Schweigen ist kein Gold.

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Vertraulich • KOSteNFrei • ruNd um die uhr

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Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr kostenlos unter der Nummer 08000 116 016 zu erreichen. Ungefähr 60 Beraterinnen arbeiten schichtweise im BAFzA Köln und nehmen Anrufe aus ganz Deutschland entgegen.

Es melden sich aber nicht nur die gewaltbetroffenen Frauen selbst. Eine weitere Zielgruppe des A ­ ngebots besteht in deren sozialem Umfeld – die Angestellte, die mitbekommt, dass ihre Kollegin tagtäglich mit E-Mails des Ex-Partners bombardiert wird, oder die Erzieherin, der ein Kind erzählt, dass der Vater zu Hause oft handgreiflich gegen die Mutter wird.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Zielgruppen Es sind viele Zielgruppen, die auf das Hilfetelefon aufmerksam gemacht werden sollen. Gemeinsam mit dem Bundesministerium und Petra Söchting haben Berater Philipp Mehne und seine Kollegen Ideen dafür erarbeitet und umgesetzt. Für die gezielte Ansprache musste zunächst ermittelt werden, welche Fragen sich die betroffenen Frauen überhaupt stellen. Dafür führte die Agentur stichprobenartig Gespräche mit Beratungsstellen in ganz Deutschland. Zentrale Idee war es dann auch, die Fragen der Frauen in den Mittelpunkt der Kampagne zu stellen. Dazu musste das breite Spektrum der ­Betroffenen auch in den Motiven abgebildet werden. Die Frau mit Down-Syndrom, die fragt: „Darf er das?“, die Mutter mit Kleinkind auf dem Arm, die junge Migrantin. Die Gewaltdarstellung sollte darauf zwar deutlich werden, aber trotzdem sensibel bleiben. „Uns war wichtig, dass wir mit unseren Motiven zwar aufrütteln, um Aufmerksamkeit zu erreichen, aber nicht schocken. Wäre man zu drastisch geworden, hätte man vielleicht die Würde der Betroffenen verletzt“, erklärt Mehne. Schließlich gehe es nicht darum, Opfer zu zeigen, sondern Frauen dazu zu ermutigen, das Hilfsangebot anzunehmen. Im TV-Spot der Regisseurin Ina Weisse war diese Balance ebenso Thema: eine Frau, die mit ihrem Mann in gepflegtem Ambiente ­gemeinsam frühstückt. In der Luft liegt die Androhung von Ge-

walt, ihr Blick ist verstört. In einer Sequenz erkennt man den Grund für ihre Ä­ngste in den Misshandlungen durch ihren Partner. Bevor er erneut hand­greiflich werden kann, steht sie auf und verlässt die Situation.

Am anderen Ende der Leitung Aber was passiert überhaupt, wenn eine Betroffene die Nummer gewählt hat? „Die Beraterin nimmt sich Zeit und hört erst einmal zu. Aufgrund der ganz persönlichen Geschichte überlegt sie sich dann gemeinsam mit der Anruferin, was ihr in ihrer Situation am besten helfen kann.“ Für Söchting steht die Individualität der Schicksale im Beratungskonzept an erster Stelle: „Gewalt gegen Frauen hat ganz viele Gesichter und findet in den unterschiedlichsten Zusammenhängen statt. Gewalt ist nicht gleich und macht auch nicht gleich. Darum gibt es bei uns keine Patentlösungen oder Standardantworten für bestimmte Fallkonstellationen.“ Vielmehr gehe es darum, erste Schritte zu überlegen und dazu zu ermutigen, sie zu gehen. Unter den zurzeit ungefähr 60 Beraterinnen sind vor allem Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Pädagoginnen. Alle haben einen akademischen Hintergrund und bereits Beratungserfahrung. Vor dem Start des Hilfetelefons sind sie gemeinsam geschult worden: Wie berate ich am Telefon? Wie spreche ich mit Frauen mit Behinderung in einfacher Sprache? Auch interkulturelle Kompetenzen spielen eine große Rolle. Einige der Beraterinnen stammen selbst nicht aus Deutschland. Zudem gibt es einen Dolmetschdienst, durch den die Gespräche in 15 Sprachen kommuniziert werden können. Alle Beraterinnen sitzen im BAFzA in Köln, haben aber Zugriff auf eine bundesweite Datenbank, sofern die Frauen einer Weitervermittlung zu Anlaufstellen in ihrer ­Region bedürfen. 13


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