"stärken - Für eine gerechte, nachhaltige. demokratische Zukunft", Jahresbericht 2023 der H-BRS
Jahresbericht 2023
Für eine gerechte, nachhaltige, demokratische Zukunft
Warum brauchen wir Transformation?
Interview mit der Vizerektorin der UN-Universität Xiaomeng Shen und Hochschulpräsident Hartmut Ihne
Impressum
HERAUSGEBER:
Der Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
VERANTWORTLICH V. I. S. D. P. :
Dominik Pieper – Leiter Stabsstelle Kommunikation und Marketing
INHALTLICHE KONZEPTION UND REDAKTION: Daniela Greulich, H-BRS, und Katja Spross, con gressa GmbH, Bonn
AUTORINNEN UND AUTOREN:
Jürgen Bode, Lea Brandes, Yorick Fastenrath, Angela Fischer, Gregor Haag, Hartmut Ihne, Elias Kappler, Lara Korte, Remi Maier-Rigaud, Bettina Mittelstraß, Katja Spross, Alexandra Straush, Anna Richter, Marco Winzker, Michaela Wirtz
GESTALTERISCHE KONZEPTION UND LAYOUT: Bosse und Meinhard, Wissen und Kommunikation, Bonn
In unseren Texten und Publikationen formulieren wir nach Möglichkeit geschlechtsneutral. Wo sich dies nicht umsetzen lässt, verwenden wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum. Selbstverständlich sind Frauen darin eingeschlossen.
ID-Nr. Druckprodukt CO₂ kompensiert 24179036
Mehr Informationen zur Berechnungsmethodik, zur Kompensation und dem gewählten GoldstandardKlimaschutzprojekt finden Sie unter klima-druck.de/ID. klima-druck de
Auf 100 Prozent Recyclingpapier zertifiziert nach dem Blauen Umweltengel gedruckt.
stärken
Für eine gerechte, nachhaltige, demokratische Zukunft
Jahresbericht 2023
Daryoush Daniel Vaziri Forschungsgruppenleiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Schwerpunktprofessorin
Hummel
Filmredakteurin in der Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Leiter des Zentrums für Wissenschafts- und Technologietransfer
Die H-BRS im Jahr 2023
5 Fachbereiche
18
Forschungsinstitute
2.400
Studienanfängerinnen und -anfänger
1.308
Absolventinnen und Absolventen
21 Bachelorstudiengänge
8.886 Studierende
60%männlich 40%weiblich etwa 1.160
Mitarbeitende
104 Promovierende
Mehr als 90
Partnerhochschulen in 43 Ländern
12 Sprachen umfasst das Lehrangebot des Sprachenzentrums
19 Masterstudiengänge
Hochschule on Tour 2023
GAMESCOM
Bereits zum vierten Mal präsentierte sich die H-BRS mit aktuellen Forschungsprojekten auf der größten Video- und Computerspielmesse der Welt – der Gamescom in Köln. Lehrende, Studierende und Beschäftigte empfingen gemeinsam die Besucherinnen und Besucher am Messestand, wo sie im Brettspiel Tic Tac Toe gegen Roboter Reachy antreten oder virtuell in das audiovisuelle Erlebnis eines Schlagzeugers auf großer Bühne eintauchen konnten. Außerdem gab es Informationen zu passenden Studiengängen wie etwa den Master „Visual Computing & Games Technology“
LEBENDIGE DEMOKRATIE
Geht von der Digitalisierung Gefahr für die Demokratie aus? Kann man in einer digitalen Welt auch einmal unbeobachtet sein? Wie wird der Zugang zu Informationen gesichert? Darüber diskutierte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kelber, mit Studierenden der Hochschule. In der Talkreihe, veranstaltet vom „Internationalen Demokratiepreis Bonn“ und den Hochschulen der Region, geht es am Entstehungsort des Grundgesetzes darum, Leidenschaft für die Demokratie als Staats- und Lebensform zu wecken.
b° FUTURE FESTIVAL
Zukunftsorientierter Journalismus und konstruktiver Dialog – dafür steht das neue b° future festival in Bonn, an dem sich die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit ihren Medienstudiengängen aktiv beteiligte. Dazu bauten Studierende und Lehrende ein mobiles TV-Nachrichtenstudio auf: Besucherinnen und Besucher konnten eine Nachrichtensendung moderieren – live und mit Teleprompter. Zusätzlich gab es Informationen zum Studium an der H-BRS, etwa zum Bachelorstudiengang Visuelle Technikkommunikation oder zum Masterstudiengang Digitale Kommunikation und Medieninnovation.
stärken
Wissenschaft muss Haltung zeigen und sich aktiv einbringen
Die Wissenschaft habe sich politisch neutral zu verhalten, sie möge sich aus allem Politischen heraushalten und sich auf die eigene Arbeit konzentrieren. Diese Forderung bekommt man gelegentlich in Debatten über die Rolle der Wissenschaft zu hören. Braucht es diese rigorose Trennung? Gar einen Rückzug in den Elfenbeinturm? Nein.
Natürlich muss Wissenschaft im parteipolitischen Sinne neutral bleiben. Es wäre aber falsch, wenn sie bei gesellschaftspolitischen Fragestellungen Zurückhaltung üben würde. Denn auf diesem Feld liegen die großen, komplexen Herausforderungen der Zukunft. Ob es nun um den Klimawandel geht oder um die ökologisch-soziale Transformation, um Wettbewerbsfähigkeit oder das Überwinden von Armut, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse oder Migration, um Digitalisierung oder technologischen Fortschritt. Allein die hoch dynamische Entwicklung der Künstlichen Intelligenz bringt eine nie da gewesene Veränderung unserer sozialen Wirklichkeit mit sich. Mit der Verbreitung von KI vollzieht sich eine Revolution, die gleichermaßen Chancen und Risiken birgt. Bei allem Fortschritt gilt es schließlich, dass wir unsere unsere Freiheit, Autonomie und Entscheidungssouveränität als Menschen bewahren.
All diese Herausforderungen führen zu Veränderungen, und Veränderungen führen zu Verunsicherung. Das überfordert viele Menschen. Sie sehnen sich in einer komplexer werdenden Welt nach Überschaubarkeit, nach Ordnung und immer öfter auch nach autoritärer Führung. Wir erleben gerade, dass politischer Extremismus in besorgniserregender Weise Auftrieb bekommt. Weltweit stehen Demokratien unter Druck, konkurrierende Weltentwürfe bestimmen Debatten und Politik. Soziale Medien – ungefiltert, manipulierbar – werden zu zentralen Informationsmedien, was zur Folge hat, dass wir zunehmend den Verlust von Wahrheitsfähigkeit feststellen müssen. Was heißt denn überhaupt noch wahr? Wer setzt in dieser Frage die Referenzpunkte?
Eine gesellschaftspolitische Zurückhaltung der Wissenschaft ist gerade unter diesen Umständen schlichtweg nicht verantwortbar. Die Wissenschaft muss ihrer Verantwortung gerecht werden. Finanziert durch Steuergeld, lautet ihr Auftrag, Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Sie verfügt über die Methoden und Technologien, die dafür notwendig sind – vor allem dann, wenn es um die Frage nach der Wahrheit geht. Die Wissenschaft kann am ehesten in komplexen Zusammenhängen bewerten, was wahr ist und was falsch ist.
Deshalb sind ihre Erkenntnisse wichtige Grundlagen für die Politik, deren Entscheidungsfähigkeit sie durch Analysen, Fakten und Handlungsempfehlungen stärkt. Wo sich Lösungswege abzeichnen, entsteht Vertrauen. Insofern muss die Wissenschaft Haltung zeigen und ihren Beitrag dazu leisten, dass eine gerechte, nachhaltige und demokratische Zukunft möglich ist. Sie muss sich aktiv einbringen, und sie muss es in verständlicher Weise tun, was nicht zuletzt die wachsende Bedeutung der Wissenschaftskommunikation unterstreicht.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg arbeitet in vielerlei Hinsicht daran, stärkend zu wirken. Das gilt für Forschung und Transfer ebenso wie für die Lehre, wo es darum geht, junge Menschen mit Fähigkeiten und Vertrauen auszustatten, damit sie tatkräftig die Transformation mitgestalten können und in der sich wandelnden Welt eine aktive Rolle spielen. Wie heißt es doch im berühmten Popsong der Band „Fehlfarben“ aus den frühen 80er Jahren? „Geschichte wird gemacht.“ Das „gemacht“ ist hier wichtig. Geschichte ist ein Ergebnis unserer Köpfe und Hände, kein Naturgesetz.
Der vorliegende Bericht zeichnet unter dem Titel „stärken“ die vielfältigen Aktivitäten der Hochschule im zurückliegenden Jahr nach. Es entsteht dabei ein beeindruckendes Gesamt bild, das sich aus Vielfalt, Optimismus, Inspiration und Innovation speist, aber auch aus verschiedensten Herausforderungen im Hochschulalltag, die es zu bewältigen gilt. Der Bericht gibt spannen de Einblicke in die große Themenwelt der Hochschule, er zeigt die gestaltenden Menschen dahinter, und er bietet wie immer aktuelle Daten und Fakten.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Prof. Dr. Hartmut Ihne Präsident der Hochschule BonnRhein-Sieg
Jubel und fliegende Hüte
Absolventinnen und Absolventen der H-BRS feiern ihren Abschluss
Am Ende des akademischen Jahres ist es Zeit für das Hütewerfen – und genau das taten rund 600 Absolventinnen und Absolventen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am 21. Oktober 2023 im Telekom Dome in Bonn. Jahre intensiver Auseinandersetzung mit Mathematik, Informatik und technischem Wissen, Naturwissenschaften und Sozialpolitik fanden im festlich geschmückten Telekom Dome so ihren krönenden Abschluss. Insgesamt füllten 3.000 Gäste die Ränge. Neben den Absolventinnen und Absolventen waren auch deren Familien und Freunde dabei, ebenso wie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Gastredner war diesmal Thomas Ogilvie, Personalvorstand der Deutschen Post DHL .
Der Film zur Absolventenfeier:
studieren
Attraktive Lernorte und Partizipation stärken Präsenz
Neue Perspektiven schärfen den Blick: Ich genieße den Austausch und die Begegnungen am Campus. Gleichzeitig stelle ich fest, dass Leben und Arbeiten in teils hybriden, teils rein digitalen Settings mit insgesamt verringerter Präsenz Alltag geworden sind. Die sich daraus ergebenden Fragen haben uns in der Lehre im Jahr 2023 beschäftigt.
„Wo sind die Studierenden hin?“, lautete die Diskussionsfrage beim hochschuldidaktischen Abend in der Bonner Nordstadt. Das Fazit der Diskussion unter Studierenden, Lehrenden und DidaktikFachleuten: Präsenz am Campus ist keine Selbstverständlichkeit; Studierende hinterfragen, ob sich Zeit und Kosten für den Weg zur Hochschule lohnen.
Partizipation und Interaktion in der Lehrveranstaltung können den Mehrwert erzeugen, der Präsenz wertvoll macht. Mit Angeboten zur hochschuldidaktischen Weiterbildung haben wir dafür gezielt Impulse gesetzt.
Außerdem wichtig: Aufenthaltsqualität am Campus. Unsere Bibliotheken in Sankt Augustin und Rheinbach wurden zum Lernort mit freundlicher und lernförderlicher Atmosphäre umgestaltet. In den
ebenfalls neu eingerichteten One-Button-Recor ding-Studios können Lehrende und Lernende professionelle Videos per Knopfdruck selbst gestalten. Die Abstimmung mit den Füßen zeigt, dass dieser Ansatz funktioniert. Der Lernort Bibliothek ist gut besucht.
Eine Delegationsreise in die Niederlande, gefördert vom Hochschulforum Digitalisierung, lieferte weitere Ideen für einen attraktiven Campus. Die Erkenntnisse werden in den Planungen für den Neubau genutzt, aber auch bei der Gestaltung der vorhandenen Gebäude Anwendung finden.
Auch der Weg zum Campus gehört zur Präsenz. Hier hat die Studierendenschaft ein Zeichen gesetzt. In einer Urabstimmung votierte die Mehrheit für die Beibehaltung des Semestertickets. Neben der Stärkung der demokratischen Willensbildung ist das Ergebnis auch ein Statement zu Nachhaltigkeit und Solidarität und ein Zeichen dafür, dass die persönliche Begegnung in Präsenz geschätzt wird.
Prof. Dr. Marco Winzker, Vizepräsident Studium, Lehre und Digitalisierung
Aus EMT wird IWK
Mit neuem Potenzial kommt auch ein neuer Name: Der ehemalige Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT) heißt seit dem 1. Oktober 2023 offiziell „Ingenieurwissenschaften und Kommunikation“ oder kurz: IWK. Hintergrund ist die inhaltliche Weiterentwicklung durch die Erweiterung des Studienangebots, etwa mit den Studiengängen Nachhaltige Ingenieurwissenschaft, Visuelle Technikkommunikation oder dem neuen Masterstudiengang Digitale Kommunikation und Medieninnovation (Start im Sommersemester 2024). Auch wenn die Umsetzung in all ihren Details noch andauert, steht der neue Name schon jetzt für das breite Spektrum des Fachbereichs in Lehre, Forschung und Transfer. Für die Studierenden der interdisziplinären Studiengänge geht es wie gewohnt weiter, die Inhalte und die Studienabschlüsse bleiben unverändert.
Kooperationsnetzwerk Praxissemester
Tanja Köhler, Professorin für Digitalen Journalismus und audiovisuelle Medien initiierte 2023 eine strategische Partnerschaft: Die H-BRS schloss sich mit Medienunternehmen – darunter die Deutsche Telekom und die Bauer Media Group – zusammen mit der Idee, Praktikumsplätze für Studierende aus den Studiengängen B.Sc. Technikjournalismus und B.Sc. Visuelle Technikkommunikation zur Verfügung zu stellen. Das Kooperationsnetzwerk Praxissemester wächst stetig – beide Seiten profitieren: „Das Projekt ist super. Die Möglichkeiten für Redaktion und Studierende sind wirklich toll“, sagt beispielsweise Christian Stahl, Redaktionsleiter Rhein-Sieg von Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau.
„Eine Plattform für alle“
Neues digitales Medienmagazin „Werksgelände“ präsentiert herausragende Arbeiten von Studierenden
Ob Film, Radio, Foto oder Text – auf der Plattform „Werksgelände“ veröffentlichen H-BRS-Studierende herausragende medienpraktische Arbeiten. Gründerin Professorin Tanja Köhler erklärt, worum es geht.
| Welche Idee steckt hinter „Werksgelände“?
ą In unseren Medienstudiengängen entstehen jedes Semester hervorragende journalistische Werke und Abschlussarbeiten, von denen bisher kaum jemand erfährt. Ich fand es sehr bedauerlich, dass wir die Vielfalt an Film- und Radiobeiträgen, Fotografien und Texten nicht einem größeren Publikum präsentieren konnten. Gleichzeitig wollte ich eine Plattform für alle schaffen: für alle Mediengattungen, für alle Studierenden und Lehrenden, egal ob Lehrbeauftragter oder Professorin.
| Was versprechen Sie sich von der Plattform?
ą Die Studierenden können ihre Leistungen einem breiteren Publikum und damit auch potenziellen Arbeitgebern als Arbeitsproben präsentieren. Manche haben über diesen Weg schon kleinere Jobangebote erhalten. Neben den Beiträgen der Studierenden veröffentlichen wir auch Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Medienpraxis. Im Interviewformat „5 Fragen an …“ geben Medienprofis, die in der Ringvorlesung „Die Medienmacher:innen“ zu Gast waren, spannende Einblicke in ihren Beruf. Darunter sind Vertreterinnen und Vertreter renommierter Medien wie der Süddeutschen Zeitung, Zeit Campus, WDR und ZDF. Die Plattform gibt uns die Möglichkeit, auf die Qualität unserer gesamten Ausbildung aufmerksam zu machen.
| Gibt es Voraussetzungen, um einen Beitrag zu veröffentlichen?
ą Auf der Plattform werden ausschließlich sehr gute journalistische Arbeiten veröffentlicht. Dies dient der Qualitätssicherung und der Trennung von Journalismus und PR in unserer Ausbildung. Durch die Bestenauslese werden die Studierenden zudem auf die hohen Standards und Erwartungen in der Medienbranche vorbereitet.
| Wie kommt „Werksgelände“ an?
ą Seit die Plattform im Mai 2023 online gegangen ist, habe ich überwältigend positive Rückmeldungen erhalten. Die Studierenden sind begeistert, Lob kam auch von Kolleginnen und Kollegen außerhalb unserer Medienstudiengänge. Arbeitgeber aus der Region und Referierende unserer Ringvorlesungen haben sich positiv geäußert und Lehrende binden „Werksgelände“ aktiv in ihre Veranstaltungen ein. Das ist für mich ein großes Kompliment.
Link: ȹ www.werksgelaende.com
Zocken, Sprechen, Filmen
Jede Menge spannende Studierendenprojekte für Informatik- und Medieninteressierte
Zock ’n Friday
Zocken an der Hochschule? Das geht an der H-BRS! Im Game Studio am Campus Sankt Augustin können Studierende nicht nur die neuesten Games auf dem Markt testen, sondern auch eigene Videospiele entwerfen, entwickeln, modellieren und mit Sounds und Effekten unterlegen. So entstand 2023 die Idee für „Zock ‘n Friday“: Jeden letzten Freitag im Monat sind alle videospielinteressierten Hochschulangehörigen im Game Studio willkommen, um gemeinsam und gegeneinander zu zocken. Aber auch eigene Projekte können vorgestellt und ausprobiert werden. „Der Freitag ist immer sehr gut besucht. Und es gibt reges Interesse innerhalb der Hochschule an weiteren Spielevents im Game Studio, die wir demnächst angehen möchten“, sagt Ernst Kruijff, Professor für Human Computer Interaction.
Eine weitere erfolgreiche Premiere feierte das Game Studio mit dem „GameJam“. Hier trafen Anfang August 2023 verschiedene Spieleentwickler zusammen, die innerhalb von nur drei Tagen ein Videospiel zum Oberthema „Licht und Schatten“ entwickeln mussten. Insgesamt reichten sie acht kreative Games ein, die drei Erstplatzierten erhielten eine Auszeichnung.
Games an der H-BRS: ȹ www.h-brs.de/de/games
Cyber Security Rumble
An anderer Stelle waren Informatik-Skills gefragt: Der „Cyber Security Rumble“ (CSR) ist ein Wettbewerb aus dem Feld der Informationssicherheit, der seit 2020 jährlich ausgetragen wird. Veranstalter sind das Cybersicherheit-Unternehmen NVISO in Zusammenarbeit mit H-BRS-Studierenden und -Mitarbeitenden. Zum CSR im September 2023 meldeten sich neun Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Sie meisterten im BaseCamp Bonn verschiedene Hacker-Challenges in den Kategorien Kryptografie, Web, Mobile, Netzwerk, Reverse Engineering, Pwning und Forensik. Gewonnen hat am Ende das Schweizer Team „polyflag“ mit 6.337 Punkten vor den deutschen Kollegen von „watermelon_chk_ fail“ mit 5.449 Punkten.
Spielend erfolgreich: Am Institut für Visual Computing sind Computerspiele Teil der strategischen Forschungs- und Bildungsausrichtung. Neue Technologien der Games-Branche werden oft innerhalb weniger Jahre zum Industriestandard
On air: Wissen - hören - verstehen, dazu an jedem zweiten Samstag im Monat eine Stunde lang spannende Beiträge und Musik
bluedot FM
Radiomachen ist der Traum vieler Journalismus- und MedienStudierender. An der H-BRS ist er Wirklichkeit: Mit bluedot FM gibt es eine komplett an der Hochschule produzierte Radiosendung, gegründet und betrieben von Studierenden. Geholfen hat dabei Sabine Fricke, freie Journalistin, Autorin und Formatentwicklerin mit viel Berufserfahrung (unter anderem beim WDR), seit 2012 an der H-BRS als Dozentin tätig und seit 2021 Studioleiterin im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation. „Im Dezember 2022 hatten wir unser Gründungstreffen – alle hatten sofort unglaubliche Lust, etwas auf die Beine zu stellen“, blickt Fricke zurück. Nur fünf Monate dauerte es bis zum Sendestart im Mai 2023, jetzt wächst das Projekt kontinuierlich. Ein erster großer Meilenstein ist die Kooperation mit Radio Bonn/Rhein-Sieg, wo bluedot FM einen eigenen Sendeplatz erhielt (jeden 2. Samstag im Monat von 21 bis 22 Uhr). Außerdem ist der Sender bei NRWision, einem nicht-kommerziellen Medienportal, zu hören.
Die Inhalte legt das Team in einer wöchentlichen Themenkonferenz gemeinsam fest, danach geht es an die Umsetzung in den modernen H-BRS-Studios. „Von der Idee bis zum fertigen Beitrag passiert einiges. Mein Job ist es, möglichst viel Wissen weiterzugeben und den Studierenden zu zeigen, wie Radio funktioniert“, sagt Sabine Fricke. Die meisten Dinge setzen die angehenden Radiomachenden schon fast autark um, etwa im Schnitt, in der Moderation oder bei der Vertonung. Die Endabnahme macht die Journalistin: „Ich bin stolz auf die Studierenden! Alle aus dem Gründungsteam sind noch an Bord und unser Programm wird durch ihre kontinuierliche Arbeit stetig feiner und besser.“ Das Feedback ist positiv, berichtet Jonathan Schmitt, Schnittredakteur und Moderator bei bluedot FM: „Aus meinem Freundeskreis bekomme ich viel Lob. Und auch Radio Bonn/Rhein-Sieg ist sehr zufrieden mit den Produktionen.“
bluedot FM: ȹ https://bluedot-fm.de
Filmfestival
Vom Radio zum Film: Während der Coronapandemie kam bei den Studierenden im Modul Medienproduktion ein Wunsch auf. Sabine Fricke berichtet: „Sie wollten sehen, was ihre Kommilitonen als Abschlussfilm einreichen.“ Zunächst trafen sich Dozentin und Studierende 2020 digital und schauten sich in großer Runde die besten Werke an – das H-BRS-Filmfestival war geboren. Im Februar 2022 folgte die erste Preisverleihung, im Dezember 2023 fand das Ganze schließlich erstmals live vor Ort statt: 21 Medienstudierende aus dem ersten bis neunten
Semester reichten insgesamt zwölf Filme ein, die eine Jury in fünf Kategorien bewertete. „Das Festival war eine große Freude, wir konnten unglaublich tolle und kreative Filme aus einem breiten Spektrum sehen“, sagt Fricke. Auch die Studierenden sind begeistert. „Das Filmfestival ist super. Es ist immer wieder ein spannender Abend, bei dem es nicht nur darum geht, Preise abzustauben, sondern auch darum, die gelungenen Filme der anderen anzuschauen“, sagt Bachelorstudent Daniel Graf, der 2023 den ersten Platz in der Kategorie Visualisierung gewann.
Filmfestival:
ȹ https://bluedot-tv.de/filmfestival
Ein Teil von DAViD: Online-Kurs zu Daten-Ethik mit Professor und TVModerator Gert Scobel
Let’s get digital
Digitalisierung ist längst integraler Bestandteil der Lehre geworden – das zeigen vier gelungene Beispiele an der H-BRS
Die digitalisierte Welt, in der wir leben, hat so einiges zu bieten: Sie verschafft uns den Zugang zu mehr Informationen als je zuvor, erleichtert und verschnellert Arbeitsabläufe. Digitalisierung sinnvoll einzusetzen, ist deshalb umso wichtiger. Im Hochschulkontext gilt das ganz besonders: Lehre zu digitalisieren, ist für die Hochschule von morgen alternativlos.
An der H-BRS gelingt das bereits heute hervorragend, wie vier Beispiele beweisen.
Daten verstehen
Daten analysieren, visualisieren und deuten – kurz DAViD. Das vom Wissenschaftsministerium NRW geförderte Projekt hat vor allem ein Ziel: Bachelorstudierenden den richtigen Umgang mit Daten zu vermitteln. „Datenkompetenz ist eine der Zukunftsfähigkeiten schlechthin und unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung“, sagt Christine Buchholz, Professorin für quantitative und qualitative Methoden. Das Projekt setzt
die von der H-BRS unterzeichnete Data Literacy Charta um. „Data Literacy meint die Fähigkeit, Daten auf kritische Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden“, erklärt Buchholz. Das Ganze funktioniert als Blended-Learning-Format: Die Studierenden erarbeiten sich die jeweiligen Inhalte selbstständig zu Hause und vertiefen diese dann mit Blick auf das eigene Fach in der Präsenzlehre. Nach über drei Jahren Planung und Entwicklung ist die Projektlaufzeit von DAViD 2023 zu Ende gegangen – die Inhalte stehen. „Jetzt gilt es, diese Inhalte in die verschiedenen Bachelorstudiengänge zu bringen“, sagt die Wissenschaftlerin. Und das funktioniert bereits, erzählt Masterstudentin Leonie Seynsche: „DAViD ist eine wertvolle Bereicherung für mein Studium, da ich jederzeit online meine Datenkompetenz in den verschiedensten Bereichen erweitern kann.“ Besonders spannend sei der Kurs zu Daten-Ethik mit Professor Gert Scobel. „Für uns Studierende erläutert er sehr anschaulich anhand von lebensnahen Beispielen, welche Aspekte aus datenethischer Sicht zur Data Literacy gehören.“
Automatisiertes Filmstudio
Voll digital – das ist auch das One-Button-Recording-Studio (OBRS). Ein komplett automatisiertes Filmstudio, in dem Studierende und Lehrende mit nur einem Knopfdruck Videound Audioaufnahmen aller Art produzieren können. Das Besondere dabei: Es braucht kein zusätzliches Equipment und keine technische Unterstützung, denn im Studio stehen Licht, Ton und Kamera schon vollumfänglich bereit und können an verschiedene Szenarien angepasst werden. Sowohl in der
Hochschulbibliothek
Sankt Augustin als auch am Campus Rheinbach gibt es jeweils ein OBRS. Die Nachfrage ist groß, wie Tim Trampert, Berater für Medienproduktion an der H-BRS, erzählt: „Das Studio ist vor allem bei Studierenden sehr beliebt. Zudem werden häufig Führungen im OBRS angefragt und viele Delegationen sind daran interessiert.“ Aber auch Lehrkräfte nutzen das Studio: „Ich habe meine Videos zum Normen-ABC dort aufgenommen. Das hat großen Spaß gemacht und ging sehr einfach und schnell“, berichtet zum Beispiel Seniorprofessor Paul Melcher aus dem Institut für Technik, Ressourcenschonung und Energieeffizienz.
Sprechwerkstatt
Ein weiteres digitales Lernformat dreht sich um Sprache und Sprechen. Denn im Studium immer die richtigen Worte zu finden, ist nicht immer leicht. Genau dort setzt die Sprechwerkstatt an. „Wir bieten digitale Selbstlerneinheiten für Themen wie Fachsprache, Präsentieren und Lernplanung an. Dabei nutzen wir interaktive Präsentationen, in denen man beispielsweise mit Lernkarten, Quiz-Aufgaben oder virtuellen Dialogen wie in einem Computerspiel lernen kann“, erklärt Antonio Wojahn, Projektleiter der Sprechwerkstatt. Auch hier sei das Feedback äußerst positiv, viele Fachbereiche würden immer mehr Bedarfe zum Thema Sprache anmelden. „Viele Studierende suchen auch das persönliche Gespräch und üben mit mir Aufgaben aus den Selbstlerneinheiten“, freut sich Wojahn über das Interesse. „Im Sommersemester starten wir mit einer offenen (Sprach-)Lernberatung und Workshops zum Thema Sprechen durch.“
E-Learning 2.0 Die H-BRS-eigene Lernplattform „LEA“ ist bereits seit 2011 etabliert – 2023 wurde sie umfangreich renoviert und erfuhr das bisher größte Update ihrer Geschichte. Ein neuer Look, ein moderneres Design und eine verbesserte Menüführung sind die größten vorgenommenen Änderungen. Wie relevant das digitale Lehren und Lernen ist, zeigt auch das große Interesse der H-BRS-Angehörigen an den E-Learning-Zertifikatsprogrammen der Bibliothek – so haben im vergangenen Jahr 20 Interessierte die Ausbildung zur E-Tutorin beziehungsweise zum E-Tutor abgeschlossen. Daneben erlangten 19 Lehrende und Mitarbeitende der Hochschule ihr Zertifikat als E-Teacher.
DAViD:
ȹ www.h-brs.de/de/david
OBRS:
ȹ www.h-brs.de/de/bib/obrs
Lernplattform LEA:
ȹ www.h-brs.de/de/bib/lernplattform-lea
Videoreihe Normen-ABC:
ȹ https://youtu.be/jr6gEoE8IbY
Dr. Daryoush Daniel Vaziri
leitet die Forschungsgruppe Entwicklung KI-basierter Systeme, insbesondere generativer Sprachmodelle, und sorgt für deren Einsatz in der Lehre
„Ich forsche seit etwa acht Jahren zu KI-Systemen und nutze sie regelmäßig in der Lehre. Unsere eigenen KI-Systeme ermöglichen den Studierenden ein modernes Lernen: Basierend auf den in das System eingespeisten Lehrmaterialien, kann die KI beispielsweise individuelle Zusammenfassungen oder Quiz-Fragen generieren. Das macht den Lernprozess interaktiver und spannender. In der Lehre liefere ich dann den theoretischen Input und wir setzen uns gemeinsam mit verschiedenen Perspektiven auf neue KI-Entwicklungen kritisch auseinander. Studierende schlüpfen etwa in die Rolle von Entwicklerinnen und Entwicklern und befassen sich intensiv mit den zugrunde liegenden Trainingsdaten für die KI-Systeme. Denn nur wenn die Trainingsdaten sorgfältig ausgewählt sind, können Parameter wie zum Beispiel Diversität adäquat von der KI diskriminierungsfrei verarbeitet werden. Mir ist es wichtig, dass Studierende von Anfang an über die eigenen Fachgrenzen hinweg denken und sich ihrer Verantwortung als Fachkraft von morgen bewusst werden. Nur wenn wir interdisziplinär zusammenarbeiten, können wir anwendungsnahe Technologien mit hohem gesellschaftlichem Mehrwert entwickeln.“
Fürs Leben lernen mit Künstlicher Intelligenz
ChatGPT & Co. sind in aller Munde. An der H-BRS sind die neuen Werkzeuge bereits Teil der Lehre
In der Forschung spielt KI und speziell generative KI wie zum Beispiel ChatGPT schon lange eine wichtige Rolle an der H-BRS. So befassen sich Dr. Daryoush Daniel Vaziri und sein Team aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit der menschzentrierten Entwicklung KI-basierter Systeme und Geschäftsmodelle. Mit dem hochschuleigenen Institut für Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme (A2S) gibt es eine weitere Einrichtung für das Themengebiet.
Kritisch hinterfragen und Chancen erkennen: KI wird an der H-BRS als Teil des Studiums verstanden
„Seit der Einführung von ChatGPT 3.5 im November 2022 wird generative KI aber auch verstärkt in der Lehre thematisiert und eingesetzt. Die Art und Weise, wie das geschieht, variiert je nach Studiengang und reicht von der Texterstellung oder Bildbearbeitung über Programmierübungen bis hin zur persönlichen Lernassistenz“, erklärt Sonja Christ-Brendemühl, Professorin für Wirtschaft und Kommunikation. Obwohl sich viele Lehrende nach wie vor die Frage stellen, wie generative
KI didaktisch sinnvoll in Seminare und Übungen integriert werden kann, setzen einige dies bereits praktisch um. Bachelorstudent Sebastian Huhn erzählt: „KI spielt vor allem in den kreativen Bereichen meines Studiums eine große Rolle. Hier benutze ich KI hauptsächlich zur Inspiration und Ideenfindung – zum Beispiel lasse ich mir Vorschläge für neue Video- oder Fotoprojekte ausgeben.“ Melanie Garofalo, die Technik- und Innovationskommunikation im Master studiert, ergänzt: „KI, insbesondere ChatGPT, war bei uns im Masterstudium sehr häufig Thema. Wir haben sie zum einen kritisch betrachtet und Hintergründe kennengelernt, durften sie aber in unseren Ausarbeitungen auch gezielt einsetzen.“
Fluch und Segen
Die Vorteile von KI im Studium liegen auf der Hand. „Viele KI-Tools sind kostenlos zugänglich und leicht zu bedienen.
Dadurch bieten sie denen, die das möchten, rund um die Uhr eine personalisierte Unterstützung zum Lernen, Schreiben von Texten oder Anfertigen einer Präsentation“, sagt Sonja Christ-Brendemühl. Doch die KI-Expertin sieht auch Gefahren: „Studierende könnten das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verlieren, wenn sie sich sogar kurze E-Mails von einer KI generieren lassen, statt selbst mit anderen zu interagieren.“
Für Masterstudentin Garofalo ist es dennoch sinnvoll, KI in die Lehre zu integrieren. „Im Berufsleben werden wir ziemlich sicher damit konfrontiert. Dass die Lehrenden auf diese Veränderungen eingehen und uns dabei unterstützen, entsprechende Kompetenzen zu entwickeln, begrüße ich sehr.“
Weltgewandte Lehre
Virtual Mobility for All ermöglicht Studierenden in allen Lebenslagen den Erwerb internationaler Kompetenzen
In unserer globalisierten Welt werden internationale Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger. Viele Studierende nutzen daher die Chance eines Auslandssemesters oder absolvieren ein Praktikum im Ausland. Diese höchste Ebene der internationalen Erfahrung steht aber bei Weitem nicht allen offen. Wer sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern muss oder selbst eine chronische Krankheit oder Behinderung hat, kann sein Leben unter Umständen nicht einfach vorübergehend ins Ausland verlagern. Hier setzt das Projekt Virtual Mobility for All (ViMoAll) an, etwa mit virtuellen Summer Schools in Zusammenarbeit mit den internationalen Partnerhochschulen der H-BRS. „Wir möchten allen unseren Studierenden – egal in welcher Lebenslage sie sich befinden – die Möglichkeit geben, internationale Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Projektleiterin Regina Brautlacht, seit 2018 Präsidialbeauftragte für digitale Internationalisierung in der Lehre.
Ergänzung statt Ersatz
Mit der Idee, Lehrende an jedem Fachbereich bei der Konzeption und Durchführung digitaler kollaborativer Lehrveranstaltungen zu unterstützen, überzeugte die H-BRS im Programm „Freiraum“ der Stiftung Innovation in der Hochschullehre und erhielt eine einjährige Förderung. Dabei wurden die gemachten Erfahrungen dokumentiert und sowohl in den zuständigen Zentren der H-BRS für Didaktik, E-Learning, IT und International Office als auch auf der NRW-weiten Plattform ORCA.NRW zugänglich gemacht. „ViMoAll bietet allen Studierenden an, das Arbeiten in internationalen Kontexten
zu erlernen, eine Fähigkeit, die sie nach dem Abschluss in der Arbeitswelt anwenden können“, betont Brautlacht. Dabei soll virtuelle Mobilität kein Ersatz für die analoge Mobilität sein, sondern ergänzend wirken.
So sammelten Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften bei der virtuellen Summer School „Codeshare Teaching and Learning“ wertvolle Erfahrungen in internationalen Teams. Die Summer School war ein Kooperationsprojekt der HBRS mit ihren Partnerhochschulen in den USA, China, Ghana und Finnland. Neben Gruppenarbeiten gehörten auch Onlineseminare mit Dozierenden aller beteiligten Hochschulen zum Programm. „Die Studierenden haben sich sehr positiv geäußert und in vielerlei Hinsicht von den Seminaren profitiert. Wir entwickeln dieses Format auf jeden Fall weiter, um die internationalen Kompetenzen unserer Studierenden weiter zu stärken“, betont Brautlacht.
Arbeiten in internationalen Teams: Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften
Mehr: ȹ www.h-brs.de/de/virtual-mobility
Geglückter Wissenstransfer: Montage der Lüftungsanlage im Klassenzimmer
Frische Luft
Studierende installieren Lüftungsanlagen in Schulen – „KLUGER Transfer“
Wissenschaft ist für viele Menschen abstrakt – denn was Forschende wirklich machen und herausfinden, bleibt dem Großteil der Gesellschaft unbekannt. Ein Projekt an der H-BRS will das ändern: KLUGER Transfer (Klima-Umwelt-Gesundheit Transfer), angesiedelt am Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE). „Der Transfer von Wissen ist ungemein wichtig und eine große Aufgabe der Wissenschaft. Wie können wir unsere Forschungsaktivitäten in den Feldern Klima, Umwelt und Gesundheit in der Gesellschaft transparent machen? Das ist die zentrale Frage“, erklärt Stefanie Meilinger, Professorin für Nachhaltige Technologien. Doch auch Studierende sollen mit Forschung und Forschenden noch stärker in Kontakt kommen.
Bessere Luftqualität
Zwölf Studierende aus den Studiengängen Maschinenbau und Nachhaltige Ingenieurwissenschaft konnten genau das im Sommersemester 2023 tun. In den Projektwochen forschten sie selbst zu Aerosolen und Luftreinigung und bauten Lüftungsanlagen. „Die Grundlage dafür waren Ventilator-Fensterlüftungssysteme, die vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz (MPIC) während der Coronapandemie für Schulen entwickelt wurden und eine kostengünstige Alternative zu klassischen Luftreinigungsgeräten darstellen“, berichtet Meilinger. Ziel der Anlagen ist es, potenzielle Viren in der Luft abzuführen, die
Luftqualität zu verbessern und die Raumtemperatur im Sommer zu regulieren. Nachdem die Forschenden des MPIC in Kontakt mit den Studierenden waren, gaben sie ihnen die Aufgabe, das erprobte Lüftungssystem nachzubauen, anschließend selbst in Klassenzimmern zu installieren und die Auswirkungen auf die Luftqualität zu messen.
Ziel erreicht
Die Orte des Geschehens: jeweils ein Klassenzimmer des Rhein-Sieg-Gymnasiums sowie der Fritz-Bauer-Gesamtschule in Sankt Augustin, wo je eine Anlage installiert wurde. Die Studierenden führten Aerosol-, Temperatur- und CO2-Messungen durch, zudem befragten sie die Schülerinnen und Schüler zu Lärmbelästigung und Wohlbefinden. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: „Die Implementierung unserer Abluftanlage führte zu einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität“, sagt Florian Bahl, der das Projekt als studentische Hilfskraft betreute. Auch das Ziel von KLUGER Transfer wurde erreicht, wie Bahl berichtet: „Das praktische Arbeiten mit Messequipment war äußerst lehrreich und ermöglichte uns echte Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten.“
Link: ȹ https://www.h-brs.de/de/kluger-transfer
forschen
Tag der Forschung und Erfolge bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Ihre Stärken haben unsere Forschenden im Juni 2023 beim Tag der Forschung in einer umfangreichen Ausstellung und in Open Labs ihren Kolleginnen und Kollegen, Kooperationspartnerinnen und -partnern, Studierenden und der Öffentlichkeit präsentiert. Vielen Forschungsaktivitäten ist gemeinsam, dass sie einen Beitrag dazu leisten möchten, die Welt gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Dies gilt auch für die vielfältigen Promotionsprojekte der H-BRS, die außerdem eine neue Ära einläuten. Denn erst seit Einführung des Promotionsrechts am Promotionskolleg NRW hat sich nun auch ein direkter Promotionsweg mit Einschreibung an der H-BRS eröffnet.
Um künftig der Vielfalt unserer Forschung besser gerecht zu werden, ist die Hochschule der Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) beigetreten. In diesem Rahmen beteiligen wir uns an einer Überarbeitung der gängigen, zumeist durch quantitative Metriken gekennzeichneten Bewertungspraxis von Forschung, um stärker qualitative Indikatoren zu etablieren.
Weitere positive Entwicklungen hat die H-BRS im Kontext der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erzielt: So hat sie erstmalig eine eigene Wahlstelle für die DFG-Fachkollegienwahl eingerichtet. Die Wahlbeteiligung an der H-BRS lag mit rund 52 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 37 Prozent. Dies zeigt, dass die H-BRS die demokratischen Grundprinzipien der unabhängigen Selbstverwaltung von Forschung nicht nur schätzt, sondern auch danach handelt. Um unsere hohen forschungsethischen Standards verbindlich zu machen, haben wir schließlich auf der Grundlage des DFG-Kodex die Richtlinie zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis an der H-BRS eingeführt.
Last but not least ist es Forschenden der Hochschule in einer interdisziplinären, instituts- und fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit gelungen, mit einem großen Antrag im DFG-Förderprogramm „Forschungsimpulse“ erfolgreich zu sein: Im April 2024 startete der Aufbau eines interdisziplinären Life-Science-Zentrums. Dies ist nicht nur ein Antrieb für die Schaffung eines neuen Forschungsschwerpunkts, sondern auch für den durch die Flut 2021 stark zerstörten Campus in Rheinbach ein wichtiges Signal: Hier entsteht ein neues Zentrum für Spitzenforschung!
Die Entwicklungen des Jahres 2023 bestätigen erneut die Stärke der H-BRS in anwendungs- und zunehmend auch erkenntnisorientierter Forschung.
Prof. Dr. Remi Maier-Rigaud, Vizepräsident Forschung und Wissenschaftlicher Nachwuchs
Ein Stück Demokratie für Pakistan
Die Provinz Khyber Pakhtunkhwa ist eine der ärmsten Regionen Pakistans. Sie ist stark betroffen von den Folgen der Flutkatastrophe 2022 und politischer Instabilität. In Zusammenarbeit mit der Khyber Medical University und der FAU Erlangen-Nürnberg untersucht die H-BRS, ob sich eine kostenlose Krankenversicherung darauf auswirkt, wie Leistungen der Gesundheitsversorgung in Anspruch genommen werden. Die Maßnahme ist Teil der Social Health Protection Initiative (SHPI) – ein wichtiger Schritt zur Verbesserung des Gesundheitszustands der Bevölkerung und zu sozialer Gerechtigkeit. „Zum ersten Mal gibt der Staat ein Leistungsversprechen auch an die Ärmsten der Armen“, sagt Projektleiterin Professorin Simona Helmsmüller, „das ist für mich ein Stück Demokratie.“
Finanziert wird die Wirkungsevaluierung einer kostenlosen
Krankenversicherung in Nordpakistan durch das Deutsche Institut für Entwicklungsevaluation (DEval), die Laufzeit beträgt zweieinhalb Jahre und endet im September 2025.
Schutz vor Cyberangriffen
Sie sind besonders tückisch und bleiben unauffällig – die Rede ist von Seitenkanalangriffen, einer trickreichen Methode für Cyberangriffe. Hierbei suchen die Hacker nach unbeachteten Nebenzugängen, um die Schutzmechanismen eines IT-Systems zu umgehen. So werden die Cyberangriffe nur selten bemerkt, auch aufgrund von mangelnder Expertise in vielen Unternehmen. Dieses Problem geht die H-BRS gemeinsam mit Verbundpartnern in einem BMBF-Forschungsprojekt an: Im Rahmen von Developer-centric Tools for Side-Channel Analysis (DevToSCA) werden neue Prüfverfahren entwickelt, mit denen Softwareentwickler ihre eigenen Produkte automatisiert auf Seitenkanalresistenz überprüfen und somit das Sicherheitsrisiko verringern können. Expertenwissen ist in der Anwendung dann nicht mehr nötig. „Dies kommt der gesamten Wirtschaft zugute“, sagt Professorin Kerstin LemkeRust. Gemeinsam mit Professor Luigi Lo Iacono koordiniert sie den DevToSCA-Forschungsverbund.
Ausbau biomedizinischer Forschung
Sie besteht aus vier speziellen Geräten und sorgt für eine erhebliche Ausweitung der biomedizinischen Analysemöglichkeiten an der H-BRS: die neue Analyseplattform für molekulare Mechanismen und zelluläre Funktionen. Das Großgeräteprojekt ermöglicht die detaillierte Erforschung molekularer Zusammenhänge, etwa bei angeborenen Stoffwechselstörungen oder Leukämien. „Damit und dank der zugehörigen Personalmittel können meine Professorenkollegen Matthias Preller, Mike Althaus und ich molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehung intensiv nachgehen und die international vernetzte biomedizinische Forschung in Rheinbach weiter voranbringen“, sagt Projektleiter Professor Jörn Oliver Sass. Gefördert wird das Projekt seit August 2023 durch eine Großgeräteinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die die erkenntnisorientierte Forschung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften gezielt ergänzen und ausbauen möchte. Die neue Analyseplattform erlaubt den Forschenden an der H-BRS Messungen, die in dieser Form bisher nicht möglich waren. Außerdem können durch die Technik sowie den neu eingestellten technischen Mitarbeiter, der die Geräte betreut und ihre Nutzung koordiniert, deutlich mehr Untersuchungen gleichzeitig laufen.
Zehn Jahre TREE-Institut
Eine Klausurtagung mit besonderem Anlass: Gemeinsam mit zahlreichen Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und geladenen Gästen feierte das Institut für Technik, Ressourcenschonung und Energieeffizienz (TREE) 2023 sein zehnjähriges Bestehen. So lange steht das Institut bereits für zukunftsorientierte Forschung: Zu den zentralen Projekten gehören die Optimierung erneuerbarer Energien und die Entwicklung nachhaltiger Kunststoffe. Der Erfolg des Instituts TREE ist nicht zu übersehen: So umfasst das Team heute 30 Professorinnen und Professoren und 50 wissenschaftliche Mitarbeitende. Vernetzung und Kooperationen konnten sowohl hochschulintern als auch extern stark ausgebaut werden. Bei der Klausur tauschten sich die Teilnehmenden zwei Tage lang über Forschungsfeldentwicklung, Newcomer Success Stories sowie die Vereinbarkeit von Lehre und Forschung aus. Zum Programm der Klausur gehörten außerdem PosterPitch-Vorträge der 25 Promovierenden am Institut, wobei die drei besten Beiträge von einer professoralen Jury mit Geldpreisen ausgezeichnet wurden.
Wissenschaft aus erster Hand
Tag der Forschung zeigt Lösungen für die Zukunft
Verpackungsmaterial aus Rhabarber und Drohnen für Wiederaufforstungsprojekte – am Tag der Forschung im Juni 2023 lernten Besucherinnen und Besucher aktuelle Forschungsarbeiten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg kennen. Die Klimakrise und ihre Folgen bildeten den thematischen Fokus. „Unsere Forschung soll vor allem die sozial-ökologische Transformation unterstützen. Besonders nach der Flutkatastrophe 2021, von der die Hochschule selbst schwer betroffen war, ist es uns ein persönliches Anliegen, einen Beitrag vonseiten der Wissenschaft zu leisten“, sagt Professor Remi Maier-Rigaud, Vizepräsident Forschung und Wissenschaftlicher
Neugieriges Publikum
Anfassen und Ausprobieren: Der Tag der Forschung bietet viele Anregungen
Nach vier Jahren konnte der Tag der Forschung wieder in Präsenz stattfinden. Forschende gaben an 13 Ständen und in zehn Laboren am Campus Sankt Augustin Einblicke in ihre Arbeiten – Anfassen und Ausprobieren waren endlich wieder Teil des Programms. Die Besucherinnen und Besucher
konnten beispielsweise Moleküle durch eine VR-Brille ansehen oder Fadenwürmer durch Mikroskope beobachten. Im Wasserstofflabor von Professorin Tanja Clees konnten sie sich über den Energieträger der Zukunft informieren. „Am Tag der Forschung führe ich durch unser Wasserstofflabor. Ich zeige den Gästen unsere Wasserstoffspeicher und das Innere der Anlagen, und ich erkläre die Funktionen der Geräte“, berichtet Clees. „Es ist toll, wie interessiert die Menschen am Thema Wasserstoff sind und welche spannenden Fragen bei ihnen aufkommen – einmal habe ich für einen Besucher berechnet, wie viel Wasser benötigt wird, um so viel Wasserstoff zu produzieren, dass er seinen Betrieb ein Jahr lang mit wasserstoffbasiertem Strom versorgen könnte.“
Nachwuchs motivieren
„Das Publikum war bunt gemischt“, erzählt Doktorandin Usha Singh, die ihre experimentelle Studie zu Arbeitspausen bei Schichtarbeit als Teil einer Posterausstellung präsentierte. „Besonders mag ich es aber, dass auch Studierende auf mich zukamen, die selbst an einer Promotion interessiert sind und Fragen zum Promotionsprozess hatten. Mich freut es, in Kontakt mit potenziellem Nachwuchs zu kommen und einen ehrlichen Austausch anbieten zu können.“ Wie wichtig der Kontakt zu Forschenden aus anderen Fachbereichen ist, betont die Doktorandin des Instituts für Wirtschaftswissenschaften außerdem. „Außerhalb des eigenen Fachbereichs sieht man sich leider selten. Der fachbereichsübergreifende Austausch mit Kolleginnen und Kollegen war für mich daher ein wertvoller Teil des Tags der Forschung“, sagt Singh.
„Spürbare Aufbruchsstimmung“
Als eine von zehn Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hat die H-BRS einen der erstmalig ausgeschriebenen DFG-Forschungsimpulse verliehen bekommen. Professor Remi Maier-Rigaud, Vizepräsident Forschung und Wissenschaftlicher Nachwuchs, ordnet die Fördermaßnahme ein.
| Was bedeutet diese strukturelle Förderung der DFG für das Forschungsprofil der H-BRS?
ą Der Forschungsimpuls ist für uns ein großer Erfolg. Er ist Beweis für unser sehr starkes Forschungsprofil, auch in der Grundlagenforschung, denn immerhin standen wir im Wettbewerb mit 68 anderen Hochschulen. Dass wir uns als eine von zehn HAW durchsetzen konnten, spornt uns an: Mit den DFG-Fördergeldern können wir in den kommenden fünf Jahren gezielt den Schwerpunkt Life Sciences und Gesundheit aufbauen und uns als wichtige Forschungspartnerin in der Biomedizin positionieren. Die Aufbruchsstimmung an der H-BRS ist spürbar.
| CytoTransport musste sich zuvor hochschulintern durchsetzen – warum hat genau dieses Projekt überzeugt?
ą Entscheidend waren drei Aspekte: Erstens hat die Idee von CytoTransport – die Erforschung der Hintergründe von zum Beispiel Krankheiten des Stoffwechsels und des Immunsystems – eine hohe gesellschaftliche Relevanz, die von den Forschenden auch sehr anschaulich
dargestellt wurde. Zweitens legen wir in dem Projekt großen Wert auf erkenntnisorientierte Forschung, was für die DFG ein ausschlaggebendes Förderkriterium ist. Und drittens sind Forschende aus drei Instituten beziehungsweise Fachbereichen beteiligt, was die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der H-BRS langfristig fördert sowie Synergien schafft, die einen besonderen wissenschaftlichen Mehrwert ermöglichen.
| Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den DFG-Forschungsimpuls für Nachwuchsforschende?
ą Wir richten eine Nachwuchsgruppe ein und werden neun Promovierende sowie zwei Postdocs im Projekt CytoTransport einstellen können. Somit sendet das Förderprogramm einen starken Impuls, der hochschulübergreifend für einen neuen Forschungsgeist mit viel Raum für frische Ideen sorgt. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, denn wir können das noch neue eigene Promotionsrecht über das Promotionskolleg NRW wahrnehmen und unser Forschungsprofil weiter stärken.
Erkenntnisorientierte Spitzenforschung
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den Aufbau eines interdisziplinären Life-Science-Zentrums an der H-BRS
Am Ende konnten sich nur zehn von 69 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Wettbewerb um die prestigeträchtigen neuen „Forschungsimpulse“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchsetzen – darunter die H-BRS. Die Idee eines interdisziplinären Forschungszentrums, das den Ursachen von Bluthochdruck oder Krankheiten des Stoffwechsels und Immunsystems auf den Grund geht, überzeugte die größte deutsche Wissenschaftsförderorganisation auf ganzer Linie.
Mehr Freiraum für zukunftsorientierte Forschung
Für die Erforschung von Transportmechanismen in Zellen und ihre molekularen Wechselwirkungen in Gesundheit und Krankheit erhält das Verbundprojekt CytoTransport ab April 2024 für fünf Jahre eine Förderung von rund sechs Millionen Euro. Im Fokus steht der Transport lebensnotwendiger Stoffe über Zellmembranen, wodurch das Funktionieren des menschlichen Organismus sichergestellt wird. Sind die Transportmechanismen fehlerhaft, kann das mit schwerwiegenden Krankheiten in Verbindung stehen. „Die Modulation der Aktivität von Transportproteinen spielt bei der Entwicklung neuer Therapiestrategien eine wichtige Rolle“, erklärt CytoTransport-Sprecher Professor Mike Althaus. „Wir werden nun unter anderem gezielt erforschen, welche molekularen Mechanismen Transportvorgänge steuern, wie zum Beispiel Wirkstoffe an Transportproteinen agieren und was es braucht, damit sie bestmöglich wirken.“
Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der H-BRS-Institute für funktionale Gen-Analytik sowie für Technik, Ressourcenschonung und Energieeffizienz. Althaus freut sich, dass die DFG-Förderung mehr Freiraum für interdisziplinäre, erkenntnisorientierte Forschung schafft: „Mithilfe von computergestützten Vorhersagen und Künstlicher Intelligenz können wir neue Hypothesen bilden und zielgerichteter experimentell arbeiten, etwa im Hinblick auf die Frage, ob sich der Transport von Wirkstoffen im Körper durch den Einsatz neuer Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen als Transportkomponente optimieren lässt. Das ist ein großer Gewinn.“ Auch der wissenschaftliche Nachwuchs profitiert: Im Projekt werden neun Promovierende und zwei Postdocs arbeiten. Zudem kooperieren die Forschenden mit Einrichtungen aus Deutschland, den USA, Dänemark, Großbritannien und Israel.
Mit CytoTransport leistet die H-BRS einen wichtigen Beitrag für die personalisierte Medizin. Zukünftig steht bei Diagnose, Therapie sowie Prävention von Krankheiten der individuelle Mensch mit seinen spezifischen Merkmalen und Eigenschaften stärker im Fokus. Dabei ist etwa die grundlegende Erforschung der Auswirkung individueller Genvarianten auf den Einsatz bestimmter Medikamente eine wichtige Komponente. Genau daran orientiert sich das CytoTransport-Team: „Wir möchten ein Kompetenzzentrum etablieren, das mit Partnerinnen und Partnern aus biomedizinischer Forschung und Klinik wissenschaftliche Lösungen für individuelle Problemstellungen erarbeitet.“
Genau hinschauen für eine personalisierte
Medizin: Welche molekularen
Mechanismen steuern die Transportvorgänge in den Zellen?
Prof. Dr. Margit Schulze
forscht mit Schwerpunkt Industrielle Organische Chemie und Polymere an der Transformation der Chemieindustrie und ist seit 2023 Schwerpunktprofessorin für Technische Nachhaltigkeit
„Die Transformation der Chemie hin zu einem treibhausgasfreien Industriezweig ist eine riesige Herausforderung, die nur gelingt, wenn viele Einzelbausteine ineinandergreifen. An der H-BRS forschen wir unter anderem an der stofflichen Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen, insbesondere von Rest- und Abfallstoffen, aus denen beispielsweise Papiere oder Folien hergestellt werden können. Mit dem langfristigen Ziel, biobasierte Komponenten für Verpackungen oder biomedizinische Anwendungen zu entwickeln, arbeiten wir stark interdisziplinär mit langjährigen Kooperationspartnern der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn sowie dem Fachbereich Chemie und Biotechnologie der FH Aachen zusammen. Die Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg ist in der Forschung ein unbedingter Gewinn, denn die großen Herausforderungen können wir nur gemeinsam lösen. Forschung braucht aber auch Freiheit, um ihr Potenzial zu entfalten. Wenn die Transformation hin zu einer regenerativen Weltwirtschaft gelingen und gesellschaftlich gerecht gestaltet werden soll, dann brauchen wir starke demokratische Strukturen, die Raum für gesellschaftlichen Diskurs lassen.“
„Ich erlebe große Flexibilität“
Der Informatiker Jascha Knack hat sich im September 2023 als erster Doktorand nach neuem Promotionsrecht an der H-BRS eingeschrieben
| Warum haben Sie sich für eine Promotion an der H-BRS entschieden?
ą Ich habe meinen Bachelor in Informatik an der H-BRS gemacht und den Kontakt nie ganz verloren. Nach meinem Masterabschluss an der Universität Trier habe ich freiberuflich für große Unternehmen gearbeitet, dabei kam mir die Idee zu meinem Promotionsthema: Wie kann man mithilfe von Machine Learning komplexe, in sich geschlossene Software in kleinere, aufeinander abgestimmte Module (sogenannte Microservices) zerlegen, die dann besser und schneller weiterentwickelt werden können? Bei der Thematik habe ich an meinen jetzigen Doktorvater und H-BRS-Professor Martin Müller gedacht, der zu KI forscht. Wir haben uns fachlich intensiv ausgetauscht und just in dem Moment ist das neue Promotionsrecht ins Rollen gekommen. Für mich haben alle Rahmenbedingungen gestimmt, also habe ich mich für die Promotion an der H-BRS entschieden
| Welche Vorteile bietet Ihnen die Promotion an der H-BRS?
ą An der H-BRS schätze ich das besondere Zusammenspiel aus sehr spezifischer fachlicher Expertise, ausgeprägtem Anwendungsbezug und familiärer Atmosphäre. Ich fühle mich hier rundum gut betreut. Außerdem erlebe ich große Flexibilität: Neben meiner Promotion arbeite ich Vollzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Weil alle Beteiligten an einem Strang ziehen – über das DLR bin ich beispielsweise an meinen Zweitbetreuer, Professor Alexander Popp von der Universität der Bundeswehr München, gekommen – lässt sich die Promotion mit der Arbeit sehr gut vereinen. Mit dieser Konstellation bin ich sehr glücklich.
| Welche Rolle spielt das Promotionskolleg NRW?
ą Das PK NRW verleiht mir am Ende offiziell meinen Doktortitel. Während meiner Promotion absolviere ich dort ein spannendes Qualifizierungsprogramm: Neben Forschungskolloquien gibt es auch Kurse wie „Gute wissenschaftliche Praxis und Ethik“. Im Rahmen dieser Workshops komme ich mit Promovierenden verschiedener Disziplinen aus ganz NRW zusammen. Diesen Austausch hat man nicht überall. Ich finde es sehr bereichernd, mich mit Promovierenden aus anderen Zusammenhängen zu diesen Themen auszutauschen. Das stärkt unser Selbstverständnis als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer demokratischen Gesellschaft.
Beginn eines neuen Zeitalters
Seit 2023 führt die H-BRS über das Promotionskolleg NRW eigenständig Promotionen durch
Seit Herbst 2023 können sich Nachwuchsforschende an forschungsstarken Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in NRW in Promotionsprogramme des Promotionskolleg NRWs (PK NRW) einschreiben, ohne dass es einer Kooperation mit einer Universität bedarf. Das Landesministerium für Kultur und Wissenschaft machte 2022 den Weg frei, indem es dem PK NRW das eigenständige Promotionsrecht verlieh. Damit wird der Forschungsstärke der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften die Anerkennung zuteil, für die besonders die Leitung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg lange gekämpft hat. „Das ist ein ganz besonderer und wichtiger Schritt in der Hochschulgeschichte Nordrhein-Westfalens“, betont Hochschulpräsident Hartmut Ihne. Er engagiert sich seit dessen Gründung im Vorstand des PK NRW auf landespolitischer Ebene für das Thema und wurde im November 2023 in seinem Amt bestätigt.
Starke Forschung aus eigener Hand
Das PK NRW bündelt die Forschungskapazitäten von 21 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in NRW. Forschungsstarke Professorinnen und Professoren der Mitgliedshochschulen dürfen nun eigenständig Promotionen als Erstbetreuende durchführen. Derzeit sind das etwa 300 Hochschullehrende, darunter mehr als 30 von der H-BRS. Hier können sich Promovierende nach dem neuen Promotionsrecht seit Anfang September 2023 einschreiben – ein Meilenstein. Bis Ende 2023 war die Zahl der neu eingeschriebenen Promovierenden zweistellig. „Für unsere jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler reduziert sich dadurch der Abstimmungsbedarf,
der in der Vergangenheit bei den kooperativen Promotionen mit Universitäten vorhanden war“, sagt Professor Rainer Herpers, Direktor des Graduierteninstituts an der H-BRS und Gründungdirektor der Abteilung Informatik und Data Science am PK NRW.
Die H-BRS gewinnt auf ganzer Linie: Das eigenständige Promotionsrecht ist nicht nur für Studierende, wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Professorinnen und Professoren attraktiv, es stärkt auch die Forschungsaktivitäten insgesamt, wie H-BRSPräsident Ihne erklärt: „Man sollte nicht verhehlen, dass es auch eine Frage der Ressourcen ist. Wir haben als promotionsbefähigte Einrichtung jetzt Zugänge zu Forschungsfördertöpfen, die uns bisher verschlossen waren.“
Digitaler Assistent unterstützt sehbehinderte Menschen beim Einkauf: Forschungsprojekt ARGUS
Schnell auf dem Nachhauseweg noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt einkaufen – was für viele zum Alltag gehört, ist für blinde und sehbehinderte Menschen oft eine große Herausforderung. Denn die Lebensmittelläden sind in den seltensten Fällen barrierefrei. Enge Gänge, wöchentlich wechselnde Sonderaktionen und Produkte mit teilweise sehr ähnlichen Verpackungen erschweren die Orientierung. Im schlimmsten Fall führen diese Barrieren dazu, dass von blinden und sehbehinderten Menschen den alltäglichen Lebensmitteleinkauf möglichst meiden. „Einkaufen ist nicht nur ein Punkt auf der To-do-Liste, sondern auch soziale Teilhabe, die wir durch unser Forschungsprojekt stärken wollen“, erklärt Margarita Esau-Held, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Verbraucherinformatik (IVI) und Teil des ARGUS-Projektteams. Mit seiner Ausrichtung auf soziale Teilhabe passt das Projekt genau zum Profil des IVI, dessen Leiter Professor Alexander Boden seit 2023 auch eine Schwerpunktprofessur für wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit an der H-BRS innehat.
Der Mensch im Mittelpunkt
Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei Jahre geförderten Forschungsprojekts ARGUS ist die Entwicklung eines digitalen smarten Agenten, der bei der Navigation im Supermarkt unterstützt und Einkaufsberatung am Produktregal leistet. Für die Anwendung werden eine spezielle, mit einem Mikrodisplay und einer integrierten Kamera ausgestattete Augmented-Reality-Brille sowie ein Sprachassistent auf dem Smartphone passgenau aufeinander abgestimmt.
Im Projekt arbeitet die H-BRS mit der Bonner Petanux GmbH sowie den beiden Start-ups Sonic View und VAGO Solutions zusammen – Letzteres gegründet von den H-BRS-Absolventen Dr. Daryoush Vaziri und David Golchinfar.
Das IVI ist für die wissenschaftliche Begleitung sowie die Entwicklung eines eigenen Moduls zur Produktberatung am Einkaufsregal zuständig. Dabei setzen die Forschenden stark auf den Ansatz von User-centered Design: In Workshops und Beobachtungsstudien mit der Zielgruppe können sie deren Wünsche und Verhalten genau identifizieren. Basierend auf diesen Daten entwickeln sie adäquate Empfehlungen für die Gestaltung des Endprodukts. „Der Ansatz des nutzerzentrierten Designs gewährleistet, dass der Assistent am Ende auch wirklich von der Zielgruppe genutzt wird, weil er genau da unterstützt, wo es für sehbehinderte und blinde Menschen notwendig ist“, erklärt Esau-Held.
Lebensqualität trotz Sehbehinderung dank
ARGUS: Das Lebensmittelregal soll keine Herausforderung mehr sein
Menschliche Perspektive im Mittelpunkt
H-BRS gründet neues Institut für Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme
Erforschung der Mensch-RoboterInteraktion: Aufgabe für Masterstudierende des Studiengangs Autonomous Systems
Forschung zu Künstlicher Intelligenz (KI) ist seit Jahren fester Bestandteil der DNA der H-BRS. Um diese Expertise hochschulübergreifend zu bündeln, folgte im März 2023 der nächste Schritt: Die Gründung des Instituts für Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme (A2S). Das Institut vereint Forschung, Lehre und Transfer und stärkt den interdisziplinären Austausch. „Durch das neue Institut bringen wir nicht nur intern
Forschungsdisziplinen zusammen, sondern können auch nach außen unsere starke KI-Kompetenz besser kommunizieren“, sagt Institutsleiterin Teena Chakkalayil Hassan. Die Professorin übernahm im September 2023 die Leitung von Gründungsdirektor Professor Nico Hochgeschwender, der einem Ruf an die Universität Bremen folgte.
Fokus auf Personalisierbarkeit und Adaptivität
Teena Chakkalayil Hassan ist Expertin für Mensch-Roboter-Interaktion und will dieses Forschungsgebiet am A2S ausbauen.
„Die Erforschung der gesellschaftlichen Akzeptanz von KI-Systemen ist zentral, wenn wir Menschen zukünftig beispielsweise durch Assistenzroboter das Leben erleichtern wollen“, betont sie. „Viele Menschen in Deutschland stehen dem Einsatz von KI kritisch gegenüber. Wir müssen also genau verstehen, welche Hürden sie sehen und was sie brauchen, um nützliche KI-basierte Unterstützungsangebote anzunehmen.“ Ein Ansatz ist, die Systeme stärker zu personalisieren. So müssen sich beispielsweise KI-Algorithmen, die für menschliche Interaktionen programmiert werden, künftig noch dynamischer an die Bedürfnisse der Individuen anpassen, mit denen sie interagieren.
Ein gutes Beispiel ist das im Jahr 2023 beendete Forschungsprojekt MigrAVE: Forschende der H-BRS entwickelten einen Roboter-Lernassistenten für Kinder mit Autismus-Störung. Diese mehrsprachige und kultursensible komplementäre Technologie soll sowohl Therapeutinnen und Therapeuten als auch Eltern unterstützen. „Die in MigrAVE verwendete Software wurde so weiterentwickelt, dass sie sich den Nutzenden
anpasst. Sie wiederholt zum Beispiel die Aufgabenstellung oder ändert die Geschwindigkeit, wenn das für den Lernerfolg hilfreich ist. Auf diesen Ergebnissen wollen wir in neuen Forschungsprojekten aufbauen“, erklärt Hassan. Zu den Forschungsschwerpunkten des A2S zählt die Krankenhauslogistik und KI für Gesundheitswesen und Umgebungswahrnehmung. So arbeiten die Forschenden an intelligenten modularen Plattformen, die besonders sperrige Waren, wie etwa Krankenhausbetten, transportieren und somit Pflegekräfte entlasten können.
Für die Zukunft wünscht sich Institutsleiterin Hassan eine noch stärkere Verankerung in der Region und den Ausbau weiterer Forschungsfelder. Aktuell arbeitet sie mit drei weiteren Professorinnen und Professoren sowie acht wissenschaftlichen Mitarbeitenden am A2S zusammen. Schon jetzt kooperieren die Forschenden intensiv mit regionalen kleinen und mittleren Unternehmen. Seitdem ChatGPT und vergleichbare Anwendungen den gesellschaftlichen Diskurs dominieren, erhält das Institut immer mehr Anfragen. „Wir freuen uns sehr über das große Interesse an unserer Forschung und wollen uns langfristig als starker Partner von Kommunen und Industrie in der Region etablieren. Davon profitieren auch unsere Studierenden und Promovierenden: In spannenden anwendungsbezogenen Projekten können sie ihr theoretisches Wissen umsetzen“, sagt Hassan.
Mehr: ȹ www.h-brs.de/de/ia2s
Prof. Dr. Teena Chakkalayil Hassan
Vor über zehn Jahren kam Teena Chakkalayil Hassan aus dem indischen Kerala für ihr Masterstudium „Autonomous Systems“ an die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Nach dem erfolgreichen Abschluss folgten Stationen am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS sowie an den Universitäten Bamberg (wo sie promoviert wurde), Bielefeld und Bremen. Im März 2023 kehrte Teena Chakkalayil Hassan als Professorin zurück. Im September des Jahres übernahm sie zudem die Leitung des neuen Instituts für Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme. Die Informatikerin forscht schwerpunktmäßig im Bereich „Mathematical Foundations of Autonomous Systems“. „Ich freue mich, wieder in meiner Lieblingsstadt Bonn und an der H-BRS zu sein“, sagt Hassan. Dort, wo sie ein stark forschungsorientiertes Masterprogramm motivierte, in die Wissenschaft zu gehen, möchte sie nun die nachfolgenden Generationen für Wissenschaft und Forschung begeistern. Insbesondere die Förderung von Frauen in ihrem Forschungsbereich ist der Tochter einer Mathematikerin ein Anliegen – in ihrem Heimatland Indien sind Frauen in MINT-Berufen wesentlich stärker vertreten als in Deutschland.
Im Profil
Mehr:
ȹ https://enershelf.de
Die EnerSHelF-Partner
• Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung der Hochschule Bonn-RheinSieg
• Technische Hochschule Köln
• Universität Augsburg
• Reiner Lemoine Institut
• West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use
• University for Development Studies, Ghana
• Kwame Nkrumah University of Science and Technology, Ghana
• SD Dombo University of Business and Integrated Development Studies, Ghana
• WestfalenWIND GmbH
• European Association of Development Research and Training Institutes
Wie Sonnenenergie die Gesundheit fördert
Interdisziplinäres Forschungsprojekt verbessert Energiesicherheit in Ghanas Gesundheitssektor
Von medizinischen Geräten bis zum Fahrstuhl – Krankenhäuser benötigen rund um die Uhr eine stabile Energieversorgung. Kommt es zu Stromausfällen, gefährdet das die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten. Laut WHO haben aber weltweit mehr als eine Milliarde Menschen keinen uneingeschränkten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung – besonders betroffen sind Länder des Globalen Südens, wo es häufig zu Blackouts kommt. Die Professorinnen Stefanie Meilinger und Katja Bender vom Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) erforschen daher im Projekt Energy Self-sufficiency for Health Facilities (EnerSHelF), welches Lösungspotenzial Photovoltaikanlagen an ghanaischen Gesundheitsinstitutionen bieten.
„Das EnerSHelF-Konsortium erforscht den Zusammenhang von Gesundheit und Energie interdisziplinär: Wir vereinen ingenieurwissenschaftliche, meteorologische sowie entwicklungsökonomische Perspektiven“, erklärt Katja Bender, Professorin für Volkswirtschaftslehre. Durch Umfragen ermittelten die Forschenden sowohl den Status quo als auch die Bereitschaft der Krankenhäuser, ihre Energieversorgung durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen zu sichern. Auch politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen wurden untersucht. „Wir haben alle diese Zusammenhänge analysiert, um zu verstehen, wo man ansetzen muss, damit der Wechsel hin zur Versorgung mit sauberer Solarenergie gelingt“, betont Bender.
Aus technischer Perspektive ergeben sich in einem Land wie Ghana besondere Herausforderungen, erklärt Stefanie Meilinger, Professorin für Nachhaltige Technologien: „Damit beim nächsten
Nicht nur Sonnenschein: Damit Photovoltaikanlagen für Energiesicherheit in Ghana sorgen können, müssen auch die Wetterbedingungen berücksichtigt werden
Blackout nicht der Dieselmotor zum Einsatz kommt, müssen wir bei der Umsetzung der PV-Anlagen von Anfang an Speicher mitdenken, um längere Netzausfälle überbrücken zu können.“ Dazu war es nötig, die Wetterbedingungen vor Ort für die Auslegung und Steuerung der Speicher zu berücksichtigen.
Gefördert wurde EnerSHelF vom Bundesministerium für Bildung und Forschung von 2019 bis 2023. Die hohe gesellschaftliche Relevanz des Themas zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Meilinger und Bender ihre Forschungsergebnisse auf der Weltklimakonferenz 2023 COP28 vorstellen durften. „Die Resilienz der Energieversorgung von Krankenhäusern ist weltweit ein Thema. Wir bleiben dran“, sagt Meilinger.
Für eine gerechte, nachhaltige, demokratische Zukunft
Transformation braucht gute Geschichten
Wissen generieren, um das menschliche Überleben zu sichern – dazu leistet die United Nations University (UNU) am Standort Bonn unter Leitung von Professorin Dr. Xiaomeng Shen einen zentralen Beitrag. Mit Hochschulpräsident Hartmut Ihne spricht Xiaomeng Shen über Klimarisiken, Transformation und die Aufgaben der Wissenschaftskommunikation. Zur Sprache kommt außerdem, welche Rolle Studierende und Hochschulen im Transformationsprozess innehaben und welche Chancen jenseits des Wirtschaftswachstums liegen.
| „Knowledge to Transform the World“ lautet das Motto der United Nations University auf der Website. Was verstehen Sie darunter?
ą Prof. Dr. Xiaomeng Shen: Dahinter steckt ein großes Mandat: Die UNU-Charta hält fest, dass wir Wissen für das menschliche Überleben generieren sollen. Diesem Ziel widmen wir uns auf drei Gebieten: Klima, Energie und Umwelt, Frieden und Sicherheit sowie gesellschaftliche Veränderungen und wirtschaftliche Entwicklungen. Unsere 13 UNU-Institute weltweit verfolgen in diesen Themenfeldern jeweils eigene Schwerpunkte. Wir in Bonn forschen zu Klimarisiken und Transformation.
| Können Sie das konkretisieren? Was verstehen Sie unter Transformation und worin genau sehen Sie Ihre Aufgabe?
ą Shen: Ein anschauliches Beispiel ist die von der Bundesregierung finanzierte Internationale Klimaschutzinitiative, an der wir uns mit einem umfangreichen Forschungsprojekt beteiligen. Wir haben fünf sogenannte Stadtlabore in marginalen und informellen
Siedlungen in Argentinien, Brasilien und Mexiko aufgebaut, um herauszufinden, wie wir diese nachhaltiger und klimafreundlicher gestalten können, ohne dabei die Fehler des traditionellen Städtebaus zu wiederholen. Transformation muss von den Menschen getragen und gelebt werden, sie kann nicht von oben herab verordnet werden. In unserem Fall stellen wir häufig fest, dass sich die Einwohnerinnen und Einwohner der marginalen und informellen Siedlungen mit dem Klimawandel und dessen Folgen aufgrund anderer drängender Probleme nicht intensiv auseinandersetzen. An erster Stelle stehen häufig zunächst grundlegende Dinge, wie ausreichend Nahrung für die Familie zu sichern. Wir gehen daher einige Schritte zurück und fragen, was die Menschen benötigen und wie die Politik ihnen helfen kann, es zu bekommen. Erst dann bringen wir die Akteure in den Stadtlaboren zusammen und beschäftigen uns damit, wie sie ihre Siedlungen nachhaltiger und klimafreundlicher gestalten können. Unser Plan ist es, die Erkenntnisse aus den Stadtlaboren überall auf der Welt zu verbreiten.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beschäftigt sich ebenfalls eingehend mit dem Thema Transformation. Wie verstehen Sie den Begriff und was ist Ihnen dabei wichtig, Professor Ihne?
ą Prof. Dr. Hartmut Ihne: Transformation umfasst die gesamte Wirklichkeit. Die Idee dahinter ist, dass wir die Volkswirtschaften angesichts der ökologischen Herausforderungen des Klimawandels transformieren müssen, um sie umweltverträglich zu gestalten.
Bereits 1992 hat die UN-Konferenz von Rio das Nachhaltigkeitsdreieck entwickelt, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfasst. Heute kommt die digitale Transformation hinzu. Durch die Digitalisierung ist ein achter Kontinent entstanden, auf dem wir leben, in dem wir kommunizieren, Geschäfte machen, unsere Identitäten austauschen. Diesen jungen Kontinent müssen wir so gestalten, dass er Nachhaltigkeit fördert und menschenwürdig ist. Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenzudenken, ist eine große Aufgabe. Deswegen bin ich sehr froh, dass wir im Entwicklungsplan der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg das Thema zu einem zentralen Anliegen gemacht haben.
Unter anderem sind alle Studiengänge verpflichtet, sich in diesem Sinne mit Nachhaltigkeitsfragen zu befassen.
| Neben Transformation haben Sie als Arbeitsschwerpunkt Klimarisiken genannt, Frau Shen. In Ihrem aktuellen UNU-Bericht zu den Risiko-Kipppunkten zeigen Sie, wie sich beim Klimawandel alle Faktoren wechselseitig beeinflussen. Von dieser Komplexität fühlen sich viele Menschen überfordert. Wie gelingt es Ihnen, sie dennoch zu erreichen?
ą Shen: Als UN-Universität betreiben wir politikrelevante Forschung. Unser Mandat besagt, dass wir unsere Forschungsergebnisse an die Bevölkerung herantragen müssen. So haben wir für den Bericht zu den Risiko-Kipppunkten einen neuen Ansatz gewählt und versucht, Wissenschaft auch künstlerisch zu vermitteln. Auf diese Weise gelingt es uns, die Menschen direkt emotional anzusprechen: Wer die Bilder im Bericht sieht, wird neugierig. Zusätzlich arbeiten wir mit der Bundeskunsthalle Bonn zusammen, um Wissenschaft im dortigen Studio durch Formate wie Talkshows mit Gästen auch aus der Kunst zu kommunizieren. Und natürlich veröffentlichen wir unsere Forschung auch
auf diversen Social-Media-Kanälen. Uns ist es sehr wichtig, Wissenschaft sowohl rational als auch emotional zu vermitteln. ą
Ihne: Wissenschaftskommunikation ist eine immens wichtige Gemeinschaftsaufgabe, mit der wir bereits in den Schulen oder noch früher beginnen müssen. Das ist natürlich nicht einfach. Denn Wissenschaft ist der radikalste Ort von Rationalität. Aber sie ist auch der einzige Ort, der in der Lage ist, die Wirklichkeit zu entschlüsseln, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen, um zu sehen, wie diese miteinander interagieren und wie man eine Wirklichkeit für die Zukunft vielleicht neu konfigurieren muss. Leider ist Wissenschaft im öffentlichen Raum nicht präsent genug. Forschungsergebnisse und die Forschenden selbst sind zu wenig sichtbar, finden etwa in Nachrichtensendungen zu wenig Platz.
Unsere Aufgabe ist es, Wissenschaft zugänglich zu machen, ohne sie dabei zu trivialisieren.
ą Shen: Ich stimme zu, dass Wissenschaft in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Raum braucht. Vor Kurzem habe ich gelesen, dass die Medien über nicht einmal zehn Prozent aller wissenschaftlichen Erkenntnisse berichten. Meistens sind es naturwissenschaftliche Ergebnisse, gesellschaftliche Forschungen werden kaum vorgestellt. Das ist ein Problem, weil Transformation vor allem einen gesellschaftlichen Wandel voraussetzt.
ą Ihne: Ein gutes Beispiel für die Dominanz der Naturwissenschaften ist die Theorie der ökologischen Kipppunkte, die der Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung entwickelt hat. Dabei geht es um den Moment, in dem Natursysteme „kippen“ und dann nicht mehr kontrollierbar sind. Was in diesen Betrachtungen keine Rolle spielte, waren sozial-ökonomische Kipppunkte. Eine wesentlich vom Natursystem geprägte Perspektive verkennt die Bedeutung sozialer Systeme. Eine fehlgelenkte Umweltpolitik kann dazu führen, dass
die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen ganzer Bevölkerungsgruppen beschädigt werden. Ob dann etwa ein Bürgerkrieg aufgrund von sozialen Ungerechtigkeiten oder aufgrund von ökologischen Folgen ausbricht, das ist für die Betroffenen egal. Inzwischen ist allgemein akzeptiert, dass die Klimadiskussion ganzheitlich geführt werden muss, das ist auch ein Verdienst der Geistes- und Sozialwissenschaften. Letztlich ist es unabdingbar, dass die Menschen eine vernünftige Umweltpolitik mittragen. Leider erleben wir auch das Gegenteil: Die komplexe Nachhaltigkeitsdiskussion führt dazu, dass bestimmte Gruppen nicht mitmachen wollen, wobei die Ablehnung von Umweltpolitik und Mitmachen teilweise politisch motiviert ist.
| Wie kann die Wissenschaft dazu beitragen, bei den Menschen eine Bereitschaft zur Veränderung zu erzeugen?
ą Shen: Zunächst einmal müssen wir uns klarmachen, dass viele Menschen generell Angst vor Veränderung haben. Der erste Schritt ist also, ihnen diese Angst zu nehmen und die Fähigkeit zu fördern, sich eine bessere Zukunft vorstellen zu können. In unserem Bericht zu den Risiko-Kipppunkten
zeigen wir, dass wir alle noch viel tun können. Es ist noch nicht zu spät.
ą Ihne: Was hältst du von dem stärkeren Einsatz von Vorbildern? Wissenschaft ist theoretisch, rational. Auf unserem Gebiet wird sehr viel geredet, es werden Argumente ausgetauscht, Resolutionen aufgestellt, es wird gelesen und dann wieder geredet. In den Diskussionen treffen sich immer dieselben Personen. Aber da draußen leben über acht Milliarden Menschen, die gar nicht an dem Gerede beteiligt sind. Ihr Mitmachen ist für die Transformation aber Voraussetzung. Wir sollten aktivierende Vorbilder entwickeln und einen aktivierenden spielerischen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen schaffen.
ą Shen: Ich stimme vollkommen zu. Wir brauchen unbedingt Vorbilder, mutige Journalistinnen und Journalisten, mutige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihren Geschichten anderen Mut machen. Denn Geschichten zu erzählen, gehört zum Menschsein dazu. Wir leben in einer Zeit der sogenannten „Attention Economy“ – alle konkurrieren um unsere Aufmerksamkeit. Nur sind unsere Aufmerksamkeitskapazitäten begrenzt. Deshalb sollten wir nicht länger Geschichten
über das Weltuntergangsszenario erzählen, sondern Hoffnung machen und zeigen, was alles möglich ist. Dafür brauchen wir Vorbilder.
| Geht es um einzelne Vorbilder oder auch um das große Bild in Form von Utopien?
ą Ihne: Utopien spielen eine große Rolle in den Sozial- und Politikwissenschaften. Sie sind Entwürfe einer möglichen Zukunft, und es ist wichtig, von ihnen zu erzählen. Ich teile die Einschätzung, dass wir viel zu wenig darüber sprechen, was wir geschafft haben. Wenn wir nur 50 oder 100 Jahre zurückblicken, sehen wir sehr deutlich, wie viele soziale und technologische Errungenschaften seitdem unser Leben verbessert haben. Um Menschen zu Veränderung und Transformation zu bewegen, müssen unsere Geschichten auch davon handeln, was wir erreicht haben, und einen positiven Blick in die Zukunft werfen.
ą Shen: Meiner Meinung nach sollten wir uns nicht einmal davor scheuen, von der Werbung zu lernen. Gutes Marketing spricht uns an und geht unter die Haut, sodass wir die beworbenen Produkte kaufen. Auch mit der Wissenschaft wollen wir nah an die Menschen herankommen.
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Sind Studierende ein gutes Bindeglied zur Gesellschaft? Was geben Sie Ihren Studierenden mit, damit sie selbst eine nachhaltige Zukunft gestalten können?
Ihne: Alle Studierenden sind potenzielle „Agents of Change“, junge Menschen, die die Wirklichkeit mitgestalten werden. Aber sie sind nicht nur Mitgestalter der Gesellschaft, sondern sie bringen ihre Fragen und Ideen ein und geben der Wissenschaft damit wichtige neue Impulse. Diese Wechselseitigkeit ist essenziell. Hier an der Hochschule haben wir uns selbst dazu verpflichtet, Studierenden neben fachlichem Wissen auch eine andere Dimension zu eröffnen. Wir führen die Ethikdiskussion mit ihnen, übertragen ihnen Verantwortung und lassen sie am Transformationsprozess teilhaben. Antoine de Saint-Exupéry sagte sinngemäß, wenn du gute Schiffbauer ausbilden möchtest, dann lehre sie die Sehnsucht nach dem Meer. Das ist ein sehr kluges Bild. Denn gute Technik ist wichtig, aber die Sehnsucht nach dem Meer stellt die Sinnfrage. Warum machen wir das alles? Diese Mischung aus pragmatischer Fachlichkeit und idealistischer Moralität ist unser Ziel. Mit unseren Ethikveranstaltungen möchten wir etwas erreichen, was ich als „aktivierende Ethik“ bezeichne.
| Was bedeutet das konkret?
ą Ihne: Darunter verstehe ich die Beschäftigung mit ethischen Fragen, die uns unmittelbar betreffen und zu
Handlungen führen. Dafür haben wir das Zentrum für Ethik und Verantwortung der Hochschule gegründet. In ihrer jüngsten Klausurtagung hat die Hochschulleitung beschlossen, die curricularen Inhalte unserer Studiengänge künftig neu aufzuteilen: 90 Prozent der Inhalte sind fachbezogen, zehn Prozent gelten der Überfachlichkeit. Dort werden Narrative, Selbstbeteiligung und Verantwortungsgefühl entwickelt. Es geht um Fragen wie: Was heißt Demokratie? Wie gefährdet ist Demokratie? Was heißt Freiheit? Was ist Transformation? Sind wir verpflichtet, dabei mitzumachen? Was heißt es, ein freier Bürger oder eine freie Bürgerin in einem Staat zu sein? Ethik ist eine Form
der Selbstverpflichtung des Individuums. Sie spricht mich an, und ich muss lernen, mich und nicht andere zu verpflichten. Das ist der Grundsatz einer gut begründeten Ethik. Jeder von uns muss sich selbst verpflichten, aus Freiheit bestimmte Dinge zu tun und zu lassen. Das alles spielt eine Rolle in der Überfachlichkeit und ich bin sehr glücklich, dass es uns gelungen ist, das hochschulweit zu etablieren.
ą Shen: Wir betreuen in unserem Studiengang „Geografie der Umweltrisiken“ nur 24 bis 25 Studierende. Wer sich für diesen Masterstudiengang entscheidet, ist grundsätzlich idealistisch und widmet zwei Jahre seiner Lebenszeit dem Ziel, die Welt
ein bisschen sicherer zu machen und sie vor Katastrophen zu schützen. Ich gebe unseren Studierenden schon bei der Begrüßung mit, dass es an der UNU nicht nur darum geht, einen Abschluss zu machen, sondern wirklich einen realen Beitrag zu leisten. Wenn sie das erreichen wollen, müssen sie sehr mutig denken, global und „outside the box“.
| Wie gehen Sie auf Politik und Wirtschaft zu?
ą Shen: Als UNU sind wir Teil globaler UNProzesse und der UN-Klimakonferenz (COP). Die SDG (Sustainable Development Goals, Ziele für Nachhaltige Entwicklung) sind durch einen sehr großen partizipativen UNProzess entstanden, zu dessen Erreichung wir wissenschaftlich beitragen. Unsere Arbeit ist kontinuierlich, denn zwischen den eigentlichen Konferenzen werden wir um Input zu bestimmten Fragen gebeten, etwa zur Diskussion rund um Schäden und Verluste oder den Global Goals on Adaptation, also den globalen Zielen zur Klimaanpassung. Auf den Klimakonferenzen selbst organisieren wir Veranstaltungsteile vor Ort, um unser Wissen an Entscheidungsträger heranzutragen. Gleichzeitig hören wir sehr viel zu: Wie die Verhandlungen verlaufen, was die Mitgliedstaaten wollen und welches Wissen ihnen fehlt. Genau dieses Wissen produzieren wir durch unsere Forschung. So funktioniert unsere Politikberatung.
| Haben Sie ein konkretes Beispiel, das Ihre Arbeit illustriert?
ą Shen: Mein Institut war eines der ersten, das sich mit dem Phänomen der Klimamigration auseinandergesetzt hat. Wir haben den Begriff in den Prozess der Weltklimakonferenzen eingebracht, woraus lang anhaltende Implikationen für Wissenschaft und Politik entstanden sind. Durch diesen Begriff werden die Menschen, die aufgrund der Folgen des Klimawandels migrieren müssen, sichtbar. Das ist nur ein Beispiel, das aber ein Bewusstsein für die Menschen und das Problem selbst geschaffen hat.
| Welchen Part übernehmen die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften?
ą Ihne: Um Unternehmen, aber auch große Organisationen aus der Wissenschaft heraus beraten zu können, müssen wir zwei Dinge leisten: Einerseits müssen wir die Interessenslagen der Akteurinnen und Akteure verstehen und in den Beratungskontext inkludieren. Andererseits müssen wir uns daran beteiligen, bestimmte Atmosphären mitaufzubauen. Zum Beispiel entwickeln gewinnorientierte Unternehmen seit einigen Jahren ein gesteigertes Interesse, nachhaltige Produkte herzustellen. Warum ist das so? Weil es über einen längeren Zeitraum eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Notwendigkeit einer Nachhaltigkeitstransformation gegeben hat. Ohne diese Atmosphäre würde die
Transformation nicht gelingen. Dieser Bezug zur „Außenwelt“ ist im Mindset der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verankert. Wir wollen unsere Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
ą Shen: Den Aspekt der Atmosphäre finde ich sehr interessant – es entsteht ein Resonanzraum. Wenn wir in der Wissenschaft nur untereinander reden, dann haben wir einen eingeschränkten Resonanzraum. In der heutigen Zeit brauchen wir aber unbedingt einen möglichst großen Resonanzraum, weil die Aufgabe so gewaltig ist. Das heißt, wir müssen mit der Politik, der Privatwirtschaft, den NGOs und allen anderen reden, damit der Raum so groß wie möglich wird.
| Kommen wir mit einer nachhaltigen Transformation weiter, wenn unser Wirtschaftssystem weiterhin auf Wachstum ausgerichtet bleibt?
ą Shen: Ich durfte kürzlich auf dem Future Cleantech Festival in Remscheid über Innovation sprechen. Da kam mir der Ökonom Ernst Schumacher in den Sinn, der das Buch „Small is Beautiful. A Study of Economics as if People Mattered“ geschrieben hat. Das Buch ist hochaktuell, obwohl es bereits über 50 Jahre alt ist. Oft fokussieren wir uns zu sehr auf Innovation, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen. Die entscheidende Frage lautet doch: Wie können Firmen Innovation so betreiben, dass
sie dem Wohl der Menschheit dienen? Der Gedanke, dass Wirtschaftswachstum der einzige Weg zu einem guten Leben sei, ist stark in unseren Köpfen verankert. Davon sollten wir uns befreien. Was ist denn das gute Leben? Wir Menschen sind Teil der Natur. Wir sehen uns aber außerhalb davon, und diese Wahrnehmung ist ein Problem. Denn wenn wir nicht für das Wohl aller Wesen sorgen, geht die Menschheit unter. Insofern sollte die Fragestellung geändert werden. Statt uns die Frage zu stellen „Ist Wirtschaftswachstum gut oder schlecht?“, sollten wir darüber nachdenken, wie wir leben wollen. Was brauchen wir, um ein gutes Leben zu führen? Das muss nicht unbedingt Wirtschaftswachstum sein. Wobei Wachsen an sich nicht falsch ist. Das Problem ist: Wenn ich etwas nehme, sei es von der Natur oder von anderen Menschen, dann muss ich auch etwas zurückgeben. Ich glaube, das Zurückgeben hat uns die ganze Zeit gefehlt. Wir wissen, dass bestimmte Ressourcen nur begrenzt vorhanden sind, trotzdem verbrauchen wir sie und denken nicht darüber nach, was wir zurückgeben können und müssen.
ą Ihne: Wir dürfen der Natur nicht das nehmen, was sie braucht, um zu sein.
ą Shen: „Sein“ ist ein Schlüsselbegriff. Ich sage immer, wir sind keine „human beings“, sondern „human doings“. Wir erlauben uns nicht einfach zu sein, mal nur zu sitzen. Das müssen wir erst wieder lernen. Dabei ist dieser sogenannte Leerlauf genau der Raum,
in dem Kreativität und Innovation entstehen. Wir denken aber immer, wir müssten mehr machen, mehr bekommen, mehr verdienen, mehr kaufen, mehr konsumieren.
ą Ihne: Zwei kulturelle Prägungen scheinen sich besonders durch hohen Leistungsdruck auszuzeichnen: konfuzianische und protestantische Prägungen. Max Weber hat das in seinem berühmten Buch „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ sehr eindrucksvoll beschrieben. Im Protestantismus entstand eine Ethik des Tuns, des Arbeitswillens, um die Gnade Gottes zu erwirken. Gleichermaßen kennt der Konfuzianismus eine Ethik hoher Leistungsbereitschaft. Kulturen, in denen von den Menschen ein ausgeprägter Leistungswille verlangt wird, sind ökonomische Treiberkulturen auf dem Planeten.
ą Shen: Man sagt, dass in einer gesunden Gesellschaft verschiedene Kulturtypen parallel zueinander existieren sollten. In einer Gesellschaft muss es eine Balance geben, aktuell werden wir jedoch recht einseitig dominiert.
Prof. Dr. Xiaomeng Shen
forscht zu Nachhaltigkeit, Mensch-Natur-Beziehung sowie Risikowahrnehmung und -kommunikation. Seit 2020 ist sie Vizerektorin der Universität der Vereinten Nationen (UNU) in Europa und Direktorin des UNU-Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit in Bonn. Dieses befasst sich mit den Risiken und der Verwundbarkeit der Menschen im Zusammenhang mit Umweltgefahren und globalem Wandel. Mit seiner Forschung will das 2003 gegründete Institut den Zusammenhang von Ursache und Wirkung des Klimawandels besser verständlich machen, um die Menschheit in die Lage zu versetzen, sich künftig vor komplexen Naturgefahren zu schützen. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg berief die promovierte Geografin 2021 als Honorarprofessorin an das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE).
„Sprachlehrveranstaltungen sind lebendige demokratische Orte“
Vom Deutschkurs bis zum Sprachtandem-Programm: Das Sprachenzentrum der H-BRS eröffnet interkulturelle
Räume für ein lebendiges Miteinander. Jeannette Bergmann, seit 2017 Leiterin des Sprachenzentrums, erklärt, warum sich das Sprachenlernen trotz KI-Übersetzungstools lohnt.
Welche Aufgaben erfüllt das Sprachenzentrum an der H-BRS?
Lohnt sich das Erlernen einer Fremdsprache in Zeiten von KI-Übersetzungstools überhaupt noch?
Etwa 75 bis 80 Prozent unserer Arbeit machen die curricular verankerten Sprachlehrveranstaltungen in den verschiedenen Studiengängen aus. Wer sich über das Pflichtprogramm hinaus für das Sprachenlernen begeistert, kann einen unserer zahlreichen Fremdsprachenkurse, etwa Japanisch, belegen oder das Sprachtandem-Programm nutzen. Für internationale Studierende bieten wir studienbegleitende Deutschkurse an, die sehr gut angenommen werden. Auch ein Schreibzentrum und eine Sprechwerkstatt, in denen unter anderem das wissenschaftliche Schreiben und Präsentieren auf Deutsch und Englisch trainiert werden, ist Teil unseres Angebots.
Unbedingt! KI-Übersetzungstools sind zweifelsohne praktisch und werden neben anderen KI-Tools durchaus vorteilhaft beim Sprachenlernen und -lehren eingesetzt. Dennoch ist der Wert des Sprachenlernens ein anderer: Durch die Auseinandersetzung mit Sprache und das Aushandeln von Bedeutung wird gleichberechtigte Kommunikation ermöglicht, die wiederum eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist. Dabei steht nicht das fehlerfreie Beherrschen der Sprache im Vordergrund, sondern vielmehr das Bewusstsein für die Besonderheiten anderer Kulturen und dass ich auf diese eingehen kann.
Sie sprechen von gleichberechtigter Kommunikation. Was geben Sie Studierenden, abgesehen von Fremdsprachenkenntnissen, mit auf den Weg?
Bei uns erwerben Studierende Fähigkeiten, die ihnen nicht nur im Studium, sondern auch in ihrem weiteren Leben zugutekommen. Das Erlernen und Sprechen von Fremdsprachen eröffnet vielfältige Perspektiven auf neue Kultur- und Denkräume. So wird das interkulturelle Verständnis gefördert – ein wichtiges Gut in unserer globalisierten Welt. Sprachlehrveranstaltungen sind kommunikative und lebendige demokratische Orte, hier begegnen sich Menschen mit Respekt und Toleranz.
Perspektivenwechsel: Praxissemester
bereichern Studierende und Unternehmen
Viele Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg absolvieren während ihres Studiums ein Praxissemester in der Wirtschaft. Dabei sammeln sie wichtige Erfahrungen für ihren späteren Berufsweg. Aber auch die Unternehmen profitieren.
„Ich war im Praxissemester bei der Deutschen Telekom im B2B-Segmentmarketing für die größten Geschäftskunden tätig. Mit meinem anwendungsorientierten International-Business-Studium habe ich ein gutes Verständnis für die betrieblichen Abläufe mitgebracht und konnte mich direkt einbringen. So konnte ich ab dem ersten Tag eigenständig an vielen kreativen Projekten mitarbeiten. In den ersten drei Monaten des Praktikums habe ich bereits zahlreiche Flyer, Anzeigen, Banner und andere Produkte gestaltet, die in nationalen und teilweise auch internationalen Werbeaktionen eingesetzt werden. Ich unterstütze den Vertrieb mit Kundenpräsentationen, mit der Organisation und Bewerbung von verkaufsfördernden Webinaren sowie bei der Vorbereitung unseres größten Kundenevents, der Digital X in Köln.“
Patrick Reuber studiert im Bachelor International Business und hat ein Praxissemester bei der Deutschen Telekom AG im B2B-Segmentmarketing absolviert
„Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist für uns einer der wichtigsten strategischen Bildungspartner in der Region Bonn. Von keiner anderen Hochschule in Deutschland haben wir regelmäßig so viele Praktikantinnen und Praktikanten. Auch viele Alumni der H-BRS sind bei uns tätig. Das spricht für die große Qualität der Fachkräfte, die von der Hochschule kommen. Mit ihnen gewinnen wir praxis- und lösungsorientiert denkende Talente, die mit aktuellen Trendthemen, die uns bewegen, bestens vertraut sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit und zu einem Großteil das Verdienst engagierter Professorinnen und Professoren, die aktuelle Wirtschaftsthemen regelmäßig in ihre Lehre integrieren. Auch davon profitieren wir direkt, denn dank ihrer praxisnahen Ausbildung können sich Studierende in ihrem Praxissemester sowie in Praktika oder Studienabschlussarbeiten von Anfang an gewinnbringend bei uns im Unternehmen einbringen.“
Markus Lecke verantwortet bei der Deutschen Telekom AG das Skill-Management und ist Mitglied im Beirat des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der H-BRS
„Mein Praxissemester bei Haribo hat mir viele verschiedene neue Eindrücke geboten. Der Austausch mit den Werksmitarbeitenden, das Begleiten von Vorstellungsgesprächen und Projekten, aber auch das Erstellen und Schreiben von Präsentationen hat mich bereichert. Viele Aufgaben konnte ich selbstständig erledigen und meine Kolleginnen und Kollegen unterstützen. Für ein Unternehmen zu arbeiten, dessen Produkte ich bestens kenne, war besonders interessant. Jetzt kenne ich Haribo nicht nur als Konsumentin, sondern auch aus dem Blickwinkel der Unternehmenswelt, in die ich eintauchen durfte. Die Luft der Arbeitswelt zu schnuppern und die Studieninhalte in der Praxis zu vertiefen und anwenden zu können, ist ein großer Gewinn.“
Franziska Haidt studiert Wirtschaftspsychologie am Campus Rheinbach und hat in ihrem Praxissemester Einblick bei der HARIBO GmbH bekommen
„Das Praxissemester der H-BRS ist für Haribo besonders wertvoll, da es uns die Möglichkeit bietet, frühzeitig talentierte potenzielle Mitarbeitende von morgen kennenzulernen. Wir als Unternehmen profitieren von neuen Ideen, Ansätzen und Erkenntnissen, welche die Praktikantinnen und Praktikanten aus dem Studium an der H-BRS mitbringen. Die Studierenden bekommen gleichzeitig die Chance, theoretisches Wissen praktisch anzuwenden, erste Berufserfahrung zu sammeln und Einblicke in die betrieblichen Abläufe eines internationalen Marktführers zu gewinnen. Zudem konnten wir zuletzt im Rahmen des Practice Days gleich 30 H-BRS-Studierenden einen Einblick in die bunte Haribo-Welt geben.“
Angela Knauber ist Head of Talent Acquisition – Employer Branding bei der HARIBO GmbH
Von der Ukraine bis Afghanistan
Internationale Perspektiven auf Demokratie, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit
Im Ringen um eine gerechte, nachhaltige und demokratische Zukunft steht die Weltgemeinschaft vor großen Herausforderungen. Wie interpretieren internationale Studierende diese Grundsätze? Wie erleben sie die Umsetzung im täglichen (Hochschul-)Leben? Drei internationale Studierende schildern ihre Perspektive.
„Demokratie bedeutet für mich die aktive Mitgestaltung der Gesellschaft“
„Demokratie und Nachhaltigkeit sind an der H-BRS keine Worthülsen, sondern gelebte Werte. Das zeigt sich in Lehrangeboten wie dem Studiengang Nachhaltige Sozialpolitik. Aber die Maximen werden auch praktisch umgesetzt. Das ist mir wichtig, denn Demokratie bedeutet für mich nicht nur Wahlfreiheit, sondern dass ich aktiv mitgestalten kann. So gibt es an der H-BRS Initiativen wie das Studierendenparlament oder das Green Office, die sich für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft einsetzen. Eine internationale Studierendenschaft ist sowohl eine große Bereicherung als auch eine Verpflichtung: Daher fördert die H-BRS als weltoffene Institution Vielfalt und Toleranz und bekämpft Diskriminierung.“
Maryna Yatsola kommt ursprünglich aus der Ukraine. Sie studiert
„Demokratische Werte werden durch die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Studierenden gelebt“
„Gerechtigkeit, Demokratie und Nachhaltigkeit sind Grundlagen einer zukunftsfähigen Gesellschaft, zu deren Gestaltung die H-BRS beiträgt. Nachhaltige Initiativen wie Recyclingprogramme und energieeffiziente Gebäude spiegeln das Umweltbewusstsein der Hochschule wider. Gleichzeitig fördert die Gleichstellungs- und Inklusionspolitik Chancengleichheit und einen fairen Zugang zu Ressourcen. Demokratische Werte werden durch die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Studierenden in Gremien und Ausschüssen gelebt, was für mich ein wichtiger Grundstein von Demokratie ist. Um das Miteinander weiter zu stärken, wünsche ich mir eine intensivere Vernetzung von deutschen und internationalen Studierenden.“
Jawid Shoja kommt ursprünglich aus Afghanistan. Er studiert Biomedical Sciences, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
„Demokratie bedeutet Zusammenhalt“
„Nachhaltigkeit ist für mich eng mit erneuerbaren Energien verbunden. Bei der Gewinnung von Energie darf niemand in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir sollten auf Technologien setzen, die weder die Umwelt verschmutzen noch die Gesundheit gefährden. Vielmehr müssen wir gemeinsam daran arbeiten, eine nachhaltige Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen die gleichen Chancen haben und niemand benachteiligt wird. Hierfür ist Demokratie entscheidend, denn Demokratie bedeutet Zusammenhalt. Gerade in Zeiten des Rechtsrucks ist die Verteidigung demokratischer Werte wichtig. Es ist gut, dass die H-BRS sich aktiv mit diesen Themen auseinandersetzt: In den Studienfächern und der Hochschulpolitik werden Nachhaltigkeit und Demokratie gelebt und diskutiert.“
Mike Stein kommt ursprünglich aus Luxemburg. Er studiert Nachhaltige Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
Social Media ist… nicht an allem schuld
Das Narrativ, dass Social Media an allen gesellschaftlichen Missständen schuld sei, greift zu kurz. Natürlich gibt es Korrelationen zwischen Social-Media-Nutzung und bestimmten politischen Einstellungen, die besorgniserregend sind. Doch ob es uns gefällt oder nicht: Angesichts des Überangebots an Informationen haben klassische Nachrichtenmedien heute oft das Nachsehen. Für junge Menschen sind Instagram, TikTok und Co. wichtige Informationsmedien. Das ist nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine große Chance, diese Altersgruppe niedrigschwellig zu erreichen. Diese Möglichkeit darf nicht den Extremen überlassen werden. Demokratische Kräfte müssen auch neue Plattformen nutzen, dort präsent sein und ihre Inhalte kommunizieren. So können soziale Medien einen echten Mehrwert für eine plurale Demokratie darstellen.
KI ist … eine riesige Chance
KI per se ist kein Problem, sondern eine Chance. Die eigentliche Problematik liegt in ihrer mangelnden Transparenz. Denn für die meisten von uns ist KI eine Blackbox. Wir wissen zwar, dass sie funktioniert, können aber nicht nachvollziehen, wie ihre Antworten zustande kommen. Deshalb brauchen wir eine breite KI-Offensive, die Wissen und Kompetenzen vermittelt: Wieso spuckt ChatGPT dieses oder jenes Ergebnis aus? Welche bestehenden Vorurteile können durch die Antworten von KI-Chatbots noch verstärkt werden? Um Ergebnisse richtig einschätzen zu können, müssen wir die zugrunde liegenden Prozesse verstehen. Als Hochschule ist es unsere Aufgabe, die junge Generation zu einer kritischen Begutachtung neuer Entwicklungen zu befähigen und KI-Tools strategisch klug zu nutzen. Dann bietet uns KI wertvolle Möglichkeiten, die Zukunft von Arbeit und Bildung zu gestalten. Als Impulsgeber und Lernassistenten können KI-Tools, die transparent und allen zugänglich sind, Wissen demokratisieren und zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen.
Derya Gür-Şeker ist seit Oktober 2023 Professorin für Kommunikation und Gesellschaft an der H-BRS. Schwerpunkte der Diskursforscherin und Medienwissenschaftlerin sind Social-Media-Kommunikation und -Marketing, Diskurse zum Thema Migration sowie kulturwissenschaftliche Zugänge zu Künstlicher Intelligenz.
leben
Von nachhaltigem Handeln und partizipativen Entscheidungen
Inmitten lokaler und globaler Herausforderungen haben wir uns als Hochschule 2023 intensiv damit befasst, unseren Beitrag für eine gerechte, nachhaltige und demokratische Zukunft zu leisten. Wir haben innovative Programme etabliert, die sowohl die Vielfalt unserer Mitarbeitenden und unserer Studierendenschaft widerspiegeln als auch eine inklusive Arbeitsund Lernkultur fördern. Die Umgestaltung der Bibliotheken in Sankt Augustin und Rheinbach sind gute Beispiele dafür.
Indem wir Wissen nicht nur schaffen und vermitteln, sondern es auch in die Praxis umsetzen, gestalten wir auch aktiv eine nachhaltige Zukunft: so beim Wiederaufbau unseres Campus in Rheinbach mit energetischen Konzepten und einem Überflutungsschutz oder bei der Umgestaltung unserer Flächen in Sankt Augustin.
Mit der Nachhaltigkeitsstrategie hat sich die Hochschule zudem dazu verpflichtet, Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre, Transfer, Digitalisierung sowie Governance und Campus zu integrieren. Wir bieten fünf Nachhaltigkeitsstudiengänge in den Ingenieurwissenschaften, bei Chemie und
Materialien sowie in der Sozialpolitik an. Das begleitende „Studium Verantwortung“ ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit. Schwerpunktprofessuren und Forschungsprojekte decken verschiedene Nachhaltigkeitsthemen ab, darunter grüner Wasserstoff, nachhaltige Mobilität und Biodiversität. Wir fördern den Wissensaustausch mit Wirtschaft und Gemeinden sowie den Technologietransfer.
Demokratie und partizipative Entscheidungsfindung sind Eckpfeiler unserer Hochschulkultur. Daher haben wir neue Kommunikationsformate entwickelt, um Beschäftigte ebenso wie Studierende aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. Hieran werden wir künftig weiterarbeiten müssen. Denn das Ziel ist es, ein breites Verständnis für die Hochschulpolitik zu schaffen sowie durch Transparenz und faktenbasierte Kommunikation das Vertrauen in unsere Institution zu stärken.
Wir blicken mit Stolz auf das Erreichte zurück und haben ehrgeizige Ziele für die Zukunft, die auf Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie einzahlen. In diesem Sinne freuen wir uns darauf, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.
Angela Fischer, Kanzlerin
Für starkes Personal: PeP@H-BRS
Literarische Begegnungen
Zusammen über Lieblingsbücher philo- sophieren und gemeinsam in die Welt der Literatur eintauchen – das ist die Idee des neuen Veranstaltungsformats „Lite- raturklatsch“. Seit November 2023 stellt das Bibliotheksteam monatlich Lieblings- bücher zu ausgewählten Themen vor und lädt alle Interessierten ein, auch ihre Lieblingstitel mitzubringen und davon zu erzählen. Der zwanglose Austausch über literarische Themen und Lieblingsbücher steht dabei im Vordergrund, Literatur- klatsch eben.
Auch die Reihe „Zu Gast auf dem Sofa“ führte 2023 zu spannenden Begeg- nungen. Zwölf Lesungen – darunter von prominenten Autorinnen und Autoren wie Hanns-Josef Ortheil, Ronja von Rönne, Adriana Altaras und Ulrich Schnabel – lockten zahlreiche Besucherinnen und Besucher an die H-BRS.
Wie kann die Anwerbung und Weiterentwicklung von Professorinnen und Professoren an der H-BRS bestmöglich unterstützt werden? Was brauchen Postdocs auf dem Weg zur Professur? Für Antworten auf diese Fragen startete 2023 an der H-BRS das Projekt „Zukunftsweisende Personalgewinnung und -entwicklung für professorales Personal an der H-BRS“ (PeP@H-BRS), das im Rahmen des Bund-Länder-Programms „FH-Personal“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) in Nordrhein-Westfalen gefördert wird. ȹ www.h-brs.de/de/vp2/pep
Kinderuni „Weltwerkstatt“
Entdecken, Mitmachen und Ausprobieren – das sind die Zutaten der Kinderuni an der H-BRS. „Wir wollen komplexe Forschungsthemen alltagsnah und kindgerecht vermitteln und so das Interesse wecken, den Dingen auf den Grund zu gehen“, sagt Projektleiterin Caroline Jahn. Von September bis März waren Schulkinder zwischen acht und zwölf Jahren schon zum neunten Mal eingeladen, gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der H-BRS „Neues aus der Weltwerkstatt“ zu entdecken. Egal ob „Starke Filme machen – das Geheimnis des Erzählens“ oder „Dem Kaffeerösten auf der Spur“ – bei den Veranstaltungen war für jeden etwas dabei. Die Kinder gingen nicht nur auf Entdeckung im Fernseh- und Videostudio oder Kaffee-Labor, sondern konnten sich am Beispiel Kenias, dem Heimatland ihrer Referentin, auch mit der Bedeutung von Bildung für die Armutsbekämpfung beschäftigen.
Wieder Fair Trade University
Der Erfolg des H-BRS-Engagements für Nachhaltigkeit und fairen Handel zeigte sich 2023 in der Rezertifizierung als Fair Trade University durch Fairtrade Deutschland für zwei weitere Jahre. Für die Auszeichnung wird unter anderem ein kritischer Blick auf die Campusgastronomie geworfen oder es werden Aktionen und Informationsveranstaltungen zu fairem Handel bewertet. Mit ihrem Campusgarten punktete die H-BRS zusätzlich und erhielt den vom Förderverein für den Artenschutz, Umweltschutz und Naturschutz (FAUNA) ausgeschriebenen Umweltpreis für Sankt Augustin. „Wir wurden für unsere Initiative ausgezeichnet, Studierenden die Bedeutung eines Gartens für Mikroklima, Biodiversität und Gesundheit zu vermitteln“, sagt Martina Grein, Projektleiterin am Zentrum für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL) der H-BRS. So gibt es während der jährlichen Woche der Nachhaltigkeit
Vorträge und Führungen für Mitarbeitende und Studierende im Campusgarten. Diese besondere Woche wird von der Stadt Sankt Augustin in Kooperation mit der H-BRS organisiert und bietet ein umfangreiches Programm zu den Themen Ökologie, Klimawandel, Diversität und soziale Nachhaltigkeit.
Normalität kehrt nach Rheinbach zurück
Neu gestaltete Bibliothek und Cafeteria wieder geöffnet
Im Sommer 2021 war der Campus Rheinbach der Hochschule von der Flutkatastrophe betroffen, es gab erhebliche Schäden. Sämtliche Keller waren vollgelaufen und mussten von Grund auf saniert werden. Seit geraumer Zeit ist die Sanierung der Gebäude E und F nun abgeschlossen, und auch die Seminar- und Büroräume in den Gebäuden G und teilweise A können schon wieder genutzt werden. Die Planungen für den weiteren Wiederaufbau der Gebäude A, B und C setzt die Hochschule mit einem Generalplaner um – sie laufen auf Hochtouren. Parallel arbeitet die H-BRS an einem Überflutungsschutzkonzept, um zukünftig besser auf Starkregenereignisse vorbereitet zu sein.
Ein wahrer Lichtblick für ein normales Campusleben in Rheinbach ist die Eröffnung der neu gestalteten Hochschul- und Kreisbibliothek
Bonn-Rhein-Sieg im Januar 2024. Auch die Cafeteria am Campus Rheinbach ist seit Frühjahr 2024 wieder geöffnet – ein wichtiger Treffpunkt für Studierende und Lehrende, nicht nur, um gemeinsam zu essen, sondern auch, um sich auszutauschen. „Die Hochschule hofft, im Jahr 2025/26 wieder im Normalbetrieb zu sein“, sagt Ute Schmitz, Dezernentin für Facility Management, Bauen und Sicherheit.
Der Blick richtet sich nach vorn
Parallel dazu arbeitet die Hochschule an ihrer Zukunft am Standort Sankt Augustin: Das Land NRW genehmigte das Raumprogramm für ein Learning Center mit den Schwerpunkten Digitalisierung der Lehre sowie einem Instituts- und Forschungsgebäude zur fachbereichsübergreifenden Nutzung und stellte entsprechende Finanzmittel zur Verfügung. Auf dem bereits erworbenen Nachbargrundstück, dem ehemaligen Sportplatz des Rhein-Sieg-Gymnasiums, sollen Lehr- und Forschungsflächen in einem Umfang von knapp 6.000 Quadratmetern errichtet werden.
Erklärtes Ziel der Baumaßnahme ist die Förderung der Digitalen Transformation. Deshalb reiste im November 2023 eine Delegation der H-BRS in die Niederlande, um sich innovative Hochschulbauten anzusehen und Inspiration für die eigene Planung zu gewinnen. An der vom Hochschulverband Digitalisierung finanzierten Reise nach Delft, Utrecht, Wageningen und Rotterdam nahmen sowohl Studierende als auch Beschäftigte aus Lehre, Forschung und Verwaltung teil. „Bei allen innovativen Ideen wollen wir immer die Praxis im Blick behalten. Das ist eine erste wichtige Erkenntnis aus den Gesprächen. So sind etwa verstellbare Tische eine gute Idee für den Wechsel zwischen Frontalunterricht und Gruppenphase. Im Alltag sind jedoch normale Tische in Kombination mit Drehstühlen viel praktischer“, sagt Professor Marco Winzker, Vizepräsident Studium, Lehre und Digitalisierung der H-BRS.
Individuelle Beratung, lange Öffnungszeiten, attraktive Lernumgebung: die neu gestaltete Hochschulund Kreisbibliothek am Campus Rheinbach
Wiedersehen für morgen
Alumni-Arbeit unterstützt den zukunftsorientierten Weg der H-BRS
Es war das erste Treffen von Alumni des Studiengangs Naturwissenschaftliche Forensik. „Wir wollten einerseits den Absolventinnen und Absolventen der ersten Stunde Gelegenheit zum Wiedersehen geben, und sie andererseits mit uns und untereinander stärker vernetzen“, erzählt Studiengangsleiter Professor Richard Jäger, zugleich Dekan des Fachbereichs Angewandte Naturwissenschaften.
Studiengänge feiern Jubiläum
Der Jahrgang, der sich Anfang Juli 2023 am Campus Rheinbach traf, hatte vor 15 Jahren den damals ganz neuen Bachelorstudiengang begonnen. „Für uns war das AlumniTreffen also auch eine Art Erfolgsprüfung“, so Jäger. „Der Fachbereich ging damals das Wagnis ein, einen Studiengang einzurichten, der sowohl für den kriminalistischen Bereich als auch für die Industrie qualifiziert.“ Das Alumni-Treffen, organisiert vom Alumni-Büro der Hochschule, bestätigte das Konzept auf ganzer Linie: Einige der angereisten Absolventinnen und Absolventen waren in die Industrie gegangen, andere hatten einen Masterstudiengang angeschlossen, drei Personen wählten den Polizeidienst. „Inzwischen haben wir den Studiengang weiter verbessert, aber die Idee ging schon beim ersten Jahrgang auf“, freut sich Jäger. Eine wichtige Erkenntnis für den Fachbereich, der nach dem Wiederaufbau des Campus ein größeres Treffen plant. „Dann werden wir auch Studierende dazu einladen, damit sie den bunten Strauß der Berufsmöglichkeiten sehen. Und vielleicht können wir ja sogar einmal jemanden aus dem Kreis der Ehemaligen für die Lehre gewinnen?“
Wiedersehen am Campus Rheinbach: Alumni kehren an ihren Studienort zurück
Fünf Jahre älter als die Forensische Naturwissenschaft ist der Masterstudiengang Biomedical Sciences, dessen Jubiläum im September 2023 ebenfalls mit einem Alumni-Treffen gefeiert wurde. Für den etablierten Studiengang gibt es Jahr für Jahr zehnmal so viele Bewerbungen, wie Plätze vergeben werden können. Erstmals nach 20 Jahren trafen sich die Absolventinnen und Absolventen zum Austausch und Netzwerken am Campus Rheinbach, eingeladen von Studiengangsleiter Professor Harald Illges und dem Alumni-Büro der Hochschule. „Wir haben übergreifende Jahrgänge eingeladen. Für alle war es besonders interessant zu sehen, wie breit das berufliche Spektrum ist, in dem unsere Absolventinnen und Absolventen heute arbeiten“, so Illges. „Statistisch geht etwa die Hälfte nach dem Abschluss in die Industrie, die andere Hälfte an Forschungsinstitute für eine Promotion und danach zu einem Großteil in die forschende Industrie.“ Das Interesse am Alumni-Treffen war so groß, dass es in größerem Umfang wiederholt werden soll, sobald der Campus Rheinbach vollständig wiederaufgebaut ist. „Wir hoffen, die Kontakte der H-BRS in die Industrie und Forschung auch auf diese Weise zu stärken.“
Alumni-Workshop in Tansania
Ein Highlight der Alumni-Aktivitäten 2023 war der erste Workshop für Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs Social Protection am Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung. Dank der Förderung durch ein AlumniProgramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) konnte das Treffen in Tansania stattfinden. „In dem 2015 ins Leben gerufenen englischsprachigen Masterstudiengang bilden wir nationale und internationale Führungskräfte überwiegend aus der Region Subsahara-Afrika aus“, erläutert Abdelrahman Fatoum, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich. „Wir zählen bis heute über 100 Graduierte, die auf der ganzen Welt in Schlüsselpositionen arbeiten, bei internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen, der Internationalen Arbeitsorganisation ILO oder der Weltbank, in Ministerien wie in lokalen Kommunen.“
Im Verlauf des Reakkreditierungsverfahrens des Studiengangs wurde in einer Umfrage unter Alumni deutlich, dass sie internationale fachbezogene Seminare und Fortbildungen als wichtigen Beitrag zur besseren Vernetzung und zukünftigen internationalen Entwicklungszusammenarbeit betrachten. „Das haben wir jetzt proaktiv mit dem ersten Alumni-Treffen in die Wege geleitet“, so Fatoum.
Der im August 2023 in Daressalam durchgeführte Workshop mit dem Titel „Advancing Social Protection in Sub-Saharan Africa – Smart Solutions for the Insurance Sector Developed by
H-BRS Alumni“ wird im Herbst 2024 eine Entsprechung haben, wenn die Teilnehmenden nach Deutschland eingeladen werden. „Das bedeutet auch, dass manche Gäste zum ersten Mal die Hochschule besuchen, an der sie graduiert wurden“, betont Fatoum. Ein ganzer Jahrgang hatte sich im Studium während der Coronapandemie nur virtuell kennengelernt und miteinander gearbeitet. Für die nachhaltige Vernetzung und Bindung zu Deutschland war bereits das erste Präsenztreffen in Tansania von besonderer Bedeutung. Mit Erfolg bewarb sich der Fachbereich zudem um eine erneute Förderung durch den DAAD bis 2026. Das nächste Treffen werde in Ghana im Sommer 2024 stattfinden, so Fatoum. „Wir arbeiten strategisch und wollen den Workshop in verschiedenen Regionen mit bewährten Partnerinstitutio nen zu einer Veranstaltungsreihe zur Sozialen Sicherung ausbauen.“
Auch eine Reihe anderer Alumni-Veranstaltungen prägte das Jahr 2023 – so zum Beispiel ein Besuch im Innovation Center des Logistik-Riesen DHL mit H-BRS-Alumna Dr. Christina Pakusch zu Zukunftstrends in der Logistikbranche.
Treffen in der Metropole Daressalam: Alumni schätzen das internationale fachbezogene Seminar
„Was ist mein Beitrag?“
Vanessa Marín hat 2011 an der H-BRS ein duales Studium Business Administration abgeschlossen. Seit 2014 ist die Alumna beim Unternehmen DHL Group tätig und trägt als Head of Project Steering & Methodology viel Verantwortung.
| Frau Marín, wenn Sie heute an Ihr Studium an der H-BRS zurückdenken – mit welchen Zielen sind Sie gestartet und wie hat Ihnen die Hochschule dabei geholfen, sie zu erreichen?
ą Ich wollte in die Wirtschaft, dort Verantwortung übernehmen und etwas bewirken. In meinem dualen Studium Business Administration traf ich an der H-BRS auf sehr engagierte Lehrende, die für ihre Fächer brannten – ob im Bereich Recht oder Handel. Sie haben mich auf meinem Weg motiviert und gestärkt. Außerdem wurde ich recht bald im Programme for Excellence am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften gefördert, wo ich zum Beispiel gelernt habe, meine Präsentationskompetenz zu verbessern. Auch den sehr prägenden Aufenthalt in Changsha, China, habe ich meinem Auslandsstudien- und Praxissemester an der H-BRS zu verdanken.
| Wie kam es zu dem Praxissemester in China und wie hat es Sie geprägt?
ą Die Verbindung kam dank einer noch sehr jungen Kooperation zwischen der H-BRS und der Hunan-Universität zustande. Die Auslandssemester in der Millionenmetropole haben Weichen für spätere Entscheidungen gestellt – wie mein Masterstudium in Logistik in Singapur am Auslandscampus der TU München. Meine Sprachkenntnisse aus dieser Zeit nutzen mir bei meiner aktuellen Aufgabe bei der DHL Group vor allem im Umgang mit den internationalen Teams.
| Welche Erfahrungen konnten Sie im Studium außerdem machen?
ą Mein Ausbildungsbetrieb im dualen Studium war die heutige GIZ, eine staatliche Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. Dort habe ich zunächst gelernt, wie ein Unternehmen intern funktioniert. Ich habe aber vor allem von Anfang an die Erfahrung gemacht, mit unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten. Außerdem lernte ich, mich zu disziplinieren. Unter der Woche lief die Ausbildung, samstags war Hochschule, sonntags habe ich gelernt. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete ich neben dem Studium in Teilzeit bei meinem Ausbildungsbetrieb.
| Wie ging es nach dem Studium für Sie weiter?
ą Nach meinen Anfängen im öffentlichen Dienst hatte ich nach meinem Masterstudium Lust auf einen Perspektivenwechsel. In der freien Wirtschaft habe ich nach einer Position gesucht, in der ich Entscheidungen treffen und positiv Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen nehmen kann. Bei der DHL habe ich ein Umfeld gefunden, das die Vielfalt fördert, die ich im Studium zu schätzen gelernt habe. Wichtig sind mir auch die ambitionierten GoGreen-Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens. Ich selbst arbeite als Projektleiterin in einem der größten Projekte der DHL – der Umstellung des Finanzsystems in den 320 Länderorganisationen der DHL. Ich bin dafür zuständig, die internen und externen Projektteams zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass wir nach derselben Methodik stetig auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten. Die angestrebte einheitliche Finanzberichterstattung trägt auch dazu bei, dass der CO²Fußabdruck des ganzen Unternehmens zukünftig besser darstellbar wird.
| Was empfehlen Sie jungen Studierenden heute für die Karriere?
ą Nicht die angestrebte Position ist wichtig, sondern der Fokus auf das, was man bewirken möchte. Sich Gedanken zu machen: Was ist mein Beitrag? Ich empfehle, auf dem Weg dahin für vieles offen und mutig zu sein, ganz andere Arbeitsbereiche auszuprobieren und das eigene Vorhaben immer zu hinterfragen.
Mehr zum Programme for Excellence:
ȹ www.h-brs.de/pfe
Vom Ende eines logistischen Dinosauriers
Die digitale Transformation der Hochschulverwaltung nimmt Fahrt auf
„Wir sprechen von digitaler Transformation, nicht nur von der Digitalisierung gewohnter Arbeitsabläufe.“ Die Unterscheidung, die Dr. Thomas Richter betont, ist an der H-BRS grundlegend und wegweisend: Es geht um die Arbeitsprozesse selbst, die sich verändern, und das wird an der H-BRS mitgedacht. Thomas Richter ist im Dezernat für Hochschulplanung, Organisation und Controlling der H-BRS der Koordinator für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und des E-Government-Gesetzes (EGovG.NRW). Mit diesen beiden Gesetzen treiben Deutschland und NRW die von der Europäischen Kommission für alle Nationalstaaten beschlossene Digitalisierung der Verwaltung voran. An der H-BRS gilt: „Wir müssen insgesamt das Arbeiten umdenken, weshalb wir die digitale Transformation hochschulintern transparent vermitteln und im Rahmen aller Projekte abteilungsübergreifend vertrauensvoll zusammenarbeiten.“
Information und Mitsprache
Transparenz wird an der H-BRS als eine der zentralen Aufgaben behandelt, denn digitale Transformation erzeuge bei Mitarbeitenden auch Ängste, so Richter. 2023 konnte sein Kollege Rainer Ofer den Aufbau des Informationsportal Digitale Transformation (IDT) abschließen. Seit Jahresende kommt das Portal für die interne Kommunikation von Digitalisierungsprojekten zum Einsatz. „Damit informieren wir unsere gesamte Belegschaft über Digitalisierungsvorhaben in der Verwaltung“, sagt Richter. „Künftig wollen wir hierüber auch Mitsprachemöglichkeiten schaffen.“
Die e-Akte ist die Zukunft. „Aber die elektronische Aktenführung ist auch das dickste Brett, das wir auf dem Tisch liegen haben“, erzählt der Koordinator. 2023 kam die H-BRS hier einen großen Schritt voran. Mit Unterstützung des Dezernats für Finanzen und Einkauf und des Instituts für IT-Service wurde für das künftige digitale Dokumentenmanagement der H-BRS die passende Software beschafft und installiert. Auf dieser Basis werden in den nächsten Jahren die elektronischen Akten in der Studierenden-, Drittmittel- und Personalverwaltung implementiert. Die digitale Transformation betrifft nahezu jede Organisationseinheit der H-BRS, die mit Lehre oder Verwaltung zu tun hat – ob im Bereich Studium, Prüfungen, Personal, Ausschreibungen, Drittmittelbeschaffung, Finanzen oder Verträge.
„Wir haben 2023 außerdem einen logistischen Dinosaurier abgeschafft“, freut sich Richter. Bisher mussten viele Dokumente mehrfach ausgedruckt, händisch unterschrieben, wieder eingescannt und an die nächste Person zur Unterschrift weiterversendet werden – ein Zeit und Papier vernichtender Vorgang. „Jetzt bekommen wir das Dokument als PDF, unterschreiben es elektronisch auf einem wesentlich höheren Sicherheitslevel, als wir das analog je konnten, und können mit dieser Schlüsseltechnologie zukünftig auch Dienstreiseabrechnungen oder Umlaufmappen vollständig digital organisieren – ein guter Schritt in Richtung papierlose Verwaltung.“ Nicht zuletzt konnte 2023 eine Software etabliert werden, die kollaboratives Arbeiten innerhalb der Hochschulverwaltung unterstützt, und eine weitere zur Durchführung von Online-Hochschulwahlen.
„Wir haben viel vor!“
Von der digitalen Transformation wird auch die Personalabteilung profitieren – aber das ist bei Weitem nicht die einzige Neuerung. Drei Fragen an Elke Kitzelmann, seit Winter 2023 neue Dezernentin der H-BRS für Personal
| Auf welche Aufgaben freuen Sie sich?
ą Meine Abteilung und ich freuen uns zunächst auf ein sehr effizientes System, mit dem wir unsere Standardprozesse digital organisieren können. Aber wir wollen uns in jeder Hinsicht für die Herausforderung der Zukunft richtig gut aufstellen. Ein Stichwort ist der Fachkräftemangel. Auch wir als Hochschule erhalten weniger Bewerbungen. Wir stellen das Recruiting neu auf, um neue Mitarbeitende effektiver auf uns aufmerksam zu machen und für uns zu gewinnen. Für die Personalentwicklung erarbeiten wir erstmals strategisch Konzepte, darunter solche zur Einarbeitung und Integration, also für das sogenannte Onboarding, und wir präsentieren uns als attraktive Arbeitgeberin H-BRS am Markt.
| Was konnten Sie 2023 umsetzen oder anstoßen?
ą Mein erstes Highlight 2023 war unsere erstmalige Teilnahme als Arbeitgeberin am seit vielen Jahren etablierten Unternehmenstag unserer eigenen Hochschule. Die Personalabteilung bot Interviewtrainings für Vorstellungsgespräche an und präsentierte das Projekt „Gesunde Hochschule“ – das
sind unsere gesundheitsfördernden Maßnahmen. Wir hatten großen Zulauf. Grundsätzlich wollen wir beste und moderne Rahmenbedingungen für unsere Führungskräfte und das gesamte Personal schaffen. Das betrifft etwa das mobile Arbeiten, die Jahresarbeitszeit oder das Thema Sabbatical – zu Letzterem gibt es seit 2023 eine Dienstvereinbarung.
| Welche Wirkung erhoffen Sie sich von den Neuerungen?
ą Ich denke, dass wir uns als Hochschule insgesamt stärken, wenn wir das komplette Personal der H-BRS empowern. Ich setze dabei auf die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und der eigenen Kompetenzen sowie auf die H-BRS als lernende Organisation. Erster Schritt war 2023 die Vorbereitung einer Umfrage in der Verwaltung, durch die wir mehr über unterstützende und belastende Faktoren am Arbeitsplatz erfahren wollen. Dieses Projekt rollt gerade an und wird 2024 umgesetzt.
„Diversität ist Realität“
Vom „Respekt!-Tag“ bis zur Sonderkommission: Die H-BRS macht sich für Vielfalt stark
Workshops rund um kulturelle Vielfalt, Vorträge zu Neurodiversität, Rassismus und Klimagerechtigkeit, ein Infostand zu interreligiösem Dialog, ein Queer Poetry Slam – all das sind Zutaten des Tags der Diversität, organisiert von der Initiative „Respekt! Zeit für Vielfalt, Zeit für Nachhaltigkeit“. Der Tag der Diversität hatte 2023 erstmals den Charakter einer Tagung und soll künftig in dieser Form fortgeführt werden. „Wir laden alle Hochschulangehörigen dazu ein, die vielen unterschiedlichen Aspekte von Diversität und Nachhaltigkeit zu erleben und Bewusstsein für die Vielfalt in der Hochschulcommunity zu schaffen“, sagt Sarah Friedrichs, Leiterin des Diversitätsmanagements der H-BRS und seit 2023 Präsidialbeauftragte für Antidiskriminierung und Anti-Rassismus.
Diversität bezeichnet die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Menschen hinsichtlich ihrer Merkmale und Hintergründe, wie ethnische Herkunft, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, Religion und kulturelle Identität. Sie umfasst die Anerkennung und Wertschätzung dieser Unterschiede sowie die Förderung einer integrativen Umgebung, in der alle Menschen gleiche
Chancen und Respekt erfahren. Da Vielfalt und Chancengerechtigkeit schon immer zum Selbstverständnis der H-BRS gehören, gibt es das ganze Jahr über zahlreiche Angebote für alle Hochschulangehörigen. Sarah Friedrichs freut sich über die steigende Aufmerksamkeit für das Thema. „An der H-BRS bieten wir den Studierenden schließlich nicht nur eine fachliche Ausbildung, sondern leisten auch einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung“, berichtet sie. Die Studierenden würden durch die Diversitätsangebote auf das Leben vorbereitet, denn „Diversität ist Realität“. Auch im Sinne gesellschaftlicher Verantwortung ist die Diversitätsarbeit der H-BRS nicht wegzudenken. „Diversität ist wichtig für Demokratiewahrung und ein Teil von sozialer Nachhaltigkeit“, betont Friedrichs.
Sonderkommission Antidiskriminierung
Die Hochschule richtete im Juni 2023 die „Sonderkommission Antidiskriminierung“ ein mit dem Ziel, den aktuellen Stand von Diskriminierungsvorwürfen zu untersuchen und Vorschläge zur Verbesserung des Diversitätssystems zu erarbeiten. Mit Einrichtung der Kommission macht das Präsidium deutlich, dass Diskriminierung keinen Platz an der Hochschule haben darf. Zu den 14 Mitgliedern zählen neben Sarah Friedrichs Personen aus verschiedenen Bereichen der Hochschule inklusive der Studierendenschaft sowie ein externer Experte für Rassismuskritik, Professor Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum. Den Vorsitz hat Professor Jürgen Bode, Vizepräsident Internationalisierung und Diversität an der H-BRS.
Präsidialbeauftragte für
Antidiskriminierung und AntiRassismus
Seit Sommer 2023 hat Sarah Friedrichs zusätzlich zur Leitung des Diversitätsmanagements an der Hochschule das neu eingerichtete Amt der Präsidialbeauftragten für Antidiskriminierung und AntiRassismus inne. In der neuen Verantwortung sieht die studierte Ethnologin eine Chance: „Das Amt ermöglicht es mir, an der Gestaltung der Hochschule als diskriminierungsfreiem Raum maßgeblich mitzuwirken, und es zeigt das Bekenntnis der H-BRS zu diesem wichtigen Thema.“ Zu ihren Aufgaben gehören die Stärkung der Diversitäts- und Antidiskriminierungsarbeit sowie die Entwicklung eines Prozesses zum verbesserten Umgang mit Diskriminierungsvorwürfen. Die Präsidialbeauftragte ist im Austausch mit Präsidium, Gremien und gesetzlichen Beauftragten. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Antidiskriminierungsmaßnahmen der Hochschule ständig zu optimieren.
Peer Space Inklusiv
Der Peer Space Inklusiv ist ein Alleinstellungsmerkmal der H-BRS: „Unsere Inklusionsaktivitäten gehen weit über gesetzliche Vorgaben hinaus. In diesem Kontext ist auch Neurodiversität für uns ein überaus relevantes Themenfeld“, erklärt Sarah Friedrichs. Die H-BRS sieht sie dabei als Vorreiterin unter den Hochschulen. Studienanfängerinnen und -anfänger mit chronischer Erkrankung oder Behinderung können beispielsweise bereits bei der Einschreibung angeben, ob und welche Unterstützung sie benötigen. „Uns ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Studierenden zu achten und Impulse aufzunehmen“, betont Friedrichs. So wurde mit dem Peer Space Inklusiv der studentische Wunsch nach einem geschützten Raum zum Austausch für Studierende mit Behinderungen, chronischen oder psychischen Erkrankungen verwirklicht. Zudem gibt es einen weiteren Peer Space Autismus, das sich an autistische Studierende richtet. Die Treffen finden hybrid statt, um allen eine Teilnahme zu ermöglichen.
Esther Hummel
setzt als Filmredakteurin in der Stabsstelle Kommunikation und Marketing auf eine lebendige Kommunikation hochschulrelevanter Themen
„Die Medienwelt wandelt sich rasant, Videosnippets und Filme sind als Kommunikationsformate – insbesondere in den Sozialen Medien – nicht mehr wegzudenken. Wir als Hochschule müssen mitziehen, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen. Um weiterhin attraktiv für Studierende und Fachkräfte zu sein, setzen wir seit Längerem auf qualitativ hochwertige Videoproduktionen. Videos ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg für Interessierte und erzielen eine große Reichweite. Unser Portfolio ist vielfältig: Vom Imagefilm des Instituts für Gen-Analytik über den Hochschulentwicklungsplan in bewegten Bildern bis hin zum Kinospot für Studieninteressierte ist alles dabei. Bei allen Produktionen steht die Authentizität im Mittelpunkt. Vom Studenten bis zur Professorin sind alle handelnden Personen Hochschulangehörige, die mit Herzblut bei der Sache sind und eigene kreative Ideen einbringen. Das ist mir sehr wichtig, denn nur so können wir ein realitätsgetreues Bild unserer Hochschule transportieren: Wir sind eine bunte, lebendige Hochschule, an der Menschen aus sehr unterschiedlichen Kontexten zusammenkommen und miteinander forschen, lehren und studieren.“
Unterhaltsamer Einstieg
Erstsemesterbegrüßung mit neuem Konzept
Hat ein offenes Ohr für die Studierenden:
Hochschulpräsident
Hartmut Ihne begrüßt die Erstsemester
Erwartungsvolle Freude in vielen neuen Gesichtern, ein letztes aufgeregtes Tuscheln – so sah es am 25. September 2023 wenige Sekunden vor Beginn der Erstsemesterbegrüßung im Audimax am Campus Sankt Augustin aus. Doch die Veranstaltung war nicht nur für die angehenden Erstsemester eine Premiere. Für den Auftakt des Wintersemesters hatte die Stabsstelle Kommunikation und Marketing der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein neues Konzept entwickelt, um die neu eingeschriebenen Studierenden willkommen zu heißen. Sie erwartete eine bunte Mischung aus Aktionen, Vorführungen, Talkrunden und Infoständen.
Informativ und abwechslungsreich
Hochschulpräsident Hartmut Ihne ermunterte die neuen Studierenden zur Weltoffenheit sowie zur Mitgestaltung einer nachhaltigen und menschenwürdigen Zukunft, einem zentralen Anliegen der H-BRS. Partizipation an Entscheidungsprozessen innerhalb der Hochschule – dieses Anliegen der H-BRS prägte das weitere Programm. Moderiert von Doktorandin Patrycja Muc, erhielten die neuen Studierenden Einblick in die Aktivitäten des AStA sowie des Studierendenparlaments und erfuhren, was es mit Diversitätsmanagement und interaktiver Lehre auf sich hat.
In einem Markt der Möglichkeiten konnten sie ganz nach eigenem Interesse weitere Initiativen erkunden: Die Angebote reichten vom „Finance Club“ über die digitale Spieleentwicklungs-Gruppe „GameDev-Team“ bis zum studentischen Motorsportteam. Der bunte Trubel bot die perfekte Gelegenheit, die Fach schaften und Mitstudie renden in unbeschwer ter Atmosphäre kennenzulernen.
b-it-bots sind zum zweiten Mal Weltmeister
Das RoboCup@Work-Team der Studierenden holt 2023 den Weltmeistertitel beim RoboCup im französischen Bordeaux
Der RoboCup ist ein weltweiter Robotik-Wettbewerb, der jedes Jahr in mehreren Disziplinen ausgetragen wird: Beim RoboCup@Work geht es um industrielle Anwendungen, bei denen Roboter unmittelbar mit Menschen zusammenarbeiten. Im Wettbewerb erhalten die Roboter einen Transportauftrag. Dieser definiert innerhalb einer Arena die Standorte von Objekten wie Schrauben oder Werkzeugen und den Ort, an den sie transportiert werden sollen. Die Wettkampfarena ist ein Raum mit niedrigen Seitenwänden und Markierungen auf dem Boden, in dem sich die Roboter selbstständig orientieren und ihre Arbeit erledigen. „In einem Wettbewerb hat der Roboter nur eine einzige Chance, die Aufgabe zu erfüllen“, betont Santosh Thoduka, Teammitglied der b-it-bots. „Wenn er mit einer Wand kollidiert oder die Software in einer Schleife stecken bleibt, kann er es nicht noch einmal versuchen, ohne viele Strafpunkte zu erhalten.“ Daher besteht eine der wichtigsten Herausforderungen für das Team darin, die Software so zu entwickeln, dass der Roboter immer in der Lage ist, sich von Fehlern selbst zu erholen. „2023 mussten wir für neue Objekte wie Inbusschlüssel oder Motoren eine Lösung finden. Wir konnten uns durch Anpassungen am Design des Greifers einen Vorteil erarbeiten und schnitten im Vergleich zu den anderen Teams beim Erkennen und Greifen dieser neuen Objekte am besten ab“, sagt er voller Stolz.
Nach dem Titel ist vor dem nächsten Wettbewerb
Das b-it-bots-Team setzt sich vor allem aus Studierenden des Masterstudiengangs Autonomous Systems zusammen, sodass sich das Team ständig ändert, wenn Studierende ihren Abschluss machen und neue Mitglieder hinzukommen. Die Mitarbeit eröffnet den Studierenden die interessante Möglichkeit, ihr in den Kursen erworbenes Wissen auf ein Robotersystem anzuwenden, das eine reale Aufgabe zu lösen hat. Daher nimmt das b-it-botsTeam seit mehr als 15 Jahren am RoboCup teil. 2019 gewannen die H-BRS-Studierenden zum ersten Mal die Weltmeisterschaft für RoboCup@Work in Sydney. „Die Teilnahme und der Sieg 2023 waren etwas ganz Besonderes, weil wir über anderthalb Jahre hart daran gearbeitet haben“, freut sich Santosh. „Der erste Platz auf dem Podium fühlt sich sehr gut an und motiviert uns alle, wiederzukommen und den neuen Teammitgliedern bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb in diesem Jahr zu helfen.“
Das Team b-it-bots@Work 2023 (hintere Reihe von links nach rechts): Kevin Patel, Vivek Mannava, Gokul Chenchani, Santosh Thoduka, Shubham Shinde, (vorne von links nach rechts): Vamsi Kalagaturu und Ravisankar Selvaraju
Nachhaltigkeit – angepackt und auf den Weg gebracht
Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der H-BRS ist ein Jahr nach Beschluss in vollem Gange
„In der Nachhaltigkeitsstrategie bekennen wir uns als Hochschule zu einem gemeinsamen reflexiven Nachhaltigkeitsprozess. Ziel ist, die zentralen Hebel und Potenziale in der Nachhaltigkeit für unsere Hochschule weiter zu identifizieren und das gemeinsame Handeln danach auszurichten“, berichtet Stephanie Lorek, die erste Nachhaltigkeitsmanagerin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Lorek trat im Sommer 2023 an, um die Umsetzung der ein Jahr zuvor verabschiedeten Strategie für Nachhaltigkeit an der Hochschule im Schulterschluss mit der Vizepräsidentin Transfer, Innovation und Nachhaltigkeit, Professorin Michaela Wirtz, zu koordinieren. Flankiert wird die Strategieumsetzung durch die Projektmanagerin für Nachhaltigkeitskommunikation, Angelika Fiedler.
Auftakt des Strategieteams Nachhaltigkeit
Frühzeitig holte Lorek Expertinnen und Experten der H-BRS für die Vorbereitungsarbeit ins Boot. Gemeinsam entwickeln sie nun einen Umsetzungsplan, der die verschiedenen Handlungsfelder wie Forschung, Lehre, Transfer, Infrastruktur, Governance, Campusleben und Digitalisierung abdeckt. „Das ist der Beginn des Prozesses, in den wir nach und nach die gesamte Hochschulgemeinschaft einbinden“, so Vizepräsidentin Wirtz. „Über das Netzwerk für Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanagement an Hochschulen in NRW findet darüber hinaus ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch statt, ebenso wie mit den Nachhaltigkeitsstellen von Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen sowie innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen“, erläutert
Das Strategieteam Nachhaltigkeit: Stephanie Lorek, Michaela Wirtz und Angelika Fiedler (v. l. n. r.)
sich beispielsweise in den Nachhaltigkeitsstudiengängen, der Weiterentwicklung des „Studiums Verantwortung“, neuen Transferformaten und darin, dass Nachhaltigkeitsaspekte bei der Umgestaltung des Campus in Sankt Augustin sowie beim Wiederaufbau in Rheinbach berücksichtigt werden.
Professuren mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit
Zur strategischen Ausrichtung auf Nachhaltigkeit gehört die Stärkung des Engagements der Lehrenden. Zum Wintersemester 2023 richtete die H-BRS im Förderprojekt PeP@H-BRS daher vier Schwerpunktprofessuren ein: „Technische Nachhaltigkeit“, „Wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit“, „Nachhaltige Sozialpolitik“ und „Soziale Nachhaltigkeit und Campusgarten: Von Studierenden angeregt, geht es hier um die Sensibilisierung für nachhaltiges Ernährungs- und Einkaufsverhalten
Lorek. Erste Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstrategie zeigen
Gender“. Jede Schwerpunktprofessur läuft fünf Jahre und ist mit einer Reduktion von Lehraufgaben verbunden. „Sie schafft Freiraum für Forschung und die Betreuung von Promovierenden“, sagt Professor Remi Maier-Rigaud, Vizepräsident Forschung und Wissenschaftlicher Nachwuchs sowie Projektleiter PeP@H-BRS.
Auch das 2021 eingerichtete Instrument der Transferprofessur, mit dem sich Dozierende für bis zu drei Jahre dem Transfer von Wissen in Wirtschaft und Öffentlichkeit widmen können, wurde 2023 für Nachhaltigkeitsthemen eingesetzt, betont Vizepräsidentin Wirtz. „Da ist vieles im Aufbruch, zum Beispiel engagiert sich einer unserer Transferprofessoren aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation im seit 2023 entstehenden Forschungszentrum und Recyclingpark Grüne Mine.“
Öffentliche Ringvorlesung
Was innerhalb der Hochschule angeschoben wird, wirkt nach außen: Mit ihrem Engagement in der Nachhaltigkeitsallianz für angewandte Wissenschaften NRW übernahm die H-BRS die Organisation der öffentlichen Ringvorlesung GEMEINSAM NACHHALTIG, die 2023 unter Beteiligung mehrerer Hochschulen das erste Mal in Präsenz an unterschiedlichen Standorten und zugleich als Online-Event stattfand. „Die Vorlesung startete mit einem Doppeltermin an der H-BRS – gemeinsam mit der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen – und adressierte aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln die Herausforderungen und Chancen der Transformation in eine nachhaltigere Lebensweise“, so Wirtz. Die beachtliche Bandbreite der Themen reichte von Textil- und Bekleidungswirtschaft über Raumfahrt, Energieversorgung, Klimawandel und soziale Nachhaltigkeit bis hin zum Bauen in der Zukunft. 2024 wird das erfolgreiche Format weitergeführt.
Von der nachhaltigen
Idee zum Unternehmen
„Die Bedeutung von Social Entrepreneurship und das Interesse an sozialen Themen wächst bei den Studierenden stetig“, erzählt Kerstin Schickendanz, Dozentin für Entrepreneurship, vom Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand (CENTIM) der H-BRS. Sie organisierte im Sommer 2023 in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn die Start-up Summer School mit dem Fokus auf nachhaltigem Unternehmertum. „Wie kann man zum Beispiel soziale Probleme lösen und gleichzeitig finanziell autark und erfolgreich sein? Das haben Studierende mit ihren Geschäftsideen in der Summer School erarbeitet.“ In einem fünftägigen Programm durchliefen die 27 Teilnehmenden einen Gründungsprozess im Schnelldurchlauf – von der Idee über die Marktanalyse bis hin zum Pitch. Für Schickendanz eine Stärkung des Nachwuchses: „Mit dem Workshop erweitert sich ihr Handlungsspielraum, wie sie bestimmte Probleme angehen können. Nicht jede oder jeder wird ein Start-up gründen, aber die Fähigkeiten, die sie bei uns lernen, können sie auch im Beruf oder in einem Verein anwenden.“
Labor auf dem Dach: Forschende messen Temperatur, Niederschlag und Globalstrahlung, um Einflüsse des Wetters auf die Energieerzeugung durch Erneuerbare Energien zu analysieren und zu bewerten
450 Kinderwünsche für ein glückliches Weihnachtsfest
Ein Weihnachtsbaum, der Wünsche erfüllt? Genau das macht die H-BRS mit ihrer Wunschbaumaktion möglich
Für viele von uns gehören Geschenke zu Weihnachten einfach dazu, insbesondere für Kinder ist die Weihnachtszeit erfüllt von erwartungsvoller Vorfreude. „Leider ist dies nicht in allen Familien eine Selbstverständlichkeit, oftmals stellen auch kleine Geschenke eine finanzielle Belastung dar“, sagt Esther Hummel, die Organisatorin der Aktion Wunschbaum. Daher stellte die Hochschule gleich zwei Bäume auf – in Sankt Augustin zum insgesamt dritten Mal in Zusammenarbeit mit der Stadt sowie der Sankt Augustiner Tafel, und auch in Rheinbach ragte ein Wunschbaum in die Höhe. Zum 1. Dezember schmückten dann die Karten mit den Wünschen der Kinder die Äste. Studierende, Beschäftigte der Hochschule und andere Bürgerinnen und Bürger machten sich auf den Weg, um diese Wünsche wahr werden zu lassen. Der etwas ungewöhnliche Weihnachtsschmuck zeigte: Die wahre Magie von Weihnachten besteht darin, anderen etwas Gutes zu tun.
Esther Hummel ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Schenkenden: „Es ist großartig, dass sich so viele Menschen als Weihnachtsengel engagiert haben. Bei der Geschenkeausgabe konnten wir sehen, wie sehr sich die Kinder freuen.“ Hochschulpräsident Hartmut Ihne betont das soziale Miteinander der Aktion: „Wir, denen es finanziell gut geht, sollten regelmäßig den Blick auf diejenigen richten, die unsere Unterstützung benötigen. Und beim Schenken profitieren alle, weil es Schenkende und Beschenkte gleichermaßen glücklich macht.“ Dank des Engagements aller Spenderinnen und Spender wurden Wünsche von über 450 Kindern erfüllt: Bücher, Malsachen, ein Basketball, Schminkutensilien und, zumindest für ein paar Momente, auch Frieden. Ludger Banken, Bürgermeister der Stadt Rheinbach, wo geflüchtete Kinder beschenkt wurden, blickt über den Moment hinaus: „Mit der Geschenkaktion zeigen wir den Kindern und ihren Eltern, dass sie hier willkommen sind.“
kooperieren
Demokratie in Zeiten der Transformation stärken
Als weltoffene Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind wir davon überzeugt, dass wir soziale Nachhaltigkeit mit Fairness, Respekt und Vielfalt schaffen können und so ein konstruktives Arbeitsklima und ein gelingendes Miteinander erzeugen. Damit tragen wir zu einer demokratischen Zukunft bei.
Wir beabsichtigen ein neues An-Institut zur Demokratieforschung mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gründen – für eine gerechte, nachhaltige Zukunft. Die dort erarbeiteten Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Demokratie in Zeiten der Transformation zu stärken. Dabei geht es um die Frage, wie wir die Demokratie in Krisen oder konjunkturell schwierigen Phasen und in Strukturwandelgebieten leistungsfähiger machen können, damit sie nicht unterwandert werden kann. Wie stärken wir politische Teilhabe, Bürgerrechte, Wahlsysteme oder auch die Regierungsgewalt, sodass unsere Demokratie intakt bleibt und Herausforderungen aller Art meistert?
Demokratieforschung, disziplinübergreifend und anwendungsorientiert, kann wichtige Impulse für die Politikberatung geben, insbesondere im Prozess des epochalen Wandels, in dem wir uns befinden. Sie kann Grundlagen schaffen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, um das Vertrauen in die Demokratie zu bewahren.
Das liberale Demokratiemodell, die Freiheit in der Wissenschaft und die vielfältige Wirtschaft Deutschlands ziehen viele internationale Studierende an. In unserem neuen Projekt „H-BRS Bridge to Success“ (B2S) begleiten wir unsere internationalen Talente in den deutschen Arbeitsmarkt. Die H-BRS begegnet damit aktiv dem Fachkräftemangel im Land und in der Region. Eine Sonderkommission Antidiskriminierung im Verbund mit Sarah Friedrichs, der neu berufenen Präsidialbeauftragten für Antidiskriminierung und Anti-Rassismus, bereitet Empfehlungen vor, die für die Willkommenskultur der Hochschule bedeutsam sind. Experten sind sich einig: Wir brauchen mehr internationale Fachkräfte, die gerne bei uns arbeiten. Die H-BRS leistet dazu ihren Beitrag.
Prof. Dr. Michaela Wirtz, Vizepräsidentin Transfer, Innovation und Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Jürgen Bode, Vizepräsident Internationalisierung und Diversität
Auf Hackathons die Lösung finden
Die Herausforderung: den Fachkräftemangel in Klimaberufen abwenden, um an dieser Stelle die Transformation in eine nachhaltige Zukunft zu sichern. An digitalen Lösungsansätzen dazu arbeiteten sechs Teams im Mai 2023 beim GreenBonn Hackathon, ausgerichtet vom DIGITALHUB.DE, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Universität Bonn gemeinsam mit dem Praxispartner Stadtwerke Bonn. Das Gewinnerteam überzeugte mit der digitalen Plattform „Zukunftshelden“. Sie bietet individuelle Einstiegsmöglichkeiten in die Welt der Klimaberufe. Nach dem erfolgreichen Auftakt veranstalteten die Partner im November 2023 gleich einen weiteren Hackathon zur Cyber Security. Innerhalb von 40 Stunden stellten die Teams ihre Vorschläge für den Praxispartner KPMG auf, der Probleme der IT-Sicherheit in den Fokus des Wettbewerbs rückte. Das internationale Team „Lighthouse“ überzeugte mit einem Crowd-basierten Frühwarnsystem für Angriffe und ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Die Gewinnerteams der Hackathons erhielten ein Preisgeld von je 3.000 Euro.
TARR für den Strukturwandel
Das Rheinische Braunkohlerevier ist mit einer Fläche von 2.500 Quadratkilometern etwa dreimal so groß wie Berlin. Durch den Kohleausstieg ist ein tiefgreifender Strukturwandel in Gang, den sechs Hochschulen für Angewandte Wissenschaften begleiten. Dafür gründete die H-BRS gemeinsam mit der FH Aachen, der HS Niederrhein, der RFH Köln, der Katholischen Hochschule NRW und der TH Köln bereits 2021 die Transferallianz für das Rheinische Revier, kurz TARR. Die Vorarbeiten von 2022 und 2023 mündeten nun in ein Abkommen, das alle Hochschulen 2024 ratifizierten. Das Netzwerk wird sich eng mit Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und der Gesellschaft austauschen, um den Wissenschaftstransfer zu gewährleisten und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. „Die Strukturwandelregion wird von den regionalen Netzwerken der beteiligten Hochschulen und dem gebündelten Know-how dieser Gemeinschaft stark profitieren“, sagt H-BRS-Vizepräsidentin Michaela Wirtz, Co-Sprecherin der TARR.
Practice Day bei der Telekom
Raus aus dem Hörsaal, rein in die Praxis – dank der Partnerschaft mit der Deutschen Telekom erhielten BWL-Bachelorstudierende der H-RBS im Mai 2023 Einblicke in die Bonner Zentrale des Weltkonzerns. Wie tickt der Telekommunikationsriese, wenn es um Chancen und Grenzen Künstlicher Intelligenz geht? Wie wird die neue Technologie strategisch genutzt und in das Geschäft der Deutschen Telekom eingebunden?
Diese Fragen beantwortete Friederike Michaelis, Corporate Strategy Managerin für KI. Es folgten Workshop und Gedankenaustausch zu „Future Skills“ für den Beruf, also darüber, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten aus ökonomischer und ethischer Sicht an Relevanz gewinnen werden. Zum Abschluss besuchten die Studierenden des Schwerpunktfachs B2B-Marketing die T-Gallery, in der über 200 Anwendungsbeispiele die Diskussion anregten, wie die Digitalisierung Menschen und Unternehmen sinnvoll unterstützen kann.
„Unglaublich viel Freiheit“
Auf der Stipendienfeier 2023 erhielten genau 100 Studierende der H-RBS ein Deutschlandstipendium – 17 mehr als im Vorjahr. Die monatliche Förderung von 300 Euro wird je zur Hälfte vom Bund und von privaten Trägern finanziert. „Das Deutschlandstipendium gibt mir finanzielle Sicherheit und unglaublich viel Freiheit. So kann ich mich auf mein Studium konzentrieren und nebenbei sogar ehrenamtlich tätig sein“, sagt Stipendiatin Klara Golubovic. Die Beziehungen zur Hochschule und ihren Studierenden ist auch für die Unternehmen von Nutzen. „Unsere Förderung unterstützt individuelle Potenziale und ermöglicht es uns, talentierte Fachkräfte zu entdecken“, sagt Stephanie Kniesel vom Softwareentwickler SER Group. Neben der Ließem-Stiftung und der WiCAM Stiftung gehört SER zu den drei Premiumpartnern der H-BRS – gemeinsam stellen sie 39 Stipendien zur Verfügung. Insgesamt engagierten sich 36 Unternehmen im Bildungsfonds der Hochschule.
Hack your School
Schülerinnen entwickeln Ideen zur Verbesserung ihres Schulalltags
Lasst uns mal machen: Schülerinnen tüfteln an technischen Lösungen
Wäre der Schulhof sauberer, wenn es Wertstoffsammelbehälter gäbe, die kontrollieren, wer etwas hineinwirft? Und wenn die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit einem Punkteguthaben bei der Schul-Cafeteria belohnt würden, wenn sie Müll sammeln? Mit diesen Fragen beschäftigten sich 40 Mädchen aus neun weiterführenden Schulen bei den „Hackdays“ an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die Veranstaltung im Oktober 2023 war Teil des Projekts „Lasst uns mal machen! – Kreative Ideen für die Zukunft planen – entwickeln – realisieren“ des Rhein-Sieg-Kreises in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle der Hochschule. Es ging darum, mit einem spielerischen Ansatz Mädchen dafür zu begeistern, an konkreten technischen Problemen zu tüfteln.
„Mädchen sind für das Thema Technik offener, wenn man es interdisziplinär mit anderen Themen wie zum Beispiel Kommunikation oder Nachhaltigkeit verknüpft“, sagt Gesche Neusel von der Gleichstellungsstelle der H-BRS, die das Projekt an die Hochschule geholt und betreut hat. „Dann wird Technik als notwendiges Mittel zum Zweck gesehen und von Mädchen begeistert aufgenommen.“ Zum Beispiel bei der Ideenfindung für den Wasserspender „Blubba“, der Musik spielt und damit die Wartezeit beim Befüllen von Trinkflaschen verkürzt.
Programmieren im Baukastensystem
Wie das technisch funktionieren kann, sollten die Schülerinnen direkt ausprobieren: mithilfe eines Baukastens aus elektronischen Teilen, die miteinander kombiniert und auch programmiert werden mussten. Ausgebildete Coaches aus dem Projekt „Make Your School“ der Organisation „Wissenschaft im Dialog“ unterstützten dabei, sodass die jungen Entwicklerinnen am Ende der Veranstaltung funktionierende Prototypen vorführen konnten.
Dass die meisten von ihnen vorher noch nie einen Computer programmiert hatten, stellte kein Hindernis dar. „Ich finde es faszinierend, wie viele Informationen in einem einzigen Code enthalten sind“, sagt zum Beispiel Schülerin Yannika, die mit ihrer Gruppe den musizierenden Wasserspender entwarf.
Ob sich die Mädchen nach ihrer Schulzeit für ein Studium in einem der MINT-Fächer oder einen technischen Beruf entscheiden, steht noch in den Sternen. „Darauf kommt es nicht an“, erklärt Gesche Neusel, „sondern darauf, dass sie die Chance bekommen, sich mit technischen und naturwissenschaftlichen Themen zu beschäftigen und einen Zugang dazu zu erhalten.
Auf dieser Basis können die Mädchen dann eine fundierte Entscheidung treffen.“
Technik als Erlebnis
Großes Interesse an der „Nacht der Technik“
Einen Neandertaler zum Lächeln bringen – das geht dank Computertechnik, die die Mimik eines Menschen Punkt für Punkt abtastet und auf das Gesicht einer virtuellen Figur überträgt. Der Neandertaler-Avatar war nur eine Attraktion bei der dritten „Nacht der Technik“ am 20. Oktober. Als eine von insgesamt 49 Partnerinnen und Partnern in der Region präsentierte die H-BRS unter dem Motto „Technik sehen, verstehen, erleben“ Besucherinnen und Besuchern, was ihre Labore, Institute und Studios zu bieten haben. Professorinnen und Professoren sowie Studierende erklärten aktuelle Forschungsprojekte und luden die Gäste zum Mitmachen ein.
Die Hochschule überzeugte mit ihrer großen Vielfalt technischer Anwendungen: „Wir hatten von allem etwas“, sagt Maschinenbau-Professorin und Dekanin Iris Groß, die die Veranstaltung hochschulseitig organisierte. Im Fachbereich Informatik zum Beispiel demonstrierte das studentische Robotik-Team b-it bots, Weltmeister beim RoboCup 2023, wie gut es maschinelle Helfer im Griff hat. Ihren selbst entwickelten vollelektrischen Rennwagen führten die Studierenden des Formula-Student-Teams im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation vor. Das Modell einer Smart Factory war im Automatisierungstechnik-Labor aufgebaut. Hier konnten die Gäste anschaulich erfahren, wie der Weg einer Bestellung im Webshop bis zur individuellen Produktion und Auslieferung verläuft. Im Werkstoffkunde-Labor gab es das Geheimnis der Härte mittelalterlicher Schwerter zu entdecken. Und um automatisierte Grenzkontrollsysteme und Fingerabdruckscanner ging es im Biometrie-Evaluations-Zentrum.
Großer Andrang im Game Studio
„Die Kolleginnen und Kollegen waren überwältigt von dem großen Interesse“, erzählt Iris Groß. „Sie beantworteten den ganzen Abend lang Fragen und blieben teilweise bis ein Uhr nachts in der Hochschule.“ Lange Besucherschlangen bildeten sich vor dem Game Studio. Hier traf man nicht nur auf den virtuellen Neandertaler, sondern konnte auch neue Hardware oder einen nostalgischen Videospiel-Automaten ausprobieren.
Mit „Honu“ führte die H-BRS ein hauseigenes 3D Adventure Game vor, in dem die Spielerinnen und Spieler Bekanntschaft mit einer mystischen Insel machen. Gestaltet und programmiert wurde es von dem 13-köpfigen GameDev-Team am Institut für Visual Computing. Die anschaulichen ComputerAnwendungen zogen besonders Familien mit Kindern an. „Das freut uns sehr“, sagt Iris Groß, „denn die sind schließlich unsere Zukunft.“
Mehr:
ȹ https://nacht-der-technik.de/bonn-rhein-sieg
Auf Tuchfühlung mit jungen Gästen: Der kleine Roboter kommt gut an
Partner mit Potenzial
Strategische Partnerschaften weltweit und Austausch mit Balkanländern
Sechs Partnerhochschulen hatten sich in einem Vorverfahren als geeignet erwiesen: Welche das größte Potenzial haben, soll sich im DAAD-geförderten Projekt Take-Off4Internationalisation (TOFI) erweisen. Dazu stellt das Programm für die Jahre 2023 und 2024 Mittel für gegenseitige Besuche und Sondierungsgespräche bereit. Am Ende des Prozesses sollen hochschulübergreifende strategische Partnerschaften entstehen, „in denen die Internationalisierung sowohl Lehre und Forschung als auch die Verwaltung durchdringt“, sagt JaninaDomenica Wörmann, die das Projekt im International Office koordiniert.
Zum Aufbau dieser engen Beziehungen gab es 2023 diverse Begegnungen: Delegationen der H-BRS besuchten die German Jordanian University (GJU) in Jordanien und die University of Cape Coast (UCC) in Ghana. Außerdem waren Rektoren und Vize-Rektoren der GJU, der UCC und des Institute of Finance Management (IFM) aus Tansania zu Gast in Sankt Augustin. Zudem empfingen Kolleginnen und Kollegen aller Fachbereiche ihre TOFI-Partner an der H-BRS zu Gesprächen und gemeinsam geplanten Lehrveranstaltungen. Forschende der H-BRS statteten außerdem der Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet (NTNU) in Norwegen einen Besuch ab, um die Zusammenarbeit in den angewandten Naturwissenschaften zu vertiefen.
Für alle Partner gilt, dass es bereits eine Zusammenarbeit mit der H-BRS gibt. Diese soll nun breiter aufgestellt werden, also zum Beispiel mehr Fachbereiche umfassen oder stärker in die Tiefe gehen, etwa bei der gemeinsamen Betreuung von Promotionen oder der Entwicklung von Joint-Master-Programmen. Nach der Evaluation der Sondierungsgespräche, sagt Janina-Domenica Wörmann, „werden wir dann mit zwei bis drei Hochschulen in diesen Prozess einsteigen“.
Fokus-Region Westbalkan
Ein weiterer Baustein im Internationalisierungskonzept der Hochschule ist das Projekt Westbalkan. Mit dieser Fokus-Region bestehen langjährige Partnerschaften und für den Austausch von Lehrenden und Studierenden stehen viele Erasmus-Fördermittel zur Verfügung. Die University of Montenegro und das Kolegji Heimerer im Kosovo zählen unter anderem zu den Partnern, ebenso seit Dezember 2023 die University of Prishtina im Kosovo. „Auch wenn für unsere Studierenden die Region bisher noch nicht im Fokus steht, bin ich mir sicher, dass sie hier profitieren und gut betreut werden – sei es bei ihrem Auslands- oder Praxissemester“, sagt Janina-Domenica Wörmann.
„Um auf hohem Niveau zu forschen, braucht man den
Austausch”
Robert Grüter, Professor für Logistik und Supply Chain Management, über seine Delegationsreise nach Jordanien
| Welche konkreten Erwartungen hatten Sie an Ihre Reise?
ą Jeder Fachbereich der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg entsandte einen Repräsentanten und ich habe die Wirtschaftswissenschaften vertreten. Mein Ziel war, vor Ort Forschungsbereiche von gemeinsamem Interesse zu finden, Kontakte für mögliche OnlineGastvorlesungen zu knüpfen und Möglichkeiten für einen Austausch von Postgraduierten abzuklären.
| Warum sind internationale Kontakte für Ihre Forschung wichtig?
ą Je spezialisierter man als Forscher ist, desto kleiner ist das Forschungsfeld. Oft gibt es nur zehn andere Kollegen, die das lesen, was man veröffentlicht. Sie sind teilweise über den ganzen Globus verteilt. Aber um auf hohem Niveau zu forschen, braucht man den Austausch mit den Expertinnen und Experten in der eigenen Disziplin, deshalb sind internationale Kontakte so wichtig. Ich zum Beispiel hatte Glück: Kurz vor meiner Reise nach Jordanien las ich einen
interessanten Aufsatz zu meinem Thema Supply Chain Management. Darin stolperte ich über den Namen der Yarmouk-Universität, just jener Universität, die ich zusätzlich zum potenziellen TOFI-Partner, der German-Jordanian University, besuchen würde. So konnte ich schon vorab mit dem betreffenden Professor ein persönliches Treffen verabreden.
| Wie hat man Sie im Land aufgenommen?
ą Alle Universitätsangehörigen waren sehr aufgeschlossen und kamen spontan mit mir ins Gespräch. An der German-Jordanian University hat man es als Deutscher relativ leicht. Die Menschen dort lieben zum Beispiel die Automarke Mercedes und ich musste viele Fragen zum FC Bayern München beantworten. Außerdem ist das Land generell sehr gastfreundlich. Als ich an der Hochschule herumgeführt wurde, wurde mir in jedem Büro ein sehr leckerer Kaffee angeboten. Ab einem bestimmten Punkt musste ich ablehnen, um einen Koffeinschock zu vermeiden.
Dr. Simon Roth
treibt als neuer Leiter des Zentrums für Wissenschafts- und Technologietransfer die Kooperationen mit Wirtschaft und Gesellschaft voran
„Besonders für eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist der Wissenschafts- und Technologietransfer von zentraler Bedeutung, denn wir definieren uns über den hohen Anwendungsbezug unserer Forschung und Lehre. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu Wertschöpfung, Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit unseres Landes. Unsere Innovationskraft ist der letzte eigene ‚Rohstoff‘, auf den wir unseren Wohlstand und damit die Stabilität unserer Wirtschaft und Gesellschaft gründen können.
Gelingender Transfer bedeutet für mich, dass die Ergebnisse, Kompetenzen und Innovationen unserer Forschenden in Wirtschaft und Gesellschaft ankommen und dort in der Anwendung ihre Wirkung entfalten. Zum anderen verstehe ich darunter in einem bidirektionalen Sinne, dass wir nah dran sind an den Fragestellungen und Innovationsbedarfen der Praxis und diese in unserer Forschung berücksichtigen.
Mein Team und ich unterstützen unsere Forschenden dabei, den Wirkund Möglichkeitsraum ihrer Forschung noch größer zu machen. Wir vernetzen sie mit Anwendungspartnerinnen und -partnern oder unterstützen sie bei der Verwertung von Forschungsergebnissen in Form von Patenten und Lizenzen.“
Rekord bei Besuchern und Anmeldungen
Karrieremesse Unternehmenstag an der Hochschule hat immer mehr Zulauf
Mit mehr als 4.400 Besucherinnen und Besuchern ist der Unternehmenstag eine der größten Veranstaltungen der Hochschule Bonn Rhein-Sieg. Am 8. und 9. November 2023 nutzten 156 Aussteller die Möglichkeit, auf dem Campus Sankt Augustin mit Studierenden und Absolventinnen und Absolventen in Kontakt zu kommen. Die Zahl der interessierten Aussteller lag mit einem neuen Anmeldungsrekord sogar deutlich darüber.
Große Bandbreiter der Aussteller
Charakteristisch für die Karrieremesse ist die große Bandbreite der vertretenen Unternehmen. Aus allen Branchen, vom jungen Start-up bis zum Weltkonzern, mit Sitz in der Region oder anderenorts in Deutschland – bei der Organisation achtet Birgit Jendrock vom Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer (ZWT) auf einen ausgeglichenen Mix. „Beeindruckend an der Veranstaltung finde ich die positive Grundstimmung“, sagt sie. „Direkte Begegnung und Austausch in einer Welt, die oft von digitalen Kontakten dominiert wird – das hat für die Teilnehmenden einen besonderen Wert.“
Arbeitgeber suchten nicht nur das Gespräch, sie machten auch ganz konkrete Angebote: Über 500 Stellenanzeigen hatten sie im Gepäck. Mögliche Bewerberinnen und Bewerber konnten diese vorab auf der Internetseite des Unternehmenstages durchsuchen und mit spezifischen Fragen auf die Firmen zugehen. Während der Veranstaltung konnten die Fach- und Führungskräfte von morgen sich dann mit Karriere-Coachings, Fachvorträgen oder Checks ihres Lebenslaufs auf den Berufseinstieg vorbereiten.
Neue Unternehmenskontakte für die H-BRS
Viele Unternehmen, wie die Bonner Eaton Industries GmbH, sind seit dem ersten Unternehmenstag im Jahr 2001 dabei. „Wir sind froh, uns hier präsentieren zu können“, sagt Personal-Managerin Pia Müller. „Die Gespräche mit den Studierenden sind erfrischend und auch das Interesse von Professorenschaft und Hochschulleitung ist bemerkenswert positiv.“ Denn der Unternehmenstag nimmt nicht nur die Zukunft der Studierenden in den Blick. Auch Lehrende und Forschende knüpfen hier Unternehmenskontakte, die in Projekte oder langfristige Partnerschaften münden. In diesem Jahr nutzte auch die Hochschule selbst zum ersten Mal ihre Karrieremesse, um sich als attraktive Arbeitgeberin zu präsentieren. Und die Eaton Industries GmbH, sagt Pia Müller, ist auch 2024 gern wieder dabei.
Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Sankt Augustin präsentiert sich auf dem Unternehmenstag
Soziale Expertise für die Region
Open University und Sozialkonferenz behandeln kommunale Probleme
In einer sich stark wandelnden Gesellschaft müssen Kommunen wachsende soziale Herausforderungen bewältigen. Professor Michael Sauer vom Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg arbeitet deshalb in verschiedenen Veranstaltungsformaten mit regionalen Partnern zusammen, um Expertise aus der Hochschule zugänglich zu machen.
| Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Kommunen zustande gekommen?
ą Mit dem Studiengang „Nachhaltige Sozialpolitik“ bieten wir als bisher einzige Hochschule in Deutschland einen interdisziplinären, breit aufgestellten Bachelorstudiengang zum Thema an. Wir erleben, dass im direkten regionalen Umfeld ein großer Bedarf an Expertise herrscht. Das können wir daran ablesen, wo unsere Absolventinnen und Absolventen beschäftigt werden: Viele arbeiten in der Kommunalpolitik und -verwaltung. Daher habe ich bewusst Kontakt zu kommunalen Akteuren aufgenommen.
| Welche konkreten Projekte sind daraus erwachsen?
ą Da ich selbst in Hennef wohne, lag es nahe, den Kontakt zum dortigen Bürgermeister Mario Dahm zu suchen. Ich habe ihn als Referenten in meine Lehrveranstaltung „Soziale Innovation“ eingeladen, wo er über konkrete Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Thema Armut berichtet hat. Denn in unserem Land ist jeder Sechste von Armut bedroht. Die Studierenden hatten die Aufgabe,
sich Lösungen zu überlegen. Daraus entstand die Idee für die erste Sozialkonferenz der Stadt Hennef am 10. Mai
2023: Verschiedene Akteure aus dem sozialen Bereich waren eingeladen, sich einen Abend lang zum Thema Armut auszutauschen. Die Stadt Hennef stellte ihre Bedarfe und ihre Angebote vor, es gab eine Diskussionsrunde und im Foyer zehn Poster von Studierendengruppen, die ihre innovativen Ideen präsentiert und den Besucherinnen und Besuchern erklärt haben.
| Welche Ansätze hatten die Studierenden?
ą Sie hatten zum Beispiel die Idee, aus der Hochschule heraus ein Nachhilfesystem für Schülerinnen und Schüler zu organisieren, deren Familien sich Nachhilfestunden nicht leisten können. Oder ein Fußball-Event, das auch die Gruppen abholt, die sonst keinen Zugang zu Vereinen finden. Auch Altencafés als Anlaufstelle waren ein Ansatz: Ältere, die einsam sind und sich langweilen, sollen dort mit jungen Familien, die Kinderbetreuung benötigen, zusammengebracht werden. Wir verstehen Armut nicht nur finanziell, es gibt auch viel soziale Armut.
| Wie kamen diese Vorschläge an?
ą Insgesamt positiv. Einige werden im Sozialausschuss der Stadt Hennef auf Machbarkeit überprüft. Auch die Sozialkonferenz an sich kam gut an. Sie soll in Zukunft im jährlichen oder zweijährlichen Turnus wiederholt werden.
| Suchen Sie als Hochschullehrer auch den Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern?
ą Ja, es ist gut, mit Menschen direkt ins Gespräch zu kommen und ihre subjektive Wahrnehmung von Problemen zu hinterfragen. Ein Beispiel: Im Rahmen des 14. Europäischen Filmfestivals der Generationen in Hennef wurde der Film „Frosch im Schnabel – 40 Tage Wut und Mut – Über Armut und Würde“ gezeigt. Ich war als Experte zur anschließenden Diskussion auf dem Podium eingeladen. Hier zeigte sich, dass viele der überwiegend älteren Besucher Armut als ein Problem im Alter wahrnehmen. Als Wissenschaftler versuche ich ein differenzierteres Bild zu vermitteln. Es gibt zwar steigende Armutsquoten bei älteren Personen, die Statistik zeigt aber auch, dass Jüngere häufiger von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen sind als Ältere. Fakten geradezurücken betrachte ich als wichtige Aufgabe von Hochschulen.
| Sie haben sich aber nicht nur des Themas Armut angenommen.
ą Nein, auch der Fachkräftemangel ist ein zentrales Problem, das den Wohlstand in Deutschland bedroht. Auch hier brauchen wir dringend Lösungen. Deshalb haben wir am 9. November 2023 eine Open-University-Veranstaltung „Fachkräftezuwanderung und Skills Partnerships –Handlungsrelevanz und Handlungskompetenz für kommunale Akteure“ an der Hochschule angeboten. Open University deshalb, weil alle Interessierten kommen konnten, Studierende genauso wie Bürgerinnen und Bürger oder Menschen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung.
| Was konnten Sie konkret zu diesem Themenkomplex beisteuern?
ą Nehmen wir den Kreis Euskirchen: Dort denkt die Sozialdezernentin darüber nach, Auszubildende aus Indien zu rekrutieren, um langfristig den Bedarf an Pflegekräften decken zu können. Fachkräftezuwanderung hat eine konkrete Handlungsrelevanz in den Kommunen. Das Thema ist komplex, es gibt viele Fallstricke, wenn man das gut begleiten will. Im Rahmen der Open University können wir bei solchen Problemstellungen weiterhelfen, indem wir Expertise vermitteln: Zum Beispiel die von überregionalen Partnern, mit denen wir in Forschungs- und Transferprojekten zusammenarbeiten, wie der Bertelsmann Stiftung oder der Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung. So kann ich die Themen, die ich im Hörsaal und in der Forschung bearbeite, direkt in die Kommunen tragen.
Michael Sauer ist Professor für Sozialpolitik an der H-BRS
Fünf Minuten für eine Idee
Kreative Gründerinnen und Gründer pitchen beim Start-up-Cup
Fünf starke Gründungsteams wetteiferten um die Preise beim Start-up-Cup
Einen Pflegedienst zu betreiben, heißt nicht nur, sich um hilfsbedürftige Menschen zu kümmern. Bei der Abrechnung mit den Krankenkassen fällt auch viel Papierkram an. „Das ist Zeit, die Pflegekräfte anders investieren sollten“, sagt Pascal Eßer, Betriebswirtschaftsstudent an der H-BRS, der selbst in der Seniorenbetreuung tätig war. Deshalb hat er gemeinsam mit drei Mitstudenten CareDoc entwickelt. Die App erstellt Stundennachweise in nur 20 bis 60 Sekunden. Die können dann als PDF an die Krankenkassen gemailt werden, automatisierte Rechnung inklusive. Mit dieser Idee überzeugte das Gründerteam die Jury des dritten Ideenwettbewerbs Start-up-Cup.
Hier hatten im Oktober 2023 fünf Teams, bestehend aus Studierenden, Alumni und Mitarbeitenden der Hochschule, genau fünf Minuten Zeit, um ihre Geschäftsideen überzeugend zu
präsentieren. „Die Konkurrenz war sehr stark“, meint Pascal Eßer. Der zweite Preis der Jury ging an „DrofoTech“, ein Projekt zur Aufforstung zerstörter Waldgebiete mithilfe von Drohnen und Künstlicher Intelligenz. Platz drei belegte das Start-up „Vlight“ mit einer maßgeschneiderten Konstruktionsmethode für die Installation spezieller Solarmodule. Der Favorit des Publikums, das per Handy abstimmen konnte, war das Gründerinnen-Team „Trink doch ene mit“ mit einer Tablette zur Entalkoholisierung von Wein.
Wertvolle Jury-Preise
Für die Preise der Jury waren 2.500, 1.500 und 1.000 Euro ausgelobt, gefördert durch die Hochschulgesellschaft BonnRhein-Sieg und das Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand (Centim). Der besonders wertvolle Sonderpreis ging an das DrofoTech-Teammitglied Maximilian Johenneken. Er erhielt ein Stipendium für den Weiterbildungsstudiengang Start-up Development (MBA) der H-BRS im Wert von 15.600 Euro.
Die CareDoc-Gründer haben ihr Preisgeld schon verplant: Sie finanzieren damit vier Monate lang einen Werkstudenten, der sie bei der Entwicklung der grafischen Oberflächen der App unterstützt. Die sei inzwischen auf dem Markt erhältlich, sagt Pascal Eßer, müsse aber noch verbessert werden. Geplant ist zum Beispiel die automatische Weiterleitung der digitalen Stundennachweise in maschinenlesbarer Sprache – sodass für den Transfer überhaupt keine menschliche Arbeitskraft mehr benötigt wird.
berichten
Zahlen und Fakten
Studierendenzahl
Wintersemester 2023/24
Studienanfängerinnen und -anfänger bis Studienjahr 2023/24
Absolventinnen und Absolventen bis Studienjahr 2022/23
Der aktuelle Hochschulrat wurde im September 2022 von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen, bestellt. Er ist für alle Strategiefragen der H-BRS zuständig, berät die Hochschulleitung und beaufsichtigt deren Geschäftsführung. Außerdem ernennt er den Präsidenten oder die Präsidentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und übt die Dienstaufsicht aus. Dem Gremium gehören vier externe und vier hochschulinterne Mitglieder an, es ist je zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt.
• Prof. Dr. Jakob Rhyner, Universität Bonn (stellvertretender Vorsitzender)
• Prof. Dr. Simone Bürsner, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
• Prof. Dr. Klaus Deimel, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
• Prof. Dr. Karin Hummel, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
• Prof. Dr. Peter Kaul, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
• Dr. Andrea Niehaus, Direktorin des Deutschen Museums Bonn
• Rainer Otto, ehem. Kfm. Geschäftsführer Wirtgen Group Holding GmbH
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen (3.v.r.), mit sechs Mitgliedern des Hochschulrats, v.l. Rainer Otto, Simone Bürsner, Andrea Niehaus, Jakob Rhyner, Sylvie HamblochGesinn und Peter Kaul
Internationale Kooperationen
Preise, Auszeichnungen und Ehrungen 2023
Hochschule
• „Fairtrade University“-Urkunde von Transfair e.V./Fairtrade Deutschland
Die H-BRS wurde erneut für zwei Jahre als Fairtrade University von Fairtrade Deutschland ausgezeichnet.
Graduierteninstitut, abgeschlossene Promotionen im Jahr 2023
• Dr. Dennis Lawo, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
• Dr. Markus Witzler, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Dr. Aleksandar Mitrevski, Fachbereich Informatik
• Dr. Stephan Wiefling, Fachbereich Informatik
• Dr. Alexander Marquardt, Fachbereich Informatik
• Dr. Dominik Wilde, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Dr. Melanie Ludwig, Fachbereich Informatik
• Dr. Daniel Klein, Institut für Sicherheitsforschung
• Dr. Christof Hammer, Fachbereich Informatik
• Dr. Jessica Rumpf, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Dr. Christine Kawa, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
• Dr. David Dreistadt, Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
• Dr. Katharina Walbrück, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Dr. Veronika Krauß, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Förderpreise der Hochschulgesellschaft BonnRhein-Sieg
• Masterarbeit: Manuel Ernst, Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
VDI-Förderpreis 2023
• 1. Preis für Bachelorarbeit, Jannik Brockerhoff (Fachbereich Informatik)
Rio Branco 2023
• Frau Prof. Dr. Claudia Warning hat den brasilianischen Orden Rio Branco für ihre Verdienste um die deutsch-brasilianischen Beziehungen verliehen bekommen
Start-up-Cup 2023
• 1.Platz für Team CareDoc: Pascal Eßer und Robert Gerber, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Early Career Research Award
• Rene Lawong (Arbeitsgruppe Professor Althaus, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften)
• 3. Preis: Malte Pfennig, Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
Best Paper Award 2023
• Prof. Dr. Irene Rothe (Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation) und André Kless (Fachbereich Informatik) auf der IEEE EDUCON 2023
• Minh Nguyen (Fachbereich Informatik), Prof. Hochgeschwender (Fachbereich Informatik) und Prof. Wrede (Universität Bielefeld) auf dem 5. internationalen Workshop über Robotik Software Engineering
Hack-a-Sat-4-Wettbewerk
• 5.Platz für Team Krautsat
ERL Smart City Wettbewerb 2023
• Das Team b-it-bots gewann die Wettbewerbe „Durch die Tür“ und „Sozialverträgliche Zustellung von Gegenständen“ sowie einen gemeinsamen Preis für das beste Gesamtteam.
RoboCup 2023
• Weltmeistertitel für das Robotikteam „b-itbots-Team“, Fachbereich Informatik
AFCEA-Studienpreis 2023
• 1. Platz: Ahmed Faisal Abdelrahman, Fachbereich Informatik
• Aufbau eines Zentrums für biomedizinische Forschung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Neu berufene Professorinnen und Professoren
Fachbereich Informatik
• Prof. Dr. Petra Haferkorn (IT-Sicherheitsmanagement)
• Prof. Dr. Teena Chakkalayil Hassan (Autonome Systeme)
• Prof. Dr. Michael Rademacher (Embedded Systems und Netze)
• Prof. Dr. Andreas Hackelöer (Software Engineering)
Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Prof. Dr. Oskar Schnappauf (Humangenetik und Gentechnologie)
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
• Prof. Dr. Thomas Deckers (Volkswirtschaftslehre und Statistik)
Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
• Prof. Dr. Sebastian Drumm (Fluidtechnische Systeme und Aktorik)
Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
• Prof. Dr. Derya Gür-Şeker (Kommunikation und Gesellschaft mit Schwerpunkt soziale Medien)
Honorarprofessuren
• Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, Zentrum für Ethik und Verantwortung
• Prof. Dr. Janina Loh, Zentrum für Ethik und Verantwortung
• Prof. Dr. Markus Loewe, Sozialpolitik und Soziale Sicherung
Gastprofessuren
• Dr. Masauso Simon Chirwa
Schwerpunktprofessuren
Technische Nachhaltigkeit
• Prof. Dr. Margit Schulze (bis WS 2025/26)
• Prof. Dr. Marc Williams (FB05/TREE) (ab SS 2026)
Wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit
• Prof. Dr. Alexander Boden (FB01/IVI)
Nachhaltige Sozialpolitik
• Prof. Dr. Simona Helmsmüller (FB06)
Soziale Nachhaltigkeit und Gender
• Prof. Dr. Susanne Keil (FB03/TREE) NACHHALTIGKEIT
Personalien
Senat
• Professor Andreas Gadatsch ist neuer Senatsvorsitzender an der Hochschule BonnRhein-Sieg, Nadja Geldmacher ist stellvertretende Vorsitzende
Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer
• Neue Leitung durch Dr. Simon Roth
Stabsstelle Recht und Compliance
• Neue Leitung durch Diana Strasser
Sprachenzentrum
• James Chamberlain verabschiedet sich nach 25 Jahren in den Ruhestand
Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
• Margit Geißler in den Vorstand der Fachgruppe Analytische Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCH) gewählt
• Michael Heinzelmann, Professor für Konstruktion, Technische Mechanik und Festigkeitslehre im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften, feierte seine 25-jährige Amtszeit im öffentlichen Dienst
Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
• Prof. Dr. Walter Eichendorf wird neuer Präsident des Europäischen Verkehrssicherheitsrates (ETSC)
Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
• Dekan Johannes Geilen wurde nach 13 Jahren im Amt auf dem Studientag verabschiedet. Dem Fachbereich bleibt er als Professor für Technische Mechanik erhalten. Sein Amt übernimmt Iris Groß als neue Dekanin für den Fachbereich, zur Prodekanin wurde Tanja Köhler gewählt
• Ebenfalls verabschiedet wurde Ursula Konrads, welche 1998 als erste Professorin für den Fachbereich berufen wurde und nun in den wohlverdienten Ruhestand geht
Fachbereich Informatik
• Professoren Manfred Kaul und Paul Plöger verabschieden sich in den Ruhestand
• Professor Sascha Alda, Dekan des Fachbereichs Informatik, wird neuer wissenschaftlicher Direktor am Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it)
ist seit September 2022 Professorin am Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung, seit dem Wintersemester 2023 mit einer Schwerpunktprofessur für Nachhaltige Sozialpolitik. Sie leitet den Masterstudiengang „Social Protection“, der zum Wintersemester 2022/23 reakkreditiert wurde. Die Expertin für Entwicklungsökonomik und evidenzbasierte Politikentscheidungen war zunächst in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, bevor sie nach ihrer Promotion an die Hochschule wechselte. Mit ihrer Forschung in der Gesellschaft etwas zu bewegen und Erkenntnisse an Studierende weiterzugeben, ist ihr ein Anliegen. „Die größte Wirkung erziele ich über die Lehre“, sagt sie und ist sich sicher, dass ihre Lehrinhalte von den H-BRS-Absolventinnen und -Absolventen später umgesetzt werden. „Das ist eine unglaublich sinngebende Tätigkeit.“
Professorin Simona Helmsmüller
Manfred Kaul: Ehemaliger Vizepräsident geht
Informatikprofessor und Evaluationsbeauftragter nimmt Abschied
Manfred Kaul, Professor für Systementwicklung und Datenbanksysteme, kam 1999 an die Hochschule. Dort schloss er sich dem Fachbereich Informatik an und wurde nach kurzer Zeit Evaluationsbeauftragter. Von 2009 bis 2014 war er Vizepräsident für Lehre, Studium und Weiterbildung.
Für Manfred Kaul standen die Studierenden und deren Ausbildung im Vordergrund. Er engagierte sich im Bereich E-Learning und setzte wegweisende Impulse für den Fachbereich. Etwa mit dem Projekt „Digital Makerspace“. Dieser stellt Studierenden und Lehrenden kostenlos digitale Werkzeuge bereit, mit denen sie interaktive Anwendungen ohne Programmierkenntnisse realisieren oder anpassen können. 2017 wurde das Tool vom Stifterverband mit dem Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre ausgezeichnet. Auch im Verbundprojekt Work & Study war Manfred Kaul engagiert.
Dem Ruhestand blickt der Informatiker positiv entgegen: Er werde den Austausch mit Studierenden vermissen, freut sich jedoch auf stressfreie Frühstücke und Wanderungen mit seinem Hund. Der Informatik wird er treu bleiben, sie begeistert ihn über sein berufliches Leben hinaus.
Neue Leiterin der Stabsstelle Recht und Compliance
Die Stabsstelle Recht und Compliance agiert als Ratgeberin in allen Rechtsfragen. Mit Diana Strasser hat diese hochschulinterne Schaltstelle im November nun eine dynamische neue Leiterin bekommen. Seit ihrem Stellenantritt hat die Juristin bereits federführend die Entwicklung eines zentralen Hinweisgebersystems vorangetrieben: Das System erlaubt die vertrauliche Meldung rechtswidriger Vorfälle und fördert so einen rechtskonformen und transparenten Hochschulbetrieb.
Diana Strasser hat ihr juristisches Staatsexamen an der Universität zu Köln abgelegt und anschließend unter anderem in der Personalabteilung der H-BRS gearbeitet.
Diana Strasser: Die Frau für rechtliche Angelegenheiten
Beschäftigte
(Anzahl) zum 01.12.2023
(Vollzeitäquivalent) zum 01.12.2023
Über Drittmittel finanziertes Personal (Vollzeitäquivalent) zum 01.12.2023
Allgemeine Hinweise: Die Daten werden je Jahr fortgeschrieben. Personen in zwei Beschäftigtengruppen oder Gliederungen werden je Beschäftigtengruppe/Gliederung gezählt.
Einnahmen aus Teilhaushalten (in Euro) Finanzen
Zuschüsse des Landes zu laufendem Betrieb
Alle Zahlenangaben für das Jahr 2022 auf den Seiten 87 bis 90 sind vorläufig. Die Zahlen für das Jahr 2022 weichen von den im Jahresbericht 2022 genannten ab, da sie nun bereinigt vorliegen.
Ausgaben nach Kostenarten (in Euro)
2023
Alle Ausgaben der Teilhaushalte, jeweils gesplittet nach
Zuschüsse des Landes zu laufendem Betrieb
des Landes
Baumaßnahmen
Kleinere Baumaßnahmen
Erweiterung Mensa BT C RhB
Schreibwerkstatt A102.2 StA
Bibliothek StA
Sanierungsmaßnahmen
Kälteanlage Audio-Video-Studio StA
Kälteanlage Serverräume BT E StA
€ abgeschlossen
Energetische Sanierung RhB läuft Flursanierung StA
Lebenszyklussanierung RhB
Lebenszyklussanierung StA läuft
Große Baumaßnahmen
Überflutungsschutz läuft
Die H-BRS setzt ihre Baumaßnahmen in eigener Bauherrenschaft um.