ewzselection Magazin 2012

Page 21

Dossier legt uns ein Werkzeug in die Hand, das neue Bilder ermöglicht. Also machen wir sie. In den Achtzigerjahren veränderte sich die Modefotografie, weil Nikon scharfe und lichtstarke Teleobjektive entwickelte. Es war nun möglich, Modelle mit 300 Millimeter Brennweite und einer Blendenöffnung von 2,8 zu fotografieren, Vorder- und Hintergrund verschwammen. So wurde die Strasse zum Fotostudio, ein Look entstand, der stilbildend wurde. Der Schweizer Hans Feurer ist der Altmeister dieses Stils. Mit der Digitalisierung hat sich der technologische Fortschritt explosionsartig beschleunigt. Eine gute Zeit für die Fotografie? Mit der Multiplikation der Möglichkeiten gibt es auch unzählige Möglichkeiten, zu scheitern. Mit der Digitalfotografie fallen sämtliche Restriktionen weg. Hinter jedem Bild steht eine lange Kette von individuellen Wahlmöglichkeiten und Entscheidungen. Die Chance, alles richtig zu machen, ist gering. Daher gibt es heute kaum ein Foto, das nicht irgendwo eine Schwäche aufweist. Das Gute an der analogen Fotografie war ihre Beschränktheit. Man hatte eine limitierte Auswahl an Filmmaterial, der Kontrast musste innerhalb von acht Blenden liegen, man wählte den Filter entsprechend der Lichttemperatur, und schon hatte man ein gutes Bild.

Modell. Ich rate daher jedem jungen Fotografen, den Monitor abzudecken und die Bilder erst am Abend anzuschauen. Wie geht es der Industrie derzeit wirtschaftlich? Wir Fotografen waren früher die Rockstars, die bestbezahlten Leute. New York war fest in der Hand der Werbeindustrie. In den Neunzigerjahren aber wurde Wall Street gross, und heute drängen uns die jungen Finanzjongleure aus unseren Studios. Viele Berufsfotografen können sich ihren Lebensunterhalt kaum noch verdienen. In nur vierzig Jahren haben wir den Aufstieg und den Fall eines Berufs erlebt. Wer wird sich in Zukunft behaupten können? Ich bin überzeugt, dass der Beruf des Werbefotografen, so wie man ihn heute kennt, in zehn bis zwanzig Jahren nicht mehr existiert. Die Spezialisierung wird zunehmen. Es wird Leute geben, die kreative, und andere, die technische Entscheidungen treffen. Der Art Director liefert das Konzept, der Techniker bedient das Equipment, ähnlich wie in der Filmindustrie. Das gilt für grosse Projekte. Kleine Projekte wird man hingegen im Alleingang realisieren können, wenn man die ganze Palette beherrscht: Konzepte, Fotos, Videos, Websites, Postproduktion, Verkauf. Jeder Fotograf muss sich fragen, wo seine Zukunft liegt.

Wie hat sich die Digitalisierung auf die Arbeit im Studio ausgewirkt? Die Dynamik auf dem Set hat sich verändert. Schauen Sie heute einem Fotografen zu: Er drückt ab, senkt augenblicklich die Kamera und blickt auf den Monitor. Die Aufmerksamkeit bewegt sich weg vom Motiv und hin zum Editieren. Fotografieren und Editieren finden gleichzeitig statt. Das ist der Konzentration abträglich. Die klassischen Fotografen hingegen waren voll und ganz im Jetzt. Im Zentrum stand der Dialog mit dem swiss photo award programmheft 2012

21

2


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.