Programmheft_Nordic Festival

Nordic Festival & Austellung Gellner Programmheft www.spielstaetten.at

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Vorwort Eine Kulturszene hat geistig, sozial und wirtschaftlich eine wichtige Funktion, deren Auswirkungen für eine Stadt sehr maßgeblich sind. Die Grazer Spielstätten mit Orpheum, Dom im Berg und Kasematten sind wichtige künstlerische Zentren in Graz und zählen zu den beliebtesten Veranstaltungsorten in Österreich. Gerade die spartenübergreifende Ausrichtung des Programms mit Konzerten, Kabarett, Literatur, Kinderprogrammen und Ausstellungen zeugt von einer notwendigen Offenheit und Vielfältigkeit in der Kunst.

Karl-Heinz Herper

Ich danke den Grazer Spielstätten, Christoph Thoma und seinem Team für das kontinuierliche Engagement, das immer wieder zu einem hervorragenden und zeitgenössischen Programm führt. 2011 wird diese Linie u. a. mit dem Nordic Festival weitergeführt, das innovative MusikerInnen aus Finnland, den Färöer-Inseln und Island in drei Konzerten präsentiert, und mit der Ausstellung „Jazzwerkstatt Graz“ von Johannes Gellner, die am 27. Jänner eröffnet wird. Sein Werk zeigt fotodokumentarisch die Arbeit von MusikerInnen und SängerInnen „in Aktion“. Die Ausstellung bringt auf den Punkt, dass es immer weniger auf Sparten und Kategorien ankommt, sondern auf ein „Miteinander“ im kreativen Tun. Allen Beteiligten und Fans des Orpheums entbiete ich einen herzlichen Gruß!

Karl-Heinz Herper Kulturstadtrat

Die Jänner-Höhepunkte im Orpheum Kultur ist eine weit reichende Herausforderung. Wir leben in einem Zeitalter der Medialisierung, der Globalisierung, aber auch der Individualisierung. In diesem Wissen laden wir Menschen ein, sich mit Kunstangeboten aktiv auseinanderzusetzen.

Christoph Thoma

Kulturelle Bildung als Kraftfeld der Kulturpolitik Oliver Scheytt, einer der führenden Köpfe von Ruhr.2010, schrieb in einem Artikel über die „Kulturelle Bildung als Kraftfeld der Kulturpolitik“. Diesem Kraftfeld setzen wir uns aus. Die Ausstellung von Johannes Gellner wird die Energie der Jazzwerkstatt Graz aufzeigen, mit der junge KünstlerInnen voller Ideen und Kreativität ein Ziel verfolgen: Menschen mit Jazz und Improvisation zu konfrontieren – neuerdings auch in einer Kooperation mit dem YAP (Young Active People), einem Jugendzentrum, das sich mitten im sozialen Brennpunkt von Graz befindet. Jugendliche mit Migrationshintergrund, Jugendliche in erster Linie aus den Bezirken Gries und Lend arbeiten langfristig einmal pro Woche an einem interaktiven Kunstprojekt. So kann aktive Partizipation zu einem besseren Verständnis der Kulturen beitragen.

Ich möchte Sie an dieser Stelle auf meine Blogs auf der Website der Grazer Spielstätten (www.spielstaetten.at) aufmerksam machen, wo ich einmal im Monat zu aktuellen Fragen unseres Programms in Zusammenhang mit öffentlichen Entwicklungen Stellung beziehe.

Christoph Thoma Intendant der Grazer Spielstätten

Kontakt: 0316 / 8008 – 9000 | www.spielstaetten.at | grazer@spielstaetten.at

kunstvermittlung

Young Active Music Workshop & Musicact: Das Jugendzentrum YAP goes Orpheum.

Von Albert Seitlinger

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ine Gruppe Jugendlicher, die sich einmal pro Woche trifft, sich austauscht und gemeinsam etwas unternimmt … ist doch ganz normal, klar! … die eigene Ideen und Lebenswelten kreiert, Probleme und Freuden teilt, diskutiert und auslebt – und dabei natürlich Spaß haben will. Es geht um Emotionen, Kreativität und Intuition.

Improvisierte Bühnenshows Ab Februar treffen sich im Orpheum junge Menschen zum frei improvisierten musikalischen Act der besonderen Art. Die einen haben schon viel Erfahrung damit: Mitglieder der Jazzwerkstatt Graz und Schauspieler aus der ImprovisationstheaterSzene stehen einmal im Monat bei den kultigen „Musicacts“ auf der Bühne des Orpheums. – Wie humpelt man musikalisch? Lassen sich Triolen körperlich teilen? Und wie regiert ein Bass, wenn die Gitarre mit der Stimme einer schönen Actrice flirtet? Mit Impulsen aus dem Publikum werden Geschichten im Moment erschaffen, spontan kreierter Jazz und Improvisationstheater in einer fulminanten Bühnenshow ausgelebt.

Neu an dieser Konstellation: Bei den Acts der „Young Active Music“ wirken Jugendliche vom Jugendzentrum YAP (Young Active People) als Schauspieler, Sänger und Performer mit. Schüler, Lehrlinge und Studenten, oft mit Migrationshintergrund und interkulturell vernetzt, bringen ihre Themen auf die Bühne, spontan, intuitiv und mit ihren kreativen Möglichkeiten. Den handwerklichen Input ermöglicht eine Workshop-Phase mit einem Schauspiel- und Improvisationscoach, den professionellen musikalischen Rahmen bieten die exzellenten MusikerInnen der Jazzwerkstatt Graz.

Austausch zwischen Kunstszene und Publikum Mit „Young Active Music“ starten die Grazer Spielstätten eine Initiative, die den kreativen Austausch zwischen Kunstszene und Publikum neu definiert: indem die konventionellen Schranken des Kulturbetriebs gezielt aufgebrochen werden und heraus-

ragende und vielseitige Künstler gemeinsam mit Laien Kunstprojekte erarbeiten. Der Impuls kommt nicht zuletzt auch von einer höchst kreativen Musik- und Kunstvermittlung, die mit partizipativen Konzepten und engagierten Brückenschlägen zur Kulturellen Bildung seit geraumer Zeit kräftigen Input in gesellschaftliche Diskurse gibt. Die Grazer Spielstätten greifen diesen kreativen Spielball gezielt auf und stellen mit dem nötigen Knowhow und einem offenen Sinn für neue Ideen ihre Resourcen zur Verfügung: um Kunst, Kreativität und Intuition neue Facetten abzugewinnen und der Begegnung zwischen Künstlern und ihrem Publikum neue Räume und eine neue Sprache zu öffnen. Lassen Sie sich überraschen!

„Young Active Music“,

eine Kooperation zwischen YAP, Jazzwerkstatt Graz und Grazer Spielstätten startet im Februar 2011.

Die Präsentation des im Workshop erarbeiteten „Musicact“ ist im Rahmen von Jazzwerkstatt Graz 2011 vom 5. bis 10. April im Orpheum geplant.

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Interview

Nachgefragt: Die geistige Herausforderung von Kunst Intendant Christoph Thoma im Gespräch mit Otto Hochreiter, dem Direktor des stadtmuseumgraz

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ie Budgets der öffentlichen Hand werden immer knapper. Es gibt Einschnitte, nicht nur bei der Familienbeihilfe, der Studienbeihilfe oder bei den Pensionen. Betroffen sind alle Bürgerinnen und Bürger, in Graz, in der Steiermark, in Österreich. Auch Kulturschaffende, die so genannten kulturellen Leuchttürme, aber auch die freie Kunstszene. Die Legitimation von Kunstproduktion wird daher in den Fokus gerückt. Im Gespräch mit Intendant Christoph Thoma erörtert Otto Hochreiter brisante Fragen.

Thoma: Herr Direktor Hochreiter, Sie sind ein profunder Kenner der österreichischen Kulturlandschaft. Sie waren im Kabinett von Kulturminister Dr. Rudolf Scholten tätig, haben aber auch den jetzigen Kulturlandesrat und damaligen Kulturstadtrat Dr. Christian Buchmann im Grazer Kulturentwicklungsprozess beraten. Ganz offen gefragt: Wie hat sich die Kulturpolitik in den letzten 10 Jahren verändert?

Hochreiter: Die aktuelle Kulturpolitik im Schatten der Weltfinanzkrise steht vor einem ausgabenseitigen Dilemma: Vor den Augen der Jugend und der erwerbstätigen Bevölkerung wurde mit dem Belastungspaket der letzte Schritt einer vollständigen Auflösung des Generationenvertrags gesetzt.

Diese jahrelange Schonung der PensionistInnen zwingt nun die öffentlichen Budgets, den bisherigen Konsens zu verlassen, Wissenschaft, Kultur und Soziales auch in Krisenzeiten nicht zu kürzen.

Die nun anrollende Welle der Subventionskürzungen in der Kultur verstärkt den grundsätzlichen Trend zur mehr oder weniger behutsamen Bestandserhaltung und zur weitgehenden Vermeidung von innovativen Projekten und strukturellen Programmen. Bei dem angesprochenen Minister Scholten konnte ich ein Modell der Verlagsförderung entwickeln, die es heute fast unverändert gibt, an der Einrichtung von Architekturhäusern

zur Hebung der Baukultur mitwirken oder die Bundeskuratoren für Musik (Christian Scheib), woraus sich das mica – music austria (music information center austria) entwickelt hat, oder für Kunst (Robert Fleck) einrichten.

Thoma: Das waren jeweils Projekte eines Sozialdemokraten für spezifische Zielgruppen und nicht „für alle“. „Kulturarbeit muss der Entfaltung und Entwicklung der sozialen, kommunikativen und ästhetischen Möglichkeiten und der Bedürfnisse aller Bürger dienen“, sagt Oliver Scheytt, Vorsitzender der Kulturpolitischen Gesellschaft in Deutschland. Das erinnert an „Kultur für alle“, eine Forderung, die wir aus den 1970er-Jahren kennen. Hat diese Forderung heute noch seine Berechtigung?

Hochreiter: Menschen an öffentlich finanzierten Einrichtungen nicht teilhaben zu lassen, entspräche nicht meinem aufgeklärten Menschenbild. „Kultur für alle“ hieße heute auch, auf den dreibis vierstündigen täglichen Fernsehkonsum in der Bevölkerung zu schauen und, wie in Frankreich, den öffentlich-rechtlichen Charakter und damit die Qualität des Fernsehens zu stärken. Das wäre die wichtigste kulturpolitische Forderung, die kaum jemand stellt, weil hierzulande kein Politiker das deutsche Wort „Staatsferne“ bezogen auf öffentlich-rechtlichen Rundfunk kennt. Der ORF wird ausschließlich als ein Instrument des politischen Gemetzels angesehen und missbraucht. Und wir reden von „Kulturauftrag“ …

Kulturveranstaltern wie Ihnen und mir bleibt wohl nur ein „Kultur für viele“ mit relativ niederschwelligen Angeboten, die Menschen abholen und nicht verschrecken. Ich denke, wir arbeiten beide, die Grazer Spielstätten und das stadtmuseumgraz, daran, dass sich nicht Ein-Zehntel-Eliten herausbilden und neun Zehntel der Gesellschaft der Verrohung, Abstumpfung und Verblödung überlassen

Otto Hochreiter

geboren in Innsbruck, Studium von Geschichte, deutscher Philologie und Vergleichender Literaturwissenschaft. In den 1980er-Jahren Kulturjournalist der Tageszeitung „Die Presse“ sowie Lehrbeauftragter u. a. an der Universität Innsbruck, ab 1989 Tätigkeiten im Österreichischen Bundestheaterverband und bei den Wiener Festwochen, ab 1991 kulturpolitischer Berater beim Unterrichts- und Kunstminister Dr. Rudolph Scholten. 1992 – 94 Geschäftsführer der Kultur Ges.m.b.H. Salzburg. 1994 – 98 Beratungstätigkeiten im Kulturbereich sowie Lehrauftrag an der Universität Karlsruhe, 1999 – 2003 stellvertretender künstlerischer Direktor der Volksoper Wien. Seit 2003 im stadtmuseumgraz, seit 2005 Direktor des stadtmuseumgraz.

werden. In unseren Bereichen, mit unseren Möglichkeiten arbeiten wir ohne populistische Quotenritterei an dem alten Projekt der maximalen Teilhabe, an der „Kultur für viele“. Finden Sie nicht auch?

Thoma: Ja, aber dennoch muss sich Kunst verstärkt der Frage der öffentlichen Legitimation unterwerfen. Programme werden gemeinsam mit Marketingexperten entwickelt, Annäherungen an soziokulturelle Zentren sind gefragt, um Kunst als multifunktional zu positionieren. Zwei aktuelle Tendenzen, die wohl nur indirekt dem künstlerischen Anspruch dienen. Andererseits können sich Kulturproduktionen auf diese Weise zum Publikum hin öffnen. Wie verändert sich im Hinblick auf diese Erkenntnis derzeit das Ausstellungswesen?

Hochreiter: In unserem kulturwissenschaftlichen Bereich sehe ich von der Kulturpolitik her relativ wenig Quotendruck und weitgehende Akzeptanz, dass Museen wissenschaftliche Anstalten sind.

Dennoch fehlt es in ganz Österreich an kulturgeschichtlichen Ausstellungen, die sich durch Notwendigkeit legitimieren, die ihr Vermittlungsinteresse und ihre Perspektive(n) klar formulieren.

Ausstellungen sind ja im guten Fall Vermittlung von Ideen im Raum, im schlechten Fall räumliche Inszenierungen ohne erkennbare Haltung, inhaltlich leere Szenographien.

Kunst braucht Raum

Und wenn eine Haltung erkennbar ist, dann leidet sie sehr oft an der Krankheit einer an alten Schulbüchern orientierten austro-zentristischen Habsburger-Hagiographie. Von der Prinz Eugen- bis zur Karl der Kühne-Ausstellung. „Unsere“ Habsburger haben alles richtig gemacht, waren die Humansten, Tapfersten, Schönsten und Besten. Es fehlt sehr oft die europäische Perspektive, die sich an den Ergebnissen einer kritischen Geschichtswissenschaft orientiert. Daran und an den Themenstellungen sind weder die Marketingleute noch die KulturpolitikerInnen schuld.

Ausstellungen machen heißt, relevante Themen in den öffentlichen Raum zu bringen. In Krisenzeiten muss man noch härter an Themenführerschaft arbeiten. Im stadtmuseumgraz zum Beispiel haben wir Wohnen, ein Thema, das jeden und jede betrifft, mit einem internationalen Vergleich geglückter Wohnbaumodelle fokussiert. Oder zuletzt, von „Profil“ und „Falter“ ausgezeichnet, einen Überblick auf die künstlerischen Hervorbringungen der zeitweiligen Sieger: „Die Kunst der Anpassung.

Steirische KünstlerInnen im Nationalsozialismus zwischen Tradition und Propaganda“, die an mancher Familienehre gekratzt haben mag. Das sehr große Publikumsinteresse hat gezeigt, dass die Wahrheit den Menschen nicht nur zumutbar ist, sondern dass Besucher von Museen sie geradezu suchen als geistige Herausforderung.

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Portrait

20 - mal Jazzwerkstatt Graz Fotoausstellung: Der Fotograf Johannes Gellner dokumentiert vier Jahre Jazzwerkstatt Graz. Von Heide Spitzer

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r bezeichnet sich als Autodidakt – bereits als Kind entdeckte Johannes Gellner sein Interesse an der Fotografie. Das Handwerk nicht gelernt, aber „sich selbst erlernt“, erlangte der heutige Berufsfotograf sein Wissen später in der 1950 von Erich Kees und Max Puntigam gegründeten und zuerst provisorisch in der Stempfergasse 6 eingerichteten Naturfreunde Fotogruppe Graz. Diese anfangs an die 15 Mitglieder umfassende Vereinigung sah unter anderem vor allem die AutorInnenschaft eines Bildes im Vordergrund und somit unterschiedliche Sichtweisen und Zugänge zur Fotografie als evident; damit führte sie diese „AutorInnenfotografie“ weg von Einzelbildern hin zu konzipierten Bilderserien.

Johannes Gellners Vorbilder sind: Erich Kees, der Vorreiter der steirischen Fotografie, dessen unermüdliche Auseinandersetzung mit dem Medium, seine Vermittlungstätigkeit und sein pädagogisches Wirken den Grundstein für die nachfolgende Szene legte; Kees’ Stellung als Beobachter und Entdecker der Details in einem Bild – sei es in seinen Landschafts- oder Architekturaufnahmen – geben ohne Schleier das wieder, was es zu sehen gibt. Lenart Branko, dessen Fotografie sich zwischen dokumenta-

rischer und später konzeptueller Richtung mit experimentellem Charakter bewegt. Und Rupert Larl, der aus Tirol stammende Berufsfotograf und Gründer der Galerie Fotoforum West in Innsbruck, dessen Bühnenfotografie, wie auch seine Landschaftsaufnahmen eine neue Formansprache sprechen.

Gellners künstlerische Bewunderung gilt dem Niederländer Pieter Bruegel d. Ä. Mit seiner geistreichen, beißenden und dichterisch realistischen Auffassung der Landschafts- und Allegorienbilder prägte Bruegel d. Ä. die Kunst des 16. Jahrhunderts und führte die flämische Landschaftsmalerei auf ihren Höhepunkt. Die teilweise grotesk in Szene gesetzten Darstellungen von Personen und Landschaften mit seiner unvergleichlichen Detailtreue können als „Wimmelbilder“ der Renaissance bezeichnet werden.

Informationsüberfluss in einem Bild Der gebürtige Grazer und Vater zweier Söhne bezeichnet seine Arbeiten „Informationsüberfluss in einem Bild“. Das Foto soll demnach nicht nach einer Sekunde erfasst sein, es bedarf einer längeren Auseinandersetzung mit dem Dargestellten und mehren Dimensionen: Der Betrachter ist aufgefordert,

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mit seinem Blick die Aufnahmen gleichsam abzuscannen. Daher arbeitet Gellner vorzugsweise mit dem Weitwinkelobjektiv. Um einen größeren Bereich abbilden zu können und somit „mehr“ auf das Bild hinauf zu bekommen.

Akteure in Aktion Sind es die Theaterfotos, unter anderem für das Werkraumtheater, das Next Liberty, das Schauspielhaus Wien, das langjährige fotografische Begleiten des Theater im Bahnhof oder seine Plakatfotos – Gellners Arbeiten zeigen die Akteure stets in Aktion.

Diese sind Momentaufnahmen einer Szene, in ihrer Bewegung festgehalten, nicht aber eingefroren. Sie erzählen Geschichten, blicken in die Zukunft, sind Ankündigung – das, was danach kommt, unvorhersehbar, vielleicht der bessere Augenblick, den Auslöser gedrückt zu halten.

Vier Jahre lang, von 2007 bis 2010, begleitete Johannes Gellner die Jazzwerkstatt Graz fotodokumentarisch, war als stiller Beobachter mit dabei. Resultierend aus den zufällig anmutenden Wiedergaben entstand so eine Werkserie von Fotos, welche rund 70 Konzerte dokumentiert. Die Motive dieser Serie sind Musiker, Sänger, Schauspieler in Aktion, wenn man so will, bei ihrer Arbeit, ihrer Leidenschaft, ihrem Hobby.

Gellners Fotografien sind eine Art Bestandsaufnahme, um eine Situation, einen Zustand sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht um Inszenierungen, vorgegeben sind nur eine Bühnensituation und sich bewegende Darsteller. Die Akteure musizieren, singen, tanzen, wippen. Gellner unterwirft sich der Atmosphäre während einer solchen Session. Unterwirft sich den zufälligen Bewegungen, der Gestik und Mimik eines jeden Dargestellten. Im Zentrum steht das visuelle Erfassen von Aktionen – Gellner ist sich zwar im Moment der Aufnahme darüber bewusst, was das Bild später wahrscheinlich wiedergeben wird, den aktuellen Handlungsabläufen

gegenüber jedoch machtlos. Und es gibt viel zu sehen auf den Bildern. Da sind verwischte Motive, rasche Bewegungen, Instrumente, die herumgewirbelt, gedroschen, bespielt werden. Man entdeckt konzentrierte Blicke, vielleicht auch das ein oder andere verzerrte Gesicht. Den Anspruch ästhetischer Perfektion haben diese Fotos zugunsten der Darstellung einer fotografischen Erzählweise aufgegeben. Das ist es, was Gellner mit dieser Serie ausdrücken will – dem Zufall überlassene Schnappschüsse, die das Tun Anderer festhalten, uns davon erzählen. Und hiermit schließt sich der Kreis wieder zur Leidenschaft des Fotografen Johannes Gellner für den großartigen Pieter Bruegel, dessen meisterhafte Ausführung und Tiefsinnigkeit seiner Werke, den Wimmelbildern der Renaissance.

„20 - mal Jazzwerkstatt Graz“ Fotografien von Johannes Gellner

Ausstellungseröffnung: Donnerstag | 27. Jänner 2011 | 19:00 Uhr Graz, Orpheum Zur Ausstellungseröffnung sprechen der Grazer Kulturstadtrat Karl-Heinz Herper und Intendant Christoph Thoma Dauer der Ausstellung: 28. Jänner bis 31. März 2011 Montag bis Samstag 10.00 – 18.00 Uhr

Heide Spitzer

studierte in Graz Kunstgeschichte und absolvierte einen Lehrgang für Kulturmanagement in Wien.

Sieben Jahre lang arbeitete sie im Grazer Museum der Wahrnehmung – MUWA als Museumspädagogin und leitete die Galerie Nova im Rechbauerkino.

Seit 2009 bei den Grazer Spielstätten beschäftigt.

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extra sa, 29. jänner 2011, 19:30 Uhr

Reykjavik, Graz und retour Der Singer-Songwriter Helgi Hrafn Jónsson ist zurück!

Von Marie-Therese Rudolph

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erbindet man mit Island im ersten Moment die tourismustauglichen landschaftlichen Besonderheiten wie Gletscher und Vulkane, Nationalparks mit heißen Geysiren und kalten Wasserfällen oder den – zumindest für ÖsterreicherInnen – ungewöhnlichen Tierarten wie Rentiere, Polarfüchse und Wale, so hat man zumindest die Grundstimmung der von Fjorden durchzogenen

Insel im äußersten Norden Europas eingefangen.

Island hat mit seinen etwa 318.000 EinwohnerInnen nur etwas mehr EinwohnerInnen als Graz und das bei einer Fläche, die um ein Viertel größer als ganz Österreich ist. Die Weite des Landes, die stets spürbare Möglichkeit zu Rückzug und Einsamkeit sowie die Dominanz der Natur in ihrer massiven Archaik und Schönheit prägen wohl jeden, der dort aufgewachsen ist.

Gekonnte Arrangements und einprägsame Melodien Helgi Hrafn Jónsson fand bereits als Jugendlicher, mitten in den boomenden 1990er-Jahren, in Reykjavík in die lebendige Musikszene hinein, die sich bis heute international hält. Spielte er bis ins Alter von 18 Jahren in der Band „Bossanova“, die Jazz und lateinamerikanische Musik zu etwas energetischem Neuem verband und das auf unzähligen Tourneen durch die USA und Europa präsentierte, so trat er mit 19 Jahren, nach Abschluss seines Solo-Performer- und Posaune-Studiums, den Weg aufs Festland an: Jónsson ging nach Graz, um hier bei Carsten Svannberg und Ed Neumeister zu studieren. Seine fundierte Ausbildung ermöglichte ihm den Wechsel zwischen Stilen und Formationen, es ist also kein Widerspruch in seinem musikalischen Kosmos, wenn er innerhalb kurzer Zeit mit dem Iceland Symphony Orchestra als klassischer Posaunist, mit dem Chor „Voices of Europe“ und dem Komponisten Arvo Pärt und dem isländischen Superstar Björk zusammenarbeitete oder Mitglied der Grazer Folk-Rock-Band „Beefólk“ sowie der Jazz Big Band Graz war. All diese Erfahrungen machen den Komponisten und Sänger Jónsson aus: gekonnte Arrangements, einprägsame Melodien, mutiger Umgang mit Instrumentation. „Eine Stimme, an die man sich erinnert“ Und das Singen? Das hat er erst spät begonnen, genauer um Weihnachten 2002, als er mit etwas Heimweh die Mandarinen (die in seiner Kindheit

S9 in Island nur im Dezember erhältlich waren) im Supermarkt betrachtete und wusste, er müsse ein Lied schreiben, weil er bereits ein Studio für Aufnahmen gebucht hatte. Es wurde ein echtes Weihnachtslied, das im isländischen Radio saisonal große Beachtung findet. Das Singen und mittlerweile auch das Gitarrespielen stellten sich als große Bereicherung heraus: Helgi Jónsson traf damit genau den Nerv des Publikums. Größen wie die Landsleute Sigúr Ros oder die dänische Senkrechtstarterin Tina Dico engagierten ihn für ihre Tourneen – dem jungen Allround-Musiker standen alle Türen offen. Und 2005 war es dann soweit: Seine erste CD „Glóandi“ erschien und wurde von den KritikerInnen bejubelt. „In Jonssons PopRock-Stücken stecken so viel Emotion, Abwechslung und große Momente“, war da zu lesen, „dass man im besten Sinne Angst bekommt. Dazu hat er, was vielen abgeht: eine Stimme, an die man sich erinnert.“ Die Lieder setzten sich mit ganz unterschiedlichen Themen auseinander, eben mit allem, was ihn selbst bewegt: Da geht es einmal um die Zerstörung der isländischen Landschaften durch US-Aluminiumkonzerne und dann wieder um die Liebe in all ihren Facetten. Auch die Texte schreibt er selbst; sie entstehen allerdings erst so nach und nach, wenn ein Sound-Gerüst steht; das stellt ihn jedes Mal vor die größte Herausforderung, soll doch ein „Geflecht feiner Beziehungen zwischen Song, Sound und Text“ gesponnen werden. Helgi

Jónsson ist in jeder Hinsicht kreativ und hat auch dafür eine Lösung gefunden: Wenn der Text auf Englisch oder Isländisch nicht funktioniert, kreiert er eine eigene Sprache, von der er hofft, dass sie „die meisten Menschen für isländisch halten“.

Damit steht er nicht alleine, denn auch Jónsi Thór Birgisson, der Sänger von Sigur Rós bedient sich einer ähnlichen Methode. Dabei hätte die isländische Sprache sogar 32 Buchstaben und verzichtet völlig auf Fremdwörter. Auf der Insel wird alles „eingeisländischt“, das beste Beispiel: Internet heißt in der Landessprache „Weltverflechtung“. Ob sich Jónsson schon mal überlegt hat, auch einen Song auf Deutsch zu machen? Verfügt er doch über einen charmanten steirischen Akzent, der noch aus seiner Zeit in Graz herrührt.

Selbstbewusste Tradition Mittlerweile lebt Helgi Jónsson wieder auf der Atlantik-Insel und hat seine zweite CD „For The Rest Of My Childhood“ veröffentlicht. Seiner Kindheit ist er damit vollends entstiegen. Gekonnt setzt er seine Stimme ein, die vor allem im Falsett Gänsehaut aufkommen lässt. Was macht das Besondere der isländischen Pop-Musik aus? Worauf ist ihr Erfolg der letzten Jahre begründet? So verschieden die Bands sind, eines verbindet sie: Der Mut, einen eigenen Stil zu finden und dabei seine Wurzeln nicht zu vergessen.

Programm DO, 27. Jänner 2011, 19:00 Uhr

20 – mal Jazzwerkstatt Graz

Ausstellungseröffnung Gellner Galerie im Orpheum

extra fr, 28. jänner 2011 , 19:30 Uhr

Nordic Festival

Lepistö & Lehti Eivør Pálsdóttir

extra Sa, 29. Jänner 2011, 19:30 uhr

Nordic Festival

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Helgi Jónsson & Band

S10 Konzert

S8 Konzert

S10

extra fr, 28. Jänner 2011, 19:30 Uhr

Nordic Festival D

as Duo Lepistö & Lehti verbindet die zweifellos begnadeten Instrumentaltalente Markku Lepistö (Akkordeon) und Pekka Lehti (Bass) – zwei Musiker, die bereits die Geschichte der außerordentlich erfolgreichen finnischen Folk-Band Värttinä wesentlich prägten. Mit ihrem Duoprogramm und der nicht alltäglichen Kombination Akkordeon und Kontrabass verschreiben sie sich dem Naturprinzip „Weniger ist Mehr“.

Hier sind individuelle Persönlichkeiten am Werk, Musikanten im besten Sinne des Wortes, die sich dem gemeinsamen Ziel nach dem Prinzip „geben und nehmen“ nähern. Alles passt ganz selbstverständlich zueinander – oder wie es Lepistö & Lehti selbst beschreiben „sometimes music just happens“.

Die Kompositionen stammen zu gleichen Teilen von beiden Künstlern: Zusammen agieren Lepistö & Lehti an der Spitze zeitgenössischer akustischer Musik mit gelegentlichen Anklängen an Kammermusik und natürlich ist ein ausgeprägter nordischer Einfluss zu hören.

Eivør Pálsdóttir Eivør Pálsdóttir Gesang, Gitarre Mikael Blak Bass, Keyboard

Lepistö und Lehti Markku Lepistö Chromatisches und diatonisches Akkordeon Pekka Lehti Kontrabass

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ivør wuchs in Gota, einem kleinen Dorf auf den entlegenen Färöer Inseln, auf. Schon ihr gesamtes Leben lang hatte sie den Drang, etwas Kreatives zu schaffen und auf der Bühne zu stehen. Im Alter von 15 Jahren verließ das junge Mädchen voller Hoffnung die Schule, um ihrer Bestimmung zu folgen und das zu tun, was sie über alles liebte – Musik zu komponieren und Liedtexte zu schreiben.

Vieles hat sich seitdem verändert. Elf Jahre, fünf Soloalben und zahlreiche Awards später, ist Eivør zu einer erwachsenen und erfahrenen Musikerin gereift und eine der gefragtesten Künstlerinnen Skandinaviens.

Was Eivør so besonders macht ist aber nicht nur ihre inspirierende und atemberaubende Stimme, sondern auch die Tatsache, dass sie ein AllroundTalent bzw. eine Allround-Künstlerin ist – eine Malerin, Geschichtenerzählerin, Poetin und Komponistin. Diese geballte kreative Energie verbindet sich in ihren erstaunlichen und bezaubernden Darbietungen auf der Bühne, die das Publikum in seinem Inneren zu berühren vermögen.

extra sa, 29. jänner 2011, 19:30 Uhr

Helgi Jónsson & Band Helgi Hrafn Jónsson Gesang, Gitarre, Piano, Posaune Daniel Bödvarsson Bass, Gitarre Porvaldus Por Porvaldsson Schlagzeug, Piano „Ich hätte die Platte auch ,Songs For The Rest Of My Childhood‘ nennen können. Ob aber Überreste meiner Kindheit noch da sind oder ob die Kindheit doch ganz vorbei ist, weiß ich nicht. […] Ein Album hat in der Schaffensphase wesentlich mehr Bedeutung für mich als nach der Fertigstellung. Diese Zeit war eine besonders wichtige für mich. Ich habe die Platte selber produziert und mit Valgeir Sigurdsson (Produzent und Toningenieur für Künstler wie Björk, Bonnie Prince Billy, Camille, Cocorosie, Ane Brun) in seinem Aufnahme-Studio, Greenhouse in Reykjavik vollendet.

Außerdem bin ich während dieser Zeit von Österreich in meine Heimat Island zurückgezogen. Ich bin stolz auf das Ergebnis meines zweiten Albums und spiele die Musik auch irrsinnig gerne bei Konzerten vor.“

Mostar

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Programmvorschau der Grazer Spielstätten dO, 3. Februar, 20:00 UHR mo, 7. februar, 19:30 UHR Di, 8. februar, 20:00 UHR do, 10. februar, 19:00 uhr extra extra

do, 17. Februar, 19:30 UHR mi, 23. Februar, 19.30 uhr sa, 5. märz, 20:00 UHR fr, 11. märz, 19:00 Uhr sa, 12. märz, 20:00 Uhr

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So, 13. märz, 11:00 UHR sO, 13. märz, 20:00 uhr mi, 16. märz, 15:00 Uhr do, 17. märz, 20:00 UHR mo, 4. April, 15:00 Uhr di, 5. April, 10:00 & 15:00 Uhr fr, 15. april, 20:00 Uhr fr, 29. April, 20:00 Uhr SA, 30. April, 20:00 uhr

herbert Steinböck | Hin & Wider das abendessen | Teatro Tanztheater pennywise | Skalar Entertainment & Vojo Concerts Markus hofer die realitätstheorie | Ausstellungseröffnung Fat tuesday | Jazz im Orpheum Music act | Mondobyondo schandmaul | Skalar Entertainment literaturFestival: Literaturnacht | Grazer Spielstätten literaturFestival: arno geiger | Grazer Spielstätten literaturbrunch mit den strottern | Grazer Spielstätten letzte instanz | Vojo Concerts der gestiefelte kater | Piccolo-Kinderkonzert shenanigans | Grazer Spielstätten saitenspiele! | Concertino-Kinderkonzert cinello: Rosen | Kinderkonzert von 1 bis 3 Jahren christina stürmer | Vojo Concerts die dornrosen | Hin & Wider andreas vitasek | Vojo Concerts

Weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.spielstaetten.at Karten: 0316 / 8008 – 9000 | grazer@spielstaetten.at Das Team der Grazer Spielstätten: Christoph Thoma | Geschäftsführung, künstlerische Leitung Michael Tassis | Prokura, Marketing Heide Spitzer | Sekretariat, Assistenz der Geschäftsführung Ursula Fehle, Michael Jabbour | Betriebsbüro Sascha Sperdin, Eduard Mandl | Kartenverkauf Claudia Pucher, Peter Matscheko | Vertrieb Michael Doubek | Technische Leitung Kurt Schulz, Martin Schachner | Tontechnik Johann Horwath, Heribert Janzsa | Haustechnik Rolf Schreiber, Maximilian Mahler | Lichttechnik Michael Seinitz, Gerhard Siegert | Bühnentechnik Raphael Hammer | Lehrling Anja Faist | Praktikum

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hauptsponsor der grazer spielstätten

Impressum: Herausgeber: Grazer Spielstätten Orpheum, Dom im Berg und Schloßbergbühne Kasematten GmbH, Orpheumgasse 8, 8020 Graz Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Thoma Redaktion: Albert Seitlinger Credits: Eivør Pálsdóttir (Cover: Morten Rygaard, S 10: Michael Falgren), Karl-Heinz Herper (Foto Fischer), Christoph Thoma (Micheal Thurm), Music Act (Das Kunztfoto), Otto Hochreiter (Foto Furgler), Jazzwerkstatt Graz (Johannes Gellner), Helgi Jónsson (S 8: Jonatan Gretarsson, S 11: Gerhard Heller), Lepistö und Lehti (Nauska) Grafische Gestaltung: onomato gestaltungsgesellschaft Druck: Medienfabrik Graz Änderungen vorbehalten / Redaktionsschluss: 19.01.2011