaktionsmäßig kamen wir allerdings nicht voran. Wir wollen hier stärker in den Austausch gehen“, so Wudonig, der seit 2009 für K+S arbeitet und vorher als Journalist für Bloomberg tätig war. So reifte die Idee, Unternehmensthemen über Corporate Influencer stärker nach außen zu tragen und Mitarbei-

tende sichtbar zu machen – extern und intern. Wudonig ging das Projekt „Corporate Influencer“ strategisch an. In Phasen aufgeteilt, könnte man es in etwa so zusammenfassen: informieren und sich mit anderen austauschen, die in Frage kommenden Bereiche im Unternehmen definieren, Personen ansprechen, Kickoff-Workshop, Klärung juristischer Fragen und Einzelcoachings. Von der Idee bis zum Start vor wenigen Wochen verging knapp ein Jahr. K+S startete mit den 15 Personen ein auf zwölf Monate angelegtes Pilotprojekt. Nach sechs Monaten will Wudonig mit Hilfe von Daten und anhand der KPIs evaluieren, was erreicht werden konnte und was nicht.

Vielfalt des Unternehmens abdecken Wie hat die Unternehmenskommunikation die Corporate Influencer gefunden? „Wir wollten die Vielfalt des Unternehmens abdecken. Aus möglichst vielen Bereichen sollten die Mit-

Michael Wudonig arbeitet seit 2009 für K+S. Vorher war er Journalist bei Bloomberg. 25


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Nicht nur Cum-Ex Die Privatbank M.M. Warburg & Co. wird wie kein anderes Finanzinstitut mit dem Cum-Ex-Skandal in Verbindung gebracht. Kommunikationschefin Christina Eistert will das ändern. Vor allem ist es ihr Ziel, dass Medien die Bank überhaupt als sprechfähig ansehen. Interview LARS-THORBEN NIGGEHOFF

Christiane Rehländer hat von Anfang an ausgesprochen gut funktioniert und ist von Vertrauen geprägt. Aber warum Warburg? Es gibt viele Banken, die nicht so tief in einen der größten Steuerskandale der deutschen Geschichte verstrickt sind. Eistert: Gerade das fand ich spannend. Die Herausforderung war offensichtlich, aber auch die Chance, ein Unternehmen kommunikativ komplett neu zu positionieren. Was mir schon als Außenstehende auffiel: Man sprach sehr viel über Warburg, aber kaum mit der Bank. Das zu ändern, war mein erstes Ziel. Wie bereitet man sich auf so eine Stelle vor? Eistert: Ich habe versucht, mir ein möglichst vollständiges Bild von der Situation zu machen. Dafür braucht es komplette Transparenz – auch in Bezug auf Cum-Ex. Das klingt trivial, ist aber essenziell. Denn weitreichenden Einblick in alle relevanten Themen zu haben, ist enorm wichtig für gute KommuFrau Eistert, seit Februar leiten Sie gemeinsam nikationsarbeit. mit Christiane Rehländer die Wie sieht diese strategische Kommunikationsabteilung bei der Neupositionierung aus? Warburg-Bank. Das klingt erst mal Christina Eistert nach einem Himmelfahrtskommando. Eistert: Wir wollen vermitteln, dass Warburg Warum haben Sie die Stelle eben nicht nur die Cum-Ex-Bank ist, sonist Leiterin Marketing & Kommunikation bei M.M. Warburg. angenommen? dern ein Haus mit 225-jähriger Geschichte. Zuvor hatte sie FührungsEistert: Der Kontakt entstand zum richtigen Die Kommunikationsstrategie orientiert sich positionen bei Heidelberger Zeitpunkt. Ich hatte die zwei Jahre davor die natürlich eng an der Gesamtstrategie des Druckmaschinen, der Targobank, LBB/Rheinland-Pfalz Kommunikation bei Heidelberger DruckmaUnternehmens. Entsprechend wollen wir die Bank und WestLB. Eistert hat schinen verantwortet, wollte aber zurück in drei Kerngeschäftsfelder in den Fokus rücken: Kommunikationswissenschafden Bankensektor. Dort hatte ich zuvor viele Private Banking, Corporate und Investment ten und Wirtschaftspolitik in Jahre gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit Banking sowie Asset Management. Münster studiert. 28

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Foto: M.M.Warburg

Christina Eistert hat seit knapp einem Jahr einen der anspruchsvollsten Jobs in der Finanzbranche: Sie leitet die Kommunikationsabteilung der krisengebeutelten Bank M.M. Warburg & Co. Das Geldhaus spielt eine zentrale Rolle im CumEx-Steuerskandal. Der Gesellschafter Christian Olearius steht deswegen in Bonn vor Gericht. Besondere Aufmerksamkeit erhält der Fall deshalb, weil der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz sich als damaliger Erster Bürgermeister Hamburgs mit Olearius getroffen hatte. Bei Vernehmungen im Hamburger Untersuchungsausschuss verwies er auf Erinnerungslücken bezüglich des Inhalts der Gespräche. Im Interview erklärt Eistert, wie sie mit der Vergangenheit der Bank aufräumen und das Unternehmen kommunikativ neu aufstellen will.


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Unternehmensziele ­spielerisch vermitteln

Abbildung: Curious Company

Siemens geht in der Mitarbeiterkommunikation neue Wege: Ein 3D-Spiel soll Mitarbeitende weltweit motivieren, sich mit dem Technologiekonzern auseinanderzusetzen – intensiver und emotionaler als bisher. Von CAROLIN SACHSE-HENNINGER

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Fotos: privat; Curious Company; privat

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er Technologiekonzern Siemens beschäftigt mehr als 300.000 Mitarbeitende in 190 Ländern. Wie schafft man Identifikation und Verbundenheit mit einem Unternehmen, dessen Aktivitäten und Wirken sich ständig verändern und nicht auf einen Blick erschließbar sind? Die Interne Kommunikation von Siemens ging neue Wege und entwickelte das 3D-Spiel „Everyday“. „Durch das interaktive Storytelling können wir Mitarbeitende spielerisch dazu motivieren, sich mit unserer Kernbotschaft und den Unternehmenszielen zu beschäftigen und dabei auch noch Spaß zu haben“, sagte Employee Communications Specialist Franz Linner in der Pressemitteilung zum Start des Spiels im September. Er leitet das globale Projekt bei Siemens. Der Ansatz: Gamification sollte die Mitarbeitenden stärker als klassische Formate dazu bringen, die Unternehmensziele und die gesellschaftliche Relevanz des eigenen Handelns zu verstehen sowie sich intensiver und emotionaler damit auseinanderzusetzen. „SiemensTechnologien verändern den Alltag von Millionen von Menschen und helfen, ein nachhaltigeres Leben zu schaffen. Wir wollten unseren Mitarbeitenden vermitteln, dass sie stolz darauf sein können, was wir als Unternehmen beitragen, und wollen so die Motivation erhöhen“, führt Linner im Gespräch aus. Die Web-Anwendung wurde als zentrales Asset einer größeren EmployeeEngagement-Kampagne konzipiert. Beworben wurde das Spiel mit einer eigenen Kampagne und Slogans wie „It’s your Job to play“. Das Spiel ist zunächst auf Deutsch und Englisch verfügbar, weitere Sprachen sind geplant. Umgesetzt hat das Spiel Curious Company, eine auf immersive Markenkommunikation spezialisierte Digitalagentur aus Hamburg. Das Sounddesign stammt von der AudioAgentur German Wahnsinn. Im Zentrum des Spiels stehen die Bewohner der virtuellen Stadt „Every­ day“. Unter der Kernbotschaft „Transform the Everyday“ hilft man ihnen, WWW.KOM.DE

Franz Linner, Employee Communications Specialist, leitet das globale Projekt bei Siemens.

Julia Wübbe ist Geschäftsführerin und Executive ­Producer der Curious Company, die das 3D-Spiel gemeinsam mit Siemens umgesetzt hat.

Herausforderungen mit Siemens-Technologien zu lösen und ihren Alltag nachhaltig zu transformieren. Franz Linner zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Mit vergleichbaren Einzelmaßnahmen haben wir noch nichts in dieser Größenordnung erreicht.“ Zwei Wochen nach Start interagierten bereits 22.000 Mitarbeitende mit der Kampagne, 10.000 wiederkehrende User spielten das Spiel. Durchschnittlich haben sie zehn Minuten mit dem Spiel verbracht. Die Spieldauer schätzt Linner insgesamt auf etwa eine halbe Stunde. „Die Besucherzahlen, die wir im Spiel, aber auch auf der Kampagnenseite verzeichnen, sprechen dafür, dass dieser verspieltere Ansatz sehr gut funktioniert und die Leute motiviert

hat“, sagt Linner. Zudem habe es positives Feedback gegeben sowie Kommentare, die spiegelten, dass die Botschaften tatsächlich angekommen sind. Bislang gibt es das Spiel nur als Desktop-Anwendung. Für Mitarbeitende beispielsweise in der Produktion ist es also nicht ideal, das weiß auch Linner. Die nächste Phase der Employer-Engagement-Kampagne setzt daher auch wieder auf Dialogformate über die Führungskräfte – klassisch und analog also. •

Carolin Sachse-Henninger ist Redakteurin bei KOM. 45


PRAXIS

KOM fragt Wir haben Kommunikations­verantwortliche gefragt, welche Tools sie für Social Media und für die Medienarbeit besonders hilfreich finden.

Visualisierung von Ideen Für die Medienarbeit setze ich auf Cision, eine Plattform für die Erstellung und Pflege von Verteilern sowie Versand und Tracking von Pressematerialien. Mein Lieblingstool für die Social-Media-Arbeit ist Canva, sei es zur Erstellung von Grafiken, von Dokumenten in kreativen Layouts oder einfach zur Visualisierung von Ideen. Das Tool ist nutzerfreundlich und erzeugt tolle Ergebnisse. Für den Berufsalltag haben wir im Team vielseitige Vorlagen im Corporate Design von Pfizer angelegt. Und mit meinem persönlichen Konto erledige ich Auftragsarbeiten für meine Eltern, sei es die personalisierte Grußkarte zum 60. Geburtstag des Nachbarn oder eine Einladung zu „Weck, Worscht un Woi“. • Carolin Crockett ist Director External Communications Germany bei Pfizer Pharma. 60

Mein Tooltip? Perplexity AI. Das ist eine leistungsstarke KI-Suchmaschine und ein Chatbot, der Technologien wie Natural Language Processing (NLP) und maschinelles Lernen nutzt, um detaillierte Antworten auf Nutzeranfragen zu geben. Perplexity AI kann für schnelle Recherchen zu aktuellen Themen, für die Erstellung detaillierter Inhalte für Websites und Blogs sowie für die Optimierung von Texten für Suchmaschinen eingesetzt werden. Die eigenständige Plattform ermöglicht es, Informationen aus verschiedenen Quellen im Web zu sammeln und Antworten zu liefern. Besonders nützlich finde ich, dass die Quellen zitiert werden. Es ist ein vielseitiges Tool, das beim Recherchieren und Schreiben zu tagesaktuellen Themen hilft und viel Zeit spart. • Jacqueline Casini ist Vice President ­Corporate Communications & Public Policy bei Ceconomy und Mediamarkt Saturn.

Inhalte steuern und koordinieren Die Aareal Bank nutzt Staffbase Communications Control, ehemals Dirico, für die Planung und Steuerung, die teamübergreifende Koordination von Kommunikationsinhalten und zur Veröffentlichung von Inhalten auf Social Media. Auf der browserbasierten Plattform können die verschiedenen Expertinnen und Experten aus der Unternehmenskommunikation ortsunabhängig Themen, Termine und Ideen in die Redaktionsplanung einbringen, diese gemeinsam weiterentwickeln, abstimmen und für die interne und externe Kommunikation textlich und visuell aufbereiten. Die Ausspielung der Inhalte auf Social Media kann dank einer Systemschnittstelle zeitgesteuert aus dem Tool heraus erfolgen. Darüber hinaus werden alle Freigabeprozesse im System dokumentiert. Was ich allerdings gerne hätte, was aber leider noch nicht entwickelt wurde, ist ein Cockpit, aus dem heraus alles veröffentlicht werden kann. Staffbase kann alle Kanäle abbilden, aber nur auf Social veröffentlichen. • Margarita Thiel ist Managing Director Group Communications & Governmental Affairs bei der Aareal Bank.

Schnelle Übersetzungen Ich weiß, generative künstliche Intelligenz ist für die Übersetzungsbranche KOM № 16

Fotos: Andrea Katheder; Oliver Rösler; Pavel Becker

Recherchieren und Schreiben


PRAXIS

keine gute Nachricht. Insbesondere Deepl Pro ist inzwischen sehr gut. In der Geschwindigkeit, in der man Content mindestens in Deutsch und Englisch bereitstellen kann, ist das die solideste Grundlage, in die eine oder andere Richtung zu übersetzen. Wenn man den Text danach noch durch Deepl Write jagt und das Ergebnis mit seinem eigenen Sprachwissen abgleicht, hat man ohne Zeitverzug guten Content mehrsprachig erzeugt. Definitiv eine Empfehlung. •

Statt eigenständiger Tools integrieren sich diese nahtlos in die Tech-Umgebung, in der Kommunikator*innen bereits unterwegs sind – beispielsweise Microsoft 365 (künftig als Copilot) oder ChatGPT. Mit dieser Idee im Hinterkopf haben wir ein eigenes Plugin für Presseanfragen gebaut – liebevoll „Steve“ genannt. „Steve“ überführt die Anfrage in unser Word-Template, erstellt Antwortvorschläge und schreibt zusätzlich die Antwortmail an den/die Journalist*in. Auch wenn sich das Plugin noch im Beta-Stadium befindet, kann man das Potenzial für bessere Workflows deutlich erkennen. Daher ist „Steve“ jetzt schon mein Tool des Jahres. •

dafür, dass keine KI der Welt den persönlichen Austausch ersetzen kann. Beim Sparring mit und beim Beraten der Kollegen in den Fachbereichen, genauso wie beim Erklären von Hintergründen, Beantworten von Fragen und Einordnen von Themen für Journalisten. Mein Learning des Jahres: bewusst Zeit nehmen, um öfter mal wieder zum Hörer zu greifen. • Tobias Krzossa ist Head of Media Relations bei Vodafone.

Christina Rettig ist Head of C ­ ommunications bei Schott.

Christoph Ringwald ist Leiter Marke, ­Kommunikation und Politik bei EnBW ­Energie Baden-Württemberg.

Tools für jede Aufgabe

Fotos: privat; Robert Hack; Oana Szekely; Vodafone

Öfter mal zum Hörer greifen

Clevere Plugins Meine wahren Helden im ständig wachsenden KI-Kosmos sind clevere Plugins. WWW.KOM.DE

Midjourney hilft beim Fotografieren, ChatGPT beim Texten, AlphaWatch AI beim Recherchieren. Bei meinem Tool des Jahres sitzt aber keine künstliche Intelligenz unter der Motorhaube. Ganz im Gegenteil. Es ist viele Jahre alt. Ein bisschen verstaubt. Und trotzdem wichtiger denn je: das gute alte Telefonbuch in meinem Handy. In einer Zeit, in der sich alles immer schneller dreht, darf eines nicht verloren gehen: das Bewusstsein

In den vergangenen Jahren habe ich mit verschiedenen Tools gearbeitet, meine Favoriten bisher: Sprout Social für Social Media Management, der vernetzte Workspace Notion für Teilen, Schreiben, Organisieren aller Art, Scompler für themenzentriertes redaktionelles Arbeiten im Newsroom-Gedanken und Canva für Grafikdesign vom Posting bis zur Webseite. • Naïs Graswald ist Head of Executive & ­Digital Communications bei Volkswagen.

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Das neue Gesamtprogramm 2024

PR & Kommunikation S e m i n a r e – O n l i n e -S e m i n a r e – E- L e a r n i n g - Ku r s e

MBA und M.A. Communication & Leadership Kommunikationsstrategie und -management Eventkonzeption und -kommunikation Nachhaltigkeitskommunikation Medienarbeit und Grundlagen der PR

Präs enz Hybr id Digit al

Leadership & CEO-Kommunikation Krisenkommunikation Social Media Management & Marketing Public Affairs & Negotiation Videos, Images & Podcasts Persönliche und Soziale Kompetenzen Interne Kommunikation Digitale Kommunikation & Online-Marketing

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