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Alte Hände? – Bitte erst später

Aktinische Lentigines, Keratosen & Co.: Präventive Maßnahmen und Therapieoptionen*

Kaum ein Körperteil nimmt so unmittelbar und aktiv an unserem Leben teil wie die Hände. Sie vermitteln durch den Tastsinn unterschiedlichste Eindrücke und lassen durch ihr Aussehen Rückschlüsse auf die soziale Stellung, auf Lebensgewohnheiten und Arbeitsbedingungen zu. Die Hände gehören zu jenen Körperarealen, die – weil meist unbedeckt – ständig äußeren Einflüssen ausgesetzt sind. Sie nehmen Umweltbedingungen, Lufttrockenheit und Temperatur unmittelbar wahr. Allerdings gehören sie oft auch zu jenen Körperteilen, die eher beansprucht statt gepflegt werden. Deshalb altert die Haut an den Handrücken meist schneller als in anderen Regionen des Körpers – und so verraten die Hände bei Personen, deren Äußeres im Gesicht gepflegt und jugendlich aussieht, oft das wahre Alter. Aufgrund der topografisch-anatomischen Gegebenheiten haben wir es bei alternden Händen mit einer Reihe von teilweise vermeidbaren Altersveränderungen zu tun: mit Arbeitshänden, Xerosis cutis, Atrophie der Haut und der Subcutis, aktinischer Elastose, aktinischen Lentigines, seborrhoischen und aktinischen Keratosen sowie weiteren Formen des weißen Hautkrebses.

Arbeitshände, Hautabnützung an den Händen

Bei schwerer manueller Arbeit und/ oder berufsbedingtem Kontakt mit Chemikalien leiden nicht nur die Handrücken, sondern auch die Leistenhaut der Handflächen. Prophylaxe und Gegenstrategie: Um Abnützungserscheinungen und Kontaktreaktionen vorzubeugen, sind eine gewissenhafte Handpflege und das Tragen von Schutzhandschuhen empfehlenswert.

Xerosis cutis

Mit zunehmendem Alter nimmt die Talgproduktion der Haut ab, körpereigene Hyaluronsäure wird vermehrt abgebaut, besonders an beanspruchten Stellen. Das ist eine physiologische Tatsache. Desinfektionsmittel, trockene Luft und extreme Temperaturen können das noch verstärken. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitige bewusste Handpflege. Therapie: forcierte Handpflege mit duftstofffreien Pflegecremes.

Atrophie der Haut und der Subcutis

Die physiologische Altersveränderung macht die Haut in allen Schichten – sowohl epidermal als auch dermal –, aber v. a. an den Handrücken dünn und brüchig und bewirkt durch den Abbau von subkutanem Fett eine Neigung zu seniler Purpura durch Gefäßruptur bei Minimaltraumen. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn bewusster Handpflege. Therapie: forcierte Handpflege, ggf. aus ästhetisch-medizinischer Indikation. Augmentation des fehlenden subkutanen Gewebes mit Kalziumhydroxylapatit- oder Hyaluronsäure-Fillern oder Eigenfetttransplantation.

Aktinische Elastose

Sie bezeichnet die durch UV-Licht ausgelöste Verklumpung von elastischen Fasern und den Untergang von Kolla-

Stieber, Derma Graz Foto: © genfasern in der Lederhaut, was zu einem ledrig-gegerbten Erscheinungsbild der Haut führt. An sich hat die aktinische Elastose keinen Krankheitswert. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn täglicher Handpflege mit UV-Schutz. Therapie: Wenn die aktinische Elastose bereits ausgeprägt ist, sind therapeutische Versuche, das Hautbild zu verbessern, meist frustran, da unwirksam.

Aktinische Lentigines (Altersflecken)

Altersflecken stellen keine melanozytären Neubildungen dar. Es handelt sich dabei um benigne Läsionen, die durch Unregelmäßigkeiten in der Verteilung des physiologisch gebildeten Melanins zustande kommen. Sie bilden sich vor allem in UV-exponierten Arealen aus. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn täglicher Handpflege mit UV-Schutz, so oft wie möglich Handschuhe tragen (z. B. bei der Arbeit im Freien). Therapie: selektive Photothermolyse des überschüssigen Pigments mit Rubinlaser-Licht (694 nm Wellenlänge).

Seborrhoische Keratosen (seborrhoische Warzen)

Sie sind harmlose Proliferationen der Epidermis, möglicherweise virusinduziert, das ist aber noch nicht genau erforscht. Eine familiäre Neigung lässt sich feststellen. Prophylaxe und Gegenstrategie: In Hinblick auf die Bildung von seborrhoischen Keratosen ist derzeit keine sinnvolle Prophylaxe bekannt. Therapie: Entfernung der Keratosen durch Curettage in Lokalanästhesie oder Lasertherapie.

Autorin: Univ.-Prof.in Dr.in Daisy Kopera

Univ.-Klinik für Dermatologie, Zentrum für Ästhetische Medizin, Med Uni Graz

Aktinische Keratosen (AK)

Diese entstehen durch die karzinogene Wirkung des UV-Lichts, beginnend an der dermoepithelialen Junktionszone. Fallen geschädigte Keratinozyten nicht der Apoptose anheim, so entwickeln sich Zellen mit einer falschen Erbsubstanz zu AK und je nach Proliferation weiter zu den verschiedenen Formen von Plattenepithelkarzinomen. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn der täglichen Handpflege mit hohem UV-Schutz (SPF 30 bis 50). Therapie: topische Immuntherapie mit Imiquimod, Curettage, chemisches Peeling.

Alte Hände mit Atrophie der Haut und Subkutis, aktinischer Elastose, multiplen aktinischen Lentigines und Keratosen. „Bei Personen, deren Gesicht gepflegt und jugendlich aussieht, verraten die Hände oft das wahre Alter.“

Morbus Bowen (MB = In-situPlattenepithelkarzinom)

Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn täglicher Handpflege mit hohem UV-Schutz (SPF 30 bis 50). Therapie: Beste Ergebnisse sind nach einer mehrfachen kombinierten Behandlung, welche eine fraktionierte Lasertherapie und eine PDT (photodynamische Therapie mit Photosensitizer) umfasst, zu erwarten.

Plattenepithelkarzinom (PE-Ca, Spindelzellkarzinom, früher: Spinaliom)

PE-Ca der Haut entstehen meist aus unbehandelten aktinischen Keratosen. Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn täglicher Handpflege mit hohem UV-Schutz (SPF 30 bis 50). Therapie: chirurgische Totalexzision mit histologischer Schnittrandkontrolle.

Basaliom (Basalzellkarzinom)

Prophylaxe und Gegenstrategie: frühzeitiger Beginn täglicher Handpflege mit hohem UV-Schutz (SPF 30 bis 50). Therapie: superfizielle Form: topische Immuntherapie mit Imiquimod; invasive Form: chirurgische Totalexzision mit Schnittrandkontrolle.

Fazit

Hände sind das Aushängeschild für ein gepflegtes Äußeres. Dank präventiver Maßnahmen können Alterungsveränderungen protrahiert werden und die Hände länger jugendlich bleiben. Eine gewissenhafte Pflege mit UV-Schutz ist die beste Strategie, um bösartige oder ästhetisch störende Hautveränderungen zu vermeiden. <

* Die Expertin war Vortragende zum Thema bei der

Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung (ÖGDKA), 17.–18. September 2021, Wien.

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